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Wieder Zuhause lege ich mich einfach auf mein Bett und schließe die Augen. Wieso muss auch immer alles so kompliziert sein? Wie kann es angehen, dass Thomas, der so nett und bodenständig ist, so einen Sohn großgezogen hat?

Mit Musik in den Ohren und einem Buch auf meinem Schoß sitze ich auf dem Boden, gegen mein Bett gelehnt, und versuche mich abzulenken. Ich will mir einfach nicht vorstellen, dass John vielleicht mein Stiefbruder wird. Das wäre das Schlimmste, was ich mir in diesem Moment vorstellen kann. Aber soweit wird es doch wohl nicht kommen, oder? Ich meine es dauert doch, bis sich zwei Menschen so gern haben, dass sie für immer miteinander verbringen wollen. Und wenn es bei ihnen auch so lange dauert, bin ich vielleicht schon alt genug, um alleine zu wohnen. Ich hoffe es, denn das würde ich nicht aushalten. Ihn jeden Tag in der Schule sehen zu müssen, ist schon schlimm genug, und da würde ich es wirklich nicht ertragen, ihn auch noch zu Hause sehen zu müssen. 

Ich spüre, dass meine Lippen anfangen zu beben, reiße mich dann aber zusammen. Positiv denken. Es wird wahrscheinlich sowieso nicht so weit kommen. Ich lege das Buch zu Seite und  gehe wieder zurück in die Stube. Ich hoffe, dass wenigstens meine Mutter den Abend geniest. Ich stehe an der Wand gelehnt, und spüre dann mein Handy in meiner Hosentasche vibrieren. 

Wer schreibt mir denn um diese Uhrzeit noch?                                                                                                       Vielleicht ist es ja Brandon, der wissen will, wie es mir geht?                                                                             Wahrscheinlich eher nicht, denn woher sollte er denn auch wissen, dass es mir nicht gut geht? 

Ich hole mein Handy aus der Hosentasche und entsperre ist. Und wie erwartet ist die Nachricht nicht von Brandon, sondern von meiner Mutter. 

Von: Mama 

Hey mein Schatz. Ich wollte dir nur bescheid sagen, dass ich heute bei Thomas bleibe, wenn es für dich okay ist? Außerdem wollte ich dich noch fragen, ob es dir wieder besser geht, denn nach dem Gespräch mit John wolltest du ja schnell los, und ich glaube dir nicht hundertprozentig, dass es dir wirklich nicht gut ging. Du kannst es mir ruhig sagen, wenn du in ihn verliebt bist ;)

Liebe dich, Mama

In ihn verliebt? So sah es aus. 

An: Mama

Hey, alles gut, wie schon gesagt, mach dir einen schönen Abend.                          
Ich dich auch, Kylie

Ich beschließe auf den letzten Teil der Nachricht nicht weiter einzugehen, da es nichts bringen würde, wenn ich ihr jetzt versuchen würde irgendetwas zu erklären. 

Gerade als ich mein Handy wieder sperren will, merke ich, dass ich noch eine ungelesen Nachricht habe. Hat sie etwa so schnell geantwortet? 

Nein. Diesmal ist es nicht meine Mutter. Und nein, es ist auch nicht Brandon, was mir bewusst wird, als ich die Nachricht lese.

Von: Unbekannt

Entweder zu brichst den Kontakt zu Brandon ab, oder ich zeige nicht nur den ganzen Mitschülern, sondern auch deiner Mutter dieses Bild.

*Anhang*

Kein Absender, aber ich kann mir schon vorstellen, von wem das ist. War ja so klar, dass Sarah wieder irgendwie auftauchen muss, und sie es wieder schafft alles zu ruinieren. Ich verzichte darauf, denn Anhang zu öffnen, und lösche die Nachricht gleich wieder.

Jetzt muss ich mich entscheiden. Aber was soll ich tun? 

ShyDonde viven las historias. Descúbrelo ahora