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Einige Zeit später saßen wir beide in einem Fastfoodrestaurant.

Harry hatte mir genervt erzählt, dass es nichts besseres in der Gegend gab, aber das hatte mich nicht sonderlich gestört.

Hauptsache ich konnte Zeit mit ihm verbringen...

Ich gestattete mir einen kurzen Blick auf sein Profil: gerade Nase, volle Lippen und eine Haarsträne, die lose in sein Gesicht fiel.

Er war wortwörtlich perfekt, bis auf die Tatsache, dass sich ein Spritzer Ketchup auf seiner Wange befand.

"Du hast da etwas hängen" kicherte ich und fuhr mit meinem Finger einmal über seine Backe, sodass die Soße verschwand.

Seine Augen blieben amüsiert auf mir haften und seine Mundwinkel hoben sich.

"Danke fürs informieren" Er nahm erneut einen Bissen von seinem Hamburger und ich tat es ihm gleich.

Nachdem ich das Vibrieren meines Handys vernommen hatte, warf ich einen kurzen Blick auf das Display. Eine Fehlentscheidung, denn sofort wurde ich wieder daran erinnert, weshalb ich eigentlich hier war.

"Wir vermissen dich"

stand dort in Großbuchstaben geschrieben und augenblicklich bildete sich ein Kloß in meinem Hals.

"Alles in Ordung Aria?"

Harry schien bemerkt zu haben das etwas nicht stimmte, den er musterte mich besorgt. "Ja, es ist nur..., irgendwie vermisse ich meine Mum und meinen kleinen Bruder" Ich lächelte traurig.

Es war mir unangenehm mit Harry über dieses Thema zu sprechen. Immerhin kannte ich ihn noch gar nicht so lange und außerdem wollte ich ihn nicht unnötig mit unseren Familienproblemen belasten.

Er jedoch überraschte mich, indem er meine Hand mit seiner umschloss und sanft über meinen Handrücken streichelte. Ich versuchte die Achterbahnfahrt in meinem inneren zu ignorieren.

"Wieso genau lebst du bei deinem Dad? Du musst nicht mit mir darüber reden, wenn du nicht möchtest"

Irgendetwas hatte Harry an sich, was mich beruhigte und gleichzeitig verspührte ich den Drang mit ihm über die ganze Sache zu reden.

"Meine Eltern haben sich getrennt" Ich versuchte die Tränen, die sich in meinen Augenwinkeln gebildet hatten zu verdrängen.

Ich wollte vor ihm nicht wie ein kleines, zerbrechliches Mädchen wirken.

Ich hatte schon immer eine spezielle Bindung zu meinen Eltern gehabt. Sie waren mir sehr wichtig und ich liebte es Zeit mit meiner Familie zu verbringen.

Zumindest war das so gewesen, bevor die regelmäßigen Streitereien begonnen hatten.

"Mein Bruder bleibt jetzt eine Weile bei meiner Mutter in Amerika und ich bei meinem Vater" berichtete ich Harry und er nickte verständnisvoll.

"So ähnlich war es bei meiner Familie auch", ließ er mich wissen "Allerdings waren ich und meine Schwester zu dieser Zeit noch ziemlich klein, für uns war es wahrscheinlich nicht so schlimm wie für dich und deinen Bruder"

Er hatte also eine Schwester.

"Vielleicht sollte ich das Thema wechseln und dich ein wenig ablenken" lachte der Lockenkopf und ich konnte nicht anders, als mit einzustimmen.

Sein Lachen war ansteckend.

"Vielleicht kannst du mir ja mal deine langweilige Heimat zeigen... gibt es hier eigentlich irgendetwas, das man hier an den Wochenenden machen könnte?"

Meine Neugier brachte mich dazu, ihn mit Fragen zu überhäufen.

"Nicht wirklich, aber es gibt tatsächlich etwas, das ich dir zeigen könnte" grinste er und seine Grübchen kamen zur Sicht.

Er stand von unserem Tisch auf und brachte unser Tablett mit dem Abfall zurück an die Kasse.

Das zweite mal innerhalb einer Woche kam ich mir vor wie eine Hauptattraktion, denn zahlreiche Blicke lagen auf uns, als wir das Restaurant gemeinsam verließen.

"Was haben die denn?" flüsterte ich Harry zu, der das Geschehen ebenfalls bemerkt zu haben schien. "Ach, die sind es nur nicht gewöhnt, dass ich ein Mädchen ausführe" kicherte er und legte einen Arm um meine Schulter.

Ich spürte wie mir warm wurde, während er die Worte aussprach.

"Soso, das ist also ein Date?" Ich zog meine Augenbrauen nach oben und versuchte ernst zu bleiben, allerdings konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.

"Wenn du es ein Date nennen möchtest" zwinkerte er mir zu.

Verwunderung machte sich in mir breit, als wir an seinem Wagen vorbei liefen.

"Willst du dein Auto einfach hier stehen lassen?" fragte ich ihn irritiert, doch er winkte nur gelassen ab.

"Der Ort, den ich dir zeigen möchte ist nicht weit weg, wir brauchen kein Auto"

Wir bogen in eine schmale Gasse, die mir bis gerade eben noch unbekannt gewesen war. Sie führte zu einem kleinen Park.

Er war nicht besonders groß, doch dafür war er mit reichlichen Blumen und einem See ausgestattet. Dieser Platz war wirklich wunderschön.

Als Harry mein fasziniertes Gesicht sah grinste er triumphierend. "Ich wusste dass es dir gefällt. In diesem Punkt seid ihr Mädchen fast alle gleich"

Verträumt lief ich an das Ufer des Sees und betrachtete die glänzende Oberfläche des Wassers, in dem sich einige Strahlen der Sonne spiegelte.

In Amerika gab es weit und breit nur Hochhäuser, es kam selten vor dass man dort einen See, geschweige denn einen Park zu Gesicht bekam, der nicht künstlich angelegt worden war.

Umso schöner fand ich es, hier in Holmes Chapel einen solchen Ort vorzufinden.

Harry hatte sich neben mich gestellt und ebenfalls auf da Wasser gestarrt. Vorsichtig schlang ich meine Arme um seinen Körper und zog ihn in eine Umarmung.

"Danke, dass du  mich hier her gebracht hast" hauchte ich in seine Halsbeuge.

Nachdem wir noch eine Weile im Gras gesessen und den Sonnenuntergang beobachtet hatten, machten wir uns wieder auf den Weg zu Harry's Auto.

Schweigend öffnete er mir die Beifahrertür und auch die Fahrt verlief, ohne dass wir ein Wort miteinander wechselten.

Das einzige, was aus meinem Mund kam, war meine Adresse, sodass Harry mich vor dem Haus meines Vaters absetzen konnte.

Ich stieg aus dem Range Rover und verabschiedete mich von ihm, bevor ich an die Haustür trat und nach meinem Schlüssel kramte.

Ich wollte den Schlüssel gerade ein weiteres Mal im Schloss herumdrehen, da wurde ich auf einmal in zwei starke Arme gezogen, die sich von hinten um mich schlossen.

Harry war mir anscheinend doch nachgelaufen, denn nun befand er sich mir gegenüber. Unsere Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt und mein Herz schlug Purzelbäume.

Wie sehr wollte ich seine Lippen auf meinen spüren.

Harry neigte seinen Kopf nach unten, sodass einige seiner Locken bereits mein Gesicht kitzelten, doch das Geräusch eines Motors unterbrach uns.

Der Mercedes meines Vaters fuhr langsam in die Garage und Harry eilte wie von der Tarantel gestochen ebenfalls zu seinem Wagen.

Ich war mir nicht sicher ob ich richtig gesehen hatte, aber irgendwie hatte er verängstig gewirkt.

Author's Note:

Neues Kapitel :)) Wenn es euch gefällt hinterlasst doch bitte einen Vote oder ein Kommentar, ihr glaubt gar nicht wie sehr ich mich immer darüber freue. Ich wünsche euch allen noch schöne Ferien und ein fröhliches Osterfest xx

Hostile || h.sWhere stories live. Discover now