Ich könnte dich nie hassen

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Ich und Maddy saßen zusammen in der Garage und verfolgten das Rennen. Ich hatte nicht die Möglichkeit, nochmal mit Lando zu reden, weshalb ich nervös mit meinem Bein wippte. Eine doofe Angewohnheit von mir, wenn ich nervös bin oder dringend etwas loswerden musste. Caroline regte sich jedes mal darüber auf, denn sie meint dann immer:  "Hör auf du machst mich auch ganz nervös" wenn es nur so leicht wäre einfach aufzuhören. Zumindest beiße ich nicht auf meinen Nägeln herum, das macht Hailey zum Beispiel immer wenn sie nervös war und ihre Nägel sind dementsprechend abgerissen und kurz. Die Angewohnheit finde ich schlimmer als mein wippendes Bein. "Beruhig dich, du wirst schon noch mit ihm reden können" Maddys Stimme riss mich aus meinen Gedanken und sie legte beruhigend ihre Hand auf mein Bein. "Ich bin trotzdem nervös" "Das kannst du auch sein, ich meine es war nicht gerade sehr schlau von dir Lando zu ignorieren, mir macht das nichts aus, aber du weist wie sehr ihn das verletzt" Wo sie Recht hat hat sie Recht. "Letzte Runde" ertönte die Sprecherstimme aus dem Fernseher und unsere Augen richteten sich wieder auf den Bildschirm. Lando war kein gutes Rennen gefahren. Er hatte Positionen verloren und war mit Platz 13 nicht mal in den Punkten. Enttäuscht schüttelte ich meinen Kopf. "Das nächste Rennen wird bestimmt besser laufen" wieder mal war es Maddy die die passenden Worte fand. "Komm mal mit ich muss dir was zeigen" Maddy schnappte mich an meinem Arm und zog mich von meinem Klappstuhl aus der Garage.

"Man Maddy wie weit ist es denn noch?" stöhnte ich. "Wir laufen seit einer halben Stunde nur bergauf, ich kann nicht mehr" "Hör auf zu meckern wir sind gleich da" rief sie und hüpfte weiter nach oben. Wie kann man so viel Energie haben? Ich meine ich bin jetzt nicht unsportlich oder so, aber dieser Berg ist mein Todesurteil und Maddy hüpft hier hoch wie ein Reh über die Straße, als wäre es nichts. Maddy blieb endlich stehen und reichte mir die Hand. Ich nahm sie dankend an und sie zog mich die letzten Meter bis zur Spitze des Berges hoch. "Und was soll hier jetzt... Wow" mir verschlug es die Sprache und meine Augen wurden riesig. Vor uns lag die Strecke und die Landschaft mit einer kleinen Stadt in der Entfernung. Die Strecke war Orange gefärbt, von der untergehenden Sonne und lag ganz ruhig einfach nur da. Keine Autos die darüber heizten einfach nur die stille. Es war wunderschön. "Carlos hat mir das hier gezeigt" grinste Maddy. "Es ist wunderschön" ich konnte meine Augen gar nicht mehr von der Aussicht lösen. Als ich zu Maddy blicken wollte, fiel mir auf dass sie nicht mehr neben mir stand, sondern sich in die Wiese fallen gelassen hat und ihre Beine über den Abgrund baumeln ließ. "Pass bloß auf du Verrückte" kicherte ich und setzte mich neben sie. Wir ließen die angenehme Stille auf uns wirken und entspannten uns ein wenig. Bei so einem stressigen Alltag war uns diese kleine Auszeit echt gegönnt. Ich schloss meine Augen und lies meinen Gedanken freien lauf. Sofort flogen sie zu Caroline und Hailey nach Hause. Was sie wohl gerade machen? Bestimmt schauen sie sich süße Hundewelpen an, oder hatten womöglich schon einen gekauft. Der Hundekauf stand aufjedenfall ganz oben auf meiner To-Do Liste sobald ich wieder Zuhause bin. Denn dieses mal bin ich nicht nur 4 Tage Zuhause, sondern mindestens 10, wenn nicht länger. Ich malte mir aus, welche Hunderassen ich gerne haben würde und stellte eine Top 3 Liste auf. Auf dem Ersten Platz steht natürlich ein Schäferhund. Hailey schwärmte so viel von diesem Bucky und das Bild, welches sie mir gezeigt hatte ließ auch mein Herz flattern. Auf Platz 2 steht ein Husky. Klar brauchen die viel Auslauf, aber Caroline und Hailey haben eh zu viel Freizeit und so wäre ihnen niemals langweilig. Platz 3 teilen sich zwei Hunderassen, da ich mich nicht so ganz entscheiden kann. Ein Dobermann und ein Dackel. Ich weiß dass diese Hunderassen das komplette Gegenteil voneinander sind, aber ich kann mich nicht entscheiden ob ich lieber einen Hund hätte mit dem man faul auf dem Sofa liegen kann und der absolut niedlich aussieht und in eine Handtasche passt, wie ein Dackel. Oder ob ich lieber einen Hund hätte, der absolut gut und ein bisschen gefährlich aussieht und der einen beschützen kann. Mit einem Dobermann kann man bestimmt auch gut auf dem Sofa kuscheln. Ich muss unbedingt Hailey und Caroline schreiben, welche Hunderassen ich mir vorstelle. Dann können wir gleich ins Tierheim, wenn ich Zuhause bin. "Über was denkst du nach?" Maddys ruhige Stimme durchbrach die Stille und meine Augen flatterten wieder auf, geblendet von der doch sehr hellen Sonne. "Über Hundewelpen" mit dieser Antwort hätte Maddy in Hundert Jahren nicht gerechnet. "Wie Klischee Haft. Der Typische Traum eines jeden Mädchen, wenn sie nicht gerade über ihren Traumtypen nachdenken" kicherte Maddy. "Welpen sind einfacher als Typen. Die können gar nicht sauer auf ihren Besitzer sein" seufzte ich und Maddy legte ihren Arm um meine Schultern. "Ich wiederhole mich ja nur ungerne, aber Rede mit ihm. Vielleicht ist er ja noch an der Strecke" Sofort sprang Maddy auf und zog mich an meinen Armen auch auf die Füße. Ich protestierte mit einem grummeln, doch Maddy marschierte einfach los. Wohl oder übel kam ich um ein Gespräch mit Lando nicht mehr herum, außer ich habe Glück und er ist schon ins Hotel gefahren.

Zurück auf dem Paddock liefen wir direkt zum Motorhome. Es herrschte noch immer reges Treiben auf dem Gelände und überall sprangen auch noch ein paar Fahrer herum. Meine Hoffnung, dass Lando schon im Hotel war, erstarb als ich den Briten vor dem Motorhome entdeckte. Na ganz toll. Ich spürte Maddys Hand auf meinem Rücken und sie schob mich sanft in seine Richtung. "Du schaffst das" flüsterte sie mir ins Ohr. Ich schluckte schwer und lief dann entschlossen auf ihn zu. 'Ok du schaffst das, sag ihm einfach was passiert ist' hörte ich meine innere Stimme zu mir sagen. Doch als Landos Augen meine trafen, wurden meine Knie ganz weich. Oh Gott! Panik Panik Panik.

Meine Beine trugen mich dennoch weiter und nun stand ich vor ihm, mein Herzschlag bis zum Hals und knallrot im Gesicht. Eigentlich bin ich nicht so ein Schisser wenn es darum geht, mit anderen Menschen zu reden, aber bei Lando war das irgendwie anders, weil ich weis dass ich Scheiße gebaut habe. Wie fange ich das jetzt am Besten an? Sag ich gleich was los ist? Soll ich mich erst entschuldigen? Oder sollte ich ihm einfach Hallo sagen? "Hey Elle" Ahhh es redet mit mir! Ok mist da komme ich jetzt nicht mehr raus. "Hey" stotterte ich also und strich mir nervös eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es herrschte eine peinliche Stille zwischen uns, aber zum Glück ergriff Lando das Wort. "Lass uns wo anders hingehen" sagte er ruhig und lief ins Motorhome. Ich folgte ihm in seinen Driver Room, wo er sich direkt auf das Sofa fallen lies und mich erwartungsvoll ansah. Ich schloss die Tür hinter mir, blieb aber direkt davor stehen, um abhauen zu können für den Fall der Fälle. "Ok also, ich weis dass aktuell irgendwie alles so komisch ist und es tut mir so leid, dass ich dich ignoriert habe aber ich musste und ich kann dir nicht sagen warum, weil das einfach nicht geht und ich weis, dass du sauer auf mich bist und mich wahrscheinlich hasst aber ich mache das nicht zum Spaß..." die Worte flogen wie ein Wasserfall einfach aus mir raus. Landos Augen waren immer noch auf mich gerichtet aber er sagte nichts. Wieso sagt er nichts? Hab ich was falsches gesagt?

Er stand schließlich auf und kam ein paar Schritte näher. Seine Augen funkelten in dem dämmernden Licht der untergehenden Sonne und seine Locken sahen wie immer perfekt aus. "Ich hasse dich doch nicht" sagte er schließlich mit leiser Stimme. Ich atmete erleichtert aus und das Atmen fiel mir schon etwas leichter. "Ach nein?" fragte ich, nur um nochmal sicher zu gehen, dass ich mich nicht verhört hatte. "Ich könnte dich nie hassen, eher das Gegenteil. Klar ich fand es echt scheiße, dass du mich ignoriert hast und ich würde zu gerne wissen wieso, weil ich dachte dass wir über alles reden könnten" seine Stimme klang traurig und er senkte seinen Blick zu Boden. Ihn so zu sehen zerriss mein Herz in Tausend Stücke. Ich legte meine Hand an seine Wange, sodass er mich ansah. "Ich würde es dir echt gerne sagen, aber das kann ich leider nicht es tut mir so leid" "Ich denke, damit komme ich klar, aber ignoriere mich nie wieder" sagte er mit einem Schmollmund. "Nie wieder versprochen" flüsterte ich und zog ihn in meine Arme. Er legte sofort seine Hände auf meinen Rücken und legte seinen Kopf auf meine Schulter. Er schob mich etwas nach hinten und ich spürte die Tür in meinem Rücken und war nun gefangen zwischen Tür und Landos Körper. Er löste sich ein Stück von mir und sah mir tief in die Augen, unsere Gesichter nur ein paar Zentimeter auseinander. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Gesicht und mir lief Gänsehaut über den ganzen Rücken. Er lehnte sich langsam weiter nach vorne und ich schloss meine Augen. Im nächsten Moment spürte ich seine weichen Lippen auf meinen, die sofort zu kribbeln begannen. Er nahm mein Gesicht in seine Hände und drückte mich mehr gegen die Tür. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und strich ihm durch die Locken. Der Kuss war intensiv und wunderschön und für diesen Moment blieb die Welt stehen.

"Das sollten wir nicht tun" hauchte ich, als ich mich von ihm löste. "Wieso?" flüsterte er nun auch. Ich drückte ihn von mir weg. "Aus dem Grund den ich dir nicht sagen kann" ich sah ihn mit flehenden Augen an, bevor ich die Tür hinter mir öffnete und mit einem "Es tut mir leid" aus dem Zimmer eilte und Lando einfach zurück lies. 

Following Dreams || Lando NorrisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt