DALYA
Sonntagmittag, 21.03
Mein Körper spürte ich mittlerweile nicht mehr. Jede Stelle meines Körpers tat weh. Die Wunden brannten und jeden Tag, wenn er kam, wurden die Wunden noch schlimmer als ein Tag davor. Zudem wusste ich nicht, wo ich bin und welchen Tag wir hatten. Ich hörte die lauten Schritte, die immer näher kamen und schön öffnete sich die Tür.
„Deine dumme Freundin sucht die Stadt ab. Weißt du mit wem? Mit Arin. Zwei dumme ein Gedanke."
Can packt mich am Kinn und zwingt mich in seine Augen zu schauen. „Arin ist natürlich dabei, weil er Gründe sucht, um mich zu verhaften, doch sie werden dich nicht finden."
Wenn du wüsstest, Can. Wenn du wüsstest.
„Du wirst für alles bezahlen", sagte ich und Can lacht laut auf. „Vielleicht, mal sehen, aber deshalb bin ich nicht hier, du hast mich inspiriert. Ich habe etwas ganz besonderes mit dir vor."
Er steht auf, fängt im Zimmer auf und abzulaufen. „Du hast mal eine Serie geschaut.", er grinste breit. „Wo die Frau aus Versehen befruchtet und schwanger wurde."
„Nein, Can", sagte ich, als ich verstand, worauf er hinaus wollte. „Auf gar keinen Fall!"
Er deutet auf die leere Wasserflasche. „Gleich wirst du einschlafen und bis du wieder aufstehst.", sein Grinsen wurde immer größer. „Ist die Ärztin schon längst fertig."
Ich warf alles, was ich in die Hand bekam auf ihn. Schreite und brüllte, das was das Zeug hielt. Auch wenn ich wusste, dass es nichts bringen wird. Ich war umzingelt von seinen Leuten, die sowieso nichts taten.
„Brüll nicht!", zischte er. „Sei froh, dass ich dich nicht gegen deinen Willen anfasse, was ich eigentlich ohne zu zögern machen würde, aber die Wahrscheinlichkeit ist einfach höher, wenn die Ärztin dich direkt befruchtet."
ARIN
Montagmorgen, 23.03
„Du hast Besuch.", mein kleiner Bruder Kenan stand vor meiner Zimmertür.
„Wer ist es denn?", fragte ich nach und er lächelt.
„Lara, Helin und Pelin.", er lächelte noch breiter, als Pelins Namen fiel. „Wusstest du, dass sie kommen?"
„Nein", sagte ich und lief die Treppen runter ins Wohnzimmer, wo die Mädels saßen.
„Lara.", ich zwang mich zu einem Lächeln als ich sie im Wohnzimmer entdeckte und begrüßte auch die Zwillinge.
„Helin und Pelin haben eine Liste angefertigt mit Adressen, wo Can Immobilien hat. Die, die verdächtig sind, habe ich markiert und ich war schon an einigen Adressen an."
Ich seufzte laut auf. „Du wolltest nicht alleine handeln."
„Wann werden sie finden?", mit glasigen Augen sieht Pelin zu mir und Kenan setzt sich sofort ihr, um sie zu trösten.
„Ich hoffe, bald."
„Sie wird niemals aussagen über Can", murmelte Helin seufzend und Lara nickte zustimmend. „Helin, Pelin.", ich sah die Zwillinge an. „Ich denke, dass Can gegen euren Vater etwas in der Hand hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eure Mutter sich überhaupt keine Gedanken und Sorgen macht. Beobachtet es und eventuell findet ihr etwas."
„Hier war ich nicht.", Lara zeigt auf eine Adresse. Ich blickte auf die Adresse, doch dann fiel mir etwas ein.
Flashback
„Dalya und ich haben ein Haus in Norddeutschland. Es kennt niemand, wenn wir mal alleine sein wollen, dann geht es immer dahin. Die Insel heißt Föhr, wunderschön. Toll zum Entspannen."
Flashback Ende
„Sie sind in Schleswig-Holstein auf der Insel Föhr.", ich nahm die Liste in die Hand und ging jede Adresse durch, doch das Haus in Föhr war nicht dabei. Schnell griff ich nach meinem Handy und wählte Kians Nummer, der gerade im Revier war.
„Kian! Bist du am Pc?", fing ich sofort an, als er abhob. „Ja? Was kann ich für dich tun?"
„Schau mal, ob Can in Föhr ein angemeldetes Haus hat. Wenn du nichts findest, schau unter Dalyas Namen, seiner Schwester oder Eltern."
„Okay, ich schaue sofort."
„Super", bedankte ich mich und nahm mir schonmal ein Zettel um mir die Adresse zu notieren.
„So sicher, dass Dalya dort ist?", fragte Kenan grinsend und ich nickte. „Hast du was gefunden, Kian?"
„Ja warte.", Ich hörte, wie er auf irgendwelche Tasten drückte. „Er hat ein Haus dort."
„Helikopter und kontaktiere schonmal die Polizei in Schleswig-Holstein. Es könnte sein, dass sie in Schwierigkeiten steckt."
„Ne havalıymış Abim'in polis olması", sagte Kenan lachend, während ich noch mit Kian am Telefon sprach.
(Ich wusste garnicht, dass es so cool ist, wenn der eigene Bruder ein Polizist ist.)
„Darf ich mitkommen?", fragte Lara und hängte noch ein bitte dran. „Grundsätzlich ja, aber ich kann euch nicht alle mitnehmen", sagte ich und blickte zu den Mädels.
„Für uns ist es auch in Ordnung, wenn Lara mitgeht", sagte Helin lächelnd.
„Hauptsache ihr kommt mit ihr wieder zurück", seufzte Pelin und ich nickte. „Werden wir."
Also ging es auch direkt los. Gemeinsam flog ich mit meinem Team und Lara nach Föhr. Doch irgendwie war in mir ein mulmiges Gefühl. Dieses komische Gefühl, wenn man vor einem wichtigen Gespräch ist oder wenn man seine Prüfung zurückbekommt.
„Alles in Ordnung?", fragte mich Lara und sieht tief in meine Augen. „Du siehst so.", sie macht eine kleine Pause ehe sie weiter spricht. „Hoffnungslos aus."
„Alles bestens, Lara", lächelte ich und sie nickte.
Nachdem wir gelandet sind, fuhren wir auch direkt zum Haus. Desto näher wir kamen, desto komischer wurde das Gefühl in mir. „Wir sind da, das Haus ist umzingelt, falls jemand auf den Gedanken kommt, abzuhauen.", sagte Kian und ich stieg aus dem Auto aus.
„Dann wollen wir mal", sagte ich und wollte aufs Haus zulaufen, doch Lara hielt mich am Handgelenk fest und drehte mich zu sich. „Arin."
Sie hatte ein trauriges Lächeln im Gesicht. „Sei nicht enttäuscht, wenn sie immer noch auf seiner Seite steht. Ich versuche Dalya schon seit Jahren zu überzeugen, aber es klappt nicht."
„Ich werde es versuchen", sagte ich seufzend, lief aufs Haus und klingelte an der Haustür an. Ein junges Mädchen öffnet die Tür und ich zeigte ihr mein Polizeiausweis ehe ich hereintrat.
„Arin!", ich drehte mein Kopf nach rechts. Can kam lachend die Treppen hinunter.
„Wo ist Dalya?", fragte Lara sofort.
„Im Schlafzimmer", grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust.
„Wieso geht sie nicht ans Telefon?", stellte Lara, die nächste Frage.
„Vielleicht hat sie keine Lust auf dich."
„Ich möchte mit Dalya Serez sprechen und sehen. Sie wird vermisst seit über zehn Tagen", sagte ich bestimmt. „Sofort."
„Meine Frau kann momentan meine Gäste empfangen."
„Sie liebt dich nicht, Can. Lüge dich nicht selbst an. Meine Frau hier und da! Was für eine Frau! Wenn versuchst du hier anzulügen!", rief Lara und wollte auf ihn losgehen, doch ich hielt sie an der Hüfte fest. „Nur, weil du selbst unglücklich bist, weil du alleine bist. Musst du nicht eifersüchtig auf Dalya sein!"
CAN
einige Stunden vorher
Es ist nun ein Tag vergangen seit der Behandlung. Bald wird sie mein Kind auf die Welt bringen, danach das zweite und dritte Kind. „Guten Morgen", sagte ich, als ich sah, das Dalya blinzelte.
Es klopfte an der Tür. „Was ist Akin?", er öffnet die Tür und ich drehte mich zu ihm. „Sie haben das Haus umzingelt!", sagte Akin und ich runzelte die Stirn.
„Wer, Akin?"
„Die Polizisten, die wahrscheinlich im Auftrag von ..."
„Arin hier sind! Verdammt!", ich stand auf und schaute aus dem Fenster, wo ich einige Polizisten sah.
„Okay, raus! Ich kümmere mich um alles!", ich schickte Akin hinaus und blickte zu Dalya, die endlich wach war.
Ich setzte mich vor sie hin und nahm ihr Kinn zwischen meine Finger. „Hör mir gut zu, Dalya. Ich bringe als erstes deine Mutter um, wenn du gleich nicht mitmachst! Arin wird gleich hier sein", sagte Can. „Du wirst alles tun, was ich dir sage, ansonsten ist erst deine Mutter tot, dann Helin? Oder doch lieber Pelin? Vielleicht beide? Lara ist ja auch noch da."
ARIN
„Lass mich los, Arin!", sagte Lara und wollte meine Hand von ihrer Hüfte befreien.
„So erreichst du nicht, Lara", sagte ich ruhig und versuchte meine eigene Wut zu kontrollieren. „Rein gar nichts erreichen wir so, Lara!"
„Can? Wer ist da?", als ich ihre Stimme hörte, vergisst mein Herz für eine Sekunde zu schlagen. Wieder in Weiß gekleidet, stolziert Dalya die Treppen hinunter.
„Lara? Arin?", sie sah fragend zu uns und ich ließ Lara sofort los.
„Dalya, ich rufe dich seit Tagen an. Wieso gehst du nicht ran? Ich sterbe hier vor Sorgen und du?", sie mustert Dalya fragend.
„Can und ich wollte einige Tage Ruhe haben, Lara. Mein Handy ist kaputt. Wir wollten morgen zurück in die Stadt kommen.", während Dalya sprach, kam sie nicht einmal auf die Idee in meine Augen zu schauen. Sie tat so, als wäre ich nicht da.
„Hält er dich gegen deinen Willen hier?", fragte Lara direkt und Dalya lachte laut auf. „Lara! Spinnst du?", und schon lief Lara auf Dalya zu. „Zeig her.", sie wollte Dalyas Bluse hochziehen, doch Dalya hindert sie daran und schubst Lara weg.
„Geht es dir gut? Ich bin mit meinem Ehemann hier! Alles ist gut! Was kontaktierst du die Polizei? Es ist alles gut, Lara!", zischte Dalya und wurde lauter.
Es ist nicht nur die Polizei, sie hat mich kontaktiert.
Ich sah, wie Lara über ihre Wange wischte. „Ist das, dass letzte was du sagen möchtest?"
„Ist es!", sagte Dalya und Lara nickte wissend. „Okay."
„Wir können gehen, Arin.", sagte Lara und sieht mich mit gefüllten Augen an.
„Du tust alles, damit ich ins Gefängnis komme. Nicht wahr?", lachte Can. „Deshalb bist du wieder mit Lara hier. Dachtest du, dass ich meiner Frau etwas antue? Das wäre ein Grund um mich zu verurteilen, oder?"
Ich schaute ein letztes Mal in Dalyas Augen ehe ich das Haus Tür zuknallend verließ.
Ich blickte zu Lara, die aufs Auto zulief. „Lara!", rief ich und sie blieb stehen.
„Es tut so weh!", sie drehte sich um und schluchzte. „Es tut so weh!"
Ich ging die letzten Schritte zu ihr und nickte. „Sie lügt für ihn, Arin! Sie hatte doch nur Angst, diese Bluse hochzuziehen als wüsste ich nicht, dass ihr Körper voll mit...", ihre Stimme brach ab und sie weinte noch lauter.
Ich drückte sie an ihren Kopf gegen meine Brust und strich über ihren Rücken.
DALYA
Sofort lief ich hoch ins Zimmer und schloss die Tür ab. Ich ging ans Fenster und schaute auf die Einfahrt hinaus. Die Tränen liefen bereits über meine Wangen. Ich habe Lara so weh getan! Das verdient sie gar nicht! Sie lief schnell davon, doch blieb stehen. Schnell eilte Arin zu ihr und sie sprachen miteinander ehe sie sich umarmten.
Er umarmte sie innig, doch in dem Moment legte auch Lara ihre Arme um seinen Körper. Ein weiterer Polizist kam dazu und sie lösten sich voneinander. Arin legte seinen Arm um ihre Schulter und sie liefen davon.
Wenn er sich umdreht und zurückschaut, dann haben wir noch eine Chance... Bitte ...
Ich zuckte zusammen, als ich hörte, wie Can gegen die Tür hämmerte und schnell drehte ich mich von Fenster weg.
ARIN
Ich drehte mich ein letztes Mal zum Haus und seufzte. Es wird nicht so enden. Ich werde es nicht zulassen.
Einige Stunden später
Frisch geduscht ließ ich mich auf mein Bett fallen und seufzte laut auf. Sie machte mich fertig. Mehr als nur fertig.
DALYA
Seit Stunden saß ich einfach auf dem Boden und blickte ins Leere. Ich hatte heute zwei Menschen ziemlich fertig gemacht und vielleicht auch verloren.
ARIN
Wieso versteht sie nicht, dass ich alles für sie machen würde? Ihr helfen würde? Wieso beschützt sie ihn immer noch?
DALYA
Eigentlich versuche ich alle nur von ihm zu beschützen. Selbst Arin musste ich von ihm beschützen. Niemand wusste, wie gefährlich Can sein konnte.
ARIN
Ist das Leben wirklich so schwer oder machen wir Menschen uns das Leben schwer? Ich denke, dass wir Menschen es sind, die sich das Leben schwer machen.
DALYA
Zudem hoffte ich die ganze Zeit, dass die Befruchtung nicht klappte. Es durfte einfach nicht klappen! Ich durfte einfach nicht so schnell schwanger werden! Nicht von ihm!Alles ist schwer im Leben, dass kann jetzt nicht so einfach sein.
Grinsend kam Can durch die Tür und sieht zu mir. „Findest du nicht auch, dass Lara und Arin zusammen gut aussehen? Denkst du, das wird was?"
~
Lara und Arin...Hmmm...Was sagt ihr?