Sunhunters

By wolkenbonbons

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• 2021 Wattys Winner • „Hey, ihr Wichser, beamt mich hoch", verlangt eine verwaschene Stimme aus dem Lautspre... More

vorwort
playlist + visuals
1 - Matthias Green
2 - Clara de Flocon
3 - Matthias Green
4 - Matthias Green
5 - Clara de Flocon
6 - Matthias Green
7 - Matthias Green
8 - Clara de Flocon
9 - Clara de Flocon
10 - Clara de Flocon
11 - Matthias Green
12 - Matthias Green
13 - Clara de Flocon
14 - Clara de Flocon
15 - Clara de Flocon
16 - Matthias Green
17 - Matthias Green
18 - Matthias Green
19 - Clara de Flocon
20 - Clara de Flocon
21 - Clara de Flocon
22 - Matthias Green
24 - Clara de Flocon
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66 - Clara de Flocon
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69 - Clara de Flocon
70 - Matthias Green
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73 - Matthias Green
74 - Clara de Flocon
75 - Clara de Flocon
76 - Matthias Green

23 - Matthias Green

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By wolkenbonbons

„Guten Vormittag, Babies", grüße ich huldvoll.
Ich steht auf dem Dozentenpult, stütze mich auf einen Gehstock mit silbernem Knauf und trage wieder einmal keine Uniform, sondern eine verwaschene Jeans und ein Band T-shirt, an dem sich die stilisierte Sonne mit dem Dreieck in der Mitte, gerade noch so festklammert.
„Siren, General Taylor, ist heute den ganzen Tag für die Föderation in geschlossenen Meetings. Deswegen machen wir Hübschen uns heute einen richtig schönen Tag. Gesichtsmasken, Fußmassagen, Saunabesuch und ein bisschen Todesangst. Das volle Programm."

Ich sehe, wie Clara den Mund verzieht. Sie wirft dem rothaarigen Hünen namens Crimson einen langen Blick zu. Die beiden waren die ersten, die bemerkt haben, dass heute etwas ganz und gar nicht stimmt. Zugegebenermaßen habe ich es dem Schneeflöckchen schon zuvor auf die Nase gebunden.
Der Kanadier mit ADHS scharrt unruhig mit den Füßen. Die Schwester des Kiffers starrt mich einfach nur in einer Mischung aus Angst und Bewunderung an. Der kleine Seltsame namens „Mouse" schwitzt so stark, dass es mich nicht wundern würde, wenn er mir in den nächsten zehn Minuten davonschwimmt.
Ich grinse ihn an. Zuerst wollte ich mir den kleinsten Rekruten schnappen, aber dann habe ich mich der Teamdynamik wegen umentschieden.

„Sir", meldet sich der Ire zu Wort, „wir sind noch nicht vollständig. Booth fehlt."

Der Rest des Teams sieht sich um, als wäre ihnen noch gar nicht aufgefallen, dass ihr zwei Meter großer Klassensprecher sich gar nicht im Raum befindet.

„Booth kommt nie zu spät", murmeln mehrere Stimmen gleichzeitig.
Die Unruhe meiner Rekruten steigt weiter an, was mich durchaus zufrieden macht. Sie werfen sich ängstliche Blicke zu und tuscheln leise miteinander. Nur Clara sieht mich direkt an. Sie hebt eine Augenbraue, als wolle sie stumm Ist das jetzt wirklich dein Ernst? fragen.

Ich nicke langsam und bedeutungsschwer, während ich die Arme ausbreite und eine dramatische Geste mit meinem Gehstock mache, die Mein voller Ernst, Baby schreien soll.

„Wir spielen heute ein Spiel", kündige ich in meiner besten Horrorstimme an.
Mouse sieht aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. Selbst Crimson wird blass.

Ich lache diabolisch und lasse den Gehstock, den ich aus Major Caspar Jeffersons Büro geklaut habe, auf das Pult niedersausen.

„Heute Nacht ist jemand in euren Schlafsaal eingebrochen und hat den Herrn Klassensprecher entführt", intoniere ich, „er befindet sich nun irgendwo auf diesem Schiff, gefesselt, geknebelt und in einer durchaus unbequemen Position."

Ich ziehe einen digitalen Wecker aus der Tasche und stelle ihn neben meinen Stiefeln auf dem Pult ab. Die roten Ziffern erscheinen auch als digitaler Countdown in der Luft zwischen mir und den Puppies. Die DataWatches der Rekruten übernehmen diese automatisch, sodass der Countdown sie letztendlich fünfzehn Mal mahnend anblinkt.

„Ihr habt exakt vier Stunden, um Euren Freund zu finden", wieder klopfe ich mit dem Gehstock auf das Pult, „bevor Siren aus ihrem Meeting kommt und uns den Arsch versohlt."

Ich trete einen Schritt zur Seite, halte meine Data Watch an das Schloss des großen weißen Schranks, in dem die Kabel des Beamers und ein Sicherungskasten versteckt wurden. Das Schloss leuchtet grün auf, die Tür schnappt auf und ein gefesselter Rekrut mit wilden schwarzen Locken purzelt heraus.

Ich packe ihn an der Uniform und halte ihn aufrecht, während seine Augen panisch über das versammelte Jet Team huschen.
Den Puppies sind beim Anblick ihres Kommilitonen mit den hässlichen Socken die Kinnladen heruntergeklappt. Die Socken waren zugegebenermaßen der Hauptgrund, wieso ich mich für diesen Rekruten im Speziellen entschieden habe.
Er versucht, mir zu entwischen, indem er mir die Beine unter dem Körper wegzieht, doch ich weiche mühelos aus, packe ihn am Kragen und sichere die Geisel mit einem einfachen, aber effektiven Griff.

„Es wurde allerdings nicht nur Euer Klassensprecher entführt", erkläre ich und grinse den Typ mit den Korkenzieherlocken an. Normalerweise stolziert er herum, wie ein federloser Gockel im größten Hühnerstall des Universums, aber mit Hilfe einer roten Bandana als Knebel und Kabelbindern um die Handgelenke habe ich sein Selbstbewusstsein auf ein erträgliches Maß heruntergebremst.
Die Taktik hat allerdings nur eine temporäre Besserung zur Folge, was ich aus eigener Erfahrung sagen kann.

„Dieser Herr hier ist eure Geisel heute. Sein Team wird versuchen, euch ausfindig zu machen und ihn zu befreien, genau wie ihr es mit eurem Klassensprecher tun werdet, den ein anderes Team irgendwo gefangen hält. Vier Stunden Zeit. Wer vor Ablauf des Countdowns seinen Kapitän befreit, hat gewonnen."

„Was bekommt der Gewinner?", fragt Crimson.

„Keine Nackenschelle, wie all die anderen. Vielleicht einen Sternchenaufkleber, wenn ich gut drauf bin. Ansonsten hauptsächlich niedere Dinge wie Anerkennung, Ruhm und Ehre. Ach ja, und ich wäre geneigt die Gewinner meinen Kurs bestehen zu lassen, ohne ihnen meine berüchtigten Klausuren um die Ohren zu hauen. Wie hört sich das an?"

Plötzlich grinsen sie alle.
Panic reibt sich die Hände vor Vorfreude.

„Wie viele Teams machen mit?", fragt Angel.

„Sehe ich aus, als mache ich halbe Sachen?", frage ich halb beleidigt zurück,
„Alle natürlich."

Jetzt sind sie wieder mehr geschockt, als euphorisch. Verstehe einer die Gefühlswelt dieser Weltraumwelpen. Ein bisschen mehr Dankbarkeit hatte ich mir schon dafür erhofft, dass ich alle dreitausend Rerkruten der Konservendose für diese coole Version von Capture the Flag mobilisiert habe.
Vor allem, weil ich einen Großteil der Teamkapitäne selbst entführt habe und dafür der Großteil meines Schönheitsschlafs letzte Nacht draufgegangen ist.

„Einmal zur Erinnerung bitte: die drei Grundregeln, die ich bei unserem ersten Aufeinandertreffen festgelegt habe", ich deute auffordernd auf Clara, die die letzten fünf Minuten nur stumm den Kopf geschüttelt hat, als könne ihr Gehirn einfach nicht verarbeiten, wie viel Kreativität ich für die Vorbereitung dieser Unterrichtseinheit aufgewendet habe. Ich verbeuge mich im Geiste vor mir selbst und auch vor meiner Oktopusbabysitterin in Teilzeit.

„Regel Nummer eins: Wer jammert, wird gefesselt und zwanzig Minuten mit dem Kopf nach unten aufgehängt", beginnt sie in einer Tonlage, die keinen Hehl daraus macht, wie verstört sie gerade ist, „Regel Nummer zwei: Wer Ihren Mittagsschlaf stört, wird bis an sein Lebensende mit Schande gestraft."
Ich nicke bestätigend, während Claras Augenbrauen ihre Stirn hinaufwandern und sie sagt:
„Regel Nummer drei: Wer den Oktopus anfasst, stirbt."

Ich deute mit dem silbernen Knauf meines Gehstocks auf die junge Französin.

„Très bien. Folgende Regeln gelten zusätzlich: Mitschreiben!"

Überall im Raum werden zögerlich halbleere Kugelschreiber und angekaute Bleistifte gezückt, nachdem ich durch einen strengen Blick klar mache, dass das kein Witz war.
Clara ist die Einzige, die einen Block dabei hat und verteilt großzügig Blätter an all ihre Kollegen.

„Zusätzliche Regel Nummer vier: Die Geiseln werden weder gefoltert, noch begrapscht, noch beleidigt, sondern respektvoll behandelt und in jeder erdenklichen Hinsicht versorgt. Wer sich wie ein Arsch verhält, den trete ich höchstselbst in den unteren Rücken. Und glaubt mir: das wollt ihr nicht."

Enttäuschtes Gemurmel aus Richtung Panic, der aber von Crimson einen Stoß in die Rippen bekommt. Selbst Clara sieht leicht enttäuscht aus.
Der Junge mit den bunten Socken muss sich bei den anderen Rekruten wirklich wahnsinnig unbeliebt gemacht haben.

„Bisschen langsamer bitte?", fragt Mouse, der anscheinend wortgetreu mitschreibt.

„Schreib von Paris ab", ich fange mir einen Todesblick von der Katholikin ein, fahre aber ungerührt fort:
„Regel auf Zeit Nummer fünf: Um viertel nach zwei steht ihr alle wieder hier auf der Matte, habt geduscht, Pflaster aufgeklebt und aufgehört zu heulen. Dann machen wir ganz gesittet eine Nachbesprechung und analysieren, was genau ihr verkackt habt. Was euch übrigens einen entscheidenden Vorteil gegenüber den anderen Teams einbringt.
Gern geschehen."

Ich trommle mit den Fingern auf das Pult. Für die Puppies mag es wirken, als wäre ich nervös, aber eigentlich ist es vor allem die Vorfreude darauf, endlich gefeuert zu werden und wieder Vollzeit der VHN ins Gesicht zu spucken, die mich mit so viel Energie erfüllt.

„Regel Nummer sechs: Keine Waffen, keine Tritte unter die Gürtellinie oder an den Kopf. Glaubt mir, ich finde raus, wenn ihr irgendjemand Krankenhausreif schlagt und dann gnade euch Gott."

Ich grinse vielversprechend und klopfe mir innerlich selbst auf die Schulter, weil ich heute pädagogisch voll auf der Höhe bin. Gewaltandrohungen erweisen sich immer als erstaunlich wirkungsvoll, wenn man allgemein als unberechenbar und gefährlich gilt.

„Regel Nummer sieben: Wer sich von irgendjemand Uneingeweihtem erwischen lässt bevor die vier Stunden abgelaufen sind, der denkt sich eine Ausrede aus. Snitches get stitches, immer dran denken."

Wahnsinn, ich bin heute sogar mehrsprachig in meiner vollkommen politisch korrekten und wunderbar für ein Schüler-Lehrer Verhältnis geeigneten Ausdrucksweise.

„Regel Nummer acht: Das Maschinendeck ist tabu. Ich traue es euch durchaus zu, dass ihr unbeaufsichtigt das ganze Schiff zum Absturz bringt, wenn ihr da herumrandaliert. Nur Deck zwei bis sieben ist heute euer Spielplatz. Wer die Zone verlässt disqualifiziert nicht nur sich selbst, sondern sein komplettes Team.
Regel Nummer neun: Wenn es mir zu langweilig wird, ziehe ich Ereigniskarten für euch. Lasst euch überraschen, das wird lustig. Für manche von uns."

Ich liste noch einige weitere Punkte auf, bevor ich auf Claras gehobene Hand reagiere.

„Das heißt also, alle Rekruten an Bord dieses Schiffs spielen jetzt eine verkappte Version von Capture the Flagg und die Ausbildungsorganisation hat keine Ahnung davon?"

„Technisch gesehen bin ich Teil der Ausbildungskoordination", erinnere ich sie nur, was wohl Antwort genug ist.
Siren hat keine Ahnung.
Das ist es eigentlich, was sie noch einmal hören wollte und was ihr wahrscheinlich eine Heidenangst einjagt. Ich mache mir eine geistige Notiz, ihr einen Stressball zu besorgen. Wenn ich sie weiter unterrichte, wird es sich schließlich nicht vermeiden lassen, hier und da die Regeln etwas zu verbiegen.
Ich habe schließlich einen Ruf zu verlieren.

„Letzte Regel", schließe ich, „Für jede Schnapspraline, die ihr mir zur Nachbesprechung mitbringt, gibt es einen Luftkuss gratis dazu. Noch irgendwelche Fragen?"

Die Puppies schütteln den Kopf und selbst der Junge mit den hässlichen Socken fällt mit ein.

„Großartig", ich breite einmal mehr in dramatischer Geste die Arme aus, „Lasst die Spiele beginnen!"

Alle roten Ziffern, die seit Beginn meiner Rede schwerelos in der Luft des Vorlesungssaals schweben, springen von einer Sekunde auf die andere um.
Der Countdown beginnt, die Puppies brechen in hektisches Gemurmel aus und ich verschwinde pfeifend aus dem Raum, um mir in aller Ruhe eine hoch illegale Tiefkühlpizza aufzubacken.

~ ☀️ ~

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