How to grow up abroad

By shadesofpaper

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Nach einer gescheiterten Beziehung und einem abgebrochenem Studium benötigt die 22-jährige Stella dringend ei... More

Kapitel 1
Kapitel 2.1
Kapitel 2.2
Kapitel 3
Kapitel 4.1
Kapitel 4.2
Kapitel 5.1
Kapitel 5.2
Kapitel 6
Kapitel 7.1
Kapitel 7.2
Kapitel 8
Kapitel 9.1
Kapitel 9.2
Kapitel 10.1
Kapitel 10.2
Kapitel 11.1
Kapitel 11.2
Kapitel 12.1
Kapitel 12.2
Kapitel 13.1
Kapitel 14.1
Kapitel 14.2
Kapitel 15.1
Kapitel 15.2
Kapitel 16.1
Kapitel 16.2
Kapitel 17.1
Kapitel 17.2
Kapitel 18.1

Kapitel 13.2

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By shadesofpaper

Die urbane Landschaft verlor sich schon nach wenigen Minuten Fahrt zu einer hügeligen Weite, die einem Bilderbuch hätte entspringen können. Saftige Palmen anstatt von Kiefern, kleine, wollige Schafe, die wie Wattewölkchen das Grasmeer besprenkelten, anstelle von Maisfeldern und das glitzernde Meer am Horizont verdeutlichten mir aufs Neue, wofür ich Neuseeland liebte. Mit jedem Tag, den ich hier verbrachte, war ich sicherer, dass dieses Fleckchen Erde dem Garten Eden gar nicht so unähnlich sein musste.

Ich spürte Blakes Blick auf meiner Haut prickeln und wandte mich ihm fragend zu. Er fixierte im gleichen Moment wieder mit einem leicht belustigten, zufriedenen Lächeln auf den Lippen die Fahrbahn. Eine wohlige Hitze stieg in mir auf und jetzt war ich es, die sein Gesicht, die klare Kontur seines Kiefers und den sanften Schwung seiner Lippen, nicht mehr aus den Augen lassen konnte. In dem Licht der tiefstehenden Sonne wirkten seine Augen noch heller als sonst, sein dunkles Haar, auch an Wimpern und Brauen, bildete einen scharfen Kontrast zu dem grünen Funkeln, das von ihnen ausging.

„Ich finde es faszinierend, wie du die Natur in dich aufzusaugen scheinst", richtete Blake das Wort an mich, baute erneut einen kurzen Kontakt zu meinen Augen auf und enttarnte dabei meinen Blick, der auf allem Möglichem, ganz sicher aber nicht auf dem von ihm Beschriebenen haftete.

Einen Moment stockte ich ertappt, fing mich aber relativ schnell wieder und hoffte, überzeugend genug improvisieren zu können, um mir nicht anmerken zu lassen, dass ich die Landschaft zwar spektakulär fand, von meinem hübschen Beifahrer allerdings um einiges faszinierter war.

„Ich kann nicht anders", gestand ich, nicht sicher, ob ich tatsächlich die Landschaft, oder eher ihn selbst meinte.

„Aber wenn es das Paradies tatsächlich gibt, stelle ich es mir genauso vor", ergänzte ich und schaute erst auf unsere noch immer miteinander verschränkten Finger, ehe ich meinen Blick erneut aus dem Fenster über die leuchtenden Täler schweifen ließ.

Blake drückte meine Hand ein wenig fester, fuhr in einem steten, unbestimmten Rhythmus kleine Kreise auf meinem Handrücken nach. Seine Fingerspitzen waren beinahe ein wenig kühl, während der Rest seiner Hand sich warm und ein etwas rau anfühlte. Ich spürte seine Wärme durch den Stoff meines Kleides bis auf meinen Oberschenkel, auf dem unsere Hände gemeinsam ruhten. Die Haut darunter schien heiß und empfindlich und ich hätte gerne gewusst, wie es sich angefühlt hätte, würde er jetzt behutsam darüberstreichen und sie mit leichtem Druck massieren, so wie er es jetzt gerade mit meiner Hand tat. Ich atmete langsam aus, musste meine Gedanken wieder etwas zu Ruhe bringen. Nicht, dass...

Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, wie das hier ansonsten enden mochte.

„Wir haben wohl eine ziemlich ähnliche Vorstellung von unserem Utopia", mutmaßte Blake lächelnd und mit verheißungsvoll durchdringendem Blick, ehe er sich wieder auf die Straße konzentrieren musste.

Wir fuhren noch etwa zehn Minuten über das kurvige Auf und Ab des Highways, ehe wir in eine kleinere Straße zu unserer Rechten abbogen. Die Sonne hatte inzwischen einen tieferen Stand erreicht. Sie funkelte groß und golden über den Weiden und tauchte die Landschaft in ein warmes Licht, als würde sie den Tag mit einer letzten, liebevollen Umarmung verabschieden wollen. In etwa einer Stunde würde sie wahrscheinlich ganz hinter den Hügeln versunken sein.

Der Wagen rumpelte über eine Schotterpiste, die mitten durch einen verwunschenen Märchenwald zu führen schien und wenig später wieder hinaus, über einen sandigen Weg, zwischen Palmen und Schilf hindurch, bis wir schließlich um eine Kurve bogen und mir der Atem stockte.

„Da wären wir", verkündete Blake stolz, als wir auf einer freien Fläche, die beinahe wie ein Parkplatz angelegt zu sein schien, hielten. Durch die Frontscheibe erblickte ich einen gewaltigen Felsen, der etwa zwanzig Meter vom Boden in den Himmel ragte. Zu seinen Füßen ergoss sich ein breiter Küstenstreifen. Bis ans Wasser waren es mit Sicherheit über dreißig Meter und wie weit man an diesem Strand wohl laufen konnte... Es war unmöglich zu sagen. Der feine Sand erstreckte sich soweit das Auge reichte. Völlig gebannt von dem Naturschauspiel, das sich direkt vor mir auftat, öffnete ich die Autotür und setzte ehrfürchtig, beinahe in einer Art Trance gefangen, die Füße auf dem weichen, von der Abendsonne gewärmten Untergrund auf.

Blake war an meine Seite getreten. Scheinbar ohne es bemerkt zu haben, hatte ich, einige Schritte auf das Wasser zugemacht, um einen Blick an dem gewaltigen Felsen vorbei auf das Meer werfen zu können.

„Willkommen am Piha Beach", flüsterte Blake, als wollte er den andächtigen Moment meiner Begeisterung nicht zerstören. Seite an Seite ließen wir das Bild der schäumenden Wellen staunend eine Weile auf uns wirken. Vorsichtig, beinahe fragend zog Blake mich an sich, schob einen Arm über meinen Rücken hinab bis zu meiner Hüfte, wo er ihn ruhen ließ. Mein Herz schlug hart und fest in meiner Brust, als ich es wagte, meinen Kopf ein wenig an seiner Schulter sinken zu lassen. Sein Geruch umhüllte mich, ledrig und frisch stieg er zwischen uns auf, machte mich zittrig und leicht.

„Es ist...", versuchte ich erfolglos, meine Empfindung in diesem Moment in Worte zu fassen. Keine Fotografie konnte einfangen, was ich in diesem Moment sehen konnte. Die Farben, ein tiefes Blau, gepaart mit dem goldenen Funkeln der letzten Abendsonne, die Musik der Wellen und des Windes um uns herum und das wilde Lied meines eigenen Herzens, das in diesem Moment nur eines wollte – und doch so viel.

„Atemberaubend – ich weiß genau, was du meinst", beendete Blake meinen Satz und nahm einen tiefen Atemzug, den er ganz langsam und bewusst, mit einem kaum merklichen Zittern wieder ausstieß. Seine Hand an meiner Hüfte beschrieb einen sanften Bogen, fuhr meine Wirbelsäule nach und wärmte für einen Moment meinen Rücken. Alles schien sich auf diesen einen Punkt meines Körpers zu konzentrieren, wodurch die Berührung so intensiv wurde, dass meine Haut zu entflammen schien.

„Wollen wir ein Stück gehen?", bot Blake an, und ich musste genickt haben. Er blieb an meiner Seite, seine Hand ruhte noch immer auf der gleichen Stelle, dirigierte mich stützend in gemächlichem Tempo Richtung des rauschenden Meeres, dass einen beruhigenden Klang hatte und mein Herz ganz leicht und schwerelos machte. Ich wagte, motiviert von einer plötzlichen Ruhe in mir, meinen eigenen Arm zu heben und ihn hinter unseren Rücken mit Blakes zu überkreuzen, schlang ihn um seine Hüfte, dort wo die Jacke endete und der Bund seiner schwarzen Jeans begann. Wir umrundeten den riesigen Felsen und endlich konnte ich einen Blick auf die glitzernde Weite dahinter werfen.

Mit einem reflexartig staunenden Laut, heftete sich mein Blick an den Ozean, die mannshohen Wellen am Horizont, die sich unzählige Male brachen, ehe sie das Ufer erreichten und zu schaumigen Kronen wurden, die wie einer duftenden Badewanne gleich über den Strand flogen.

„Ich glaube, dieser Ort ist der Schönste, den ich in meinem ganzen Leben jemals gesehen habe. Danke, dass du mich hierhergebracht hast", flüsterte ich staunend. Ich lehnte meinen Kopf erneut an Blakes Brust, zwang mich, langsam ein und aus zu atmen und jede Facette dieses Augenblicks mit allen meinen Sinnen wahrzunehmen. Eine Magie wie diese hatte ich noch nie in meinem Leben gespürt, da war ich sicher. Der Himmel über uns begann sich langsam zu einem satten orange zu verfärben, die Sonne spiegelte sich in ihrer gesamten Pracht in den tosenden Fluten direkt vor uns. Wir hatten den gesamten Strand für uns und in diesem Moment schien es mir, als sei dieser Sonnenuntergang ganz für uns allein. Der Moment war perfekt. Aber da war noch eines, das mir fehlte, verraten von einem sehnsüchtigen Gefühl, das tief aus meiner Brust drang.

„Ich... bin sehr dankbar, mit dir hier sein zu dürfen", sagte Blake, beinahe genauso leise, gegen die Klänge des Ozeans beinahe nicht zu verstehen. Das Ziehen in meiner Brust wurde noch stärker, es war beinahe wie ein Band, das seit Stunden unter Spannung stand und nun endlich nachgeben durfte, dem Druck nicht mehr standhalten musste. Blake flüsterte leise meinen Namen und meine Augen lösten sich vom Meer, wanderten hinauf zu seinen, die meinen Blick zu suchen schienen.

Unbewusst, als wäre da eine Kraft zwischen uns, die uns zueinander zog, waren wir uns noch nähergekommen. Unsere Körper erzeugten eine elektrisierende Hitze, die mit jedem aufgeladenen Ein- und Ausatmen noch mehr zu pulsieren schien.

Behutsam hob Blake eine Hand und strich mir mit einer unendlich zarten, verheißungsvollen Bewegung seines Fingers eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meiner Frisur gelöst hatte. Sein Blick wanderte ein winziges Stück an meinem Gesicht hinab, blieb dort haften, wo meine Lippen waren. Mein Herz schlug kräftiger, aber nicht wild, immer noch getrieben von dem ruhigen, steten Rauschen der Wellen.

Ich fand eine Sehnsucht in seinen Augen, die meine eigene spiegelte und mich veranlasste, mein Kinn zu heben, nur ganz leicht. Ein zittriger Atemzug entwich meinen Lippen, woraufhin Blake behutsam eine Hand hob, um langsam und zärtlich unter meinem Kinn, über meine Unterlippe bis hin zu meiner Wange zu streichen, an der sie schließlich verharrte. Die Spannung zwischen uns wurde greifbar, die Luft um uns herum schien zu flimmern und mein Herz wusste nicht mehr, ob es rennen oder aussetzen sollte.

„Darf ich?" Blakes Stimme, nur ein Hauchen, war ganz dicht an meinen Lippen. Ich spürte den sanften Lufthauch, der sie wie eine erste, zärtliche Berührung umgab.

Anstatt zu antworten, legte ich meine Arme um seinen Nacken, überbrückte so die letzten zaghaften Zentimeter zwischen uns und versiegelte seine Lippen fest mit meinen.

In diesem Moment explodierte ein Feuerwerk in meiner Brust und ich war nur noch Wachs in seinen Händen.

***

Gänsehaut auf meinen Armen. Herzklopfen. Ein taumelndes Glücksgefühl in meiner Brust, dass so sehr nach außen dringen wollte, dass sich alles andere unwirklich anfühlte. In diesem Moment gab es nur uns.

Mich und Blake.

Meine Lippen waren leicht geschwollen von unserem Kuss und noch immer spürte ich den weichen Druck, das sanfte Drängen seiner Zunge, das meine Lippen teilte.

Ich konnte den Blick nicht von ihm reißen, wollte alles gleichzeitig sehen und dieses Bild, diesen Moment, für immer auf meiner Netzhaut festbrennen. Ich weiß nicht, wie lange wir dastanden, völlig ineinander versunken, als seien wir zwei Ertrinkende, die sich aneinander festklammern mussten, um nicht unterzugehen. Als wir uns schließlich langsam voneinander lösten, waren wir beide einen Moment atemlos, Blake strahlte, die Lippen rot und die Augen leuchtend, und mir erging es nicht anders.

Sein weicher Blick lag fest in meinem, als er mit einem beinahe ungläubigen Lächeln eine meiner Haarsträhnen um seinen Finger zwirbelte. Mit klopfendem Herzen ließ ich eine meiner Hände von seinem Hals langsam bis auf seine Brust gleiten. Direkt unter meiner Handfläche fühlte ich kräftig und schnell seinen Herzschlag, fast, als sei er im Einklang mit meinem eigenen. Sein warmer Atem strich über meine Haut und er zog mich mit starken Armen in eine sanfte, innige Umarmung. Ein zufriedenes Seufzen entwich ihm, strich als wohlige Brise über mein Haar, auf das er beinahe im selben Moment einen zarten Kuss drückte.

„Manchmal geht das Leben schon verrückte Wege, oder?", murmelte Blake dicht an meinem Ohr. „Ich musste erst alles hinter mir lassen das mir Wichtig war, um zurückkommen zu können und festzustellen, dass ich eigentlich gar nichts hatte."

Ich dachte an meine eigene Situation und fragte mich, ob es mir genauso ging. Alles, was mich im letzten Jahr zurückgehalten, ausgebremst oder verletzt hatte, schien in diesem Moment unendlich weit weg zu sein. Die Uni, das Zerwürfnis mit meinen Eltern in den letzten Monaten, der Liebeskummer, der Schmerz, den es mir zugefügt hatte, betrogen und verlassen worden zu sein.

Diese Dinge schienen zu einem anderen Leben, zu einer anderen Stella zu gehören. Ich fühlte, dass es endlich soweit war – ich konnte wirklich loslassen. Nicht nur räumlich, sondern auch emotional.

Es war Zeit, ein altes Kapitel abzuschließen und ein Neues zu beginnen - Und schon von dieser ersten Seite konnte ich einfach nicht genug bekommen.

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, strich Blake durch das seidige, gewellte Haar und ließ mein Herz seinen eigenen Rhythmus finden, während ich im tiefen Grün seiner Augen versank und dort weitermachte, wo wir stehengeblieben waren.

____

Diese Szene zu schreiben hat mir irgendwie einiges abverlangt, daher hoffe ich, dass es euch ein bisschen gefallen hat :3 Natürlich schreibe ich im NaNoWriMo fleißig weiter und bin schon ganz gespannt, wohin die Reise noch gehen wird!

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