cold time wishes

TeaAddict05

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„Ich erfülle seine Bestimmung, sein Ziel im Leben - weil er es nicht mehr kann. Und ich verstehe, dass du das... Еще

ᵛᵒʳʷᵒʳᵗ
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TeaAddict05

Ich habe keine Freunde, die mich hier halten würden, aber trotzdem fühlt es sich an, als würde ich aus meiner Heimat gerissen werden. Mein Zimmer, dass ich mit viel Herzensblut eingerichtet hatte, meine Schwester, der ich die Welt schenken würde, wenn ich könnte, meine Eltern, auch wenn sie mich in diese scheiß Therapie stecken und das Grab meines Bruders. All das hat mich hier behalten und mich nie weggehen lassen wollen, nie fliehen wollen von diesem Ort. Jetzt muss ich weg und es fühlt sich verdammt nochmal scheiße an. Schlimmer als die Sprüche und die Blicke. Die kann man aushalten, wenn man weiß wie. Aber ich werde in eine völlig neue Umgebung gesteckt, voller neuer Menschen, weil diese Therapie ja voraussetzt, dass kein bekannter Mensch dabei ist, um die 'Heilung' möglichst schnell voranschreiten zu lassen. Völliger Blödsinn meiner Meinung nach. Mit einer Person, die ich kenne und die mir am Herzen liegt würde es viel schneller gehen. Therapie. Als wäre ich psychisch krank oder so was. Die einzig psychisch Kranken sind Leon und Paul.

Laut Mom fahren wir morgen. Wohin, weiß ich auch nicht. Wollte sie mir nicht sagen. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich ein wenig mit den Nerven am Ende war und sie auch so schon angeschrien habe. War nicht mein erster Nervenzusammenbruch dieses Jahr. Irgendwie kommt es immer häufiger vor, hat Dad mit besorgniserregtem Blick festgestellt. Ich hab daraufhin nur die Augen verdreht und alles an mir abprallen lassen.

Erin geht es super. Sie trifft sich in einer Woche öfter mit Freunden als ich in meinem gesamten Leben und Mom und Dad sind stolz auf sie. Sie ist intelligent, beliebt, schön, süß. Ich dagegen habe nichts vorzuweisen, außer einer angeblichen psychischen Störung.

Ich starre aus dem Fenster, es regnet. Ich beobachte wie die Tropfen an der Glasscheibe herunterlaufen. Um die Uhrzeit wäre ich normalerweise in der Schule. Normalerweise. Was ein scheiß Wort. Es drückt etwas aus, was man hatte und nicht mehr hat. Was so war, aber nicht mehr so ist. Genauso wie eigentlich.

Ich weiß, es ist hirnlos, aber ich habe das Gefühl ein letztes Mal im Ort herumlaufen zu müssen. Die Luft einzuatmen. Bevor ich wegfahre.

Also ziehe ich mich warm an, nehme mir einen Regenschirm und trete aus dem Haus. Die Luft ist frisch, riecht nach dem Regen, ich lächele und laufe gemächlich los. Es soll nicht so wirken, als hätte ich ein Ziel. Ein Spaziergang. Nicht mehr und nicht weniger. Aber irgendwie ist es mehr als ich es wahr haben will. Es ist ein Abschied. Von der Zeit, in der ich immer gehofft habe, dass es noch besser werden kann. Irgendwie und irgendwo in dieser Zeit habe ich mich selbst verloren.

Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass es eine schlechte Idee ist, mich zu der Therapie zu schicken. Viel länger hätte ich hier nicht durchgehalten, egal was ich mir eingeredet habe. Trotzdem finde ich es schade, keine bessere Alternative gefunden zu haben. Ein Umzug ist zu kostspielig. Aber es wäre mir trotzdem lieber.

In meinen Augen bilden sich Tränen. Ich will nicht von allem, was mich am Leben hält, weggerissen werden. Ich will das nicht. Ich klappe den Schirm zu, damit es nicht so aussieht als würde ich weinen. Nach wenigen Sekunden bin ich völlig durchnässt und friere. Jetzt bereue ich meine Entscheidung raus gegangen zu sein, aber es ist sowieso schon zu spät. Ich drehe nicht um. Am Bäcker vorbei, über die große Kreuzung, bald ragt die Kirche über mir in die Höhe. Es fühlt sich so endgültig an.

"Heulsustasia, was machst du denn hier? So kennt man dich ja gar nicht", höre ich eine hämische Stimme hinter mir und zucke zusammen. Nicht einmal in seinen letzten Stunden konnte man einer Person aus dem Weg gehen. Ich drehte mich um und schaute ihn skeptisch an. Meine Haare triefend nass, sah ich bestimmt aus wie eine Witzfigur und er hatte einen Grund mehr, sich über mich lustig zu machen.

"Am Schwänzen, so kennt man dich ja gar nicht", wiederholt er grinsend.
"Ich hab dich schon beim ersten Mal verstanden", meine ich provokant, jetzt, wo ich wegfahre, hindert mich nichts daran.
"Wo warst du denn heute?", fragt er nach und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
"Zu Hause." Wieso antworte ich überhaupt? Hier wird kein vernünftiges Gespräch zustande komme, dessen kann ich mir sicher sein. Aber irgendwie habe ich das Bedürfnis ihm mal meine Meinung reinzuhauen. Wenn er mir die Gelegenheit dazu gibt.

"Bist du etwa krank?", hakt er gespielt mitfühlend nach.
"Nein. Ich bin für das restliche Schuljahr von dem Unterricht befreit. Musst du deine Aufmerksamkeit wohl jemand anderem schenken, als mir. Wird dir schwer fallen, weil du so besessen von mir bist, aber es gibt noch andere tolle Menschen auf der Schule, weißt du?"

"Du denkst wirklich, dass ich besessen von dir bin und das weil du so toll bist?", stellt er direkt die Gegenfrage und ich bin überrascht, wie schnell er darauf reagiert hat. Ich dachte, die Neuigkeit würde ihn zumindest kurzzeitig aus der Bahn werfen, aber falsch gedacht. Leon ist, selbst nach all den Jahren, ein komplettes Mysterium.

"Ich habe dir nur meine Aufmerksamkeit geschenkt, damit du nicht in Selbstmitleid versinkst, damit du jemanden hast, an dem du deine Wut auslassen kannst."
Er zuckt nicht einmal mit der Wimper und ich bin mir mehr als sicher, dass er die Wahrheit sagt oder zumindest das, was er für die Wahrheit hält.
"Denkst du wirklich, das war die richtige Variante, einem Menschen zu helfen?" Irgendwie verunsichert mich seine Aussage. Dann hat er es nämlich nicht aus Eigennutz gemacht, sondern, um mir zu helfen. Aber was hat es denn gebracht, wenn er es mir jetzt gestanden hat? Jetzt ist meine Wut auf ihn merkwürdigerweise verraucht und ich beschuldige mich selbst.

"Nicht wirklich. Aber mir ist nichts anderes eingefallen, um dir zu helfen. Mit der Zeit hab ich gemerkt, wie du Stück für Stück über seinen Tod hinweg gekommen bist. Aber ich hab mich irgendwie gezwungen gefühlt, weiter zu machen. Lieber deine Aufmerksamkeit in Wut als gar nicht auf mich zu richten."
Ich blinzele. Wenn es stimmt, was er sagt...

"Würdest du aufhören, wenn ich dich drum fragen würde?", frage ich unsicher. Er nickt direkt. Es besteht also Hoffnung. Wenn er aufhören würde, würde ich klar kommen in der Schule, vielleicht Freunde finden, Menschen, die sich nicht getraut hätten, mich anzusprechen, aus Angst Leons Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten. Ich brauche also keine Therapie. Etwas wie Hoffnung keimt in meinem Inneren auf und ich lächele zum ersten Mal in einer Weile, weil mich ein postives Gefühl durchflutet. Hoffnung.

"Dann frage ich darum. Mir geht es gut. Du kannst aufhören."
"Mach ich", meint er und lächelt mir zu. Seine Brandnarbe, die sich über sein halbes Gesicht zieht, spannt sich an, wie immer, wenn er lächelt. Die Geschichte dahinter kenne ich nicht, aber ich glaube, zum ersten Mal überhaupt sein wahres Gesicht zu sehen.
"Nicht...", fügt er grinsend hinzu und meine Schultern sacken nach unten. Als er lauthals zu lachen anfängt und ich realisiere, dass alles nur ein Scherz war und er sich nie auch nur eine Sekunde um mich gesorgt hat, stirbt die Hoffnung so schnell, wie sie aufgekommen ist.

"Wie leicht du doch zu überzeugen bist", bringt er unter Gelächter hervor und ich drehe mich weg, damit er die Tränen nicht erkennen kann. Ein Fehler. Ich bin so dumm, so verdammt dumm. Ich hab mir doch geschworen, ihm niemals den Rücken zuzukehren. Ich werde an den Haaren zurückgezogen und Leon schaut mir von oben in die Augen. Das ursprüngliche, gerissene Funkeln im Blau ist zurückgekehrt und ich frage mich zum dutzendsten Mal, wie ich so naiv hatte sein können.

"Hast du nicht etwas vergessen?"
"Was denn?", bringe ich keuchend hervor.
"Eine Abschiedsumarmung vom lieben Leon abzuholen."
Wer so von sich in der dritten Person spricht und es nicht mit Humor meint, ist durchgeknallt.
"Wieso sollte ich das tun?"
Er reißt mir so stark an den Haaren, dass meine Kopfhaut höllisch brennt und mir ungewollt weitere Tränen in die Augen schießen.
"Weil wir uns wiedersehen werden", sagt er ernst. Es ist zwar keine Antwort auf meine Frage, aber eine Drohung und ein Versprechen. Und das macht mir Angst.

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