Salzwasserküsse

By kuesschen

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Nachdem Fallon ihr Abi in der Tasche hat und gar nicht weiß was sie mit ihrer Zukunft anfangen soll, beschlie... More

Vorwort
Intro
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Epilog
Danksagung

Kapitel 5

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By kuesschen

3. Tag

Als ich am nächsten Morgen aufwache muss ich sofort an gestern Nacht zurückdenken. Noch etliche Minuten saßen Noah und ich still auf dem warmen Sand und haben dem Meeresrauschen zugehört. Es hatte etwas Beruhigendes an sich, genauso wie das Gefühl, dass ich nicht alleine war. Noah war da. Obwohl wir danach nicht mehr viel geredet haben, sondern nur dem Atem des jeweils anderen gelauscht haben, hat es gut getan. Ein Gefühl von Sicherheit hat mich umgeben und auch jetzt spüre ich es noch immer tief in meinem Inneren. Genauso wie diese friedliche Ruhe. Ich weiß zwar nicht wie Noah das geschafft hat, aber nachdem ich mich zurück ins Bett gelegt habe, habe ich durchgeschlafen ohne ein weiteres Mal aufzuschrecken. Es ist, als könnte er die Alpträume wegzaubern, was sich komplett bescheuert anhört. Ich kenne Noah ja noch nicht einmal richtig und trotzdem hat er diese Wirkung auf mich.

Judy wälzt sich in ihrem Bett auf die andere Seite, ehe sie sich über die Augen reibt und diese langsam öffnet. Mehrmals blinzelt sie, was mich leise zum Lachen bringt und ich ein Schnauben von ihr wahrnehme. „Gott, ich fühle mich noch so kaputt von gestern. Das war wirklich anstrengend, obwohl es auch unglaublich viel Spaß gemacht hat...Ich schätze so wird es mir jetzt jeden Tag ergehen." Grinsend schüttele ich den Kopf und stehe auf. Obwohl ich gestern Nacht auch nicht besonders viel geschlafen habe, fühle ich mich trotzdem relativ fit und ausgeschlafen. Vermutlich freue ich mich einfach zu sehr auf das Surfen. „Dir auch einen guten Morgen, Judy." Sie seufzt und verdeckt ihre Augen mit den Armen. „Wie kannst du nur so gut drauf sein?" „Wir sind hier um das Surfen zu lernen. Ist das denn nicht Motivation genug?" Ein lautes Seufzen ist zu hören, dann raschelt eine Bettdecke und Judy steht plötzlich neben mir. „Da hast du allerdings Recht. Trotzdem spüre ich jetzt schon jeden verdammten Muskel meines Körpers." Lachend schüttele ich den Kopf. Dann lasst den Tag mal beginnen.

Zusammen laufen wir herunter in die Küche, wo bereits einige von uns auf ihren Plätzen sitzen und sich angeregt unterhalten. Wie auch schon in den letzten Tagen ist der Tisch reichlich gedeckt mit frischen Brötchen und Vollkornbrot. Sowohl herzhafte Dinge, wie Wurst und Käse, liegen auf dem Tisch, aber auch Süßes, wie Honig oder Marmelade. Der Geruch von frischem Kaffee weht mir in die Nase und ich als ich auf meinem Stuhl Platz nehme greife ich sofort nach der roten Tasse und gieße mir etwas von dem heißen Getränk ein. Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen, als ich die Tasse vor meiner Nase halte und einen kleinen Schluck daraus trinke. Fast hätte ich mir die Zunge verbrannt, weil er noch zu heiß ist. Vorsichtig puste ich also und nehme erneut einen kleinen Schluck. Das tut so verdammt gut. Ich weiß schon gar nicht mehr was ich ohne meinen geliebten Kaffee machen würde. Matteo hat immer zu mir gesagt, dass ich ohne Kaffee zu einem Monster mutieren würde. Und dann haben wir gemeinsam gelacht. Wie sehr ich das vermisse. Für eine kurze Zeit bin ich in mehreren Erinnerungen versunken und nur langsam kann ich diese Stück für Stück verdrängen und mich auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Schnell beobachte ich die anderen um mich abzulenken, was auch sehr gut funktioniert. Clara und Paxton können es sich nicht nehmen lassen sich gegenseitig zu befummeln und miteinander zu flirten. Was wirklich ekelhaft ist, wenn man bedenkt, dass jeder in diesem Raum sie dabei beobachten kann. Doch das scheint sie nicht im Geringsten zu stören. Doch das interessanteste dabei ist, dass Clara dabei immer wieder einen Blick auf Noah wirft und ihn förmlich mit ihren Augen auszieht. Ein komisches Gefühl macht sich in meinem Bauch breit, doch das verschwindet schnell wieder, als Noah ihren Blick nicht erwidert. Er schenkt ihr keinerlei Beachtung und das scheint Clara sehr zu stören. Ich sollte beruhigt sein, schließlich kann es mir doch egal sein. Trotzdem zieht sich meine Stirn zusammen, sodass eine kleine Falte über meinen Augenbrauen entsteht. Wieso schaut sie Noah mit diesem Blick an, wenn sie doch anscheinend etwas mit Paxton am Laufen hat? Steht sie etwa auf Noah und doch nicht auf Paxton? Versucht sie sich abzulenken oder will sie ihn nur damit auf sich aufmerksam machen? Wie erbärmlich ist das denn bitte? Zumal wir doch sowieso keine Liebesbekundungen führen dürfen. Dass ist die oberste Regel. Und wenn das doch so sein sollte ist man ganz schnell weg hier. Seufzend wende ich den Blick ab und greife stattdessen nach einem Brötchen, welches ich mit Honig beschmiere und dann herzhaft hineinbeiße.

Wenige Minuten später haben wir uns alle am Strand versammelt, bereit für eine weitere Surfstunde. „Ein ausgiebiges Workout ist das A und O, um sich perfekt für das Surfen vorzubereiten. Ihr benötigt genügend Kraft, Ausdauer, Gleichgewicht und Koordination. Nicht nur Schwimmen oder Yoga sollten deshalb auf eurem Trainingsplan stehen, sondern auch Trockenübungen und Krafttraining. Am besten ihr macht sowohl vor, als auch nach dem Surfen jeweils eine halbe Stunde verschiedene Aufwärm- und Dehnungsübungen. Es müssen nicht immer dieselben sein. Ihr könnt an einem Tag die Übungen machen und am nächsten Tag dann die anderen. Wenn ihr euch mal einen Trainingsplan entwerfen wollt, kann ich euch gerne dabei helfen. Mir hat das früher auch sehr oft geholfen." Jane macht eine kurze Pause und lächelt. „Man kann ein paar Stabilisationsübungen machen, um gezielte Muskelgruppen zu trainieren wie zum Beispiel Po, Arme, Rücken und Schultern. Ihr könnt mit Rumpfmuskelübungen euer Gleichgewicht verbessern. Die Schultern könnt ihr beim Nackendrücken mit Kurzhanteln stärken und die Arme mit Trizepsdrücken über dem Kopf. Das sind alles leichte und machbare Übungen. Wichtig dabei ist, dass die Technik stimmt und ihr die Übungen korrekt ausführt, sonst hat es keinen Sinn." In den ersten beiden Stunden nach dem Frühstück gehen wir die verschiedensten Übungen gemeinsam mit Jane durch. Arme kreisen, Liegestützen, Hampelmann, Balance-Board, Yoga und noch weitere Übungen machen wir zusammen, ehe noch eine Schwimmübung folgt. Jane erklärt uns die Übungen und macht sie anschließend vor, ehe wir an der Reihe sind und Jane uns noch etliche Tipps gibt. Und dann übergibt sie das Training an Noah.

Mit einer dunkelgrünen Badeshorts und einem roten Shirt steht er vor uns und ich kann mal wieder nicht anders als ihn anzustarren. Plötzlich sehe ich in ihm mehr als nur einen Surfcoach. Er war gestern für mich da und hat keine blöden Fragen gestellt wie und warum. Er war an meiner Seite, als ich jemanden gebraucht habe. Und ich denke, dass Noah durchaus ein guter Freund werden könnte. Mit ihm kann man bestimmt über alles reden, er wäre ein guter Zuhörer, da bin ich mir absolut sicher. Und gegen Freundschaften kann man ja nichts sagen. Das ist erlaubt. Schnell bringe ich mich dazu mich wieder zu konzentrieren und aufzupassen was Noah sagt. „Also Leute, da ihr jetzt ein paar Aufwärmungsübungen hinter euch habt und ich weiß wie gerne ihr euch endlich in die Wellen stürzen wollt, wird es Zeit, dass ihr die korrekte Paddeltechnik lernt und vor allem dann auch beherrscht." Noah sieht uns nacheinander einzeln an, bei mir bleibt sein Blick jedoch ein wenig länger ruhen und ich bilde mir ein, dass ich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht gesehen habe, aber nur ganz kurz. „Beim Paddeln zählt die richtige Position." Noah bückt sich, um sein Surfboard vom Sand aufzuheben und es vor sich zu legen, sodass er direkt davorsteht. „Legt euch so auf euer Board, dass die Brettspitze vorne etwa zehn Zentimeter aus dem Wasser hervorragt. Haltet euren Körper beim Paddeln immer unter Spannung. Versucht euren Oberkörper möglichst ruhig zu halten und hebt euren Kopf leicht an. Nur die Muskeln in eurem Po und der untere Rücken sind angespannt, der Rest bleibt entspannt. Eure Beine und Füße sind ebenso ganz locker. Haltet die Körperspannung und achtet darauf, das eure Beine immer zusammengepresst sind, dann habt ihr eine bessere Übersicht und könnt die Spannung länger halten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren."

Noah legt sich auf sein Surfboard, um uns die Übung vorzumachen. Seine Rückenmuskeln sind bei jeder kleinsten Bewegung angespannt und so fest und hart wie die riesigen Felsen vor uns im tiefblauen Meer. Sein knackiger Hintern sitzt wie angegossen in der grünen Badeshorts und seine breiten Oberschenkel laden nur so dazu ein, dass ich mich darauf setze. Seufzend beiße ich mir kurz auf die Lippen, bis ich Blut schmecke und diese schnell wieder loslasse. Verwirrt über meine Gedanken schüttele ich den Kopf. Meine Wangen erhitzen sich, glühen wie Feuer und am liebsten würde ich mich gerade selber dafür schlagen. Was ist nur in mich gefahren? Wo kommen diese absurden Gedanken plötzlich her? Gerade eben habe ich doch noch von einer Freundschaft gesprochen, da kann ich doch nicht solche Gedanken haben. Ein Stoß an meinem Arm lässt mich aufblicken. Judy blcikt verwirrt, aber dennoch grinsend zu mir und deutet wieder auf Noah. Schnell schüttele ich den Kopf und verdränge jegliche Gedanken aus meinem Kopf. Konzentriere dich nur auf das Surfen, Fallon. Nur das Surfen zählt und nichts anderes. „Dann würde ich jetzt sagen, dass wir uns in die kleinen Gruppen aufteilen und jeder von euch erst Mal das übt. Es hört sich zwar total einfach an, aber es erfordert viel Konzentration nur bestimmte Körperteile anzuspannen und den Rest des Körpers locker und entspannt zu lassen." Er klatscht kurz in die Hände und seiht auffordernd in die Runde. „Los geht's!"

Noah grinst, seine weißen Zähne blitzen dabei auf und ich schlucke schwer, als er in meine Richtung gelaufen kommt und direkt vor mir stehen bleibt. Judy und Dale gesellen sich ebenfalls zu uns und nachdem wir alle drei unsere Surfboards in den Händen halten geht es direkt los. Noah räuspert sich und gibt uns noch ein paar Tipps, ehe wir in einigem Abstand zueinander ebenfalls unsere Boards in den heißen Sand fallen lassen und uns mit dem Bauch darauf legen. Es ist so wie Noah es uns zuvor gesagt hat. Sobald man versucht einen Körperteil anzuspannen, spannt sich der komplette Körper ebenfalls an. Ich schließe meine Augen und versuche mich auf mein Inneres zu konzentrieren. Tief einatmend versuche ich zu spüren wie meine Muskeln sich bewegen, wie sie sich immer wieder an- und entspannen. Und dann nach etlichen weiteren Versuchen gelingt es mir auch. Nur die Muskeln in meinem Po und den unteren Rücken spannen sich an, während der Rest völlig entspannt ist und nichts tut. Plötzlich erscheint Noah neben mir und ich öffne die Augen, blicke direkt in seine meeresblauen. „Super! Und jetzt versuche die Spannung so lange wie möglich zu halten." Sein Atem streift über mich hinweg, ein Duft von frischer Minze zieht mir entgegen und ich schlucke hart. Was passiert hier gerade? Hilfe! Mein Puls beschleunigt sich und für einen kurzen Moment bin ich unkonzentriert. Sein unwiderstehlicher Duft raubt mir die Sinne, sodass ich an nichts anderes mehr denken kann, außer daran, dass er mir gerade viel zu nah ist und genau dann kann ich die Spannung nicht mehr aufrechterhalten und die zuvor angespannten Muskeln erschlaffen.

„Darf ich?" Noahs Stimme klingt viel rauer, als noch vor ein paar Minuten und ich frage mich, ob ich mir das nur einbilde. Langsam nicke ich, viel zu hypnotisiert, ehe ich mich schnell räuspere und ein leises „Ja" aus meinem Mund kommt. Starke Hände legen sich auf meinen unteren Rücken und ich atme scharf ein. „Spanne dich hier nochmal an." Wärme überkommt mich an der Stelle, wo er meine Haut berührt. Und obwohl wir alle einen passenden Neoprenanzug tragen fühlt es sich trotzdem so an als würde er direkt meine nackte Haut berühren. Die Stelle kribbelt und brennt wie verrückt und ich kann nicht anders als zischend nach Luft zu holen. Einige Sekunden vergehen, in denen ich versuche mich wieder zu beruhigen und langsam ein- und auszuatmen. Dann spanne ich die Muskeln in meinem Po und am unteren Rücken erneut an. „Versuche dich hier im unteren Rücken noch ein wenig mehr anzuspannen." Ich gehe Noahs Aufforderung nach und ziehe konzentriert meine Augenbrauen zusammen. „Genauso. Super! Und vergiss nicht, die Beine bleiben schön locker."

Seine Hände verschwinden von meinem Rücken und als ich kurz zur Seite schaue, sehe ich dass er bei Dale dasselbe macht. Ja natürlich. Das ist ja auch sein Job. Er soll uns das Surfen beibringen und nicht mit uns flirten. Was mache ich mir eigentlich ständig einen Kopf darüber? Noah ist mein Surflehrer, nichts anderes und das wird auch so bleiben. Vielleicht werden wir gute Freunde, aber das ist dann auch das höchste an Gefühlen. Und wo wir gerade dabei sind, Noah hat bestimmt andere Interessen. Was sollte er schon von einer wie mir wollen? Ich bin doch bloß für sieben Tage hier, danach werden wir uns sehr wahrscheinlich sowieso nie wieder über den Weg laufen. Es hätte keinen Sinn. Außerdem brauche ich diesen ganzen Scheiß gerade eh nicht. Seufzend schaue ich auf den weißen Sand vor mir. Er glitzert förmlich in der Sonne und als ich meine Finger darin vergrabe, ist er ganz warm. Schnell versuche ich mich wieder auf die jeweilige Übung zu konzentrieren.

Keine Ahnung, wie viel Zeit inzwischen vergangen ist, Noah kam noch ein weiteres Mal zu mir und ich habe mich nicht von ihm ablenken lassen. Hochkonzentriert habe ich es geschafft die Spannung zu halten und ich könnte nicht stolzer auf mich sein. Ich habe es tatsächlich geschafft. „Okay Leute. Das reicht erst Mal. Jetzt gibt es Mittagessen, ihr habt bestimmt schon alle einen rieseigen Hunger. Danach habt ihr dann zwei Stunden Pause, wo ihr euch ein wenig ausruhen könnt, ehe wir uns wieder unten am Strand treffen. Denn dann gehen wir das erste Mal mit unseren Surfboards ins Wasser, also vergesst nicht eure Neoprenanzüge wieder anzuziehen." Langsam machen wir uns mit den Boards in den Armen auf den Weg zum Haus. Und die ganze Zeit über weicht das glückliche Grinsen nicht von meinem Gesicht. Ich bin so unglaublich stolz auf mich. Ich habe es tatsächlich geschafft und ich bin gespannt ob es dann im Wasser auch so gut laufen wird.

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