Winter Song ❄️ Julian Brandt

By bemyhappyplace

173K 4.2K 830

„Du glaubst wirklich daran, dass sie Gefühle für mich hat, ja? Dann hilf mir dabei, sie zurück zu bekommen." ... More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Epilog
Ankündigung²
Ein ganzes Jahr
Private Show

Kapitel 25

4.2K 136 43
By bemyhappyplace

Is love alive?

Winter Song von Sara Bareilles & Ingrid


Bevor ich zurück in mein, nennen wir es mal, altes Leben muss, verbringe ich noch ein paar Tage bei meiner Wahlfamilie. Die Mäuse begrüßen mich mit viel Geschrei und ich drücke beide lachend an mich.

„Für eine tiefgefrorene Leiche siehst du ziemlich gut aus", grinst mich Marco an und schließt mich in seine Arme. „War das ein dezenter Hinweis, dass ich mich zu wenig gemeldet habe?", gebe ich lachend zurück und drücke meiner Besten währenddessen einen Kuss auf die Wange. „Ich konnte ihn zwischendurch gerade noch davon abhalten, das halbe Land nach dir abzutelefonieren", zwinkert Nadja ihrem Mann jetzt frech zu und geht in Deckung, als der ein Handtuch nach ihr wirf. „Darf man sich hier nicht mal Sorgen machen. Sie war da ganz alleine unterwegs und hat sich nur jeden zweiten oder dritten Tag meldet", grummelt Marco jetzt und verschränkt die Arme vor dem Körper. „Sie ist übrigens anwesend und steht putzmunter neben dir. Auch wenn ich es sehr süß finde, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast, aber es geht mir gut", damit lächle ich ihn an und werde kurz darauf von meinen Patenkindern zum Spielen in eines ihrer Zimmer entführt.

Nicci und Sophia habe ich kurz nach der Landung mit einer Nachricht mitgeteilt, dass ich wieder da bin. Ansonsten haben auch die beiden, genauso wenig von mir gehört, wie meine Wahlfamilie. Was natürlich auch so abgesprochen war, aber jetzt freue ich mich doch, die zwei Mädels nächste Woche wieder zu sehen.

Mia fordert jetzt meine Aufmerksamkeit, indem sie an meinem Pullover zieht. Also setze ich mich zusammen mit ihr und Hannah in ihre Leseecke und gemeinsam kuscheln wir uns in die Kissen. Während Mia in ihrem neuem Buch blättert schaut mich Hannah von der Seite hier skeptisch an. „Was ist los Maus?", frage ich sie nach einiger Zeit, als sie immer noch nichts sagt. Kurz läuft die Ältere rot an und senkt den Blick, aber dann schaut sie mir wieder offen in die Augen. „Es ist... du siehst nur anders... Das ist alles....", murmelt sie dann aber doch eher leise. „Wie sehe ich denn aus?", frage ich sie und ziehe sie an meine Seite. „Ich weiß nicht... anders eben... entspannter irgendwie... du warst sonst immer so... so... wie sagt Mama immer... wie unter Strom?", die gar nicht mehr so kleine Hannah sieht jetzt in meinen Armen zu mir hoch und ich bin einen Moment sprachlos. Meine kleine Patentochter hat doch wirklich gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie hat gemerkt, dass es mir nicht gut ging. Ich drücke ihr einen Kuss auf den Scheitel und schlinge meine Arme fester um sie. „Das stimmt. Aber jetzt geht es mir langsam wieder gut." Hannah nickt kurz, bevor sie mich grinsend anschaut: „Hat das was mit Julian zu tun?"

Kurz reiße ich erstaunt die Augen auf und versuche aber im nächsten Moment in Deckung zu gehen, da Mia sich jetzt mit einem lauten „Jaaaaaa, Julian" auf uns wirft.

Kurz wird Hannah und mir die Luft aus den Lungen gepresst, ehe wir beide anfangen Mia zu kitzeln. Die Kleine quietscht drauf los und kitzelt zurück. Das geht so lange, bis mir Mias Quietschen in den Ohren weh tut und ich die beiden einfach schnappe und an mich drücke.

Kurz kichern beide noch, aber dann sehen mich zwei Paar Augen fragend an. „Sag schon Tante! Liegt das an Julian? In der Schule haben wir gelernt, dass Menschen glücklicher und entspannter sind, wenn sie verliebt sind. Und sich immer so komisch ansehen. Genau wie du und Julian."

Die beiden schaffen es doch wirklich, dass ich komplett meine Sprache verliere. Aufmerksame kleine Biester. „Wisst ihr... dass... so einfach ist das nicht... und außerdem sind wir nicht verliebt", starte ich einen ziemlich armseligen Versuch mich da raus zu reden.

„Aber Julian hat doch gesagt, dass er dich liebt", in dem Moment, in dem die Worte Mias Mund verlassen, reißt sie die Augen auf und schlägt sich die Hand vor den Mund. „Ohhh Miaaaaaa. Das war unser Geheimnis! Was ist wenn Julian jetzt nicht mehr mit uns redet!" Hannah motzt ihre kleine Schwester direkt an und hat dabei Tränen in den Augen. Mia weint auch direkt drauf los. Zum einen weil sie das „Geheimnis" verraten hat und zum anderen weil Hannah sauer ist.

„Julian redet bestimmt noch mit euch. Macht euch da mal keine Sorgen", versuche ich beide zu beruhigen und streiche ihnen leicht durch die Haare. „Meinst du?", fragt Mai jetzt schluchzend und auch Hannah sieht mich hoffnungsvoll an. „Ganz bestimmt. Julian mag euch zwei doch und könnte niemals böse auf euch sein."

Im nächsten Moment erstarre ich kurzzeitig in meiner Bewegung. Durch die zwei Heulbojen an meiner Seite, kommt das eben Gesagte, erst viel später bei mir an.

Julian hat was gesagt?

„Mia Maus, wie hast du das vorhin gemeint? Was hat Julian gesagt?", frage ich sie jetzt. „Julian hat gesagt, es ist unser Geheimnis und wir sollten es nicht sagen, weil er das selbst machen will." Mia nuschelt die Worte in meinen Pullover und drück ihr Gesicht an meine Seite. „Warum willst du das wissen, Tante?", fragt Hannah. Wie soll ich ihnen das denn erklären...

„Wisst ihr, eure Tante und Julian haben sich ziemlich gestritten und so wie es aussieht hat Julian ihr nicht gesagt, dass er sie liebt", Nadja steht im Türrahmen und sieht ihre Kinder und mich liebevoll an. „Ihr habt Streit?", kommt es einstimmig von beiden und ihre Stimmen werden zum Ende hin panisch und dementsprechend sehr, sehr hoch. Das tut... ziemlich in den Ohren weh... „Aber wieso?" „Dann müsst ihr euch vertragen!" Beide reden jetzt auf mich ein und ich bringe sie mit einer Handbewegung zum Schweigen.

„So einfach ist das aber leider nicht ihr Süßen. Man kann sich nicht immer einfach so vertragen und dann ist wieder alles gut. Manchmal... machen Menschen Dinge, die anderen sehr weh tun und dann...dann...", ich zucke hilflos mit den Schultern und weiß nicht wie ich das den beiden verständlich machen soll.

Meine zwei Mäuse sehen mich jetzt kritisch an und Hannah legt ihre Stirn in Falten. Dann ziehen sie sich kurz zur „Beratung" mit ihrer Mama zurück.

Als die zwei wiederkommen setzen sie sich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck vor mich in die Leseecke. „Mama hat gesagt, dass es nicht schlimm ist dir das ganze Geheimnis zu verraten, weil sie glaubt, dass es helfen könnte, dass du Julian wieder lieb hast. Aber...", Mia unterbricht sich selbst und sieht ihre große Schwester an. „Aber... wir wissen nicht, ob du dich mit ihm vertragen sollst. Wenn er dir weh getan hat... dann... dann mögen wir ihn nicht mehr!", entschlossen verschränkt Hannah ihre Arme vor dem Körper und schiebt die Unterlippe vor. Mia nickt mehrmals als Zustimmung und mir schießen Tränen in die Augen. Meine zwei Süßen. Ich winke sie schnell an mich heran, bevor ich anfange zu weinen und sie fest an mich drücke. Nadja kommt jetzt auch auf uns zu, setzt sich an meine Seite und drückt mich auch.

„Ihr könnt Julian doch nicht plötzlich nicht mehr mögen, ihr Süßen. Ihr habt ihn doch lieb und nur weil er etwas Dummes getan hat, ändert es ja nichts daran. Außerdem hat er euch auch sehr gerne und wäre bestimmt traurig, wenn ihr böse auf ihn wärt."

„Dann darfst du aber auch nicht böse auf ihn sein", Mia drückt sich enger an mich und schnieft kurz. „Genau...Julian hat gesagt, dass er dich lieb hat... genau wie Mama und Papa... Und... und...die lieben sich...Und du liebst ihn auch... das weiß ich... gaaaaaanz genau... weil du immer so Herzchen in den Augen hast.... und wenn das so ist, dann ist es egal was er gemacht hat... Und... Und Julian ist doch bestimmt auch traurig, weil du böse auf ihn bist... Also warum darfst du böse auf ihn sein und wir nicht?", Hannah setzt sich neben mir auf und sieht mich kritisch an. Ich lächle sie traurig an und kämpfe wieder mit den Tränen. Hannah merkt das und drückt sich einfach wieder fest an mich.

Wow... so viel Tiefgang hätte ich meinen zwei Mäusen gar nicht zugetraut... Kinderlogik ist einfach unschlagbar... Und dafür müssen sie mir nur meine Worte im Mund herum drehen... Ich wünschte es wäre alles so einfach...

Nach mehreren Minuten sind die beiden, vor lauter Aufregung und der Weinerei, an mich gekuschelt eingeschlafen. Manchmal geht das ganz schnell. Nadja sieht mich jetzt grinsend von der Seite an. „Vielleicht haben die beiden ja Recht...", flüstert sie leise.

Jetzt sehe ich meine Beste an, als wäre sie vollkommen durchgedreht. „Woher kommt das denn jetzt?" „Meine zwei Kleinen haben mir das Geheimnis von Julian anvertraut, als du nach Island geflogen bist. Auch wenn meine zwei Schätze noch sehr klein sind, haben sie gemerkt wie traurig du warst. Sie wollten dich irgendwie aufmuntern wenn du wieder kommst und sind dabei auf die Idee kommen, Julian zu uns einzuladen. Also musste ich mir etwas einfallen lassen, warum das eben nicht geht. Aber ich wollte wissen wie sie darauf kommen, dass Julian dich aufmuntern könnte. Erst wollten sie es nicht sagen, aber dann hab ich sie ziemlich schnell dazu gebracht mit der Sprache rauszurücken..." Nadja lehnt sich jetzt zurück und spricht nicht weiter. Das macht sie mit Absicht... Und sie weiß es. Sie weiß, dass sie mich wahnsinnig macht, wenn sie einfach so aufhört zu sprechen. Eigentlich will ich ihr diese Genugtuung nicht gönnen, aber ich... Ich schließe die Augen und drücke kurz meine Lippen zusammen, ehe ich sie abwartend ansehe. Meine Beste grinst nur vor sich hin, schweigt aber. „Himmel Nadja, jetzt spuck es schon aus!", fahre ich sie so leise wie möglich an.

Meine Freundin lacht jetzt leise und sieht mich dann ernst an. „Es hätte nichts gebracht es dir am Anfang deiner Reise über das Telefon zu sagen... Das weist du oder?" Ich nicke und lege meinen Kopf in den Nacken. Nadja legt ihren Kopf an meinen, bevor sie weiterspricht: „Du erinnerst dich sicherlich daran, dass die beiden Julian im Stadion gefragt haben, ob er dich mag? Erst wollte er es ja nicht sagen, aber den beiden hat er doch etwas anvertraut. Er hat ihnen gesagt, dass er dich sehr, sehr gern und sogar lieb hat. Genauso wie Marco und ich uns lieb haben. Und er sogar so weit gehen würde zu sagen, dass er dich liebt. Dass du das nicht weißt und er ein bisschen Angst hat es dir zu sagen... weil er etwas ziemlich Dummes gemacht hat... Er aber hofft, dass du ihn auch liebst. Sie sollten ihm daher ganz fest die Daumen drücken, damit das mit euch beiden klappt und er ganz oft bei dir sein kann. So wie ihre Mama und ihr Papa."

Ich schließe meine Augen und lasse meine Tränen einfach fließen. Mein Herz macht bei Nadjas Worten einen Satz und in mir drinnen kribbelt einfach alles. Beim nächsten Atemzug entweicht mir ein leises Schluchzen und ich halte mir erschrocken eine Hand vor den Mund. Nadja schlingt ihre Arme um mich so sitzen wir eine ganze Weile einfach nur da.

...

Am letzten Novemberwochenende mache ich Sonntagabend einen Spaziergang um den Phönixsee.

Nach meiner Rückkehr nach Dortmund, war alles irgendwie beim alten und dann doch wieder nicht. Ich war anders, als noch vor ein paar Wochen. Und noch mehr hatte sich bei mir seit Anfang August getan. Ich fühle mich, als hätte ich eine jahrelange Reise hinter mir und jetzt weiß ich nicht wie es weiter gehen wird.

Mit Nadja und Sophia bin ich letztes Wochenende durch Köln gezogen. Die Clubs unsicher machen war genau das, was ich mal wieder gebraucht habe. Alex durfte als unser Fahrer herhalten und fand uns, laut seiner Aussage, sehr amüsant. Wie eine Fahrt mit drei angetrunkenen Frauen eben so sein kann...

Normalerweise würde ein Mann so etwas ohne Hintergedanken auch sicherlich nicht tun... und wenn ich ehrlich bin, dann hatte Alex auch welche... Dieser Hintergedanke war klein, hatte kurze blonde Haare und hört auf den Namen Nicci. Meine liebe Freundin und der hübsche Alex waren nämlich seit dem Abend des Frankfurt Marathons ein Paar. Witzigerweise kamen die beiden sich wegen der Sache mit mir näher und fanden sich am Ende auch mehr als sympathisch.

Die halbe Rückfahrt hatten sich die zwei angeschmachtet, was Sophia und mich
durchgängig zum Lachen gebracht hat. Am Ende hatte uns Alex einfach genervt an meiner Ecke rausgeschmissen, während Nicci breit grinsend auf den Beifahrersitz gesessen war.

Alles in allem, war es ein super Abend und Sophia war am nächsten Morgen, nach dem Frühstück, zurück nach Hause gefahren. Allerdings nicht ohne nochmal mit mir das Gespräch zu suchen. Ihre Worte hatten mich genauso nachdenklich gemacht, wie die von Hannah, Mia und Nadja.

Julian ging es wohl wirklich schlecht. Nicht mehr so offensichtlich wie am Anfang, aber laut Sophia würde er sich komplett in seiner Wohnung vergraben. Die würde er nur zum Training oder nach ellenlangen Diskussionen verlassen und wäre dann auch absolut zu nichts zu gebrauchen. Kai und Jannis waren ratlos und Sophia konnte es einfach nicht mehr ertragen mit anzusehen, wie Julian auf der einen und ich auf der anderen Seite litten. Sie konnte mir keine Lösung präsentieren, aber bat mich darum, mir alles noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Und so stehe ich jetzt, nach einem langen Spaziergang, hier und schaue auf das Wasser des Sees. Mit kleinen Wellen schlägt es unter dem Steg zusammen und hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Seit meinem Urlaub hat sich Julian, auch ohne zutun der anderen, immer wieder in meine Gedanken geschlichen. Aber dieses Mal kann ich besser damit umgehen. Ich kann es zulassen und weiß, dass mich diese Gefühle nicht umbringen werden. Sie tun weh, aber sie machen mich auch stärker.

Ich greife jetzt in meine Jackentasche und betrete den Steg vor mir. Mit kleinen Schritten gehe ich vor bis zum Rand und ziehe den Ring von meiner Halskette heraus. Ich halte ihn einen Moment in der Hand und fühle das Metall auf meiner Haut. Das Gewicht, das mich das letzte Jahr so runter gezogen hat, ist verschwunden und zurück geblieben ist eine Erinnerung an etwas, das mal war.

Mit einem letzten Blick auf den Ring schließe ich meine Hand, halte einen Moment inne, bevor ich aushole und ihn in hohem Bogen in den See werfe.

Als das kleine Stückchen Metall mit einem leisen platschen im See verschwindet, lasse ich auch einen Teil von mir endlich los.

Mit einem Lächeln im Gesicht, mache ich mich auf den Weg zu meinem Auto und fahre in die Stadt. Als ich heute Abend losgefahren bin, wusste ich nicht wohin ich gehen würde, aber als ich wie von selbst auf dem Parkplatz vor Julians Wohnkomplex zum stehen komme, weiß ich, dass ich hier richtig bin.

Ich habe ihm vor ein paar Wochen versprochen, dass ich ihm zuhören würde. Ihm und niemandem sonst. Dieses Versprechen habe ich nicht gehalten. Ich konnte es in diesem Moment nicht. Aber wenn ich meinen Frieden mit all den machen will, dann muss ich mir anhören was er mir zu sagen hat. Es macht nämlich, nur mit diesem Bruchstücken an Wissen, alles absolut keinen Sinn. Während ich auf das Haus zulaufe, beginnt es leicht zu regnen und ich bin froh, dass ich kurz darauf im Trockenen stehe.

Noch bevor ich allerdings an der Haustür klingeln kann, öffnet sich diese und mir kommt ein Anwohner entgegen. Schnell stelle ich einen Fuß in die Tür und betrete das Treppenhaus. Mit langsamen Schritten mache ich mich auf den Weg nach oben. Ich bin ehrlich gesagt ziemlich nervös. Das ich jetzt hier bin war nicht geplant, aber, mal abgesehen von der Tatsache, dass ich das Gefühl habe gleich zu sterben, glaube ich fest daran, dass ich das Richtige tue.

Vor Julians Wohnungstür bleibe ich einen Moment stehen und sammele mich. Ich lege einen Moment den Kopf in den Nacken und schließe die Augen. Du kannst das Cara... Und damit trete ich einen Schritt näher und drücke auf die Klingel.

Einen Moment tut sich gar nichts. Allerdings weiß ich, dass er da ist, denn von unten habe ich Licht gesehen. Also drücke ich nochmal auf den Knopf. Und dann nochmal.

Kurz darauf, höre ich Schritte in der Wohnung und ich kann jemanden von drinnen so etwas rufen hören wie „Alter, die Tür wirst du ja wohl nochmal aufmachen können" und dann steht Jannis steht vor mir.

Erst sagt er gar nichts und starrt mich einfach nur mit aufgerissenen Augen an. Er blinzelt mehrmals, eher er schief grinst und mich mit einem Ruck an sich zieht. „Scheiße bin ich froh dich zu sehen", murmelt er leise und drückt mich fester. Ganz lange stehen wir hier halb im Treppenhaus und ich genieße die Umarmung mit dem kleinen Brandt. „Es tut mir leid Cara", flüstert Jannis leise und schiebt mich leicht von sich weg. „Ich wollte es dir sagen... aber Julian ist..." „Dein Bruder... schon klar. Mach dir keine Sorgen", unterbreche ich ihn in der gleichen Lautstärke.

„Bitte sag mir, dass du hier bist um mit dem Trauerkloß da drinnen zu reden. Ich weiß wirklich nicht mehr was ich noch machen soll..." Ich nicke nur und Jannis atmet erleichtert aus, bevor er mich durch die Wohnungstür zieht.

Julian liegt mit dem Rücken zu uns gedreht auf dem Sofa und bewegt sich nicht. Mein Herz macht einen Satz und ich schlucke den Kloß in meinem Hals herunter. „Alter willst du nicht mal schauen wer hier ist? Ist immerhin deine Bude?", ruft Jannis seinem Bruder genervt zu. Als Julian nicht reagiert, wird Jannis neben mir wirklich wütend. „Jetzt reiß dich endlich mal zusammen, verdammt! Cara ist bestimmt nicht wegen mir hier!" Julian sitzt jetzt von einer Sekunde auf die andere senkrecht auf dem Sofa und dreht sich zu uns um. „Cara?", murmelt er leise und sieht mich ungläubig an. „Hey", antworte ich ihm vorsichtig. Der Blonde sitzt total verwirrt da und weiß gar nicht was er tun soll.

Julian sieht fertig aus. Die Augenringe, die sonst immer zu mir gehört haben, sind jetzt wohl bei ihm eingezogen. Er ist noch blasser als sonst und seine Haare stehen ihm in alle Richtungen vom Kopf ab. Er merkt jetzt wohl auch was für ein Bild er abgibt, denn er versucht hektisch seine Haare zur richten und streicht sich unsicher über sein Shirt.

Jannis neben mir schüttelt den Kopf und murmelt ein leises „Oh Mann", ehe er auf Julian zugeht und ihm vom Sofa hochzieht. „Du gehst jetzt duschen und ich mache Cara einen Kaffee." Als sich Julian nicht bewegt, schiebt ihn Jannis zur Treppe und wedelt hektisch mit den Armen. „Na los! Cara wird in der Zeit, in der du oben bist nicht einfach verschwinden, also hopp, hopp."

Julian sieht mich noch einmal mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen an, bewegt sich aber nicht. Als Zeichen, dass ich bleiben werde, ziehe ich jetzt meine Jacke und Schuhe aus, bevor ich mich in Richtung Küchentisch bewege. Julian reicht das wohl und er geht mit schnellen Schritten die Treppe hoch.

Jannis kommt kopfschüttelnd auf mich zu und macht sich an der Kaffeemaschine zu schaffen, während ich mich an den Tisch setze. Ich versuche meine schweißnassen Hänge an meiner Jeans abzuwischen und ziehe dann meinen Oversize-Pulli über meine Handflächen. Als Jannis die Tasse Kaffee vor mir abstellt, greife ich gleich nach ihr, um etwas in den Händen zu halten.

„Ich kann euch sicher alleine lassen? Du hast nicht vor meinen Bruder mit einem Messer zu erstechen oder von der Terrasse zu werfen? Ich meine... Nicht dass es ihn aktuell stören würde, aber...?", fragt mich Jannis jetzt ernst. „Nein... Ich will reden. Julian wollte mir seine Version erzählen und ich konnte nicht... Ich... Es tat einfach zu sehr weh. Wenn er immer noch mit reden möchte... dann würde ich mir gerne anhören was er zu sagen hat." Dabei sehe ich Jannis offen an und er kleine Brandt nickt erleichtert.

Bevor er sich Schuhe und eine Jacke anzieht, dreht er sich noch einmal zu mir um: „Sei bitte nicht zu hart zu ihm. Er... mein Bruder kann manchmal ein kompletter Vollidiot sein, aber er liebt dich wirklich sehr."

Dann fällt die Tür hinter ihm ins Schloss.

Continue Reading

You'll Also Like

334K 10.4K 87
Dahlia Verfolgt von ihrer Vergangenheit wagt sie einen Neustart. Nur ein Koffer und eine Tasche beinhalten ihr Leben, als sie in ihrer neuen Heimat a...
91.8K 2.1K 88
Kim hat sich an einem Ausbildungsprogramm beim BvB beworben und wurde Überraschung angekommen. Dort trifft sie auf viele der Spieler und auch auf ihr...
128K 2.5K 103
und alles begann mit Instagram...
9K 562 22
Fortsetzung von "Hör mir zu wenn ich schweige"