Shadow

By Flackerlicht

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Hope und Shadow. Die Hoffnung und der Schatten. Hope ist eine Aussenseiterin, meistens alleine und auch glü... More

Widmung
Playlist
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
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26.
27.
28.
29.
30.
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38.
39.
40.
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47.
48.
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50.
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52.
53.
54.
55.
56.
57.
58.
59.
60.
61.
Epilog
Zitate
Danksagung

31.

1K 74 20
By Flackerlicht

Weil der Unterricht am Nachmittag nicht besonders spannend gewesen ist, hat er sich extrem in die Länge gezogen. Ich bin also auch dementsprechend müde. Und schlecht gelaunt. Ich mag es nicht, wenn ich müde bin und dann hasse ich immer die halbe Welt.

Also bin ich ungefähr doppelt so angepisst, als ich mir die Tür von Jane öffnen lassen muss. Nicht dieses Drama schon wieder.

»Mach Platz«, weise ich sie mit einem höflichen Lächeln an. Ich werde ganz bestimmt nicht fragen, ob ich reinkommen darf, wenn das hier mein verdammtes Zuhause ist. Zumindest jetzt noch. Außerdem verstehe ich nicht, wieso all diese komischen wir-wollen-Hope-ihren-Tag-verderben-Treffen in unserem Haus stattfinden müssen. Sie könnten auch draußen sitzen und abfrieren, doch dann fällt es mir schlagartig wieder ein.

Sie werfen uns ja praktisch auf unserem Haus. Es muss toll sein, damit leben zu können, wenn man sich so arschig aufführt.

Aber im Moment ist das noch immer mein Zuhause und deshalb tut es mir auch nicht leid, dass ich Jane ein Stück zur Seite schiebe, um eintreten zu können.

»Das ist wirklich nicht so schwer«, murmle ich mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck. Sie hat aber auch keinen Funken Anstand. Fehlt nur noch, dass sie mir sagt, wie ich meine verdammten Schuhe hinstellen soll.

Aber ich mache mir gar nicht die Mühe, meine Schuhe auszuziehen, sondern spaziere direkt in das Wohnzimmer, wo Janes Daddy, also mein Vater, und Janes leibliche Mutter schon scherzen. Sie wollen mich doch verarschen.

»Wo ist Mom?«, unterbreche ich ihre Kitzelrunde mit einer kalten Stimme. Ehrlich, wie alt sind die? Fünf?

»Sie ist zur Arbeit gegangen und hat gesagt, dass wir es uns doch bequem machen sollten«, antwortet Janes Mutter auch schon. Ich kann praktisch spüren, wie mein Blut zu kochen beginnt. Wieso würde Mom das machen? Am Wochenende haben wir uns ja noch verstanden, also ist es keine Rache für mein schlechtes Verhalten. Will sie sich bei meinem Vater einschmeicheln? Bei Jane oder ihrer Mutter?

Ich verstehe sie einfach nicht mehr. Wir haben uns so gut von unserem alten Leben lösen können und jetzt steht er hier, als wäre es sein Haus. Ich meine, er hat es uns gekauft, aber auch nur, um uns zu bestechen. Ich kann echt nicht nachvollziehen, wie man so unfassbar manierlos sein kann. Er wollte uns einfach damit abschieben und jetzt, wo es doch nicht so schlecht ist, wie er wahrscheinlich vermutet hat, möchte er es wieder? Dreckskerl.

Aber natürlich werfe ich ihnen nichts davon an den Kopf, weil Janes Mutter so nett ist und in ihren Augen Freundlichkeit glänzt und ich sie nicht einfach so anbrüllen könnte, ohne dass mein schlechtes Gewissen mich umbringen würde. Scheiss Ding. Ich hätte schon längst alle herausgeschmissen, wenn ich kein Gewissen besässe.

Aber dann fällt mein Blick auf die Couch. Die Kissen sind anders angerichtet. Nicht. Ihr. Ernst. Ist ihnen jemals gesagt worden, dass es unhöflich ist, in fremden Häuser Dinge einfach anders zu platzieren? Und dann fallen mir noch eine Menge weitere kleine Details auf, die mich stören. Unsere Zimmerpflanze aus Plastik ist an einem anderen Ort. Die Fotoalben sind nun nach Grösse geordnet, wozu Mom und ich uns bestimmt niemals die Mühe gemacht hätten. Die Fernbedienungen sind direkt vor dem Fernseher abgestellt und nicht mehr auf dem Couchtisch.

»Tja, bequem ist hier wohl zu wörtlich genommen worden«, murmle ich und mache auf dem Absatz kehrt. Ich kann den Anblick von ihnen nicht mehr ertragen. Denn ich fühle mich, als wäre es ihr Zuhause. Als wäre ich eingedrungen, dabei ist es genau umgekehrt.

»Können wir reden, Hope?«, spricht mich Jane an, sobald ich wieder bei ihr im Gang bin und meine Schuhe wuterfüllt auf das Schuhbrett werfe. Ich bin den Tränen so nah und dann möchte sie auch noch reden? Aber ich schätze, dass es sowieso nicht mehr viel schlimmer werden kann.

»Schiess los«, ermuntere ich sie also, auch wenn es mir gänzlich egal ist, was sie mir zu sagen hat. Sie hat unsere Freundschaft unedel gekündigt, mich dann eine Weile gehänselt und jetzt meint sie, ich wäre ein Sozialfall und sie müsse sich um mich kümmern. Soll sie sich doch zur Hölle scheren.

»Ich wollte das ganze nicht«, fängt sie schliesslich mit schwerer Stimme an. Ist klar. Als ob es sie auch nur ein mini-Stückchen interessiert. Meine Finger zucken und mir wird klar, was ich nun machen muss. Eine Runde Basketball. Alleine. Ohne irgendwelche nervigen Menschen oder Lügner oder Eindringlinge. Nur ich, der Ball und der Korb. Das hört sich ausnahmsweise mal gut an.

»Ich habe mir nicht ausgesucht, dass wir in euer Haus kommen und das tut mir leid. Ich habe ebenfalls erst seit kurzem von der Hochzeit erfahren und dass ich nichts davon wusste, dass er dein Vater ist, weißt du ja selbst«, fährt sie fort, als ihr bewusst wird, dass ich nicht darauf antworten möchte. Ich möchte gar nicht mit ihr reden. Sie hat mich mehrere Male seelisch verletzt und jetzt tut sie so, als würde mich ihre Erklärung oder Entschuldigung interessieren. Ja, genau. Das habe ich mir auch eingebildet. Aber ehrlich gesagt möchte ich einfach nur Ruhe.

»Ich will deiner Mom und dir nicht schaden und es tut mir leid, dass ich nichts ändern kann. Ich würde mir ein anderes Haus aussuchen, wenn ich könnte. Ich schwöre es. Bitte glaub mir«, meint sie beinahe schon verzweifelt. Ich weiß nicht, ob sie so dramatisch ist, weil sie ein Cheerleader ist, oder weil sie sich wirklich etwas davon erhofft, aber es ist mir ehrlich gesagt auch Schnuppe.

Ich habe mit ihr abgeschlossen, genauso sehr wie mit meinem Vater. Die beiden sollten einfach wegbleiben, wenn sie wollen, dass es mir besser geht.

»Das ist nicht deine Schuld«, beschwichtige ich sie. »Aber wenn du mir nicht schaden hättest wollen, dann hättest du dich nicht so abscheulich zu mir benommen«, füge ich hinzu. Sie soll sich keine falschen Hoffnungen machen, denn ich falle nicht mehr auf ihre Spielchen rein und ich hoffe, dass ihr das bewusst ist. Denn ich werde ihrer Nervigkeit nicht nachgeben. Ich werde sie so oft abweisen, wie sie zu mir kommt.

Jane klappt beinahe der Mund auf und sie zuckt zusammen, während sich ihr Gesicht schuldbewusst verzieht. Ist klar. Sie hat noch nie ein schlechtes Gewissen gehabt und jetzt ist sie plötzlich so? Ich glaube ihr einfach nicht.

»Komm schon, Hope. Könntest du nicht einfach akzeptieren, dass ich es momentan echt versuche? Ich bin nicht das Miststück, für das du mich hältst!«, stösst sie wahrscheinlich lauter als beabsichtigt heraus und wirft ihre Hände verzweifelt in die Luft. Sie ist sogar schlimmer als ich denke. Aber ja. Ich bin noch immer nicht beeindruckt.

Allerdings haben ihre Mutter und mein Vater ihren Ausraster anscheinend gehört, denn keine Sekunde später stehen sie ebenfalls im Gang und starren mich verwirrt an. Oh bitte. Jetzt tun sie auch noch so, als hätten sie mir hier etwas zu sagen.

»Ist etwas los? Habt ihr Streit?«, fragt Janes Mom mit einer unschuldigen Stimme, die mir in diesem Moment echt den Rest gibt. Es tut mir leid, aber das soll sie echt mit jemand anderem machen. Und zwar mit Janes neuen Freunden. Aber ich kann ihr jetzt auch reinen Wein einschenken.

»Natürlich haben wir Streit«, blaffe ich sie ungewollt an. Eigentlich sollte ich mich jetzt nicht so benehmen, aber im Moment kann ich mich echt nicht am Riemen reissen.

»Wir haben nämlich immer Streit. Immer. Aber ich schätze, dass das normal ist, seit wir ja keine Freunde mehr sind. Und wir« - ich deute auf meinen Vater - »sind keine Familie, also wäre ich froh, wenn ihr aufhören würdet, euch so zu benehmen. Das ist nicht euer Haus, zumindest noch nicht, also ist es mir wirklich ein Rätsel, was ihr hier tut. Wenn ihr uns rauswerfen wollt, und das aus unserem eigenen Zuhause, dann besitzt ihr echt keine Geduld und anscheinend auch keinen Respekt.«

Und dann gehe ich raus, mit meinen Schuhen in der Hand, allerdings nicht noch bevor allen einen fiesen Blick zuzuwerfen, meinen Rucksack in eine Ecke zu pfeffern. Dann knalle ich die Tür hinter mir zu.

Oh je. Die arme Hope...🥺
Schreibt mir gerne in die Kommentare, was ihr so von der Situation bei ihr Zuhause haltet, ich freue mich nämlich immer über Meinungen und Solches 😏
Und damit ist dies auch das letzte Kapitel für heute gewesen, also lesen wir uns morgen wieder 🥰
Bye-bye und bis bald 😌👋

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