Mein neues Ich

Cherrydream_2201 द्वारा

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"Was ist hier los?" rief ich und ignorierte die ängstlichen Stimmen der Anderen. Lens Kehle verließ nur ein... अधिक

Eine Katze bricht bei mir ein
Die spinnen doch alle
Die Entscheidung fällt
Aufbruch
Ich frage Tyler Löcher in den Bauch
Mr. Schlafmütze und seine Kumpanen
Meine Rettung
Ich werde zur Nervensäge
Notiz an mich: Feststellen ob ich träume
Essen, schlafen und schon wieder essen
Ich, der Stalker
Alle haben's drauf, nur ich nicht
Im Kampf des Löwen
Der Befehl des Alphas
Himmel oder...
Hölle
Ich mu(T)ier(e)
Vertrauen
Zu viel Adrenalin
Lektion eins
Luxus
Das Geheimnis
Ich attackiere meine Direktorin
Zwischen Staub und toten Fliegen
Eine interessante Entdeckung, wenn du verstehst, was ich meine
Ich werde zur Spionin
Emotionale Ausbrüche
Ich falle durch ein Bücherregal
Len durchbricht eine Wand
Endgültige Erkenntnis
Blondi und ich bilden ein Team
Man rettet mir den Allerwertesten
Immer eine Frage der Perspektive
Ich, die (mal mehr oder weniger) kreative Person
Die Künste eines Mädchens
Überraschende Wendungen
Wenn die eigene Lebensdauer gefährdet ist
Eine Zeitreise ist lustig, eine Zeitreise ist schön
Wenn man einfach mal eine Zuflucht braucht
("Mädchen-")Gespräche
Wenn die eigene Mutter zum Fangirl mutiert
Frohe Weihnachten, Sarina
Wieder "richtig" zu Hause?
Die Geschichte der magischen Welt für Ahnungslose, bitte.
Waschechte Männergespräche!
Von Glitzervampiren und rücksichtslosen Chefs
Zweisamkeit
Kuchen und Küsse
Neunzehn
Vergangenheit um Vergangenheit
Überraschungen soweit das Auge reicht
Fragen über Fragen
Lasst das Spiel beginnen
Wahrheiten
Päckchen und Kindergartenkinder
Wenn man vor Emotionen fast verrückt wird
Erinnere dich!
Klarheit
Des Mondes Kind
Wie in Trance
Ein sehr . . . außergewöhnlicher Morgen
Geständnisse
Und die Vorbereitungen beginnen
Mein erster Ball . . .
. . . endet in einem Desaster
Der Beginn
Tag eins -Verborgen in der Dunkelheit
Tag eins -Die Suche ins Nichts?
Tag eins -Der gesuchte Fund
Tag zwei -Erwachen
Tag zwei -Macht
Tag zwei -Der nächste Schritt
Tag drei -Ein kleiner Funke Hoffnung
Tag drei -Maulwurf
Tag drei - Finale Planungen
Es ist Krieg
So nah und doch so fern
Trancengleichheit
Wiedersehensfurcht
Wie man richtig wütend wird:
Das letzte Gefecht
Unerwartete Hilfe
Unerwartetere Hilfe
In Finsternis
Von Krankenstationen und Liebesbekundungen
Hoffnungsvolle Versprechen
Epilog -Mein neues Ich
Ritter des Lichts (Ruby x Cody)
Charakterverzeichnis
Q&A

Die Sonnenquelle

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Cherrydream_2201 द्वारा

Wir waren erst seit knapp zwei Stunden unterwegs, da dämmerte es bereits. Ich konnte an Nevis' entspannter Haltung erkennen, dass ihm die anbrechende Dunkelheit zunehmend Sicherheit gab, während ich angestrengt versuchte, nicht meine innerliche Unruhe preiszugeben.

Der Trupp, den die Elfenkönigin für uns bereitstellte, bestand, wie ich vermutet hatte, aus einigen der besten Soldaten der königlichen Leibgarde. Sie waren ausgebildet für den Schutz und sicheren Geleit der Herrscherfamilie und benahmen sich gerade so, als wären wir ein Teil von eben dieser. Doch unterschwellig fühlte es sich nicht richtig an. Denn im Hinterkopf war mir bewusst, dass, wenn uns niemand aus der engen Traube von Soldaten herausholen konnte, wir dementsprechend auch nicht in der Lage waren, uns aus ihr zu befreien.

Ich verstand nicht so ganz, wieso wir behandelt wurden, als wären wir von höchster Wichtigkeit. Vor allem, da ich mich aufgrund der bewaffneten Soldaten, die sich um uns drängten, eher wie ein Schwerverbrecher fühlte. Aber wer wusste schon, ob nicht eigentlich dies die Absicht der Elfen war. Sie schienen alles in ihrer Macht stehende zu tun, uns so gut wie möglich daran zu erinnern, dass sie der einzige Grund waren, wieso wir alle noch eine leise Chance darauf hatten, womöglich doch noch den nächsten Tag zu erleben.

Ein nicht sehr damenhaftes Schnauben entfloh mir, als mir dieser Gedanke kam, und ein junger Soldat zu meiner Rechten zuckte erschrocken zusammen.

"Ich beiße schon nicht.", erwiderte ich nur und zeigte bei dem darauffolgenden, nicht ganz unironischen Lächeln absichtlich meine Eckzähne.

'Du bist böse', schallte Lens amüsierte Stimme in meinem Kopf und ich zuckte nur mit den Schultern.

'Sie sollten wissen, dass wir uns das nur gefallen lassen, weil wir keine andere Wahl haben.'

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie mein Artgenosse tonlos seufzte.

'Du hast schon recht. Es geht mir ja auch auf die Nerven.'

Ich schielte hinüber zu Nevis, der unter den strengen Argusaugen von Keniir ein Stück abseits von der Truppe laufen musste. Die Elfen schienen sich zwar noch gerade damit abzufinden, uns in ihre Mitte zu lassen, doch bei dem Erben gab es keine Ausnahme. Beim Aufbruch war es Len glücklicherweise noch gelungen, den Elfenhauptmann davon abzuhalten, Nevis mit einem spitzen Speer vor sich herzutreiben, um ihn „besser im Auge behalten zu können".

Dem Werwolf schien dieses Verhalten nicht viel auszumachen. Ja, er lachte sogar darüber, doch tief in meinem Inneren konnte ich nicht glauben, dass er damit einverstanden war, wie ein Aufsässiger behandelt zu werden.
Na ja, noch mehr als wir jedenfalls. Ein wenig beneidete ich ihn ja um seinen Freiraum.

„Hey, du! Schneller!" Keniir sprach zu Nevis, der ein wenig zurückgefallen war, um sich ein wenig die Umgebung anzusehen. Dabei hob er drohend seinen Speer und machte Anstalten, dem Austauschschüler damit in die Seiten zu stechen.

„Wow, mach mal halblang, Spitzohr.", brummte Nevis und hob abwehrend die Hände. „Du kannst deinen übergroßen Zahnstocher wieder einpacken. Ich werde schon keine Dummheiten machen."

„Ach ja?", sagte der Elf eisig und hob ruckartig die Hand. Der Zug stoppte so abrupt, dass ich beinahe in den jungen Elf lief, dem ich noch vor einigen Minuten unterschwellig gedroht hatte, und mittlerweile mit einigem Abstand vor mir lief. Für diesen Abstand war ich nun auch dankbar. Er käme sonst auf die Idee, ich würde ihn absichtlich anfallen wollen.

‚Alter, haben die Augen im Hinterkopf, oder was soll das?', beschwerte sich Len und als ich den Kopf drehte sah ich, dass er weniger Glück gehabt hatte und gerade verlegen nicht vorhandene Falten in der Uniform eines Soldaten mit goldenen Augen glättete, der jedoch nur unsanft seine Hände wegstieß. Doch meine Aufmerksamkeit richtete sich schnell wieder auf den Werwolf und den Elf hinter mir.

„Hör mir mal zu, du Hund!" Er spuckte meinem Mitbewohner das letzte Wort regelrecht vor die Füße und kam ihm so nah, dass sich fast ihre Nasenspitzen berührten. „Wenn sich herausstellen sollte, dass du dich als Verräter entpuppst und uns nur absichtlich hinhältst, damit wir in irgendeine Art Falle laufen, versichere ich dir, dass ich der Erste sein werde, der sich an dir rächen wird." Er kam ihm noch näher, falls dies überhaupt noch möglich war. „Ich werde dir mit meinen eigenen Händen das Fell vom Leibe ziehen und es für den Rest meines Lebens als Mantel tragen, haben wir uns verstanden? Ich kann nicht riskieren, noch ein zweites Mal mein Volk zu verlieren, nur, weil ihr Hunde euch mal wieder dazu entscheidet, euch gegen eure eigene Natur zu stellen."

„Du spuckst mich voll.", sagte Nevis ruhig und wandte den Blick nicht ein einziges Mal ab.

„Hast du mich verstanden?" Die Spitze des Speers wanderte gefährlich nah zur Halsschlagader des Wolfs und ich ballte wütend die Hände zu Fäusten. Was erlauben sich die Elfen eigentlich?

Es ist ja nun wirklich nicht so, als würde uns das hier allen Spaß machen. Immerhin waren wir alle aufrichtig besorgt um unsere Leben. Sollte uns das nicht den notwenigen Zusammenhalt geben, den wir bräuchten?

„Meine Ohren sind sehr empfindlich, weißt du? Ich denke, sie haben dich klar und deutlich gehört."

„Gut, dann fange ich bei ihnen an, wenn es soweit ist.", knurrte der Hauptmann, zog sich jedoch zurück. Aber nicht, ohne zuvor dem Werwolf einen harten Stoß gegen die Brust zu versetzen, der ihm jedoch nicht im Geringsten irgendetwas auszumachen schien.

Keniir hob die Hand und es ging weiter.

„Tut mir leid, ich konnte dagegen nichts unternehmen.", entschuldigte sich Len bei Nevis, der jetzt neben ihm herlief.

„Keine Sorge, ich weiß. Aber falls es dich beruhigt, er hat ziemlich gut gerochen. Frisches Gras und Kiefer ist eine gute Kombination. Schade nur, dass sein Charakter dem einer Bratpfanne gleicht."

Angestrengt versuchte ich mir ein Lachen zu verkneifen, aber Lens Gesicht war zu göttlich, um nicht wenigstens ein leises Kichern zuzulassen.

Der Rest der Reise verlief reibungslos. Ich wusste nicht genau, über wieviel Magie Elfen verfügten, aber es schien mir doch eine Art Tarnzauber im Spiel zu sein. Wir wurden nicht einmal von wilden Rehen bemerkt, die nur in weniger Entfernung an einer Quelle tranken. Doch beschweren konnte ich mich nicht. Die Stille gab mir Zeit, über das Kommende nachzudenken und vielleicht auch ein wenig meine eigenen Nerven zu sammeln und Gedanken zu sortieren. Elfen schienen nämlich nicht die Besten darin zu sein, eine Unterhaltung zu führen.

Es war stockfinster, als wir eine Lichtung erreichten, die seltsam unberührt aussah, obwohl viele Wildpfade und aufgewühlte Waldflächen in der Umgebung zu finden waren.

Nicht einmal der Vollmond, der eigentlich hell erleuchtet am Himmel stehen sollte, schien sich durch das dichte Blätterdach der Bäume kämpfen zu können.

„Wir sind da.", flüsterte ich und konnte ein Frösteln nicht verhindern.

„Hier ist es!", verkündete Keniir an der Spitze des Trupps. „Elfen, verteilt euch und zündet eure blauen Laternen. Wir wollen nicht zu auffällig sein!"

Innerhalb weniger Augenblicke verteilten sich die Soldaten um die Lichtung und starrten so angestrengt in die Dunkelheit, als würde ihnen jeden Moment ein Monster entgegenspringen. In den Händen hielt jeder eine kleine Laterne, in der eine kleine blaue Flamme brannte, sodass die Lichtung in ein kühles Glimmen getaucht wurde. Gerade noch so hell, dass man nicht über seine eigenen Füße stolperte, doch das Gesicht einer anderen Person nicht auf mehr als zwei Meter erkennen konnte. Mit der anderen Hand umklammerten sie ihre jeweils bevorzugte Waffe.

„Mr. Dawson!", rief Keniir meinen Freund zu sich und ich heftete mich an seine Fersen, sodass wir gemeinsam dem Elf entgegentreten konnten.

Dieser beachtete mich immer noch nicht, doch ich schluckte meinen Stolz hinunter. Ich war zu neugierig, um mir das Kommende von einem mürrischen Elf verderben zu lassen.

„Die Sonnenquelle befindet sich am anderen Ende der Lichtung unter der großen Trauerweide. Sie entspringt zwischen ihren Wurzeln. Seien Sie vorsichtig, dem Baum keinen Schaden zuzufügen. Die Elemente sind an dieser Stelle des Waldes am stärksten miteinander verbunden und somit Ursprung seiner Magie. Es wäre nicht auszudenken, was alles geschehen würde, wenn wir sie nicht mehr hätten."

„Vertrau mir, Keniir. Ich werde vorsichtig sein." Len neigte in einer respektvollen Geste den Kopf und griff dann nach meiner Hand.

„Es wird nicht lange dauern. Wir sind gleich zurück."

„Natürlich." Sein silberner Blick bohrte sich noch eine ganze Weile in meinen Rücken, während wir uns auf den Weg zur anderen Seite der Lichtung machten, wo Nevis bereits auf uns wartete.

Er war bleich geworden und ich warf ihm einen besorgten Blick zu.

„Alles in Ordnung?"

„Was? Ja. Ja, alles gut. Es ist nur der-" Er rieb sich die Schläfen. „Der Vollmond. Er strengt mich an. Die Verwandlung wird nicht mehr lange auf sich warten lassen."

„Keine Sorge, wir sind gleich soweit und dann können wir mit dem Rest des Plans fortfahren. Die Elfen bereiten mir auch Platzangst.", versuchte ich ihn zu beruhigen.

„Okay." Er nickte und lächelte gequält.

Schließlich wandte ich mich an meinen Artgenossen, der in dem mitgebrachten Rucksack nach einem Messkolben suchte.

„Len, was meinte Keniir mit dem Baum und der Magie des Waldes?" Mir war die Formulierung aufgefallen, da ich noch nie gehört hatte, dass Elemente gebündelt als Quelle von Magie dienen konnten. Unsere Magier auf dem Campus waren alle von klein auf mit einer Gabe geboren, die so natürlich zu ihnen kam wie Atmen. Ich war davon ausgegangen, dass alles Magische entweder so geboren oder von Lebewesen mit dieser Fähigkeit erschaffen wurde. Dass ein Baum jedoch einen ganzen Wald mit irgendeiner Art Magie versorgen konnte, war mir neu.

„Bäume sind auch Lebewesen und können somit genau wie sie Fotosynthese betreiben, Magie zum Vorschein bringen.", erklärte mir Len und runzelte die Stirn, weil er nicht zu finden schien, was er suchte. „An dieser Stelle des Waldes treffen alle Elemente zusammen, wie Keniir schon gerade erwähnte. Wasser von der Quelle, Erde in Form des Baums und der umringenden Erde, natürlich Luft und das Besondere hier, die Sonne. Besser gesagt, es ist eine der wenigen Stellen, die die Sonne beim Aufgehen als erstes erleuchtet."

Er schien gefunden zu haben, was er suchte und zog neben dem Glas noch das Buch hervor, in dem die Rezeptur vom Gegenmittel zu finden war.

„Elfen an sich sind nicht magisch. Sie ziehen ihre Kraft und Magie aus diesen Quellen und verschmelzen somit mit der Natur. Sie sind Natur, Sarina. Deswegen ist Keniir so . . ."

Er schien nach angebrachten Worten zu suchen, die ich ihm nur allzu gern bereitstellte.
„Unhöflich, ungesittet, grob und ein Arsch?", schlug ich vor.

„Kühl wollte ich sagen, aber deine Vorschläge treffen es auch.", seufzte er und ließ den Rucksack auf den Boden fallen. „Es ist eine große Ehre, dass wir uns auch nur ansatzweise dieser Lichtung nähern dürfen und das in der Gegenwart eines Werwolfs, der kurz vor der Verwandlung steht. Erinnere mich daran, der Elfenkönigin einen Blumestrauß zum Dank für ihre ungeahnte Großzügigkeit zu schicken, sollten wir das hier überleben. Ich bin, um ehrlich zu sein, immer noch ein wenig überrascht."

„Vielleicht hat Efy ja ein gutes Wort für dich eingelegt."

„Nein." Er schüttelte lachend den Kopf. „Sie steht viel zu weit unten in der Rangordnung, als dass sie überhaupt je ansatzweise mit der Königin sprechen könnte. Und höre ich da ein wenig Eifersucht in deiner Stimme?"

„Ich sag ja nur.", brummte ich und folgte ihm zur Weide, deren Zweige wie ein großer Vorhang den Blick auf ihren Stamm und die Wurzeln verdeckte, zwischen denen angeblich die Sonnenquelle entspringen sollte.

„Okay, ihr Turtellöwen. Konzentriert euch!", fuhr Nevis energisch dazwischen und ich verdrehte nur die Augen.

„Den Spruch hast du von David geklaut."

„Ich weiß. Er ist ja auch eine sehr treffende Beschreibung."

„Leise.", zischte Len uns zu und ich verschloss augenblicklich meinen Mund. Trotzdem kam ich nicht umhin, Nevis einmal in den Arm zu zwicken, der daraufhin nur versuchte, meine Hand wegzuschlagen. Ich wich jedoch geschickt aus, sodass er scheiterte und mir letztendlich nur einen bösen Blick zuwarf.

Der junge Alpha schob währenddessen vorsichtig seine freie Hand zwischen die trotz des Winters mit grünen Blättern bedeckten Zweige und eröffnete uns so den Blick auf den gebeugten Stamm des uralten Baums. Die knorrigen Wurzeln, die sich wie lange, gewundene Finger in die Erde krallten, sahen nicht robust genug aus, um so einen gewaltigen Riesen noch länger im Erdreich halten zu können.

Unter dem grünen Blättervorhang war es geräumiger als erwartet. Mindestens fünfzehn Meter lagen zwischen Stamm und Vorhang und ich hob den Kopf. Die Baumkrone verlor sich in der Dunkelheit, sodass ich nicht ausmachen konnte, wie groß die Weide eigentlich war. Doch allein der Durchmesser des gesamten kleinen Reichs unter den Zweigen gab mir schon eine Vorstellung davon, wie gewaltig der gesamte Baum sein musste.

„Hört ihr das?", fragte Nevis leise und bewegte sich von uns weg. Er peilte die rechte Seite der Weide an und Len und ich folgten ihm vorsichtig über die Wurzeln, die sich wie mit Rinde überzogene Schlangen über den gesamten Erdboden verteilten. Ich hörte das Plätschern erst, als die glitzernde Reflektion des Mondlichts auf dem Quellwasser meine Augen blendete.

„Ich habe mich schon gefragt, wie es sein kann, dass durch dieses dichte Blätterdach das Licht hindurchdringt. Und um ehrlich zu sein, sehe ich immer noch nicht genau, woher das Licht kommt.", rätselte Len leise. „Aber es scheint wohl wirklich irgendwie Magie zu sein."

Er hatte recht. Das Wasser funkelte so stark und hell in der Dunkelheit, durchwebt vom Mondlicht, welches jedoch nirgends zu sehen war, dass ich automatisch nach der Lichtquelle suchte. Doch die Quelle schien von allein zu leuchten, denn das Blätterdach um uns herum schluckte jeden kleinsten Strahl von außerhalb.

„Bin ich verrückt oder kommt das Licht aus den Wurzeln?", fragte Nevis verwundert und beugte sich ein wenig weiter über das sprudelnde Wasser.

„Das kann nicht sein." Ich runzelte verwundert die Stirn, doch konnte nicht verleugnen, dass besonders die Wurzeln nah am Wasser ein leichtes, silbernes Glimmen zeigten, das in einer glühenden Spur in der Quelle mündete.

„Ich glaube, wir sollten das, was wir hier sehen, niemandem erzählen." Die Unruhe in Lens Stimme ließ mich aufschauen. „Es scheint mir viel mehr hinter dieser Sonnenquelle und der mit ihr verbundenen Kraft zu stehen, als ich vorher angenommen hatte. Lasst uns die Geduld der Elfen nicht unnötig überstrapazieren. Wir sind nur hier, um unseren Auftrag zu erfüllen."

Als hätten uns diese Worte aus einer Art Trance gerissen, richteten sich Nevis und ich wieder auf.

„Gut, wieviel Wasser brauchen wir?", erkundigte ich mich und ging hinüber zu Len, der sich bereits hinkniete, um ein wenig Wasser abzuschöpfen.

„Nun ja, aufgerechnet auf unsere Bedürfnisse zweieinhalb Liter. Das Wasser dient nicht als Grundlage des Tranks, sondern nur als Zutat. Zum Glück, ansonsten hätten wir mit Kanistern hier anrücken müssen. Kannst du mir bitte die Flasche im Rucksack bringen?"

„Klar." Ich kramte in dem Rucksack herum, in dem schon Len zuvor nichts zu finden schien und mir wurde jetzt auch klar, warum. Der Innenraum war wie auch schon die zu findende Flasche mit einem Dehnungszauber belegt, sodass sich je nach Bedürfnis der Platz für diverse Waffen, Rüstungsteile, Verbandszeug, Reagenzgläser und Kekse vergrößern, aber auch wieder verkleinern ließ. Als sich endlich meine Finger um das kalte Metall der Flasche schlossen und nicht mehr über die ähnlich kühlen Metallriemen von irgendeiner Kampfrüstung kratzten, seufzte ich erleichtert auf.

„Hier, bitte."

„Danke." Len hatte schon sorgfältig den ersten Liter abgemessen und streckte den Arm aus, ohne den Blick vom Messkolben zu lösen. Eilig drehte ich noch den Deckel auf und reichte sie ihm dann.

Mit ruhiger Hand füllte mein Freund den ersten und schließlich den zweiten Liter in die Flasche, sodass jeden Mal ein leichtes, glucksendes Geräusch ertönte.

„Es sollte gleich aufleuchten. Dann haben wir die Bestätigung, dass wir alles richtiggemacht haben.", raunte Len gespannt und ließ die Flasche nicht aus den Augen. Für die nächsten Sekunden passierte außer dem leisen Glucksen des Wassers nichts und ich wollte schon verzweifelt das Gesicht in den Händen vergraben.

Aber dann schoss mit einem Mal eine Fontäne goldenen Lichts aus dem Flaschenhals und verteilte sich wie der Feenstaub vorher im Keller in kleinen Partikeln in der Luft, die so hell und strahlend flimmerte, dass ich aufgrund des plötzlichen Lichts meine Augen zusammenkneifen musste.

Nevis hatte sich schon zusammengekauert und die Hand vor Mund und Nase gepresst, doch Len zog ihn nur breit grinsend wieder hoch.

„Alles gut, es kann dir nichts anhaben. Die Verbindung mit dem Wasser hat seine Wirkung abgeschwächt. Es wird höchstens kurz kitzeln, wenn dich ein Tropfen berührt." Mein Artgenosse lächelte so strahlend und siegesgewiss, wie ich ihn noch nie habe lächeln sehen. Mit federnden Schritten kam er auf mich zu, nahm mein Gesicht in die Hände und gab mir einen langen, zärtlichen Kuss.

„Sarina, es hat tatsächlich funktioniert. Wir können dem ein Ende bereiten. Es wird die Hybriden schwächen und sie verwundbarer machen und sobald die Sonne aufgeht, werden sie alle verbrennen!"

„Ich weiß, Len. Ich weiß." Ich legte meine Stirn an seine und umfasste vorsichtig seine Hände, die immer noch an meinen Wangen lagen. „Du bist einfach großartig, weißt du das?"

Er lachte leise.

Das goldene Licht verblasste langsam und ich bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Nevis den Deckel aufhob und der Flasche wieder aufschraubte.

Sobald das warme Schimmern verglüht war, hörte ich nur noch Lens Herzschlag. Er war fest und stetig und ich versuchte mir das Geräusch einzuprägen. Meine Kehle schnürte sich, wie schon so oft an diesem Tag, zu und mit einem Mal schlug die Stimmung um.

„Ich- Ich lasse euch kurz allein.", sagte Nevis leise und schob sich geräuschlos durch den Blättervorhang der Wunderweide, sodass wir mit unseren Gedanken, Gefühlen und Herzen allein waren.

„Ihr müsst gehen.", hauchte ich gegen die Lippen meines Freundes, nachdem wir für einige Augenblicke nur still so dastanden.

„Ich weiß.", murmelte er und nahm seine Hände von meinem Gesicht, um sie stattdessen um meine Taille zu legen.

„Sei vorsichtig, Len."

„Bin ich immer."

„Wenn du stirbst, finde ich dich und bringe dich um."

Er lachte in meine Halsbeuge.

„Alles klar, verstanden. Ich werde dann wohl dasselbe tun."

„Wehe, wenn nicht. Dann suche ich dich als Geist heim."

„Dazu wird es nicht kommen. Ich werde dich zuerst finden, okay?"

„Okay.", schniefte ich und drückte ihm einen schnellen Kuss auf sein Kinn.

„Na komm. Wir müssen." Er nahm meine Hand und trat einen Schritt zurück. Dann schenkte er mir eines meiner heißgeliebten schiefen Lächeln, dass dadurch mein Herz bis zum Hals schlug.

Doch mit einem Mal wurde er wieder ernst. Seine Augen waren trotz der Dunkelheit noch klar zu erkennen und die darin sich widerspiegelnden Emotionen ebenso gut. Oder vielleicht kam es mir nur so vor, da ich mich selbst in ihnen wiederfand. Mich und meine Gefühle.

„Sarina, ich-" Er drückte kaum merklich meine Hand. „Ich wollte dir noch sagen- Ich-"

Ich wusste, es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass wir uns je sahen. Doch ich konnte es ihn nicht sagen lassen. Nicht hier, umringt von nervigen Elfen. Nicht heute Nacht, kurz vor dem Beginn eines Kriegs, wo niemand wusste, was danach geschehen würde.

Einfach nicht jetzt.

„Ich weiß, Len.", sagte ich bloß und hoffte, dass ihm der Ausdruck in meinen Augen genügen würde. Er würde ihn verstehen.

„Aber sag es mir später?"

Es war mehr eine Frage als eine Bitte.

„Wir sehen uns in wenigen Stunden wieder. Ich will nicht, dass es sich anfühlt wie eine Verabschiedung." Noch ein letzter Schritt auf ihn zu, mein Daumen strich zart über seine nasse Wange. „Wir werden uns wiedersehen. Versprochen."

Seine Wärme verschwand und ich trat auf den Vorhang zu.

„Ich gehe jetzt. Pass auf dich auf, du Idiot."

Ich versuchte, das Lächeln auf meinen Lippen so echt aussehen zulassen wie nur möglich, doch das Zittern verriet mich.

„Bis dann."

Als sich der Blättervorhang hinter mir schloss, war ich schon auf allen vier Pfoten und meine Löwenohren hörten ihn nur leise wispern: „Versprochen."

_____________________________

1. Nevis x Keniir ( I ship it)

2. Versteht ihr den Grund, warum sich die Elfen so . . . Zitat Sarina: "Unhöflich, ungesittet, grob und ein Arsch." oder eher Zitat Len: "Kühl." verhalten?

3. Mein #Lerina-Herz :( Was denkt ihr, wollte Len noch zu ihr sagen?

Habt viel Spaß beim nächsten Kapitel und bis gleich (;

PS: Song: Battlefield by Svrcina

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