✒️ Die Kunst des Schreibens

By Thoronris

75.1K 5.1K 1.1K

Jeder Schriftsteller, egal ob Anfänger oder Experte, strebt stets danach, sein Schreiben zu verbessern. Und j... More

Inhalt
1. Über Stilfragen
1.1 Übung macht den Meister
1.2 Die Erzählperspektive
1.3 Wie schreibe ich Liebesszenen?
2. Über Charaktere
2.1 Hauptcharakter, Nebencharakter und ihre Bedeutung
2.2 Charakterdesign allgemein
2.2.1 Charakterdesign mit Steckbrief
2.2.2 Charakterdesign mit Lebenslauf
3. Über Werbung
3.1 Eine Followerschaft aufbauen
3.2 Leser finden und halten
3.3 Buchempfehlungen
3.4 Covermaker, Buchkritiker & Wettbewerbe
4. Übers Veröffentlichen
4.1 Selfpublishing vs. Verlag
4.1.1 Verlag: Vor- & Nachteile
4.1.2 Selfpublishing: Vor- & Nachteile
4.2 Veröffentlichen mit einem Verlag
4.2.2 Sollte ich einen Literaturagenten haben?

4.2.1 Wie erkenne ich einen unseriösen Verlag?

797 100 30
By Thoronris

Wir Autoren träumen alle davon, unser eigenes Buch in den Händen zu halten oder gar in einer Buchhandlung stehen zu sehen. Und genau diesen Traum machen sich leider Menschen zu Nutze, die nur Geld verdienen wollen. Deswegen gibt es in der Verlagsbranche viele schwarze Schafe und Gauner. Sich in diesem Dschungel zurechtzufinden, ist nicht immer leicht.



Der offensichtliche Gauner: Druckkostenzuschussverlage

Die Druckkostenzuschussverlage (kurz DKZV) sind auch heute noch ein weit verbreitetes Phänomen und immer wieder fallen Autorinnen und Autoren auf sie rein. Mit DKZV sind all jene Verlage gemeint, die in irgendeiner Form Geld von Autoren verlangen.

Es gibt eine Grundregel, die ihr auf der Verlagssuche immer beherzigen solltet:

Das Geld fließt ausschließlich vom Verlag zum Autor, niemals umgekehrt.

Solltet ihr also ein Angebot erhalten, indem ein angeblicher Lektor euch erzählt, wie toll er eure Wattpad-Geschichte findet, und dann sehr ihr im Vertrag, dass ihr eine Zahlung leisten müsst, um veröffentlicht zu werden: Finger weg!

Da sich inzwischen das Prinzip der DKZV immer weiter herumgesprochen hat, haben diese Gauner eine neue Methode entwickelt, um nicht ganz so auffällig zu sein. Am Ende ist es aber dasselbe Prinzip.

So gibt es beispielsweise Verlage, die von euch verlangen, dass ihr mindestens X Exemplare selbst abnehmt und dafür zahlt. Das ist ebenso unseriös wie das Zahlen für Druckkosten. Ihr seid niemals dem Verlag gegenüber verpflichtet, selbst eure eigenen Bücher zu kaufen. Im Gegenteil: Viele Verlage bieten ihren Autoren eine kleine Anzahl an Exemplaren, die sie kostenlos weitergeben können.

Ebenso unseriös ist es, wenn ein Verlag euch erst nach einer bestimmten Anzahl von verkauften Exemplaren bezahlt. Wenn zum Beispiel im Vertrag steht, dass ihr erst ab dem 501. verkauften Exemplar am Gewinn beteiligt werdet, ist auch das nur eine Umlagerung der Druckkosten auf euch. Ein seriöser Verlag zahlt euch anteilig Gewinne vom ersten Exemplar an aus.

Andere Beispiele für versteckte DKZV: Der Verlag verlangt, dass ihr bereits Käufer vorweist, ehe sie euer Buch drucken. Oder sie weisen euch darauf hin, dass dein Manuskript überarbeitet werden müsste und verweisen auf Lektoren, mit denen du zusammenarbeiten könntest - natürlich auf eigene Kosten. Diese Lektoren arbeiten meistens mit dem Verlag zusammen, wenn auch nicht offiziell, und so bezahlst du am Ende den Verlag fürs Veröffentlichen. Es kann auch vorkommen, dass ihr verpflichtet seid, alle Bücher des Verlags zu kaufen - damit werden die Druckkosten auf euch umverlagert und die Rankings bspw. bei Amazon manipuliert.

Lest euch eure Verträge genau durch: Wenn irgendwo die Rede davon ist, dass ihr Exemplare abnehmen müsst, dass ihr eine Zahlung leisten müsst oder dass ihr erst ab einer bestimmen Anzahl an verkauften Exemplaren bezahlt werdet, unterschreibt dieses Vertrag nicht. Ein Verlag, bei dem ihr Geld zahlen müsst, ist kein Verlag!

Wenn ihr bei Google einfach nach "Liste DKZV" sucht, findet ihr verschiedene Quellen, die bekannte DKZV auflisten. Befindet sich der Verlag, der euch kontaktiert hat, darunter: Finger weg!

Aber Achtung: Bei so genannten Dienstleistern ist es üblich, dass ihr zahlt. Dienstleister wie Books on Demand oder epubli sind keine Verlage, sondern bieten euch lediglich in unterschiedlicher Weise an, euer Buch zu drucken und es in den Buchhandel zu bringen. Self-Publisher nutzen BoD, epubli und andere Dienstleister und da ist es selbstverständlich, dass ihr für den Service zahlen müsst.



Andere unseriöse Verlage - viel schwieriger zu erkennen!

Neben den DKZV gibt es auch eine Reihe an Verlagen, die zwar formell den Ansprüchen genügen, aber am Ende die Autoren ebenso über den Tisch ziehen. Wie also erkenne ich solche unseriösen Verlage?


Unüblich, aber nicht zwingend ein Zeichen, dass ein Verlag unseriös ist:

↬ Der Verlag hat keinen Handelsregistereintrag. Auf handelsregister.de kann man so ziemlich jedes Unternehmen finden. Üblicherweise finden sich dort auch Verlage, sogar sehr junge Kleinstverlage haben einen Handelsregistereintrag. Es ist unüblich, wenn ihr einen Verlag dort nicht finden könnt, aber es deutet noch nicht unbedingt daraufhin, dass der Verlag unseriös ist. Nehmt es als Warnzeichen, um eventuell ein wenig genauer nachzuschauen. Den Eintrag ins Handelsregister zu überprüfen, ist spielend leicht.

↬ Der Verlag hat auf seiner Website stehen, dass Autoren gesucht werden, oder Verlagsmitarbeiter schreiben von sich aus Autoren an, um ihnen einen Vertrag anzubieten. Grundsätzlich sind selbst Kleinstverlage, die weniger als fünf Jahre alt sind, vollkommen überschwemmt mit Manuskripten. Außer in der absoluten Anfangsphase wird kaum ein Verlag aktiv nach Autoren suchen. Auch Kleinverlage erteilen regelmäßig Absagen an Autoren, die sich bei ihnen bewerben, weil sie zu viele Einsendungen erhalten. Wenn ihr aktiv von einem Verlag angeschrieben werdet, seid sofort skeptisch. Es ist sehr unüblich, dass dies geschieht - aber ebenfalls kein eindeutiges Zeichen, dass der Verlag unseriös ist. Es deutet vielmehr daraufhin, dass der Verlag noch nicht so etabliert ist, dass Autoren von sich aus zu diesem Verlag wollen - was wiederum Aufschluss über Reichweite und potentielle Käufer eurer Bücher gebt.

↬ Steht der Verlag auf der Liste deutschsprachiger Verlage bei Wikipedia? Auf dieser Liste sind so ziemlich alle deutschsprachigen Verlage gelistet und sie wird regelmäßig aktualisiert. Sollte ein Verlag dort auch Monate nach Gründung nicht zu finden sein, fragt euch: Warum ist das der Fall?



Unüblich und sehr sicheres Zeichen, dass ein Verlag unseriös ist:

↬ Jedes Verlagsbuch in Deutschland ist im VLB, dem Verzeichnis Lieferbarer Bücher, zu finden. Über den VLB findet der stationäre Buchhandel Bücher und bestellt diese. Eine ISBN alleine reicht nicht, damit euer Buch zu finden ist. Auch wenn euer Buch bei Amazon oder Thalia online zu finden ist, heißt es nicht, dass der stationäre Buchhandel es finden kann. Eine Mitgliedschaft im VLB kostet Geld. Jeder Verlag, der tatsächlich daran interessiert ist, dass Menschen die Bücher kaufen, wird im VLB sein. Nehmt euch also einen beliebigen Titel aus dem Verlagsprogramm und schaut online auf buchhandel.de, dem Portal des VLBs für Privatkunden, ob ihr das Buch dort findet. Ist das nicht der Fall, ist es nicht im VLB. Ein Verlag, der keine Dateneinträge im VLB vornimmt, kommt seinem Auftrag nicht nach, seine Bücher in Umlauf zu bringen.

↬ Das AdB - Adressbuch des deutschen Buchhandels ist eine weitere Anlaufstelle, zu finden unter apd-online.de. So ziemlich alle Buchhandlungen und Verlage sowie teilweise auch Self-Publisher sind dort zu finden. Sogar andere Buchhandels-Dienstleister wie Auslieferungen oder Agenturen kann man üblicherweise dort finden. Auch hier kostet es den Verlag Geld, einen Eintrag zu haben. Doch auch hier gilt wie beim VLB: Wenn man tatsächlich in der deutschen Buchbranche mitspielen will, hat man hier einen Eintrag. Findet ihr den Verlag hier nicht, bedeutet das, dass der Verleger entweder das Geld sparen will oder nicht genug Ahnung hat, dass dieses Verzeichnis existiert - und ein Verlag, der keine Ahnung von der Buchbranche hat, ist sehr offensichtlich unseriös. 



Andere Warnzeichen, die auf Unseriosität hindeuten können:

↬ Wie ist der Ruf des Verlags unter Autoren? Es dauert üblicherweise nicht lange, bis es sich herumspricht, wenn ein Verlag seine Autoren über den Tisch zieht. Natürlich kommt es manchmal zwischen Verlag und Autor zum Zerwürfnis, ohne dass der Verlag direkt unseriös ist. Auch große Publikumsverlage vergraulen manchmal ihre Autoren. Aber wenn ihr genauer nachfragt, werdet ihr schnell sehen, ob es nicht vielleicht ein Muster ist. Üblicherweise werden Autoren quartalsweise bis jährlich bezahlt, mit genauer Aufschlüsselung ihrer Verdienste. Hört ihr immer wieder, das Autoren nicht bezahlt werden? Wisst ihr vielleicht sogar von Klagen, die gegen einen Verlag laufen, weil ein Autor sich aus dem Vertrag klagen will? Ziehen Autoren sich plötzlich aus der Öffentlichkeit zurück? All das sind Dinge, die euch stutzig werden lassen sollten. Grabt nach. Was steckt dahinter? Gerade in der Kleinverlagsszene gibt es leider schwarze Schafe, denen plötzlich alles über den Kopf wächst und die dann spurlos verschwinden, weil sie offene Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Verleger tragen ein hohes Risiko - aber trotzdem müssen sie ihre Autoren (und alle anderen wie Lektoren oder Coverdesigner) bezahlen und mit ihnen kommunizieren.

↬ Macht der Verlag Werbung? Ist der Verlag auf Buchmessen vertreten? Gibt der Verlag Rezensionsexemplare heraus und arbeitet mit Bloggern zusammen? Insbesondere Klein- und Kleinstverlage arbeiten sehr gerne mit Bloggern zusammen und stellen diesen kostenlose Rezenionsexemplare zur Verfügung. Findet ihr Rezensionen von Bloggern zu Büchern aus dem Programm? Einen Social Media Kanal zu haben und dort jedes neue Buch vorzustellen, ist lange nicht ausreichend, um als Werbung oder Marketing zu gelten. Wenn ihr in den Vertragsverhandlungen mit einem Verlag steckt, fragt gezielt nach: Wie sieht das Marketingkonzept aus? Was könnt ihr ganz konkret erwarten? Selbst Self-Publisher erstellen ein Marketingkonzept und haben eine Strategie, um ihr Buch lange vor und auch nach der Veröffentlichung unter die Leute zu bringen.



Auf Wattpad seine Geschichte zu veröffentlichen, ist leicht. Bei einem Verlag zu landen, ist schwer. Man muss nämlich nicht nur gut sein, man braucht auch eine unfassbare Portion Glück. Ich selbst habe das Manuskript von "Sie sind immer noch mein Chef" an ca 30 Verlage unterschiedlichster Größe geschickt. In den meisten Fällen erhielt ich keine Antwort, einige der Kleinverlage haben es abgelehnt. Ein Verlag war interessiert, aber die Lektorin hat mir sehr viele Baustellen aufgezeigt, die ich überarbeiten muss, ehe sie es annehmen würden. Also ist die Geschichte bei keinem Verlag untergekommen. Sie ist in der derzeitigen Form tatsächlich auch nicht "gut".

Doch so groß mein Traum auch ist, eines Tages bei einem Verlag unter Vertrag zu sein: Ich bin grundsätzlich skeptisch. Ich bewege mich seit 2016 aktiv in der deutschen Buchbranche, als Bloggerin, Bewerberin bei Verlagen und als Self-Publisherin. Wenn ich eines gelernt habe, dann, dass hier niemand irgendjemandem etwas schenkt. Wenn es zu gut klingt, ist es meistens nicht echt. Seid misstrauisch, immer! Recherchiert, ehe ihr etwas unterschreibt. Hört euch um. Überprüft die von mir in diesem Kapitel gelisteten Dinge.

Wenn ihr am Ende das Gefühl habt, dass Fragen offen sind, oder dass einzelne Dinge nicht ganz seriös wirken, dann unterschreibt lieber nicht. Ihr tretet im Zweifelsfall auf unbestimmt die Rechte ab, eure Geschichte veröffentlichen zu dürfen. Wenn eure Geschichte einmal bei einem falschen Verlag gelandet ist, kann es leicht sein, dass ihr sie nie wieder zurückbekommt, ohne dass ihr hohe Anwaltskosten auf euch nehmt. Denkt bitte nicht "Egal, was das für ein Verlag ist, Hauptsache mein Buch wird veröffentlicht" - mit diesem Gedanken kriegen Betrüger euch dran. Seid euch selbst mehr wert. 


Lasst euch nicht blenden. Es geht um euer Werk! Um euer Baby!




Welche Dinge kennt ihr, die euch misstrauisch werden lassen? Hinterlasst mir Kommentare und ich nehme eure Hinweise gerne in den Kapiteltext auf.

Vielen Dank an MarcoBaier und ElenaMacKenzie für eure Hinweise!

Continue Reading

You'll Also Like

2.1K 570 25
''Aber du bist doch ein Mädchen/Junge!'' ''Du willst doch nur Aufmerksamkeit!'' ''Aber du siehst gar nicht so aus!'' Als nicht-binäre Person muss man...
111K 4K 71
Weil der Mensch und seine Psyche interessanter sind, als man glaubt. Start: 08.01.2018 #5 in Sachbücher (24.07.2018)
53.1K 10.2K 115
CN: • Suizidalität • Psychische Erkrankungen • Krankenhäuser und Kliniken • Homo- und Transphobie "Stell dich mal nicht so an." "Ach, das bissche...
316K 19K 200
Hier kommt eine Ansammlung von Dummen Gesetzen aus der ganzen Welt. Viel Spaß dabei, den Glauben an die Menschheit zu verlieren, wenn ihr den nicht s...