Blind Fire

Von HeliaKalon

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Das Königreich Adaron ist bereits seit geraumer Zeit das Mächtigste der vier Lande. Seine ruhmreiche Ära hat... Mehr

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A/N
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- Kapitel 101 -
- Kapitel 102 -
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A/N
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- Kapitel 187 -
- Kapitel 188 -
- Kapitel 189 -
- Kapitel 190 -
- Kapitel 191 -
- Kapitel 192 -
-Kapitel 193 -
- Epilog -
- Danksagung -

- Prolog -

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Von HeliaKalon

Großes Aufsehen und reges Treiben herrscht an jenem Tag im gesamten Königreich Adaron. Von überall machen sich die Kinder im Alter von achtzehn Jahren auf den Weg zu den Haupt- und Zweigstellen des berühmten schwarzen Rings. Ein Orden, gegründet und geführt von den stärksten und mächtigsten Zauberern des Königreichs. Sie sind für die Sicherheit und die Ordnung des gesamten Reichs zuständig. Der Orden steht in direkter Verbindung mit der Königsfamilie und hat seine Dienste dem Reich und dem Herrscher verpflichtet. Es ist also eine große Ehre einem, der zwölf Generäle zu dienen und ihm seine Dienste zur Verfügung zu stellen.

Um dieses Privileg allerdings erhalten zu dürfen muss man sich zunächst beweisen und das Duell der magischen Künste für sich entscheiden. Es ist eine wohlbehütete Tradition, die bereits so alt ist, wie der Orden des schwarzen Rings selbst. Anerkennung und Reichtum erwarten diejenigen Magier, die sich als glorreich erweisen. Jegliche Sorgen um finanzielle Absicherung oder gesellschaftlicher Stand sind nach dem Sieg und der Aufnahme in den Orden überflüssig.

Um eine etwaige Chancengleichheit sicherzustellen bekommt jeder Magier, egal ob adelig oder nicht, bei erreichen seines achtzehnten Lebensjahres eine Hilfestellung, gewährleistet vom Orden des schwarzen Rings. Es handelt sich hierbei um ein zauberkraftverstärkendes Artefakt, welches individuell an seinen Träger angepasst ist. Es verstärkt die Kräfte seines Trägers nicht nur, sondern gleicht zur selben Zeit seine größte Schwäche aus. Man erhofft sich dadurch auch den niederen Rängen eine gute Chance zu bieten, sich im Duell der magischen Künste zu beweisen. Welche Gestalt das Artefakt letztlich annimmt ist unmöglich vorherzusagen. Auch inwiefern es seinem Träger eine Hilfe ist hängt ganz davon ab, wie gut er sein Artefakt versteht und einsetzt. Somit wird sichergestellt, dass nur Magier das Duell gewinnen können, die tatsächlich würdig sind dem Orden des schwarzen Rings beizutreten.

Schummriges Licht erfüllt den Raum der östlichen Zweigstelle des schwarzen Rings. Etliche junge Zauberer stehen in Reih und Glied vor dem großen Podest, welches in kürze von einem der zwölf Generäle des Königreichs betreten wird. Unter ihnen befinden sich auch Eliana und Ember. Beides junge und sehr begabte Mädchen, Töchter einer wohlhabenden aber niederen Adelsfamilie. Auch sie sind hergekommen, um ihr magisches Artefakt zu erhalten. Obgleich sie einige wenige Gemeinsamkeiten haben, so unterscheidet sie neben unzähligen anderen Dingen eine Sache ganz besonders voneinander. Eines der Mädchen kann durch das gedämpfte Licht des Saals nur sehr wenig erkennen, wohingegen das andere Mädchen durch Blindheit nicht einmal Silhouetten deuten kann.

Die Stimmen und das Gemurmel im Raum ersticken plötzlich, als herannahende und schwere Schritte erklingen. General Veros betritt das Podest und räuspert sich gespielt, um die volle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Vereinzelt hört man einige Mädchen verträumt seufzen und flüstern. Ember hingegen wartet gespannt auf seine Worte. Sie kann es kaum erwarten endlich ihr magisches Artefakt in den Händen zu halten. Viel zu lange schon wartet sie darauf.

„Herzlich Willkommen Magier des östlichen Teils des Reiches! Ich bin, wie jedes Jahr, überwältigt von der Vielzahl an jungen Zauberern, die bereit sind ihr Artefakt entgegen zu nehmen. Das macht mir große Hoffnungen, schließlich seid ihr die Zukunft unseres Reiches und die Zukunft unseres Ordens. Die Talentiertesten von euch werden sich dem Orden anschließen sobald die Zeit gekommen ist. Ich habe also große Erwartungen an euch!", beginnt er seine Ansprache während einige andere Mädchen mit erröteten Wangen hinauf zum Podest starren, die blonden Strähnen des Generals beäugen, seine prachtvolle Uniform bestaunen und seine gut gebaute Statur anhimmeln.

Als nun endlich die feierliche Zeremonie, der Artefaktverleihung beginnt kehrt wieder lautstarkes Gemurmel in die Reihen der Magier zurück. Der Familienname Akela ist einer, der am frühsten aufgerufenen, da er im Alphabet ganz vorn steht. Dennoch muss Ember sich noch etwas gedulden, da Eliana den Anfang macht. Auch wenn sie im Alphabet noch vor den meisten anwesenden hier im Raum steht, so ist es ihre Schwester, die ihr wieder einmal einen Schritt voraus ist. Eliana verschwindet hinter dem abgetrennten Bereich, wo General Veros bereits auf sie wartet. Die Artefakte können nur von einem der zwölf Generäle heraufbeschworen werden, weshalb es eine recht mühselige und zeitaufwändige Veranstaltung ist.

Während Eliana ihr Artefakt erhält, steht Ember noch immer auf ihrem zugewiesenen Platz. Um sie herum hat das Tuscheln nicht nachgelassen, doch das Thema hat sich geändert. Sie wurde vom Schicksal zwar mit ewiger Dunkelheit gestraft, doch dafür sind ihre anderen vier Sinne geschärft, wie die eines Tiers. Dadurch ist es ihr möglich den genauen Wortlaut des Mädchens zwei Reihen hinter ihr aufzuschnappen.

„Ist das da vorne nicht Ember Akela? Die Blinde? Was will die denn mit einem Artefakt?! Sie hat doch nicht etwa vor am Duell der magischen Künste teilzunehmen oder?", blafft die dreckig lachende Stimme woraufhin Gekicher der anderen zu hören ist. „Sei nicht albern, die würde es doch nicht einmal bis zur ersten Etappe schaffen!", unterdrückt das andere Mädchen ihre Schadenfreude, während Ember die aufsteigende Wut unter Kontrolle zu halten versucht. Solche Sticheleien sollten ihr rein gar nichts mehr ausmachen, nein, so etwas dürfte überhaupt nicht mehr an sie herankommen. Jahrelang ist sie dem Vorurteil und dem Spott bereits ausgesetzt.

Eine Blinde kann nicht arbeiten. Eine Blinde ist unnütz als Ehefrau, wie soll sie die Kinder erziehen? Eine Blinde ist ein ewiger Pflegefall.

All diesen Dingen muss sie schon ihr Leben lang zuhören und sie gezwungenermaßen stillschweigend hinnehmen. Sie ist dieses erbärmliche Leben im goldenen Käfig so satt. Sie wünscht sich nichts mehr, als endlich respektiert und anerkannt zu werden. Endlich ihr eigenes Leben führen zu dürfen so, wie sie es sich vorstellt und ganz ohne Sonderbehandlungen, denn Ember ist alles andere als hilfsbedürftig.

Schon früh wurden Eliana und Ember in Sachen Magie unterrichtet. Zunächst fand der Unterricht nur für Eliana statt, da sie mit den konventionellen Lehrmethoden klarkam. Ganz im Gegensatz zu Ember, die sich sehr schwer damit tat dem Unterricht zu folgen, weshalb ihre Eltern entschieden, dass es besser und weniger frustrierend für sie wäre, wenn sie von der allgemeinen Bildungspflicht befreit werden würde. Natürlich hatte ihr Vater seine Beziehungen zum königlichen Rat auch in dieser Angelegenheit genutzt. Somit verbrachte Ember etliche Nachmittage damit sich zu langweilen, während Eliana von Tag zu Tag mehr über die Magie lernte und immer besser darin wurde sie einzusetzen.

Die Eifersucht und der Frust in Ember stiegen ins unermessliche woraufhin sie ihre Eltern anbettelte ebenfalls unterrichtet werden zu dürfen. Die Monate verstrichen und niemand erklärte sich bereit dazu sie zu unterrichten. Es lag weniger daran, dass man nicht wollte, sondern weil man einfach nicht konnte. Wie wollte man einer Blinden schließlich etwas über Magie und Zauberei beibringen, wenn sie nicht in der Lage war die Zaubersprüche zu lesen oder die richtigen Bewegungen auszuführen.

Nach einer langen Zeit der Suche, während Eliana Embers Fähigkeiten bereits bei weitem übertraf, fand man den perfekten Lehrmeister für Ember. Tarik Midian war ein Mann des einfachen Volkes. Sein Berufsfeld entsprach ganz und gar nicht dem eines Lehrers, doch er hat diese gewisse Art an sich Dinge zu erklären ohne viel Aufwand dafür zu betreiben.

Embers Eltern ließen es auf den Versuch ankommen und waren erstaunt, als sie ihre damals neun Jährige Tochter plötzlich ohne Hilfestellung oder Anweisungen im Garten umherspazieren sahen. Sie wussten nicht was Tarik genau mit ihrer Tochter anstellte, doch Ember war begeistert und überglücklich weshalb sie es nicht übers Herz brachten Tarik abzuweisen. Die Liebe zu ihrer Tochter und der Wunsch sie glücklich zu sehen siegte schließlich über ihre Skepsis und ihr Misstrauen dem fremden einfachen Mann gegenüber.

Tariks Lehrmethoden waren schon seit jeher anders, als die der gewöhnlichen Lehrmeister. Ember nahm den enormen Unterschied ihrer Bildung allerdings nur am Rande wahr. Sie war nicht wählerisch, da sie wusste, dass Tarik ihre einzige Chance war Eliana zumindest ansatzweise einzuholen und ein einigermaßen normales Leben führen zu können.

Das Erste, was er ihr beibrachte hatte allerdings wenig mit Magie und Zauberei zu tun. Er war der Meinung, dass sie zunächst einmal lernen musste allein und ohne Magie klarzukommen. Er zeigte ihr, wie sie sehen konnte ohne dabei auf ihre Augen vertrauen zu müssen. Er unterwies sie in der traditionellen Kampfkunst, die heutzutage in großen Teilen des Reiches in Vergessenheit geraten ist und stärkte dadurch ihren Körper sowie ihren Geist. Er meinte damals, sie müsse zunächst all die menschlichen Kompetenzen nachholen, die sie durch ihre Blindheit und das übertriebene Verhätscheln ihrer Eltern versäumt habe, bevor sie mit der Magie beginnen könne.

Ember verstand den Sinn und Zweck dieser Unterrichtseinheiten zwar nicht, doch sie beschwerte sich auch nicht. Sie wusste, sobald sie dies hinter sich brachte, würde sie endlich lernen zu zaubern. Während sie also weiterhin alles gab und sich durch etliche Hindernisparcours quälte, wohingegen ihre Schwester bereits Teleportationszauber einstudierte, merkte sie plötzlich, wie sich ihr Alltag erleichterte. Sie brauchte keine Hilfe mehr beim Ankleiden, beim Laufen oder bei Ausflügen in die Stadt. Sie war körperlich schon weit über Elianas Niveau angelangt, als Tarik ihr endlich die Grundlagen der Magie erläuterte.

Auch die Lehrmethoden der Magielehre unterschieden sich enorm von denen der anderen Meister. Ember trug kein selbstverfasstes Buch der Zaubersprüche mit sich herum, nein, sie lernte alle Sprüche auswendig und erlernte die hohe Kunst des imaginären Zauberspruchbuches. Jeder Zauberspruch und alles damit Verbundene ist bildlich vor ihrem geistigen Auge abrufbar. Ähnlich verhielt es sich mit den richtigen Ausführungen der Bewegungen. Bei einigen Zaubern reicht der alleinige Zauberspruch nicht aus, man muss eine bestimmte Bewegung, eine Art Schrittfolge ausführen. Auch diese studierte sie solange ein, bis sie sie im Schlaf ausführen konnte.

Ember ist also alles andere als hilflos und keineswegs auf die Unterstützung oder Gutmütigkeit anderer angewiesen. Ihr ist bewusst, dass sie das ausschließlich Tarik zu verdanken hat, den sie anbettelte all ihre Fortschritte für sich zu behalten. Ihre Eltern wussten nur das Nötigste und auch ihrer Schwester wurde der wahre Leistungsstand verschwiegen. Ember fieberte nämlich auf ein bestimmtes Ziel hin seit Tarik ihr einst vom legendären Orden des schwarzen Rings und den zwölf Generälen erzählte. An diesem Tag beschloss sie, sie wollte am Duell der magischen Künste teilnehmen und sich dem schwarzen Ring anschließen. Niemand würde sie dann noch belächeln. Keiner würde es wagen sich über sie lustig zu machen oder sie zu bemitleiden. Natürlich könnte sie bereits jetzt Eindruck mit ihren Fähigkeiten schinden, doch das war nicht genug. Das reicht ihr einfach nicht.

Tarik war alles andere als begeistert von ihrem Entschluss, redete es ihr allerdings auch nicht aus. Ganz im Gegenteil. Er sagte ihr ganz direkt und offen, wie gefährlich ihr Vorhaben sein würde und wie hart es werden wird, doch als selbst das Embers Meinung nicht änderte, begann er den Unterricht in ein echtes Training umzuwandeln. Jahrelang bereitete er Ember auf das ihr bevorstehende Duell vor, während Eliana die formale Etikette erlernte und einige Zaubersprüche, die den Haushalt erleichterten. Während die Eine lernte eine gute Ehe- und Hausfrau zu werden, wurde aus der anderen eine wahrhaft ausgezeichnete Kämpferin. Embers Training gestaltete sich deshalb so hart, da sie einen ganz enormen Nachteil gegenüber jedem anderen Teilnehmer haben würde.

Tarik pflegte stets zu sagen: „Das beste Training der Welt kann das Fehlen eines der fünf Sinne nicht einfach so negieren", und er sollte recht behalten.

„Ember Akela", reißt die raue Stimme der Dame hinter dem Mikrofon Ember aus ihren Gedanken und Erinnerungen ihres schweißtreibenden Trainings und bringt sie somit wieder zurück in die Realität. Erschrocken zuckt sie ein wenig zusammen, als das Echo der Stimme noch immer von den Wänden hallt. Tief atmet sie durch und konzentriert sich wieder auf ihre Umgebung. Sie konzentriert sich auf die Schwingungen um sie herum, so wie Tarik es ihr in der allerersten Unterrichtsstunde zeigte. Verschwommene Bilder vieler regungsloser Objekte flimmerten vor ihren Augen. Jedes Objekt besaß einen schlagenden Punkt auf Brusthöhe. Ein ruhiges Lächeln ziert Embers Lippen als sie geschickt durch die Reihen läuft und den abgesperrten Bereich ansteuert. Noch auf dem Weg dorthin kommt ihr ihre Schwester entgegen und mustert sie verwirrt. Kein Wunder, es ist das erste Mal, dass sie sieht, wie Ember allein und völlig ohne Hilfe durch einen ihr unbekannten Raum navigiert und dabei keinen einzigen anderen Magier anrempelt. Sie erweckt beinahe den Eindruck, als wäre sie bereits etliche Male durch diesen Saal geschritten.

„Ah, Miss Ember Akela, bitte nehmen sie Platz", ertönt die Stimme des Generals, der mit der Hand auf den Stuhl vor ihr deutet. Er sieht währenddessen auf seine Formulare und bemerkt überhaupt nicht, dass Ember seine Gesten oder Gesichtsausdrücke nicht wahrnehmen kann. Nichtsdestotrotz folgt sie seinen Anweisungen stumm und setzt sich gekonnt unauffällig auf den ihr angebotenen Platz.

„Nun, dann wollen wir mal sehen, welches Artefakt ihnen zusteht", meint er lächelnd und greift ohne Vorwarnung nach ihren Händen, die er sachte umfasst. Ember zuckt einen Moment überrumpelt, fängt sich jedoch schnell wieder.

„artificium adventum", spricht er die Worte des Zauberspruchs woraufhin sich das Geräusch von flackerndem Feuer zu erkennen gibt. Der Geruch von Rauch breitet sich aus und leises Staunen ist von den zwei niederen Diensträngen hinter dem General zu vernehmen. Auch Veros sieht sichtlich erstaunt auf die dunkle Tischplatte vor sich, auf der sich mittlerweile ein elegantes schwarzes Brillengestell materialisiert hat. Die Brücke, sowie zwei dekorative Akzente an den Bügeln sind aus Gold gefertigt und verleihen der Brille eine gewisse Einzigartigkeit. Jedoch sieht sie, bis auf die Verzierungen, genauso aus, wie eine ganz gewöhnliche Brille, was die Verwirrung der Beteiligten nur noch weiter ansteigen lässt. „Eine Brille?..", murmelt General Veros verständnislos und sieht Ember zum ersten Mal in die Augen. Das starre Grau ihrer Iris trifft seinen Blick und ihm wird plötzlich klar, dass sie blind zu sein scheint. „Bitte verzeihen sie, Miss Akela..ich war unachtsam ihre Verfassung betreffend. Ich werde ihnen ihr Artefakt in jeder Einzelheit beschreiben, wenn sie es wünschen?", bietet er ihr an, doch sie lehnt kopfschüttelnd ab. „Vielen Dank, General Veros, doch das ist nicht nötig. Ihr sagtet bereits, dass es sich um eine Brille handelt. Ihr Aussehen spielt für mich keine Rolle. Es ist mein Artefakt, das ist das Einzige, was zählt", entgegnet sie ihm ruhig und nimmt das Brillengestell ehrfürchtig in die Hände. Sobald ihre Fingerspitzen die Bügel des Gestells berühren glüht das Artefakt plötzlich feuerrot auf und beginnt auch Ember in die glühende Aura miteinzubeziehen. Augenblicklich spürt sie eine gewisse Verbundenheit zu dem nach außen hin leblosen Gegenstand in ihren Händen weshalb sie erfüllt und zufrieden in sich hinein lächelt.
„Eine Brille?! Wie unspektakulär ist das denn? Wenn du unbedingt eine Brille wolltest, um deine hässliche Augenfarbe zu verstecken, hättest du Mutter und Vater nur darum bitten müssen. Sie schieben dir ja sonst auch alles in den Hintern, da wäre eine Brille sicherlich auch noch drin gewesen", giftet Eliana schadenfroh, als Ember mit ihrem Artefakt auf der Nase wieder zurück auf ihren Platz schreitet. Noch immer spürt sie die Wärme auf ihren Wangen, die von der Brille ausgeht. Während Ember sich freut und Eliana sich gemeinsam mit den anderen lustig über sie macht, entsteht hinter dem abgesperrten Bereich eine interessante Konversation zwischen dem General und den zwei niederen Diensträngen.

„Ihr beiden behaltet das für euch, verstanden?", weist er seine zwei Untergebenen strikt an, die beide synchron nicken.
„Sir, wollen sie beim nächsten Duell der magischen Künste etwa auf Miss Ember Akela setzen?", fragt einer der beiden woraufhin Veros verschmitzt grinst. „Möglich..wie auch immer, ich möchte nicht, dass einer der anderen Generäle mir zuvorkommt sollte ich mich tatsächlich für sie entscheiden", entgegnet er verschwörerisch und dreht seinen Oberkörper zur Hälfte nach hinten.
„Aber sie ist blind? Wie gut kann sie denn schon abschneiden?", blafft der andere woraufhin beide verbliebenen Seufzen.
„Du bist manchmal ein rechter Idiot, weißt du das? Hast du nicht gesehen was geschehen ist, als sich ihr Artefakt materialisiert hat?", kommt sein Kollege dem General zuvor und seufzt genervt.
„Ja und? Hat ein bisschen gekokelt und nach Rauch gestunken. Was schließt man jetzt daraus?", wagt er es die Frage zu stellen. Ungläubig sieht ihm sein Kollege entgegen während Veros grinsend den Kopf schüttelt.
„Mein lieber Kamerad, es wundert mich keineswegs, dass du keine Ahnung zu haben scheinst, was man daraus schließt", flüstert er fies lächelnd. „Artefakte, die Hinweise auf die Elemente enthalten deuten in den meisten Fällen darauf hin, dass ihr Träger möglicherweise ein Elementarmagier sein könnte. Dieser Begriff wird dir ja hoffentlich etwas sagen, nicht wahr?", fährt Veros fort und sieht in das fassungslose Gesicht seiner Untergebenen.
„Ein-Ein Elementarmagier?! Die sind doch so selten, dass man sich bereits erzählt sie seien ausgestorben! Alles was man heutzutage noch findet sind Magier, die eines der Elemente beherrschen. Ihre Artefakte zeichnen sich ebenfalls durch solch eine Erscheinung bei der Zeremonie aus. Interpretiert ihr nicht zu viel in die Sache hinein, Sir?", stammelt er unbeholfen und greift auf sein spärlich vorhandenes Wissen aus Schulzeiten zurück.
„Ganz unrecht hat er nicht, Sir",meldet sich nun auch der andere wieder zu Wort.
„Natürlich hat er nicht unrecht, doch ihr überseht eine ganz entscheidende Sache..welches Element hat sich denn gezeigt?", stellt er nun beiden die Frage woraufhin sie sich mit erhobenen Brauen mustern. „Feuer?", entkommt es ihnen synchron woraufhin Veros erneut zustimmend nickt.
„Richtig, und wie viele Feuermagier kennt ihr?", bohrt er weiter und entlockt ihnen nun endlich den fallenden Groschen.
„Um Himmels willen...könnte sie tatsächlich eine Feuermagierin sein? Davon gibt es doch nur eine Hand voll im gesamten Königreich!", sprudelt es aus dem clevereren der Beiden während sich der andere schockiert übers Gesicht fährt.
„Sicher bin ich mir nicht, da keine Flamme erschien, doch..wir sollten Miss Ember Akela im Hinterkopf behalten. Sollte sie sich dafür entscheiden am Duell der magischen Künste teilzunehmen und sollten ihre Kräfte bis dahin komplett ausgreift sein, wäre sie definitiv ein guter Fang für unseren Trupp - ob sie nun eine der legendären Elementarmagierinnen ist oder eine der seltenen Feuermagierinnen", erklärt der General nachdenklich.
„Aber trug die Dame, die zuvor ihr Artefakt entgegen nahm nicht den selben Nachnamen? Sie sind vermutlich verwand, höchstwahrscheinlich Schwestern..müsste Miss Eliana Akela dann nicht auch eine der Elementarkräfte besitzen?", grübelt der Schlauere der beiden laut und erntet Nicken seitens Veros.
„Ja..das habe ich mich auch schon gefragt, doch scheinbar hat diese Kraft entweder nur Miss Ember Akela geerbt oder die beiden sind keine Blutsverwandten", erklärt Veros ehe sich der Andere wieder einschaltet.
„Naja, wirklich ähnlich sahen sich die beiden nicht. Ich hätte sie niemals für Schwestern gehalten wenn sie nicht den gleichen Nachnamen tragen würden", meint er schulterzuckend und schielt hinter den Vorhang, der den Zeremonienbereich vom Getümmel im Saal trennt.
„Es wird sich zeigen", murmelt General Veros ehe die nächste Magierin hinter den Vorhang tritt und sich aufgeregt setzt, darauf wartend endlich ihr Artefakt zu erhalten.

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