Sie verbrachten die ersten paar Tage alle zusammen im Fuchsbau. Sogar Bill und Fleur kamen, und alle genossen einfach das Leben in vollen Zügen. Die beiden verkündeten strahlend, dass Fleur schwanger war, und alle feierten diese Nachricht von neuem Leben ausgelassen.
Harry, Ron, George, Hermine und Ginny lagen oft im hohen Gras hinter dem Haus und genossen den Sommer. Es war friedlich; die Vögel zwitscherten, die Bienen summten, und sie atmeten den Duft der Sommerblumen um sie herum ein. Die warme Sonne streichelte ihre Haut, während sie die Leichtigkeit des Moments in sich aufsogen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach; sie verbanden Verlust und das gemeinsam Erlebte, während sie gleichzeitig nach vorne blickten, voller Hoffnung auf die Zukunft.
George hatte es am schwersten getroffen, und er machte nur noch selten Witze. Er zog sich immer öfter alleine zurück, um um Fred, seinen Zwillingsbruder, zu trauern. Immer wenn ihm plötzlich die Erkenntnis kam, dass er nie wieder mit ihm über einen gelungenen Streich lachen, nie mehr für Fred gehalten würde, verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. Sie konnten nicht mehr zusammen Percy oder Ron ärgern... Ein leises Lächeln huschte bei dem Gedanken auf sein Gesicht. Nun ja, das könnte er auch alleine.
Harry hatte sich mit Ginny ausgesprochen. Sie hatte verstanden, warum er sie damals verlassen hatte, warum er gehen musste, und sie verzieh ihm. Die beiden waren ein Herz und eine Seele, und man traf sie selten getrennt an. Immer wenn sie einen akuten "Wir-sind-am-Leben"-Anfall bekamen und sich aneinander klammerten, schauten Ron und Hermine verlegen weg. Es erinnerte sie daran, dass zwischen ihnen beiden nicht solch ein Band bestand. Ihre Beziehung war etwas mehr als Freundschaft, aber das war es dann auch wieder. Der spontane Kuss vor dem Raum der Wünsche war einzig dem Kriegsgeschehen um sie herum geschuldet. Sie war so glücklich darüber gewesen, dass Ron an die Hauselfen gedacht hatte, doch rückblickend erkannte Hermine, dass er keine Taten hatte folgen lassen. Bei dem Gedanken wurde ihr heiß im Gesicht. Bei Rons Kuss hatte sie selber auch vergessen, die Hauselfen zu warnen. Ron blickte sie an. "Was ist?!" fuhr Hermine ihn an, noch in Gedanken bei ihrer Unterlassungssünde. "Nichts", sagte er schnell und blickte weg. Dabei fiel sein Blick auf die eng umschlungenen Körper von Harry und Ginny im Gras, und er starrte nur noch auf seine Schuhspitzen.
Hermine hatte ihm erklärt, dass sie nicht viel mehr als freundschaftliche Gefühle für ihn hegte, doch er war noch nicht darüber hinweg. Ihm wurde heiß bei dem Gedanken an die Schmach, als sie ihm einen Korb gegeben hatte, sie ihn abgelehnt hatte, ihn nicht wollte. Hermine bemerkte, dass sich etwas in Ron verändert hatte, und sie ahnte den Grund.
Eines Abends erklärten Harry und Ginny beim Abendessen, dass sie zusammen verreisen wollten, um sich wieder näher kennenzulernen und herauszufinden, was für Menschen sie geworden waren. Niemand erhob Einwände, und am nächsten Morgen reisten sie ab. Zwischen Hermine und Ron wurde es nun noch komischer, jetzt da die Pufferzone Harry und Ginny weg war. Hermine hielt es noch ein paar Tage aus, dann nahm sie Reißaus und machte sich auf nach Australien, um ihre Eltern zu besuchen und die Gedächtnisänderung, die sie vorgenommen hatte, zu beheben. Sie packte ihre Sachen, verabschiedete sich, von Ron etwas linkisch, da er so wenig Körperkontakt mit ihr halten wollte wie möglich. Mit einem letzten Blick auf den Fuchsbau drehte sie sich um und dachte fest an ihre Eltern. Doch trotz ihrer Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihren Eltern und der Möglichkeit, ihre Entscheidung rückgängig zu machen, nagte eine leise Unsicherheit an ihr. Was würde sie in Australien erwarten?
Veröffentlicht am 17.12.2020
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