Avenoir| Band 1 [16+] ✓

By VanillaWinston

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||Band 1 'Die Legende der verlorenen Mädchen' || Ein plötzlicher Umzug, dunkle Familiengeheimnisse und viel z... More

Richtige Reihenfolge/Charaktere
Prolog
1. Der Umzug
2. Reed
3. Abgrund
5. Wentworth
6. Stalker
7. Die Wächter
8. Bindungspartner
9. Der Anfang von allem
10. Die Zeremonie
11. Magnet
12. Sportunterricht
13. Mr Arschloch
14. Training
15. Geliebter Bruder
16. Sorgenzustand
17. 1840
18. Der Mond wacht über uns
19. Abstand
20. Naiv
21. Die Entschuldigung
22. Malias Tagebuch Teil 1
23. Beschützer
24. Die alte Waldstraße
25. All diese Fehler
26. Gewitter
27. Die Feier
28. Panik
29. Poolparty
30. Verwirrende Empfindungen
31. Die bittere Wahrheit
32. Im Rausch
33. Der Tag danach
34. Kämpfer
35. Malias Tagebuch Teil 2
36. Voller Glück
37. Die Ruhe vor dem Sturm
38. Rituale
39. Spezielle Bindungen
40. Dunkles Omen
41. Herzschmerz
42. Alte Prophezeiung
43. Die Wahrheit
Epilog
Band 2

4. Fast wie Zwillinge

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By VanillaWinston

"People are more than just the way they look." - Madeleine L'Engle

„Mum, wieso ist der Garten abgesperrt?" Ich half meiner Mutter gerade dabei, den Esstisch zu decken, als Dari diese Frage stellte und sich seine Jacke auszog, gerade von außen zurückkam, wo er ein wenig auf Erkundungstour gewesen war.

„Deine Großeltern finden, man kann sich zu sehr verlaufen und verletzen, also bleibt er besser verschlossen", antwortete sie ihm und richtete das Besteck.

„Wie kann ein Garten schon gefährlich sein?", fragte er, als ergebe das keinen Sinn und ich selbst hatte mir schon versucht vorzustellen, wie schlimm es dort sein konnte, dass er verschlossen blieb, doch seit ich wusste, dass in dieser Familie, wenn es um die Natur ging, vieles nicht ganz mit rechten Dingen vor sich ging, wollte ich es mir nicht ausmalen müssen. Ich war sowieso zu aufgewühlt von meiner eigenen Erkundungstour in der Nachbarschaft. Reed ging mir nur schwer aus dem Kopf. Was nur sein Problem mit alles und jedem war?

„Es hat eben seine Gründe, Dari, und nun hör auf mit den Fragen und wasch dir die Hände, es gibt gleich Essen."

„Oh man", murrte er und verschwand auch schon zur Treppe.

„Mit der Wahrheit lebt es sich leichter, das versuche ich Henry schon seit Jahren zu erklären", mischte sich Großmutter da ein, die in die Küche trat und weiter ihr Werk beim Kochen vollbrachte, das bereits herrlich roch und meinen hungrigen Magen rebellieren ließ.

„Ja, ich sage Henry nicht viel anderes, aber manche Dinge sind nicht für die Ohren mancher Kinder bestimmt", seufzte meine Mutter und irritiert sah ich sie an. „Was denn bitte?", fragte ich, wurde in dem Gespräch nur leider nicht wirklich beachtet.

„So ein Schwachsinn aber auch. Ich habe meinen Kindern von klein auf die Wahrheit gesagt und es hat keinen geschadet." Ich wusste wirklich nicht, welche Wahrheit hier gemeint war, doch wenn ich an meinen Onkel Charles dachte, der glaubte wieder 20 zu sein und nun in Europa herumreiste, an Tante Lilien, die eine hochnäsige Nervensäge war, oder meinen Vater, der sich gerne zu sehr in Dinge stresste und manchmal zu sanft für diese Welt war, dann zweifelte ich daran, dass bei den Kindern meiner Großmutter alles richtig verlaufen war, doch gut, ich würde lieber tot umfallen, als das laut auszusprechen. Den Ärger, den ich dafür kriege, wäre nur unermesslich.

„Mutter, das Thema hatten wir schon und sollten es außerdem nicht vor Alice weiter diskutieren", sagte da mein Vater, der das Esszimmer betrat und sich an den nun fertig gedeckten Tisch setzte.

„Ja, vergessen wir mal alle, dass ich kein Kind mehr bin und mit meinen 18 Jahren wohl erwachsen genug bin, um nicht mehr aus diesen Gesprächen herausgehalten zu werden", murrte ich, nur was dachten die denn alle, wie alt ich war? Ich würde es wohl doch verkraften ein wenig mehr zu wissen, ein wenig mehr zu einfach allem hier zu wissen.

„Alice, es gibt Dinge..."

„Dinge wie die Wächter?", fragte ich, konnte mich nicht länger halten und schnitt meinem Vater das Wort ab, hörte wie meine Großmutter in der Küche irgendwas fallen ließ bei dem Erwähnen der Wächter, während meine Eltern entsetzt wirkten, nicht gedacht hätten, dass ich Bescheid weiß. Ob meine älteren Brüder zu allem was wussten? Es würde mich brennend interessieren, ob sie mir das alles auch so verheimlichen würden wie der Rest der Familie.

„Woher..."

„Spielt das eine Rolle? Was hat es damit auf sich? Was verschweigt ihr mir bitte?", fragte ich sauer, doch diese ganzen Geheimnisse machten mich langsam wütend. Wieso musste so ein gewaltiges Drama aus allem gemacht werden? Es konnte doch unmöglich so weltbewegend sein.

„Wir sollten wirklich wann anders darüber reden", sagte mein Vater, als mein Bruder wieder zurückkam, gefolgt von Cameron, meinem Großvater und Lilien.

„Das duftet wie immer herrlich", schwärmte mein Großvater, der wie die anderen auch nichts von der Diskussion hier mitbekommen hatte und lief zu seiner Frau, half ihr beim restlichen Vorbereiten, wo Cameron auch mithalf, während ich mich am Tisch niederließ, mir versuchte vorzustellen, was diese Wächter wohl waren, was meine Familie für Leichen im Keller hatte, falls es doch keine Sekte sein sollte. Meine wirren Gedanken wurden unterbrochen, als das Essen auf den Tisch gestellt wurde und meine Fragen von dem Essen abgelenkt wurden, mein Magen gleich voller Freude das Knurren anfing.

„Es gibt keine bessere Köchin als dich", sagte Cameron, der sich seinen Teller vollmachte, während ich mich auch an dem ganzen Essen bediente, das alles so köstlich roch und sicher genauso gut schmeckte.

„Ich kann ihm nur zustimmen", sagte mein Vater und meine Großmutter lächelte verlegen. „Das ist doch nichts Besonderes."

„Sie ist immer so bescheiden", lachte mein Großvater und vielleicht hätte der Abend wirklich noch friedlich verlaufen können, jeder hätte gelacht, das gute Essen genossen dabei, nur leider wurde das idyllische Beisammensein gestört, als die Türe klingelte.

„Erwartet ihr Besuch?", fragte Lilien, die tadelnd auf die Uhr schaute, es sicherlich unerhört fand, wenn umso eine Uhrzeit noch jemand kam, obwohl es erst kurz nach 18 Uhr war.

„Ja, ich habe Norbert gesagt, er soll vorbeikommen wegen ein paar Unterlagen", erwiderte mein Großvater und stand schon auf.

„Norbert? Etwa Mr. Norbert?", fragte mein Vater nun und klang beunruhigt, wo mir gleich auffiel, wie er einen Blick auf mich warf. War dieser Mr. Norbert etwa auch Teil von diesen Geheimnissen? Ich richtete mich gleich etwas mehr auf meinem Stuhl auf, sah neugierig in Richtung Eingangshalle, erhoffte einen Blick auf diesen Mr. Norbert werfen zu können.

„Jetzt beruhige dich doch, Henry, er ist nur kurz da und geht dann schon wieder", sagte Großmutter kopfschüttelnd, als ich schon von der Eingangshalle Stimmen hörte und Großvater in Begleitung eines Mannes das Esszimmer wieder betrat.

„James, das ist Henry, mein zweitältester Sohn, falls du dich noch an ihn erinnerst nach all der Zeit", stellte er dem Mann, der nur wenige Jahre jünger als mein Großvater war und einen freundlichen Eindruck auf mich erweckte, uns vor.

„Natürlich erkenne ich Henry, immer ein sehr aufmerksamer Schüler gewesen, ganz im Gegensatz zu Charles", lachte dieser Mr. Norbert und mein Vater erhob sich von seinem Stuhl, um ihn richtig zu begrüßen.

„Charles hat sich nie viel aus Geschichte gemacht", erwiderte mein Vater genauso fröhlich, nach wie vor stark angespannt jedoch.

Ich tauschte einen fragenden Blick mit meinem Bruder neben mir, der genauso wenig verstand, was hier vor sich ging, wie ich auch.

„Nein, das hat er wahrlich nicht. Wie ich sehe ist das deine Familie? Ich habe letztens erst mit Acyn gesprochen, der Junge meinte zu Besuch kommen zu wollen, aber er und Riley sind immer so in Bewegung mit ihren Fällen und der Jagd. Ah, das ist doch Cecilia", begrüßte er nun meine Mutter, die sich ebenfalls erhoben hatte, um ihn zu begrüßen, ehe der Blick des Mannes an Dari und mir hängen blieb, wo er kurz so wirkte, als ob er einem Herzinfarkt nahe wäre. „Grund gütiger", rief er schockiert aus, fasste sich ans Herz, sah mich mit geweiteten Augen an und ich dachte an Cameron, wie er gestern genauso entsetzt gewirkt hatte. War ich etwas so hässlich, dass Leute entsetzt aufschrien? Was war denn bitte los mit allen?

„James, das ist meine Tochter Alice und mein jüngster Sohn Dari", sagte mein Vater nun und legte beruhigend eine Hand auf die Schulter des Mannes. „Kinder, das ist James Norbert, er war früher eine Art Lehrer von uns gewesen, als wir jünger gewesen waren."

„Deine Tochter...", stammelte dieser Mr. Norbert und schüttelte leicht den Kopf. „Für einen kurzen Moment..."

„Ja, Ähnlichkeiten sind vorhanden", meinte mein Großvater bedauernd, schüttelte den Kopf dabei wehleidig.

„Ähnlichkeiten? Eher wie Zwillinge", rief er immer noch entsetzt aus und ich fühlte mich langsam ziemlich blöd. Mir konnte doch nun wirklich keiner mehr weiß machen, dass hier alles mit rechten Dingen vor sich ging. Zwillinge? Was für Zwillinge bitte? Ich hatte keinen Zwilling.

„Entschuldigung, aber was genau ist das Problem?", fragte ich deswegen, legte mein Besteck zur Seite und sah erwartungsvoll besonders diesen Mr. Norbert an, da ich von meiner Familie auf nichts mehr hoffen konnte. Irgendwas wusste er offenbar, er kannte meine ganze Familie und doch hatte ich bis gerade noch nie zuvor von ihm gehört. Sogar meine älteren Brüder wussten offenbar, wer er war, wie hatten wir also noch nie von ihm erfahren?

„Du siehst genauso aus wie die liebe Malia, mein Kind, es ist verblüffend und schockierend zugleich. Ganz kurz dachte ich...", klärte er mich auf, schien es jedoch nicht zu Ende sprechen zu können, und erstaunt von den ehrlichen Worten sah ich zu Cameron, der meinen Blick jedoch mied, stattdessen seinen Teller starr anblickte. Deswegen also. Ich sah aus wie seine tote Schwester. Es muss seltsam gewesen sein plötzlich jemanden vor sich stehen zu haben, der ihr so ähnelte. Ich hatte keine Ahnung mehr, wie Malia aussah, hätte aber nie damit gerechnet, dass ich ihr wirklich ähneln würde, ich meine, wer sah seiner Cousine schon so richtig ähnlich?

„Ja, es ist manchmal verwirrend", mischte sich nun Lilien mit einem theatralischen Seufzen in das Gespräch ein, „Aber es gibt genug Unterschiede zwischen den beiden, die ich ruhig aufzählen könnte, doch ich belasse es lieber dabei."

„Wie dem auch sei, wir sollten weiter essen", sagte mein Vater nun, schien das Gespräch ganz eindeutig beenden zu wollen und ich war zwar froh eine Antwort nun auf wenigstens einer meiner Fragen zu haben, doch es blieben immer noch so viele weitere offen.

„Ja, ja ich störe nicht weiter. Hier sind die Akten, Peter und nun genießt weiter Beths köstliches Essen", sagte Mr. Norbert, überreichte meinem Großvater einen dunklen Umschlag, verabschiedete sich schon von uns allen und war genauso schnell wieder fort, wie er aufgetaucht war.

„Ich verstehe gar nichts mehr", ergriff Dari als erster das Wort, nachdem der Gast wieder weg war und alle sich wieder setzten, angespannt dem Essen weiter nachgingen. „Was ist mit Ally nun?"

„Nichts ist mit Ally, sie ähnelt deiner Cousine nur etwas und das verwundert viele", klärte meine Mutter ihn auf und obwohl ich Dari ansah, dass er noch viel mehr Fragen wollte, so blieb er still, ebenso ich. Ich wollte nicht weiter dieses Thema durchgehen müssen, wusste, dass es sicher nicht leicht für alle Anwesenden war, die Malia so viel besser gekannt hatten, also beließ ich es dabei.



Cameron war so gütig Dari und mich am nächsten Tag zur Schule zu fahren, deren Namen ich längst vergessen hatte, die aber laut meinen Eltern besser als irgendeine Schule sonst war, eine verfluchte Elite-Schule, auf die mein Vater und jeder seiner Familie sonst mit Bestnoten ihren Abschluss erreicht hatten. Eine verdammte Reichenschule, ich war so verloren. Ich würde hier von reichen Zicken mit ihren Gucci-Taschen erschlagen werden und am Ende auf dem Parkplatz von einem teuren Mercedes überfahren werden. Die Aussicht ganz allein zur Schule zu müssen, war grässlich. Ich war es nicht gewohnt allein zu sein und das auch noch an einem so üblen Ort wie die Schule, aber ich würde es durchstehen, ich hatte ja kaum eine Wahl.

Es war ein kleiner Trost zu wissen, dass mein kleiner Bruder auch da sein würde, doch da er in einen viel niedrigeren Jahrgang als ich ging, waren wir in komplett getrennten Teilen der Schule untergebracht. Außerdem konnte ich mich kaum an meinen zehn Jahre alten Bruder hängen, es wäre komisch. Ich zupfte etwas an der ätzenden Krawatte meiner Schuluniform herum. Sie sah nicht so übel aus, wie ich dachte, bestand aus einer weißen Bluse, einem Rock in einem sehr dunklen, fast bräunlichen Kupferton, mit einem passenden Blazer. Es hätte auch eine schlimmere Farbe meiner Meinung nach sein können wie gelb oder grau, erfreut war ich dennoch nicht. An meiner alten Schule hatte es so einen Kleidungszwang nicht gegeben. Dari musste wie ich auch eine Schuluniform tragen, wobei er jedoch Hosen tragen durfte und seine Uniform in einem dunklen Blau gehalten wurde, da er eben noch jünger war.

Ich sah aus dem Fenster, als wir schon auf den Parkplatz fuhren, und ich wehleidig zu dem Ort blickte, den ich nun wohl so gut wie jeden Tag besuchen müsste.

Das Gebäude sah im Grunde wie die meisten Schulen aus. Es war groß, sehr alt, hatte einen Parkplatz vor der Türe, wo sich eine Menge an Schülern aufhielten und die sich allesamt freudig in Gruppen unterhielten oder versuchten ins Innere zu gelangen.

„Ich hole dich und Dari später dann ab, viel Spaß euch also", sagte Cameron, als ich schon notgedrungen ausstieg, am liebsten einfach weggerannt und das mit der Schule sein gelassen hätte.

Ich seufzte schwer, verscheuchte diese Gedanken und sah zu meinem Bruder, der ähnlich wie ich genervt wirkte, jedoch in dem Moment eine kleine Gruppe an anderen Schülern mit blauer Uniform sah, wohl vorhatte sich ihnen anzuschließen, da er mir hastig Tschüss zurief, ich ihm gerade noch so viel Glück wünschen konnte, da war er schon weg und ich musste mich nun wohl oder übel auch dieser kleinen Hölle stellen. Es wäre ja nur für ein Jahr, das würde ich schon schaffen, zumindest versuchte ich mir das einzureden, während ich mich durch die Menge bahnte, an den ganzen Gruppen vorbeidrückte, versuchte den Rauch der Raucher nicht einzuatmen und das Gebäude schließlich betrat, wo ich etwas orientierungslos auf die Suche nach meinem Klassenzimmer ging.

Ich hatte meinen Stundenplan per E-Mail zugeschickt bekommen, musste so immerhin nicht erst ins Sekretariat gehen und mich dort mit irgendeinem Papierkram abquälen, nur wirklich einen Überblick davon, wo hier welches Zimmer lag, hatte ich dennoch nicht. Es gab so viele Flügel hier, so viele Stockwerke und mit den Massen an Schülern war es noch schwerer die Nummern der Türen auszumachen. Wie konnten so viele Schüler auf eine Elite-Schule gehen?

Mein Schultag war für einen Montag meiner Meinung nach sowieso alles andere als schön. Ich hatte in der Früh erst einmal Mathe, gefolgt von Chemie. Nach der Mittagspause würde ich dann auch noch zwei elendig lange Stunden Physik haben, es klang wie ein einziger Albtraum für den Beginn der Woche.

Ich rümpfte die Nase von dem stickigen Geruch hier im Gang, bemühte mich darum, niemanden zu lange anzusehen, während ich weiterlief und langsam das Nummerierungssystem der Zimmer verstand, wohl nach oben in den ersten Stock gehen müsste, um das Mathezimmer zu finden.

Ich lief auf mein Zimmer zu, war schon froh, es gefunden zu haben, als mir da etwas auffiel. Ich hatte am Ende des Ganges zwei bekannte Gesichter ausmachen können, von denen ich gedacht hatte, sie nie wieder zu sehen, gehofft hatte, sie nie wiederzusehen. Sofort kamen mir Bilder meines kleinen Ausflugs von vor zwei Tagen wieder in den Kopf, ich sah wieder, wie ich vor dem Betrunkenen flüchtete, wie ich auf die Gruppe Jungs traf und zwei von den Drei standen dort hinten im Gang. Sie waren keine Einbildung, sie waren echt, standen angelehnt an einer Wand da, unterhielten sich eindringlich miteinander, und mit großen Augen sah ich zu dem Jungen mit den intensiven blauen Augen - dem Sonnyboy - und seinem tätowierten Freund. Von Reed war keine Spur zu sehen, doch mein Gefühl sagte mir, dass er auch auf diese Schule gehen müsste, wenn seine beiden Freunde es taten. Verdammt, sie gingen echt auf diese Schule? Ich stöhnte genervt auf von der Aussicht Reed wirklich wiedersehen zu müssen. Würde ich den Typen nun jeden Tag zu Gesicht bekommen? Es war ja eigentlich klar gewesen. Er war in meiner Nachbarschaft unterwegs gewesen, mir hätte klar sein müssen, dass seine Eltern sicher auch furchtbar reich waren und ihn auf so eine Elite-Schule stecken.

Ich atmete zittrig ein von der Tatsache, war schockiert sie wirklich wiederzusehen, zu sehen, wie anders sie in diesen Uniformen aussahen, wie witzig diese Kombination mit den Tattoos des einen wirkten, dennoch wirkten beide nach wie vor gefährlich, waren groß, breit, düster.

„Bist du verrückt die so anzustarren?" Überrascht sah ich zu dem Mädchen neben mir, das braunes Haar hatte, mich entsetzt anschaute, weil ich so offen die beiden Typen angestarrt hatte.

„Was?", fragte ich überfordert von ihren Worten, so angesprochen zu werden, und sie nickte, ohne selbst hinzusehen, zu den zwei Jungs. „Starre die beiden oder Reed niemals an, oder hast du irgendeinen Todeswunsch?" Ohne auf meine Antwort zu warten, lief sie in das Zimmer, in das ich selbst nun hineinmüsste und irritiert sah ich erneut zu den Jungs, wo genau in dem Moment der von mir betitelte Sonnyboy zu mir sah, er die Augen leicht verengte von meinem Starren, ehe etwas wie Erkenntnis in seinem Blick auftauchte. Eilig flüchtete ich fast schon dem Mädchen hinterher, ihre Worte hatten mir zu bedenken gegeben. Hatte ich einen Todeswunsch? Bitte was? Wie gefährlich waren die Typen bitte? Klar hatten sie mir auch Angst gemacht, doch dass sie so einen Ruf hatten, gab mir zu bedenken, denn das war ja kaum normal. Ich dachte wieder an Reed und wie er gestern Sasha verscheucht hatte, verstand absolut nicht, was sein Problem war, in was für Kreisen er und seine Freunde verkehrten, aber schön war es sicher nicht.

Erleichtert atmete ich auf, als ich das Zimmer endlich betreten hatte, fühlte mich gleich etwas sicherer, und wie zu erwarten, bekam ich gleich einige fragende Blicke ab. Es schien noch nicht ganz voll zu sein und da kein Lehrer anwesend war, unterhielten sich die meisten auch noch laut miteinander, saßen auf ihren Tischen, lehnten am Fenster, versammelten sich zu viert um einer der Tische, dennoch bekam ich viele Blicke ab, immerhin kannte sich hier jeder seit Jahren und ich war eine Fremde. Vermutlich sah man mir an, dass ich neu war.

Ich eilte hastig durch das Zimmer hindurch, sah das Mädchen von gerade wieder, die jedoch zu beschäftigt war sich mit einem anderen Mädchen zu unterhalten, um mich zu bemerken, und ich ließ mich ganz hinten zwei Plätze von ihr entfernt zwischen einem anderen Mädchen und einem Jungen nieder. Ich holte meinen Block und einen Kugelschreiber hervor aus meiner Tasche und traute mich erst da wieder vorsichtig aufzusehen, sah mich neugierig ganz zaghaft ein wenig um, sah mir meine Mitschüler genauer an, die sich nun wieder ihren eignen Dingen widmeten, mich nicht weiter zu beachten schienen. Ich warf einen Blick auf das Mädchen neben mir und musste sofort neidisch eingestehen, dass sie verdammt hübsch war. Sie hatte so helles Haar, dass ich mir fast sicher war, dass es eine Perücke sein müsste, dafür wirkten sie wiederum ziemlich echt. Ihr Gesicht wirkte von der Seite makellos, so dass ich etwas neidisch war.

Konzentriert malte das Mädchen irgendwelche Symbole auf einer sonst leeren Blockseite, während das Mädchen vom Gang gerade neben ihr nun auf sie einsprach. Sie war weitaus weniger hübsch als die Blondine, hatte braune glatte Haare, wirkte dennoch sehr freundlich mit ihren großen Augen, die etwas Kindliches ausstrahlten. Was sie wohl über die Jungs vom Gang noch wusste? Sicher waren sie bekannt, hatten einen gewissen Ruf, doch wie schlimm war es wirklich?

Bevor die Zwei merkten, dass ich sie beobachtete, drehte ich mich etwas mehr zu dem Jungen auf meiner anderen Seite, der auf seinem Platz zu schlafen schien, was mich zum Lächeln brachte. Seine dunklen Haare wirkten völlig zerzaust, an seiner Nase befand sich ein Nasenring, der ihm ziemlich gutstand und das obwohl ich kein Fan von Gesichtspiercings war. Er wirkte rebellisch mit dem Teil, mit der Art, wie er seine Schuluniform absichtlich nicht so ordentlich trug, wie es sicher üblich wäre, und irgendwie gefiel mir diese Einstellung.

„Guten Morgen Kinder und willkommen zurück nach den langen und hoffentlich erholsamen Ferien", begrüßte eine weibliche Stimme uns allesamt schon, brachte mich dazu, nach vorne zu sehen und riss den Jungen neben mir wohl aus dem Schlaf, da er sich aufrecht hinsetzte.

Ich musterte die ältere Frau vorne kurz, die für eine Mathelehrerin zu freundlich wirkte. Vielleicht war sie in ihrem Inneren genauso böse wie jeder andere Mathelehrer auch, wer weiß?

„Falls es noch nicht alle bemerkt haben sollten, wir haben ab dem Jahr eine neue Schülerin hier und ich hoffe ihr all werdet Miss Alice Noir freundlich in eurer Mitte willkommen heißen, besonders in diesem letzten und schwersten aller Schuljahre." Spätestens jetzt lagen alle Blicke auf mir und ich verzog leicht das Gesicht bei der ganzen Aufmerksamkeit, dass sie mich unbedingt hatte vorstellen müssen wie ein kleines Kind. Ich fühlte mich unwohl von der Art, wie mich manche neugierig, andere freundlich und andere wiederum abwertend betrachteten, war froh, dass es nicht lange hielt, da die Lehrerin weiter über den Schulstoff und dem Abschlussjahr redete. Ich wurde jedoch recht schnell anderweitig abgelenkt.

„Ich bin Hayden", sprach mich nämlich der Junge neben mir an, brachte mich dazu, zu ihm zu sehen, und er schenkte mir ein freundliches Lächeln. Er war ziemlich hübsch, hatte eine dunklere, südländische Haut und wirkte irgendwie etwas älter als der Rest hier, vielleicht war er mal sitzen geblieben?

„Wer ich bin, weißt du ja."

„Ja, habe ich mir gemerkt, wie kommt es, dass du hergewechselt hast?", fragte er weiter.

„Wenn ich das nur wüsste. Meine Eltern machen gerne ein Geheimnis aus allem", antwortete ich lächelnd, wüsste zu gerne selbst die Antwort auf diese Frage.

„Kenne ich, meine Eltern sind auch schlimm, wenn es um Geheimnisse geht, sie sind eigentlich schlimm in allem, was sie tun, aber man muss die Familie ja lieben. Das da ist übrigens Daisy." Er nickte zu der Blondine neben mir und ich drehte mich nun zu dieser, als sie mir ein freundliches Lächeln schenkte, damit niedliche Grübchen präsentierte. Wow, sie konnte also noch hübscher aussehen. Die Welt war manchmal aber auch nicht fair.

„Hi", begrüßte sie mich leise, klang recht schüchtern aber nett und passte somit irgendwie nicht in das Bild, das ich nun von ihr erwartet hätte. Ich hatte angenommen, sie wäre selbstbewusster mit diesem Aussehen, vielleicht sogar ein wenig Arrogant, aber das schien sie ganz und gar nicht zu sein.

„Hi", sagte ich freundlich zurück.

„Sie ist schüchtern, aber vermutlich einer der wenigen Mädchen hier, das nicht seltsam oder furchtbar arrogant ist", sagte Hayden, strich sich durch sein sowieso völlig zerzaustes Haar und machte einen sehr sympathischen Eindruck auf mich.

„Ich fühle mich geehrt", lachte Daisy neben mir leise und widmete sich lächelnd weiter ihrer Zeichnung, schien sich herzlich wenig für den Unterricht zu interessieren, während das Mädchen neben ihr sie wieder ansprach.

„Das ist Harper. Sie ist ganz ok, nur sehr anstrengend, weil sie mit jedem befreundet sein will und eine Nervensäge deswegen gern sein kann", stellte Hayden mir sogleich leise vor, wer eben dieses Mädchen war, und ich nickte verstehend.

„Und, wer von den ganzen anderen ist ok und vor wem sollte man sich fernhalten?", fragte ich interessiert nach, wollte wissen, mit was ich es hier zu tun haben würde, während die Lehrerin, deren Namen ich nicht einmal kannte, anfing über ihren Urlaub in Frankreich zu berichten.

Ich hoffte, dass Hayden nicht zu schnell das Interesse verlieren würde, nicht nur für den Anstand so nett zu mir war, ich könnte jemanden gebrauchen, an den ich mich wende, besonders so am Anfang, besonders mit drei gefährlichen Typen an der Schule, vor denen ich mich jetzt schon zum Affen gemacht hatte nach meiner kleiner Flucht am Samstag.

„Die meisten sind echt in Ordnung, da hat man in dem Jahrgang Glück finde ich, der letzte Jahrgang in der Abschlussklasse war die Hölle", sagte er und ich war erleichtert über diese Info, wollte keine Dramen. An meiner alten Schule hatte es oft welche gegeben. Es gab jede Woche irgendein Streit, weil irgendwer was mit jemanden hatte, die Zicken am Streiten waren, Drogen auf dem Schulklo gefunden wurden, es war ein wenig wie in einem schlechten Film gewesen.

„Du solltest nur wissen, dass die zwei Mädchen da vorne den Ruf haben die Sportler gerne für sich zu Beschlagnahmen, also halte dich von jedem attraktiven Sportler hier fern und du hast keinen Ärger mit ihnen", meinte er und deutete auf zwei Mädchen eine Reihe vor uns. Sie redeten ebenfalls leise miteinander, wirkten eigentlich ganz nett auf mich. Ich hatte nicht vor mich nun an den Captain des Basketballvereins zu schmeißen, falls hier überhaupt Basketball gespielt wurde.

„Sportler interessieren mich nicht, ist nicht mein Fall, und weiter?", fragte ich, was ihn zu Grinsen brachte, ihn gleich irgendwie jungenhafter wirken ließ. „Nicht dein Fall also? Welches Mädchen lässt sich nicht von einem starken Kerl beeindrucken?"

„Ich, so wie es aussieht, aber genug andere sehen es wohl auch so, ich mag keine Machos", antwortete ich ihm lächelnd. „Also, was gibt es noch so zu wissen?"

Ich war erstaunt, als Daisy mir da von meiner anderen Seite aus antwortete: „Halte dich fern von Haydens Bruder und seinen Freunden." Verwirrt sah ich von ihr wieder zu diesem, der sich ein Grinsen verkneifen musste und obwohl er so amüsiert wirkte, sah ich eine gewisse Sorge in seinen Augen aufflimmern, etwas Bekümmertes.

„So schlimm ist er nun auch wieder nicht."

„Er ist gemein", murrte die Blondine und ich musste leicht lächeln von der Art, wie sie ein wenig wie eine Vierjährige wirkte, deren Sandburg man kaputt gemacht hatte. Vielleicht hatte Haydens Bruder ja etwas ähnliches getan?

„Mein Zwillingsbruder, Reed, kann anstrengend sein. Ich habe nicht viel mit ihm zu tun wegen seiner Art, aber... ja, wenn man seine Nerven nicht zerstört haben will, sollte man wohl Abstand wahren vor ihm und seinen Idioten Freunden", sagte er und ich blinzelte verdattert von dieser Information. Sein Zwillingsbruder. Reed. Reed war sein Zwillingsbruder. Bitte was? Das musste ein Scherz sein, es musste ein anderer Reed sein, doch wie groß war die Wahrscheinlichkeit schon?

Entsetzt sah ich mich um, wollte sichergehen, dass er nicht hier im Kurs war, aber ich sah den Jungen nicht.

„Er ist in einem anderen Mathekurs", klärte Hayden mich auf, der meinen suchenden Blick wohl bemerkt hatte. „Und ich finde nicht, dass wir uns sehr ähneln, ich sehe einfach viel besser aus." Daisy neben mir lachte auf von dieser Aussage, woraufhin Hayden empört schnauben musste und beide anfingen sich gegenseitig aufzuziehen, man richtig merkte, dass die zwei sich gut kannten, sich nahestanden, auch wenn mir nicht ganz klar war wie nahe. Waren sie nur Freunde oder war da mehr? Meine Gedanken wurden zu sehr davon beschlagnahmt, dass Hayden mit Reed verwandt war, sie Zwillinge waren und ich musterte den Jungen neben mir, suchte nach Gemeinsamkeiten, doch nun, wo ich es wusste, fand ich schon, dass man eine Ähnlichkeit sehen konnte. Er hatte wie sein Bruder grüne Augen, ähnliche Gesichtszüge, dunkle Haare, nur dass er eben ein offener Mensch zu sein schien und kein gewaltiges Arschloch.


Mathe verging mit den beiden relativ schnell und viel entspannter, als ich es je für möglich gehalten hatte. Zu meinem Glück hatte ich wohl so ziemlich jeden Kurs mit ihnen zusammen, so dass ich am ersten Tag nicht allein sein musste, gleich jemanden hatte, an den ich mich halten konnte in dieser verwirrenden und so neuen Umgebung. Sie erklärten mir, wo sich alle Zimmer befanden, dass das Essen in der Cafeteria ungenießbar sei und man sich lieber selbst was mitbringen sollte, wenn man nicht verhungern oder von dem Nachtisch getötet werden wollte, und ich schaffte es mit ihnen an meiner Seite sogar alle neugierigen Blicke zu ertragen, da mich im Grunde nicht viele beachteten, so wie ich zwischen den beiden stand.

Wir hatten gerade die erste Pause nach Mathe und leider musste ich meine neugewonnen Freunde verlassen, um kurz ins Sekretariat zu gehen. Hayden hatte angeboten, mich zu begleiten, aber ich wollte ihn seine Pause genießen lassen. Offenbar bekam ich den Code für meinen Spind nicht online, musste ihn aus irgendwelchen albernen Sicherheitsgründen persönlich abholen gehen. Wer wäre schon so interessiert an meinem Spind? Da war absolut nichts drinnen und selbst wenn ich was da hineinstecke, wird es kaum von Wert sein. Genervt trottete ich durch die Massen, betrat das Sekretariat, in dem es voll war. Zwei ältere Damen arbeiteten fleißig hinter der Abtrennung und neben ihnen waren noch drei andere Schüler hier anwesend. Ein Junge saß mit einer blutenden Nase auf einem Stuhl und wartete wohl auf die Schulkrankenschwester. Ein Mädchen diskutierte gerade mit einer der Sekretärinnen laut über einer ihrer Kurse, wirkte ziemlich zickig dabei, während ein anderer Junge geduldig darauf wartete, dass die zweite Frau ihm irgendwas herausgesucht hatte.

Nervös wartete ich darauf, dranzukommen, hoffte, es würde nicht zu lange dauern, wollte gern rechtzeitig im nächsten Kurs ankommen. Die zweite Sekretärin sah plötzlich beim Suchen auf und bemerkte mich. „Ahja, unsere zweite Neuheit an der Schule, du brauchst auch sicher deinen Code?" Überrascht, dass sie wusste, wer ich war, schreckte ich auf und nickte sofort. „Ja, das wäre sehr nett." Der Junge, der vor mir dran war, drehte sich nun zu mir, lächelte breit mich zu sehen.

„Also sind wir die Neuen", sagte er und lachte dabei. Ich ließ mich von seiner fröhlichen Art gleich anstecken, lächelte zurück.

„Ich glaube auf unserer Stirn steht praktisch geschrieben, dass wir das sind."
„Und, wie findest du es bisher hier?", fragte er mich und ich zuckte mit den Schultern. „Bisher ist es ok und bei dir?"
„Ein Typ will unbedingt, dass ich mich im Fußballteam einschreibe, weil er meine Waden so beeindruckend findet", lachte er. „Ich wurde beinahe von drei BMWs auf dem Parkplatz überfahren auf dem Weg ins Gebäude und ich hab auf der Suche nach meinem Klassenzimmer ein knutschendes Pärchen in einer Abstellkammer gefunden, aber ansonsten ist es auch ganz ok." Ich grinste von seiner Beschreibung.

„Beeindruckende Waden also, das werde ich mir merken", sagte ich, hatte keine Ahnung, was an Waden beeindruckend sein konnte, aber irgendwas würde es wohl sein.

„So, da wäre dein Code, Harry und dein Code, Alice", sagte die Sekretärin da und reichte uns sie Umschläge, in denen ganz geheimnisvoll die Nummern drinnen standen. Wie übertrieben.
„Danke", sagten wir beide und verließen zusammen den engen Raum, wo ich meinen Umschlag in meine Schultasche stopfte.

„Bist du auch im Abschlussjahr?", fragte er mich auf dem Gang und ich nickte lächelnd. „Vielleicht haben wir ja Kurse zusammen?" Es wäre schön noch mehr Leute zu kennen als Hayden und Daisy. Es bestand immer noch die Gefahr, dass die zwei schnell gelangweilt von mir wären.

„Können wir gleich nachforschen", sagte er, schaute auf sein Handy, wo er wohl seinen Stundenplan suchte. Wir liefen dabei langsam weiter und er war leider so unaufmerksam durch die Suche, dass er kurzerhand jemanden anrempelte.

„Hast du keine fucking Augen im Kopf?" Ich sah mit großen Augen zu Reed, gegen den Harry ausgerechnet geknallt war. Harry wirkte ganz erschüttert von der Feindseligkeit in Reeds ganzer Haltung und ich spannte mich an, ahnte Böses. Ohweh, wieso ausgerechnet er? Harpers warnende Worte kamen mir hoch. Man sollte sich von Reed und seinen Freunden fernhalten, wenn man keinen Todeswunsch hatte. Das klang nicht gut.

„Sorry Alter, ich hab auf mein Handy geschaut und-"
„Dann solltest du vielleicht nicht so auf dein fucking Handy starren!", sagte Reed, drückte Harry schon unsanft gegen die nächste Wand und ich keuchte entsetzt auf. Mir fiel auf, wie jeder im Gang zu den Jungs sah, wie die meisten ehrfürchtig nach hinten getreten waren, ein paar ihre Handys gezückt hatten, um das Spektakel zu filmen. Wollte denn keiner irgendwas unternehmen?

„Lass ihn los!", sagte ich sauer, doch er konnte ihn nicht so behandeln nur weil er gegen ihn gestoßen war. Reed sah nicht zu mir, schien mich überhaupt nicht wahrzunehmen und ich hatte kurz Sorge um Harry, doch dieser war nicht so ängstlich wie ich es im ersten Moment angenommen hatte. Er schubste Reed wütend von sich, so dass ein Raunen durch die Menge ging, die sich benahmen, als ob wir bei einem Boxkampf wären. Ich bekam es mit der Panik zu tun, wollte nicht, dass unnötig Blut vergossen wurde. Hastig stellte ich mich vor Harry, wollte nicht, dass er Ärger bekam, wenn hier eine Schlägerei ausbrach.

„Geh zur Seite, Alice, der Typ ist gefährlich", sagte Harry besorgt und Reed sah nun doch endlich zu mir, näherte sich uns beiden.

„Ja, geh zur Seite, Alice, damit ich deinem kleinen Freund seinen fucking Kiefer brechen kann."
„Ganz sicher nicht!", sagte ich, hatte ein mulmiges Gefühl so eingeengt zwischen den beiden Kerlen, vor allem weil Reed verdammt wütend und geladen wirkte. Ich blieb jedoch stehen, versuchte meine Angst herunterzuschlucken. „Er hat dich nicht mit Absicht berührt, das ist kein Grund so auszurasten."

Er musterte mich einen Augenblick stumm, musterte meinen ganzen Körper, ehe sein Blick wieder hinauf zu meinem Gesicht glitt, wo er mir vor allem in die Augen sah und ich glaubte schon, er würde mich gleich einfach zur Seite schieben, um dann auf Harry einzuschlagen, aber er überraschte mich.

„Was auch immer", meinte er lediglich gelangweilt, wandte sich ab und lief weiter. Die Leute sprangen regelrecht zur Seite, um ihm Platz zu machen und ganz verwirrt sah ich ihm nach.

„Nette Schule", scherzte Harry und ich drehte mich zu ihm.

„Geht es dir gut?"
„Ja, aber du hättest dich echt nicht dazwischen stellen sollen. Typen wie dersind gefährlich. Ich will nicht, dass du am Ende eine verpasst bekommst, weildu im Wege stehst."
„Ich glaube nicht, dass er mich schlagen würde."
„Du kannst das kaum wissen." Nein, konnte ich nicht, doch ich hatte Reedangesehen und einfach gewusst, dass er mir nichts antun würde. Es warvielleicht naiv so zu denken, aber er würde mir nicht schaden. Er hatte mirkeine verpasst, als ich am Samstag gegen ihn geknallt war, er wollte michgestern vor Sasha fernhalten, als ob es ihm wichtig wäre, mit wem ich Kontakthabe und mit wem nicht. Wieso sollte er mir dann eine verpassen?


Wörter: 5468

Aloha :) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen. Würde mich wie immer über eure Meinung freuen und tut mir leid, dass es so lang geworden ist xD Das Ende von dem Kapitel ist auch neu überarbeitet worden xx



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