Things we share

By lovememoriess

32.4K 1.7K 584

»Das Einzige, was wir gemeinsam haben, ist die Luft, die wir atmen.« • • • • Aufgewachsen ohne Eltern und mit... More

Prolog
2 | Eine schwere Entscheidung
3 | Hinesville
4 | "Du bist nicht von hier"
5 | Der erste Eindruck
6 | Blake's Blacklist
7 | Aller Anfang ist schwer
8 | Irgendwas an ihr ist anders
9 | Empfangskomitee
10 | Eine gutgemeinte Vorwarnung
11 | Nicht mein Typ

1 | Bedingungen

4.5K 235 121
By lovememoriess



L e a n o

Gereizt überfliege ich den Zettel in meinen Händen, den mir mein Großvater vor einer guten Minute überreicht hat und lasse nach dem dritten Mal lesen ungläubig davon ab. Mein Blick schnellt zu dem Mann, - dem letzten Teil, der von meiner Familie übrig geblieben ist, - und ich kann nicht glauben, was ich soeben erfahren habe.

»Du meinst das doch nicht ernst, oder?«, rufe ich nach einigen weiteren Sekunden der Stille ungläubig, und schaffe es endlich, Großvater dazu zubringen, wieder zu mir zu sehen. Auf seinem Gesicht macht sich ein scheinbar Zufriedener Ausdruck breit, als er meinen Unglauben erkennt, was mich nur noch unruhiger macht.

Nein, dass kann er nicht ernst meinen... Das muss ein schlechter Witz sein. Ein ganz ganz schlechter Witz. Alles andere wäre vollkommen unmöglich.

Meinem qualvollen Warten wird ein Ende gesetzt, als sich Großvater doch noch dazu entscheidet, mir zu antworten: »Natürlich meine ich das ernst. Oder denkst du, ich lasse aus Spaß einen Vertrag aufstellen? Ich habe dich gewarnt, dass ich dir nicht weiterhin alles durchgehen lasse, mein Junge. Und wie du siehst, halte ich mein Wort.«

Ich muss wahrscheinlich schauen wie ein Gestörter, denn ich glaube einfach nicht, dass er diese Scheiße wirklich ernst meint. Nein verdammt, lieber schmeiße ich mich vor nen fahrenden Zug!

»Glaubst du wirklich, ich mache bei dieser Scheiße mit!? Wenn ja, dann kennst du mich garnicht«, knurre ich verärgert und zerknülle den lächerlichen Vertrag in meinen Händen, um ihn dann unachtsam in eine Ecke zu schmeißen.

Was soll das überhaupt?

Was versucht er zu bezwecken?

»Leano, wenn du das Geld von mir erben möchtest, wirst du die Bedingungen erfüllen müssen. Sonst gehst du mit leeren Händen aus, und da ich dich so gut kenne, weiß ich, dass dies das Letzte ist, was du willst«, kommt es keine Sekunde später von meinem Alten zurück und ich kann die Wut nicht mehr zurückhalten, die sich in meinem Inneren anstaut und droht, wie bei einem Vulkan aus mir zu speien.

»Scheiße nein! Ich gehe sicherlich nicht auf eine staatliche Schule, irgendwo am Arsch der Welt. Du weißt wie sehr ich diese Stadt liebe und auch, dass ich es in Kleinstädten, oder wohl eher Dörfern, nicht aushalten kann! Das ist kein Leben für mich. Das kannst du nicht verlangen...«, beginne ich aufgelöst, werde jedoch abermals unterbrochen.

»Und ob ich das kann! Du wirst tun was ich von dir verlange und endlich anfangen, Verantwortung zu übernehmen und ein erwachsener Mann zu werden. Du bist gestern verdammt nochmal achtzehn geworden, doch bessern tust du dich immer noch nicht. Nein, stattdessen feierst du die ganze Nacht durch und vergnügst dich mit irgendwelchen Mädchen.« Großvater mustert mich unzufrieden. »Nicht einmal deinen Dreck kannst du wegräumen.«

Ich schnaube geladen. »Das brauche ich auch nicht, wir haben ja nicht umsonst 3 Dienstmädchen hier. Und Fuck, soll das jetzt ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk werden oder was?«

Ich kneife meine Augen zusammen und versuche mich irgendwie zusammenzureißen, doch das nützt nichts, denn umso mehr ich über seine Worte nachdenke, umso bewusster wird mir, was mir bevorsteht. Er möchte wirklich, dass ich die Stadt für ein ganzes Jahr verlasse, um in irgendeine Kleinstadt zu ziehen und dort meinen Abschluss auf einer normalen, staatlichen Schule zu machen.

Er hat sie wirklich nicht mehr alle.

»Pass auf wie du mit mir sprichst, junger Mann. Ein einziger weiterer Widerspruch und das wars endgültig mit dem Erbe. Dann heißt es für dich arbeiten. Wer weiß, vielleicht wäre das sogar das beste für dich...«

Ich starre meinen Großvater fassungslos an, was ihn herzlich wenig zu interessieren scheint, da er sich entspannt im Sofa zurücklehnt. Ich wiederum bin alles andere als entspannt, denn ich kann einfach nicht realisieren, oder gar glauben, dass er mir so etwas antun kann. Ich bin sowas wie sein Sohn, er hat mich aufgezogen und nun erpresst er mich, mit seinem Erbe?

Aufgebracht fahre ich mir durch die Haare, ehe ich mich umdrehe, um gleich danach hoch in mein Zimmer zu stürmen. Die Rufe meines Großvaters ignoriere ich dabei gekonnt. Was glaubt er eigentlich, was das alles bewirken soll? Denkt er wirklich, dass er mich so leicht abschieben kann? Mit so einer billigen Ausrede?

»Fuck, fuck, fuck...«, fluche ich wütend, sobald ich mein Zimmer betrete und die Tür hinter mir mit Wucht zu schlage. »Einen scheiß werde ich!«

Beruhig dich...

Dass kann er einfach nicht ernst meinen.

Mein Blick fällt auf mein Handy, das auf der Kommode liegt, und ich greife ohne zu zögern danach, als ich glaube, dass ich wegen all den aufkommenden Fragen explodiere.

Ich brauche jetzt Ablenkung.

Ich brauche Jasmin.

Und eine Übermenge an Alkohol.

***

Sobald ich das Bib's zwanzig Minuten später betrete, kleben sich auch schon zwei hübsche Blondinen an meine Seite und machen mir den Weg bis zu meinen Freunden schwer. Diese sitzen wie üblich im hinteren Bereich des Clubs und warten in unserer Nische auf mich.

Als ich mich ihnen nähere, erblicke ich als aller erstes Cole, der mich mit einem anerkennenden Blick begrüßt, sobald er die Mädchen neben mir abcheckt, was ich nur mit einem Augenrollen quittiere. Dann ruft mir auch Grant eine Begrüßung zu, die ich halbwegs erwidere, ehe ich mich seufzend auf den freien Platz fallen lasse.

Die unbekannte Blondine macht es sich sofort auf meinem Schoß gemütlich, was ich geflissentlich ignoriere. Stattdessen wende ich mich Cole zu, der mir auf den Rücken klopft. »Du siehst nicht besonders glücklich aus, Kumpel. Hat dir dein alter etwa wieder die Kreditkarte sperren lassen?«, lacht er und mir bläst sofort ein starker Alkoholgeruch entgegnen, was mich nicht besonders überrascht. Es wäre ein Wunder, wenn man Cole mal nüchtern begegnet.

»Schlimmer«, brumme ich nur und platziere meine Hand auf dem Hintern der Blondine, die anfängt sich auf meinem Schoß zu räkeln, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen.

»Was gibt es den schlimmeres? Hat er deine Joints gefunden?« Cole legt den Kopf schief und grinst verschmitzt, was mich erneut dazu bringt, den Kopf zu schütteln.

»Das ist nicht lustig. Dieses Mal ist es wirklich etwas Ernstes«, entgegne ich gereizt und schließe meine Augen, um meinen Hinterkopf gegen die Wand zu lehnen. Ich kann einfach immer noch nicht glauben, dass er das wirklich durchziehen will. Wenn er mich nicht mehr haben will, kann er das direkt sagen. Dafür braucht er mich nicht erpressen und in eine andere Stadt schicken.

Fuck...

Wütend beiße ich die Zähne zusammen, ehe ich meine Augen wieder öffne. Cole möchte gerade nach seiner Bierflasche greifen, doch ich schnappe sie mir, bevor er überhaupt einen Schluck daraus nehmen kann und setzte sie an meine Lippen. Dann trinke ich einen großen Schluck. Darauf folgt der nächste. Und noch einer. Ich trinke die Flasche in weniger als einer Minute leer, nur um sie dann mit Schwung wieder auf die Tischplatte zu hauen.

Sofort liegt die gesamte Aufmerksamkeit meiner Freunde auf mir, während die Blondine auf meinem Schoß erschrocken zusammenfährt.

»Was ist los, Alter?«

Mein Blick schießt zu Emilio, der mich verwirrt mustert. Auch Lewis sieht nun zu mir. Der Einzige, der nichts von diesem Dilemma mitbekommt, ist Cole, der in seiner eigenen Welt untergetaucht zu sein scheint, in der es nur Joints und Alkohol gibt.

»Mein Alter ist los!« bringe ich geladen hervor, ehe ich sogleich nach dem nächsten Getränk greife.

Lewis stöhnt leise auf. »Was ist denn jetzt schon wieder? Mach kein Geheimnis daraus, rück einfach raus mit der Sprache. Hat er dir etwas weggenommen? Oder hat er etwas von den Joints mitbekommen?«

Genervt schüttle ich den Kopf.

»Was wars dann?«

Ich holte tief Luft, um sie dann in einem Seufzer wieder auszustoßen. »Er will mich abschieben. In irgendeine Kleinstadt, einige Stunden entfernt von hier. Dort soll ich dann bleiben, bis ich meinen Abschluss in der Tasche habe.«

Lewis verzieht sein Gesicht. »Was? Scheiße, nicht sein ernst. Sag ihm einfach nein.«

»So einfach ist das nicht«, bemerke ich müde und bemerke mit einem Mal, wie sauer ich in Wirklichkeit bin. Ich bin wütend auf meinen Großvater, da er sich eigentlich um mich sorgen sollte, anstatt mich in eine Stadt zu scheuchen, von dessen Namen ich noch nie in meinem bisherigen Leben gehört habe.

»Was? Aber warum?« Nun lehnt sich Emilio zu mir vor. Sein Blick bleibt kurz an dem Mädchen auf meinem Schoß hängen, ehe er in mein Gesicht blickt.

Ich seufze. »Er streicht mir mein Erbe. Alles fließt in irgendwelche Stiftungen. Ich gehe leer aus, wenn ich nicht das tue, was er von mir verlangt. Fuck Leute, er hat sogar schon einen Vertrag aufstellen lassen. Wisst ihr eigentlich, wie ich mich gerade fühle?«

Lewis verdreht die Augen. »Wahrscheinlich beschissen.«

»Es wäre schön, wenn es nur das wäre.« Ich fühle mich nicht nur beschissen, sondern verarscht und auch benutzt. Ich verstehe die Welt einfach nicht mehr. Wie soll ich es in dieser Stadt überleben? So kurz vor dem Abschluss die Schule zu wechseln, ist die eine Sache, aber dann auch noch in dieser Gottverdammten Stadt zu leben, und alles hier zurückzulassen, ist eine andere.

»Wirst du Zusagen?«

Verbissen sehe ich zu Emilio, der ehrlich interessiert zu sein scheint. Ich lege den Kopf leicht schief, kneife die Augen zusammen und fahre mir anschließend frustriert übers Gesicht. »Ich habe keine Ahnung.«

Cole lacht laut, während Lewis die Brauen zusammenzieht.

»Das kannst du doch nicht ernst meinen, Leano. Du willst doch nicht absagen und zulassen, dass all das Geld verlorengeht. Alter, dass wäre sowas von dumm. Stell dir vor, was wir alles mit dem Geld anstellen können. Dein Großvater ist verdammt nochmal reich und ziemlich alt. Es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis er abkratzt. Wenn du Glück hast, tut er es noch, bevor dieses Jahr zu Ende ist und dann kannst du zurückkommen und dein Cash einkassieren.«

Ich starre Lewis einige Sekunden einfach nur an. Meine Faust fängt an zu zucken und ich muss mich mehr beherrschen, als jemals zuvor in meinem Leben, um ihm nicht hier und jetzt die Nase zu brechen. »Pass auf, wie du über meinen Großvater sprichst«, entgegne ich todernst.

Lewis zuckt zurück. »Hey... ich meinte das nicht so... also, ich wünsche ihm natürlich nicht, dass er in nächster Zeit den Löffel abgibt, ich dachte nur, es wäre einfacher für dich-«

»Es ist nicht deine scheiß Aufgabe, für mich zu denken«, unterbreche ich ihn gereizt, ehe ich mir die Schläfe massiere und versuche, alles einfach nur zu vergessen.

Lewis nickt zögerlich. »Ganz ruhig, Kumpel. Tut mir ja leid.«

Ich will gerade zum Antworten ansetzten, da höre ich eine mir bekannte, verführerische Stimme meinen Namen rufen. »Leano!« Jasmin kommt auf mich zugestöckelt und ich kann nicht anders, als meinen Blick über ihren Körper schweifen zu lassen, der von einem kurzen und verlockend engem Kleid umhüllt wird.

Ich schiebe die Blondine ohne große Umschweife von meinem Schoß und sehe auffordernd zu Jasmin, die kurz abschätzig zu der Unbekannten sieht, ehe sie nach meinem Arm greift und versucht mich hochzuziehen. Ich mache es ihr leichter, indem ich aufstehe und sie nutzt sofort die Gelegenheit, und führt mich weg von meinen Freunden in Richtung eines kleinen abgelegenen Zimmers, von dem nur die wenigsten hier Kenntnis haben.

Mit der Zeit ist es zu unserem Ort geworden.

»Wer war die kleine?«

Ich blicke auf Jasmin herab, die ihren Blick starr nach vorne gerichtet hält. Meine Mundwinkel fangen an zu zucken und ich vergesse für einen Moment sogar die abgefuckte Situation, in der ich stecke und schmunzle stattdessen. »Eifersüchtig?«

Jasmin zieht eine Braue in die Höhe. »Das hättest du wohl gerne.«

Ich zucke mit den Schultern. »Ach, nein. Auf noch mehr Stress kann ich gerne verzichten. Deshalb... lass uns bitte nicht so viel sprechen und gleich zur Sache kommen. Mir geht's beschissen.«

Jasmin grinst breit, ehe sie die Tür hinter uns schließt und keine Sekunde später anfängt mein Hemd aufzuknöpfen. »Wenn das so ist, werde ich mir die größte Mühe geben, um das zu ändern.«

******

Continue Reading

You'll Also Like

385K 12.1K 87
Dahlia Verfolgt von ihrer Vergangenheit wagt sie einen Neustart. Nur ein Koffer und eine Tasche beinhalten ihr Leben, als sie in ihrer neuen Heimat a...
1.3M 46.9K 46
Ich blickte ihn ängstlich und erschrocken an, doch er legte seinen Kopf nur in meinen Nacken und flüsterte bedrohlich: "Du gehörst nur mir. Merk dir...
40.7K 642 132
Berühmter, arroganter, dennoch gut aussehender Fußballer trifft auf das etwas zurückhaltende, dennoch süße und unbekannte Mädchen. Dennoch lernen sie...
10.6M 421K 101
Als Saphiras Bruder einen Typen mit zum Essen nach Hause bringt, weiß sie vom ersten Moment an, dass sie ihn nicht mag. Doch wird sich das ändern ?