Stark Chronicles: First Try

By aeide_thea

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Als die 9-jährige, hochbegabte Kayla Clyatt sich aus Langeweile in das Sicherheitssystem von Stark Industries... More

1. Raus aus meinem System, oder ich orte dich!
2. Wer braucht denn eine KI im Auto?
3. Schule oder die legale Foltermethode für junge Leute
3.5 Captain Obvious ist zurück
4. Vergessen heisst nicht Vergeben
5. Das Glück ist endgültig aufgebraucht
6. Warum Bücher manchmal furchtbar langweilig sind...
7. IQ-Probleme
8. Fury und Fremde
9. Rosen sind rot, Veilchen sind blau und Falken sind... neuerdings violett?
10. Arrival (Nicht der Film)
11. Doktor und Captain
12. Greenhorn
13. Die vergessenen Karten
14. Nicht lustig
15. Die Ruhe vor dem Sturm
16. Die Schlacht um New York
17. After-Party. Oder so etwas wie...
18. Überraschung!
19. Mission Impossible, nur ohne Impossible und mit Captain America
20. Besuch einer Blechbüchse und IP-Adressen
21. Ausflug
22. Mandarinprobleme
23. Schiessübungen mit Robin Hood
24. Krankenhausentdeckung
25. Heimwärts oder Ups, Hill hat ja Humor!
26. Ein altbekanntes Nummernschild
27. Lehrergespräche der unangenehmen Art
28. Avengers Assemble
29. Avengers assemble again oder "Keine Kraftausdrücke, Steve!"
30. Die finale Entscheidung oder Steve, Tony oder Clint?
31. Vaterschaftsanfrage (gibt es das überhaupt?)
32. Umzug (oder Einzug?)
33. Osbornparty
34.5 Pancakes! Und ratet mal, wer noch...
34.5.2 Onkel Steve und Tony 2.0 (oder diese ätzenden Spitznamen!)
35. SuperheldenWG und Furienprobleme
36. Das nennt sich Krieg, Fury!
37. Die Rache eines Piraten, der sich als Furie ausgab
38. Presseprobleme
39. Über den Feind, den Freund und den nahezu Unbekannten
40. Bekanntschaften
41. Furiendiskussionen und Aufräumpressekonverenzen (Erfolg nicht garantiert)
43. Was machst du? Was machst du?
44. Brotkrumenjagd à la Hänsel und Gretel
45. Unerwartetes Wiedersehen
46. Verzweifelte Zeiten erfordern Kopfschmerztabletten
47. Der fette (aber vor allem fehlende) rote Knopf im Avengerstower
48. Ein alles andere als simples Dilemma
49. Deus Ex Machina... Aber geholfen hat's trotzdem nicht.
50. Der erste Versuch
Quellenangaben
Midcredit
Danksagung
Postcredit
Teaser

42. Mandarinrache

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By aeide_thea

Die Pressekonferenz war nicht wirklich erfolgreich gewesen. Obwohl ich einigermassen freundlich und geduldig, Tony zufolge auch geistreich, die Antworten der Reporter beantwortet hatte, war das Gerücht, ich hätte einen IQ von knapp 60, nicht aus der Welt zu bekommen. Einige Zeitung behaupteten sogar, jemand hätte mir die Antworten souffliert. Andere sagten, ich hätte mich unglaublich gut vorbereitet und alles wäre gestellt gewesen, während der Rest mir zusätzlich noch eine soziale Tiefbegabung andichtete. Vielleicht hatten sie ein wenig recht, aber so schlecht mit Menschen war ich nicht, oder? Ja, meine Sprüche konnten gemein sein, aber war das etwa alles, was eine soziale Tiefbegabung ausmachte? Tony hatte sich nach der Konferenz etliche Male danach erkundigt, ob es mir wirklich gut ging, aber ich hatte nur abgewinkt. Wieso sollte es mir schlecht gehen? Ich hatte den besten Adoptivvater der Welt, eine verrückte Familie mit Superkräften und gute Freunde gefunden. Tony war irgendwie ein wenig perplex gewesen, als ich ihm das gesagt hatte, vor allem aber war er stolz darauf, dass ich ihn für einen guten Vater hielt. Ich hatte ihn sogar vor Steve darüber prahlen gehört und irgendwie machte es mich glücklich zu sehen, dass es ihm eine solche Freude bereitete, dass es mir gut ging. Das war vielleicht auch der Grund dafür, warum ich ihm nicht sagte, dass mir der Fehlschlag gegen die Presse sehr wohl etwas ausmachte.

Ich versuchte es zu verdrängen, in dem ich mich immer wieder selbst fragte, was ich für Gründe hatte, mich schlecht zu fühlen. Meine verrückte Patchworkfamilie wusste doch, dass ich nicht dumm war, meine Freunde wussten doch, dass ich geistig nicht minderbemittelt war, alle, die mir etwas bedeuteten, wussten das. Und trotzdem, trotz der Tatsache, dass ich eigentlich wunschlos glücklich hätte sein sollen, konnte ich nichts dagegen machen, dass es wehtat, die Reporter über mich sprechen zu hören, als wäre ich dämlich, dass jeder einzelne, der mich sah und erkannte, mir einen mitleidigen Blick zuwarf, als wäre ich nicht in der Lage, sie zu sehen.

Selbst Harry ertappte ich immer wieder bei dieser Art von Blick, nur Peter tat es nicht. Peter schien genau zu wissen, dass ich nicht darüber sprechen wollte und das ich noch genau die Gleiche war, wie als er mich kennengelernt hatte. Wenn ich vorher schon frustriert darüber gewesen war, behandelt zu werden, wie ein Kind, so wünschte ich mir nun nichts mehr, als in diesen Zustand zurückkehren zu können. Obwohl Tony es zu verhindern versuchte, wurde ich immer und immer wieder von Journalisten und Paparazzi aufgespürt, bekam immer und immer wieder die gleichen Fragen an den Kopf geworfen, denn selbst Tonys überraschend kreative Coverstory hatte einige nicht davon überzeugen können, dass ich Tony nicht irgendwie, mithilfe einer dritten Partei, manipuliert hatte. Noch nicht einmal YouTube war mehr sicher und selbst, wenn ich nur den Trailer für einen neuen Film schauen wollte, wurden mir Videos vorgeschlagen, deren Titel lauthals verkündete: «Die erschreckende Wahrheit über Kayla Stark.»

Wirklich erschreckend war allerdings, wie nah einige Theorien der Wahrheit kamen. Natürlich gab es auch die absurdesten Ideen, die so unrealistisch waren, dass niemand sie auch nur in Betracht ziehen konnte, aber jedes Mal, wenn ich einen weiteren Vorschlag darüber aufschnappte, wer ich wirklich sein könnte, drehte sich mir der Magen um. Und je mehr Zeit verging, in der ich Thema in der Klatschpresse war, desto länger wurde die Liste meiner scheinbaren Vergehen und desto hasserfüllter die Kommentare. Ich gab vor, nichts davon zu sehen. Ich beruhigte Tony, versuchte, diesen Themen aus dem Weg zu gehen, denn ich wusste, dass mich jeder der Avengers gut genug kannte, um mein Lächeln jederzeit als Maske zu enttarnen, die ich dank den Medien erschaffen hatte. Ich hatte ab und zu Probleme, einzuschlafen, denn irgendwie holte mich der Tag immer ein und ich konnte nicht anders, als darüber nachzugrübeln, ob diese ganzen Leute nicht vielleicht doch recht hatten und ich eine schreckliche Person war.

Man würde denken, dass ich klug genug war, um mich nicht damit zu beschäftigen, aber es schien genau das Gegenteil der Fall zu sein. Ich hatte mich immer damit gerühmt, dass mir die Meinung anderer über mich selbst egal war, aber jetzt schien es, als wäre meine ganze Welt auf den Kopf gestellt worden. Leute, die mich noch nie gesehen hatten, bildeten sich Meinungen über mich, Menschen, mit denen ich noch nie ein Wort gewechselt hatte, meldeten sich plötzlich in den Zeitschriften zu Wort und behaupteten Dinge von mir, die sie gar nicht wissen konnten. Mein Problem war, dass ich nicht nicht zuhören könnte. Ich hatte immer wieder Alpträume, manchmal schreckte ich aus dem Schlaf hoch und konnte keinen Schlaf mehr finden. Allerdings war das noch gar nicht alles: Steve führte ein klärendes Gespräch mit mir. Ich hatte keine Ahnung, wie er von meinen kleinen Abstechern in die Datenbanken verschiedener Geheimdienste erfahren hatte, aber erfreut war er nicht. Tony hatte er es erst gar nicht erzählt, da der seiner Meinung nach sowieso nichts machen würde.

«Kayla!», schimpfte er, «ich habe für dich gelogen, verflixt noch eins. Du kannst nicht einfach die ganze Welt hacken und dann das Gefühl haben, dass das keine Konsequenzen hat! Von wegen, Hackerwettbewerb mit Tony.» Ich hatte zwar keine Ahnung, von was er sprach und wem er etwas vorgelogen hatte, Aber er hielt mir mindestens zehn Minuten einen Vortrag darüber, dass man nicht hackte. Ich fragte ihn danach scherzhaft, ob es denn besser gewesen wäre, wenn ich das Pentagon zuerst gefragt hätte, aber er hatte das gar nicht lustig gefunden.

«Wieso hast du es überhaupt gemacht?», fragte er beinahe schon frustriert.

Ich zuckte die Achseln. «Es hat mich eben interessiert und ich hatte gerade Zeit.» Damals war das tatsächlich noch mein einziges Problem gewesen. Damals, als die Presse noch von nichts gewusst hatte und Fury noch nicht durchgedreht war.

«Das ist keine Ausrede», seufzte Steve, «du hast für ganz schönes Chaos gesorgt. Kayla, es ist nicht in Ordnung, so etwas einfach so zu machen», spielte er weiterhin den Moralapostel. Ich knickte ein und nickte. «Kann ich sowieso nicht mehr, das weisst du doch. Kein Hacken mehr für mich.»

Steve liess die Schultern sinken. «Ich meinte das keinesfalls böse, Kayla, das musst du wissen. Ich mache mir nur Sorgen um dich. Und es ist nicht gut, wenn du das einfach so machst. Andere kommen dafür ins Gefängnis! Du hast... Glück ist es nicht, dass SHIELD auf dich aufmerksam geworden ist, aber du weisst, was ich meine. Sonst hättest du vielleicht noch viel grössere Probleme. Ich weiss, man hat dir nie erklärt, dass so etwas nicht gut ist, aber trotzdem. Es ist illegal und gefährlich. Wenn das SHIELD nicht mehr mit den anderen Parteien regeln würde, die laut meinen Quellen übrigens alle neugierig sind, wer es geschafft hat, in ihr System einzudringen, hättest du bald noch eine Menge anderer Besucher, die nicht alle so... zivilisiert wie SHIELD vorgehen würden.» Ich schnaubte. Als wäre SHIELD zivilisiert vorgegangen. Ich hatte keine Ahnung, wieso Steve auf einmal so viel über SHIELD und die Sache mit den Geheimagenten wusste, aber wahrscheinlich gehörte das dazu, wenn man für jemanden wie Fury arbeitete. «Also, versprochen, keine Abstecher mehr in fremde Systeme?»

«Heiliges Indianerehrenwort. Ich konzentriere mich jetzt auf das Technische. Was nicht wirklich funktionieren will.» Als Steve nachhakte, wiegelte ich ihn ab. Aber es stimmte: Ich bekam einfach keinen ARK-Reaktor hin. Ich versuchte immer und immer wieder, mit dem digitalen Modell Tonys Meisterwerk nachzubauen, aber es klappte einfach nicht. Ich bastelte jetzt schon seit ewigen Zeiten an dem Prinzip, aber JARVIS verkündete mir immer wieder, wie mir schien ziemlich schadenfroh, dass es in der Praxis nicht klappen würde. Wahrscheinlich würde ich es nie hinbekommen, aber ich hatte Zeit.


Es war schlussendlich Tony, der bemerkte, das etwas nicht stimmte. Er stellte keine Fragen, sondern war einfach da. Er wusste wohl genauso gut wie ich, was nicht gut war, was nicht stimmte. Er hatte mir nur eine Gute Nacht wünschen wollen, später als sonst, so dass er mich grübelnd erwischt hatte. Ich hatte keine Ahnung, wie er es bemerkt hatte, aber er hatte es einfach gewusst. Ich war ziemlich sicher, dass er es auch schon durchgemacht hatte.

«Irgendwann ist es dir egal», meinte er irgendwann leise, als wir eine halbe Ewigkeit im Schneidersitz auf dem Boden vor dem riesigen Fenster mit Blick über New York gesessen hatten und in die verregnete Nacht herausgestarrt hatten. Und dass, obwohl die Fenster nass waren und man nicht besonders viel mehr sah als bunte Kleckse. «Irgendwann ist es dir absolut egal, was irgendjemand über dich schreibt oder denkt. Irgendwann versuchst du nicht mehr zu verstehen, warum irgendjemand von dir denkt, du wärst ein Monster, obwohl er dich noch nie gesehen hat. Irgendwann weisst du selbst, was du wert bist.»

«Meinst du?», fragte ich zurück.

«Ich weiss es.» Tony schnippte mit dem Finger und das Bild vor dem Fenster änderte. Jetzt war es, als zeigte das Fenster auf das Meer. Ich sah in der Ferne sogar einen Wal kurz auftauchen.

Ich lachte leise. «Wieso hast du das gemacht?»

«Ich weiss nicht», seufzte er. «Mir hilft es immer, das Meer zu sehen. Es ist so weit, so unendlich weit und ich weiss, dass ich nicht eingeengt werden kann.» Er warf mir einen Seitenblick zu. «Genau wie du. Du magst keine engen Räume, was?»

«Wie hast du das nur erraten?», nuschelte ich müde.

Tony lächelte nur und dann schwiegen wir eine ganze Weile. Tony nahm mich in den Arm und drückte mich ganz fest. «Ich kann hören, wie es in deinem Kopf rattert und du dir selbst Vorwürfe machst, du seist eine schlechte Person», sagte er traurig. «Das bist du nicht, Kayla. Ich weiss, wie schwer es ist, einen so grossen Kopf zu haben. Immer denkt man an irgendetwas, grübelt über irgendetwas nach, über das man eigentlich gar nicht nachdenken will. Also hör auf damit. Geniess die Aussicht und hör auf zu denken.» Er tippte mir bei jedem Wort sanft gegen die Stirn. Ich musste wider willen lachen. Und irgendwie passierte es, dass ich einschlief. Als ich aufwachte, lag ich wieder in meinem Bett, also musste mich Tony zurückgetragen haben. Aber das Fantastischste war: Ich hatte keine Alpträume gehabt.


Tatsächlich hatte mir Tonys Einsatz geholfen. Ich schaffte es immer öfter, zu verdrängen, was andere über mich sagten, zu ignorieren, dass ich eine kleine Berühmtheit war. Ich hatte YouTubes Vorschläge auch so umprogrammiert, dass kein Video, in dem das Wort "Kayla Stark" auch nur auftauchte, mehr vorgeschlagen wurde. Und wenn ich doch einmal einen Rückfall hatte, dann war Tony immer für mich da, lächelte mir zu und schüttelte verschwörerisch den Kopf, denn er hatte niemandem erzählt, was ich für ein Problem hatte. Er wusste sehr genau, dass es nicht hilfreich war, wenn einen alle fragten, ob es einem gut ging, wenn alle versuchten, besonders nett zu sein und einem versicherten, dass alles in Ordnung war. Also machte ich weiter an meinen Projekten, versuchte weiterhin einen Iron Man Anzug nachzubauen, ohne Tony einzuweihen, denn er hätte es mir trotz allem verboten. Auch seine Entwürfe für einen ARK-Reaktor, an dem ich immer und immer wieder scheiterte, liess ich unangetastet. Ich wollte das selbst schaffen und sagen können, dass ich es komplett selbst gebaut hatte.

Fury hatte mir tatsächlich einen Agenten als Lehrer zugewiesen, mit dem ich mich ziemlich häufig stritt. Der Unterricht war aber wenigstens interessant und eigentlich mochte ich den Typen, der eigentlich Maguire hiess, ganz gern und die Streitereien waren irgendwie spassig. Er bekam immer rote Ohren, wenn er wütend wurde. Peter sah ich mindestens einmal in der Woche und auch Harry begegnete ich immer öfter. Er erzählte mir davon, wie sein Vater unsere Freundschaft ausnutzte, wie er immer wieder mit Tony diskutierte, über diesen Nachlass und jenen, aber wir nahmen uns vor, uns das nicht von ihm vermiesen zu lassen.

Avengerseinsätze gab es überraschend wenig und, nach einem langen Gespräch mit Maria Hill, da ich mich weigerte, auch nur ein Wort mit Fury zu wechseln, gaben sie mir den Zugang für die ganzen Kameras, die in New York und Umgebung hingen, um mir damit zu gewähren, weiterhin mit den Avengers zusammenzuarbeiten. Das zählte also nicht mehr unbedingt als hacken und helfen konnte ich so trotzdem noch. Obwohl eigentlich nur Steve von meiner Abmachung mit Fury wusste, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass auch Tony Verdacht geschöpft hatte, allerdings hatte er nie etwas dazu gesagt.

Es war ein Dienstag, als es einen Alarm von Fury gab. Ich sass gerade neben meinem Lehrer und brütete über einer chemischen Formel. SHIELD hatte aus irgendeinem Grund das Gefühl, dass sie mich am meisten in Mathematik und Physik unterrichten sollten, aber momentan paukte Mr. Maguire mit mir Chemie, was mich nicht besonders freute. Chemie war irgendwie nicht meine Welt.

Die Stille, die immer herrschte, wenn ich unterricht hatte und irgendwelche Aufgaben lösen musste, wurde ganz plötzlich von JARVIS, der sich normalerweise während meinem Unterricht eher still verhielt, unterbrochen. «Du kannst aufhören, über deine Formel nachzudenken, Kayla. Du wirst gebraucht. Avengerseinsatz, sie haben sich schon auf den Weg gemacht.»

Ich sah überrascht auf. «Jetzt? Was ist denn passiert?»

«Eine Bombendrohung für den Central Park.»

Ich fluchte leise. «Das wird Steve gar nicht gefallen, Kayla», tadelte mich JARVIS.

Ich verdrehte die Augen. «Das habe ich gesehen!», stellte die KI fest.

Mein Lehrer seufzte. «Ich war zwar noch nie bei einem der Avengerseinsätze dabei, aber ich denke, das heisst, dass der Unterricht beendet ist.»

Ich nickte. «Tut mir echt leid, Mr. Maguire, aber das ist dringend.»

Ich schnappte mir die Sonnenbrille, die so gut wie immer griffbereit lag, und setzte sie auf. Als mein Blick auf den etwas verloren dreinblickenden Mr. Maguire fiel, fasste ich einen Entschluss. «Wissen Sie was? Ich mache es heute auf die altmodische Art. Dann können Sie mir über die Schulter schauen.» Ich stand auf und suchte den nächsten grossen Computer, der nicht schwer zu finden war. Tony hatte überall im Tower welche aufgestellt. Mr. Maguire folgte mir interessiert und sah zu, als ich das Gerät hochfuhr und mich in die Avengersfrequenz einloggte. Sofort empfing mich das altbekannte Stimmengewirr.

«Aber hier ist nichts, Tony!», stöhnte Clint.

«Da muss aber etwas sein!», widersprach der Milliardär. «Wieso ist Kayla eigentlich immer noch nicht eingeloggt?»

«Bin ich», meldete ich mich, «heute haben wir sogar einen Gast. Sagt alle Hallo zu Mr. Maguire.»

«Guten Tag, Mr. Maguire», kam ein Gruss in unisono zurück.

Mein Lehrer wurde beinahe ein wenig rot. «Hi», murmelte er. Es schien eine überwältigende Erfahrung zu sein, von den mächtigsten Helden der Welt begrüsst zu werden.

«Also: Wo seid ihr?», fragte ich. Und dann, ganz plötzlich, war die Verbindung weg. Der Computer flackerte, dann ging er ganz aus. Der Bildschirm wurde schwarz. Ungläubig versuchte ich es mit ein paar Tastenkombinationen, dann bückte ich mich, um den Computer zu untersuchen, wurde aber von einem leisen Klicken hinter mir davon abgehalten. Ich hatte es schon allzu oft bei Natasha gehört, als dass ich es nicht kennen würde. Auch Clint arbeitete manchmal damit. Langsam richtete ich mich auf und drehte mich um und starrte in den Lauf einer Waffe. Ich schluckte trocken. Das konnte doch nicht echt sein. Hatte ich schon wieder einen dieser Alpträume? Mein Lehrer richtete eine Waffe auf mich. Der nette Mr. Maguire, mit dem ich so gerne stritt, der Mr. Maguire, der in den Wochen, in den ich ihn schon kannte, jede Menge dummer Sprüche ignoriert hatte, der erste Lehrer, der mir etwas Interessantes beigebracht hatte, richtete jetzt eine Waffe auf mich. Und das einzige, an das ich denken konnte, war, dass seine Augen so schrecklich leer aussahen, als hätte jemanden das freundliche Funkeln, dass ich sonst immer darin sah, ausgelöscht.


«Kayla?», fragte Tony überrascht. Ein seltsames Rauschen lag auf einmal in der Verbindung. Als niemand antwortete, rutschte ihm das Herz in die Hose. «Kayla? Alles okay? Das ist nicht witzig.»

«Nein», antwortete eine Stimme, die definitiv nicht Kayla gehörte, «das ist es tatsächlich nicht. Wie schön, dass jemand wie Sie, Stark, das auch begriffen hat.»

Starks Herz setzte einige schmerzhafte Schläge aus, als wollte es einfach nicht begreifen, was da gerade passierte. Seine Teamkollegen starrten ihn an, als sei er auf einmal vom Himmel gefallen. Es ging eine ganze Weile, bis er seine Stimme wieder fand.
«Mandarin», flüsterte er. Nicht Trevor, nicht Slattery, denn jetzt war auch dem Milliardär aufgegangen war, dass einer der genialsten Verbrecher aller Zeiten sie alle zum Narren gehalten hatte. «Mandarin.» Jetzt verstanden auch die Anderen, mit wem sie es zu tun hatten. Als Tony versuchte, seinen Anzug in die Luft zu bringen und zurück zum Tower zu fliegen, funktionierte es nicht. Für einen kurzen Moment dachte Tony, der Mandarin hätte seinen Anzug gehackt, aber dann bemerkte er, dass er viel zu sehr zitterte, um die klaren Körperbefehle zu geben und den Anzug abheben zu lassen.

Er wollte es gerade erneut versuchen, als der Mandarin erneut sprach. «Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun.»

«Wieso nicht?», pampte Stark. «Wie wollen Sie mich daran hindern?» Als Antwort kam ein Livestream einer Kamera aus dem Tower. Kayla vor einem dunklen Computer, von dem SHIELD-Agenten, der ihr Lehrer sein sollte, bedroht mir einer Waffe. Je länger Tony hinsah, desto weniger hatte er sich unter Kontrolle. Er wusste nicht, wieso und weshalb gerade in diesem Moment, aber alles stürzte auf ihn ein. Seine Gefangenschaft Afghanistan, die schrecklichen Stunden, in denen er gedacht hatte, er würde einen Tod weit fort von seinem Zuhause finden, einen Tod durch sein eigenes Lebenswerk, der Verrat Obadiahs, die mehrfachen Angriffe Vankos, die Enthüllung, dass auch seine Sekretärin, seine hübsche, neue Sektretärin, ihn verraten hatte und eigentlich eine Aufpasserin von Fury persönlich war, sein Beinahe-Tod in New York, die Angst um Pepper als diese vom Mandarin gekidnappt wurde, seine Furcht, dass Steve an der Injektion sterben könnte, weil er, Tony, zu langsam im Denken gewesen war. Rogers, wie er ihn fragte: Ein nicht besonders grosser Mann in einer Rüstung. Lassen Sie sie weg, was sind Sie dann? Nichts, antwortete Stark sich selbst. Ohne diese Rüstung bin ich nichts. Und schlussendlich kam auch die Gewissheit, dass er nicht träumte und in die lange Reihe alptraumhafter Bilder reihten sich auch die ein, die er gerade vor Augen hatte: Seine Tochter, Kayla, für die er die Verantwortung übernommen hatte, als Geisel des Mandarins. Würde ihr auch nur ein Härchen gekrümmt, dann war das seine Schuld. Gab es überhaupt etwas, dass er nicht zu verantworten hatte? War er nicht für die meisten Kriege auf der Welt verantwortlich? Das Zittern wurde zu stark und Tony bekam keine Luft mehr. Es war ihm, als würde ihn jemand langsam zu Tode würgen. Er wollte sich an den Hals greifen, um sich zu versichern, dass ihm niemand die Luft abdrückte, aber sein Anzug bewegte sich keinen Millimeter. Tony wusste noch nicht einmal mehr, ob das so war, weil er zu zittrig für einen richtigen Befehl war oder ob der Mandarin ihn in seiner eigenen Rüstung einsperren wollte, in seinem eigenen Schutzschild. Wie ironisch.

«Öffnen!», keuchte er und stolperte aus seinem Anzug. Er spürte die befremdeten Blicke der Anderen auf sich, aber er kümmerte sich nicht darum. Er rang keuchend nach Luft, versuchte zu verhindern, dass seine Erinnerungen über ihm zusammenschlugen wie grosse Wellen im Meer.

«Ich bin Iron Man!», murmelte er vor sich hin, wusste selbst, wie schrecklich dumm sich das anhörte. Aber bis jetzt hatte es bei seinen Panikattacken geholfen. «Ich bin Iron Man.» Dieses Mal wollte es einfach nicht besser werden. Weitere Erinnerungen prasselten auf ihn ein, er konnte sich nicht mehr wehren. «Ich bin Iron Man», flüsterte er noch einmal, dann fiel er zuerst auf die Knie und brach dann vollkommen zusammen. Schweiss lief ihm übers Gesicht und die Anderen konnten sehen, wie seine Augen unter den geschlossenen Lidern blitzartig hin und herzuckten.

Natasha stürzte nach vorne. «Panikattacke», murmelte sie gestresst. «Er hat eine Panikattacke.»

«Kayla ist vielleicht in Gefahr!», folgerte Clint aus der Situation. «Jemand muss ihr helfen. Ich gehe.»

Steve nickte ihm zu. «Wir kommen hier für kurze Zeit auch ohne dich aus», stellte er fest. Clint nickte ihm zu, dann rannte er über den Rasen, auf dem ein Schild mit der Aufschrift «Betreten strengstens verboten», stand, davon. Niemand hatte bemerkt, dass auch Steves Augen für einen schrecklichen Moment so ausdruckslos wie die von Mr. Maguire gewesen waren.

Oh. Gott. Ich glaube, das ist das erste Kapitel, das mehr als 3000 Wörter hat. Also, was haltet ihr davon? Zu abgedreht? Erwartet? Vermutungen für die nächsten Kapitel?

Wisst ihr was? We're in the endgame now. Das ist der Beginn des finalen Plots dieses Buches. Und ja, ich habe einige Dinge in spezifischen Kapiteln geändert, weil mir auf subtile Weise klargemacht wurde, dass Kayla Stark eine Mary Sue ist, was ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen konnte(wo ich doch Rey immer kritisiere). Deswegen hat sie neuerdings Klaustrophobie, für die, die zu faul waren, die korrigierten Kapitel zu lesen. Ist ja eigentlich logisch, schliesslich war sie über ein halbes Jahr bei SHIELD in mehreren kleinen Räumen eingeschlossen. Und ja, die Presse macht ihr auch zu schaffen. Genug Drama?

Auf jeden Fall habe ich schon einmal mit "Diaries of Rogers" angefangen. Sollte demnächst auf meinem Profil auftauchen. Ich informiere euch dann über die Autorennotiz, wens soweit ist. Ausserdem noch etwas: Ich finde immer wieder kleine Fehler in diesem Buch und ich wollte euch herzlich dazu einladen, mich zu korrigieren, solltet ihr einen Fehler jeglicher Art finden. Kleiner Anreiz: Wenn eine Person mehr als 30 Fehler findet, die andere noch nicht gefunden haben, dann gibt's vielleicht ein Kapitel Extra.

Meine üblichen Schlussworte: Ideen, Kritik, sonstige Worte, die dringend ausgeschrieben werden müssen?

Bis nächsten Montag (Sollte nicht jemand die dreissig Fehler knacken):

Aeide_thea

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