Sunhunters

By wolkenbonbons

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• 2021 Wattys Winner • „Hey, ihr Wichser, beamt mich hoch", verlangt eine verwaschene Stimme aus dem Lautspre... More

vorwort
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1 - Matthias Green
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3 - Matthias Green
4 - Matthias Green
5 - Clara de Flocon
6 - Matthias Green
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8 - Clara de Flocon
9 - Clara de Flocon
11 - Matthias Green
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10 - Clara de Flocon

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By wolkenbonbons

Fakt ist, dass Universitäten allein schon deswegen wunderbar sind, weil es nicht mehr eine so ausgeprägte Hackordnung wie in der Schule gibt. Alle kommen irgendwie klar und wer nicht miteinander klarkommt, muss sich nicht ständig über den Weg laufen. Fakt ist auch, dass dieser Militärkreuzer definitiv keine Universität beherbergt.
Der eine Vorlesungssaal, ausgestattet mir weißem Licht und harten ausklappbaren Stühlen, ist nicht Gastgeber von Literaturwissenschaftsstudenten, die Tee trinken und sich leise über Franz Kafkas Werdegang unterhalten. Stattdessen findet sich hier momentan ein Haufen gewaltbereiter zukünftiger Elitesoldaten des Föderationsmilitärs zusammen, von dem gut die Hälfte verkatert ist.
Außerdem ist die Hackordnung nicht nur vorhanden, nein, sie ist schlimmer als in meiner Schulzeit.

Das blaue Jet Team ist im Moment mit Abstand am beliebtesten. Um sie herum sind sogar Sitze frei geblieben oder freigekämpft worden.
Die Blaublütigen mischen sich nicht gerne unter das Fußvolk.
„Dragon", der die Schuhe ausgezogen und die in bunten Socken steckenden Füße auf der Sitzlehne seines Vordermannes abgelegt hat, sowie seine Teamkollegen, halten in der Mitte des Auditoriums Hof. Wir wissen alle, dass er diese kleine Rebellion sofort beenden wird, wenn Siren den Raum betritt, aber momentan wird er deshalb als totaler Draufgänger gefeiert.

Ich suche mein eigenes Team, während ich noch in der Tür stehe, und entdecke sie so weit weg vom coolen Zentrum unseres Jahrgangs, wie nur möglich. Seufzend steige ich die flachen Stufen hinunter und schiebe mich durch die Menge, bis ich ganz links außen bei den absoluten Losern ankomme: meinem Team.

„Macht Platz für das Baguette!", fordert Crimson und schiebt Louis und mit ihm das gesamte Team mit einer einfachen Geste zwei Sitze zur Seite, damit ich mich neben ihn und Booth setzen kann. Angel fällt am anderen Ende der Sitzreihe von der Bank, knurrt Booth an und setzt sich dann auf den Schoß ihrer jüngsten Eroberung, die vom violetten Team herübergeschlichen ist, um mit Angels blonden Haaren zu spielen, bis die Generalin eintrifft. Die beiden Mädchen tuscheln ungeniert miteinander und kichern immer wieder zusammen, was die Durchschnittsstimmung des Teams gewaltig hebt.

„Danke, Crimson", ich lasse mich seufzend nieder, „Habt ihr Dragon gesehen?"

Booth schnaubt, wie vielleicht ein Bär schnauben würde: „Bitte. Nur weil er ein akzeptabler Pilot ist, heißt das noch lange nicht, dass er auf seine hässlichen Flugzeugsocken stolz sein kann."

„Deppen, alle zusammen", hängt Crimson an und hängt ein besorgtes, „Harte Nacht gehabt?" an. Booth wirft mir ebenfalls so einen seitlichen Blick zu, was mich ein gequältes Gesicht aufsetzen lässt.

„Sehe ich wirklich so schlimm aus?"

„Wie eine Kreuzung aus Vogelscheuche und Wasserleiche", flüstert Mouse, leise, aber nicht leise genug. Booth, Crimson und ich drehen uns zu dem Kleinen um, der ertappt in seinen Sitz zurücksinkt, als hätte ihn eine Gewehrkugel getroffen.

„Hey!", bellt Booth, „Nett sein!"

„Du hast die Hälfte von meinem Praktikumsbericht abgeschrieben und jetzt das?", frage ich gekränkt.

Mouse hebt eine Hand, als könnte er sich dahinter verstecken.
„Ist mir rausgerutscht", flüstert er.

Schnaubend verschränke ich die Arme vor der Brust und lasse mich in den knarrenden Klappsitz zurücksinken. Crimson bemerkt, dass irgendetwas anders ist als sonst. Dass mich das belanglose Gezanke des Teams tiefer trifft als gewöhnlich. Er ist der feinfühligste zwei Meter großen Berserker, den ich kenne. Eine der Qualitäten, die ich so sehr an ihm schätze.

„Baguette, nicht traurig sein", fordert der keltische Hüne mich auf, streckt eine riesige Hand aus und verwuschelt meine Haare noch mehr, „Der ist nur eifersüchtig, weil du noch duschen konntest und er verschlafen hat."

Ich puste mir eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn das mit der Vogelscheuche davor übertrieben war, so ist es das jetzt definitiv nicht mehr.

„Danke, Crimson", wiederhole ich, vielleicht etwas schwächer als zuvor.

Jemand tippt mich an. Es ist Louis. Vor Schreck lande ich halb auf Crimsons Schoß. Der bitterböse Blick meines Teamkameraden steht ein bisschen im Kontrast zu dem Schokoriegel, den er mir hinhält.

„Von Angel. Weil du ja nicht frühstücken konntest."

Die beste Scharfschützin des Teams drückt ihrem Date einen Kuss auf die Schläfe und winkt mir vom anderen Ende der Reihe aus kurz zu. Ich muss lächeln und bedanke mich mit einem Luftkuss. Solche kleinen Gesten sind es, die den Unterschied zwischen einem absolut beschissenen und einem eigentlich guten Tag machen.

Als Siren ein paar Minuten später endlich die Bühne betritt, ist sie ganz ihr strenges, aufrechtes selbst. Sie trägt Uniform, hat die Haare hochgesteckt, ist wie immer ungeschminkt und hat die Hände um ein Mikrophon gefaltet.

„Willkommen zurück, Rekruten", grüßt sie, „Willkommen zum härtesten Semester eurer Ausbildung zu Star Soldaten der Föderation."

Sie lässt den Blick schweifen, sodass auch die letzten Gespräche ersterben.

„Modul eins habt ihr bereits abgeschlossen, die Theoriestunden werden nun auf sechs pro Woche reduziert. Ich empfehle dringend, diese zu verfolgen, denn am Jahresende wird euch alle eine letzte mündliche Klausur erwarten", bemerkt sie und erntet dafür übellauniges Gemurmel, „Der praktische Teil ihrer Ausbildung wurde ebenfalls schon in Modul eins angeschnitten. Jeder von ihnen hat harte, physische Belastungs- und Fitnesstests bestanden, eine grundlegende Weltraumausbildung und zwei Praktika in verschiedenen Bereichen der Schiffsinstandhaltung besucht."

„Elektriiik!", grölt irgendjemand aus dem blauen Team. Siren atmet genervt aus, während der Rest der coolen Elektriker mit Gejohle antwortet.

„Nun folgt der praktische Schwerpunkt der Ausbildung mit Fokus auf echte Außeneinsätze und die konkrete Vorbereitung darauf", verschafft sich die Generalin Gehör, „Die Administration hat es für eine gute Idee gehalten, jemanden mit einem Lebenslauf zu engagieren, der von Normalsterblichen kaum übertroffen werden kann. Meine Damen und Herren", seufzt sie,
„Ihr Dozent für die Außeneinsatzvorbereitung."

Ein Raunen geht durch die künftigen Föderationspiloten, als ein großer junger Mann mit einem strahlenden Grinsen, weißblondem Haar, dunkelblauer Uniform und einem flouriszierenden Oktopus auf der Schulter neben Siren auf das Pult springt. Ich verschlucke mich an meiner eigenen Spucke, als ich ihn erkenne. Vor Überraschung schieße ich in meinem Sitz nach vorne, sodass Crimson und Booth mir einen schrägen Blick zuwerfen. Doch ich bin nicht lange der Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit.
Der junge Mann, der die Bühne gestürmt hat, hat die Arme hinter dem Rücken gefaltet und schreitet ein paar Mal würdevoll die Länge des Pults ab, bevor er sich dazu herablässt etwas zu sagen.

„Seid gegrüßt, Puppies", eröffnete der Hausmeister, der plötzlich gar nicht mehr nach Hausmeister aussieht, seine Rede, „Ich bin Agent Matthias Green, Central Core Intelligence, Secret Force Officer der allgemein beliebten Legion IV. Geheimagent, Spion, Retter in der Not. Nennt mich Symphony. Oder Sunhunter. Oder Adon ...", er bricht ab, als könnte er sich gerade noch so etwas verkneifen.
„Wie dem auch sei, ich habe das ausgesprochene Pech, euch in die Außeneinsätze einzuweisen, anstatt in meiner Zeit hier die Beine hochzulegen und meinen ersten Urlaub in den letzten fünf Jahren zu genießen. Ich bin deswegen noch leichter reizbar als sonst."
Er macht eine Kehrtwende direkt an der Tischkante und stolzierte in die Mitte zurück.

„Also", Kunstpause, „Wenn das mit uns irgendwie funktionieren soll, dann müssen wir uns alle an ein paar grundsätzliche Regeln halten. Beziehungsweise ihr müsst euch an meine Regeln halten und ich muss mich grundsätzlich an keine Regeln halten. Auch nicht an meine eigenen. Klar?"

„Ist der bescheuert?", fragt jemand leise, aber nicht leise genug irgendwo links von mir.

Der Sunhunter stürzt sich auf den Einwurf wie eine breit lächelnde Kobra sich auf eine Maus stürzen würde. Er springt vom Pult und ist mit einem Satz bei dem Unglücklichen. Der Rekrut aus dem grünen Jet Team weicht so weit in seinen Sitz zurück wie möglich, als sich der Mann mit dem Oktopus auf ihn fixiert.

„Bescheuert? Bitte, das ist die Untertreibung des Jahrhunderts.
Ich bin viel mehr als bescheuert. Beleidige mich noch einmal und ich zeige dir die Sonne von Nahem, pup."

Der Rekrut nickt panisch, woraufhin der Sunhunter sich zufrieden gibt, sich abwendet und laut räuspert.

„Regel Nummer eins: Wer jammert, wird gefesselt und zwanzig Minuten mit dem Kopf nach unten aufgehängt.

Regel Nummer zwei: Wer meinen Mittagsschlaf stört, wird bis an sein Lebensende mit Schande gestraft.

Regel Nummer drei: Wer den Oktopus anfasst, stirbt. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss. Amen."

Der Sunhunter springt vom Tisch, zaubert einen Plastikblumenstrauß aus seiner Uniform hervor und wirft ihn in die Menge, genauer gesagt: in unsere Richtung. Ein etwas verstört aussehender Crimson schnuppert an den unechten Blumen.

„Gratulation, mein rothaariger Freund", winkt ihm der Sunhunter, „Sie haben soeben den Hauptgewinn gewonnen. Morgen unterrichtsfrei für den Herren in der ersten Reihe. Und in diesem Sinne", der Sunhunter verabschiedet sich mit einem winzigen Knicks, „bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich mich ehrlich schon darauf freue, Ihre Unfähigkeit in allen Details kennenzulernen. Einen schönen Tag noch, die Herrschaften."

Er lehnt sich gegen das Pult und bietet Siren formvollendet das Mikrophon an.

Ich habe noch nie eine Horde zukünftiger Weltraumsoldaten so verstört gesehen.
Niemand hört mehr zu, als sich die anderen Dozenten vorstellen.

„Der hat doch einen Schaden", höre ich Angel sagen, „wieso lassen sie den unterrichten?" Sie wirkt irgendwie verängstigt, was ich noch nie miterlebt habe.

„Habt ihr den Oktopus gesehen?", fragt Mouse verstört.

Langsam atmet Booth aus und lehnt sich zurück.
„Fuck", meint er dann, „und ich dachte immer, die Gerüchte über die Sunhunter wären erfunden."

Angel lacht so verstört, dass es ihren ganzen zierlichen Körper schüttelt.

„Der ist allerhöchstens fünfundzwanzig", flüstert Jenkins völlig baff, „Sunhunter haben den Status eines Sonderoffiziers, Leute. Der Kerl da steht in der Hackordnung neben Siren."

Kopfschüttelnd und sprachlos sitze ich zwischen meinen Freunden.
Aber nicht nur, weil der Sunhunter jung, gutaussehend, völlig durchgeknallt und dabei eine der wertvollsten Geheimwaffen der Föderation ist, nein, sondern auch, weil dieser Sunhunter gestern Nacht mit mir über meinen Ex Freund lästern wollte, mich mit Tortilla Chips gefüttert hat und Louis Joints weiterverkaufen wollte.
Irgendwann starren sie mich alle an, als würden sie einen Kommentar erwarten. Habe wohl teilweise laut gedacht.

„Baguette?"

Ich fahre mir völlig überfordert durch die Haare und packe die erschreckenden Informationen aus, die Benedict mir gestern von der Schwesternstation mitgebracht hat:

„Der Kerl da", ich deute auf den Sunhunter, „hat die gesamte politische Elite Wazekyas gerettet, bevor die Bomben eingeschlagen sind. Alleine. Im Feindgebiet."

Jemand pfeift leise durch die Zähne.

„Fuck", murmelt Booth noch einmal, diesmal ehrfürchtig, „Er war da freiwillig?"

Crimson hat seinen verstörten Blick immer noch nicht von der weißblonden Diva mit Oktopus gelöst. Als ich den Kopf drehe, starrt mich Louis groß an.
Ich starre zurück.
Er kann mich schlecht jetzt darauf ansprechen, dass ich mit unserem neuen Dozent, dem gottverdammten Sunhunter, in der Küche gesessen und Chips gegessen habe, wenn er nicht will, dass Booth von seinen Drogen erfährt. Als der erste Schock weicht, zucke ich in meinem Stuhl vor unterdrücktem Gelächter.

Der Sunhunter, von dem seit Tagen alle an Bord reden, ist der Psychologiehausmeister.
Und er hat einen Oktopus? Wieso einen Oktopus? Das ist doch der Gipfel der Sinnlosigkeit.

„Bitches", schließt Booth, „betet, dass wir nicht ihn bekommen. Der dreht uns durch den Fleischwolf, ohne mit der Wimper zu zucken und lacht dabei."

„Sieht Englisch aus", schnaubt Crimson, „gefällt mir nicht."

„Ach was", Jenkins vibriert förmlich vor Begeisterung, was nicht viel heißt, weil er eigentlich immer vor Energie vibriert, „ich mag ihn."

Angel beugt sich vor und schließt sich mit langsamem Nicken an.
„Der kann's wirklich. Hat den Krieg gesehen. Kann uns was beibringen."

Der Rest des Teams ist viel zu beschäftigt damit, zu verarbeiten, dass wirklich ein Sunhunter auf diesem Kreuzer ist. Und, dass diese lebendige Legende der Mentor für eines der Teams sein wird.

Als mein Blick wieder zurück zum Objekt des allgemeinen Interesses schwenkt, sieht mich der Sunhunter direkt an. Er grinst, als wäre mein dummer Gesichtsausdruck der einzige Grund für diese Vorstellung gewesen.

~☀️~

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