Unexpected Love (boyxboy)

Oleh picassoelle

333K 17.5K 3.2K

Caden und Jamie studieren an derselben Universität in Chicago. Ein unerwartetes Aufeinandertreffen der beiden... Lebih Banyak

Kapitel 1: Caden
Jamie
Caden
Jamie
Kapitel 2: Caden
Jamie
Caden
Caden
Caden
Jamie
Kapitel 3: Caden
Jamie
Caden
Caden
Kapitel 4: Jamie
Caden
Jamie
Caden
Kapitel 5: Jamie
Jamie
Caden
Jamie
Jamie
Caden
Caden
Kapitel 6: Jamie
Jamie
Caden
Caden
Jamie
Jamie
Caden
Caden
Caden
Kapitel 7: Jamie
Jamie
Caden
Caden
Jamie
Jamie
Kapitel 8: Caden
Caden
Jamie
Jamie
Caden
Caden
Jamie
Jamie
Kapitel 9: Caden
Caden
Jamie
Jamie
Jamie
Caden
Caden
Caden

Jamie

5.5K 279 71
Oleh picassoelle

»Tears are words that need to be written«

.•:*´¨'*:•☆ ☆•:*´¨'*:•.

Als Beth uns in die Arme fiel und dabei zu verstehen gab, wie gut sie gelaunt war, sagte Lucas heiter: “Habe dich lange nicht gesehen, Beth.” “Du warst derjenige, der weg war. Geht es dir gut?”, fragte sie ihn mit vor Freude strahlenden Augen. Lucas war immer unser engster Freund von allen gewesen und Beth hatte stets vergeblich versucht, ihm auszureden, unvernünftige Dinge zu tun, wobei sie letztendlich diejenige war, die sich ihm bei seinen Ideen angeschlossen hatte.
“Mir geht es blendend. Ich bin froh, heute mit euch Getränke verkaufen zu können und habe mich gefragt, ob wir nicht ein paar Tropfen in die Limonade mischen sollen”, sagte Lucas mit einem schelmischen Grinsen und zog einen Fachmann aus seiner Hosentasche hervor. Beth trat eilig auf ihn zu und riss ihm das Objekt aus der Hand.
“Sind das KO-Tropfen?”, fragte sie ihn fassungslos und inspizierte das Fläschen genauestens. Lucas lachte und nahm es sich zurück. “Das wüsstest du wohl gerne.” Beth betrachtete ihn kopfschüttelnd und murmelte: “Idiot.”
“Anders kriegst du wohl keine ins Bett”, meinte ich spaßeshalber, doch Beth verpasste mir einen kleinen Schlag auf den Arm.
“Darüber macht man keine Witze, Jamie”, fauchte sie, doch Lucas und ich konnten bloß lachen. Beth wandte sich um und ging uns voraus zum Stand. “Warte, Beth. Wir meinten es nicht so!”, rief Lucas, woraufhin sie sich grinsend umdrehte und ihren Mittelfinger in die Höhe hielt. Dann eilte sie Cara zur Hilfe, die bereits mit dem Einschenken von frisch gepresster Limonade beschäftigt war.

“Frauen”, meinte Lucas schulterzuckend, als wir den Stand ebenfalls erreichten. Wir machten uns nützlich und halfen den beiden dabei, Getränke an die unzähligen Studenten zu verteilen, die sich in die Schlange einreihten. Nach und nach wurde es weniger, sodass wir uns auf den Klappstühlen niederlassen konnten.
“Wisst ihr was, Leute? Ich habe jemanden kennengelernt”, meinte Cara aufgeregt in die Runde und zog ihren streng nach hinten gebundenen Pferdeschwanz enger. Sie war ein wirklich sehr hübsches Mädchen, weshalb es mich zugegebenermaßen wunderte, dass sie nicht schon längst in einer Beziehung war.
“Wer ist es?”, fragte Beth und klang äußerst interessiert. “Sein Name ist Ben”, antwortete sie und starrte verträumt in die Ferne.
“Hat er zufällig fast schwarze Haare?”, fragte ich nach, da mir bei diesem Namen ein Gesicht vor Augen kam. “Ja! Er ist wunderschön”, meinte sie schwärmerisch. “Und er ist im Basketballteam?”, hakte ich zur Sicherheit nach. Cara nickte und fragte: “Du kennst ihn?”
“Jamie kennt jeden heißen Typen, ist doch logisch”, meinte Lucas, woraufhin ich ihn missbilligend ansah. “Das hat er gar nicht mehr nötig… Jamie hat doch schon eine Flamme”, sagte Beth im Versuch, mich zu beschützen. Lucas runzelte die Stirn und blickte mich erstaunt an. “Es wäre jetzt eine gute Gelegenheit, mir davon zu erzählen.” Ich seufzte und wünschte, Beth hätte das nicht erwähnt. “Jetzt will ich auch mehr wissen. Schwule Pärchen sind so unfassbar süß”, pflichtete Cara ihm bei, wodurch alle Blicke erwartungsvoll auf mir lagen. Ich ignorierte ihren Kommentar, erzählte ihnen widerwillig, um wen es sich handelte und wurde daraufhin dazu gezwungen, ihnen ebenfalls von nebensächlichen Dinge, wie unserem ersten Treffen, zu berichten. Ich war froh, als ein wenig Kundschaft kam, damit ich eine Pause vom Reden einlegen konnte. Lucas und Cara kümmerten sich darum, sodass Beth und ich sitzen bleiben durften. Sobald wir unter uns waren, legte sie ihre Hand auf mein Bein und flüsterte: “Geht es dir gut?” “Das wollte ich dich gerade fragen”, entgegnete ich besorgt, da ihre Freude genauso gut aufgesetzt sein konnte. Beth schüttelte den Kopf und ein breites Lächeln zierte ihre Lippen, auf welchen sie heute einen kräftigen roten Lippenstift aufgetragen hatte. “Ich habe auf dich gehört und bin zum Frauenarzt gefahren”, begann sie und atmete tief aus, was mein Herz einen Schlag lang aussetzen ließ. Ihr Gesichtsausdruck verriet mir jedoch bereits die Antwort, weshalb ich ihr erleichtert um dem Hals fiel. “Ich habe doch gesagt, dass du diesem verdammten Test nicht trauen kannst”, flüsterte ich ihr ins Ohr, woraufhin sie sich eine kleine Träne von der Wange wischte. “Ich bin so glücklich… Das alles war wie ein großer Alptraum”, sagte sie leise und ich nicke verständnisvoll. “Du warst für mich da, deswegen kann ich dir nicht genug danken”, murmelte sie und nahm meine Hand in ihre. “Lass uns heute Abend etwas essen gehen und ich bezahle”, schlug sie vor, doch ich schüttelte den Kopf. “Ich wäre nicht dein bester Freund, wenn du mich praktisch dafür bezahlen müsstest, dass ich dich unterstütze... Aber wir können trotzdem gerne essen gehen”, erwiderte ich und Beth nickte, da sie mein Argument als einleuchtend zu empfinden schien. “Okay… Danke für alles”, flüsterte sie und umarmte mich ein weiteres Mal so feste, dass ich befürchtete, keine Luft mehr zu bekommen.

Lucas und Cara gesellten sich wieder zu uns, fragten jedoch aus Anstand nicht nach, worüber wir geredet hatten.
Wir sprachen eine Weile über die Uni und andere unwichtige Dinge, als ich plötzlich eine Stimme hinter mir wahrnahm, die einen angenehmen Schauer über meinem Rücken laufen ließ.

“Jamesy?”, hörte ich Caden sagen, der in Begleitung eines anderen Jungens, den ich vom Sehen kannte, vor unserer Verkaufsbude stand.
Aufgeregt wirbelte ich herum und blickte direkt in seine Augen, die eine prickelnde Wärme in meinem Körper auslösten. Ein Lächeln breitete sich sowohl auf meinen, als auch seinen Lippen aus.
“Hey”, sagte er mit seiner sanften Stimme und ließ seinen Blick über unsere Auswahl an Getränken gleiten.
Es war um einiges schwerer, meinem Verlangen danach, ihn zu küssen, zu widerstehen, wenn wir in der Öffentlichkeit waren.

“Hey, willst du etwas trinken?”, fragte ich ihn und als er mein vielsagendes Grinsen bemerkte, verstärkte sich die Intensität seines Blickes.
Hinter meinem Rücken konnte ich Gemurmel hören und mir war klar, dass Beth den beiden gerade mitteilte, dass der Junge vor ihnen Caden war.
“Vielleicht später. Ich wollte dir meinen besten Freund vorstellen”, erklärte er und deutete auf den Jungen neben ihm, der mich mit einem wissenden Lächeln betrachtete. Ich ergriff seine ausgestreckte Hand und sagte: “Ich bin Jamie.” Sam nickte und wandte seinen Blick nicht von mir ab. “Mein Name ist Sam, aber ich glaube, wir haben uns irgendwo schon einmal gesehen”, meinte er nachdenklich, wobei ich ihm zustimmen konnte. “Das stimmt... Ich denke, wir haben uns auf dieser einen Party gesehen”, fiel mir ein, woraufhin sich seine Gesichtszüge lockerten. “Du hast recht, daher kenne ich dich wohl.” Ich lächelte und konnte mein rasendes Herz nur mit Mühe ausblenden. “Caden hat mir schon viel von dir erzählt”, fügte er hinzu, woraufhin Caden ihm einen Blick zuwarf, der für Sam nichts Gutes bedeuten konnte. Ich grinste und fragte: “Wirklich?” Sam nickte grinsend und ließ sich nicht von Caden beirren.

“Hey”, begrüßte Beth die beiden fröhlich und schenkte ihnen, ohne zu Fragen, zwei Becher Limonade ein. “Warte, meine Spezialzutat fehlt noch! Dann muss Jamie sich nicht so viel Mühe geben!”, rief Lucas und spielte gezielt darauf an, dass ich sicher vorhatte, Caden ins Bett zu bekommen.
“Halt die Klappe”, sagte Beth genervt, während ich ihm lachend einen vielsagenden Blick zuwarf. Als ich mich wieder herum drehte, bemerkte ich, wie Cadens eindringlicher Blick an Lucas haftete.
Ich fragte mich, was er wohl denken mochte und hoffte, dass es nicht das war, wonach es aussah. “Die gehen aufs Haus”, sagte ich, als Beth den beiden ihre Gläser hinhielt. Caden lächelte und blickte mir tief in die Augen, bevor er einen Schluck nahm. “Fast so gut wie der Kaffee heute morgen”, meinte er dann, was mich zum Grinsen brachte. “Das liegt allein an meiner hochwertigen Kaffeemaschine”, entgegnete ich, im erfolgreichen Versuch, ihn zu provozieren.

Ich spürte, wie die Blicke der anderen auf uns lagen und sie langsam zu verstehen schienen, dass wir den Morgen zusammen verbracht haben mussten.
“Davon musst du mir später erzählen”, flüsterte Beth mir ins Ohr, sodass niemand anders sie hören konnte. Ich nickte kaum merklich, ohne den Blickkontakt zu Caden zu unterbrechen.
“Hast du deine Haare geschnitten, Caden?”, fragte Beth und lehnte sich über die Theke, um ihn besser betrachten zu können. “Eigentlich nicht, aber das ist ein Kompliment, oder?”, antwortete er und klang geschmeichelt.

“Kann ich kurz mit dir reden?”, fragte Sam mich, woraufhin mein Herz noch schneller zu schlagen begann. Worüber könnte er mit mir reden wollen?
“Klar”, entgegnete ich und verließ unsere Verkaufsbude, um ein Stück mit ihm zu gehen. Ich spürte Cadens Blick in meinem Rücken, doch Beth schaffte es, seine Aufmerksamkeit zurückzuerlangen.
Nachdem wir ein paar Sekunden nebeneinander her gegangen sind, sagte Sam mit ruhiger Stimme: “Ich muss nur eine Sache sicherstellen.” Seine Worte jagten mir auf unerklärliche Weise Angst ein, weshalb ich Probleme damit hatte, meine Atmung zu kontrollieren.
“Es ist nur so, dass Caden mir sehr wichtig ist und ich es nicht ertragen könnte, wenn ihm das Herz gebrochen werden würde”, meinte er und kam somit direkt zum Punkt. Ich warf ihm einen seitlichen Blick zu und blieb unbeabsichtigt stehen. Sam hielt ebenfalls an und erwiderte meinen Augenkontakt.
“Ich würde ihm niemals das Herz brechen”, sagte ich so leise, dass ich befürchtete, er könnte mich nicht verstanden haben.
“Caden mag dich wirklich sehr, das merke ich. Deswegen wollte ich nur sichergehen, dass er… in guten Händen ist. Wenn du weißt, was ich meine”, fuhr Sam zögerlich fort. Dann schüttelte er durcheinander den Kopf, bevor ich etwas sagen konnte.
“Nein, ich weiß selbst nicht genau, was ich eigentlich will. Ich denke, ich wollte nur herausfinden, was für ein Typ du bist und sicherstellen, dass Caden dir genauso viel bedeutet, wie du ihm.”
Ein leichtes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus, da ich erkannte, was für ein fürsorglicher  und ehrlicher bester Freund Sam war.
“Du willst sicherlich auch herausfinden, ob ich gut genug für ihn bin”, meinte ich überzeugt, was Sam zum Lachen brachte. “Das habe ich nie angezweifelt”, sagte er aufrichtig. Ich atmete leise aus und versuchte, die Kontrolle über mich zurückzuerlangen. “Caden ist mir sehr wichtig”, erklärte ich ihm, um seine Zweifel zunichte zu machen. “Und ich meine es ernst mit ihm”, fügte ich leise hinzu, woraufhin Sam zufrieden lächelte. “Danke für deine Ehrlichkeit.”

Als wir allmählich wieder zurück gingen, sagte Sam lachend: “Ich hätte bis vor Kurzem nicht einmal gedacht, dass ich dieses Gespräch mit einem Jungen führen würde.” Erstaunt blickte ich ihn an und begann zu realisieren, was das bedeutete. “Aber… Es stört dich nicht, oder?”, hakte ich vorsichtig nach, da ich an eigenem Leib erfahren hatte, dass es nicht selbstverständlich war. Sam betrachtete mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und erwiderte: “Nein, ganz im Gegenteil. Ihr beide passt wirklich gut zusammen.”
Ein Stein schien von meinem Herzen zu fallen, da ich es nicht gewohnt war, im Bezug auf dieses Thema positive Reaktionen zu erhalten. Ich schwieg und erwiderte sein Lächeln verlegen, was einer Antwort gleich kam.

Sobald wir wieder auf die anderen trafen, bedachte Caden mich mit diesem Blick, welcher seine Verwirrung verdeutlichte. Wir sahen uns einige Sekunden lang in die Augen, wobei er inständig zu versuchen schien, die Antworten an meinem Gesicht abzulesen. Sam wandte sich an Cara, um letztendlich doch ein Getränk zu kaufen, woraufhin Caden zögerlich an meine Seite trat. “Worüber habt ihr geredet?”, fragte er mich bewusst leise, um die Aufmerksamkeit der anderen nicht auf uns zu ziehen. “Ich habe nur erkannt, dass Sam ein wirklich guter Freund ist”, entgegnete ich, was ihn noch mehr zu irritieren schien. Während Caden mich verwundert betrachtete, formten sich seine Lippen nach und nach zu einem Grinsen.
“Du wirst es mir wirklich nicht verraten, oder?”, hakte er nach, wobei ich den letzten Funken Hoffnung in seiner Stimme deutlich heraushören konnte. Kopfschüttelnd ließ ich meinen Blick sachte zu seinen Lippen hinab gleiten, was Caden offensichtlich nicht entging, denn plötzlich spürte ich seine Hand, welche sie sich zaghaft an meine Hüfte legte.
Wir tauschten einen bedeutsamen Blick aus, der all die Geschehnisse letzter Nacht in meinem Kopf Revue passieren ließ, bevor Beths Stimme die kurze intime Stille zwischen uns durchbrach.
“Jamie, kannst du uns noch einmal helfen kommen?”
Eine Reihe an Studenten war wie aus dem Nichts erschienen und Beth wirkte ziemlich hilflos. Cara bekam beinahe nichts davon mit, da sie sich angeregt mit Sam unterhielt und Lucas war damit beschäftigt, neuen Limonadensaft herzustellen.
Caden zog seine Hand eilig zurück, als er wieder zur Besinnung zu kommen schien. “Sieht so aus, als müsste ich Getränke verkaufen”, sagte ich und kämpfte gegen das Verlangen an, ihn auf der Stelle zu küssen. “Bevor du gehst-”, begann Caden und ließ seinen Blick kurz umher schweifen, als wolle er sichergehen, dass keiner unser Gespräch belauschte. “Gehst du am Wochenende etwas mit mir im Café trinken? Du weißt, welches ich meine.”
Ich sah ihn lächelnd an und verdrängte den Gedanken daran, dass er unser Treffen vor den anderen geheim halten wollte.
“Ist das ein Date?”, fragte ich und schenkte ihm einen vielsagenden Blick. “Und ob das ein Date ist”, antwortete er mir leise und ich konnte an seiner Körpersprache erkennen, dass er mich geküsst hätte, wenn wir alleine gewesen wären.
“Ich werde da sein”, versicherte ich ihm und zog mich grinsend hinter die Theke zurück, wo ich sofort Beths Anweisungen folgen musste.

Nachdem unsere Schicht zu Ende war, entschloss ich mich dazu, in mein Apartment zurückzukehren, da mein Kopf vor Erschöpfung schmerzte. Ich war dankbar für die Stille, die mich umhüllte, da mir die laute Atmosphäre der Feier nicht gut bekommen war. Doch die Stille hatte auch einen gewaltigen Nachteil, wie sich herausstellte. Denn es gab niemanden, der mich ablenken konnte. Die gesamte Zeit lang war ich von jemandem umgeben gewesen, sodass ich meine Gedanken an das Ereignis mit meinen Eltern verdrängen konnte. Doch nun saß ich alleine auf meinem Sofa, fühlte mich plötzlich einsam und hatte das Gefühl, als könnte ich nicht verhindern, an diese schmerzliche Begegnung zu denken. Der Schmerz in meinem Herzen war zwar um einiges größer, als der, den mein Vater mir körperlich zugefügt hatte, dennoch spürte ich seinen Faustschlag erneut in meiner Magengrube. Würde ich die Tatsache, dass mich meine Eltern abgrundtief hassten, jemals völlig akzeptieren und verstehen können? Bis vor kurzem dachte ich, mich damit abgefunden zu haben, doch nun traten große Zweifel auf. Die Wahrheit war, dass ich damit nicht zurecht kam und meinen Schmerz bloß immer weiter in mich hinein fraß, um ihn nicht der Öffentlichkeit preisgeben zu müssen. Mit Caden darüber zu sprechen hatte gut und dennoch höllisch weh getan. Vielleicht würde ich niemals damit abschließen können, wenn ich mich dieser Realität nicht vollkommen stellte. Doch wie sollte ich das anstellen, ohne innerlich zu zerbrechen?
Ich griff nach dem weichen Kissen neben mir und drückte es feste an mich, sodass meine Träne von ihm aufgefangen wurde. Während ich ins Leere starrte und das Gefühlschaos in mir von Sekunde zu Sekunde wuchs, konnte ich nicht verhindern, dass Kindheits- erinnerungen zurück in mein Gedächtnis gerufen wurden.

Ich stolperte die alten Treppenstufen meiner Schule beinahe hinunter, als mich jemand von hinten schubste. Während ich mein Gleichgewicht mit Mühe wiedererlangte, wandte ich mich angsterfüllt um. Ich wusste bereits, wer hinter mir stehen würde, da ich diese Situation nicht zum ersten Mal erlebte. Seine gehässigen Augen blickten auf mich herab und ließen den letzten Rest meines Muts verschwinden. “Fang bloß nicht an zu weinen”, sagte der Junge mit einem fiesen Grinsen und griff grob nach meinem Kragen. “Lass mich los!”, befahl ich ihm, da mir nichts anderes einfallen wollte. Er lachte bloß, da ihm ebenso wie mir bewusst war, wie lächerlich und nutzlos meine Aufforderung war. Im Augenwinkel nahm ich wahr, wie er seine freie Hand zur Faust ballte. Als ich mich bereits auf den folgenden Schmerz in meinem Bauch einstellte, hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters, welche die Aufmerksamkeit des Jungens auf sich zog. “Lass meinen Sohn sofort los!”, rief er wütend und stieß ihn so kräftig von mir, dass er beinahe hinfiel. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte er sich um und lief davon. “Wenn du Jamie noch ein einziges Mal zu Nahe kommst, kriegst du meine Faust zu spüren!”, brüllte mein Vater ihm hinterher, woraufhin der Junge womöglich noch schneller rannte, als je zuvor.
“Hat er dir weh getan, Jamie?”, fragte mein Dad und strich mir voller Sorge über die Wange. Ich schüttelte den Kopf und fiel ihm erleichtert in die schützenden Arme. “Danke, Dad”, flüsterte ich, wobei mir eine dicke Träne die Wange hinab lief. “Ich bin immer für mich da”, versprach er mir und streichelte zärtlich über mein dunkles Haar.

Es war, als würde ich die doppelte Wucht seines Schlages in meiner Magengrube spüren, als mir die Erinnerung schmerzlich durch den Kopf schoss. Was war aus dem Vater geworden, der seinen kleinen Sohn vor allem Bösen beschützen wollte? Widerte ihn sein Sohn jetzt tatsächlich so sehr an, dass er lieber die Rolle des Jungens aus meiner Erinnerung, als der meines Vaters spielte?
Schmerzerfüllt zog ich die Knie an meine Brust und ließ meinen Kopf auf das weiche Kissen sinken. All die Emotionen, die ich mit großer Mühe in meinem Herzen eingesperrt hatte, wurden schlagartig befreit. Ich hatte meine eigene Schutzmauer durchbrochen, indem ich die selbsternannte Regel gebrochen hatte. Denke niemals an die Zeit zurück, bevor dich deine Eltern verstoßen haben. Einmal hatte ich diesen Fehler bereits begangen und seitdem hatte ich mir geschworen, diesen Schmerz nicht noch einmal über mich kommen zu lassen. Doch nun hatte ich es nicht zurückhalten können und musste mit den Konsequenzen leben.
Die Tränen bahnten sich ihren Weg mein Gesicht hinab und ließen sich nicht davon aufhalten, dass ich mir selbst ursprünglich untersagt hatte, Schwäche zu zeigen.
Ich wünschte, Caden wäre in diesem Augenblick bei mir, sodass ich mich in seine behütenden Arme legen konnte. Doch ich war alleine und musste mich meiner Trauer und meinem Schmerz entgegenstellen. Es fühlte sich an, als würde ich mit gewaltiger Kraft in ein tiefes Loch gezogen, in welchem die Oberfläche immer weiter verschwamm.
Ich schloss die Augen und bemühte mich, die Gedanken auszublenden, doch es gelang mir nicht. Die Zeiten, in denen ich noch glücklich mit meinen Eltern zusammengelebt hatte, zogen vor meinem Auge vorbei und hinterließen tiefe Wunden in meinem Herzen. Es war nicht möglich, mich wieder zusammenzureißen. Ich hatte meinen Schmerz in den letzten Stunden zu lange hinuntergeschluckt, als dass ich ihn nun ein weiteres Mal hätte verdrängen können. Während ich nicht einmal die Kraft dazu aufbringen konnte, meinen Kopf von dem Kissen zu erheben, sah ich ein, nicht länger alleine sein zu können. Ich musste mit niemandem reden, es war bloß eine Schulter zum Anlehnen, die ich in diesem Moment brauchte. Auch wenn Caden die erste Person war, die mir in den Sinn kam, wollte ich ihn nicht mit meinen Problemen belästigen, obwohl ich mir bewusst war, dass er für mich da sein würde. Mit zittrigen Fingern griff ich nach meinem Handy und wählte Beths Nummer und fühlte mich insgeheim ein wenig schlecht, da ich eigentlich Cadens Nummer hatte wählen wollen.
Doch als Beth wenige Minuten später mein Apartment betrat und mich voller Sorge in die Arme nahm, wusste ich, dass mir ihre Nähe helfen würde. Ich erzählte ihr von der Begegnung mit meinen Eltern und musste ihr daraufhin nicht einmal eine Erklärung für meine plötzliche Traurigkeit nennen, da sie mich manchmal besser zu kennen schien, als ich mich selbst. Beth war wütend, dass konnte ich ihr deutlich anmerken. Sie verachtete meine Eltern seitdem sie sich gegen mich gewendet hatten und ihr Hass schien durch das gestrige Ereignis bloß größer geworden zu sein. Statt unnötig viele Worte zu verschwenden, hielt Beth mich fest in ihren Armen und streichelte beruhigend über meine Brust, sodass ich allmählich wieder die Oberfläche des schwarzen Lochs zu sehen glauben konnte, in welches ich hineingezogen worden war.

.•:*´¨'*:•☆ ☆•:*´¨'*:•.

Ich wünsche euch allen einen guten Start ins neue Jahr & hoffe sehr, dass 2020 voller neuer Hoffnungen und schönen Erfahrungen stecken wird!
( ˘ ³˘)♡ 
Cheers! 🥂

Lanjutkan Membaca

Kamu Akan Menyukai Ini

6.8M 216K 61
Malou lebte mit ihrem Vater 4 Jahre lang alleine. Doch dann beschlossen ihr Vater und seine neue Freundin zusammenzuziehen. Was Malou bis da hin noch...
70.4K 2.1K 58
Emilia Schumacher, Mick Schumachers Schwester, findet ihren Weg beruflich im Rennsport Fuß zu fassen. In der kommenden Saison wird sie Marketingmanag...
3.2M 118K 30
Eine Welt in der Werwölfe von Menschen verachtet werden. Nicht, weil sie selber je einen gesehen haben, sondern eher, weil die Menschen von dem, was...
275K 14.3K 42
,,Komm schon, Eli", sagt er und sein Atem streichelt meinen Hals, während er auf mich herunter starrt. Seine Hände sind auf beiden Seiten an der Wand...