Mein neues Ich

By Cherrydream_2201

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"Was ist hier los?" rief ich und ignorierte die ängstlichen Stimmen der Anderen. Lens Kehle verließ nur ein... More

Eine Katze bricht bei mir ein
Die spinnen doch alle
Die Entscheidung fällt
Aufbruch
Ich frage Tyler Löcher in den Bauch
Mr. Schlafmütze und seine Kumpanen
Meine Rettung
Ich werde zur Nervensäge
Notiz an mich: Feststellen ob ich träume
Essen, schlafen und schon wieder essen
Ich, der Stalker
Alle haben's drauf, nur ich nicht
Im Kampf des Löwen
Der Befehl des Alphas
Himmel oder...
Hölle
Ich mu(T)ier(e)
Vertrauen
Zu viel Adrenalin
Lektion eins
Luxus
Das Geheimnis
Ich attackiere meine Direktorin
Zwischen Staub und toten Fliegen
Eine interessante Entdeckung, wenn du verstehst, was ich meine
Ich werde zur Spionin
Emotionale Ausbrüche
Ich falle durch ein Bücherregal
Len durchbricht eine Wand
Endgültige Erkenntnis
Blondi und ich bilden ein Team
Man rettet mir den Allerwertesten
Immer eine Frage der Perspektive
Ich, die (mal mehr oder weniger) kreative Person
Die Künste eines Mädchens
Überraschende Wendungen
Wenn die eigene Lebensdauer gefährdet ist
Eine Zeitreise ist lustig, eine Zeitreise ist schön
Wenn man einfach mal eine Zuflucht braucht
("Mädchen-")Gespräche
Wenn die eigene Mutter zum Fangirl mutiert
Frohe Weihnachten, Sarina
Wieder "richtig" zu Hause?
Die Geschichte der magischen Welt für Ahnungslose, bitte.
Waschechte Männergespräche!
Von Glitzervampiren und rücksichtslosen Chefs
Zweisamkeit
Kuchen und Küsse
Neunzehn
Vergangenheit um Vergangenheit
Überraschungen soweit das Auge reicht
Fragen über Fragen
Lasst das Spiel beginnen
Wahrheiten
Päckchen und Kindergartenkinder
Wenn man vor Emotionen fast verrückt wird
Erinnere dich!
Klarheit
Des Mondes Kind
Wie in Trance
Ein sehr . . . außergewöhnlicher Morgen
Geständnisse
Und die Vorbereitungen beginnen
Mein erster Ball . . .
. . . endet in einem Desaster
Der Beginn
Tag eins -Verborgen in der Dunkelheit
Tag eins -Die Suche ins Nichts?
Tag eins -Der gesuchte Fund
Tag zwei -Macht
Tag zwei -Der nächste Schritt
Tag drei -Ein kleiner Funke Hoffnung
Tag drei -Maulwurf
Tag drei - Finale Planungen
Die Sonnenquelle
Es ist Krieg
So nah und doch so fern
Trancengleichheit
Wiedersehensfurcht
Wie man richtig wütend wird:
Das letzte Gefecht
Unerwartete Hilfe
Unerwartetere Hilfe
In Finsternis
Von Krankenstationen und Liebesbekundungen
Hoffnungsvolle Versprechen
Epilog -Mein neues Ich
Ritter des Lichts (Ruby x Cody)
Charakterverzeichnis
Q&A

Tag zwei -Erwachen

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By Cherrydream_2201

In dieser Nacht schlief ich schlecht.

Mein Kopf brachte mich fast um den Verstand, da mir immer schlimmere Horrorszenarien einfielen, wie die Akademie mitsamt ihren Schülern dem Erdboden gleichgemacht werden konnte.

Meine Gedanken waren ein einziger dunkler Strudel, der nicht den Anschein machte, sich in geraumer Zeit noch zu beruhigen.

Len neben mir atmete ruhig und gleichmäßig, jedoch konnte ich die selbst im Traum gerunzelte Stirn durch den schwachen Schein des fast vollen Mondes erkennen.

Er würde in zwei Nächten rund und hell über unseren Köpfen erstrahlen, während wir unter seinem kalten Licht um unser Leben kämpften.

Allein die Vorstellung versetzte meinem Körper in ein nervöses Zittern.

Unbewusst tastete ich nach der warmen Hand meines Freundes, die sich augenblicklich fest um meine schloss. Als ich am nächsten Morgen erwachte, befanden sie sich noch in der selben Position.

Benommen blinzelnd kam ich langsam zu mir und sah geradewegs in grüne Augen.

"Morgen.", flüsterte ich und lächelte schwach.

"Morgen.", antwortete Len leise. Die Sorge in seinem Gesicht übertrug sich auf seine Stimme. "Gut geschlafen?"

Er strich mir eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und ich zuckte nur mit den Schultern.

"Ja, ich auch.", sagte er. Seine Hand lag an meiner Wange und streichelte sie sanft.

"Len."

"Hm?"

Meine Hände streckten sich unter der Decke nach ihm aus und er verstand sofort. Der Abstand zwischen uns verschwand und ich barg meinen Kopf an seinem Hals, während der Alpha mich in eine feste Umarmung zog.

Wir verstanden uns ohne Worte.

Still lagen wir da, lauschten dem Herzschlag des anderen.

Die Angst, die Sorge und all die unguten Gefühle, die uns noch eben zu ersticken drohten, erschienen auf einmal weniger bedrückend.

Lens warme Hände hielten mich an seine Brust gedrückt, strichen meinen Rücken auf und ab -spendeten Trost- und versprachen somit stumm, was seinen Mund nicht verließ: "Ich bin hier, hab keine Angst. Solange wir zusammen sind, wird uns nicht geschehen. Solange wir uns haben, wird alles gut."

Doch wie sehr ich dies auch glauben wollte, die Realität schien mir dagegen viel greifbarer. Selbst diese gut gemeinte Geste konnte das nicht verschleiern.

"Len."

"Hm?"

"Versprich mir, dass du mich nicht verlässt."

Die Hände auf meinem Rücken stoppten.

"Warum sollte ich dich verlassen?"

"Ich brauche dich."

Ich presste mein Gesicht gegen seine Brust und zog ihn noch fester an mich heran.

"Sarina, erschreck mich nicht.", lachte der junge Alpha leise und der Klang der tiefen Stimme in seiner Brust verlieh mir etwas Tröstliches. Er küsste meine Stirn.

"Du bist mir viel zu wichtig. Wie könnte ich dich da jemals allein lassen?"

Ich schniefte und lachte peinlich berührt.

"Du hast es gehört. Wenn du dein Versprechen jemals brechen solltest, dann . . ."

"Dann was?"

Entschlossen hob ich meinen Kopf und blickte ihm direkt ins Gesicht.

"Dann werde ich dich suchen, finden und eigenhändig an mir festbinden, damit du mir nicht entwischst."

Die Schultern meines Artgenossen bebten, bevor er mein Gesicht in beide Hände nahm und mir einen schnellen Kuss gab. Das darauffolgende Gelächter linderte mein schweres Herz ein wenig.

"Verstanden."

"Was?" Ich legte spielerisch meine Hand an mein Ohr.

"Verstanden, Ms. McAllen."

Ich quietschte, als er sich aus heiterem Himmel plötzlich aufsetzte, mich an der Hüfte packte und auf seinen Schoß zog. Meine Hände verschränkten sich automatisch in seinem Nacken.

Wir sahen uns an.

In Lens Augen lag auf einmal ein sehr ernster Ausdruck.

"Sarina, ich verspreche dir, dass, was auch immer geschehen mag, ich an deiner Seite sein werde. Du kannst dich auf mich verlassen. Wir stehen das gemeinsam durch, hast du mich gehört?"

Ich nickte und schluckte schwer.

"Was?", imitierte er mich mit einem schelmischen Grinsen und ich verdrehte die Augen.

"Okay. Ich hab's gehört.", sagte ich.

"Okay.", flüsterte er und der warme Blick, mit dem er mich betrachtete, weckte das unbändigende Verlangen, unsere Lippen miteinander zu versiegeln. Und nur für einen kurzen Moment hatte ich das hoffnungsvolle Gefühl von Zuversicht.

Lens Versprechen und die Welle Taubheit, die plötzlich die Spannung in meinem Körper ein wenig linderte, als unsere Lippen sich berührten, gaben mir Mut und neue Kraft.

Ich wusste, dass mein Freund nur das Beste für mich wollte. Und so kam mir gerade in diesem Augenblick seine Fähigkeit nur zugute.

Wenigstens konnte ich so nur für einen kleinen Moment die Außenwelt vergessen.

Doch der Schmerz in meiner Brust verschwand trotzdem nicht.

Als wir wenig später nach unten gingen, fanden wir Nevis in der Küche. Der Austauschschüler saß am Tisch und hatte seinen Kopf in die Hände gestützt. Er träumte mit leerem Blick vor sich hin und sah besorgniserregend bleich aus.

"Hey, ist alles in Ordnung?", fragte Len, als der Werwolf nicht auf unser Eintreten reagierte. Normalerweise begrüßte er uns immer mit einem freundlichen Lächeln.

Doch jetzt schüttelte er nur den Kopf.

"Bald ist Vollmond.", flüsterte er heiser. "Akaya hätte sich keinen besseren Tag aussuchen können."

"Nevis", sprach ich ihn sanft an und setzte mich neben ihn. "du musst dir darüber keine Gedanken machen."

"Doch, muss ich.", antwortete er mit erstickter Stimme und drehte seinen Kopf ruckartig zu mir herum. "Ich werde mich nicht kontrollieren können. Ich werde wahrscheinlich alle in noch größere Gefahr bringen. Ich werde mehr Last als Hilfe sein. Ich-"

"Das wirst du nicht, Nevis."

Die Stimme des jungen Alphas ließ ihn auf der Stelle verstummen.

"Du bist ein Erbe. Du kannst dich kontrollieren und bist deinen Trieben nicht so hilflos ausgeliefert, wie es Werwölfe normalerweise sind."

Ich nickte zustimmend und fügte bekräftigend hinzu: "Außerdem hast du das Mondgestein. Es wird dir helfen, deine Verwandlung kontrollierbar zu machen."

"Das letzte Mal hat das aber nicht funktioniert. Erinnerst du dich nicht? Ich hätte dich das letzte Mal fast gefressen.", brummte Nevis.

"Das letzte Mal warst du aber auch vollkommen auf dich allein gestellt." Len setzte sich ihm gegenüber und sah ihm fest in die Augen. "Dieses Mal bist du es nicht."

"Schön, dann können wir wenigstens gemeinsam sterben."

Ich kniff ihm in die Seite und sah ihn böse an.

"Hör auf. Wir werden bei dir sein und dich unterstützen." Dann zuckte ich gleichgültig die Schultern. "Ich meine, wir beide haben übermenschliche Fähigkeiten, einen werwolfsicheren Keller im Wald und . . ."

"Und?"

Ich klimperte mit den Wimpern.
"Tai."

"Lass ihn bloß aus dem Spiel."

"Weiß er es eigentlich?"

Nevis schwieg.

"Sarina.", ermahnte mich Len und ich hob die Hände.

"Ich bin neugierig."

"Du solltest dir lieber überlegen, was unser Plan für heute ist, anstatt Amor zu spielen."

Ich winkte nur ab, seufzte und legte dann kurz ermutigend meine Hand auf die Schulter des Eiskönigs.

"Tu, was du für richtig hältst. Aber überlege gut, was für Konsequenzen dein Handeln haben könnte."

Dann stand ich auf.

"Kommst du wenigstens mit zur Akademie? Unser Suchtrupp trifft sich gleich für das große Finale unserer Karriere."

"Das klingt zu dramatisch, Sarina.", grinste Len mit zusammengebissenen Zähnen und versuchte mir unauffällig verstehen zu geben, mein Vorhaben, Nevis mitzunehmen, sein zu lassen.

"Solange ich nicht in Ohnmacht geschlagen werde, würde ich gerne mitkommen.", nahm jedoch der Austauschschüler das Angebot an und ich warf meinem Artgenossen einen triumphierenden Blick zu.

"Das können wir leider nicht garantieren."

Ich lief zur Garderobe und nahm meine Winterjacke vom Haken.

"War irgendetwas in deinem Kaffee?"

"Angst und der Wille zum Sieg."

Nevis zog seine Augenbrauen hoch.

"Len, ich glaube, deine Freundin ist verrückt geworden."

Doch dieser seufzte nur.

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

Unsere Gruppe traf sich in der Eingangshalle der Akademie. Gerade jetzt zur Mittagszeit herrschte hier reger Betrieb, sodass unsere kleine Ansammlung nicht besonders auffiel. Ehrlich gesagt, hatten die umhereilenden Lehrer und die ganz in Schwarz gekleideten Magier und Magierinnen auch etwas anderes zu tun, als herumlungernde Schüler zurechtzuweisen.

Die Stimmung im Haus war gefährlich angespannt .

Überall sah man erschöpfte, verzweifelte Gesichter, jüngere Schüler mit Taschen und Koffern und die älteren mit blitzenden Schwertern und Kampfkleidung.

Als Len, Nevis und ich eintrafen, waren die meisten schon da.

"Hey Leute", grüßte ich und schloss Ruby direkt in eine Umarmung.

"Na, wie geht es dir?"

Ich zuckte nur mit den Schultern. Eine genauere Antwort war nicht notwendig.

"Auf wen warten wir noch?", erkundigte sich Len mit einem Blick in die Runde.

"David, Scarlet und Grace fehlen noch.", antwortete Paul.

Während die anderen sich noch ein wenig unterhielten, zog ich meine beste Freundin ein wenig beiseite.

"Ist mit Grace alles in Ordnung? Sie muss ziemlich erschöpft sein."

Rubys Gesicht verdunkelte sich sorgenvoll.

"Ihre Visionen machen sie echt fertig. Ich habe ihr auch vorhin gesagt, dass sie nicht mitkommen muss, wenn es ihr nicht so gut geht. Aber sie hat darauf bestanden."

Verlegen nickend kratzte ich mich am Nacken.

"Tut mir leid, dass ich so wenig für euch da bin. Ich wünschte, es wäre anders, aber-"

"Mach dir darüber keine Gedanken." Ruby nahm meine Hände behutsam in ihre. "Wir verstehen, dass du im Moment andere Pflichten hast, als wir. Du brauchst deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben."

Ich lächelte zaghaft.

"Tut mir leid."

"Ist schon gut." Sie drückte leicht meine Finger. "Aber vielleicht solltest du dich einmal mit Grace unterhalten. Du wirst dich durch deine Alpha-Fähigkeiten ein wenig besser auf diesem Gebiet auskennen, als ich oder Aria. Möglicherweise hast du ein paar Tipps für sie?"

"Das ist eine gute Idee.", nahm ich erleichtert den Vorschlag an. "Ich weiß noch, wie erschrocken ich war, als ich das erste Mal einen Zeitsprung hatte."

Meine beste Freundin nickte mir ermutigend zu.

"Das wird ihr sicher helfen."

In diesem Augenblick ging ein Raunen durch die Schülermassen und für einen Moment erstarrte jegliche Bewegung. Ein kurzer Adrenalinstoß schoss durch meinen Körper und ich drehte panisch meinen Kopf in Richtung Eingangstür.

War Akaya wieder aufgetaucht?

Doch der Anblick verschlug mir dieses eine Mal im guten Sinne die Sprache.

"Sie sind endlich da.", hauchte Ruby neben mir fasziniert und betrachtete mit großen, leuchtenden Augen die wunderschönen Kreaturen, die sich plötzlich in der Halle versammelten.

"Was machen denn Elfen hier?", fragte Aria, die zu uns herübergekommen war.

Ich zuckte nur sprachlos mit den Schultern und starrte wie jeder andere in dieser Halle auf die immer größer werdende Gruppe.

Diese Wesen waren wohl die schönsten und anmutigsten Kreaturen, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Die Bilder von Elfen, die man oft in Lehrbüchern sah, vermochten nicht, diesen Anblick einzufangen. Sie wurden dem Antlitz in keinster Weise gerecht.

"Mrs. Roberts muss sie wohl her gebeten haben.", überlegte ich laut. "Sie beraten sich bestimmt über die nächsten Schritte zur Verteidigung der Akademie."

Meine Freundinnen nickten und beobachteten die Gruppe mit großem Interesse weiter.

Ich sah, wie sich eine kleine Elfe mit silbernen Haaren aus der Menge löste. Ihre Kampfkleidung bestand aus dunkelgrünen Hosen über denen sie ein eng anliegendes, minzgrünes Gewand trug, das ihr bis zu den Knien reichte und von einem Ledergürtel zusammengehalten wurde. Ihre Füße steckten in trittsicheren, kniehohen Lederstiefel, während an ihren Unterarmen silberne Metallschienen funkelten, die zum Schutz ihrer Unterarme dienten. An ihrem Gürtel, an dem die lederne Scheide eines Schwertes befestigt war, baumelte außerdem ein kleiner Beutel, der ganz offensichtlich mit Münzen gefüllt war.

Alles war perfekt aufeinander abgestimmt.

Man könnte fast vergessen, dass es sich bei diesem Outfit um eine funktionstüchtige Kriegsausrüstung handelte.

Die Elfe begann schneller zu laufen. Ihre Schritte waren selbstbewusst und zielgerichtet und als ich ihrem Blick folgte, wusste ich auch, was das Ziel war.

Oder besser gesagt wer.

"Entschuldigt mich kurz."

Ich war gerade rechtzeitig an Lens Seite, als das Mädchen vor ihm zum Stehen kam.

"Len", sagte sie und strich sich eine lose Haarsträhne hinter ein spitzes Ohr. Ihre Stimme war nicht fordernd, eher neutral. Trotzdem klang sie nicht förmlich. Doch wirklich freundschaftlich konnte man diesen Tonfall aber auch nicht nennen. Nur dieses eine Wort sprach sie so bedacht und ruhig aus, als ob sie versuchte, kein unnötiges Aufsehen zu erregen (nur leider gelang ihr das nicht so ganz).

Es war seltsam.

"Efy"

Hm?

Was war das?

Warum klingt er so?

Ein weiches Lächeln legte sich über die sonst so strengen Gesichtszüge des Alphas und die feinen Härchen in meinem Nacken stellten sich auf.

"Wie geht es dir?"

"Es könnte besser sein. Unsere Erzfeinde versuchen, uns umzubringen.", antwortete sie und zuckte die Schultern.

Mein Freund lachte leise und nickte zustimmend.

Goldene Augen begannen plötzlich, mich neugierig zu mustern. Als sie an der Kette um meinen Hals hängen blieben, legte sich ein gezwungenes Lächeln auf die perfekt geschwungenen Lippen.

"Willst du uns nicht vorstellen, Len?", fragte ich.

"Ach ja" Er schüttelte kurz den Kopf. "das ist Efy. Sie ist-"

"eine sehr gute Freundin.", unterbrach sie ihn und streckte mir ihre Hand entgegen. "Wir haben zusammen kämpfen gelernt."

"Sarina. Seine feste Freundin.", lächelnd ergriff ich ihre Hand. Als sich unsere Haut berührte, zuckte sie zusammen, unterbrach unseren Blickkontakt und senkte respektvoll den Kopf.

"Und Alpha.", fügte sie leise hinzu.

"Ja.", verlegen zog ich meine Schultern hoch und löste meine Hand aus ihrer Umklammerung.

"Ich sehe schon." Sie wandte sich mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen wieder zu Len.

"Wie auch immer. Ich wollte nur einmal Hallo sagen. Die Versammlung beginnt gleich."

Mein Artgenosse nickte wieder.

"Sehen wir uns nachher noch?"

Efy zuckte die Schultern.

"Wahrscheinlich nicht. Wir sind mitten in den Kriegsvorbereitungen. Keniir würde es nicht gut heißen."

"Efy!"

Ein hochgewachsener Elf mit dunkelblauen, zusammengebundenen Haaren rief ihren Namen, worauf hin sie sich umsah.

"Bis dann, Len. Hat mich gefreut, Sarina." Sie neigte ihren Kopf und lief wieder zurück zu ihren Leuten. Dieses Mal waren ihre Schritte anders.

Als sie in der Menge verschwunden war, drehte ich mich zu meinem Freund.

"Sie ist hübsch."

"Sarina" Len legte zärtlich eine Hand an meine Wange.

"Sie ist deine Ex, nicht wahr?"

Er nickte und seufzte einmal.

"Es ist aber schon fast über zwei Jahre her."

"Sie scheint dich immer noch zu mögen."

Seine andere Hand fand den Weg an mein Gesicht. Dann lehnte er sich vor und gab mir einen Kuss.

"Ich mag aber dich."

"Gut zu wissen.", brummte ich.

"Und ehrlich gesagt", flüsterte er mir leise ins Ohr "bist du viel hübscher."

Ich piekte ihm in den Bauch, sodass er lachend zurückwich.

"Jetzt übertreib es nicht."

"So ihr Turtellöwen, wir warten wieder nur auf euch." David hatte sich angeschlichen und stand mit verschränkten Armen vor uns.

"Was soll das denn heißen? Du bist doch derjenige, der zu spät ist."

"Das würde ich gerne näher erläutert haben."

"Ach ja? Erwarte bloß keine Aufsatz von mir."

"Aber ich dachte, dass du so gut in der Schule bist?"

"Und ich dachte, dass du aufgrund deines Alters wissen müsstest, wie man Verabredungen einhält."

Die Kabbelei ging so noch ein wenig weiter, bis sich letztendlich alle zu uns gesellt hatten und erwartungsvoll in die Runde schauten. Len übernahm das Wort.

"So Leute, ihr wisst alle, was wir heute machen?"

Die meisten nickten, doch erklärte unser Vorgehen trotzdem noch einmal.

Wir würden uns im Keller nach einem Schließfach mit der Nummer umschauen, die wir auf dem kleinen Zettel aus dem Sommer gefunden hatten. Hoffentlich würde wir darin etwas finden, dass uns beim Bekämpfen der Hybriden behilflich sein könnte. Idealerweise das Gegenmittel zum Tagwandlerserum, das Akaya anscheinend ihren Hybriden verabreicht hatte.

Der Eingang zum Kellergewölbe befand sich hinter dem Speisesaal. Da es nur noch diese eine Möglichkeit gab, das Untergeschoss zu betreten, musste man diesen durchqueren. Alle früheren Ein- und Ausgänge waren mittlerweile gesperrt oder verschlossen, da der Keller für Schüler nicht mehr allzu interessant war. Len erzählte, dass er heutzutage nur noch für das Verstauen von Putzutensilien oder kaputter Kampfrüstung genutzt wurde.

Um die ganze Sache so unauffällig wie möglich zu gestalten, teilten wir uns in zwei Gruppen auf und verabredeten uns unten an der Kellertreppe. Die erste Gruppe bildeten Len, Ruby, Nevis, Tai, Grace und David, während ich mit dem Rest folgen würde. Wir warteten ein paar Minuten noch in der Eingangshalle, bevor wir uns auf den Weg machten.

Überraschenderweise war der Saal bis auf eine Küchenhilfe komplett leer. Ein wenig erleichterter durchquerten wir also den riesigen Raum, dessen Fenster mit Hilfe von ein wenig Magie wieder in ihre ursprüngliche Form gebracht worden waren.

Wir erreichten ohne Probleme die Tür zum Eingang des Keller.

"Wer will vorgehen?", fragte ich.

"Ich schlage vor, der der fragt.", antwortete Seth mit einem Grinsen.

Ich seufzte und schüttelte den Kopf.

"Meinetwegen. Denkt daran, die Tür hinter euch zu schließen."

Als ich die schwere Holztür öffnete, schlug mir ein Schwall kalter Luft entgegen, die einen muffigen Geruch mit sich brachte.

Ich schaltete die Taschenlampe an meinem Handy an, machte einen Schritt auf die erste Treppenstufe und schritt voran in die Dunkelheit. Die anderen folgten mir flüsternd.

"Ich hoff', dass wir das nicht umsonst mach'n", brummte plötzlich Cody neben mir und ich zuckte zusammen, da ich nicht mit ihm gerechnet hatte.

"J-ja.", stotterte ich und versuchte, mein Herz zu beruhigen. "Mann, schleich dich nicht so an."

Er lachte nur.

"Sarina?", hallte es mir von unten entgegen und ein suchender Lichtkegel erhellte die Wände um uns für einen kurzen Augenblick.

"Len, wir sind gleich da!", rief ich zurück. Meine Stimme hallte durch das Treppenhaus und ein letztes Mal betraten wir ein Zwischenpodest, das uns auf die letzte Treppe und an unser Ziel, das Kellergewölbe, führte.

"Sie sind da."

Ein erleichtertes Seufzen fuhr durch die erste Gruppe.

"Ich dachte schon, wir müssten hier versauern."

"Na, na. So schlimm war es doch gar nicht."

"Sagte der Panther.", kommentierte Aria die Aussage ihres Freundes.

Ich seufzte ein wenig genervt und stellte mich an die Seite meines Freundes. Gemeinsam warteten wir noch, bis die gesamte Gruppe angekommen war.

"Alle da?"

Ich überflog einmal die Gruppe.

"Ja, ich denke schon."

"Gut. Meines Wissens nach, befinden sich die Schließfächer auf der rechten Seite. Wir müssen noch ein wenig laufen, da wir genau den Eingang benutzt haben, der am weitesten von den Schließfächern entfernt ist."

Alle stöhnten auf.

Ich sah in die Runde und konnte es mir nicht verkneifen, ein Augenrollen zu unterdrücken. Ich dachte, es wäre klar gewesen, dass dieses ganze Unterfangen nichts Angenehmes sein würde?

Auch Len schien ein wenig verärgert.

"Tut mir leid, aber ich kann das auch nicht ändern. Wenn wir da sind, teilen wir uns auf und suchen nach dem Spind. Die Nummer ist 021357. Bitte geht zu zweit. Falls jemandem etwas zustoßen sollte, habt ihr wenigstens noch ein zweite Person bei euch, die helfen kann."

"Können wir auch zu dritt gehen?"

"Was ist zu viert?"

"Meinetwegen."

"Und zu fünft?"

Ich biss mir auf die Lippen und zog meine Augenbrauen zusammen. Eine warme Hand umfasste sanft meine geballte Faust.

"Es reicht." Len schritt ein. "Leute, denkt bitte daran, dass je besser wir uns aufteilen, wir schneller fündig und auch fertig werden. Wenn wir jetzt alle zu fünft eine einzige Reihe absuchen, dauert das viel zu lang."

Unsere Freunde grummelten ein wenig vor sich hin, doch zum Glück wagte niemand, zu widersprechen.

Ich war genervt.

"Also wenn niemand mehr Fragen hat, können wir doch gehen, oder?", erkundigte sich Len noch einmal zur Sicherheit und erntete von allen ein Nicken.

Wir setzten uns also in Bewegung und ich hielt mich ein wenig zurück, um mit meinem Freund zu sprechen. Irgendwie hatte ich ein seltsames Gefühl.

Die Spannung in meinem Körper, die Len heute morgen schon erfolgreich lindern konnte, war plötzlich präsenter als je zuvor. Nervös zog ich die Ärmel meines Pullovers über meine Hände.

"Ist alles in Ordnung?", fragte mein Artgenosse.

Er merkt es.

Ich nickte nur schwach und ging stumm neben ihm her. Der Alpha schenkte mir nur einen misstrauischen Blick.

"Hast du dir eigentlich überlegt, was wir tun, wenn wir das Schließfach finden? Es wird sicherlich verschlossen sein.", erkundigte ich mich nach einer Weile.

"Eigentlich müssten die Spinde hier so alt sein, dass sie noch ein Vorhängeschloss haben. Da sie aber seit Jahrzehnten nicht mehr benutzt wurden, müssten diese aber anderweitig verbraucht sein. Sie müssten offen sein."

Ich runzelte die Stirn.

"Na ja, aber falls darin wirklich ein wertvolles Buch liegen würde, wäre es doch ziemlich dumm, den Spind nicht zu verriegeln, meinst du nicht?"

Len seufzte.

"Keine Sorge, ich habe an alles gedacht. Natürlich haben wir Werkzeug dabei. Und Cody gibt es ja auch noch." Er deutete vor uns, wo Ruby und Cody nur einige Meter von uns entfernt nebeneinander liefen. "Er ist ein menschliches Werkzeug."

Ich musste widerwillig grinsen.

Von vorn ertönte ein gellender Schrei.

Mein Kopf schoss augenblicklich nach oben und eine Welle Adrenalin fuhr durch meinen Körper.

Was war passiert?

Ging es allen gut?

Wurden wir aus dem Hinterhalt überrascht?

Ich konnte kaum etwas im Dunkeln erkennen und so stürmte ich mit Len an meiner Seite los, um zu meinen Freunden zu gelangen.

Ich war noch auf halber Strecke, als ausgelassenes Lachen und das hysterische Wimmern von Mädchen ertönte.

"David, pack sie weg!"

"Mann, erschreck uns nicht so."

"IIIIh!"

"Geh weg mit der Spinne!"

"Hier, guckt mal.", lachte der Idiot und ich erkannte im Schein der Taschenlampen eine dicke Spinne auf seinem Handrücken, die er stolz den angewiderten Mädchen in die Gesichter hielt.

Was?

Ist das deren Ernst?

Außer Atem blieb ich stehen und stützte ich mich auf meine Knie. In einem meiner Ohren begann es, leise zu piepen.

"Das kann doch nicht wahr sein.", knurrte es neben mir. Keuchend stand ich da und beobachtete, wie Len sich mit einem bösen Gesichtsausdruck seinem besten Freund näherte.

"Sarina, hast du das gesehen?", jammernd stolperte Aria zu mir herüber und klammerte sich schwer an meinen Arm. Das Piepen nahm zu.

"Wirklich, David ist so ein Idiot.", schimpfte Scarlet. "Dieser Arsch ist einfach nicht fähig, sich dem Ernst der Lage nazupassen"

Sie sah mich in meiner gebückten Haltung.

"Geht's dir gut, Sarina?"

In meinem Inneren brodelte es und ich spürte wie sich in meinem Nacken die Härchen aufstellten. Doch ich nickte nur.

"Sarina? Ruby, komm mal schnell her!", rief sie nach ihrer Schwester, als meine Atmung immer schwerer wurde.

"Oh mein Gott, Sarina, alles in Ordnung? Willst du dich hinsetzen?" Aria hatte es inzwischen auch bemerkt und tastete behutsam über mein Gesicht.

"Ruby!"

"Ich glaube, sie fällt gleich in Ohnmacht."

Schritte, dumpf und doch so laut, dass sie in meinen Ohren dröhnten.

"Ja, was ist los? Was ist mit ihr passiert?"

"Keine Ahnung, sie hat Schwierigkeiten zu atmen."

Die Stimmen waren leise und mit einem Mal riss ich irritiert die Augen auf, da plötzlich alles vor ihnen verschwamm.

Meine beste Freundin kniete mittlerweile vor mir und fuhr mit ihren kühlen Händen sanft über meine glühende Haut. Es fühlte sich an, als würde in meinem Körper ein gigantisches Feuer entfachen.

"Oh nein.", flüsterte Ruby plötzlich. "Holt Len! Sofort!"

Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie eines der Mädchen vor zu dem Alpha rannte, der immer noch damit beschäftigt war, David wegen unangemessenen Verhaltens eine Predigt zu halten.

"Warum, was ist?", fragte Aria panisch.

"Ihre Augen. Sie glühen."

Aus dem Nichts nahm sie mein Gesicht fest zwischen ihre Hände und sah mich direkt an.

"Sarina, du musst dich jetzt konzentrieren, okay? Du darfst dich nicht verwandeln, hörst du? Wir sind hier unten eingesperrt und wenn du jetzt keine Kontrolle über deinen Körper hast, wird uns das allen wehtun, ja? Hörst du mich?"

Ein Knurren entstand tief in meiner Kehle, doch Ruby machte keine Anstalten, mich los zu lassen. Ihre silbernen Augen bohrten sich unnachgiebig in meine.

Für einen kurzen Augenblick ebbte die Spannung in meinem Inneren ab.

Das Mädchen vor mir strahlte Ruhe aus und ich dachte schon, ich könnte aufatmen.

"Sarina!", Lens Stimme brachte mich dazu, aufzusehen. Er eilte auf mich zu, im Rücken der Rest meiner Freunde, die sich alle aufgebracht rufend über meine Lage austauschten.

Der Druck in meinem Kopf nahm zu und ich spürte bereits, wie etwas Nasses meine Wange benetzte.

Ich will doch nur weg.

Es ist zu laut hier.

Ich halte das nicht länger aus.

Sie kamen immer näher.

"Sarina, sieh mich an!", rief mein Freund.

"Ja, so ist es gut. Konzentriere dich auf Len. Er wird dir helfen und-"

Ich will doch nur, dass sie für einen Moment still halten.

Ich will Ruhe!

Meine Beine gaben unter mir nach und ich fiel auf meine Knie, umschloss schützend den Kopf mit meinen Händen und kauerte mich zusammen. Die Abdrücke von Rubys kalten Fingern spürte ich immer noch an meinem Gesicht.

Nur wenige Sekunden später, die für mich jedoch wie eine Ewigkeit wirkten, sah ich verwirrt auf.

Was ist passiert?

Warum ist es so ruhig?

Meine Freunde sahen mich alle stumm und mit weit aufgerissenen Augen und Mündern an. Starr wie Eisfiguren, eingefroren in ihrer Bewegung, standen alle vor mir, während ich zitternd zu ihren Füßen kauerte. Es wirkte ganz so, als hätte sie jemand mitten in ihren Bewegungen in eine Statue verwandelt.

Rubys Hände waren immer noch in der selben Position, in der sie mein Gesicht umklammert hatten. Ich war wohl bei meinem Aufprall auf den Boden einfach durch sie hindurch gerutscht.

"Sarina", ein entgeistertes Flüstern löste meinen Blick von dem erschreckenden Anblick, der sich mir bot.

"Len", wimmerte ich und sah meinem Freund hilflos dabei zu, wie er auf mich zu steuerte.

"Sarina, geht es dir gut?" Besorgt strich mein Freund mir wirre Haare aus dem Gesicht.

"I-ich denke schon.", schluckte ich.

Er lachte leise und tief.

"Gratuliere", sagte er mit einem liebevollen Lächeln, während seine smaragdgrünen Augen im gedämmten Licht der Taschenlampen glühten.

"Du bist nun endgültig ein vollwertiger Alpha."

_____________________________

*kommtmitgesenktemKopfausihremBettgeschlichen*

Hi.

Ich bin's.

Habt ihr mich schon vergessen? ^^' (würde es euch nicht verübeln)

Kaum zu fassen, wie lange ich schon nicht mehr geupdatet habe.

Hätte nie gedacht, dass ich das nur konnte, weil ich über die Hälfte von diesem Kapitel in Quarantäne aufgrund einer Pandemie geschrieben habe und sonst nichts anderen zu tun habe (alle meine Abitur-Klausuren vor den Osterferien wurden einfach so abgesagt!!!! Ist das zu fassen???? #Coronabi)

Wie auch immer.

Ich hoffe, dieses Kapitel liest überhaupt noch jemand und wenn ja, dann hoffe ich, dass es euch gefallen hat!

Unsere Sarina macht aber auch Sachen . . . Hatte irgendjemand noch damit gerechnet, dass sie ihre Fähigkeiten noch ausbaut?

Und was würdet ihr sagen, gehört nun jetzt eigentlich alles dazu? Was kann sie?

Bin gespannt auf eure Überlegungen :)

Und sonst: Konstruktive Kritik, Meinungen, Wünsche etc. sind immer willkommen!

Wascht euch immer gut die Hände (mind. 30 Sekunden), niest in eure Armbeuge und bleibt lieber zu Hause, um die Risikogruppe nicht noch mehr zu gefährden! #safetyfirst

LG

Eure Cherry <3

PS: Ich hoffe, dass das nächste Kapitel bald kommt . . .

PPS: Wirklich.

PPPS: Ich hab ja in den nächsten drei Wochen sowieso nichts zu tun xD

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