𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖

By DasLebenLesen

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Luxe Warner, frische 17 Jahre alt, verliert bei einem Unfall seine Eltern, weitere Verwandte hat er keine. Ka... More

Prolog
Verzweiflung
Wut
Überraschung
Hinterlist
Neugier
Frustration
Langweile
Freude
Schock
Zufriedenheit
Hass
Mordlust
Angst
Hoffnung
Zärtlichkeit
Nouveau Emotion
Melancholie
Glücklich
Genervt
Lesenacht Teil 1
Lesenacht Teil 2
Lesenacht Teil 3
Lesenacht Teil 4
Lesenacht Teil 5
Aufregung
Nachdenklichkeit
Erinnerungen
Unruhe
Trauer
Heimat
Verbundenheit
Euphorie
Liebe
Neue Geschichten
Instagram

Sympathie

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By DasLebenLesen

Drittes neues Kapitel. Wie gesagt, Leser der Betaversion sollten ab Heimat fortfahren oder noch einmal von vorne lesen, obwohl sich gar nicht so viel dort verändert hat.

Luxe

Entgegen meiner Erwartung klopfte es später am Abend, als ich bereits im Bett lag und Schlaf herbeisehnte, jemand an meiner Tür. Ich machte die Nachttischlampe an, dann forderte ich meinen Besucher auf, hereinzukommen.

Die Tür öffnete sich und Rhyse – war auch sonst? - schob sich in mein Zimmer. Er zog die Tür wieder leise hinter sich zu, dann tapste er leise zu meinem Bett. Dann ließ er sich unter die Decke gleiten und lehnte sich neben mir an das Kopfteil.

Von dort blickte er eine Weile auf mich hinunter, ohne auch nur die Miene zu verziehen. Ich blickte zurück und bereitete mich vor, denn Rhyse war garantiert hier, um mir Vorwürfe während meines Verhaltens beim Abendessen zu machen. Egal was für Dummköpfe seine Eltern waren, im Endeffekt verteidigte er sie immer.

„Es tut mir Leid."

Überrascht blinzelte ich und starrte zu ihm hoch. Es tat ihm leid? Ich hatte ja mit vielem gerechnet, damit aber nicht.

„Ich hätte etwas sagen müssen, als Dad sich so unmöglich verhalten hat."

Er war nicht sauer auf mich? Das war neu. Doch diese neue Seite an ihm machte mir Sorgen.

„Keine Sorge, dafür musst du dich nicht entschuldigen. Tom ist der Einzige, den die Schuld trifft."

Rhyse seufzte, dann streckte er eine Hand aus und begann, sanft durch meine Haare zu fahren. Ich schloss die Augen, dann rutschte ich etwas näher, sodass mein Kopf gegen seinen Oberschenkel stieß.

„Mein Vater benimmt sich immer so", murmelte er schließlich in die Stille hinein.

Ein blieb ein paar Sekunden still, dann fragte ich vorsichtig nach: „Möchtest du mir vielleicht jetzt von deiner Kindheit erzählen?"

Die Hand in meinem Haar stockte kurz, dann fuhr Rhyse fort.

„Ich schätze, dass ich dir das nach diesem Wochenende schulde. Du hast mir so viel von dir erzählt."

Rhyse wurde für einen Augenblick ruhig, dann spürte ich, wie er im Bett herunterrutschte, bis er neben mir lag und ich meinen Kopf an seinem Hals vergraben konnte, was ich prompt tat.

„Meinen Eltern, besonders Dad, war das Auftreten schon immer wichtig. Wir waren nach außen hin immer diese klischeehafte, glückliche Familie. Die Eltern, zusammen seit ihrer Schulzeit und der überaus höfliche und freundliche Sohn.

Die Leute sehen meistens nur das Geld und die tolle Ehe, die meine Eltern zu verbinden scheint. Ich bin nur der Sohn zweier erfolgreicher Menschen, der irgendwann bestimmt genauso erfolgreich sein wird, wie seine Eltern.

Hinter der Kulisse, wie es nicht anders sein kann, ging es aber schon früher anders zu. Über das Geld, das Dad bei Wohltätigkeitsveranstaltungen ausgab, hat er sich immer beschwert. Mum war nach außen hin gerne die freundliche, tolle Mutter, doch eigentlich konnte sie mit mir nie etwas anfangen. Erst, als ich in der Pubertät war, haben wir uns angenähert.

Davor waren wir immer ein wenig wie Fremde. Mit Dad fühle ich mich immer noch so. Er war selten da und ist es auch heute nicht. Wenn er da war, dann schlecht gelaunt. Wann immer ihm etwas nicht gepasst hat, hat er mir die Schuld gegeben und mich dafür angeschrien. 'Oh, du hast keine volle Punktzahl in dem Vokabeltest? Du bist eine Niete'.

Und dann, als ich meinen ersten Freund nach Hause gebracht habe, hat er richtig losgelegt. Er hat beinah ein Jahr lang nicht mit mir geredet, da ich seiner perfekten kleinen Familie mit meiner Andersartigkeit im Weg stand. Und er hat auch nur aufgehört, mich zu ignorieren, weil Mum ihm schließlich eingeredet hat, dass er mich einfach mit dem Sohn eines Geschäftspartners verkuppeln könnte und somit an Einfluss dazu gewinnen könnte."

Als Rhyse endete, wurde es wieder still. Ich war, ehrlich gesagt, etwas überwältigt von seinem Geständnis. Ich meine, ich hatte gewusst, dass nicht alles so fröhlich war, wie es auf den ersten Blick wirkte, aber ein solches Verhalten hatte ich weder Tom noch Lina zugetraut.

Schließlich fiel mir etwas an Rhyse Geschichte auf.

„Das tut mir Leid. Aber wie zum Teufel bist du bei solchen Eltern so ein netter Typ geworden? Ich kenne Leute die wegen weniger absolute Arschlöcher sind."

Rhyse lachte leise, dann hörte er auf, durch meine Haare zu fahren, und schob stattdessen einen Arm unter meine Schulter, um mich näher zu ziehen.

„Meine Oma hat sich früher viel um mich gekümmert. Im Gegensatz zu meinen Eltern ist sie wirklich klasse. Ich bin wie ich bin, weil meine Oma wusste, was sie machen muss. Nachdem Dads Erziehung schief gegangen ist, war ich quasi eine Chance, es besser zu machen. Und ich finde, dass sie das hat."

Ich schnaubte.

„Die Aussage ist kein bisschen selbstverliebt oder so."

Wieder lachte Rhyse.

„Ich bin nicht selbstverliebt, ich nenne dir nur Tatsachen."

Dieses Mal lachte ich.

„Ganz bestimmt."

Dann gähnte ich und presste mein Gesicht nach etwas näher an seinen Hals. Ich war verflucht müde.

„Ich erzähle Lena und Ben morgen von uns, okay?"

Rhyse neben mir schien für ein paar Sekunden zu erstarren, dann spürte ich seine Lippen auf meinem Kopf.

„Natürlich ist das okay. Aber du solltest jetzt schlafen."

Ich brummte eine unverständlichen Antwort, und dann driftete ich auch schon ins Traumland.

----

Am nächsten Tag weckte Rhyse mich und scheuchte mich ins Bad. Müde torkelte ich durch die Gegend, schließlich aber beendete ich meine morgendliche Routine und schlüpfte in eine schwarze Jeans und das Shirt einer Band, die mein Vater geliebt hatte.

Dann schlich ich die Treppe hinunter und nahm mir einen Apfel, den ich in der Küche aß, während ich Tom und Lina im Esszimmer ignorierte. Rhyse lief wenig später die Treppe herunter und steuerte zuerst das Esszimmer an. Irgendwie erwartete ich, dass er sich dort an den Tisch setzen würde, um mit seinen Eltern zu frühstücken. Doch stattdessen füllte er bloß seine Tasse mit Kaffee und gesellte sich dann zu mir in die Küche.

Wie nicht anders zu erwarten, trug er zwar eine dunkle Jeans, aber dazu ein ebenso dunkles Hemd und Lederschuhe. Sein Outfit quittierte ich mit einer hochgezogenen Augenbraue, die er nach einem Moment, in dem er mich musterte, erwiderte. Dann lächelte er.

„Du solltest dich etwas ranhalten, wir müssen bald los."

Ich grinste ihn an.

„Wir? Ich wusste nicht, dass du seit neuestem auch mit dem Schulbus zur Schule fährst."

Rhyse schüttelte den Kopf über mich.

„Du bist wirklich lustig, Luxe. Ich lache mich tot."

Ich nickte, als würde ich ihm zustimmen. Dann aber ließ ich die Überreste meines Apfels in die Biomüll fallen.

„Gib mir fünf Minuten, dann bin ich soweit."

Ich lief die Treppe hinauf und putzte meine Zähne. Dann schnappte ich mir meinen Rucksack, schrieb Lea, dass wir sie mitnehmen würden – weil wir das immer taten – und sprang die Treppe hinunter. Unten zog ich Sneaker an und ließ mir von Rhyse eine Brotbox überreichen.

Dann verließ ich das Haus, Tom und Lina immer noch ignorierend, und stieg in Rhyse' Auto. Die Fahrt zu Lea verlief schweigend, doch ich spürte immer wieder Rhyse Blick auf mir, als würde er mich an den gestrigen Abend erinnern wollen.

Als wir dann vor Leas Haus hielten und ich meiner besten Freundin eine Nachricht schrieb, durchbrach Rhyse die Stille.

„Wann willst du es ihnen sagen?"

Ich zögerte kurz.

„Vielleicht in einer Pause. Mal schauen."

Er nickte neben mir, dann beobachteten wir Lea dabei, wie sie fast aus dem Haus stolperte, während sie gleichzeitig einen Schuh und eine Jacke anzuziehen versuchte. Wofür sie letzteres bei diesem Wetter brauchte, war mir gänzlich unklar. Doch, wie hieß es so schön? Die Wege Leas sind unergründlich.

Immer noch stolpernd fiel sie beinah auf die Rückbank des Autos und schnallte sich an. Rhyse fädelte sich in den kaum vorhandenen Verkehr ein und begrüßte Lea. Sie grinste, obwohl er sie nicht sehen konnte, dann erwiderte sie den Gruß.

„Hey, Geheimniskrämer, wie war dein Wochenende?"

Ich gab mir Mühe wie sie zu lächeln.

„Ich würde sagen gruselig schön."

Sie warf mir einen bösen Blick zu, dann richtete sie ihre Augen auf Rhyse.

„Rhyse, du warst schon immer mein Liebling. Das weißt du, oder?"

Er schnaubte neben mir.

„Es ist Luxe Entscheidung, was er dir wann erzählt. Von mir wirst du nichts erfahren."

Lea begann zu schmollen, doch diese Laune hielt nicht lang. Schon bald erzählte sie uns von ihrem tollen Wochenende, in dem sie anscheinend die meiste Zeit in ihrem Bett gelegen hatte. Wie man dennoch eine ganze Autofahrt damit füllen konnte, war mir schleierhaft. Doch sie schaffte es.

Schon bald hielt Rhyse auf dem Parkplatz. Lea sprang fast sofort aus dem Auto und rannte zu Ben, der ein paar Meter entfernt auf uns wartete. Als ich sicher war, dass keiner von beiden hinsah, beugte ich mich zu Rhyse und drückte ihm den wohl schüchternsten Kuss in der Geschichte der Küsse auf die Wange.

Dann katapultierte ich mich beinah aus dem Wagen und hoffte inständig, dass niemand meine roten Ohren bemerkte. Dabei hatte ich das verdient. Wenn es um Rhyse ging verhielt ich mich wirklich wie ein kleines Mädchen vor ihrem Crush. Das war peinlich.

Zusammen mit Lea und Ben trottete ich zur ersten Stunde. Dabei zerbrach ich mir den Kopf, wie ich das Thema am besten anschneiden sollte. Ich meine, ich konnte schließlich nicht einfach da sitzen und einen von Leas Monologen unterbrechen. Und was sollte ich dann sagen?

Hey Leute, ihr wart neugierig, mit wem ich was habe, nicht wahr? Es ist Rhyse. Wie war eigentlich dein Wochenende, Ben?

Ich war mir sicher, dass das nicht funktionieren würde.

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