𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖

By DasLebenLesen

263K 13.3K 2.4K

Luxe Warner, frische 17 Jahre alt, verliert bei einem Unfall seine Eltern, weitere Verwandte hat er keine. Ka... More

Prolog
Verzweiflung
Wut
Überraschung
Hinterlist
Neugier
Frustration
Langweile
Freude
Schock
Zufriedenheit
Hass
Mordlust
Angst
Hoffnung
Zärtlichkeit
Nouveau Emotion
Melancholie
Glücklich
Genervt
Lesenacht Teil 1
Lesenacht Teil 2
Lesenacht Teil 3
Lesenacht Teil 4
Lesenacht Teil 5
Aufregung
Nachdenklichkeit
Erinnerungen
Unruhe
Trauer
Heimat
Sympathie
Euphorie
Liebe
Neue Geschichten
Instagram

Verbundenheit

3.5K 189 8
By DasLebenLesen

Das zweite neue Kapitel. Wie gesagt, Leser der Betaversion sollten ab Heimat lesen.

Luxe

Am nächsten Tag, Sonntag, standen wir früh auf. Dann machten wir uns fertig für den Kirchgang, da Rhyse der Meinung war, dass wir uns nur zu einem Mittagessen nach der Messe einladen lassen durften, wenn wir die Messe tatsächlich auch erlebt hatten. Meine Proteste stießen bei ihm bloß auf taube Ohren.

Und so fand ich mich um elf Uhr entgegen meines Willens zwischen Theresa und Rhyse wieder und hörte ein weiteres Mal eine Predigt, die mich nicht im geringsten interessierte. Ich war nun einmal nicht gläubig.

Doch dieses Mal musste ich so tun, als würde ich zuhören, da wir in der vordersten Reihe saßen. Außerdem befand ich mich inmitten einer Gruppe Frauen, die es liebten, nach dem Gottesdienst noch darüber zu reden. Und, wie ich Rhyse kannte, würde er sich ebenfalls an diesem Gespräch beteiligen.

Trotzdem versuchte ich, als um zwölf Uhr die Glocken läuteten, die Kirche zu verlassen. Doch natürlich hatte Rhyse verstanden, was ich plante, und hielt mich fest, bevor ich in irgendeine Richtung verschwinden konnte. Seufzend blieb ich stehen und beobachtete, wie er aufstand, dann lächelte er meine Nachbarin an.

„Hallo, Frau Weißholz. Ich bin Rhyse, Luxe Freund."

Sie erwiderte das Lächeln, dann schüttelte sie seine ausgestreckte Hand.

„Es freut mich, dich kennenzulernen. Nenn mich doch Theresa, dann fühle ich mich nicht ganz so alt."

Die nächste halbe Stunde wurde tatsächlich mit Smalltalk über die Messe gefüllt. Schließlich liefen wir zusammen mit Theresa zurück und sie lud uns ohne Umschweife in ihr Haus ein. Dort half ich ihr dabei, unser Essen zu kochen. Es fühlte sich gut an, durch eine Küche zu huschen und dabei mit anderen Leuten zu scherzen.

Denn das war das, was wir machten. Erst beim eigentlichen Essen wurden unsere Themen erster und ich erzählte Theresa, was ich in den letzten Monaten gemacht hatte. Dabei ließ ich geflissentlich ein paar Details aus, wie zum Beispiel meine Freundinnen. Außerdem spielte ich mein eigenes Verhalten etwas herunter. Theresa hielt viel von mir, da wollte ich sie nicht enttäuschen.

Als wir uns schließlich verabschiedeten, hatte Theresa Tränen in den Augen und umarmte uns fest. Dann forderte sie, dass wir versprachen, bald noch einmal vorbei zu kommen. Natürlich versprach ich es ihr. Bald waren schließlich Ferien und ich würde es mir nicht nehmen lassen, nach Hause zurück zu kehren.

Zu meiner Überraschung versprach auch Rhyse ihr seine baldige Rückkehr. Als ich ihn auf dem Rückweg darauf ansprach, schenkte er mir jedoch bloß ein kleines Lächeln.

„Was soll ich sagen? Theresa kocht wunderbar."

Die Strecke schien dieses Mal um einiges kürzer, da wir schon um kurz vor sechs ankamen, obwohl wir zwei Stunden später als am Freitag abgefahren waren. Vor dem Haus blieb Rhyse im Auto sitzen und blickte stirnrunzelnd auf ein Auto in der Auffahrt. Dann seufzte er.

„Du wirst gleich Will kennenlernen. Meine Eltern sind der Meinung, dass wir beide ein wunderbare Paar abgeben würden und er mag es, sie darin zu bestätigen."

Ich musterte das Auto noch einmal, eindeutig ein teurer Wagen, dann sah ich zu Rhyse.

„Und was hältst du von diesem Will?"

Auch wenn ich versuchte, es zu verhindern, klang ich eindeutig eifersüchtig. Und warum auch nicht? Tom würde mir bestimmt den Kopf abreißen, wenn er erfuhr, dass ich in einer Beziehung mit seinem Sohn war. Mit jemanden, der sich teure Autos leisten konnte, konnte ich nicht mithalten.

„Er ist ein arroganter Idiot. Außerdem ist er meinem Vater viel zu ähnlich."

Rhyse verzog das Gesicht und ich lächelte erleichtert.

„Das hört man doch immer wieder gerne."

Ein paar Sekunden blieben wir noch sitzen, dann seufzte Rhyse ein weiteres Mal und stieß seine Autotür auf. Ich folgte seinem Beispiel und half ihm, unser Gepäck auszuräumen. Dann liefen, wohl etwas langsamer als sonst, zur Tür.

Wir standen kaum vor der Tür, da riss Lina diese buchstäblich auf und strahlte uns – sprich Rhyse – fröhlich an.

„Hallo Rhyse, wir haben dich schon vermisst."

Rhyse begrüßte sie ebenfalls, wenn auch nicht halb so überschwänglich. Dann betraten wir die Diele und Lina schenkte mir ein kleines Lächeln, als hätte sie erst jetzt bemerkt, dass es mich auch noch gab. Ich verstand sie nicht. In einem Moment war sie freundlich, im nächsten Moment schon war ich unsichtbar. Konnte sie sich nicht einfach entscheiden?

Ich erwiderte das Lächeln mit dem wohl am wenigsten überzeugenden Grinsen und stapfte wortlos die Treppe hinauf in mein Zimmer. Rhyse folgte mir und begab sich dann in das Gästezimmer, in dem er residierte.

Müde und unglücklich, meine kleine glückliche Blase verlassen zu haben, stellte ich meinen Koffer ab, ließ meinen Schulrucksack neben den Schreibtisch plumpsen und fiel auf mein Bett.

Dann schloss ich die Augen. Schlaf klang gerade wirklich unglaublich. Doch eine Pause war mir nicht vergönnt, da Rhyse keine fünf Minuten später in mein Zimmer platzte.

„Komm mit, wir sollten etwas essen. Und du solltest die Schuhe ausziehen."

Ich stöhnte genervt, ließ mich dann jedoch in die Höhe ziehen und schlüpfte aus meiner Jacke, die ich auf den Boden fallen ließ. Dann stapfte ich die Treppe vor Rhyse hinunter und entledigte mich meiner Schuhe, die ich einfach irgendwo stehen ließ. Er sagte nichts dagegen, sondern zog mich einfach in das Esszimmer, in dem Lina und Tom mit drei weiteren Leuten warteten. Diese Leute starrten in unsere Richtung, während Rhyse mich zum Tisch dirigierte und auf einen Stuhl drückte.

Er blieb hinter mir stehen, seine Hände fest auf meinen Schultern als würde ich sonst aufspringen und wegrennen, und lächelte in die Runde.

„Hallo Will, Hallo Frank. Es freut mich dich zu sehen, Meredith", begrüßte er die Gäste.

Erst nachdem auch sie ihn gegrüßt hatten, ließ er meine Schultern los und setzte sich auf den Stuhl neben mir. Da das Essen schon auf den Tellern wartete, Schnitzel mit Champignonsoße und Ofenkartoffeln, konnten wir direkt loslegen.

Ich schwieg, wie eigentlich immer, und schob das Essen auf meinem Teller herum. Die Soße war eindeutig zu gewürzt, das Schnitzel zäh und die Kartoffeln zu hart. Nicht Linas Bestleistung.

Die anderen am Tisch führten Smalltalk und lobten das Essen, doch selbst Rhyse, die Höflichkeit selbst, aß heute sehr langsam und klang nicht so enthusiastisch wie sonst.

Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel, während er mit den Gästen sprach. Wann immer er mit Meredith sprach, einer Frau Mitte 50 mit grauem Dutt und rosa Lipgloss, schien er etwas mehr zu lächeln, als würde es ihm tatsächlich Freude bereiten, mit ihr zu sprechen. Wenn jedoch Frank, er schien eindeutig älter als Meredith zu sein und führte einen Bierbauch mit sich, oder Will, sein schmieriger Sohn mit zu viel Gel im Haar, sich einmischten, verengten sich Rhyse' Augen und das Lächeln erreichte seine Augen nicht mehr.

„Wo warst du denn das ganze Wochenende über? Wir haben dich schon vermisst", lenkte Frank das Thema schließlich vom Wetter weg.

Hatte ich schon erwähnt, dass diese Leute sich die größte Mühe gaben, mich zu ignorieren? Tom und Lina taten es ihnen gleich, die Idioten.

„Wir waren in Luxe Heimatstadt", antwortete Rhyse schlicht, dann drehte er sich seinen Eltern zu.

„Wusstet ihr, dass Rick auch dort lebt?"

Tom verzog das Gesicht, als würde er das Thema nicht gerne anschneiden. Wahrscheinlich passte die frühe Schwangerschaft so gar nicht in seine kleine, heile Welt.

Am Tisch wurde es still und so ziemlich jeder starrte auf seinen Teller, während Tom seinen Sohn missmutig musterte.

„Nein, das wusste ich nicht. Aber danke für die Information, jetzt habe ich einen weiteren Grund, diese Stadt zu meiden."

Ich hob meinen Kopf und funkelte ihn über den Tisch hinweg an. Ich wusste ganz genau, dass er auf mich anspielte, doch die Gäste nicht. Denn Will beugte sich neugierig etwas vor.

„Es gibt noch einen Grund dafür?"

Tom nickte und richtete seinen Blick zum ersten Mal an diesem Tag auf mich. Dann lächelte er schmallippig.

„Die Bewohner dieser Stadt können ihre Kinder meiner Erfahrung nach nicht richtig erziehen. Nicht wahr, Luxe?"

Frank schien die Aussage lustig zu finden, ich hingegen musste meinen Ärger herunterschlucken. Tom konnte es wirklich nicht lassen, meine Eltern da mit reinzuziehen.

Als ich kurz davor stand, einfach eine Kartoffel nach Tom zu werfen, kam mir eine Idee. Wenn er unter der Gürtellinie operieren wollte, na schön. Ich würde einfach gleiches mit gleichem vergelten. Also stand ich auf und griff nach meinem Teller.

„Immerhin können die Leute da kochen. Nicht wahr, Tom?"

Damit marschierte ich in die Küche und ließ die Gesellschaft, der jetzt eindeutig nicht mehr zum Lachen zu Mute war, zurück. Meinen Teller stellte ich einfach irgendwo ab, dann stapfte ich laut die Treppe hinauf und knallte meine Zimmertür zu, wie ein kleines, wütendes Kind. 

Continue Reading

You'll Also Like

274K 13.7K 28
"Wir könnten doch... kuscheln?" "Lieber erfriere ich." _______________ Wenn man sich zu zweit in einem Wald, im tiefsten Winter verirrt, kann einem n...
382K 12.1K 87
Dahlia Verfolgt von ihrer Vergangenheit wagt sie einen Neustart. Nur ein Koffer und eine Tasche beinhalten ihr Leben, als sie in ihrer neuen Heimat a...
569K 34.2K 44
-Wird überarbeitet- Wie viel würdest du aufgeben um deine Familie zu beschützen? Vor dieser Frage steht der siebzehn jährige Luke. Seit seine Mutte...
115K 4.6K 41
,,Du warst vorhin irgendwie bisschen komisch. Nach dem in der Dusche... du weißt schon", sagte Jonathan. ,,Nein, alles gut", log ich. ,,Ich glaube, d...