Shadow

By Flackerlicht

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Hope und Shadow. Die Hoffnung und der Schatten. Hope ist eine Aussenseiterin, meistens alleine und auch glü... More

Widmung
Playlist
Prolog
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
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28.
29.
30.
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37.
38.
39.
40.
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42.
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44.
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50.
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52.
53.
54.
55.
56.
57.
58.
59.
60.
61.
Epilog
Zitate
Danksagung

11.

1.4K 95 58
By Flackerlicht

»Ich bin neben meinem spießigen Vater gar nicht dazu gekommen, dir zu sagen, wie atemberaubend du heute aussiehst. Ich meine, du siehst ja sonst schon bezaubernd aus, aber in diesem Aufzug...«, begrüsst mich Shadow mit einem anerkennenden Ausdruck in den Augen.

Von Nahem sieht er selbst noch viel besser aus.

»Vielen Dank, holder Prinz«, sage ich zu Shadow, da er heute ja sowas wie ein Prinz ist. Er schüttelt belustigt den Kopf, bevor er nach jemandem Ausschau hält.

»Wo sind denn Ruby und Camila?«, fragt er keine Sekunde später. Da sieht man einmal mehr, was für eine geniale Mimikenleserin ich bin. Ich deute auf zwei Tanzpaare mitten auf der Tanzfläche.

»Die beide tanzen mit Ash und Wes«, antworte ich ihm.

»Würdest du auch gerne tanzen?«, ist seine nächste Frage, worauf ich nicht anders kann, als begeistert zu nicken. Ich liebe es zu tanzen, vor allem in so einem Aufzug. Schliesslich würde das dann heißen, dass ich mich grundlos so herausgeputzt habe.

Ich mache mich schon bereit, in Tanzposition zu gehen, werde jedoch sofort von Shadow unterbrochen.

»Tut mir Leid, Hope. So war das nicht gemeint, ich-...ich tanze nämlich nicht«, sagt Shadow, worauf ich meine Hände sofort wieder sinken lasse. Geht es eigentlich noch peinlicher? Ich versuche mir meine Scham nicht anmerken zu lassen, worauf ich allerdings anfange wie ein Psycho zu lachen, was die Sache nicht bessermacht. Himmel, ich bin so eine Idiotin.

»Du tanzt nicht?«, fragt eine Person hinter Shadow überrascht, und ehrlich, ich bin noch nie so froh gewesen, Jane zu sehen. Ich kann mich gerade noch so zurückhalten, nicht erleichtert aufzuatmen.

»Nein. Ich führe lieber stehend Gespräche«, erklärt ihr Shadow, und versucht dabei möglichst höflich zu klingen, da Jane ihn anscheinend echt überrumpelt hat.

»Das ist nicht möglich. Niemand in dieser Klasse mag es nicht zu tanzen«, streitet sie ab und zieht ihn mit sich auf die Tanzfläche. Tja, dann ist die Hoheit anscheind mit Jane verschwunden.

Wenigstens muss ich mich jetzt nicht mit meiner Peinlichkeit herumschlagen. Aber einmal mehr hat sich gezeigt, dass man nur Jane heißen muss, um jemanden, der es nicht mag zu tanzen, auf die Tanzfläche zu schleppen. Ich seufze, doch es bleibt mir nicht viel mehr Zeit, darüber nachzudenken, da schon die nächste Person neben mir zum Stehen kommt.

»Hope, richtig?«, fragt Mr. Quinn. Himmel, hat der mich erschreckt. Ich nicke langsam, versuche keine überrumpelte, schroffe Antwort zu geben.

»Willst du tanzen? Wie ich sehe, ist Shadow gerade zu beschäftigt, um mit dir plappern zu können.«

Autsch.

»Gerne«, sage ich allerdings trotzdem. Immerhin ist dieser Mann der Gastgeber dieser Veranstaltung. Genau rechtzeitig zu einem neuen Lied befinde ich mich also mit Shadows Vater auf der Tanzfläche. Also wenn das nicht eine ungewöhnliche Situation ist, dann weiß ich auch nicht weiter.

»Du und Shadow versteht euch anscheinend gut«, beginnt mein Gegenüber schliesslich ein Gespräch.

»So gut wie man sich nach zwei Tagen eben verstehen kann.«

»Das freut mich zu hören. Shadow ist in einer sehr verschlossenen Gesellschaft aufgewachsen. Es hat immer nur seine Mutter und mich gegeben«, erklärt Mr. Quinn.

»Und dann hat es begonnen, sich zu verändern.« Ohne jede Mine zu verziehen spricht er weiter. Ich frage mich, wieso ihm das so einfach fällt. Es sollte schliesslich nicht so einfach sein. Es ist nicht einfach, jemanden zu verlieren, den man liebt. Vor allem nicht, wenn diese Person Selbstmord begangen hat.

»Shadow hat schon immer zu den Personen gehört, die man nicht hat kontrollieren können. Er hat seinen eigenen Kopf. Er macht, was ihm gerade so einfällt. Und er ist noch lange nicht so unschuldig wie er aussieht.«

Ich will schon vor Schrecken zurückweichen, doch Mr. Quinn hält mich fest. So fest, dass es fast schon wehtut. Doch noch viel schlimmer sind die Worte, die er gesagt hat.

»Aber das ist jetzt nicht wichtig. Wir kommen später darauf zurück. Wie geht es denn dir und deinen Eltern, Hope? Dein Vater erzählt immer nur, wie fleißig und sparsam du bist«, wechselt Mr. Quinn so abrupt das Thema, dass ich nicht anders kann, als erstaunt zu blinzeln. Der Typ ist echt erstaunlich schlecht darin, eine Konversation gut zu erhalten.

Allerdings macht es mich stuzig, was er da sagt. Mein Vater? Himmel, nein. Wie kann ein Mensch nur so verdorben sein? Er weiß anscheinend ganz genau, dass dieser absolut keine Lust auf mich und Mom hat.

»Ich...entschuldigen Sie mich«, murmle ich und will mich von Mr. Quinn lösen, was er jedoch verhindert, indem er meine Hand regelrecht zerquetscht. Und ehrlich, man kann meine Hand knacken hören. Nicht brechen, aber Knacken.

Schmerzen durchzucken mich, doch das bringt Shadows Vater nicht dazu, seinen Griff zu lösen. Er greift sogar an meiner Hüfte heftiger zu. Ich hoffe einfach, dass ich nicht mitten auf der Tanzfläche zu heulen beginne. Der Typ verabreicht mir blaue Flecken bis zum Geht-Nicht-Mehr. Shadow tut mir mit jeder Sekunde, die ich neben seinem Vater verbringe, mehr Leid.

»Ich kenne eure Familiengeheimnisse, Hope. Mach dir darüber einmal keine Sorgen. Ich habe überall meine Augen und Ohren. Vor allem aber finde ich es immer interessant, wenn dein Vater mir Geschichten erzählt. Wie zum Beispiel, dass du und deine Mutter ihn einfach vor die Tür gesetzt habt.«

Wie bitte? Mr. Quinn und mein Vater?! Was zum Teufel, verdammt! Shadows Vater lässt mich mit einem missbilligenden Blick endlich los, doch nicht einmal das Pulsieren meiner Hand holt mich zurück in die Realität. Ich kann einfach nicht fassen, wie verdammt verlogen mein Vater ist. Früh genug merke ich, dass ich einfach alleine dastehe, also mache ich mich auf den Weg, um zu verschwinden.

Weil ich ja heute einen vollkommenen Glückstag habe, komme ich sogar unversehrt von der Tanzfläche. Also mehr oder weniger. Ich laufe zumindest in niemanden herein. Und unter den langen Ärmeln meines Kleides kann ich sogar meine demorlierte Hand verstecken, die mittlerweile schon ein wenig angeschwollen ist. Was für ein glückliches Kind ich doch bin, oder etwa nicht?

Allerdings bleibt mir jeder innerliche sarkastische Kommentar in der Kehle stecken, als ich plötzlich dem Trainer von Shadow gegenüberstehe. Ich versuche mir einen möglichst höflichen Gesichtsausdruck auf mein Gesicht zu klatschen, weil ich schon ungefähr weiss, was auf mich zukommt. Einen passenderen Tag für solchen Müll kann es gar nicht geben.

»Da bist du ja! Ich habe dich den ganzen Abend gesucht. Wie ist denn das Training gewesen?«

Genau was ich erwartet habe.

»Gut«, lüge ich.

»Also bist du aufgenommen worden? Ich wusste es! Ich habe meiner Frau ja schon gesagt wie hervorrage-«, freut er sich unnötigerweise, verstummt allerdings, als er sieht, wie ich mein Gesicht verziehe.

»Ich bin nicht im Team«, sage ich, und zum ersten Mal ist mir so richtig unwohl dabei. Ich hasse es, jemanden zu enttäuschen. Bei Mom ist es ja noch gegangen, aber sein Gesicht ... das ist eine andere Stufe von Enttäuschung.

»Wieso denn nicht?«, fragt er kleinlaut und ich fühle mich, wie wenn er Kind wäre und ich ihm sein Lieblingsspielzeug genommen hätte.

»Ich habe mit einer Spielerin gestritten«, erkläre ich gepresst. Was für ein toller Tag. Was für eine tolle Situation.

»Das tut mir Leid. Wenn du willst, kann ich ein gutes Wort bei meiner Frau für dich einlegen.«

»Ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Schliesslich ändert das ja nichts daran, dass ich mit einigen Menschen einfach nicht auskomme«, lehne ich sein nettes Angebot ab, auch wenn tief in meinem Inneren etwas danach schreit, meine Worte zurückzunehmen und zuzusagen.

Der Trainer nickt langsam. Resigniert. Wieder keimt schlechtes Gewissen in mir auf. Wieso muss es denn so schwer sein, einfach einmal auf sich selbst zu achten, und sich nicht in die Gefahrenzone zu begeben?

»Sieh einfach zu, dass du nicht deinen Spaß daran verlierst und in der Übung bleibst, bis du dann etwas mit deinem Talent anfängst. Du und Shadow ihr seid einfach total talentiert. Du vielleicht sogar noch ein Bisschen mehr. Lass das nicht zerfließen.«

Damit lächelt er mich noch einmal an, ich nicke und er verschwindet. Also etwas ist klar: Ich habe definitiv genug von diesem Abend. Ich will nur noch zurück in mein Bett.

Könnt ihr Hopes Reaktion nachvollziehen? Und wer zählt bisher überhaupt zu euren Lieblingscharakteren?
Wir lesen uns im nächsten Kapitel wieder und ich wünsche euch schon einmal einen wunderschönen 2. Advent 🕯🕯🎄!

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