Shadow

By Flackerlicht

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Hope und Shadow. Die Hoffnung und der Schatten. Hope ist eine Aussenseiterin, meistens alleine und auch glü... More

Widmung
Playlist
Prolog
1.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
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17.
18.
19.
20.
21.
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53.
54.
55.
56.
57.
58.
59.
60.
61.
Epilog
Zitate
Danksagung

2.

2K 131 85
By Flackerlicht

Leider habe ich Shadow heute Morgen nicht mehr gesehen, was heißt, dass es mir nicht möglich gewesen ist, ihn nach Informationen auszuquetschen, falls ich das überhaupt getan hätte. Ausserdem bin ich nicht lange genug im Gang geblieben, um ihn wieder aus dem Sekretariat laufen zu sehen. Nicht sehr cool.

Zumindest nicht für mein Informationen liebendes Herz. Okay, es liebt nur Informationen, die es noch zu erkundigen gilt. Und herauszuquetschen.

Deshalb bin ich umso überraschter, als plötzlich jemand sein Essenstablett mir gegenüber auf den Tisch knallt. Auch wenn mich der Knall zusammenfahren lässt, beschliesse ich höflich zu bleiben. Doch als ich dabei Shadow erkenne - zumindest seine Kleidung und die Haltung, die ihn verraten -, bin ich für einen Moment lang zu perplex, um überhaupt irgendetwas zu machen.

Wir kennen uns nicht und das ist der Tisch der Aussenseiter. Ausserdem liegt auf meinem Tisch eine Zeitung, die seine Mutter und ihre Tat bis aufs Äusserste verhöhnt. Und das noch auf der Titelseite.

Ich schlucke kurz, bevor ich die Zeitung zusammenklappe, sodass er sie nicht mehr sehen muss.

»Sorry«, sage ich also als Begrüßung. Dann bin ich still und versuche mein Essen einigermaßen normal zu essen, was echt nicht so einfach ist, wenn man dabei von allen Seiten angestarrt wird, wie ein ausgestelltes Tier.

Dabei ist das noch nicht einmal das Schlimmste. Denn Shadow sieht auf die Zeitung, als würde er sie am liebsten gerade packen. Und das tut mir leid.

»Du kannst dich ruhig bedienen. Hab' sie nämlich schon gelesen«, seufze ich also. Ich will damit kein Gespräch oder so anfangen, aber ich will auch nicht, dass es sich so unangenehm anfühlt zu essen.

Shadow sieht mich an. Ich weiß es. Ich spüre es. Aber ich kann keine seiner Gesichtszüge erkennen. Er hält sie versteckt. Von seiner gesenkten Körperhaltung und dem Haar wird alles schön verdeckt. Und zu allem Übel muss er noch genau vor dem Fenster sitzen, was heißt, dass die Sonne direkt auf seinen Rücken scheint und einen Schatten über das wenige Bisschen wirft, das nicht von Stoff verdeckt ist.

»Ich hab die Zeitung schon gelesen«, informiert mich Shadow nach einigen Sekunden des Schweigens. Seine Stimme ist erstaunlich rau. Also nicht so, dass man genau weiß, dass er ein Raucher ist, aber sie hat ein leichtes Kratzen, welches sie irgendwie schön anzuhören macht. Und interessant.

»Wie gewöhnlich schreiben sie nur das, was ihnen gerade so einfällt. Unüberlegter Bullshit«, fährt er verärgert fort. Verständlich. Ich meine, wer will schon etwas über seine tote Mutter lesen, das sie extremst in den Dreck zieht?

»Tja, wenn man die Wahrheit nicht kennt, muss man eben Dinge erfinden«, versuche ich Shadows Wut ein wenig zu mildern, obwohl ich wahrscheinlich eher das Gegenteil bewirke. Ich höre mich an, als würde ich die Presse verteidigen.

»Sie kennen die Wahrheit. Das Quinnspaper ist eine Familienproduktion. Dort arbeiten nur Tanten von mir, also alle verwitweten. Meiner Mutter nach können die am besten schreiben. Also bis jetzt haben sie sich nicht sonderlich bewiesen.«

Shadow sagt das, als wäre es nichts, aber es kommt mir irgendwie falsch vor. Quinnspaper gehört nicht nur den Quinns, sondern dort arbeiten auch nur Quinns? Wieso schreiben sie dann nicht die Wahrheit, sondern solche Dinge?

Das erste, was mir dazu einfällt, ist Hass, aber das wird es wohl kaum sein. Vielleicht dieselbe brennende Wut, die Shadow im Moment empfindet und dahinter vielleicht sogar noch Verletzlichkeit. Schliesslich haben sie ja ebenfalls ihre Familie - oder zumindest die Ehemänner verloren, wenn sie nun verwitwet sind.

Bevor ich aber irgendwelche Fragen stellen kann, kommen die Beliebten an unseren Tisch. Also der Starquarterback, der Capitan des Footballteams, einige seine Macho-Freunde und der Cheerleaderbienenstock. Ich verdrehe die Augen. Wieso ist ihr Ziel immer, mir meinen Tag zu verderben, und das mit ihrer blossen Anwesenheit?

»Wen haben wir denn da?«, fragt eine der Cheerleaderinnen. Die sind hier praktisch alle gleichgestellt. Deshalb ist man auch nur ein Teil der Beliebten, wenn man ins Cheerleaderteam kommt. Tja, das habe ich nicht gewollt und deshalb bin ich jetzt ein Aussenseiter.

»Shadow Quinn«, fährt eine ihrer Bienenfreundinnen fort. Oh, Mann. Diese Leute sind echt nervig. Wie ist es überhaupt erlaubt, mit so nervtötenden Stimmen zu sprechen? Kaum merklich beginne ich meine Sachen zusammenzupacken, sodass ich bei der nächsten Gelegenheit verschwinden kann.

Shadow sieht entgegen meiner Erwartung nicht vom Tisch auf, so als wären diese Menschen gar nicht hier. Und irgendwie finde ich das deshalb gerade echt witzig. Nicht so witzig, dass ich laut loslachen würde, aber dennoch genug witzig, um auf meine nicht lackierten Nägel zu starren, damit die anderen mein Grinsen nicht sehen können und das Gefühl haben, dass ich mich über sie lustig mache.

»Na schön, wenn er nicht mit uns reden will, dann reden wir eben mit ihm«, fährt die Obertusse, deren Name nicht Wert ist, genannt zu werden, fort. Sie nimmt neben Shadow Platz und greift dann schamlos um seinen zugegeben muskulösen Arm. Wenn er seine Jacke nicht anhätte, würde sie wahrscheinlich noch zu sabbern beginnen. Ich verstehe nicht einmal, was sie mit diesem Zug bewirken will? Möchte sie ihn dumm anmachen oder versuchen, cool zu wirken?

»Wo fangen wir am besten an?«, fragt sie den Capitain des Footballteams. Und das ist es dann mit mir gewesen. Ich bin mir sicher, dass jetzt etwas über mich kommen wird. Diese Leute können mich nicht ausstehen und das nur, weil ich schultechnisch immer besser gewesen bin als sie.

»Wie ist es so gewesen, als du erfahren hast, dass Rovena Quinn sich umgebracht hat?«, stellt der Starquarterback die wohl unangenehmste Frage, die man einem Menschen, dessen Mutter Rovena Quinn heisst und sich umgebracht hat, stellen kann. Er ist echt ein Miststück. Hat er überhaupt eine Erziehung genossen oder haben ihn seine Eltern in einen Pool mit Geldscheinen gesteckt, wo er hätte lernen sollen, wie man schwimmt?

»Ich nehme einmal an, dass dir kein Anstand Zuhause beigebracht worden ist?«, entgegnet Shadow nur fragend. Dass ihn die Frage erreicht hat, ist klar, weil seine Haltung ziemlich verspannt ist. Scheint so, als hätten wir dieselben Gedanken geteilt.

Der Starquarterback versucht sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sein Ego gerade angekratzt worden ist und fährt fort, seine Dummheit in die Welt zu setzen. Ganz ehrlich, so fühlt es sich nämlich jedes Mal, wenn ein Wort seinen unverschämten Mund verlässt.

»Wo wir doch schon ›Zuhause‹ und ›beibringen‹ in einem Satz haben...Was habt deine Mutter und du eigentlich getrieben, als sie dir Privatunterricht gegeben hat? Es wird wohl einen Grund geben, dass du nie an einer öffentlichen Schule gewesen bist oder überhaupt ein Teil der Öffentlichkeit.«

Ein Grinsen huscht über das Gesicht der Sportler und einige der Cheerleaderinnen beginnen zu kichern, wie irgendwelche dumme Enten. Ich muss mich echt am Riemen reissen, um ihnen das nicht abzuwürgen. Denn mit jedem Wort, das aus dem Mumd der Sportler kommt, streuen sie mehr Salz in die Wunde des Schattens der Queenston High. Vor allem sind sie dabei noch so gemein. Ich meine, was zum Teufel soll das?

»Ich kann die versichern, dass der einzige Grund, weshalb er niemals an einer öffentlichen Schule gewesen ist, solche Menschen wie du sind. Sie reden mehr dummes Zeug, als ein Neugeborenes weint. Aber vermutlich ist dir das nicht bewusst, weil du sowieso keine Hirnzellen hast, wo du so etwas wie Allgemeinwissen oder gesunden Menschenverstand speichern könntest«, sage ich also süffisant lächelnd, während ich mich langsam erhebe, um zu verschwinden, bevor ich ihnen noch die Augen auskratze, hauptsache, sie lassen Shdow in Ruhe.

Ich weiss nicht, was da genau aus mir gesprochen hat. Vielleicht war es mein Bedürfnis, diesen Menschen einfach einmal meine Meinung zu geigen. Oder wie widerwärtig sie sich benehmen, auch wenn ich gar noch nicht zu diesem Teil gelangt bin.

Denn ob man es glaubt oder nicht, sie sind einmal meine Freunde gewesen. Ich habe einmal dazugehört. Wie man sieht habe ich gelernt, und das, weil mir einfach die Augen aufgegangen sind. Das wundert mich irgendwie, weil es für mich immer schwer ist, mir Dinge einzugestehen, aber vielleicht ist es auch einfach gewesen, weil ich diese Menschen nicht mehr ertragen habe.

Wahrscheinlich hat es mich aber einfach genervt, dass sie so grausam zu anderen sind. Ich meine, Shadows Mutter hat sich vor Kurzem umgebracht. Sein Leben hat eine drastische Wendung und diese Menschen reiten einfach darauf herum, als wäre es normal für so jemanden wie ihn.

Aber das ist es nicht. Kein Kind trägt keinen Schaden davon, wenn seine Mutter stirbt, wenn sie sich dann noch selbst umgebracht hat, ist es umso schlimmer. Denn man kann sich die Schuld wortwörtlich selbst in die Schuhe schieben, auch wenn es so nicht richtig ist.

Der Hauptgrund aber, wieso sie wahrscheinlich so zu ihm sind, ist, dass er mit mir am selben Tisch gesessen ist. Und das können sie nicht ertragen. Nicht, nachdem sie selbst die nettesten Nerds mit Lügen von mir haben abschrecken können.

Und das nervt mich. Also wenn ich schon der Grund bin, dass sie sich so gegenüber ihm benehmen, kann ich auch gefälligst etwas dagegen machen.

Ist Hopes Reaktion übertrieben gewesen? Oder hättet ihr genauso gehandelt 🤔 ?

🎄 Und was habt ihr eigentlich so für Adventskalender Zuhause (falls ihr überhaupt welche habt)?

Ich wünsche euch allen noch einen schönen Tag und wir lesen uns morgen wieder 🤩

Nur ganz kurz; Bei wem schneits auch ❄️?!

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