Riverdale

By _Roxana_Tomlinson_

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Riverdale scheint auf den ersten Blick ein ruhiges, friedliches Städtchen zu sein, doch der Schein trügt. Sei... More

Das Flussufer
Im Zeichen des Bösen
Der Tod kommt zweimal
Die letzte Vorstellung
Herz in der Finsternis
Die Satansweiber
Ein einsamer Ort
Die Outsider
Die große Illusion
Das verlorene Wochenende
Einmal Riverdale und zurück
Anatomie eines Mordes
Das süße Jenseits
Der Kuss vor dem Tode
Nachteulen
Schreie der Verlorenen
Der Umleger
Das Grauen kommt um Zehn
Death Proof - Todsicher
Geschichten aus der Schattenwelt
House of the Devil
Stille Nacht, Horror Nacht
Die Staat der Gewalt
The Wrestler
The Wicked and the Divine
Das verräterische Herz
Hügel der blutigen Augen
There Will Be Blood
Mit aller Macht
Die Schlinge zieht sich zu
Die letzte Nacht der Titanic
Prisoners
Im Schatten des Zweifels
Judgment Night - Zum Töten verurteilt
Brave New World
Labor Day
Katakomben
The Midnight Club
Gesprengte Ketten
Blutmond - Roter Drache
Outbreak - Lautlose Killer
Der Fremde
Die blutrote Dahlie
Bizzarodale
Requiem für einen Weltergewichtler
Twin Peaks
American Dreams
Big Fun
The Raid
Der zuckersüße Tod
Fear the Reaper
Prom Night
Übersteht die Nacht
In Memoriam
Ich glaub', ich steh' im Wald
Hundstage
Halloween
Zeugin der Anklage
Heriditary - Das Vermächtnis
Der Eissturm
In Treatment - Der Therapeut
Tangerine
Varsity Blues
Quiz Show - Der Skandal
Men of Honor
Die Iden des März
How to get away with Murder
To Die For
Verschlossen und verriegelt
Wicked Little Town
Lynch Style
Mord an Mr Honey
Höhepunkt
Die Preppy-Morde
Der Abschluss

Von Gott und Menschen übersehen

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By _Roxana_Tomlinson_

Wir kennen das alle. Am ersten Tag des Schuljahres haben alle Schmetterlinge im Bauch. Wir sehen uns um und fragen uns, wo pass ich hier rein? Mit wem sitze ich in der Mittagspause zusammen? Überstehe ich es überhaupt bis zur Pause? Multipliziert das mit Tausend. Dann wisst ihr wie Archie Andrews sich gefühlt hat, als er in der Leopold and Loeb Strafanstalt aufgenommen wurde. "Mein Gott, Dilton ist tot?", fragte ich geschockt und konnte nicht glauben, was Jughead uns gerade erzählt hatte. Ich war nie ein Fan von diesem Kerl gewesen, aber dennoch würde ich ihm nie den Tod wünschen.
"Ja. Und Ben vom DriveIn ist auf der Intensivstation.", entgegnete uns Jughead. Sein Gesichtsausdruck zeigte uns, dass er mehr als bestürzt war. "Die Ärzte wissen nicht wann und ob er wieder aufwachen wird. Sheriff Minetta hat mich gebeten wegen seiner Familie über die Sache zu schweigen, aber Leute, was ich gesehen hab war..."
"Was, Jug?", fragte Betty nach.
"Das war wie 'ne Opferstätte. Ihre Lippen waren blau. Dann waren da diese Kelche, gefüllt mit Gift oder sowas in der Art. Außerdem lagen Tierknochen im Kreis. Am Baum waren Markierungen eingeritzt. Und 'ne geflügelte Totemfigur mit einem Schädel und Zweigen."
Verwirrt runzelte ich die Stirn. Für mich hörte sich das beinahe so an, als hätten sie Dilton geopfert. Aber wieso? "Also war es ein Mord oder ein schief gelaufener Selbstmordpakt?", fragte Betty genauso verwundert.
"Ich hab keine Ahnung. Ich hab Ben und Dilton vorher gesehen. Sie haben im Pop's dieses komische Spiel gespielt. Dilton hat irgendwas von einem Gargoyle König gefaselt. Ich hab gedacht, dass wir gemeinsam diese Sache untersuchen sollten. Der alten Zeiten wegen. Wenigstens bis wir 'ne neue Spur in Archie's Fall haben." Jughead blickte uns erwartungsvoll an. Eigentlich hatte ich wenig Lust herauszufinden, was da los war. Besonders nach der Sache mit Black Hood. Doch wenn es nur ein Spiel war, war die Sache vielleicht harmlos. Außerdem konnte ich mich so etwas von Archie ablenken. "Die Idee find ich super.", sagte Betty und küsste Jughead sanft auf den Mund. "Vielleicht kann uns Dr Curdle ins Büro des Gerichtsmediziners bringen."

Bisher war ich noch nie beim Gerichtsmediziner gewesen. Durch die eisblauen Fliesen wirkte der Raum kalt und trist. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus. Betty klopfte vorsichtig an die Tür. "Dr Curdle?", fragte sie. Ein junger Mann drehte sich um und blickte uns freundlich an. Er trug einen blauen Kittel und Handschuhe. "Oh, Sie sind nicht...", begann Betty entschuldigend, doch der Mann unterbrach sie. "Ich bin sein Sohn. Wir haben vorhin telefoniert. Ich hab übernommen seit dem Tod meines Vaters.", erklärte er.
"Oh, das tut mir leid.", entgegnete ihm Betty mitfühlend.
"Habt ihr das Geld?"
Sofort griff Betty in ihre Tasche und zog den Umschlag heraus, in dem sich etwas Geld befand. Ich wusste nicht, woher sie es hatte, fragte aber auch nicht nach. Der Gerichtsmediziner nahm den Umschlag entgegen und schaute kurz hinein. "Der toxikologische Bericht zeigt eine tötliche Dosis Cyanid in Mr Doileys Blut. Ich vermute, der überlebende Junge hatte nicht genug getrunken, um die Sache durchzuziehen."
"Dr Curdle, denken Sie, es war Mord oder Selbstmord?", meldete ich mich zu Wort.
"Naja, der Körper zeigt Anzeichen von Stress." Dr Curdle zog das blaue Tuch vom Körper des Jungen. Zum Vorschein kamen drei seltsame Symbole. "Drei Symbole sind in seinen Rücken geritzt. Runen, schätze ich."
"Dürfte ich das fotografieren?", fragte ich vorsichtig nach. Dr Curdle nickte, also nahm ich meine Kamera aus der Tasche und schoss ein Foto von Dilton Doileys Rücken.
"Was ist die Ursache der blauen Lippen?", machte Betty weiter.
"Das Cyanid war in einen Softdrink gemischt, Fresh Aid. Mit Blaubeergeschmack. Etwas daran kommt mir merkwürdig bekannt vor." Dr Curdle sah mich an. "Du hast mich gerade gefragt, ob ich es für Mord oder für Selbstmord halte. Ich bin nicht sicher, aber es ist egal. Was es auch ist, es ist düsterer als das was mit Jason Blossom geschehen ist oder was Black Hood getan hat. Ich glaube, das, was wir vor uns sehen ist das wahre Gesicht des Bösen." Jughead, Betty und ich tauschten Blicke. Was auch immer es war, wenn es mit dem Spiel zu tun hatte, könnten noch mehr so enden wie Dilton.

Als wir einen Tag später nach der Schule ins Krankenhaus gingen, saß eine blonde Frau neben Ben. Ich vermutete, dass es seine Mutter war. "Hallo, Mrs Button.", begrüßte Betty sie, was meine Vermutung bestätigte. "Wir wollten nur sehen, wie es Ihrem Sohn geht." Ben hatte seine Augen geschlossen, was bedeutete, dass er schlief. Mrs Button blickte uns überrascht und etwas überrumpelt an. "Woher kennt ihr meinen Ben?", fragte sie uns.
"Ähm, aus der Schule. Und wir haben im Twilight DriveIn gearbeitet.", erwiderte Jughead freundlich. Ein kleines Lächeln umspielte die Lippen der besorgten Mutter.
"Wie geht's ihm denn?", fragte ich und ging einen Schritt nach vorn.
"Er ist stabil, aber er ist noch nicht aufgewacht."
"Wissen Sie, was im Wald passiert ist, Mrs Button?", fragte ich weiter. Doch Bens Mutter schüttelte den Kopf.
"Nein, Ben war schon immer, wie soll ich sagen, ein kleiner Sonderling. Er blieb gern für sich. Vor allem nachdem seine Klavierlehrerin ermordet wurde." Sofort kam mir Miss Grundy in den Kopf. Sie unterrichtete scheinbar wirklich gerne Jungs. "Aber diesen Sommer hat er sich angefreundet mit äh.."
"Dilton Doiley.", beendete Betty den Satz.
"Ja, genau. Seitdem ist er ein völlig anderer Mensch. Geheimnisvoll. Er hat sich dauernd rausgeschlichen und hatte diese Albträume.", erklärte Mrs Button uns.
"Mrs Button, wissen Sie was das ist und wie es herkam?", fragte Jughead verwundert und nahm eine kleine Figur vom Türknauf. Überrascht betrachtete ich das Teil aus Gräsern und Ästen. Es ähnelte einer dieser Figuren, die Leute bastelten, um andere mit schwarzer Magier zu verfluchen. Vielleicht schaute ich auch einfach zu viele Filme. "Vielleicht hat dieses nette Mädchen es hier gelassen.", vermutete Bens Mutter. Augenblicklich wurde Betty hellhörig. "Dann hat noch jemand Ben besucht, ja?", fragte sie aufgeregt.
"Ja, wohl eine Freundin aus der Schule. Ich weiß nicht, wie ihr Name ist. Mit einer Schleife im Haar." Doch wir kannten nur eine, die sehr gut auf diese Beschreibung passte. Nämlich Ethel Muggs. Plötzlich öffnete sich die Tür und Sheriff Minetta kam hinein. Streng sah er uns an. "Jughead, Betty, Sierra. Ist mir egal, wie Keller als Sheriff die Dinge geregelt hat, aber ich lasse nicht von ein paar Teenagern eine aktive Mordermittlung gefährden."
"Wenn das eine aktive Mordermittlung ist, dann sollten Sie es vielleicht dem Rest der Stadt sagen.", entgegnete Jughead sauer.
"Sheriff Minetta?", fragte ein Deputy hinter ihm. Widerwillig wandte er sich von uns ab und blickte die junge Frau an. "Die Eltern eines Adventure Scouts vermissen seit zwei Tagen ihren Jungen. Wir haben ein vermisste Kind, Sheriff. Der Junge gehörte zu Dilton Doileys Truppe."
Geschockt sah ich Betty an. Ich fragte mich, ob er jemals lebend gefunden werden würde.

Ethel war in ein Buch vertieft, als wir den Aufenthaltsraum der Schule betraten. "Hi, Ethel. Kommt dir das vielleicht bekannt vor?", begann Jughead und hielt dem Mädchen die Figur vor die Nase, die er im Krankenhaus gefunden hatte. Ethel wandte den Blick von ihrem Buch ab und schaute mit geweiteten Augen auf die Figur. "Wo hast du das her?", fragte sie.
"Aus Bens Krankenzimmer. Die Frage ist, was hast du dort gemacht?", fragte Jughead weiter und nahm neben Ethel auf dem Sofa Platz.
"Ich muss euch gar nichts erzählen. Ihr seid nicht die Polizei.", meinte Ethel genervt und stand auf.
"Ethel, warte.", sagte ich. "Wir wollten nur rausfinden, was Ben und Dilton passiert ist und dem verschwundenen Scout."
"Ist das der Gargoyle König?", warf Jughead dazwischen und deutete auf die Figur in seiner Hand.
"Woher weißt du davon?" Die Verwunderung, die in Ethels Stimme lag, war nicht zu überhören.
"Dilton hatte angefangen mir davon zu erzählen, aber er ist nicht weit gekommen. Also, ist er es?"
Ethel schüttelte den Kopf.
"Nein, nein. Er ist das Gegenteil. Ich hab den Talisman gemacht, um Ben zu beschützen.", erklärte sie uns.
"Woher kennst du Ben eigentlich?", warf ich fragend ein und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Er ist mein Freund.", antwortete Ethel lächelnd.
"Ich hab euch zwei noch nie zusammen gesehen."
"Wir sind erst seit diesem Sommer zusammen. Wir waren auch nur die ganze Zeit im Bunker, deswegen..."
"Was für ein Bunker?", unterbrach Jughead sie neugierig.
"Nicht so wichtig."
"Ethel, du...", begann ich frustriert und atmete einmal durch. "Welcher Bunker?", fragte ich dann dringlich. Denn ich hatte keine Lust Spielchen zu spielen.
"Diltons. Im Wald.", sagte Ethel dann zögernd.
"Dilton Doiley hatte einen geheimen Bunker im Wald?", fragte ich völlig perplex. Ich wusste, dass er komisch war, aber das übertraf echt alles. Wofür brauchte er den?
"Das war unser Geheimversteck. Und Diltons auch."
"Und kannst du uns wenigstens sagen, wo er ist?"
"Ich glaub nicht, das ist echt schwer zu beschreiben.", stammelte Ethel.
"Kannst du uns dann zeigen, wo er ist? Ethel, entweder uns oder Sheriff Minetta.", meinte Jughead und sah das Mädchen erwartungsvoll an.
"Gut, von mir aus. Aber ihr müsst es geheim halten.", gab Ethel schließlich auf. "Wir müssen nach zehn gehen, damit uns niemand sieht. Wisst ihr, wo die Fox Footbridge ist?"

Als ich nach Hause kam, stolzierte meine Mutter mit verschränkten Armen auf mich zu. Verwirrt legte ich meine Tasche ab und sah sie an. "Was ist los?", fragte ich sie ahnungslos.
"Sheriff Minetta hat mich angerufen. Er hat dich und deine Freunde beim Rumschnüffeln in Ben Buttons Krankenzimmer erwischt.", erzählte sie mir dann sauer. Seufzend ging ich in die Küche und öffnete den Kühlschrank. "Genau genommen, haben wir uns nur erkundigt, wie es Ben geht. Mum, irgendwas Merkwürdiges geht ihr vor sich, etwas worüber keiner redet.", erklärte ich ihr ruhig und holte etwas Saft heraus. Während ich mir ein Glas aus dem Schrank über der Spüle nahm, blickte meine Mutter mich ungläubig an.
"Ich habe dir schon mal gesagt, dass du dich nicht mehr in solche Dinge einmischen sollst.", sagte sie streng.
Genervt verdrehte ich die Augen.
"Ja, du hast aber auch mal gesagt, dass ich machen soll, was ich will. Damals, als du mich vom Motel abgeholt hast."
"Gut, dann höre genau hin, was ich jetzt sage. Du wirst Ben Button nicht mehr besuchen. Du lässt die Polizei diese Sache regeln. Wir halten uns da raus. Diese Familie macht schon genug durch."
Wütend stellte ich das Glas auf die Theke. Es war nicht meine Schuld, dass das alles passiert war. "Was offensichtlich deine Schuld ist und nicht meine.", entgegnete ich sauer. "Du hast Dad betrogen und nicht einmal darüber nachgedacht, dass er vielleicht nicht der Vater deiner einzigen Tochter ist. Dass Dad früh geht und spät wieder kommt ist deine verdammte Schuld." Dieses Mal hatte ich wohl einen Wunden Punkt getroffen, denn die Gesichtszüge meiner Mutter wurden weicher. Sie fühlte sich schuldig, das wusste ich. Doch das war etwas, das sie selbst gerade biegen musste. Ich würde ihr nicht dabei helfen. Trotzdem breitete sich das schlechte Gewissen in mir aus, weil ich ausgesprochen hatte, was ich die ganze Zeit für mich behalten hatte. "Es gibt noch andere Familien, dessen Leben zerstört wurde. Sieh dir nur Fred Andrews an.", fügte ich noch leise hinzu und ging mit meinem Glas Saft hoch in mein Zimmer.

Abends traf ich mich mit Betty und Jughead im Pop's. Ethel war nie aufgetaucht. Beide waren alleine im Wald gewesen und hatten etwas sehr seltsames entdeckt. Nämlich eine große Figur mit Schädel und Ästen. Laut Jughead, dieselbe Figur, die er gesehen hatte, als er Ben und Dilton gefunden hatte. Ich betrachtete die Zeichnung, die Jughead angefertigt hatte. "Haben wir dieses Ding gerade gesehen?", fragte Betty aufgeregt.
"Wenn ich einen Tipp abgeben müsste, ja. Das ist der Gargoyle König, der zu unserem Glück nicht sehr schnell rennen konnte."
"Dieses komische Ding war zu groß, um Ethel zu sein, würde ich sagen."
"Oder sie ging auf Stelzen, was möglich wäre, denn sie geht nicht an ihr Telefon.", warf ich nachdenklich ein. "Ist auf Diltons Karte irgendetwas Auffälliges?"
"Du meinst, etwas, das wir hätten sehen müssen?", fragte Jughead und breitete die Karte auf dem Tisch aus. "Ja. Siehst du hier? Da hab ich Ben und Dilton gefunden. Das ist der Steg, an dem Ethel uns treffen wollte. Aber das, wonach sieht das für dich aus?" Jughead zeigte auf eine rot markierte Stelle neben dem Steg.
"Ich hab vorhin Runensymbole recherchiert, das war nicht dabei.", erzählte ich Stirn runzelnd. Irgendwas musste ich tun, während Betty und Jughead im Wald waren.
"Wenns kein Symbol ist, wenns die Markierung für die Luke ist?", fragte Jughead. Das wäre sogar möglich.
"Die zu dem Untergrundbunker führt?", hakte Betty nach.
"Wenn die Karte halbwegs stimmt, muss das bei den umgestürzten Bäumen im Fox Forest sein.", sagte Jughead und lehnte sich zurück. "Wir können ihn finden."

Tatsächlich fanden wir die Luke am nächsten Tag recht schnell. Wir hatten Ethel gar nicht gebraucht. Zusammen mit Jughead und Betty hob ich den schweren Deckel hoch und legte ihn zur Seite. Ich klopfte mir den Dreck von den Händen und warf einen Blick in den Bunker. "Wow. Dilton war ja echt ein hardcore Survivalist.", stellte ich verstört fest. "Ich geh vor." Selbstsicher stieg ich die Leiter hinab in den Bunker, dicht gefolgt von Betty und Jughead. Unten angekommen holte ich meine Taschenlampe heraus, um mir den Weg frei zu leuchten. Im Dunkeln sah man nämlich nicht das Geringste. "Ach du scheiße...", murmelte ich, als ich all diese Figuren sah, die an der Decke hingen. Genau dieselben, wie Ethel sie Ben geschenkt hatte. "Das ist wie in einem Phillip K. Dick Roman." Zustimmend nickte Jughead.
"Ich sollte mir mal dringend Bücher von dir ausleihen.", sagte er belustigt. Lachend schüttelte ich den Kopf und sah mich um. Auf einem Tisch war eine Art Kartenspiel, Stifte und Zettel. "Ich glaube, das gehört alles zu dem Spiel, das sie gespielt haben.", merkte Betty an.
"Da, Griffins & Gargoyles.", sagte Jughead und leuchtete auf die Verpackung eines Brettspiels. "Ben und Dilton steckten offenbar tief in der Materie drin."
"Ich frag mich, ob Ethel mit ihnen gespielt hat.", murmelte Betty nachdenklich vor sich hin. Sie bewegte die Taschenlampe durch den Raum und leuchtete auf die Wand, an der eine Zeichnung zu sehen war. "Jug, sieht das nicht aus, wie das komische Ding letzte Nacht?"
"Ja, der Gargoyle König. Man sieht ihn auch hier auf dieser Kupfermünze. Leute." Neugierig gingen Betty und ich auf Jughead zu und schauten uns den Zettel an, auf den er leuchtete. Zwei Kelche waren darauf abgebildet.
"Trink aus dem richtigen Kelch.", las ich vor, was daneben stand.
"Blaue Lippen. Cyanid.", sagte Jughead und schaute sich die Flasche Cyanid an. "Das war 'ne Mutprobe. Alles Teil dieses abartig kranken Spiels."
"Wähle den Kelch, der nicht vergiftet ist. Und gewinne, schätze ich.", meinte Betty entgeistert. "Dann war es Selbstmord."
"Schon möglich. Oder was heimtückischeres als das.", sagte ich und holte meine Kamera heraus, um Fotos von den ganzen Sachen zu machen. Während ich Fotos machte, schrie Betty plötzlich laut auf, was mich zusammenzucken ließ. Beinahe ließ ich die Kamera fallen, doch glücklicherweise hatte ich sie noch halten können. Jughead lief sofort zu Betty und sah nach, was sie so erschreckt hatte. Kurzerhand zog er einen Jungen hervor. Es war der Junge, der vermisst wurde.

"Weißt du, wie besorgt deine Eltern sind?", fragte Jughead ihn streng.
"Ist mir egal. Ich soll mich hier drin versteckt halten bis Master Doiley zurück kommt.", entgegnete er uns launisch und rührte in einer Dose Suppe herum. Tief atmete ich durch. Noch wusste er nicht, dass Dilton tot war. Doch das würde sich bald ändern. "Mein Gott, hast du es nicht kapiert? Dilton kommt nicht mehr zurück.", erklärte Jughead ihm.
"Das ist gelogen."
"Nein, ist es nicht.", schaltete ich mich ein. "Dilton ist tot. Es tut mir leid."
Sämtliche Farbe wich aus dem Gesicht des Jungen.
"Hast du Griffins & Gargoyles mit Dilton gespielt?", fragte Jughead.
"Ja, ich war sein Lehrling. Er hat mir gezeigt, wie man spielt, damit ich irgendwann mitmachen kann."
"Mit Ben Button. Und Bens Freundin, Ethel Muggs."
"Ja, aber Prinzessin Etheline ist im echten Leben nicht Bens Freundin. Nur hier im Spiel. Und sie hat mich gewarnt drei Feinde könnten in den Bunker eindringen.", sagte der Junge sauer. Wenn Blicke töten könnten, wären wir vermutlich tot.
"Tja, jetzt heißt es Game over. Ich bring dich zurück zu deinen Leuten.", meinte Jughead und stand vom Stuhl auf, auf dem er gesessen hatte.
"Und dann besuchen wir noch Prinzessin Etheline.", fügte ich hinzu und schnappte mir meine Kamera.

"Du hast uns versetzt, Ethel.", begann Betty sauer auf das Mädchen einzureden.
"Und du wusstest, wo der vermisste Pfadfinder war und hast niemandem etwas gesagt.", fügte Jughead hinzu. Aber Ethel blieb völlig unbeeindruckt sitzen und schrieb weiter in ihr Heft.
"Und Ben und du, ihr seid kein Paar in Wahrheit.", schob ich hinterher.
"Doch, das sind wir. Wir lieben uns wirklich.", warf Ethel ein.
"Nein, Ethel. Ihr spielt nur ein Spiel. Ein Rollenspiel.", entgegnete ich genervt.
"Ihr habt ja keine Ahnung. Es war viel echter als ihr Spießbürger es verstehen könnt."
"Ethel, wir versuchen dir zu helfen, aber du musst aufhören zu lügen.", begann Betty ruhiger und ging auf sie zu.
"Ich lüge nicht.", widersprach Ethel.
"Okay, machen wir einen Ausflug zu Sheriff Minetta. Dann kannst du ihm deine ganze Geschichte erzählen.", sagte Jughead und stellte sich hinter sie. Seine Arme stützte er auf die Lehne des Sofas, auf dem sie saß.
"Wenn einer von uns mit einem Erwachsenen redet, kann er sehr sehr wütend werden.", teilte Ethel uns leise mit. Fast so, als hätte sie Angst jemand könnte sie hören.
"Wer, Ethel?", hakte ich nach.
"Ihr wisst, was mit Dilton war. Er hat versucht mit dir zu reden und dann ist er..." Ethel brach augenblicklich ab. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Ihre Augen begannen zu flattern und ihr Atem ging schwer. "Ethel, hey. Hey, Ethel.", versuchte es Betty. Doch bevor wir ihr helfen konnten, brach sie zusammen.
"Warte, sie hat einen Anfall.", meinte Jughead panisch und lief aus dem Raum. Panik machte sich in mir breit.
"Ruf den Notarzt!", rief Betty ihm noch zu.

Seufzend kam Betty aus dem Krankenzimmer. "Mrs Muggs sagt, Ethel ruht sich aus. Das ergibt keinen Sinn. Es kann kein Zufall sein, aber Anfälle sind nicht ansteckend, also was, was ist es?", fragte sie aufgeregt und lief auf und ab. Ich wusste nicht, wovon sie sprach. Aber das war okay. Schließlich wusste immer noch niemand, dass Black Hood mein Vater war. Naja, niemand außer Archie.
"Klingt nach 'nem weiteren Rätsel, das wir lösen müssen.", warf ich seufzend ein und erhob mich von dem Stuhl, auf dem ich die ganze Zeit ungeduldig herumsaß. "Wenn du bereit bist."
"Bin ich.", antwortete Betty. "Und vielleicht ist es dasselbe. Vielleicht gibt's eine Verbindung zwischen dem und dem, was mit Dilton und Ben passiert ist. Wollen wir nach ihm sehen, wenn wir schon hier sind?"
Fragend sah ich zu Jughead, der nickte. Zusammen gingen wir den Flur runter in das Zimmer von Ben. Doch was ich da sah, verwirrte mich. Ben saß am offenen Fenster und starrte nach draußen. "Ben?", fragte ich vorsichtig.
"Ben, was tust du da? Komm von dem Fenster weg.", meinte Jughead.
"Es ist okay. Es ist alles okay.", versuchte Betty es ruhig. Ben blickte uns seelenruhig an und lächelte.
"Ich weiß. Ich weiß, das ist es. Ich werd gleich bei Dilton sein. Wir haben die Münze geworfen. Er hatte Angst aufzusteigen. Aber ich nicht."
"Was ist mit deiner Prinzessin Etheline, huh?", fragte ich panisch. Mein Herz klopfte wie wild.
"Wir werden vereint sein. Ja, im Königreich. Eines Tages sind wir das alle. Das ist Teil seines Plans, ihr werdet sehen. Schon bald fliegt ihr auch.", sagte Ben und ließ sich einfach nach hinten aus dem Fenster fallen. Schreiend lief ich zum Fenster, um ihn zu halten, doch es war zu spät.

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