Waldgeister - Der Dämon

By DreamyMelli

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Die 17-jährige Lillian wächst in einer Welt auf, in der es kaum noch Pflanzen gibt. Sie hat eigentlich ein ga... More

Kapitel 1 - "Endlich Ferien!"
Kapitel 2 - "Es tut mir Leid!"
Kapitel 3 - Zwei Ansichten
Kapitel 4 - Eine aufwühlende Nacht
Kapitel 6 - Misteriöser Angriff
Kapitel 7 - Ausbruch der Dunkelheit

Kapitel 5 - Alles ist anders

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By DreamyMelli

Langsam öffne ich meine Augen. Ich liege auf einem weichen Bett, unter meinem Kopf ein Kissen und über mir eine warme Decke.

Eine freudige Stimme spricht: "Molly, sie ist endlich aufgewacht!" Meine Augen wandern durch den hellen Raum. Zu meiner Rechten sitzen meine Freundin Kaja und Schwester Molly. Beide lächeln mich an. "Na, wie geht's dir, Schlafmütze?", fragt Kaja freundlich. "Gut", antworte ich mit leicht verwirrter Stimme: "Wo bin ich hier? Was ist passiert?" Mit ruhigen Worten spricht Kaja: "Du bist im Krankenhaus und hast ganze zwei Tage geschlafen. Du wärst an dem vielen Rauch fast erstickt. Zum Glück hat dich und Molly ein Hubschrauber gefunden!" "Was, Ganze zwei Tage?", wundere ich mich. Mit ernster Stimme spricht Kaja: "Oh ja! Dich hatte es ganz schön erwischt. Wäre der Hubschrauber nicht so schnell da gewesen, hättest du wahrscheinlich nicht überlebt." Mit hochgezogenen Augenbrauen und weit aufgerissen Liedern schaue ich die Beiden nun an. Ist das was ich glaube wirklich passiert oder war es doch nur ein Traum? Nein, das kann unmöglich war sein! Also frage ich: "Wo ist Papa?" Nach diesem Satz senkt meine Schwester ihren Kopf und Kaja schaut etwas unsicher zu Boden. "Was ist mit ihm?!", frage ich nochmals mit lauter, und ernster Stimme. Während Molly still mit glasigen Augen auf ihrem Stuhl sitzt, antwortet Kaja mir vorsichtig: "Lilly, euer Vater ist Tod."

Sprachlos schaue ich ins Lehre. Es ist also wirklich passiert. Nein, das darf nicht sein! Ich hatte so gehofft, alles war nur ein schrecklicher Albtraum. Tränen kullern mir über die Wangen und ein leises Schluchzen durchzieht meinen Körper. Kaja streicht mir sanft über den Rücken. Sie versucht mich und Molly zu beruhigen: "Alles wird wieder gut. Ihr habt immer noch euch und ich bin für euch da, wenn ihr mich braucht." Mit zitternder Stimme meine ich: "Danke, Kaja. Aber ich wäre jetzt wirklich lieber gerne alleine." Verständnisvoll verabschiedet sich Kaja: "Ok, Lilly, ruhe dich noch ein bisschen aus. Wir besuchen dich später wieder. Komm Molly, wir gehen." Schweigend follgt ihr nun meine Schwester. Sie ist heute außergewöhnlich ruhig. Das wundert mich allerdings nicht. Sie muss den Tod von Papa auch erst mal verarbeiten.

Es ist nun unangenehm still im Krankenzimmer, indem ich liege. So höre ich meine eigenen Gedanken, die mich noch trauriger werden lassen, als ich ohnehin schon bin. Was wird jetzt mit Molly und mir passieren? Alleine in Vaters Haus können wir nicht bleiben. Werden wir getrennt? Kommen wir in ein Kinderheim. Fragen über Fragen heufen sich, die mir am Besten so spät wie möglich beantwortet werden. Hier im Krankenhaus ist alles so fremd. Ich wünschte ich könnte einfach nach Hause gehen und es wäre alles wieder so wie früher, aber das Schicksal wollte es wohl anders. Wenn ich wenigstens in den Wald gehen könnte, indem ich mich so wohl gefühlt hatte. Ach du Schreck! Ob nach dem Brand überhaupt noch Bäume übrig geblieben sind? Eines ist jedenfalls sicher: Mollys und mein Leben würde sich ab jetzt sehr verändern.

Ein leises Klopfen an der Tür unterbricht meine Gedanken. Mit einem kurzen "Ja" erwiedere ich das Geräusch. Dauraufhin betritt ein junger Arzt das Krankenzimmer. Er hat kurze braune Haare und müsste in etwa Mitte 20 sein. "Hallo, Lillian, ich bin Dr. Klein. Wie geht es dir?", fragt er mit einem freundlichen Lächeln. "Gut", antworte ich.

Dr. Klein spricht weiter: "Ja, ich denke auch, dass du so weit bis, um dich nach Hause gehen lassen zu können." Bei den Wörtern "nach Hause" zieht sich mein Magen zusammen und ein Kloß steckt mir im Hals. Meine Augen werden glasig. Da ich nicht verhindern kann, dass mir ein paar Tränen entweichen, lasse ich schnell meine Haare über das Gesicht fallen und schaue etwas zur Seite. Wie peinlich das ist! Ich möchte nicht, dass der Arzt mich weinen sieht und erst recht kein Mitleid. Mit leiser, zittriger Stimme sage ich: "Ich habe kein Zuhause." Aus den Augenwinkeln durch die blonden Haarstränen hindurch beobachte ich Dr. Klein. Mitleidig sieht er mich an und schweigt. Er scheint über etwas nachzudenken.

Nach einiger Zeit geht er zur Türe und öffnet sie. Es treten ein Mann und eine Frau mittleren Alters ein, gefolgt von meiner Schwester Molly, die immer noch schweigend ihren Kopf gesenkt hält. Schnell wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Meine Po-langen Haare benütze ich aber noch wie einen Vorhang und bedecke damit meine mitlerweile roten, verweinten Augen. "Wer sind nur diese Leute?", frage ich mich. Naja eigentlich kann ich es mir schon denken...

Dr. Klein beantwortet mir nun die Frage, ohne sie gehört zu haben: "Lillian, das sind Hr. und Fr. Baker, ab jetzt die Pflegeeltern von dir und deiner Schwester. Ihr dürft bei den Beiden wohnen und sie werden für euch sorgen." Fr. Baker möchte auf mich zu gehen, jedoch hält ihr Mann sie davon ab. Wütend springe ich aus meinem Bett. "Ach, und wir werden schon gar nicht mehr gefragt, ob wir überhaupt bei ihnen wohnen wollen?!", fahre ich Dr. Klein wütend an: "Komm Molly, wir gehen!" Ich packe meine Schwester nun am Arm und will sie mitziehen. Sie jedoch bewegt sich nicht und bleibt stumm. Also gehe ich kopfschüttelnd an ihr vorbei. Eigentlich waren wir fast immer einer Meinung.

Ich öffne die Türe und knalle sie hinter mir zu. Da sehe ich ich meine Freundin Kaja einige Meter von mir entfernt stehen. Ich gehe auf sie zu, den hellen Flur entlang. "Lilly, was ist los?", fragt sie sogleich. Ich beachte die Frage allerdings nicht und fasse sie an der Hand. "Kaja, komm wir gehen!", befehle ich ihr mit einem wütenden Unterton. Völlig perplex, meint sie: "Ok!"

Schnellen Schrittes verlassen wir nun das Krankenhaus. Ich laufe voraus in Richtung Bahnhof, während mir meine Freundin folgt. "Lilly, wohin willst du denn?", fragt sie mich. Im Moment möchte ich Kaja jedoch nicht antworten. Hier in der Stadt sind mir zu viele Leute und es ist viel zu laut. Ich rede später in Ruhe mit ihr.

Während der Zugfahrt schweigen wir uns an. Auch als wir am Bahnhof in der Nähe des Hauses von meinem verstorbenen Vater aussteigen, bleiben unsere Münder verschlossen.

Als wir eine Stunde später am Rande des Urwaldes ankommen, beginnt mein Herz schneller zu schalgen, während meine Atemzüge sich vervielfachen. Ich sehe abgebrannte Bäume anstatt diesem wunderschönen Grün. Als ich mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund da stehe, fragt Kaja: "Was ist denn hier passiert?" Sprachlos renne ich an den schwarzen, teilweise umgefallenen Stämmen vorbei, während Kaja mir hinterher läuft. Es ist wirklich keine einzige Pflanze von dem Brand verschont worden. Auch das angnehme Vogelgezwitscher und der frische Waldduft sind verschwunden. Eigentlich wollte ich hier mit meiner Freundin reden und ihr zeigen, dass der Wald nicht gefährlich, sondern wunderschön ist.

Wir wandern weiter über den mit Asche bedeckten Boden. In der Ferne ist ein kleiner See zu erkennen, in mitten des kahlen Waldes. Auf ihn gehen Kaja und ich nun zu und setzen uns am Ufer nieder.

Ich erzähle meiner Freundin, was im Wald vor zwei Tagen passiert ist. Wie ich es mir dachte, hat meine Schwester darüber noch kein Wort verloren. Nun sieht mich Kaja mitleidig an. Vorsichtig umarmt sie mich und und spricht leise: "Das tut mir alles so Leid für dich." Da entweichen mir leise ein paar Tränen. Die Umarmung meiner besten Freundin fühlt sich gut an. "Es braucht dir doch nicht Leid zu tun Kaja. Ich bin einfach froh, dich zu haben. "Das Schlimmste ist, dass ich kurz bevor Papa starb, mit ihm gestritten habe. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen! Hätte ich mich doch nicht so oft mit ihm gezofft. Er hatte es immer gut mit uns gemeint", sage ich mit zittriger Stimme. In den Armen von meiner Freundin breche ich erneut in Tränen aus. "Ich vermisse ihn so!", jammere ich schluchzend. Kaja streicht mir sanft mit ihrer Hand über den Rücken. Doch jetzt kann mich nichts mehr beruhigen. Der tote Wald erinnert mich einfach zu sehr an diese schreckliche Nacht.

Nun schließe ich meine Augen. Ich erinnere mich daran, wie es vor ein paar Tagen war, vor dem großen Waldbrand. Völlig unbeschwert und sorgenfrei verbrachten Papa, Molly, Kaja und ich einen Nachmittag am Strand. Alles, was ich mit Vater erlebt habe, spielt sich in meinem Kopf wie ein Kurzfilm ab. Wie er sich abends zu mir ins Bett legte, als ich noch klein war. Wie er sich um mich kümmerte, wenn es mir schlecht ging. All die schönen Erlebnisse die ich zusammen mit Papa hatte.

Bei diesen Gedanken wird mir ganz wohlig ums Herz. Meine Wut, Trauer und all meine Sorgen fallen für einen kurzen Moment von mir ab. Ein kleines Lächeln zeichnet sich in meinem Gesicht. Ich fühle, wie eine angenehme Wärme durch meinen Körper fließt, die bis in die Fingerspitzen reicht.

Als ich meine Augen wieder öffne, löst sich dieses Gefühl plötzlich in Luft auf. Ich komme in der dunklen Realität an. Um mich herum erstrecken sich noch immer graue Asche und verkohlte Pflanzen. Nur noch der See zeichnet sich in einem klaren blau. Mit meinen Händen fahre ich über den Boden. Anstatt der Kahlheit, fühle ich weiches Gras. "Kaja!", rufe ich aufgeschreckt. "Ja?", fragt meine Freundin. "Sie dir das an! An der Stelle, wo ich mich mit meiner Hand abgestützt hatte, ist Gras gewachsen", sage ich mit aufgerissenen Augen. Kaja, nun ebenfalls mit einem überaschten Gesichtausdruck, will wissen: "Wie ist so etwas möglich?" "Ich weiß nur, dass ich es war. Wie das geht?...Keine Ahnung", antworte ich Schulter zuckend. "Los, probier es gleich nochmal!", meint Kaja aufgeregt. Also lege ich meine Hand auf den Teil des Bodens, der noch mit Asche bedeckt ist. Langsam fahre ich mit der Hand über die Fläche, jedoch passiert nichts. Kein Grün ist zu sehen. Ich dachte mir allerdings schon, dass das mit dem Gras wachsen lassen nicht so einfach geht. Genauestens überlege ich, wie ich das vorhin gemacht hatte. Meine Augen waren geschlossen. Also senke ich meine Lieder. Als ich diese wieder öffne, ist unter meinen Fingern immer noch kein Gras zu sehen. "Ok, so funktioniert das nicht", sage ich mit enttäuschter Stimme. Im Moment klappt sowieso gar nichts. Papa konnte ich nicht helfen. Ich musste dabei zusehen, wie er stirbt. Molly spricht nicht mehr mit mir. Sie ist mir völlig fremd geworden...

"Kaja, kann ich ein paar Tage bei dir übernachten?", frage ich. "Und was ist dann mit Molly?", will Kaja wissen. "Die scheint ja schon eine neue Familie gefunden zu haben", antworte ich mit einem wütenden Unterton. "Bitte, Kaja", flehe ich meine Freundin an und schaue sie dabei mit meinen, von den vielen Tränen mitlerweile roten, verquollenen Augen an: "Ich will nicht bei Fremden wohnen und bei einer Schwester, die mich nur anschweigt." "Ja, ok, aber nur für ein paar Tage. Molly braucht dich doch gerade jetzt am Meisten. Gib ihr etwas Zeit. Dass sie nicht mit dir spricht und bei den Bakers geblieben ist, muss ja nicht gleich heißen, dass sie dich nicht mehr mag. Vielleicht steht sie einfach noch unter Schock", vermutet Kaja. Erleichterung zeichnet sich in meinem Gesicht. "Danke. Ja, du hast Recht. Eigentlich mache ich mir Sorgen um meine Schwester. So kenne ich sie nicht, starrt die ganze Zeit ins Lehre und schweigt", meine ich besorgt. "Also gut, dann lass uns noch schnell ein paar Sachen von dir daheim holen", schlägt Kaja vor. Bei dem Wort "daheim" wird mir ganz flau im Magen. Eigentlich ist das Haus von Vater gar nicht mehr mein Zuhause. Mit einem unsicheren "Ja" von mir, setze wir uns Hand in Hand in Bewegung.

In dem großen Haus von Papa, sieht es noch genauso aus, wie ich es in dieser einen, schrecklichen Nacht verlassen hatte. Der erste Raum, den ich betrete, ist das Schlafzimmer meines Vater. Seine Decke duftet nach ihm, was mich sofort den Schmerz über den Verlust von ihm spüren lässt. Weinen kann ich schon gar nicht mehr. Das Schlimmste ist, dass er umgebracht worden ist. Da seine Leiche im Wald verbrannt ist, kann man das allerdings nicht mehr nachweisen. Dabei wünschte ich mir nichts sehnlicher, als dass die Jägerbande und deren Boss ihre gerechte Strafe bekommen. Immerhin haben sie meine Mutter auch auf dem Gewissen.

In meinen Rucksack packe ich, neben ein paar Sachen für die nächsten Tage, noch ein T-shirt von Papa ein. So habe ich wenigstens seinen Geruch bei mir. Vaters Talisman, der ihm Glück bringen sollte, hänge ich mir um den Hals. In der Nacht seines Todes, trug er den Umhänger nicht. Vielleicht bringt er nun mir Glück.

An Kajas Haustüre begrüßen mich ihre Eltern herzlich. Meine Freundin hat noch eine heile Familie. Wie gerne ich mit ihr tauschen würde. Ich muss gestehen, dass ich ziemlich eifersüchtig auf Kaja bin. Das Gefühl kann ich einfach nicht unterdrücken. Eigentlich kann sie doch gar nichts dafür, was mir und meiner Schwester passiert ist.

Die Begegnung mit Kajas Mutter und Vater ist mir eher unangenehm. Sie haben schon mitbekommen, dass vor kurzem mein Vater gestorben ist und wollen wissen wissen, wie es mir geht. Ich begrüße die Beiden nur mit einem kurzen "Hallo" und verschwinde dann schnell in Kajas Zimmer. Meine Freundin bespricht noch kurz etwas mit ihren Eltern und kommt dann nach. Wir setzen uns auf ihr Bett und hören ein bisschen Musik.

Wenn ich mich nicht irre, müsste heute Dienstag Abend sein. Draußen ist es schon dunkel. Kaja und ich schlafen auf meinen Wunsch in einem Bett. Es ist schön, dass ich die nächsten Nächte jemanden habe, der neben mir liegt.

Allein in einem fremden Zimmer bei den Bakers zu schlafen, wäre für mich im Moment unerträglich. Wie es Molly dort wohl geht? Hoffentlich fühlt sie sich nicht so allein und von mir im Stich gelassen. Wahrscheinlich mache ich mir darüber einfach zu viele Gedanken und meine Schwester versteht sich ganz gut mit unseren Pflegeeltern. Eigentlich meinen es die Bakers doch nur gut mit uns. Aber Papa werden sie niemals ersetzen können, auch wenn sie sich noch so sehr bemühen.

Ich spüre die angenehme Wärme von Kaja unter der Bettdecke, die mich beruhigt und in dieser Nacht ruhig schlafen lässt.

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