Kapitel 5 - Alles ist anders

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Langsam öffne ich meine Augen. Ich liege auf einem weichen Bett, unter meinem Kopf ein Kissen und über mir eine warme Decke.

Eine freudige Stimme spricht: "Molly, sie ist endlich aufgewacht!" Meine Augen wandern durch den hellen Raum. Zu meiner Rechten sitzen meine Freundin Kaja und Schwester Molly. Beide lächeln mich an. "Na, wie geht's dir, Schlafmütze?", fragt Kaja freundlich. "Gut", antworte ich mit leicht verwirrter Stimme: "Wo bin ich hier? Was ist passiert?" Mit ruhigen Worten spricht Kaja: "Du bist im Krankenhaus und hast ganze zwei Tage geschlafen. Du wärst an dem vielen Rauch fast erstickt. Zum Glück hat dich und Molly ein Hubschrauber gefunden!" "Was, Ganze zwei Tage?", wundere ich mich. Mit ernster Stimme spricht Kaja: "Oh ja! Dich hatte es ganz schön erwischt. Wäre der Hubschrauber nicht so schnell da gewesen, hättest du wahrscheinlich nicht überlebt." Mit hochgezogenen Augenbrauen und weit aufgerissen Liedern schaue ich die Beiden nun an. Ist das was ich glaube wirklich passiert oder war es doch nur ein Traum? Nein, das kann unmöglich war sein! Also frage ich: "Wo ist Papa?" Nach diesem Satz senkt meine Schwester ihren Kopf und Kaja schaut etwas unsicher zu Boden. "Was ist mit ihm?!", frage ich nochmals mit lauter, und ernster Stimme. Während Molly still mit glasigen Augen auf ihrem Stuhl sitzt, antwortet Kaja mir vorsichtig: "Lilly, euer Vater ist Tod."

Sprachlos schaue ich ins Lehre. Es ist also wirklich passiert. Nein, das darf nicht sein! Ich hatte so gehofft, alles war nur ein schrecklicher Albtraum. Tränen kullern mir über die Wangen und ein leises Schluchzen durchzieht meinen Körper. Kaja streicht mir sanft über den Rücken. Sie versucht mich und Molly zu beruhigen: "Alles wird wieder gut. Ihr habt immer noch euch und ich bin für euch da, wenn ihr mich braucht." Mit zitternder Stimme meine ich: "Danke, Kaja. Aber ich wäre jetzt wirklich lieber gerne alleine." Verständnisvoll verabschiedet sich Kaja: "Ok, Lilly, ruhe dich noch ein bisschen aus. Wir besuchen dich später wieder. Komm Molly, wir gehen." Schweigend follgt ihr nun meine Schwester. Sie ist heute außergewöhnlich ruhig. Das wundert mich allerdings nicht. Sie muss den Tod von Papa auch erst mal verarbeiten.

Es ist nun unangenehm still im Krankenzimmer, indem ich liege. So höre ich meine eigenen Gedanken, die mich noch trauriger werden lassen, als ich ohnehin schon bin. Was wird jetzt mit Molly und mir passieren? Alleine in Vaters Haus können wir nicht bleiben. Werden wir getrennt? Kommen wir in ein Kinderheim. Fragen über Fragen heufen sich, die mir am Besten so spät wie möglich beantwortet werden. Hier im Krankenhaus ist alles so fremd. Ich wünschte ich könnte einfach nach Hause gehen und es wäre alles wieder so wie früher, aber das Schicksal wollte es wohl anders. Wenn ich wenigstens in den Wald gehen könnte, indem ich mich so wohl gefühlt hatte. Ach du Schreck! Ob nach dem Brand überhaupt noch Bäume übrig geblieben sind? Eines ist jedenfalls sicher: Mollys und mein Leben würde sich ab jetzt sehr verändern.

Ein leises Klopfen an der Tür unterbricht meine Gedanken. Mit einem kurzen "Ja" erwiedere ich das Geräusch. Dauraufhin betritt ein junger Arzt das Krankenzimmer. Er hat kurze braune Haare und müsste in etwa Mitte 20 sein. "Hallo, Lillian, ich bin Dr. Klein. Wie geht es dir?", fragt er mit einem freundlichen Lächeln. "Gut", antworte ich.

Dr. Klein spricht weiter: "Ja, ich denke auch, dass du so weit bis, um dich nach Hause gehen lassen zu können." Bei den Wörtern "nach Hause" zieht sich mein Magen zusammen und ein Kloß steckt mir im Hals. Meine Augen werden glasig. Da ich nicht verhindern kann, dass mir ein paar Tränen entweichen, lasse ich schnell meine Haare über das Gesicht fallen und schaue etwas zur Seite. Wie peinlich das ist! Ich möchte nicht, dass der Arzt mich weinen sieht und erst recht kein Mitleid. Mit leiser, zittriger Stimme sage ich: "Ich habe kein Zuhause." Aus den Augenwinkeln durch die blonden Haarstränen hindurch beobachte ich Dr. Klein. Mitleidig sieht er mich an und schweigt. Er scheint über etwas nachzudenken.

Nach einiger Zeit geht er zur Türe und öffnet sie. Es treten ein Mann und eine Frau mittleren Alters ein, gefolgt von meiner Schwester Molly, die immer noch schweigend ihren Kopf gesenkt hält. Schnell wische ich mir die Tränen aus dem Gesicht. Meine Po-langen Haare benütze ich aber noch wie einen Vorhang und bedecke damit meine mitlerweile roten, verweinten Augen. "Wer sind nur diese Leute?", frage ich mich. Naja eigentlich kann ich es mir schon denken...

Waldgeister - Der DämonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt