| ROSÉ |
Die Woche, die ich im Krankenhaus verbringe, ist unglaublich langweilig. Layla findet meinen Plan grauenvoll und ist komplett dagegen, aber Kilian hat mir den Weg frei gemacht. Zumindest gehe ich davon aus, weil er nichts unternommen hat.
Lucy ist die einzige, die mich versteht, wenigstens einigermaßen. Sie hat sich zwar erst dagegen gesträubt, aber es letztendlich eingesehen, dass ich nicht anders handeln kann. Wenn ich den Mord und die Fälschung des Testaments weiterhin vertusche, dann werde ich mir das nie verzeihen und unsere Familie bricht so oder so auseinander. Meine Mutter zu verraten und mir damit meine Zukunft zu nehmen, ist eigentlich geisteskrank, aber nur so kann ich endlich diese Sache beenden und die Wahrheit ans Licht bringen und nur so kann ich Kilian helfen, obwohl er es eigentlich nicht verdient hat.
Ich muss diese Verantwortung übernehmen und mich meinem Schicksal stellen. Das Erbe meiner Mutter werde ich übernehmen, aber nicht ihre Schandtaten decken. Ich bin alt genug und ich schaffe das!
Ich muss das tun, was ich nie wollte, aber ich werde das Beste daraus machen. Es gibt keinen andern Ausweg. Weil meine Mum schlimme Fehler gemacht hat, muss ich jetzt auch dafür bezahlen. Ein toller Preis. Nun stehe ich wieder hier. Eine Woche nach meinem ›Zusammenbruch‹, muss ich mich wieder der Presse stellen.
Ich fühle mich der Sache nicht gewachsen und habe Angst, aber ich muss mutig sein. Nur die Wahrheit ist wichtig und Mut ist etwas zu tun, obwohl man Angst hat.
Gleichzeitig sorge ich mich auch um Kilian. Wo ist er nur? Seit einer Woche ist es bei den Kings Funkstille. Kein Anruf, keine Nachricht, nirgends ist die ganze Familie King zu sehen.
Meine Mutter ist bestimmt immer noch in England und Yole hat alles mit einem Freudenschrei übernommen, als er das gefälschte Testament bekommen hat.
Wo wohl das echte Testament versteckt ist?
Ich schaue wieder auf das Gebäude vor mir und schlucke.
Meine Mutter wird in Kürze ein grosses Problem haben.
»Ich sage immer noch es ist falsch!«, meint Layla neben mir und schiebt trotzig das Kinn vor. Ich nehme sie in den Arm und drücke sie an mich. »Es ist der einzige Weg«, raune ich. »Ich würde ja mitreden, aber keiner klärt mich hier auf um was es geht!«, mault Lee hinter mir. Ihn hatte ich fast vergessen, aber ich bat ihn zu kommen, falls ich ihn brauche. Er weiß noch nichts. Absolut gar nichts. Er wird sicher auch gleich den Schock seines Lebens bekommen.
So wie so ziemlich der Rest dieser Welt.
Lucy kommt mit ausdruckslosem Gesicht auf mich zu. Es ist auch ihr letzter Tag in ihrem normalen Leben, auch für sie wird ab heute alles anders sein. Sie hat gesagt sie würde mit mir gehen und mir bei allem helfen. Sie kommt auf mich zu und nimmt mich fest in den Arm, sodass mich diese Umarmung etwas überrumpelt.
»Rosé, wenn du dort wieder rauskommst, dann bist du immer noch die Alte, verstanden? Es wird alles gut. Danach ist alles vorbei. Dann hast du es geschafft. Dann ist es verdammt nochmal vorbei«, ruft sie und eine Träne tropft auf meinen Blazer, als sie die Umarmung löst und in mein Gesicht schaut. Ich nicke ihr aufmunternd zu. »Ich würde gerne...« »Halt die Klappe, Lee!«, zischt Layla und verschränkt trotzig die Hände vor der Brust. Lee tut mir schon etwas Leid. Er weiss nicht, was hier gleich passiert.
Jetzt denkt Lee lediglich, er würde mich auf Interviews begleiten, dabei habe ich die Anzeige gegen meine Mutter schon gestern eingereicht.
»Du wirst als Rosé Liliana Silver da rein gehen und als Miss Rosé Silver rauskommen«, meint sie und lächelt traurig, aber irgendwie auch stolz. Ich atme tief durch und krampfe meine Hände zusammen. »Sie sind alle da drin und warten auf dich!«, meint Lucy dann und bezieht sich dabei auf die Reporter. Ich setze eine stählerne Miene auf und gehe mit erhobenem Haupt und schnell klopfendem Herzen rein.
Was wird danach passieren?
Steh gerade!
Kopf hoch!
Ich habe Kilian mal mein Schema erklärt. ›Lächle arrogant, wirke provokant, dann bist hochinteressant!‹. Das muss ich in den nächsten Minuten definitiv sein!
Das Gebäude ist wie leergefegt, als ich hineingehe.
Wir betreten den Konferenzsaal und sofort geht das Blitzlicht-Gewitter los. Ich lächele und setze mich auf den Platz, der mir zugewiesen wird. Vor mir sitzen in sieben Reihen Reporter und dahinter jede Menge Kameras. Alles was ich jetzt sage, wird überall live ausgestrahlt werden. Ich atme noch einmal tief durch und setze mein falsches Lächeln auf. Neben mich setzt sich auch Lee, der immer noch verwirrt wirkt. Jetzt wahrscheinlich mehr als vorher. Und zu meiner Linken setzen sich Lucy und Layla.
Der Erste Reporter fängt an zu reden, ohne das irgendjemand ihn dazu aufgefordert hat. »Sie haben selbst gesagt, sie wären mit Kilian King zusammen gewesen. Was sagen sie zu dem letzten Video von ihm?« Ich hatte geahnt, dass sie mich das fragten, aber ich war auf den Schmerz vorbereitet und antwortete gezielt. »Kilian und ich hatten Gründe uns zu trennen. Es war einfach nur kindisch und unreif von ihm so etwas zu sagen.!« Lees Kopf schießt zu mir herum und er schaut mich verwundert an.
Aber ich bleibe weiter ruhig und gelassen und konzentriere mich auf das was kommt.
Ich höre mich an wie meine Mutter, aber dass muss ich jetzt auch. Ein Murmeln geht durch die die Reihen und ich schlucke einmal, um den Klos in meinem Hals loszuwerden.
Der nächste fängt an zu fragen, zweifellos um mir keine Zeit zu lassen mich zu sammeln. »Was war mit Ihrem Zusammenbruch?« »Mir ist alles etwas zuviel geworden und es war kein Zusammenbruch. Ich habe mir einfach eine Auszeit gegönnt.«, sage ich gezielt auf die nächste Frage, weil ich weiß was sie jetzt fragen werden. Der dritte: »Was wurde Ihnen zuviel?«
Wow, das hat ja nicht lange gedauert.
»Aus diesem Grund bin heute hier. Ich möchte, dass jeder hört was ich zu sagen habe. Jetzt werde ich ihnen Fragen stellen und auch Antworten geben. Sie wissen von dem Tod von Celine King? Sie wissen, dass sie nach einem Essen zusammengebrochen ist und man dachte sie wäre an zu vielen Tabletten gestorben, die sie selbst genommen hat? Dass sie Selbstmord begangen hat!«
Alle nicken und ein Schweigen legt sich über den Raum. Lee wird blass neben mir. Er hat vermutlich schon Ahnung. »Nein, oder?« flüstert er und sieht mich sprachlos an. »Doch!«, rufe ich und habe das Gefühl meine Stimme nicht mehr unter Kontrolle zu haben.
»Meine Mutter hatte eine Affäre mit Garett King, von der Celine erfuhr. King entschied sich aber für seine Frau Celine und trennte sich von meiner Mutter. Meine Mutter konnte das nicht ertragen und brachte aus Eifersucht Celine mithilfe von Tabletten um, die man in ihr Essen gemischt hatte. Aber meine Mutter hat das nicht alleine gemacht. Sie hatte Hilfe! Mein Ex Xander Smith hat ihr geholfen die Tabletten in das Essen von Celine zu mischen. Er hat die Tabletten dann ans Bett gestellt, sodass es aussah als hätte sie Selbstmord begangen. Er war auch nur mit mir zusammen um durch mich bekannt zu werden und um
jemand zu sein. Ich hatte Xander wegen Misshandlung und Drogenkonsum angezeigt und ich werde es wieder tun! Ich beschuldige hiermit Xander Smith und Abigail Silver des Mordes an Celine King!
Der Saal ist totenstill und alle Augen sind auf mich gerichtet. Jeder in diesem Raum überlegt bestimmt, ob er mir glauben soll oder nicht. Die Kameras laufen weiter und allen Anwesenden steht der Schock ins Gesicht geschrieben.
Ich rede einfach weiter.
»Kilian und ich haben uns getrennt, weil ich die Tochter der Mörderin seiner Mutter bin.« ich schaue zu Lucy und Layla, die beide geradeaus starren und dann in Lee's entgeistertes Gesicht.
»Haben Sie Beweise? Sie klagen gerade Ihre Mutter an. Wie sollen wir wissen, dass Sie die Wahrheit sagen?«, fragt jemand aus der letzten Reihe.
»Layla hat alle Infos auf dem Handy und wir haben auch Beweise. So haben wir zum Beispiel nochmal jede Kamera überprüft in Kings Haus, die damals nicht überprüft wurden, da man dachte sie hätte Selbstmord begangen. Aber wissen Sie eigentlich was ich hier gerade mache? Ich zerstöre meine Zukunft und meine Familie mit dieser Aussage. Es muss aber sein. Der Mord ist nicht die einzige Straftat meiner Mutter. Sie hat auch das Testament von Celine zusammen mit Yole King gefälscht, damit Garett alles verliert, weil meine Mum rachsüchtig und eifersüchtig war. Das alles ist die Wahrheit!«, rufe ich und schaue dabei jedem im Raum in die Augen. Dann lehne ich mich zurück und atme erleichtert aus.
Auf einmal klatschen alle. Ich bin irritiert und starre alle an. »Es ist eine riesige Sache so etwas unglaubliches zuzugeben.«, meint ein Reporter und mir wird bewusst, dass er das nur für die Kameras sagt. Ich lächle falsch und fasse nach Lucys Arm. Ich will weinen, ich will zu Kilian, ich muss ihn suchen und ihn finden.
Ich werde Kilian finden. Ich will ihn ein letztes Mal küssen und umarmen, oder wenigstens mit ihm streiten, bevor ich mein neues Schicksal annehmen muss, denn wen Layla ihre Beweise vorlegt und dieses geprüft werden, dann wird meine Mutter ihre Strafe erhalten und ich muss meine Verantwortung für alles übernehmen.
Es ist mein Schicksal Kilian zu hassen.
Aber ich kann ihn nicht hassen.
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Noch 10 Kapitel.
Wir sind auf dem Endspurt. Und nur so ein Tipp, der Prolog kam noch nicht, das bedeutet zwischen Kilian und Rosé ist es noch nicht vorbei...
Oh Leute!!!
Ich habe mich endlich getraut und ein Coverbuch eröffnet!!
Wenn ihr mal reinschauen möchtet:
TabbysCover ❤️
Überarbeitungs-Ich:
🙊❤️