| ROSÉ |
Bis wir nach Hause kamen und durch die Tür gingen, sagten wir kein Wort. Es lag wohl an mir, wegen meiner im Keller lebenden Laune und meinem starren Gesichtsausdruck. Meine Mutter, Abigail, kommt mir entgegen und merkt nicht mal, dass was los ist oder dass es mir beschissen geht. »Na mein Schatz? Wie war's?«, fragt sie und rauscht an uns vorbei in die Küche und beachtet mich kaum.
»Super!«, antwortet Lucy für mich, zwar auch nicht ganz überzeugend, aber für meine nichts ahnende Mutter war das genug.
Gott, sie wird mich umbringen, wenn sie das rausfindet.
»Grace hat mich angerufen, Lucy soll heute bei dir übernachten! Es war ja geplant, dass ihr Vater heute aus England zurückkommt, aber das kann er noch nicht, weil es Komplikationen in einem unserer Hotels gab. Grace muss hinterher fliegen«, ruft sie noch. Anscheinend kommt Lucys ›Super‹ ziemlich echt rüber. Grace ist Lucys Mutter und eine unserer engsten Freunde. Was auch immer in England abgeht, wenn Grace fliegen muss, dann gibt es da echt Probleme.
Aber ich bin nicht in der Stimmung, mich damit zu beschäftigen.
Eigentlich wäre ich am liebsten alleine, aber in der Gegenwart von Lucy würde ich mich vielleicht ein wenig schneller abregen. Lucy nickt, dabei kann es meine Mutter nicht sehen. Ich weiß, dass sie sich den Kopf darüber zerbricht, was in England abgeht, aber solange wir nicht in die Fußstapfen unserer Eltern treten, müssen wir uns auch nicht unnötig den Kopf darüber zerbrechen.
Wir gehen die große Treppe hoch und uns kommt Layla zu allem Überfluss auch noch entgegen.
»Hey Schwesterherz, hast du kurz...«, will sie anfangen, bis sie mein Gesicht sieht. Erschrocken sieht sie mich an und dann Lucy. Laylas Augenlider flattern und ich winke einfach ab, eine Geste die ihr zeigt, dass fast alles okay ist. Dann versuche ich etwas Sanftheit in mein Gesicht zu bekommen, damit sie nicht mehr so erschreckt aussieht.
»Können wir später reden?« frage ich gruselig ruhig und sanft. Wieder flattern die Augenlieder von Layla und dann nickt sie wie in Trance. »Lili ist nur bei mir, wollte ich sagen«, murmelt sie, aber wir wissen beide, dass das nicht alles ist, was sie mir sagen will.
Lili ist Lucys Schwester und eine sehr gute Freundin von Layla. Die beiden hacken für ihr Leben gern, was Lucy und mich dazu veranlasst unsere Handys zu bewachen und niemals aus den Augen zu lassen, wenn die beiden in der Nähe sind.
Ich lasse es auf dem beruhen, was wir gerade gesagt haben und gehe an Layla vorbei in mein Zimmer und setze mich aufs Bett.
Wie konnte mir nur jemals ein solcher Fehler passieren?
Lucy verschwindet in meinem Kleiderschrank und sucht nach ihren Sachen. Es liegen auch Sachen von mir bei ihr und jede hat bei der anderen Sachen liegen, für Notfälle. Fünf Minuten später kommt sie frisch wieder zum Vorschein. Ich habe mich immer noch nicht bewegt und starre geradeaus. Lucy setzt sich langsam neben mich. Sie streicht mir vorsichtig über meinen Handrücken, was mich offensichtlich beruhigen soll.
»Warum hat er mein Geheimnis verraten für Kokain?«, frage ich leise, kaum hörbar. »Ich glaube nicht, dass das seine Absicht war. Er muss verzweifelt gewesen sein. Er hätte ihr sicher auch Geld dafür gegeben, wenn er nicht von vornherein gewusst hätte, was sie will und ich glaube auch nicht, dass das Kokain für ihn war, sondern für jemanden anderen, jemanden der ihm viel bedeutet.« Ich lege meinen Kopf an ihre Schulter.
Sie weiß genau wie ich, dass alles im Urlaub von Kilian geplant und gespielt war, nur will sie es so wenig laut aussprechen, wie ich.
»Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis es an die Presse kommt«, sage ich und seufze laut. »Sie wird das nicht vor einer Woche bekanntgeben, sie muss erst checken ob es stimmt, sonst wird das ganze nach kurzer Zeit kein Gesprächsthema sein oder im schlimmsten Fall geht es für sie nach hinten los«, meint sie und sieht mich ehrlich an. Ich rolle mit meinen Augen.
»Denkst du, er hat mich geküsst wegen den Infos, damit ich anfange ihm zu vertrauen? Denkst du, er hat mich nur so angeschaut und geneckt, damit ich mit ihm Zeit verbringe? Denkst du, dass alles nur ein Spiel war?«, hauche ich und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich richtig Schiss vor der Antwort, weil ich weiß, dass es die Wahrheit ist, genau wie Lucy es weiß. »Kann schon sein... Kilian bereut es hoffentlich, weil er sich mit den falschen Mädels angelegt hat!«
Sie hat recht. Er hat sich mit der falschen Silver angelegt und das muss er lernen.
Ich muss lernen, dass jeder King nur ein Arsch ist und bleibt.
***
Die nächsten Tage sind der reine Horror. Keiner kommt in mein Zimmer, nur Mary, wenn ich Hunger habe und sie mir was bringt, denn ich schaffe es nicht meiner Mutter unter die Augen zu treten und zu lügen, oder zuzugeben, dass es mir scheiße geht. Am Ende muss ich ihr dann auch noch alles erzählen...
Auch Layla kommt nicht, denn sie weiß, dass alles was sie mir sagen will, nicht so wichtig ist, wie mich in Ruhe zu lassen. Doch das allerschlimmste ist, dass ich tagtäglich von Kilian mit lustigen Sprüchen zugetextet werde, die eigentlich völlig lächerlich sind, doch ich bringe es nicht über mich ihn zu blockieren oder ihm zu schreiben, er soll mich in Ruhe lassen.
Und das würde ich am liebsten.
Ich schreibe ihm nicht zurück, lese aber heimlich alle seine Nachrichten, dabei ich muss mir immer auf die Lippe beißen, um nicht manchmal zu lachen, was ich garantiert getan hätte, wenn ich das Treffen nicht gesehen und mitgehört hätte. Ich wäre am liebsten zu ihm gefahren, aber das zu tun wäre ein grosser Fehler.
Ich musste lernen, dass ein King wirklich nur ein Arsch ist.
Diesen Satz lasse ich dauernd durch meinen Kopf wandern, damit mir das Lachen auch wirklich vergeht. Nach fünf Tagen Stille bemerkt nicht nur die Presse, dass ich wie vom Erdboden verschluckt bin, sondern auch Kilian. Und jeder Post der Presse verursacht bei mir fast einen Herzinfarkt, wenn beim Titel am Anfang ein ›R‹ steht, wobei die Spekulationen, warum ich untergetaucht bin, von schwanger bis zu das Herz gebrochen reichen, das Herz trifft's eher.
Ich liege in meinem Zimmer, sehe fern und stopfe Pralinenin mich rein, als Kilian mir wieder schreibt und ich nach meinem Handy greife, um es zu lesen.
›Warum bist du weg? Ich habe seit über einer Woche nichts mehr von dir gehört, ich könnte glauben du bist tot, wüsste ich nicht, dass du meine Nachrichten liest‹, schreibt er und das erste mal nach über einer Woche schreibe ich ihm zurück, denn ich bin echt sauer und wütend.
›Du musst dich nicht für mich interessieren! Mir geht's richtig geil! Kümmere dich um deine... Mädels... Freundinnen, wie auch immer du die nennst, die mit dir in Bett landen! Im betrügen bist du ja richtig gut!‹, schreibe ich zurück.
Ja, ich bin wütend.
Und eigentlich will ich noch schreiben: ›Und viel Spaß beim Drogen-Trip‹, aber das lasse ich dann doch sein.
Ich lege mich wieder zurück und schaue meinen Film weiter. ›Was ist los mit dir, Rosé? Ich verstehe dich gerade einfach nicht!‹, gibt er zurück. »Ich dich auch nicht KING!«, zische ich vor mich hin, weil ich weiß das er mich nicht hören kann. Und eine Sekunde später kommt eine Nachricht von Lucy.
Ich stöhne auf und werfe die Pralinenpackung gegen die Wand. Warum kann man mich nicht einmal in ruhe lassen? Ich schaue auf mein Handy und erstarre. ›Schau mal auf die Presseseite schnell!!! Es tut mir so unglaublich leid, ich wollte das nicht!‹, schreibt sie und ich muss schlucken.
Ich habe da so eine miese Vorahnung...
»Was für ein Idiot, dieser King«, höre ich meine Mutter von unten lachen. Was geht hier gerade ab? Ich mache die Seite auf und erstarre. Die Überschrift lässt mich stocken.
›Hat unser Kilian King etwa Herzschmerz?‹
Und darunter ragt das Video, dass ich und Lucy gemacht haben. Man erkennt mich zum Glück nicht. Darunter ist ein Text.
Während ich den Text lese, schreibe ich mit Lucy. ›Was ist passiert?!‹ ›Meine Schwester hat sich ein Spaß draus gemacht mein Handy zusammen mit Layla zu hacken! Sie sind auf das Video gestoßen. Layla wollte,
damit nichts zu tun haben, aber Lili hat es an die Presse geschickt! Und weißt du was ihre Gründe waren? Sie hat gesagt sie wollte etwas Spaß‹, schreibt sie.
Deshalb wollte Layla also mit mir reden, sie wollte fragen ob es okay wäre wenn sie Lucys Handy hacken. Ich atme schnell. Irgendwas läuft hier gewaltig schief. Ich überfliege den Text, bliebe aber an manchen Stellen hängen.
›Eine Sofia und Kilian King... Kilian sollte eigentlich sauber sein... nach dem Skandal um seine Mutter und seinem Onkel Yole... Dass sein Vater sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigte... das Rosés Geheimnis irgendwie an ihn kam... wie hatte er was von dem Geheimnis erfahren?... Hatten sie eine Verbindung? Warum ließ sich Rosé seit einer Woche nicht mehr in der Öffentlichkeit blicken und Kilian auch nicht?... Hatten die beiden eine Affäre und haben sie sich getrennt, als Kilian sie hintergangen hat?‹
Ich musste schlucken. Anscheinend ist das mit dem Schwimmen nicht so schlimm, denn es geht eher um die Sache mit Kilian. Ich muss zu ihm. Er hat mich sicher erkannt. Und ich würde ihm das Leben zur Hölle machen. Ich sprinte aus meinem Zimmer, während in jedem Fernseher in diesem Haus die Nachricht von Kilian gezeigt wird. Meine Mutter sieht mich an, als ich an ihr vorbei stürme.
»Ich kenne ihn nicht! Ich muss zu Lucy! Jetzt!« Meine Mutter sieht mich verwundert an, doch sie scheint mir zu glauben und lässt mich aus dem Zimmer gehen, ohne eine miese Befragung. Sie hat sowieso besseres zu tun, als sich mit sowas zu beschäftigen. Ich renne zu meinem Auto und fahre los. Ich muss mich richtig aufs fahren konzentrieren, da meine Gedanken sich überschlagen wie Saltos.
Wie geht es Kilian gerade und was war mit dem Kokain passiert? Als ich vor dem großen Tor stehe, weiß ich das es nur noch wenige Minuten dauern würde, bis auch die Presse hier ist.
Die Kamera der Sprechanlage richtet sich auf mich, als ich klingele: »Rosé Silver hier, entweder sie lassen mich schnell rein oder ich lasse das Haus mit einer Armee überrennen!« Das war eigentlich ironisch gemeint, aber es passte zu diesem Moment. Sie lassen mich durch. Die große Tür des Hauses geht auf und es tritt eine Person heraus, die ich am liebsten erdrosselt hätte.
Sofia.
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Hey Friends,
Sagt mal wie euch das Kapitel gefallen hat♥️
Überarbeitungs-Ich:
Fliegen gerade in den Urlaub. Und wir sind am landen. Ich glaube mir platzt gleich der Kopf...😂🤯
Und jetzt haben wir Turbulenzen und ich wette ich kotze gleich. Oder ich sterbe.
Neee Spaß.😂
Wer ist auch im Urlaub?✈️