| ROSÉ |
Drei Tage nach dem Rückflug sind Lucy und ich verabredet. Diese letzten drei Tage waren einfach schrecklich. Ich kann nicht erklären, was ich so unglaublich schrecklich finde, aber ich bin völlig verwirrt von mir selbst. Vielleicht fehlt mir tatsächlich Kilian.
Aber nur vielleicht und wenn, dann auch nur ein bisschen.
Ich bin so damit beschäftigt gewesen herauszufinden, was mit seiner Mutter geschehen ist und direkt fragen kann ich ihn nicht. Mein Gefühl sagt mir eigentlich, dass ich mich da raushalten soll.
Dass es vielleicht nur noch mehr Stress gibt und dass ich es eigentlich gar nicht wissen will.
Ich versuche auch das Bild von ihm auszublenden, als er auf dem Foto im Kreis seiner Familie sitzt, ohne sexy auszusehen, oder zu posen. Er ist auf diesem Bild einfach... er selbst. Sein echtes Lächeln und das Strahlen in seinen Augen geht mir nicht aus dem Kopf, obwohl ich es versuche zu verdrängen. Vierundzwanzig Stunden am Tag habe ich es in meinem Kopf und in meinen Träumen verfolgt mich dieses Lächeln auch.
Lucy klingelt und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Dafür bin ich ihr verdammt dankbar. Ich renne nach unten, bevor Mary die Tür aufmacht. Lucy strahlt mich an.
»Ich freue mich so abgöttisch!«, ruft sie aufgeregt und fällt mir in die Arme. Und damit ist Kilian dann vergessen und ich konzentriere mich nur noch auf meine beste Freundin.
»Dann lass uns losfahren!«, sage ich. Wir steigen ins Auto und versuchen dabei, möglichst elegant auszusehen, so elegant wie es in Reithosen eben geht und am Ende lassen wir uns trotzdem nur noch lachend ins Auto fallen. Noch ein geheimes Hobby von uns. Reiten. Doch das ist so geheim, das nur ich, Lucy, meine Mom und Lucys Mom etwas davon wissen. Nichtmal Layla weiß, dass ich reite, aber ich denke, dass sie es vermutet.
Sie sagt aber nie was.
Ich genieße es einfach, ein paar Stunden frei zu sein und mich nicht mit anderem Zeug abgeben zu müssen. Und Lucy genießt es, sich ein paar Stunden ihrer nervigen Schwester zu entziehen, die leider die gleiche Liebe zum Hacken hat wie Layla. Ja, Lili ist vielleicht sogar noch die schlimmere von beiden.
Wir haben einen kleinen Privatstall am anderen Ende der Stadt. Er hat nur zwei Große Boxen, eine Sattelkammer mit allem was man braucht, ein großes Paddock und alles ist natürlich eingezäunt. Es ist nur ein kleines Stück Grün in dieser Stadt, das kaum jemand besucht. Eigentlich besucht keiner dieses Stück Erde...
Wir steigen aus meinem Wagen. Zwei Wochen nicht zu reiten, das war ein richtiger Albtraum.
Vor allem, weil ich nicht wusste wie es den beiden Pferden geht.
In unserer Abwesenheit hat sich Mum um die Pferde gekümmert und ich weiß nicht wie tief wir jetzt im Dreck stecken. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Doch es sieht ganz normal aus. Unsere Pferde kommen uns entgegen, als wir zu den Ställen laufen. Ich gehe zu Ascada und Lucy zu Calli. Dann putzen wir die zwei ausgiebig, machen wir sie fertig und reiten los. »Oh mein Gott, ich habe das ja so vermisst!«, ruft Lucy, als wir endlich auf dem Feld los galoppieren und sie mich mit einem bösen Grinsen überholt.
»Da bist du garantiert nicht die Einzige«, schreie ich zurück. Wir jagten über das Feld, bis wir selbst nicht mehr konnten und ich am Ende doch schneller bin, als Lucy. Ich falle fast vom Pferd und Lucy hat alles dabei, dass wir unter einem Baum picknicken können. Nachdem wir das Picknick aufgebaut haben und unsere Pferde grasen, setzen wir uns und essen schweigend. »Was ist eigentlich zwischen dir und Kilian passiert?«, fragt Lucy nach einer Weile.
Ich habe ihr nie erzählt, was im Krankenhaus passierte. Ich wollte nichts zu ihr sagen, weil es nie wieder ein Thema sein wird, weil Kilian und ich uns wahrscheinlich nie mehr begegnen werden.
Ich zucke trotzdem zusammen, als sie fragt und Kilians Name erwähnt. Ich atme tief durch und sehe sie einfach an. »Ich habe keine Ahnung was zwischen uns war, nein, zwischen uns war nie etwas«, korrigiere ich mich und Lucy sieht mich mahnend und misstrauisch an.
Ich kann ihr Misstrauen verstehen, ich bin mir gegenüber ja selbst nicht ehrlich, was da war oder eben nicht war.
»Zwischen euch war etwas. So wie ihr euch angeschaut habt, so wie er dich angeschaut hat und du ihn angeschaut hast, als wäre da etwas zwischen euch, etwas, was ihr beide nicht versteht. Es war kein Hass zwischen euch. Du warst öfter weg mit den Gedanken, du hast laut geträumt und nachts Kilians Namen gesagt und dass er weg gehen soll. Ich glaube du bist Dir selbst nicht ganz sicher.«
Ich bin unglaublich geschockt davon, dass Lucy mich so gut kennt und meine Gedanken ausspricht.
Und warum habe ich Kilian gesagt er soll verschwinden...?
»Wir hassen uns auch nicht«, schieße ich raus. »Wir mögen uns ja auch nicht. Ich habe keine Ahnung!«, seufze ich. Lucy zog eine Braue hoch. Sie will das jetzt nicht ernsthaft aus mir rausdrücken oder?
»Was ist in der Nacht im Krankenhaus passiert?«, fragt sie mahnend. Ich zucke wieder zusammen und diesmal werde ich auch blass, weil ich weiß, dass ich mich ihren Fragen nicht entziehen kann.
»Wir hatten Streit, aber er kam zurück und ich habe ihm die Geschichte vom See erzählt«, sage ich langsam und vorsichtig.
Schweigen.
Ihr Gesicht verliert jede Farbe, bis sie irgendwann wie ein weißer Geist vor mir sitzt.
Wann platzt die Bombe?
Lucy starrt mich fassungslos. »Das hast du nicht getan!? Weißt du, was er mit dem Geheimnis alles anfangen kann?«, fragt sie und ich sehe wie sich ihre Fingerknochen unter ihrer blassen Haut abzeichneten, als sie die Hände zu Fäusten ballt.
»Ich vertraue ihm, dass er das nicht macht und ich habe auch keinen Grund ihm zu misstrauen«, versuchte ich es.
Natürlich habe ich Gründe, ihm zu misstrauen und vielleicht tue ich das auch, aber ich vertraue darauf, dass alles unter uns bleibt. »Habt ihr euch wieder geküsst? Und die Tatsache, dass er dein größter Feind ist? Und warum weißt du, dass du ihm vertrauen kannst?« fragt sie.
Das weiß ich nicht.
Ich vertraue ihm, weil ich es einfach weiss, dass ich ihm vertrauen kann. Jemand der mein Herz mit einem Lächeln zum schmelzen bringt, dem muss man vertrauen. Es ist das Lächeln auf dem Bild mit seiner Familie. Es war kein sexy Lächeln, wegen dem ihm die Frauen zu Füßen liegen, nein, es war sein echtes Lächeln, es war der echte Kilian.
»Vertrau mir einfach und nein wir haben uns nicht geküsst. Was ist mit dir und Paul?«, frage ich sie. Sie wird rot, verdammt rot. »Du wirst rot, verdammt rot«, grinse ich. »Weil... weil ich ihn hasse«, stottert sie, dabei weiß ich ganz genau was zwischen den beiden abgeht. »Ich hätte mehr Make up nehmen sollen«, schiebt sie mit mürrischem Gesicht hinterher.
Ich muss lachen und frage nicht nach.
Sie soll es mir erzählen, wenn sie will.
Ich weiß nicht ob sie lügt, dass sie ihn hasst. Vielleicht hat sie sich in ihn verguckt, nein, ich bin mir sicher dass sie sich verguckt hat. Zu hundert Prozent. »Könntest du aufhören zu lachen? Wir müssen darüber reden, dass du wieder zu leichtsinnig warst!« »Ich habe nur etwas mit ihm geflirtet, mehr war da nicht.« Da bin ich mir aber ehrlich gesagt nicht so sicher. Lucy sieht aus, als wäre sie aus allen Wolken gefallen.
»Ja, Ja! Aber du flirtest gleich mal mit nem King!«, sagt sie und lacht laut. Wahrscheinlich vor Erleichterung, dass ich sie nicht weiter über Paul ausquetsche. Kilian ist für sie also ein besseres Thema als Paul...
»Ich werde niemanden was sagen, aber du musst dich von Kilian fern halten!«, mahnt sie mich. Natürlich sagt sie keinen was, dass würde sie nie tun. Ich nicke. Mein Kopf fühlt sich schwer wie Blei an.
»Lass uns weiter reiten auf unsere Wiese«, schlage ich vor. Lucy nickt begeistert. ›Unsere Wiese‹ ist ein kleiner Platz mitten im Wald. Gut versteckt und niemand kommt dort hin. Ich lächele. Wir steigen wieder auf und reiten los. Wir sind fast angekommen und ich mitten im Gallopp, als ich eine Stimme höre, die ich mittlerweile sehr gut kenne. Zu gut.
Und vor Schreck falle ich fast vom Pferd.
Unsere Wiese ist wie jeden Sommer mit Blumen bedeckt und so unglaublich romantisch. Doch mitten auf der Wiese steht ein wunderschönes Mädchen, so etwa in unserem Alter. Aus dem Wald auf der anderen Seite der Lichtung kommt Kilian heraus. Ich zügele mein Pferd völlig geschockt und komme zum stehen. Lucy tut es hinter mir genauso und wir starren, noch verdeckt von Bäumen, die beiden an.
Das Mädchen dreht sich, als sie Kilian umarmt und ich weiß nicht welches Mädchen ich erwartet habe und ob ich weinen oder lachen soll.
Warum hasst mich das Schicksal so sehr?
Ich bin völlig geschockt. Sehe ich gerade falsch oder hat Kilian gerade Sofia umarmt?
Die eigentliche Frage ist aber:
Was hat Kilian mit der Neuen von Xander zu tun, oder was hat Kilian mit Xander zu tun?
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Hey Leute, was denkt ihr hat Sofia mit der ganzen Sache zu tun???🤔♥️
Überarbeitungs-Ich:
ENDLICH KOMMT HIER DER SCHWUNG REIN.
Soweit ich mich erinnern kann, geht es ab diesem Kapitel erst richtig los, oder eher gesagt, kommt jetzt alles ins rollen...😂❤️😏...