Aruna - Die Rote Göttin

By Alounaria

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Teil 1: Aruna - Die Rote Wölfin Teil 2: Aruna - Die Rote Göttin ---- Nachhause. Das einzige, woran Aruna nu... More

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By Alounaria


Keuchend kam ich vor Ben zum stehen, rang mit mir und wusste einfach nicht, ob ich ihn jetzt umarmen konnte oder nicht.

Mit großen Augen starrte er mich an, sah vollkommen erschöpft und verwirrt aus, während die umstehenden Ärzte unsicher ein paar Schritte nach hinten traten.

»Ich versteh das nicht«, murmelte der Junge mit großen, angstvollen Augen, während ich mich zwang, einfach vor ihm stehen zu bleiben, ganz entgegen meine Drohung, ihn zu zerquetschen.

»Alles ist gut Ben, jetzt wird alles wieder gut, versprochen«, hauchte ich, die Tränen heftig wegblinzelnd, doch Ben schüttelte einfach immer weiter und immer vehementer mit seinem Kopf.

Ich merkte, wie sich eine Traube von Lykanthropen um uns bildete, wusste, dass meine Familie in sicherem Abstand hinter mir standen, doch irgendwie schaffte ich es zum ersten Mal in meinem Leben eine Menschenmenge vollkommen auszublenden.

»Ich verstehe das nicht«, hauchte Ben wieder, kniff sich immer heftiger in sein Bein, seine Finger zuckten und man sah ihm deutlich an, dass er kurz vor ausrasten war.

»Lass das Ben, hör auf dir wehzutun. Wir gehen jetzt rein und du wirst es verstehen, okay?«

Ich gab alles darum, um meine Stimme möglichst ruhig und gefasst klingen zu lassen, doch Ben achtete gar nicht auf mich, auf das was ich sagte. Er konnte nicht klar denken.

»Da war dieses Zeltlager, mitten im Sommer - Sommer Aruna! Du warst da und die merkwürdigen Jungen aus der Sekte mit den Tatoos und dann... ich schlafe ein und als ich aufwache... als ich aufwache liege ich in irgendeiner Hütte mitten in einem Dorf im Wald! Da waren diese Leute und sie wollten irgendwelche Untersuchungen mit mir machen und erst dachte ich, ich wäre von Außerirdischen entführt worden und ich habe mich gefühlt wie in diesem einen Film da! Ich weiß den Namen nicht, weil mein Gehirn total überfordert ist! Überfordert Aruna! Überfordert! Aber dann habe ich sie deinen Namen flüstern hören und dass es das Beste wäre dich erstmal von mir fernzuhalten! Und ich dachte sie hätten dich auch geschnappt und ich hatte Angst und bin abgehauen, weiter ins Dorf gerannt, weil ich dich ja nicht alleine lassen konnte, also ich glaube so hättest du es gemacht und deshalb hab ichs auch gemacht und als ich dann draußen war, hat es geschneit! Geschneit Aruna! Mitten im Sommer! Sommer!«

Am Ende holte er keuchend nach Luft, hielt sich den Bauch, weil er viel zu schnell und panisch gesprochen hatte.

Und es brach mir das Herz, wie unglaublich hilflos und verwirrt er wirkte.

»Hey«, murmelte ich und streckte meine Hand nach ihm aus, während er wie wild mit dem Kopf schüttelte und immer und immer wieder murmelte, dass er das alles nicht verstand.

»Hey Ben!«

Behutsam legte ich ihm meine Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich an.

Sofort ging ein heftiger Ruck durch seinen Körper, alles in ihm spannte sich an und er erstarrte vollkommen.

Aus irgendeinem Grund fing ich heftig an zu zittern und eine unglaubliche Übelkeit überkam mich, während meine Hand, die auf Bens Schulter lag, unangenehm kribbelte.

Doch ich achtete nicht darauf, dass einzige, was jetzt zählte war Ben zu beruhigen.

»Ich bin hier Ben. Beruhig dich, wir...«

Und in dem Moment, in dem Ben mir wieder genau in die Augen blickte, wusste ich, dass etwas schrecklich falsch lief.

Mein Zittern wurde immer heftiger, als wollte mich mein eigener Körper warnen und gleichzeitig war ich wie erstarrt, konnte mich nicht mehr regen, nicht mehr Atmen.

Mein Kiefer zitterte, während ich Ben mit ansteigender Übelkeit anstarrte, um uns herum war es so unglaublich leise, wie es selten im Dorf geschah, eine unheimliche Anspannung.

Und Ben sah mich an. Doch es wirkte gleichzeitig, als würde er mich gar nicht sehen. Er starrte einfach durch mich hindurch, vollkommen leer.

»Ben?«, hauchte ich verwirrt und konnte beim besten Willen nicht verhindern, wie ängstlich meine Stimme klang, während er mich anstarrte und nichts sagte.

Und da nahm ich plötzlich eine Bewegung Seitens Ben war.

Verwirrt blinzelte ich auf seine Hände hinab, die er langsam, vollkommen ruhig hob. Irgendwie bekam ich Angst und doch konnte ich mich einfach nicht bewegen, es schien vollkommen unmöglich.

»Komm Ben«, flehte ich beinahe.

»Lass und rein gehen, wir werden dir alles erklären, ja?«

Doch Ben sagte nichts, kein einziges Wort, während er die Hände hob, als wollte er mich nachahmen und sie selbst auf meine Schultern legen, weiterhin vollkommen ausdruckslos starrend.

»Ben?«, hauchte ich und dieses Mal konnte man mir meine Angst vermutlich anhören.

Ich wollte einen Schritt zurück treten, als hätte ich Angst er würde mich gleich schlagen, aber meine Füße ließen es einfach nicht zu.

Doch es kam anders als erwartet.

Bens Hände legten sich beinahe behutsam auf meine Schultern und ich entspannte mich automatisch wieder, wie nicht wenige Umstehende, die das alles ebenfalls mit höchster Anspannung beobachtet hatten.

»Du hast mir grad wirklich Angst gemacht, weißt du Benni?«, seufzte ich, auch wenn da immer noch diese kleine Stimme in mir war, die mich vor irgendetwas warnte, was ich einfach nicht zuordnen konnte.

Bens Mundwinkel hoben sich leicht, als würde er mich beruhigen wollen und ich verstand nicht wirklich, was gerade in seinem Kopf vor sich ging, doch das verstand ich sowieso unglaublich selten.

»Gehen wir rein, ja?«, hauchte ich und Ben nickte.

Erleichtert wollte ich mich umdrehen, doch etwas ließ mich stocken.

Bens Griff um meine Schultern wurde fester, fast schmerzhaft. Doch es war etwas anderes, das mich inne halten ließ.

Der Blick in seine Augen. Augen, das Tor zur Seele.

Ich blinzelte heftig, als ich in das tiefe braun sah, während sich Bens Lächeln langsam zu etwas merkwürdig Wissendem verwandelte.

Doch seine Augen waren nicht mehr so tief braun, wie zuvor. War das... war das rot?

Meine Augen weiteten sich, ich wollte nach hinten stolpern, doch hatte keine Chance.

Und dann geschah es, innerhalb von Sekunden, ich hatte nicht die Chance mich zu wehren, niemand hatte das.

Ich keuchte erschrocken auf, ein spitzer Schrei, dann schlossen sich seine Hände erbarmungslos um meinen Hals, drückten so fest zu, dass ich keine Luft mehr bekam, glaubte, mein Kehlkopf würde bersten, mein Herz setzte aus, unglaubliche Angst packte mich, Schmerz, und dann fing Ben an zu schreien, immer und immer wieder das gleiche, laut und schrill und kreischend, während um mich herum unglaubliches Chaos losbrach, ich ihn erstarrt sah, nicht einmal die Kraft hatte mich zu wehren und röchelte, vollkommen schockiert.

»TÖTEN! TÖTEN! TÖTEN!«

Ben quälte mich mit seinen Schreien, meine Augen verdrehten sich, ich zuckte heftig, er drückte fester und fester zu, verzweifelt versuchte ich nun doch, mich zu wehren, wollte seinen Namen rufen, doch hatte keine Kontrolle mehr über meinen zuckenden Körper, mir wurde unglaublich schlecht, es fühlte sich an, als würde mein Kopf bersten und ich verstand es nicht, verstand es einfach nicht, hatte unglaubliche Angst.

Ich sah nichts mehr, schwarze Punkte überall, meine Sicht verschwamm, immer und immer wieder verdrehten sich meine Augen, unglaublicher Schmerz jagte durch meinen Körper, brennend wie Feuer.

Und dann, als die ersten Lykanthropen bei uns ankamen, war es zu spät.

Ich spürte es. Spürte, wie sich etwas messerscharf in meinen Hals bohrten, Klauen, grässliche Klauen, die mir jeglichen Atem nahmen, ein Schmerz so brennend und vernichtend wie ich es nie gespürt hatten und dann etwas, was sich wie flüssiges Gift anfühlte.

Ich schrie. Ich hörte es und dann doch nicht, alles schrie, alles in mir, alles um mich herum, Bens Geschrei, immer lauter und lauter.

Und dann war alles weg. Ich fiel in eine unglaublich tiefe Schwärze, fühlte nichts mehr, sah nichts mehr, hörte nichts mehr.

Da war nur noch eine Sache.

Blutroter Verrat, ja.

Angst, ja.

Doch am schlimmsten wog diese eine, einzige Frage.

Wieso?

◊♠

»Wir sind hier wenn etwas ist, ja?«

Mein Kopf dröhnte. Es fühlte sich an, als würde ein kleines Männchen in meinem Kopf unablässig mit einem Hammer auf meine Schädeldecke einpreschen.

Um mich herum herrschte vollkommene Schwärze.

Alles schmerzte, als würde ich auf heißen Kohlen liegen.

Doch das schlimmste war dieser unglaubliche Schmerz in meinem Hals, pochend, ziehend, brennend, als hätte irgendjemand die gesamte oberste Hautschicht von ihm abgezogen.

Mir wurde schlecht, in meinem Kopf herrschte vollkommenes Chaos und ich konnte absolut nicht einordnen, was passiert war.

»Bitte... bitte rede mit mir... Du musst etwas essen... Sie wird aufwachen, aber wenn du dich jetzt komplett aufgibst...«

Alles schien so unglaublich durcheinander. Und der Schmerz schien von Sekunde zu Sekunde zuzunehmen, während ich verzweifelt versuchte, die Stimme einzuordnen.

Wo war ich? Was war geschehen?

Mir wurde schlecht. Mein Magen schien sich umzudrehen, während der Schmerz immer und immer weiter stieg, es wurde schier unerträglich und dann konnte ich nichts anderes mehr hören als das rauschende Blut in meinen Ohren, wollte nur, dass es aufhörte.

Ich keuchte, keuchte vor Schmerz während es sich anfühlte, als würde irgendjemand meinen Hals abtrennen wollen.

Und dann war wieder alles weg.

Ein paar Mal passierte es.

Für einen Moment wachte ich kurz aus meinem benebelten Zustand der vollkommenen Schwärze auf, hörte manchmal Leute reden, manchmal flehten sie mich an.

Und einmal war ich mir ziemlich sicher, Mums Stimme heraus zu hören.

Es war schrecklich. Vollkommen schrecklich.

Ich fühlte mich so machtlos wie noch nie, schaffte es einfach nicht aus dem Zustand meiner Ohnmacht heraus und konnte sie manchmal doch hören.

Ich wollte antworten, wollte so gerne antworten und schaffte es doch nicht, weil mein Mund zu Blei geworden schien.

Manchmal fragte ich mich, ob er überhaupt noch da war. Denn ab und zu spürte ich ihn kaum, wenn ich aufwachte.

Einmal hatte ich meinen ganzen oberen Bereich des Körpers nicht gespürt und einmal war es so unglaublich schlimm gewesen, dass ich bis zu meinen Oberschenkeln vollkommen taub schien, als würde sich irgendetwas in mir ausbreiten.

Das Zeitgefühl verlor ich vollkommen und das einzige, was mir blieb war das drückende Gefühl der Angst.

Das lähmende Zeug hatte sich jedes Mal ein bisschen mehr ausgebreitet, alles taub gemacht, bis hin zu meinen Oberschenkeln.

Doch einmal, da war ich aufgewacht und hatte etwas an meinen Lippen gespürt, kalt und brennend, wie es meinen Mund füllte und sich metallisch den Weg meine Kehle hinab bahnte.

Dann war ich wieder weg gewesen.

Und das nächste Mal als ich wieder halb aufwachte hatten heiße Fieberschübe meinen Körper geschüttelt, so schlimm, dass ich mir wünschte, es würde einfach aufhören.

Mir war so unendlich kalt gewesen und dann hatte ich mich gefühlt, als würde ich inmitten eines Feuers stehen. Und das einzige, was ich gehört hatte, war, wie jemand weinte.

Und ich hatte mir gewünscht, die Lähmung hätte einfach weiter gemacht. Denn nun ging sie zwar zurück, doch der Schmerz wurde immer unerträglicher.

Und immer wenn ich nun aufwachte, war ich vollkommen in meinem Fieberwahn gefangen, stöhnte undeutliche Sachen, während ich innerlich verbrannte.

Und irgendwie geschah es, dass es am Ende doch immer nur dieser eine Name war.

»Alec... Alec...«

Alec... hol mich hier raus... Alec... ich brauche deine Hilfe... Alec... ich will nicht mehr.

Ich konnte nicht mehr rational denken, nicht darüber nachdenken, was ich tat, mein Kopf schien vollkommen wirr.

Und dann, als sich die Lähmung langsam aus meinem Körper zurück zog spürte ich es jedes Mal, während ich aufwachte.

Jemand, der meine Hand fest umklammert hielt, ganz nah bei mir war.

Die Person erzählte mir Geschichten, auch wenn ich die Stimme einfach nicht zuordnen konnte. Geschichten über den Winter. Über Wölfe und ein kleines, schwarzhaariges Mädchen. Über Sterne, Sternenbilder, das Universum.

Und manchmal schwieg sie. Manchmal war da nicht mehr als diese Stille.

Doch nie verschwand die Person.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Es könnten bloß Stunden sein. Oder Tage. Wochen Monate. Jahre.

Ich hätte es wirklich nicht sagen können.

Doch dieses Aufwachen nun war anders, dieses eine von dutzenden.

Zunächst fing es normal an. Ich spürte, wie mein Bewusstsein langsam aus der dickflüssigen Schwärze auftauchte.

Und dann war da das Fieber, das mich zittern ließ. Doch es schien... schwächer.

Mir war warm, doch es war nicht unerträglich. Und zum ersten Mal fühlte ich es wieder. Fühlte alles.

Den warmen Untergrund unter mir, die Decke, die meinen Körper einlullte. Und eine große, warm Hand, die auf meiner lag.

Ein Geruch. Bekannt. Doch um ihn einzuordnen war ich für den Moment immer noch viel zu benebelt.

Und trotzdem breitete sich der Wille in mir aus. Der Wille, die Meinung, dass es jetzt endlich an der Zeit war, dass ich wieder Herrin über meinen eigenen Körper wurde.

Denn von dieser Machtlosigkeit hatte ich wirklich genug.

Angestrengt versuchte ich zunächst, meine eigenen Gedanken vernünftig zu verstehen, auf das zu hören, was sie mir sagten.

Atmen.

Das war das erste Signal.

Ruhig und stetig zu atmen, nicht so rasselnd und stockend, wie ich es die ganze Zeit über tat.

Und mein Körper gehorchte. Langsam, ganz langsam.

Atmen.

Für Minuten sagte ich mir einfach immer und immer wieder das gleiche.

Atmen Aruna. Ruhig. Atmen. Eins, zwei. Eins, zwei.

Und da beruhigte sich mein Körper, Stück für Stück, immer weiter, bis mein Atem fast normal ging.

Ich vergewisserte mich, dass ich nun wieder in der Lage war, meinen gesamten Körper zu spüren und konzentrierte mich dann voll und ganz auf meine rechte Hand, die Hand, die frei war.

Beweg dich, befahl ich ihr.

Beweg deine Finger, öffnen, schließen.

Auf. Zu. Auf. Zu.

Und dann zuckten sie, meine Finger. Langsam gehorchten sie mir, langsam kehrte jegliches Gefühl in meine Finger zurück.

Ich schaffte es, meine Hand zu bewegen.

Und ich konnte nicht beschreiben, wie unglaublich erleichtert ich war, dass ich die Kontrolle langsam zurück gewann.

Okay Aruna, sagte ich mir, jetzt deine Augen.

Öffne sie, befahl ich mir.

Öffne deine Augen Aruna.

Meine Lider zuckten, doch sie fühlten sich unheimlich schwer an, als hätten sie sich auf einmal in Blei verwandelt.

Öffne sie! Du bestimmst über deinen Körper, nicht andersrum!

Und vielleicht war es meine aufkeimende Wut, die es zu verantworten hatte, dass meine Lider anfingen zu flattern.

Immer wieder schnappte ich das Bild der Decke über mir auf, nahm den Raum um mich herum langsam wahr.

Dunkel. Es war dunkle. Also musste es irgendwann mitten in der Nacht sein.

Das Flattern wurde stärker und stärker, atmen, sagte ich mir, atmen, atme!

Und dann, als ich einen weiteren, tiefen Atemzug nahm, schaffte ich es endlich, meine Augen vollständig zu öffnen.

Für einen Moment lag ich einfach nur da, starrte gegen die Decke und versuchte meine Atmung wieder zu normalisieren, die sich durch meine Anstrengung, die Augen zu öffnen, wieder verschnellert hatte.

Ich spürte, wie mein Herz immer heftiger begann, gegen meine Brust zu schlagen.

Schau dich um Aruna, befahl ich mir.

Schau dich um, du musst wissen, wo du bist.

Ich blinzelte heftig, ließ meinen Blick dann langsam umherschweifen.

Rechts von dem großen Bett, in dem ich lag, war eine dunkle Tür, an der Wand parallel von ihr hingen Regale mit dutzenden Bildern.

Meine Augen begannen zu Tränen bei dem Versuch sie zu erkennen, doch langsam dämmerte es mir.

Der dunkle Zweisitzer gegenüber des Bettes. Der Schreibtisch vor dem Fenster, die bekannte Ordnung.

Das war Alecs Zimmer.

Ich blinzelte heftig und erst da realisierte ich wirklich, dass neben mir immer noch eine Person saß.

Ich hielt die Luft an, mein Blick glitt hinab und da saß er.

Noch nie in meinem Leben hatte ich ihn so unglaublich erschöpft gesehen. Seine eine Hand ruhte immer noch auf meiner, während sein Kopf auf der Matratze lag.

Als wäre er eingeschlafen, während er mich angesehen, mir vielleicht irgendetwas erzählt hatte.

Er wirkte einfach nur geschafft, während er so da saß, auf seinem Schreibtischstuhl und schlief.

Selbst in der Dunkelheit erkannte ich die tiefen Augenringe, die blasse Haut, das beinahe eingefallene Gesicht, das einfach nur erschöpft wirkte, als würde er zum ersten Mal seit Tagen wirklich schlafen.

Und erst da fing ich langsam an zu realisieren, was passiert war.

Ben.

Ben, wie er... wie er...

Mein Herz setzte aus.

Er hatte versucht mich umzubringen.

Ben. Mein Ben. Der Ben, den ich kannte, kein anderer.

Und da bekam ich plötzlich Angst. Was, wenn sie ihm etwas getan hatten? Ging es ihm gut?

Und vielleicht waren das unangebrachte Gedanken in anbetracht der Tatsache, dass er mir das hier angetan hatte, aber... aber ich wusste einfach, dass das nicht er war. Nicht wirklich er.

Es musste irgendetwas mit dem Biss des Hybriden zu tun haben.

Das war nicht Ben... das wollte er nicht.

Rasselnd holte ich Luft und erst jetzt bemerkte ich den dicken Verband um meinen Hals vollständig, wie er sich um die gereizte Haut schlang.

Ich blinzelte heftig, weil meine Augen wieder angefangen hatten zu Tränen und die Unruhe packte mich.

Was war passiert, nachdem ich ohnmächtig geworden war? Warum war ich hier? Wo waren die anderen? Hatten Alec und ich uns verraten?

Für einen Moment schloss ich die Augen, blickte dann wieder auf Alec hinab und bekam das Bedürfnis, ihm das schwarze Haar aus dem Gesicht zu streichen.

Er wirkte traurig. Alles an ihm wirkte traurig, fast hoffnungslos.

Und dieser Anblick brachte mich dazu, meinen Mund zu zwingen, sich zu öffnen.

Ein Wort, sagte ich mir, ein Wort musst du schaffen.

Immerhin hatte ich das in meinem Fieberwahn auch hinbekommen.

Ich atmete tief ein, dann öffneten sich meine zitternden Lippen angestrengt.

Ein Wort. Nur ein Wort Aruna.

Meine Kehle fühlte sich unglaublich trocken an und erst jetzt bemerkte ich, wie durstig ich war.

Ein Wort! Komm schon Aruna...

Meine rechte Hand ballte sich angestrengt zur Faust. Ein tiefer Atemzug. Dann bewegten sich meine Lippen.

»A...A-Ale...Alec.«

Ein schmerzhaftes Ziehen durchzuckte meinen Hals, ein unangenehmer Druck.

Es war ein trauriger Versuch, seinen Namen auszusprechen, mehr ein raues Hauchen und trotzdem schien es so, als würde er auf meine Stimme reagieren, auch wenn er weiterhin schlief.

Seine Brauen zogen sich ein wenig zusammen, für einen Moment bewegte sich sein Kopf etwas, dann war er wieder still.

Ich versuchte, meinen Atem weiterhin zu zwingen, ruhig zu bleiben, schloss für einen Moment wieder die Augen, während mein Hals schmerzte und sich unglaublich empfindlich anfühlte.

Doch ich versuchte mit aller Kraft nicht darauf zu achten, mich auf meine ruhigen Atemzüge zu konzentrieren.

Komm schon Aruna! Du bestimmst über deinen Körper! Du bist doch kein kleines, unfähiges Kind mehr!

Ich atmete tief ein doch angesichts der unglaublichen Wundheit meines Halses und dass selbst dieses eine Wort geschmerzt hatte, hielt ich es für die beste Idee, meine Stimme vorerst zu schonen.

Also konzentrierte ich mich auf meine linke Hand, die auf der Alecs eigene vollkommen ruhig lag.

Beweg dich! Beweg dich, befahl ich ihr.

Meine Finger zuckten und ich schaffte es langsam, Stück für Stück, sie zu bewegen, als würde sie gerade erst auftauen.

Alecs Schlaf wurde unruhiger, während sich meine Hand langsam regte.

Du schaffst das... komm schon Aruna...

Ich zwang mich, tief ein und auszuatmen, blinzelte die Tränen weg, die sich angesichts des Brennens in meinem Hals losbahnen wollten und schaffte es langsam, die Kontrolle über meine Hand zu gewinnen.

Komm schon... komm schon Aruna...

Meine Hand bewegte sich vorsichtig, Alecs Stirn runzelte sich und dann schaffte ich es endlich, meine Finger um seine Hand zu legen.

Seine Lider flatterten.

Mit all meiner Kraft bemühte ich mich, fester zuzudrücken.

Du musst durchhalten, nur ein bisschen, komm schon Aruna, komm schon, gleich ist er wach.

Ich legte meine gesamte Kraft in diese eine Bewegung.

Und dann öffneten sich seine Augen.

Mein Herz machte einen erleichterten Sprung, während er zunächst noch nicht bemerkte, dass ich wach war, mich nicht ansah sondern einfach verwirrt auf unsere Hände hinab blickte.

Und dann schien er zu realisieren, was es zu bedeuten hatte, dass sich meine Hand um seine gelegt hatte.

Sein gesamter Körper schien für einen Moment zu stocken.

Und dann schnellte sein Blick plötzlich mit voller Wucht nach oben.

Ich mühte mich zu einem kleinen Lächeln, während er mich für einen Moment einfach nur ansah, die Augen groß und ungläubig, als hätte er einen Geist gesehen.

Und dann keuchte er plötzlich auf.

»Aruna!«

Er sprang auf, der Stuhl kippte um, doch das schien ihm vollkommen egal zu sein.

Ohne zu zögern setzte er sich auf das Bett und strich mir behutsam, fast fahrig eine Strähne von der schweißnassen Stirn, immerhin hatte mich das Fieber immer noch nicht losgelassen.

»Es ist besser geworden, besser...«, murmelte Alec und schien für einen Moment viel zu müde und zu überfordert, rang wohl mit sich ob er mich nun in den Arm nehmen sollte oder nicht, entschied sich dann allerdings wohl dagegen, aus Angst, mir wehzutun.

»Gott ich habe mir solche Sorgen macht... Glaub mir, noch nie in meinem Leben hatte ich so unglaublich viel Angst.«

Er griff nach meinen Händen und zog sie ganz fest an seine Brust, als hätte er Angst, ich würde sofort wieder ohnmächtig werden, wenn er mich jetzt losließ.

Ich spürte sein Herz, wie es schneller und schneller schlug und konnte für einen Moment nichts tun, als ihn einfach anzusehen.

Alec blinzelte heftig, immer noch vollkommen überfordert.

»Kurz dachte ich, du würdest es nicht schaffen, dein Zustand wurde immer schlechter und oh Gott, tu mir das nie wieder an Aruna, hast du gehört, nie wieder! Wag es ja nicht deinen Arsch ohne mich von dieser Erde zu bewegen!«

Fast ein bisschen wirr schüttelte er den Kopf, ich beobachtete ihn während seines Ausbruches einfach stumm, brachte sogar ein kleines, schwaches Lächeln zu Stande, auch wenn ich nicht reden konnte.

Mir war ziemlich warm und schlecht um ehrlich zu sein und in dem Moment schien das auch Alec zu realisieren.

Seine Augen weiteten sich wieder etwas und wieder sah man, wie überfordert er war.

»Oh Gott, tut mir leid, wie geht es dir? Soll ich dir etwas bringen? Hast du schmerzen?«

Ich senkte meinen Blick. Wie es mir ging?

Definitiv nicht gut.

Hey. Kurz ein paar Informationen. Wie ihr ja wisst habe ich den ersten Teil von Aruna, innerhalb eines halben Jahres geschrieben. Ich habe angefangen zu schreiben, weil es mir spaß gemacht hat, doch vor allem zum Ende hin habe ich gemerkt, wie ich mich immer mehr gezwungen habe, etwas zu schreiben, jeden Tag etwas hochzuladen. Und ich fürchte, so ist das jetzt auch hier bei dem zweiten Teil. Ich habe mich gezwungen, ihn anzufangen. Ich zwinge mich zu schreiben um jeden Tag etwas hochzuladen und merkte selber, wie die Kapitel immer schlechter werden. Kurz um: Aruna macht mir einfach keinen Spaß mehr. Ich setzte mich nur selber unter Druck um jeden Tag zu updaten und um ehrlich zu sein will ich mir bei dem zweiten Teil nicht wieder das antun, was ich mir beim ersten teil angetan habe, wo ich von Januar bist zum Juni nichts anderes getan habe, als schreiben, keine wirkliche Freizeit in dem Sinne mehr hatte. Immer weiter habe ich mir die Lust am schreiben selber verdorben bis es jetzt so weit gekommen ist, dass ich Aruna eigentlich gar nicht mehr weiter schreiben möchte, weil ich einfach mit allem unzufrieden bin. Also habe ich eine Entscheidung getroffen. Da ich ja jetzt auch wieder Schule habe wird mir das alles einfach viel zu stressig und bevor ich das hier alles irgendwann komplett aufgebe, weil es mir keinen Spaß mehr macht, habe ich beschlossen, dass nur noch jede Woche Sonntag, ein Kapitel kommen wird, vielleicht noch Mittwoch, da bin ich mir aber noch nicht so sicher. Ich schaff es einfach nicht mehr, jeden Tag etwas zu updaten, weil die Kapitel dann immer schlechter werden und ich mich so nur noch mehr fertig mache. Deshalb möchte ich lieber jeden Sonntag (vielleicht noch Mittwoch) ein Kapitel hochladen, mit dem ich zufrieden bin, als jeden Tag schlechte, mit denen ich das Buch versaue. Ich hoffe ihr habt Verständnis dafür :)

LG

Alou

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