Aruna - Die Rote Göttin

Autorstwa Alounaria

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Teil 1: Aruna - Die Rote Wölfin Teil 2: Aruna - Die Rote Göttin ---- Nachhause. Das einzige, woran Aruna nu... Więcej

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Autorstwa Alounaria

Mein Herz machte einen entsetzten Sprung, ohne zu zögern wirbelte ich herum, das Adrenalin begann wieder wie wild durch meine Adern zu pumpen.

Und dann erstarrte ich. Es war, als wären alle für einen Moment wie eingefroren, als hätte irgendjemand einfach so auf den Pause-Knopf gedrückt.

Denn dort stand er, vielleicht sieben Meter von mir, das dunkle Haar wirbelte wie wild um seinen Kopf herum und die grauen Augen bohrten sich tief und hassvoll in seinen Sohn.

Das glänzende Silber in seinen Händen ragte Unheilverkündend auf, während er den messerscharfen Pfeil genau auf die Brust meines Vaters gerichtet hatte.

Und das war der Moment, in dem ich aufwachte. Der Moment in dem sie alle aufwachten.

Und ich handelte einfach. Niemals würde ich zulassen, dass auch nur einer weiteren geliebten Person etwas passierte. Und es geschah alles viel zu schnell.

»Nein!«, keuchte ich atemlos, warf mich vor, Lila wollte mich erschrocken aufkreischend am Arm packen, doch sie war zu langsam, ich hörte den pochenden Herzschlag in meinen Ohren, während die Lichtung plötzlich von unglaublich lautem, wirren Knurren erfüllt wurde.

Ich sah noch Alecs entsetzte, warnende Augen, hörte, wie er fast panisch meinen Namen rief, doch da war ich schon bei meinem überraschten Vater angekommen, der gar nicht auf mich geachtet hatte, nur auf den Mann, der ihn in eben diesem Moment mit einem Silberpfeil bedrohte.

Keuchend stieß ich mit ihm zusammen und riss ihn dann mit voller Wucht auf die Seite der Lykanthropen, wo ihn augenblicklich die nahestehendsten Wölfe festhielten, damit er nicht sofort wieder losstürmen konnte.

Unerbittlich zogen sie ihn weg, während er sich heftig versuchte, zu wehren, vor Schmerz zog sich bei diesem Anblick alles in mir zusammen, bei der Verzweiflung, die ich in seinen Augen sah.

Doch es war richtig so. Und das wussten auch die Wölfe, die ihn zurück hielten, auch wenn es ihnen alles andere als leicht fiel.

Denn er war ihr Alpha. Ihn brauchten sie. Und ich war nur seine Tochter.

»Aruna! Nein! Aruna!«

Doch ich konnte mich nicht auf seine verzweifelten Schreie konzentrieren, denn der Pfeil, der sich nun auf mich richtete, war immer noch unglaublich präsent.

Mit aller Macht versuchte ich das Zittern meiner Hände zu verhindern während ich dem wie wahnsinnig grinsenden Duc entgegen blickte, der das Schauspiel stumm beobachtet hatte.

Und nun stand ich also hier. In der Mitte der Lichtung, umringt von hunderten geladenen Wölfen und Ven, die sich beide kampfbereit machten, kurz davor, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.

Scheiße.

Doch genau in dem Moment, in dem ich den Wahnsinnigen vor mir mit zitternden Händen ansah, schien Alec endlich aus seiner Starre zu erwachen, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, in Wahrheit allerdings bloß wenige Sekunden anhielt.

»Alec!«, rief Callahan warnend aus, wollte ihm am Arm packen, doch Alec schnellte einfach vor, im gleichen Moment wirbelte ich zu ihm herum, sein Vater gackerte wie verrückt und noch ehe Alec auch nur die Chance bekommen sollte, mich hinter sich zu ziehen, wie er es im Angesicht eines Pfeiles bereits schon einmal getan hatte, packte ich seine Arme und hielt ihn auf.

»Nein!«, keuchte ich und sah ihm fest in die Augen, während wir uns schwer atmend ansahen.

»Dein Vater würde nicht zögern, auch dich zu töten!«

Meine Stimme klang vollkommen aufgelöst, während mein Herz immer schneller schlug, mir wurde schwindelig, das Donnern hunderter Kehlen wummerte gegen meinen Schädel, die Angst in Alecs Augen machte mich schier verrückt und dann war da dieses gackernde Lachen.

Und in diesem Moment brannte irgendetwas endgültig in mir durch, ich hielt das einfach nicht aus, dieses ganze unglaubliche Chaos, die Sorge, angesichts der Tatsache, dass Alecs gottverdammter Vater all jenen, die ich liebte in diesem Moment etwas antun könnte.

Wie konnte ich auch jemals so dumm sein und glauben, so etwas würde nicht passieren?! Wie konnte ich jemals glauben, dass das hier alles friedlich ablief?! Ich war dumm! Ich war so unglaublich dumm!

Und vermutlich konnte man nachfolgendes vor allem auf meine Wut schieben.

Ein donnerndes, lautes Knurren, wie ich es das letzte Mal gehört hatte, als sich all diese Hybriden unter meiner Stimme weggeduckt hatten, verließ meine Kehle und ich schrie einfach vollkommen außer mir auf.

»JETZT HALTET DOCH ALLE MAL EURE VERDAMMTEN KLAPPEN!«

Und auf einmal wurde es totenstill.

Heftig blinzelnd und mit wummerndem Herzen starrte ich die Lykanthropen an, die sich unter meiner Stimme ausnahmslos weggeduckt hatten, sofort verstummt waren.

Selbst meine Eltern. Selbst mein brüllender Vater, der sich immer noch von seinen Rudelmitgliedern hatte losreißen wollen.

Ach du scheiße, was zur Hölle war das denn jetzt?

Und während die Wut wie wild durch meine Adern pochte und alles in mir kribbelte und juckte, weil mein Wolf nicht wenig Lust verspührte, jemanden zu zerfetzen, sah ich heftig blinzelnd zu Alec und den Ven.

Und da stockte ich. Denn unter meinem lodernden Blick wirkte es beinahe so, als wäre Alec kurz davor, zurückzuweichen, die Ven hinter ihm taten es tatsächlich.

Was zur Hölle war hier los?!

Sag mal hatten die alle vielleicht den verdammten Pfeil vergessen, der sich in eben diesem Moment auf meine Brust richtete?! Fanden sie nicht, es wäre angebrachter, ihn anzustarren, anstatt mich?

Und ja, okay, ich gab es zu, vielleicht war ich in diesem Moment ein klitzekleines bisschen zu aufgelöst, als das ich klar denken könnte, aber dieser scheiß Pfeil machte mich wahnsinnig!

»Deine Augen«, hauchte Alec dann plötzlich ungläubig mit dem Kopf schüttelnd und in diesem Moment verspürte ich wirklich die Lust, ihm eine reinzuhauen.

Er fand also, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um über meine verdammten Augen zu philosophieren?!

»Da. Ist. Ein. Pfeil. Genau auf meine Brust gerichtet«, knurrte ich und musste wirklich mit mir ringen, um nicht gleich den Verstand zu verlieren und mich vor ihnen allen zu verwandeln.

Und das war der Moment, in der Alec aus seiner merkwürdigen Starre aufwachte, so wie nicht wenige andere.

Doch dieses Mal war es totenstill auf der Lichtung, während ihre Blicke wieder zu dem Duc schnellten.

Endlich. Ruhe, die ich brauchte, um bei diesem ganzen beschissenen Chaos klar zu sehen.

Ich atmete tief durch, während ich langsam von Alecs Armen abließ, doch von ihm zu erwarten, einfach wieder in den sicheren Schatten seines Clans zu treten, war selbst für mich absurd.

Und genau in diesem Moment erschien wieder dieses unglaublich widerliche Lachen auf den Lippen des Duc, die Lykanthropen neben ihm wirkten vollkommen versteinert.

Denn sie waren vollkommen machtlos. Nur ein falscher Schritt und der Duc würde den Pfeil loslassen. Und das wollten weder sie, noch ich.

Und um ehrlich zu sein hatte ich eine scheiß Angst, war im gleichen Moment allerdings auch so unglaublich wütend auf mich selbst. Immerhin hätte ich es wissen müssen.

Dieser vermaledeite Mistkerl hatte nur darauf gewartet, dass alle abgelenkt waren und nicht auf ihn achteten.

»Na?«, feixte er und ich wollte nichts lieber, als ihm einfach ins beschissene Gesicht zu spucken.

»Habt ihr euch jetzt endlich geeinigt, wen ich als erstes erschießen darf? Von dem ganzen hin und her wird einem ja schwindelig.«

Er lachte. Er lachte dieses gehässige, vermaledeite Lachen und ich wollte kotzen.

Alec neben mir knurrte warnend auf, während sich meine Nägel tief in meine Handinnenflächen bohrten.

»Wenn du sie anrührst, bring ich dich um Vater«, zischte Alec ebenso hassvoll wie sein Vater zuvor, ungläubiges, aufgeregtes Getuschel kam auf.

Denn in diesem Moment stellte er eine einfache Wölfin über seinen eigenen Vater, über seinen Duc.

Besagter Duc lachte höhnisch auf, spannte seinen Bogen provokant noch etwas mehr und ich konnte nicht verhindern, dass sich meine Brust immer panischer hob und senkte, während mein Herz wummerte und alles in mir kribbelte.

Ich hörte ein entsetztes, warnendes Geräusch, wie es den Mund meines Vaters verließ, doch bemühte mich, nicht einmal in die Richtung meiner Familie zu sehen, weil ich bei ihren panischen Blicken ganz sicher umkippen würde.

Keiner von ihnen wagte es, auch nur ein Wort zu sagen, aus Angst, der Duc würde den Pfeil sonst auf der Stelle loslassen.

Und er war die einzige Person, auf die ich mich an diesem Ort konzentrieren konnte. Er und Alec, der neben mir vor Wut zu zittern begonnen hatte.

»Herzallerliebst«, höhnte sein Vater widerlich grinsend.

Und langsam hielt ich es nicht mehr aus. Langsam wollte sich die Bestie in mir losreißen, wollte hervorpreschen und den verabscheuenswerten Mann vor mir zerfleischen.

Meine Adern schienen immer heftiger zu pulsieren, während mein Zahnfleich juckte und meine Finger kribbelten.

Nein Aruna! Reiß dich zusammen! Wenn du das tust wird das hier alles vollkommen eskalieren! Sie werden aufeinander losgehen!

»Was hat sie getan, um dein Hirn so zu waschen?!«, knurrte de Duc dann plötzlich und zum ersten Mal verschwand da dieses wahnsinnige Lächeln.

Zum ersten Mal war da nur purer und aufrichter Hass. Und vielleicht, vielleicht war das viel schlimmer, dachte ich.

Alec lachte humorlos auf, schüttelte ungläubig mit dem Kopf und ich wusste nicht, ob ich mir bloß einbildete, dass er noch ein Stück näher zu mir heran trat.

»Du willst wissen, was sie getan hat?«, zischte Alec und ließ dann plötzlich seinen Blick über die umherstehenden Ven gleiten, die alle kampfbereit da standen, auch wenn einige mehr als nur unschlüssig wirkten, doch immerhin galt ihre Loyalität nach wie vor ihrem Duc.

Ich zog verwirrt meine Brauen zusammen, während mein Herz immer alarmierter und alarmierter schlug und ich mir ein Kribbeln einbildete, das sich über meiner Brust ausbreitete, als hätte der Pfeil mich bereits getroffen.

»Ihr alle wollt wissen, was sie getan hat?!«

Alecs Stimme war so laut und atemlos, dass es schier unmöglich schien, dass sie auch nur irgendjemand überhörte.

Was hatte er vor?

Mein Herz donnerte schneller und schneller, ich krallte meine Finger in meine Jeanshose, versuchte mich so zu beruhigen und meinen verdammten Wolf davon zu überzeugen, da zu bleiben, wo er war.

»Sie hat mir das beschissene Leben gerettet ihr verdammten, blinden Kurzdenker, das hat sie getan! Wenn ihr sie dafür hinrichten wollt, bitte, dann seid ihr aber die verdammten Monster, für die ihr die Lykanthropen immer haltet! Ich war tot verdammt! Ich habe nicht mehr gelebt! Ein verdammter Pfeil hat mich aufgespießt! Und hätte Aruna nicht ganz alleine gegen den Vampiren gekämpft und ihn besiegt, dann wäre ich auch jetzt noch tot!«

Am Ende war seine Stimme so laut und aufgebracht, dass ich glaubte, er würde gleich explodieren und diesmal war ich fast sicher, dass er einen Schritt näher kam.

Für den Bruchteil einer Sekunde blieb sein Blick an Lila hängen, die es in dem ganzen Chaos irgendwie wieder geschafft hatte, an Callahans Seite zu gelangen.

Sie starrte ihn zunächst mit großen Augen ans, doch dann, fast unmerklich, hoben sich ihre Mundwinkel, ihr Blick zuckte kurz zur Seite.

Und Alec nickte, nickte ebenso unmerklich wie sie.

Ich stockte.

Was hatten sie vor?

Verwirrt runzelte ich die Stirn und als ich dann plötzlich eine federleichte Berührung an meinem Oberschenkel spürte, musste ich mich unglaublich zusammenreißen, um nicht auf der Stelle zusammen zu zucken und bemühte mich, aufrecht stehen zu bleiben, so zu tun, als würde hier gerade nichts Merkwürdiges vor sich gehen.

Mit zitternden Händen blickte ich bemüht unauffällig herab und mittlerweile stand Alec so nahe bei mir, das sich unsere Beine fast berührten, seine Hand hing vollkommen angespannt zwischen uns.

Und sie hatte mich kurz berührt. Als wollte sie mich warnen.

Es kostete mich gefühlt alles, um nicht fragend zu Alec aufzusehen und ihn so vielleicht zu verraten, doch trotzdem hielt ich es kaum mehr aus, still stehen zu bleiben.

Was hatte er vor?

Ich zitterte, während ich wieder nach vorne starrte und auf den hassvollen Blick des Duc stieß, der mich verachtend ansah.

»Wie ihr da steht!«, spuckte er verächtlich aus und sah mit verzerrtem Gesichtzwischen Alec und mir hin und her.

»Als würdet ihr wirklich glauben, Ven und Wölfe könnten jemals miteinander leben! Aber lass dir eins gesagt sein Alecsander! Sie werden immer Missgeburten sein, egal, was sie vielleicht oder vielleicht nicht getan haben! Genau wie du!«

Ich bring ihn um. Ich bring diesen gottverdammten Mistkerl um.

Ich wollte schreien.

Hatte dieser Mann irgendwie eine unglaubliche Todessehnsucht?! Wenn er diesen einen Pfeil abschoss, war ihm doch wohl klar, dass er sterben würde?! Wieso spielte er so sehr mit dem Feuer?!

Alec neben mir verkrampfte sich merklich und ich wollte einfach nur losstürmen, während die Wut meinen Körper von innen heraus zu zerfressen schien, meine Augen fingen an zu glühen und all die Selbstbeherrschung, die ich mir mühevoll wieder aufgebaut hatte, schien zu verschwinden, alles kribbelte, alles juckte und langsam breitete sich die Wärme in mir aus, die kurz davor war, sich brüllend zu entreißen.

Das Geräusch von berstenden Knochen hallte mir bereits geradezu in den Ohren, das Grölen der Lykanthropen neben mir tat sich langsam aber sicher wieder auf und die Ven wirkten in diesem Moment einfach nur wie hin und her gerissene Kinder, die den Scheidungskrieg ihrer Eltern mitansehen mussten und nicht recht wussten, was sie tun sollten.

Doch da ertönte plötzlich Lilas Stimme, die alle mit einem Mal versummen ließ, vollkommen ruhig und gefasst, voller Hass.

»Und du wirst immer ein elendiger kleiner Wurm sein, egal was du vielleicht oder vielleicht nicht getan hast.«

Ich schnappte nach Luft, so wie nicht wenige andere und starrte Lila mit großen Augen an, die mit vollkommen ausdruckslosem Gesicht da stand.

Was tat sie denn da?! Verspürte sie die gleiche Sehnsucht nach dem Tod wie ihr Onkel?!

Das Gesicht des Duc krachte voller Wut zu seiner Nichte rüber. Ein Herzschlag der quälend lang in meinen Ohren wiederhallte.

Und dann geschah es, wie in Zeitlupe.

Und gleichzeitig doch so unglaublich schnell.

Denn jetzt war der Duc abgelenkt. Lilas Teil in diesem Plan.

Ich spürte eine Bewegung an meiner Hüfte, mein Herz schien für einen Moment alles zu sein, was ich hören konnte, ich riss meinen Kopf herum, doch da griff Alec bereits hinter uns, ein merkwürdig lautes Piepen machte sich in meinen Ohren breit, all die Leute um uns herum schienen einfach zu verschwimmen, mein Herz donnerte und donnerte, die Zeitlupe schien niemals mehr enden zu wollen.

Doch da zog Alec mit einer fließenden Bewegung etwas aus seiner Hosentasche. Und genau in diesem Moment entschied jemand, alles in doppelter Geschwindigkeit ablaufen zu lassen.

»RUNTER!«, brüllte Alec, das letzte was ich sah war das alarmierte Gesicht seines Vaters, wie er zu uns herum wirbelte, doch da surrte der Dolch bereits auf ihn zu.

Ein Herzschlag. Donnernd laut. Dann ließ er die Sehne los.

Und da sah ich nichts mehr.

Alec riss uns beide zu Boden, ich hörte Schreie, Schreie voller Entsetzen, krachte dann mit voller Wucht auf den Boden und spürte, wie ein Ast meine Wange aufriss, nahm es ihm gleichen Moment allerdings doch nicht wahr, spürte nur Alecs Hand an meiner Schulter, seinen Körper, wie er sich schützend halb über mich geschmissen hatte, mich zu Boden drückte.

Mein schwerer Atem hallte in meinen Ohren wieder, ich keuchte nach Luft, der Aufprall schien sie mir einfach genommen zu haben und im gleichen Moment spürte ich, wie Alec es mir gleich tat.

Quälend lange Sekunden, alles drehte sich, ich presste die Augen zusammen, die Angst packte mich.

Hatte es Alec erwischt?! Aber nein, das würde ich doch spüren, oder?! Wo war der Pfeil?!

Die Schreie und entsetzten Rufe hallten in meinen Ohren wieder, alle riefen durcheinander, alles war so unglaublich chaotisch.

Und dann, plötzlich, mit einem Mal wurde es totenstill.

Ich erstarrte, am ganzen Leib zitternd und konnte in diesem Moment nichts anderes tun, als vor Angst zu beten.

Bitte, vermaledeite Mondgöttin, wenn es dich da oben irgendwo geben sollte, dann mach, dass niemandem etwas passiert ist.

Zitternd spürte ich, wie Alec langsam den Kopf hob, den er zuvor noch schützend unter seinem Arm versteckt hatte.

Ich wollte es nicht sehen. Ich wollte nicht sehen, was passiert war. Doch ich musste. Und als ich aufsah, stockte mir erneut der Atem, so wie er ihnen allen stockte.

Zischend griff sich Alec an den Nacken, während er sich langsam wieder aufrichtete.

Denn genau da lag er. Direkt vor uns. Die Augen starr gen Himmel gerichtet. Der Dolch tief in seinem Herzen vergraben.

Der Duc war tot.

Und vielleicht war ich ein grausamer Mensch, vielleicht aber auch nicht. Denn es ließ mich einfach... einfach nichts fühlen.

Nichts, als seltsame Genugtuung.

Ich wusste nicht, ob irgendjemand den Tod verdient hatte, war auch ganz sicher nicht in der Situation, das zu bestimmen, doch während ich diesen Mann da so liegen sah, vollkommen regungslos, den Mund noch leicht geöffnet, aus dem ein kleines Rinnsal von Blut floss... Niemals hätte mir ein Tod egaler sein können.

Mit zittrigen Fingern ließ ich mir von Alec aufhelfen und erst, als ich in diese unglaublich bekannten Augen sah, die in diesem Moment vollkommen leer wirkten, wurde mir klar, was das alles für ihn bedeutete.

Er hatte seinen eigenen Vater umgebracht. Und in diesem Moment wurde er Duc.

Ein Titel, den er niemals hatte haben wollen. Genau so wenig wie den Titel des Can oder des Vic.

»Alec«, hauchte ich leise, unsicher, was ich jetzt sagen sollte, doch er schüttelte einfach den Kopf, während ich nicht einmal bemerkte, wie er meinen Arm immer noch festhielt.

»Er hat aufgehört mein Vater zu sein, an dem Tag, an dem Aleyna gestorben ist«, erwiderte er einfach, während ich spüren konnte, wie sie alle uns anstarrten, wie sie alle Alec anstarrten.

Und das nächste flüsterte er so leise, dass ich es beinahe kaum gehört hätte.

»Er ist nicht meine Familie. Meine Familie war es, die ich in diesem Moment beschützen musste.«

Ich hielt den Atem an, während ich ihn mit großen Augen ansah.

Seine Familie.

Ich. Er meinte mich. Für ihn gehörte ich zu seiner Familie.

Und dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, ließ er mich los und wandt sich von mir ab, während mein dummes kleines Herz wieder schlug wie wild.

Ich blinzelte heftig, doch bemühte mich, nicht komplett aufgelöst zu wirken, vor allem weil ich nicht wenige misstrauische Blicke auf mir spüren konnte.

Alecs Blick glitt über die Ven, die ihn für einen Moment einfach nur anstarrten.

Und plötzlich bekam ich Angst.

Was würden sie jetzt tun? Was, wenn sie Alec als neuen Duc nicht akzeptierten, gar auf ihn losgingen?!

Doch dann geschah es.

Ein Bild, das ich niemals mehr vergessen würde. Ein Bild, das mir eine Gänsehaut bereitete. Und am Anfang dieses Bildes stand Lila.

Sie lächelte. Fast stolz. Und dann neigte sie den Kopf herab, ließ sich auf eines ihrer Knie herabfallen, fast wie ein Ritter, der auf seinen Ritterschlag wartete.

Ich blinzelte heftig, während ich sah, wie sich Alec deutlich anspannte.

Denn in diesem Moment verbeugte sich seine eigene Cousine vor ihrem neuen Duc.

Und einer nach dem anderen tat es ihr nach. Erst Callahan. Dann Missy. Jacob und Xav. Shell. Die umstehenden Ven.

Und es war wie eine Welle, die sich langsam hinab senkte. Eine Welle aus Untergebenheit. Eine Welle, die Loyalität und Vertrauen und Respekt versprach.

Und vor ihr stand Alec.

Alecsander Venatores, der neue Duc.

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