Aruna - Die Rote Göttin

By Alounaria

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Teil 1: Aruna - Die Rote Wölfin Teil 2: Aruna - Die Rote Göttin ---- Nachhause. Das einzige, woran Aruna nu... More

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By Alounaria

»Pin!«

Keuchend fuhr ich hoch, mein Kopf zuckte hin und her, voller Panik auf der Suche nach den Hybriden, die Pin angegriffen hatten, während mir der kalte Schweiß die Stirn hinab lief.

Der dunkle, kleine Raum schien unendlich erdrückend und für einen Moment wusste ich nicht, wo ich war, einzig und allein die Angst trieb mich.

»Pin?«, wimmerte ich völlig neben mir, mein Herz raste weiter angstvoll, während ich das Gefühl hatte, seit Stunden gerannt zu sein, nur stoßweise atmen konnte.

Ich blinzelte heftig, mir war unglaublich warm und trotzdem zitterte ich wie verrückt.

Und dann nahm ich plötzlich eine Bewegung neben mir wahr.

Keuchend fuhr ich herum, merkte jetzt erst, dass ich halb in eine Decke eingewickelt war.

Und dann sah ich sie. Besorgte, graue Augen, die mich musterten, während er sich langsam aufrichtete und sich das wirre, schwarze Haar ziemlich schlaftrunken von der Stirn wischte.

»Aruna?«, murmelte er verwirrt und erst da schien mein Körper gänzlich zu realisieren, dass ich nicht Mabelle war, die verzweifelt nach Pin rief, dass ich Aruna war.

Und trotzdem konnte ich nicht aufhören zu zittern, meine Augen weit aufgerissen, kaum in der Lage, vernünftig zu atmen.

Der Wind ließ die Fensterläden des kleinen Motelzimmers klappern, was mich nur noch mehr zittern ließ und da schien Alec langsam aus seinem Halbschlaf zu erwachen.

Er blinzelte heftig, rappelte sich dann hastig komplett auf, sodass ihm die Decke von den Schultern fiel und zog mich dann ohne zu zögern in eine Umarmung, legte die warmen Hände auf meinen Rücken und sein Kinn auf meinen Kopf, während ich einfach nicht aufhören konnte, zu zittern, auch wenn ich mich automatisch gegen seine Brust fallen ließ.

Doch genau das erinnerte mich wieder so unglaublich an Pin und Mabelle und mein Zittern schien stärker und stärker zu werden.

»Hey«, murmelte Alec gegen mein Haar und strich mir beruhigend über den Rücken, während ich schwer atmend die Augen schloss und mich von seiner Wärme beruhigen ließ.

»Das war nur ein Traum, hörst du? Alles ist gut... nur ein Traum... ich bin ja hier...«

Ich gab ein ersticktes Geräusch von mir und schüttelte dann vollkommen wirr mit meinem Kopf, während ich mich von ihm wegdrückte und ihn heftig blinzelnd ansah, die Tränen, die meine Wange hinab liefen kaum bemerkte.

Aber es hatte sich so unendlich real angefühlt... so real... als wäre ich selbst dabei gewesen.

»Da waren Hybriden... und... und der Vampir, sein Lachen Alec... sie haben sie geholt... sie waren da... sie waren da...«

Am Ende wurde meine Stimme immer leiser und ich schüttelte wimmernd mit dem Kopf, konnte dieses Gefühl einfach nicht erklären.

Als... als wäre ich Mabelle gewesen.

»Sie waren da«, hauchte ich heftig blinzelnd und immer noch zitternd, doch Alec zog mich einfach wieder seufzend zu sich heran und strich mir beruhigend über mein Haar, während ich mit aller Macht versuchte, mich zu beruhigen.

»Es ist vorbei Aruna... er ist tot. Kein Wunder, dass du Albträume hast...«

Doch ich schüttelte einfach weiter den Kopf, während ich mich an ihm festkrallte und meine Atmung zwang, wieder normal zu gehen.

»Nein... nein«, keuchte ich und fing wieder an, heftig zu zittern.

»Das war kein normaler Traum Alec... so war es nicht... nein...«

Vollkommen wirr murmelte ich vor mich hin, nicht in der Lage all das vernünftig zu verarbeiten.

Doch da, plötzlich, ohne Vorwarnung, drückte Alec mich von sich weg, doch umschloss mit seinen Händen im nächsten Moment mein Gesicht und sah mich aus ernsten Augen an, strich mir behutsam eine Träne von der Wange, während ich heftig blinzeln musste, nichts anderes tun konnte, als ihn einfach anzustarren.

»Jetzt hör mir mal gut zu Nervensäge.«

Bei der Lautstärke seiner Stimme zuckte ich unwillkürlich leicht zusammen, doch kaum war ihm »Nervensäge« über die Lippen gekommen, schien sich etwas in mir auf merkwürdige Art und Weise langsam zu beruhigen, während es in meinem Bauch kribbelte.

Langsam zwang ich mich, tief durchzuatmen, auch wenn ich das leichte Zittern immer noch nicht unterdrücken konnte.

»Du hast schreckliche Dinge gesehen Aruna, keiner weiß das besser als ich. Dinge, die niemals jemand sehen sollte. Du hast Leute sterben sehen. Leute, die du liebst. Ich weiß, durch welches Grauen du gegangen bist, aber jetzt ist es vorbei, okay? Es ist vorbei. Ich bin hier und bald sind wir wieder Zuhause. Es wird vielleicht nicht leicht, aber wir werden das schaffen, verstehst du? Vielleicht dauert es, aber unser Leben wird weiter gehen und ich werde alles dafür geben, dass es so normal sein wird, wie nur irgends möglich.«

Ein leises Lächeln stahl sich auf sein Gesicht, während er den Kopf leicht schief legte und mich betrachtete.

Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich den Atem angehalten hatte, wusste nicht, wann genau das Zittern aufgehört hatte, wusste nicht, wann diese Wärme meine Angst verscheucht hatte.

»Okay?«, fragte Alec und sah mich fast liebevoll an.

Und ich nickte. Ganz langsam nickte ich, beinah vorsichtig.

»Okay«, erwiderte ich mit leiser, brüchiger Stimme, was Alec ein zufriedenes Lächeln entlockte, während ich selber noch ein wenig benommen war.

»Gut«, erwiderte er zufrieden.

Und dann beugte er sich plötzlich vor. Noch ehe ich richtig realisieren konnte, was geschah, hauchte er mir einen kleinen, zarten Kuss auf die Lippen, der endgültig dafür sorgte, dass all diese Anspannung von mir abfiel.

Nur ein Traum Aruna, nur ein Traum, allein die Tatsache, dass Mabelle Pin einfach so hatte berühren können, zeugte davon, sagte ich mir, während ich anfing zu grinsen, wie so ein dummes, verliebtes Mädchen.

Naja, dachte ich und musste grinsen. Genau das war ich vermutlich auch. Dumm und verliebt. Ein dummes, verliebtes Mädchen.

Alec hob eine Braue, während er sich an die Wand hinter sich lehnte, die Arme verschränkte, sein Grinsen allerdings nicht verbergen konnte.

»Was?«, fragte er feixend und strich sich ein paar Strähnen aus der Stirn.

»Bin ich so überwältigend?«

Ein Laut, halb prustend, halb schnaubend verließ meinen Mund, während ich meine Arme verschränkte, so Alecs Haltung spiegelte.

»Du«, erwiederte ich, mein Grinsen wurde breiter und breiter, »bist ein Idiot.«

Alec schnaubte, doch das Strahlen in seinen Augen verschwand nicht.

Ich selbst konnte es kaum glauben. Er und ich. Nach allem, was zwischen uns stand, was passiert ist, wie es zu Anfang war.

Und ja, ich gab es zu, es war überwältigend, ihn einfach zu küssen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen.

Das hätte ich dem Idioten natürlich niemals gesagt, nachher erstickte der noch an seinem Höhenflug.

Seufzend streifte ich die Decke komplett von mir, weil es plötzlich viel zu warm war und hob nun meinerseits auffordernd meine Braue, während er mich weiterhin mit diesem blöden Grinsen bedachte.

»Und jetzt?«

Fragend sah ich ihn an, warf dann einen Blick über meine Schulter, nur um zu sehen, dass draußen vollkommene Dunkelheit herrschte.

Es musste irgendwann mitten in der Nacht sein. Und ich war hellwach. Super.

So, wie ich mich kannte, würde ich jetzt auch nicht mehr so schnell einschlafen könnnen.

»Wir könnten versuchen, noch etwas zu schlafen, morgen ist es immerhin so weit.«

Ich seufzte und betrachtete noch für einen Moment die Dunkelheit, wandt mich dann zu Alec um.

»Bist du müde?«

Er schüttelte den Kopf. Ich nickte.

»Ich auch nicht.«

Alec lehnte den Kopf gegen die Wand hinter sich und ließ seinen Blick gen Decke schweifen.

»Was glaubst du, wie es morgen wird?«

Ich seufzte, schüttelte dann den Kopf.

»Lass uns über etwas anderes reden. Das macht mich nur wieder nervös und das ist mir heute Nacht zu anstrengend.«

Alec runzelte die Stirn.

»Worüber willst du sonst reden?«

»Erzähl mir etwas über dich.«

Meine Antwort kam so direkt und überzeugt, dass ich selbst überrascht zurück zuckte, doch gesagt war gesagt und so senkte Alec fast erstaunt den Blick, sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

»Über mich?«, fragte er überrascht, ich zögerte kurz, dann nickte ich.

»Irgendwie hatten wir nie die Chance, uns ganz normal kennenzulernen. Das wäre doch ein guter Anfang, oder?«

Beinahe war es mir peinlich und ich spürte die zarte Hitze, die sich auf meinen Wangen ausbreitete, obwohl die eigentlich vollkommen banal war.

Für einen Moment noch musterte mich Alec prüfend, als würde er irgendeine Falle hinter diesem Vorschlag vermuten, dann zuckte er mit den Schultern und richtete sich wieder etwas auf.

»Gut. Was soll ich erzählen?«

Ja. Was sollte er erzählen? Was erzählten die Inbecs sich so, wenn sie sich gerade kennenlernten? Um ehrlich zu sein hatte ich noch nie jemanden auf diese Art kennengelernt.

Ben war der einzige Inbec, mit dem ich befreundet war und um genau zu sein konnte man unser Kennenlernen auch nicht wirklich als normal abstempeln.

Alec damit anfangen zu lassen, mir einen Vortrag über die Gesundheitsschädlichkeit von Erdnussbutter zu halten, wäre vermutlich nicht meine beste Idee.

Bei der Erinnerung an jenen schicksalshaften Tag, musste ich automatisch anfangen zu grinsen.

Vollkommen aufgeregt und eingeschüchtert von dieser neuen Welt der Inbecs hatte ich auf dem Pausenhof gesessen, auf eben jener Bank, zu der Ben und ich jedes Jahr am 5.7. wechselten, um unsere Pausen ab da draußen zu verbringen.

Naja, jedenfalls hatte ich da gesessen an meinem ersten Schultag, klein und vollkommen verschüchtert, wie ich nun einmal gewesen war und dann hatte auf einmal dieser braunhaarige, schlacksige Junge vor mir gestanden, skeptisch das Erdnussbuttersandwich ohne Rinde in meiner Hand betrachtet.

Und dann, ohne Vorwarnung hatte er angefangen zu reden, mich vollkommen überfordert mit dem Schwall an Wörtern, die aus seinem Mund gekommen waren.

Naja und irgendwie hatten wir es gemeistert, von dem Tag an die ganze Zeit aufeinander zu hocken. Irgendwie hatten wir es gemeistert, beste Freunde zu werden.

Erdnussbutter, das, was uns zusammen brachte. Ich musste nur noch breiter grinsen. Bald würde ich ihn wieder bei mir haben.

Gott fehlte mir dieser Junge mit seinen Vorträgen.

Ich war schon voll und ganz dabei, in meinen Gedanken zu versinken, doch da riss mich Alecs belustigte Stimme plötzlich wieder in die Realität.

»Was?«, fragte er feixend, während er mich mit diesem merkwürdigen Glanz in seinen Augen betrachtete.

»Warum grinst du so? Woran hast du gedacht?«

Er musterte mich und da wurde mein Grinsen nur noch breiter.

»Ach weißt du«, begann ich, konnte mir mein schelmisches Grinsen kaum verkneifen.

Aber hey, Alec zu ärgern war immer noch eine der besten Sachen, die man tun konnte.

»An dies und das, andere Typen...«

Ich warf ihm einen feixenden Blick zu, während er schnaubte und dann, plötzlich, ohne Vorwarnung stieß er mir mit der Hand gegen die Schulter, sodass ich kurz taumelte und fast nach hinten gekippt wäre, was er allerdings nur mit hochgezogenen Augenbrauen quittierte.

»Du bist noch genau so scheiße wie früher, weißt du das?«, entgegnete er und gab sich alle Mühe, sein Grinsen zu verbergen, auch wenn ihm das nicht wirklich gelang.

Fast gruselig, wie viel wir grinsten.

»Und du erst«, entgegnete ich unterdrückt lachend und rieb mir dann meine pochende Schulter.

»Du bist scheiße und gemein«, stellte ich fest, bemühte mich, ihn möglichst tadelnd anzusehen.

»Seit wann schlägt man denn Mädchen? Da hat aber jemand eine ganz schlechte Erziehung genossen.«

Alec zuckte bloß mit den Schultern und lehnte sich mit verschränkten Armen zurück.

»Du bist ja auch kein Mädchen.«

Empört keuchte ich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Achja? Und was bin ich dann, du Pfeife? Ein Schnürsenkel?«

Kein Mädchen. Der hatte sie doch nicht mehr alle.

Alecs Grinsen wurde immer breiter, was vermutlich unter anderem auch an meiner Schnürsenkel Erwähnung lag.

»Keine Ahnung. Aruna eben. Eine ganz neue Spezies.«

Ich verengte die Augen zu schlitzen.

»Penner.«

»Gesichtsgrätsche.«

»Arschgesicht.«

»Giftzwerg.«

»Stinkstiefel.«

»Hexe.«

»Virgil.«

Alecs Mund hielt mitten in der Bewegung inne, dabei, das nächste, äußerst erwachsene Schimpfwort auszuspucken.

Er blinzelte mich ungläubig an, während ich mit aller Macht versuchte, mein Lachen zurückzuhalten, in dem Wissen, dass ich diesen Schlagabtausch gewonnen hatte.

Alec blinzelte mich ungläubig an und ja, vielleicht - nur ganz vielleicht - war es gemein, die Zweitnamenkarte rauszuholen, vor allem weil er nicht mit ihr spielen konnte, doch es war einfach zu verlockend gewesen.

»Du...«, keuchte Alec blinzelnd, während ich nun nicht mehr an mich halten konnte und bei seinem entsetzten Gesichtsausdruck hemmungslos zu glucksen anfing.

Wie ein verstimmtes Kleinkind verschränkte Alec die Arme vor der Brust, sein Gesicht verdüsterte sich, er kniff die Augen zusammen und ich wusste nicht, ob ich es mir einbildete, doch beinahe schien es mir so, als würde er seine Unterlippe etwas vorschieben.

Aber vermutlich interpretierte ich in diesem Moment viel zu viel in seine Gestik hinein, einfach, weil ich so gut drauf war.

»Du bist scheiße«, schmollte der Schwarzhaarige und es schien fast erstaunlich, dass er der gleiche Junge sein sollte, dem ich vor einem halben Jahr begegnet war.

»Das sagtest du bereits«, grinste ich und wich dann seiner Hand aus, die mich wieder schubsen wollte.

»Und Mädchen schlägt man immer noch nicht.«

Und weil ich es mir einfach nicht verkneifen konnte, immer noch so kindisch war, wie vor all diesen Ereignissen, musste auch der nächste Kommentar noch sein.

»Was meinst du, warum ich dich nicht schlage?«

»Aruna!«

Lachend sprang ich auf, bevor Alec mich packen konnte und stemmte die Hände in die Hüften, während er bitterböse zu mir hinauf stierte.

»Wie soll ich das bloß mit dir aushalten?«, knurrte er genervt und lehnte sich wieder zurück, auch wenn sein böser Blick immer noch auf mir ruhte, sodass ich mich zumindest noch nicht traute, mich wieder hinzusetzen.

Wer weiß, nachher ging der mir noch an die Gurgel oder so.

»Hey, dazu hat dich niemand gezwungen«, grinste ich, hatte dann allerdings doch ein wenig Mitleid mit ihm und beschloss, dass es jetzt wohl reichte.

Zumindest für den Moment.

Beschwichtigend hob ich meine Hände und setzte mich an den Rand des Bettes, auch wenn ich mir mein Grinsen immer noch nicht verkneifen konnte.

»Ist ja gut, ich hör jetzt auf.«

Und für einen Moment dachte ich darüber nach, ein »Virgil« an meine Aussage dran zu hängen, doch ließ es dann doch lieber bleiben.

Prüfend hob Alec eine Braue, schien dann allerdings wohl zu dem Schluss zu kommen, dass ich es ernst meinte.

»Manchmal verdienst du dir deinen Spitznamen wirklich«, grummelte er, doch ich ging gar nicht darauf ein, schwang meine Beine wieder auf das Bett und sah ihn auffordernd an, zugegeben ein wenig nachdenklich.

»Also?«

»Also was?«

»Na du sollst etwas von dir erzählen.«

Alec seufzte, zuckte dann mit den Schultern.

»Ich weiß aber nicht was. Da gibt es nicht so viel. Das meiste weißt du doch sowieso schon. Mit Aleyna und -«

Doch ich unterbrach ihn, schüttelte dann heftig mit dem Kopf, sodass meine Locken hin und her peitschten.

»Nein. Nicht so etwas. Ganz normale Sachen. Dein Geburtstag zum Beispiel. Meinen weißt du ja, aber ich habe keine Ahnung, wann du Geburtstag hast.«

Ich wusste bloß, dass er 19 Jahre alt war. Mehr nicht.

Fast überrascht hob Alec eine Braue, schien darüber nachzudenken, ob er meinen Vorschlag jetzt für eine gute Idee halten sollte, oder nicht, dann schien er sich allerdings einen Ruck zu geben.

»Na gut, wenn du meinst.«

Er zuckte mit den Schultern.

»Am 24.6. Aber ich werde jetzt ganz sicher keine Pyjama-Party mit dir schmeißen und über meine Lieblingsfarben und die heißesten Schauspieler tratschen.«

Ich verdrehte die Augen, konnte mir ein kleines Lächeln allerdings nicht verkneifen.

Nein, ich konnte mir ebenfalls besseres vorstellen, als mit Alec über irgendwelche attraktiven Schauspieler zu tratschen.

Seine andere Vorlage allerdings nahm ich gerne an.

»Also meine Lieblingsfarbe ist blau«, erklärte ich, zugegeben, um ihn nur ein ganz bisschen zu provozieren.

Und als Alec erneut eine Braue hob, wich ich seiner Hand, die mich schubsen wollte, zum dritten Mal an diesem Tag aus.

»Übertreibs nicht«, entgegnete er einfach augenverdrehend, doch das leichte Schmunzeln konnte nicht einmal er unterdrücken.

Ich seufzte, winkelte meine Beine an, stützte meinen Kopf auf meine Hände und betrachtete ihn dann nachdenklich.

Worüber konnte man sonst noch reden? Was wäre wohl etwas, was ich jemandem erzählen könnte?

Und da fiel es mir ein.

Wieder schlich sich ein leises Lächeln auf meine Lippen.

»Na gut, dann halt was anderes. Etwas Peinliches zum Beispiel. Irgendetwas, was dir mal passiert ist?«

Alec zuckte lustlos mit den Schultern.

»Keine Ahnung.«

Der könnte ja auch mal etwas motivierter an die Sache dran gehen.

Ich verdrehte die Augen.

»Na gut, dann fang ich eben an.«

Ich richtete mich wieder etwas auf, überlegte kurz, doch wenn eines nicht schwer war, dann war es peinliche Sachen zu finden, die mir einmal passiert waren.

Bei der Erinnerung an jenen Tag, an dem das Ereignis, das ich ihm gleich erzählen würde, geschehen war, musste ich automatisch anfangen zu grinsen, auch wenn es irgendwie schmerzhaft gewesen war.

Und vielleicht glänzten meine Augen ein bisschen zu aufgeregt, als ich mich räusperte und zu erzählen begann.

»Keine Ahnung, wie alt ich war, vielleicht 14 oder 15. In Sport hatten wir Badminton und du musst wissen, die Teile kann ich irgendwie wirklich nicht koordinieren, keine Ahnung, wie oft ich Ben schon ausversehn damit geschlagen oder geschubst habe. Naja, jedenfalls - ich weiß nicht mehr, wie es dazu gekommen ist - hatte ich dann Bens und meinen Schläger in der Hand, was eigentlich ziemlich dämlich war, weil wir ja wussten, wie talentiert ich damit bin. Jedenfalls mussten er und ich dann irgendwelche Kisten wegbringen und er ist vorgelaufen. Ich hatte zwei Kisten in der Hand und die Schläger und die Türen in der Halle sind ja ziemlich schwer und gehen leicht wieder zu. Ben hat eine aufgemacht und ich wollte mich beeilen, ihm hinterherzukommen, dabei habe ich aber unterschätzt, dass die Schläger in meiner Hand länger waren, als ich. Also hab ich mich mit voller Wucht gegen die Tür geschmissen, die Schläger sind natürlich davon abgeprallt und haben sich voll in meinen Bauch gerammt. Ich glaube zwei drei Schritte hab ich noch zu Stande gebracht und dann bin ich mitsamt der Kisten umgekippt. Irgendwie hab ich es also geschafft, mich selber auszuknocken und kurz waren überall schwarze Punkte. Ben war ziemlich überfordert und hat den Sportlehrer geholt, der mich dann irgendwie vor die Tür schaffen musste, damit ich erst einmal frische Luft schnappen konnte, was ziemlich peinlich war. Ab da hat Ben dann alles darum getan, mich von Badmintonschlägern fern zu halten.«

Bei der Erinnerung an Bens Bemühungen musste ich grinsen und für einen Moment war es vollkommen still in dem Zimmer.

Ich spürte, wie Alec mich anstarrte und als ich aufsah, sah ich, wie er mit hochgezogenen Brauen und einem ganz kleinen Grinsen da saß.

»Wow«, war dann das erste und einzige, was er heraus brachte.

Ich zuckte mit den Schultern.

»Ja, ich weiß, ziemlich dämlich, aber -«

Doch Alec unterbrach mich.

»Ich glaube, das war das erste, in das ich mich verliebt habe.«

Überrascht hielt ich inne und sah ihn verwirrt an, vor allem weil es immer noch irgendwie komisch war, Wörter wie »verliebt« aus Alecs Mund zu hören.

Der Ven richtete sich wieder etwas auf, ein kleines Lächeln auf seinen Lippen.

»Deine Tollpatschigkeit«, erklärte er schließlich, was mich dazu brachte, schnaubend die Augen zu verdrehen.

»Idiot«, murmelte ich, doch Alec lächelte einfach stumm weiter.

Als würde er es vollkommen ernst meinen.

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