>Du könntest nie etwas vor ihm verbergen, niemals.<
Glance
„Nur noch zwei mal, Jungkook. Bitte." dreht Claire ihren Kopf zur Seite, wendet ihren Blick vom Lenkrad ab.
„Ich muss da nicht mehr hin. Mir geht es gut, wirklich." lehnt er seinen Kopf stöhnend am Sitz ab.
„Ich hatte in den letzten Monaten nicht einen Rückfall, Claire. Denn ich bin clean." fügt er hinzu.
Sie gibt ihm aber nur einen prüfenden Blick.
„Na gut, für dich gehe ich hin." gibt er seufzend nach und küsst sie kurz auf die Stirn, steigt aus dem Auto.
„Wann soll ich dich abholen? In zwei Stunden?" fragt sie ihn.
„Nein, die Sitzung geht heute länger. Ich werde mit der Bahn nach Hause fahren." fügt er hinzu, winkt ihr zum Abschied.
Er weiß, dass er das Gebäude betreten muss, denn ihr Blick liegt genauestens auf ihrem Verlobten.
In der geheimen Privatstiftung angekommen, vergewissert er sich, dass Claire vom Parkplatz weggefahren ist. Und tatsächlich, das Auto steht nicht mehr dort.
Also will er sich durch den Eingang wieder davonmachen. Doch er wird von einer bekannten Stimme aufgehalten.
„Jeon! Zum Versammlungsraum geht es, wie du weißt, in die andere Richtung." legt ihm der Gruppenleiter der Therapie, Namjoon, lächelnd eine Hand auf die Schulter.
„Stimmt.." murmelt Jungkook nur grimmig und schlägt eine andere Richtung ein.
Er hasst es zu tiefst, jede Woche den Satz ‚Hallo ich bin Jungkook und ich bin süchtig' über seine Lippen zu bringen.
Diese Begrüßung ist der Standart in diesem teuren Suchtprogramm, in welches ihn Claire und seine Eltern gesteckt haben.
Nur noch drei Sitzungen, dann ist er endlich frei. Endlich.
Nachdem Jungkook sich in den gewohnten Stuhlkreis gesetzt hat, schaut er sich auch schon nach einem ‚Freund', den er vor einigen Monaten hier gefunden hat, um.
Er ist kein richtiger Freund.
Eher jemand, der das alles hier auch hasst.
Dieser betritt kurz nach ihm den Raum, setzt sich, so wie immer, neben ihn in den Kreis.
Der etwas ältere Yoongi hat ebenfalls mit einem Alkoholproblem zu kämpfen. Doch er ist, so wie Jungkook, fast am Ende seiner Phase der Behandlung hier.
„Bitte steht auf und stellt euch kurz vor. Vergesst nicht, eure Sucht wie immer auch zuzugeben." ordnet Namjoon warm lächelnd an, schiebt seine Brille etwas höher auf seine Nase.
Das ist so unnötig, denkt sich Jungkook.
Es sind doch eh immer die gleichen Personen hier dabei.
Nach und nach stehen alle auf, bis Yoongi an der Reihe ist.
„Hallo ich bin Yoongi und bin süchtig." murmelt er leise, fast schon genervt.
Er hat ebenfalls keine Lust mehr auf dieses Programm. Doch er hat im Gegensatz zu Jungkook immer wieder schlimme Rückfälle.
„Mein Name ist Jungkook und ich muss kurz zur Toilette." ist er an der Reihe, verlässt dann den Raum und lässt Namjoon verwirrt zurück.
Doch dann zuckt dieser nur mit den Schultern, fängt mit der Sitzung an, greift nach seinem Block.
Im leeren Flur angekommen, checkt Jungkook kurz die Uhrzeit auf seinem Handy, sieht sich dann um.
Nun könnte er seinen Plan wirklich durchführen, denn es müsste an der Zeit sein.
Wenn er Glück hat, bist du gerade zu Hause.
Wenn er Glück hat, merkt Claire nichts.
Also ruft er sich ein Taxi und verschwindet durch den Hintereingang, fährt zu deiner neuen Adresse.
Nervös richtet er sein Hemd, als er vor deiner Tür steht. Es ist genau eine Woche her.
Doch er nimmt seinen Mut zusammen und klopft lautstark an. Hoffentlich wohnst du wirklich hier. Hoffentlich nur du.
Kurze Zeit später wird die Tür auch geöffnet.
Überrascht starrst du ihn an, bekommst kein Wort über die Lippen.
„Du wunderst dich sicher über meinen Besuch, Y/N. Doch ich denke-" beginnt er mutig.
„Besuch? Ein Besuch ist es, wenn ich dich herein lasse." meinst du, willst die Tür schließen.
Aber Jungkook behält seine Intention im Hinterkopf, hält den Türschwung mit seiner Hand auf. Gegen ihn hast du keine Chance.
Also bleibst du in der offenen Tür stehen.
Du trägst mal wieder nur deine einfache Arbeitskleidung, ein weißes Hemd und einen schwarzer Bleistiftrock.
Kurz gleiten seine Augen über deine entblößten Beine, doch schnell wendet er seinen Blick von diesen ab.
Er sollte dich nicht so ansehen.
Nicht mehr.
„Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und so begrüßt du mich?" will Jungkook die Stimmung auflockern, doch das geht eher in die falsche Richtung.
„Soll ich mich etwa ausziehen und wieder dieselben Fehler machen, wie damals?" entgegnest du ironisch, etwas wütend.
Du kannst immer noch nicht glauben, dass er es wagt, hier aufzukreuzen.
„Nein..ich will nur reden. Wir sind nun älter, wir können bessere Entscheidungen treffen." meint er ernst.
Kurz überlegst du.
„Entscheidungen? Ich denke wir sollten gar nichts mehr tun, Jungkook."
„So meinte ich das nicht..ähm.." er ist so nervös „Kann ich reinkommen?"
Da du weißt, dass der Kleine schon schlafend im Bett liegt, lässt du ihn dann doch rein. Er muss deinem Kind ja nicht direkt über den Weg laufen.
Dankend schließt Jungkook die Tür hinter sich
und setzt sich auf die Couch, zu der du ihn gewiesen hast.
„Willst du etwas trinken? Ein Glas Sekt oder Wein?" fragst du aus Höflichkeit.
Sich konzentrierend will er widerstehen.
Du weißt nichts, von seinen Problemen.
Als er stur den Kopf schüttelt, schenkst du nur dir ein Glas ein, bietest ihm ein Wasser an.
Früher hat ihn ein schönes Gläschen Wein nie etwas ausgemacht. Aber du denkst dir nichts dabei und setzt dich, sehr entfernt von ihm, auf die Couch.
Aufmerksam beobachtet er jede deiner Bewegungen. Du sieht verändert aus und doch so gleich.
Er beobachtet, wie du das Glas an deinen schönen Lippen, die er einst küsste, ansetzt und einen Schluck aus diesem trinkst.
Er beobachtet, wie du dieses behutsam beiseite stellst und deinen Rock richtest, um nicht zu viel Haut vor ihm zeigen zu müssen.
Dann blickst du ihn ebenfalls an, erwischst ihn.
Doch er sieht nicht weg.
Du hasst seine intensiven Blicke.
Doch zugleich liebst du sie so, wie früher.
„Jungkook.." hauchst du, als es langsam merkwürdig still wird.
„Tut mir leid. Ich habe dich nur so lange nicht mehr ansehen dürfen." wendet er schweren Herzens seinen Blick von dir ab.
Du siehst als Antwort nur kurz zu Boden.
„Also wie du sicherlich bemerkst hast, hat sich vieles verändert. Wir haben beide ein neues Leben eingeschlagen, mit anderen Partnern. Dennoch will ich wissen, wie es dir damit geht. Schließlich geht es mir gut damit, dass du eine Familie gegründet hast." will er seinen Plan direkt durchführen.
Überrascht schluckst du. Damit hast du jetzt eher nicht gerechnet. Mit anderen Partnern? Du bist doch alleine.
„Also ich freue mich echt für dich und Claire. Wieso sollte ich auch nicht. Das mit uns ist doch schon Jahre her und außerdem war alles doch eh nur ein Spiel gewesen." erinnerst du ihn daran, dass er sich angeblich nie in dich verliebt hat.
In Erinnerung schwebend, schluckt nun er.
„Und ich habe keinen neuen Partner. Ich brauche keinen." fügst du mit starker Stimme hinzu.
Bist du überhaupt Mutter oder ist das alles hier nur ein Missverständnis?, fragt er sich.
„Tut mir leid ich..ehm..bin davon ausgegangen wegen des.." fasst er sich wieder.
„Wegen des Kindes." beendest du seinen Satz, trinkst aus deinem Glas.
Du bist nicht dumm, dir ist klar, dass er durch Claires Beruf davon weiß.
„Ja, ich bin Mutter. Aber der Vater ist nun mal nie hier. Passiert halt." lügst du nicht.
Unangenehm beißt er sich auf die Lippe.
Alleine die Vorstellung, dass jemand sein Kind und die Mutter seines Kindes im Stich lassen würde, macht ihn wütend.
Und dass du in diesem Fall die Mutter bist, macht ihn mehr als wütend.
„Wie alt ist er oder sie?" fragt er dich weiterhin aus, als du dich nicht öffnest.
Diese Frage willst du nicht beantworten. Am liebsten willst du einfach so tun, als hättest du sie überhört.
Oder sollst du dir schnell eine Notlüge überlegen? Das würde ihn davon abhalten, die Vergangenheit in Frage zu stellen.
„Ich bin zwei Jahre und vier Monate alt." umarmt dein Sohn sein Kuscheltier, als er völlig ermüdet hinter euch ihm Flur steht.
Geschockt dreht ihr euch um, blickt ihn über die Sofalehne an. Anscheinend muss er durch euch aufgewacht sein. Verdammt.
Völlig überrumpelt fährt Jungkook sich übers Gesicht, als er den Jungen erstmals erblickt.
Und die Zeitspanne erstmals in Betracht zieht.
Alles in Betracht zieht.
„Zwei Jahre alt?" wiederholt Jungkook geschockt mit großen Augen die Fakten, dreht sich dann zu dir.
„Zwei Jahre und vier Monate, habe ich doch gesagt." setzt der Kleine sich kleinlaut auf den Boden, vergräbt sein Gesicht in dem Teddy.
Die Zahlen springen in Jungkooks Kopf umher.
Es würde perfekt hinkommen.
Es muss kein anderer im Spiel sein.
Wieso ist er erleichtert?
Ruckartig steht Jungkook auf, will auf den Jungen zugehen, ihn näher betrachten.
Doch schnell kommst du ihm zuvor, nimmst ihn beschützerisch zu dir hoch. Eure Blicke sagen alles, ihr wisst genau, was hier gerade vermutet wird.
Wortlos sucht er mit Willen den Blickkontakt zum Kind. Wieso hat Jungkook dieses Gefühl?
Als wäre er dazu verpflichtet, dem Kleinen in die Augen zu sehen.
Und als er dies dann auch tut, verliert er sich in den fast schon vertrauten Augen. Der Junge blickt ebenfalls nur hypnotisiert in die Augen des Mannes.
„Du kannst nicht leugnen, was du in diesen Augen siehst." raunt Jungkook fasziniert.
„Was siehst du denn? Ich sehe meinen Sohn."
drückst du den kleinen, bereits schon wieder einschlafenden Jungen etwas an dich.
Du befürchtest, dass er das gesehen haben könnte, was du dir gewünscht hast, dir nur eingebildet zu haben.
„Ich sehe dich in seinen Augen, Y/N." beginnt er leise.
„Doch ich sehe auch mich und das kannst du nicht leugnen, das könnte niemand." fügt er fassungslos hinzu.
..Fortsetzung folgt..
imagine namjoon and yoongi like this in the story
daddy namjoon y'all
classy yoongi y'all