Aruna - Die Rote Wölfin

By Alounaria

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Aruna wächst behütet im Pacem Pack auf, geschützt durch das Dasein einer Alphatochter. Doch das Mädchen ist... More

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Arunas Handbuch
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Das Ende - 2. Teil, Danksagung und Meinungen
Bilder & Steckbriefe (Danke ♥ )
Bilder ♥
2. Teil

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By Alounaria


Mein Blick glitt im gleichen Moment zur Tür wie Alecs.

Als ich die eintretenden Personen sah, spannte sich alles in mir an. Ich runzelte die Stirn. Irgendwoher kannte ich diese Gesichter, doch so sehr es in meinem Kopf ratterte, der Zusammenhang wollte mir einfach nicht einfallen.

Und sie sahen nicht wirklich gut gelaunt aus.

Mit dem schmächtigen Jungen, der immer noch nervös auf seinem Stuhl saß, waren sie zu siebt, niemand von ihnen konnte älter als siebzehn sein.

Einer der Jungen, ein schlacksiger, dafür allerdings ziemlich großer Rothaariger, mit langen, dürren Armen und noch längeren Beinen, sah sich kurz um, entdeckte den schmächtigen Jungen, der einsam an einem der Tische saß und deutete dann den anderen, ihm zu folgen.

Vier Jungen und ein grimmig wirkendes, kräftigeres Mädchen, mit einem pickligem Gesicht und etwas in der Nase, was aussah, wie diese komischen Stierringe.

Vielleicht hätte es ja ganz schön aussehen können, hätte sie es sich nicht allem Anschein nach selbst gestochen, vermutlich betrunken.

Als Alec mich dann plötzlich am Ärmel packte, zuckte ich erschrocken zusammen, so sehr in meinem Gestarre vertieft und sah ihn dementsprechend an, während er einfach nur drängend mit dem Kopf zuckte.

»Wir sollten hier verschwinden«, raunte er mir zu und wollte gerade schon aufstehen, doch ich stemmte mich mit voller Macht gegen seinem Griff.

»Warum?«, fragte ich stirnrunzelnd.

»Das sind bloß Teenager, alle mindestens zwei oder drei Jahre jünger als du.«

Alec warf einen hastigen Blick über seine Schulter, der Griff um meinen Arm festigte sich.

Dann sah er wieder mich an, eine tiefe Furche hatte sich zwischen seinen Augen gebildet.

»Das ist es ja eben. Das sind die Typen, die ich fast umgefahren hätte, du warst vielleicht noch nie in einer größeren Stadt, aber ich kenne Leute wie sie, die verstehen keinen Spaß.«

Wieder sah er hastig über seine Schulter, während ich immer noch nicht ganz verstand, worauf er hinaus wollte.

So einen wie den Rothaarigen könnte einer wie Alec mit dem kleinen Finger umlegen.

Der schwarzhaarige Ven verdrehte die Augen.

»Ich weiß, dass sie gegen uns keine Chance hätten, aber anders als du denkst, macht es mir nicht wirklich Spaß, Menschen weh zu tun.«

Ich sah an Alec vorbei, der mich immer noch festhielt und da traf er mich plötzlich. Der Blick aus den tiefbraunen, leicht schrägen Augen des Rothaarigen.

Seine Lippen kräuselten sich zu einem schmierigen Lächeln, als er mich ansah.

Ohoh.

Okay. Wir sollten definitiv verschwinden.

Ohne Vorwarnung sprang ich von meinem Stuhl auf, Alecs Hand fiel von meinem Arm, ich allerdings grapschte nach seinem Handgelenk, während er mich überrascht ansah und zog drängend daran.

»Du hast Recht«, meinte ich hastig, etwas, was ich sonst wohl eher schwerlich zugegeben hätte und da setzte auch er sich endlich in Bewegung.

Es war nicht wirklich seine Art, einfach wegzulaufen (meine hingegen zumeist sehr wohl) jetzt allerdings wäre es nicht sonderlich förderlich für unser Vorhaben, noch ein paar Inbecs zusammenzuschlagen.

Ich hörte noch, wie der Rothaarige irgendetwas sagte, jemand lachte, doch da flüchteten wir schon aus dem Café und aus irgendeinem unerfindlichen Grund starrte Alec ziemlich grimmig drein.

Als Feigling abgestempelt zu werden, passte ihm wohl ganz und gar nicht.

Fast hatten wir das Auto erreicht.

»Hey!«

Ich zuckte zusammen, vor Schreck blieb ich einfach stehen, was Alec ebenfalls zurück warf, erst jetzt bemerkte ich, dass ich ihn einfach weiter festgehalten hatte, wie vom Blitz getroffen ließ ich sein Gelenk los, als hätte seine Haut mich verbrannt

»Wo wollt ihr denn so schnell hin?«

Sie mussten lebensmüde sein. Ernsthaft.

Ich meine, hatten sie sich Alec mal angesehen? Selbst als Inbec hätte ich vermutlich Angst vor ihm.

Also nicht, dass ich Angst vor ihm gehabt hätte. Zumindest nur manchmal...

Alec ballte die Hände zu Fäusten, mein Blick fiel auf die Teenager.

Das Mädchen starrte mich an, als überlegte sie sich gerade, wie wohl mein Ohr schmeckte, zog dabei die Augenbrauen so hoch, das sie beinahe in dem Ansatz ihres fettigen, blonden Haares verschwanden und biss sich auf den schmalen Lippen herum, wieder traf mich dieses schmierige Lächeln des rothaarigen Jungen.

Ich spürte, wie sich Alec neben mir anspannte, während der Junge, der von Anfang an im Café gesessen hatte, eher unsicher hinter den anderen stand und sich nicht traute, uns anzusehen.

»Wo wollt ihr denn so schnell hin?«, höhnte der Rothaarige, die anderen grinsten dümmlich.

Ja, er hatte definitiv Todessehnsucht.

»Bist du eigentlich so bescheuert, wie du aussiehst?«

Entsetzt und irgendwie überrascht schnellte mein Blick zu Alec, der den Jungen so unheimlich böse anfunkelte, dass es selbst mich schauderte.

Ganz offensichtlich hatte er nicht wirklich Lust, erneut aufgehalten zu werden.

Der schmierige Typ verschränkte mit hochgezogenen Augenbrauen die langen Arme vor der schmächtigen Brust, während ich mir einbildete, dass das Mädchen mit den Zähnen knirschte und über den Boden schabte, wie ein wild gewordener Stier.

Zumindest sah sie so aus.

Okay Aruna, unpassende Gedanken, wirklich.

»Was hast du gesagt?«

Die Augen des Jungen verengten sich. Er musste echt ein paar Mal zu oft vom Wickeltisch gefallen sein. Oder vielleicht war der Wickeltisch ja auch auf ihn gefallen...

Dachte er tatsächlich, er könne es mit jemandem wie Alec aufnehmen, der nebenbei genervter und genervter und wütender und wütender wirkte.

Alec verdrehte die Augen, ich wusste nicht, was ich tun, geschweige denn sagen sollte, denn Leuten wie diesen war ich in Little Falls tatsächlich noch nie begegnet.

»Wenn du dann fertig mit deinem ich-habe-einen-Vater-Komplex-deshalb-tu-ich-auf-dicke-Hose-während-ich-sechs-Vollidioten-zur-Unterstützung-habe Scheiß bist, können wir ja gehen, wir haben nämlich noch Sachen zu erledigen.«

Wäre ich nicht so schlau und geistesgegenwärtig wie immer - gut, vielleicht war das eine Lüge... - wäre mein Mund mit Sicherheit ganz weit aufgeklappt. Vielleicht hätte ich gesabbert. Sähe mir zumindest ähnlich.

Und da war wieder meine Schwangeren Theorie. So benahm der Volltrottel sich doch nie, Leute zu verärgern und unpassende Dinge in noch unpassenderen Situationen zu sagen, war doch sonst meine Aufgabe.

Und was er sagte schien dem Rotzlöffel von Anführer nicht wirklich zu gefallen.

Sein Kiefer zitterte - vielleicht hatte Alec mit dem Vater-Komplex ja Recht, wer wusste das schon... - und er ballte die großen Hände zu Fäusten.

Gut, vielleicht sollte ich wenigstens einmal in meinem Leben die Vernünftige von uns beiden spielen und irgendwas nützliches zu glimpfligen Situationen beitragen.

»Hör zu«, setzte ich möglichst ruhig an, während ich einen Schritt auf ihn zutrat, um meinen guten Willen zu zeigen, die Pflaume von Ven hinter mir allerdings stierte den Jungen weiterhin nicht gerade hilfreich an, als hätte er höchstpersönlich seine Mutter beleidigt.

»Alec meint es ni-...«

Ein heftiges Donnern hallte die Straße wieder, meine Stimme brach ächzend ab, mein Kopf wurde mit voller Wucht zur Seite geschleudert, ein gleißender Schmerz durchzuckte meinen Kiefer, der mir die Tränen in die Augen trieb, die Stelle, an der seine Faust meinen Kopf getroffen hatte, schien zu explodieren, ich taumelte ächzend zurück, jemand lachte, für einen Moment konnte ich nichts mehr sehen, spürte nur, wie ich vollkommen überrascht gegen Alec stolperte, für einen Moment viel zu verwirrt war, um die Situation zu verstehen, Alec war vollkommen erstarrt, seine Hände schnellten hoch, umklammerten meine Schultern, damit ich nicht hinfiel.

Und erst da verstand ich vollkommen, dass der Rothaarige mir voll eine gepfeffert hatte.

So ein... Au!

Ich blinzete heftig, spürte das metallene Blut in meinem Mund, mir wurde schlecht, ich verzog das Gesicht und zischte auf, als ein schmerzhaftes Zucken meinen Kiefer durchfuhr.

Halleluja hatte der einen Schlag drauf, so sah er aber nicht aus...

Wäre ich ein Inbec gewesen, wäre mein Kiefer mit Sicherheit gebrochen.

Und als der Junge bemerkte, dass er einen riesigen Fehler begangen hatte, war es zu spät.

Im einen Moment stand Alec noch dicht hinter mir, hielt mich fest und im nächsten Moment war er dann weg, sodass ich gegen unser Auto taumelte.

Ich war aber auch nutzlos...

Hektisch blinzelte ich, meine Sicht klärte sich wieder, das Klirren in meinem Kopf hörte auf, doch als ich die Szene vor mir vollkommen begriffen hatte, öffnete sich mein Mund voller Entsetzen, das kleine Rinnsal Blut, das mein Kinn hinab tropfte, bemerkte ich nicht einmal.

»Alec!«

Mein entsetzter und dennoch irgendwie merkwürdig verzerrter Schrei erfüllte den Vorplatz zum Café, ich taumelte nach vorne, alles geschah viel zu schnell, ohne Erbarmen stürzte sich Alec auf den Rothaarigen, brüllte irgendetwas so unendlich rasend, ich verstand es nicht, noch nie hatte ich ihn so wütend erlebt und dann geschah es einfach.

Die anderen stürzten sich auf Alec, er verpasste dem einen Jungen einen Kinnhacken, das Mädchen kreischte wütend, der Rothaarige taumelte unter Alecs Schlag zurück, es knackte ekelerregend, ein Schwall Blut ergoss sich aus seiner Nase, jemand erwischte Alec am Hinterkopf, mein Herz sprang und sprang und sprang, bis es drohte, in meiner Brust zu explodieren, ich keuchte entsetzt auf, stürzte nach vorne, als einer von ihnen den Ven zu Boden ringen wollte.

»Alec!«

Ich merkte nicht einmal wie ich seinen Namen immer entsetzer kreischte, er schien rasend vor Wut, alle meine Sinne waren bis aufs äußerste gespannt, ich musste ihm helfen, schupste unachtsam einen brünetten Jungen zur Seite, der mich böse anfauchte und gerade, als ich Alecs Arm packen wollte - der verdammte Vollidiot prügelte sich immer noch verbissen mit dem Rothaarigen - traf mich etwas hartes an der Seite, ich wurde zu Boden gerissen, das Stier-Mädchen klebte an mir, grinste böse, ich hob schützend die Hände über meinen Kopf, ächzte, als ich auf dem Boden landete und wollte mich doch weigern, mich wirklich zu wehren, mich hier und jetzt als übernatürlich starkes Wesen zu outen, war eine absolut beschissene Idee, das wusste selbst ich.

»Dein Freund kann es aber gar nicht leiden, wenn man dich schlägt«, gackerte das Mädchen und zog geräuschvoll die Nase hoch, während ich ernsthaft an ihrer geistigen Zurechnungsfähigkeit zweifelte.

»Lass mich in Ruhe!«, fauchte ich, ziemlich genervt zugegeben, für meinen Geschmack waren das nämlich eindeutig zu viele Kämpfe in den letzten Tagen, und schubste sie mit meinen Füßen von mir, was sie wohl irgendwie zu überraschen schien, allem Anschein nach hatte sie mich nicht wirklich als harten Gegner eingeschätzt, in dem Moment taumelte sie vollkommen betrottelt gegen eine nächste Dumpfbacke, die Alec und dem Rothaarigen irgendwie verzweifelt zusah, an die niemand mehr auf einen Meter Entfernung dran kam, ohne zu befürchten, einen heftigen Schritt oder Schlag abzubekommen.

Und wieder versuchte ich mein Glück.

»Verdammte Scheiße du verdammter Volltrottel, jetzt lass es sein, wir müssen gehen!«

Er beachtete mich nicht einmal und dann musste ich meinem Blick von ihm abwenden, einem weiteren Schlag des pickligem Mädchens ausweichen, das immer noch vollkommen dümmlich drein blickte.

Nein, solche Leute wie hier in Jaspen hatte ich wirklich noch nicht getroffen.

»Jetzt hör doch auf!«, rief ich verzweifelt und wich nach hinten zurück.

Warum zur Hölle waren die denn alle so verdammt scharf darauf, sich zu prügeln?!

Zu spät bemerkte ich den breiten Jungen hinter mir, der plötzlich vorschnellte und seine Arme um meine Hüfte schlang, was mich erschrocken aufschreien ließ, er presste mich eng an sich, ein Schauer des Ekels erfasste mich, der Junge lachte dumm, ich wollte mich wehren, war mir ziemlich sicher, dass er zumindest irgendwie mit der Blondine verwandt sein musste, so Hünenhaft, wie sie beide waren und da kam sie plötzlich fies grinsen auf mich zu, während ein kalter Schauer mich erfasste, als der Typ plötzlich mein Haar nach hinten strich, seinen Kopf ganz nah zu einer der Narben an meinem Hals hinab beugte.

»Lass mich los du Vollarsch!«

Ja, das wars dann wohl mit der Vernunft.

Wütend wollte ich mich aus dem Griff winden, doch sein Handeln irritierte mich zu sehr, angeekelt wollte ich mich von seinem Atem wegwinden, der unangenehm gegen meinen Nacken prallte.

»Sieh mal Ny, der wurde wohl schon oft in die Fresse geschlagen.«

Sie gackerten.

»Da lassen wir doch nur liebend gerne unsere Unterschrift zurück«, wieherte Ny, das Mädchen.

Und in dem Moment brannte irgendeine Sicherung in mir durch. Sie machten sich über meine Narben lustig. Sie machten sich darüber lustig, dass ich durch die Hölle gegangen war. Und dafür sollten sie büßen.

Vergessen, dass sie Inbecs waren. Verdammte scheiße, auch beschissene Inbecs hatten ab und zu kräftige Schläge verdient, gerade Leute wie in Jaspen!

Ny holte aus, doch sie konnte ja nicht ahnen, dass ich vollkommen bereit war, meine Tarnung aufzugeben.

Die dumme, nicht wirklich rational denkende Aruna kam zum Vorschein, der das Gehirn aus den Ohren lief. Aber vielleicht brauchte ich sie genau in diesem Moment.

Während die Evolutionsbremse hinter mir noch dümmlich lachte, schnellte meine Hand hoch, an die er nicht gedacht hatte, als er mich gefangen genommen hatte, mit voller Kraft packte ich Nys wuchtiges Handgelenk, ihr dämliches Lachen blieb ihr in der Kehle hängen - sollte sie doch elendig dran verrecken! - und als ich zudrückte, als ich es umdrehte, als es knackte, schrie sie.

Voller Überraschung ließ der Junge etwas locker, mein Fuß schnellte hoch, die Wucht, die ich in den Tritt legte, haute ihn um, wimmernd sackte er zusammen, der Tritt zwischen die Beine machte ihn vollkommen bewegungsunfähig, wie ein wimmerndes kleines Baby lag er auf dem Bürgersteig.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ein kleines bisschen Schadenfreude in mir aufkam. Okay, vielleicht ein großes bisschen. Ein sehr großes.

In dem Moment wünschte ich ihm wirklich, nie wieder Kinder zeugen zu können, jemand wie er sollte sich nicht um diese kleinen, hilflosen Wesen kümmern.

Ny sah mich immer noch mit großen Augen an, während sie wimmernd ihr Handgelenk umfasste, heulte wie ein Schlosshund, wie das starke Mädchen, dass sie nun einmal war, mittlerweile hatte Alec den Rothaarigen zu Boden gezwungen, er lag mehr bewusstlos als wach unter ihm, während Alec weiter und weiter auf ihn schlug, die anderen waren bereits getürmt.

Vielleicht waren Alec und ich in dem Moment vollkommen von allen guten Geistern verlassen, aber das war mir jetzt ehrlich gesagt so ziemlich egal.

Leute wie in Jaspen, die ich zuvor noch nie getroffen hatte, hatten es verdient. Irgendwie. Okay, viellecht klang ich in dem Moment grausam, aber das spielte keine Rolle.

»Ich habe gesagt...«, fauchte ich keuchend und machte einen Schritt auf Ny zu, die geradezu Angst vor mir zu haben schien, zurückwich und wimmerte.

»...du sollst mich in Ruhe lassen!«

Und da durchzuckte plötzlich ein lautes, hupendes Geräusch die Luft, dass in meinen Ohren schmerzte, mich zusammenzucken ließ.

Drei Augenpaare schossen zum Eingang des Cafés, Evolutionsbremse, der immer noch wimmerte wie ein kleines Mädchen und der Rothaarige, der grad eher tot als lebendig wirkte, schienen nicht wirklich in der Lage, den Kopf zu heben, während Alec immer noch keuchend da hockte.

Mein Blick fiel auf die brünette Kellnerin, die uns alle nacheinander mit großen Augen ansah, das Tröteding immer noch in ihrer zitternden, linken Hand, ihre Brust hob und senkte sich hektisch, schließlich blieb sie bei mir hängen, ich stand immer noch mit geballten Fäusten vor Ny, die Augen der Kellnerin wurden größer und größer.

»H-Hört sofort auf!«, keuchte sie, erst jetzt merkte ich, wie uns die älteren Herrschaften von drinnen schockiert musterten und dann sah ich die mittvierziger Frau, die zittrig ein Telefon umklammerte und offensichtlich ziemlich panisch in den Hörer brabbelte.

Alec verstand es früher als ich.

»Scheiße!«, entfuhr es ihm, ich sah ihn verdattert an, ohne zu zögern hastete er auf mich zu, packte meinen Arm, wollte mein dummes Ich wegziehen und da ertönten die Sirenen.

Oh Halleluja.

Meine Augen weiteten sich, verdammt dumm wie ich nun einmal war, blieb ich erstarrt stehen, Alec wollte mich wütend weiter ziehen, der Rothaarige lag weiterhin halb bewusstlos auf dem Boden.

Und dann sah ich sie um die Ecke kommen. Das war der Moment, in dem ich auftaute.

Oh Scheiße!

Wie automatisch bewegten sich meine Füße, die Kellnerin rief irgendetwas, gleich war die verdammte Polizei da, ich riss die Tür auf, in der Eile schubste Alec mich einfach auf den Fahrersitz, um das Auto rumzugehen dauerte zu lange, die Zeit hatten wir nicht, keuchend knallte ich gegen die Fahrertür, krallte mich an das dunkle Leder des Sitzes und richtete mich so unendlich ungeschickt auf.

Panisch starrte ich auf das Lenkrad, Alec knallte die Tür zu, sah mich ungläubig an.

»Fahr verdammt!«, brüllte er mich an, wieder einmal war ich so nutzlos wie ein Stück Brot, die Polizei hielt - wie zur Hölle war es so weit gekommen, dass wir vor der Polizei flüchteten?! - und da zog Alec plötzlich an der Kupplung.

Aber ich konnte doch kein verdammtes Auto fahren!

»Gib Gas!«

Und ich gab Gas.

Allerdings vergaß ich zu lenken. Die Reifen drehten durch, wir rasten geradewegs auf ein geparktes Auto zu, Alec brüllte irgendetwas und schmiss sich dann halb auf mich, riss den Lenker herum, drückte mir die Luft ab, während ich verdammter Volltrottel nicht mehr zu Stande brachte, als einfach Gas zu geben.

Wir striffen das Auto, es krachte, ich zuckte zusammen, wollte die Augen zu machen, beherrschte mich allerdings im letzten Moment.

»Du musst lenken verdammte Scheiße!«, rief Alec vollkommen aufgebracht, während er immer noch halb auf mir lag, laute Rufe folgten uns, mein Herz tanzte Tango, das alles war doch so unendlich banal, wie in diesen unglaublich schlechten Actionfilmen und dann packte Alec plötzlich meine Hände.

Mit voller Wucht drückte er sie gegen den Lenker, ich spürte, wie sich seine Brust hektisch gegen meinen Körper hob und senkte, hob und senkte, hob und senkte, wieder rammten wir fast ein Auto, ich riss den Spiegel mit und als ich das nächste streifte, ging mit lautem Gekreisch eine Alarmanalage an, ich zuckte wieder zusammen, keuchte schwer, Sirenen ertönten hinter uns, wir wurden schneller und schneller.

»Ich habe keinen Führerschein!«, brüllte ich panisch und klammerte mich an das Lenkrad, während ich eine rote Ampel vollkommen ignorierte, beinahe mit einem LKW zusammengestoßen wäre, der wütend hupte, während Alec neben mir einen halben Herzinfarkt erlitt.

»Das ist jetzt natürlich auch so wichtig, verdammte Scheiße Aruna!«, brüllte er ebenso wütend und aufgebracht zurück, beugte sich wieder keuchend über mich, riss das Lenkrad herum, ich stierte vollkommen geschockt auf die Straße, während mein Fuß auf dem Gaspedal zu Blei wurde und der Mann mit der Aktentasche erschrocken von der Straße sprang, die Sirenen verfolgten uns, mein Herz raste, ich zitterte am ganzen Körper, war vollkommen erstarrt.

Als hätte ich vergessen, wie man sich bewegte.

»Ich kann aber auch kein Auto fahren!«, rief ich vollkommen außer mir, meine Hände zitterten, ich war nicht im Stunde, rational zu denken und da Griff Alec plötzlich wieder ins Lenkrad.

»Gib einfach Gas, ich lenke«, keuchte er kalkweiß, ich kniff mit einem leisen Aufschrei die Augen zusammen, als wir ein weiteres Auto striffen und als Alec scharf in die Kurve fuhr, wurde ich mit voller Wucht gegen ihn gepresst.

»Gib Gas!«, mahnte er mich hitzig und drückte mich irgendwie wieder auf meinen Platz, wir rasten eine kleine Seitenstraße hoch und dann erblickte ich die kleinen Stände.

Ein Wochenmarkt.

Halleluja nein!

Hektisches treiben, Kinder lachten, der Platz kam immer näher, die bunten Stände brannten sich geradezu in meine Augen.

»Alec!, rief ich panisch, doch da rasten wir schon voll in irgendeinen Obststand, ich sah, wie die Äpfel an meinem Fenster vorbei sausten, Schreie, Alec schaltete einfach den Scheibenwischer ein, die Leute wichen panisch aus, die Sirene wurde leiser und leiser, es krachte laut, ich schrie auf, das Auto strauchelte, doch schien nicht gewillt, aufzugeben.

Verbissen lenkte Alec einfach weiter, schlängelte sich die Stände hindurch, die Leute sprangen panisch aus dem Weg, ich krallte mich in den Sitz, drückte mich voller Angst gegen ihn, dieses Mal schloss ich meine Augen tatsächlich, wollte nicht sehen, was geschah, hörte immer und immer wieder, wie etwas gegen das Auto krachte und war mir sicher, dass wir geradewegs auf unser sicheres Ende zusteuerten.

Doch ich drosselte die Geschwindigkeit nicht, wussten nicht einmal wieso, es krachte wieder, Holz splitterte, ich hörte es, wimmerte auf.

Und dann war es vorbei.

Es wurde still, auch wenn der Motor des Autos ungesund klierte.

Ich zitterte, öffnete langsam meine Augen wieder, Alec klammerte sich immer noch erbarmungslos an den Lenker.

Irgendein Salat hatte sich hartneckig an unsere Scheibe geheftet, doch der Markt verschwand hinter uns, Alec hatte es irgendwie geschafft , keinen weiteren Stand umzumähen.

Ich blinzelte heftig, langsam beruhigte sich mein Atem wieder etwas, auch wenn ich mich immer noch in das Leder des Sitzes krallte.

Irgendwie landeten wir auf einer einspurigen Straße, ein Schild verkündete, dass wir Jaspen in dem Moment verließen, ich wusste nicht, wie lange wir fuhren, stand vollkommen unter Schock, die Bäume rasten an unserem demolierten Auto vorbei.

Ich war wie in Trance, weg, war mein einziger Gedanke.

Und wir fuhren weg, weiter und weiter.

»Halt an.«

Alec keuchte schwer, zittrig nahm ich meinen Fuß vom Gas, wusste nicht einmal, warum ich sofort auf das hörte, was er sagte.

Langsam rollte das Auto aus. Die Sirenen schienen lange verstummt.

Und dann blieben wir stehen. Vollkommen starr stierten wir geradeaus auf die Menschenleere Straße.

Wir standen vollkommen unter Schock.

Dann hielt ich es nicht mehr aus.

»Sind wir... sind wir grad ernsthaft vor der Polizei abgehauen?«, keuchte ich vollkommen am Ende meiner Nerven, musste mir erst einmal dieser Banalität bewusst werden.

Wie zur Hölle war das alles geschehen?! Wann waren wir in diesem unendlich schlechten Actionfilm gelandet?! Das musste doch alles ein dummer Scherz sein... Halleluja.

»Aruna?«, keuchte Alec kopschüttelnd, sah mich nicht an, starrte aus dem Fenster und krallte sich an dem Griff an seiner Tür fest.

Ich sah ihn zittrig an, mein Herz schlug immer noch viel zu schnell, trotzdem hob ich fragend eine Augenbraue.

»Ich muss dir unbedingt beibringen, wie man Auto fährt.«

Plötzlich traf sein Blick mich, ich blinzelte ihn verwirrt an und dann zuckten seine Mundwinkel.

Mein Herz machte einen kleinen Sprung, während seine grauen Augen aufblitzten, der merkwürdige Sturm in ihnen tobte.

Wie automatisch taten es ihm meine Mundwinkel gleich, als würden sie es tun, nur weil er es tat. Als würden sie von seinen gesteuert werden.

Erst grinsten wir uns komplett dämlich an, keinen Moment wandt er den Blick ab.

Und dann fingen wir plötzlich an zu lachen, vollkommen verrückt, wie zwei Vollidiot saßen wir da, in diesem demolierten Auto und lachten, als hätten wir unseren Verstand verloren. Vielleicht hatten wir das.

Und ich wusste nicht einmal, warum oder worüber wir lachten, wir mussten wirken wie vollkommen Irre.

Das war das zweite Mal, dass wir wirklich zusammen lachten.

Und ich mochte, wie er lachte, weil es schön klang, weil er dann wenigstens einmal nicht vollkommen ernst und eisern wirkte.

Ich wünschte, er würde es öfters tun, ein wohliger Schauer überkam mich.

Und in dem Moment konnte ich mich nicht einmal über diese bescheuerten Gedanken, über meine merkwürdige Reaktion, wundern, während ich ihm mit immer leichter werdendem Herzen dabei zusah, wie er vollkommen fassungslos den Kopf schüttelte, wie ihm seine Haare mal wieder ins Gesicht fielen.

Und es war so ein unendlich vertrautes Bild, dass mein Herz einen merkwürdigen Sprung machte.

Es machte keinen Sinn, verstehen tat ich es sowieso nicht. Aber in diesem Moment war es egal.

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