>Und ich kann ihm sein Herz niemals wiedergeben.<
Questions
Schläfrig betrachtest du das schwarze Kleid, welches trostlos an einem Kleiderbügel hängt.
Solltest du es Jungkook zurückgeben? Für ihn ist ein solches Kleid nur ein kleiner Einkauf, doch für dich bedeutet der Besitz von diesem viel mehr.
Sanft streichst du über das Material von diesem. Er hat es für dich ausgesucht. Oder hat er es zuvor schon einer anderen ausgeliehen?
Hätte er dieses Kleid auch einer anderen geschenkt?
Du wendest dich von dem Kleidungsstück ab.
Interpretation von unbedeutenden Dingen ist einer deiner größten Schwächen.
Barfuß tappst du in deine kleine Küche und holst deine Nudeln aus deiner Mikrowelle.
Desinteressiert schaltest du auf dem Fernseher von Kanal zu Kanal, während du das Fertiggericht in dich schaufelst.
..nicht so befriedigen konnte, wie ich es tat und wieder tuen werde..
Seine Worte hallen schon seit Tagen in deinem Kopf umher. Würde er dir wirklich wieder so nahe kommen, wenn du es zulassen würdest?
Dieser Mann hat deine Psyche echt beeinflusst.
Jeder Part seines Körpers ist unvergesslich, du sehnst dich irgendwie nach ihm. Nicht nur nach seinem Körper, nach seiner Präsenz.
Sein perfektes Lächeln.
Alles an ihm scheint so perfekt.
[...]
Leicht verwirrt liest du dir sämtliche Zettel am schwarzen Brett im Unieingang durch. Ab heute sind die Raumverteilungen aufgrund von Bauarbeiten anders.
Seufzend versuchst du, rauszufinden, wo du denn jetzt hin musst. Doch die verwirrenden Listen helfen dir nicht weiter.
Also schreibst du Taehyung eine Nachricht, da er jetzt in derselben Vorlesung wie du sein sollte. Während du auf dein Handy starrst, wirst du an der Schulter angetickt. Bestimmt ist das Taehyung.
„Endlich-" fährst du lächelnd herum und erwartest, in Taehyungs Gesicht zu sehen, doch da hast du doch mächtig getäuscht.
Nervös reißt du deine Augen auf. Dein Highschool-Ich erwacht wieder zum Leben.
„Hey, Ehm Du bist doch Y/N, eine Freundin von Taehyung. Kannst du mir mit der Raumverteilung helfen? Ich bin jetzt in der selben Vorlesung wie er und vielleicht weißt du ja, wo ich da hin muss?" kratzt er sich am Hinterkopf.
Perplex starrst du ihn weiterhin nur an. Rede doch endlich! Du bist nicht mehr 15!
„Achso verzeihe..ich heiße Jackson." stellt er sich unnötig vor.
„Ich weiß! Ehm..ich meine..wir waren auf der selben Schule." meinst du schüchtern. Sonst bist du doch nie so zurückhaltend.
„Ach wirklich? Das ist ja ein Zufall." lächelt er leicht.
Somit bestätigt sich, dass er dich in den Jahren nie bemerkt, geschweige denn auch nur angesehen hat. Aber das ist kein Wunder, er war der beliebteste Junge der Schule.
„Wie auch immer. Wir müssen zum selben Saal, also können wir ihn ja zusammen suchen." schlägst du vor.
Wie konntest du nie bemerken, dass sich dein früherer Schwarm ein Mal in der Woche im selben Saal wie du befindet? Ok, wie solltest du das bei der Anzahl an Menschen auch.
Er klemmt sich seine Bücher unter die Arme und folgt dir.
„Und wie gefällt es dir hier?" sucht er ein Gesprächsthema.
Du kannst nicht glauben, dass du nach all den Jahren mit ihm redest. Heimlich musterst du ihn von der Seite. Er hat in der Zeit etwas an Männlichkeit gewonnen. Als er deinen Blick erwidert, siehst du zur Seite.
„Ganz gut. Ist hier auf jeden Fall besser, als in der Schule." meinst du gelassen.
„Da hast du Recht. Hier sind die Menschen nicht so anstrengend und es interessiert keinen, wie du rumläufst oder was du tust." stimmt er dir zu.
Waren diese ‚anstrengenden Personen' nicht in seinem Freundeskreis?
„Das kommt jetzt etwas aus dem nichts, aber hast du eigentlich einen Freund, Y/N?"
Komischerweise bist du kurz am überlegen. Jungkook kommt dir sofort in die Sinne.
Natürlich bist du nicht mit ihm zusammen, das würdet ihr bestimmt auch niemals sein.
Doch ein kleiner Teil sagt dir, dass du ihn wiedersehen willst.
„Nein." antwortest du ihm.
Er nickt langsam und mustert dich von der Seite.
Du erwiderst seinen vorsichtigen Blick. Wortlos schaust du ihm in die Augen. Diesen Moment hättest du dir vor einigen Jahren nur erträumen können. In der Schule bist du ihm nie näher gekommen als auf dem Schulflur.
Er war immer unerreichbar für dich gewesen.
„Ach hier seid ihr! Kommt mit, ich habe den richtigen Saal gefunden." geht Taehyung hektisch an euch vorbei und reißt euch aus eurer Trance.
Du brichst den Blickkontakt zuerst ab und erst dann bemerkt er, dass er bei deinem Anblick den Atem angehalten hat.
Er räuspert sich kurz und folgt daraufhin deinem besten Freund.
[...]
Müde verlassen Taehyung und du die Uni, wo dich schon der nächste Schock überfällt.
Wieso zur Hölle steht Jungkooks Wagen vor der Uni?!
Viele Studenten tuscheln schon, da sie den Sportwagen bewundern und sich wundern, wem dieser wohl gehöre.
Schnell ziehst du Taehyung am Ärmel weiter, als er sich ebenfalls zu einer Gruppe staunender Studenten gesellen will.
„Was denn? Du weißt doch, wie sehr ich mich für Autos interessiere.." schmollt er.
„Na und. Gehört bestimmt einem Professor.." willst du ihn in die Richtung der Busstationen bringen.
Doch Jungkook zieht dir einen Strich durch die Rechnung, indem er auf die Hupe drückt und seinen Kopf durch das Autofenster streckt.
„Y/N!" schaut er in deine Richtung und ruft so laut wie möglich.
„Du kennst den?" bleibt Taehyung wie angewurzelt stehen.
„Nein, ich kenne diesen Irren nicht. Komm jetzt." willst du ihn vergebens mit dir ziehen.
„Ich glaube dir kein Wort." hält er dich fest.
Wie befürchtet, steigt Jungkook nun aus seinem Wagen und schlendert elegant auf euch zu. Automatisch zieht er viele Blicke auf sich.
Scheiße.
Er sieht so gut aus.
„Wieso ignorierst du mich, Babygirl?"
Du schluckst.
„Was wird das hier?" flüsterst du angepisst.
Verwirrt schaut dein bester Freund nur zwischen euch her.
„Steig in den Wagen." ordnet Jungkook ernst an.
„Das hättest du gerne." lachst du mit verschränkten Armen.
Nun nehmen auch endlich die Blicke auf euch ab und die anderen Menschen beschäftigen sich wieder mit sich selbst.
Doch du blickst Jungkook nur angespannt an.
Wie sollst du das hier später Tae erklären?!
„Bitte.." haucht er leise.
Nun grinst du leicht.
Du siehst, wie schwer es ihm fällt, dich um etwas zu bitten.
„Es ist wichtig, sonst wäre ich nicht hier." fügt er hinzu und schaut kurz abwartend auf seine Uhr.
„Y/N..belästigt er dich oder?" macht sich Taehyung nun langsam Sorgen.
„Nein schon gut. Ich schreibe dir später, ok?"
beruhigst du ihn und er nickt.
Langsam gehst du also mit Jungkook mit und steigst in seinen Wagen. Nach einer kurzen, stillen Fahrt hält er schon wieder irgendwo an und du drehst dich gespannt zu ihm.
„Also? Was ist so dringend, dass du mich vor der ganzen Uni blamieren musstest?!" versteckst du, dass du dich irgendwie freust, ihn wieder zu sehen.
„Ist es das Kleid? Du kannst es gerne wieder haben, denn ich habe deswegen sowieso ein schlechtes Gewissen." ratest du drauf los, da er immer noch nichts gesagt hat.
„Ich möchte, dass du mich am Wochenende wieder zu einem Event begleitest." rückt er mit der Sprache raus.
„Und wieso sollte ich das tun?" ziehst du die Brauen zusammen.
„Ich bezahle dich auch." schlägt er vor.
„Glaube mir, ich will dein Geld nicht." weist du ihn schockiert ab.
„Und wieso fragst du nicht wen anders? Letztes Mal war ich sowieso mega überflüssig." fügst du in Erinnerung schwebend hinzu.
„Für dich bedeutet die Sache doch nur Positives. Du bekommst ein schickes Kleid von mir, hast einen schönen Abend und kannst dir zum Schluss wieder einer meiner Freunde zum Vögeln aussuchen. Also was soll's?" entgegnet er schon wieder leicht gereizt. Kann es sein, dass ihr euch immer streitet?
„Und wieso fragst du nicht wen anders? Was macht mich denn zu deiner Wahl?" willst du wissen.
„Was macht mich besonders?" stellst du ihm die Frage, die er sich insgeheim immer selber stellt.
„Jetzt habe ich eine Bedingung, Y/N." atmet er tief ein und erinnert dich an deine ‚Keinen-Sex-mehr-Bedingung'.
„Du stellst keine Fragen mehr, verstanden?"
denn Jungkook fürchtet sich vor der Antwort.
..Fortsetzung folgt..