Aruna - Die Rote Wölfin

By Alounaria

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Aruna wächst behütet im Pacem Pack auf, geschützt durch das Dasein einer Alphatochter. Doch das Mädchen ist... More

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Arunas Handbuch
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Das Ende - 2. Teil, Danksagung und Meinungen
Bilder & Steckbriefe (Danke ♥ )
Bilder ♥
2. Teil

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By Alounaria


Gelangweilt kringelte ich eine meiner roten Strähnen um meinen Finger, während Ed und Alec immer noch am Motorrad rumhantierten.

Seit Adam zum Training verschwunden war, waren bestimmt zwei Stunden vergangen und so, wie es im Moment aussah, würden wir schneller vorankommen, würden wir einfach laufen, anstatt an diesem hoffnungslosen Fall herumzuschrauben.

Oder ein Motorrad aus Europa einfliegen lassen.

Ich war noch nie ein sonderlich geduldiger Mensch gewesen, deshalb zeichnete ich ja eigentlich auch nicht gerne und so hatte ich wohl auch nicht die beste Laune, als Alec sich irgendwann seufzend erhob und auf mich zugelaufen kam.

Fragend hob ich eine Augenbraue, als Ed in seine Adéle einstieg und die Tür scheppernd zuknallte.

»Wohin fährt er?«, fragte ich verwirrt, Alec kam bei mir an und lehnte sich an das Geländer, auf dem ich saß.

»Er muss irgendwas einkaufen oder so«, meinte er schulterzuckend, während der alte Pick-Up vom Hof rollte.

Skeptisch zog ich die Stirn kraus.

»Ist es nicht ein wenig leichtsinnig von ihm, uns einfach alleine im Haus zu lassen?«

Alec nickte.

»Ja, der Mann ist echt komisch.«

Ich schnaubte.

»Du bist komisch. Er ist nett.«

Alec warf mir einen kurzen Blick zu und verdrehte die Augen.

»Er ist naiv«, korrigierte er, ich zuckte mit den Schultern.

Da hatte er allerdings Recht. Ein bisschen Naiv war Ed schon, allerdings war es ja auch nicht so, als hätten Alec und ich vor, all seine Autos zu klauen, um dann mit ihnen abzuhauen.

Ich seufzte.

»Wie weit seid ihr gekommen?«

Resigniert rieb sich Alec die Stirn.

»Nicht weit. Keine Ahnung, wie dieses Teil überhaupt fahren konnte.«

Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken und betrachtete die Kerben an dem hölzernen Verandadach, das, so wie Eds restlicher Besitz, nicht mehr wirklich neu sein zu schien.

»Hast du Lila erreichen können«, fragte ich nach einer kurzen Stille weiter, auch wenn ich auf diese Frage bereits die Antwort wusste.

Alec hatte es zwar irgendwie geschafft, das nutzlose Teil aufzuladen, was aber noch lange nicht hieß, dass es funktionierte.

Stumm schüttelte er den Kopf und stierte böse zu dem Motorrad rüber.

»Ich hasse warten«, murmelte ich schlecht gelaunt, er nickte.

»Ich auch.«

Seufzend schwang ich mich von dem Geländer und kam sogar auf beiden Beinen neben ihm zum stehen, was verwunderlich war, da ich sonst eher dazu neigte, über Luft zu stolpern.

Angeekelt sah ich auf meine Hände hinab.

Was war das denn? Irgendein schmieriges Zeig klebte an ihnen, naserümpfend blickte ich weiter an mir hinab.

Woher kam das denn plötzlich?

Mit gerunzelter Stirn wollte ich das Zeug von meinem Bein wischen, machte es durch meine verschmutzten Hände allerdings nicht besser, das bernsteinfarbene Zeug blieb.

»Warum genau hast du dich da rein gesetzt?«, fragte Alec skeptisch, ich warf ihm einen augenverdrehenden Blick zu und hielt mich im letzten Moment davon ab, mir auch noch über mein juckendes Auge zu reiben.

»Glaubst du, Ed hat was dagegen, wenn ich duschen gehe?«, fragte ich unsicher, Alec zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung.«

Danke für deine Hilfe.

Und da ich nicht sonderlich viel Lust hatte, mich draußen mit einem Gartenschlauch abzuspritzen, machte ich mich gähnend auf den Weg ins Haus, während Alec draußen stehen blieb und ein hitziges Blickduell mit dem Motorrad führte, welches eben jenes wohl gewann.


◊♠


Nachdenklich blickte ich über meine Schulter.

Eine tiefe Furche hatte sich zwischen meinen Augenbrauen gebildet.

Behutsam legte ich mir meine wirren Locken über die Schulter und starrte mein Spiegelbild mit gerunzelter Stirn an.

Ich blinzelte.

Es war kein schöner Anblick, dachte ich.

Noch vor ein paar Wochen hatte ich nicht so ausgesehen.

Vorsichtig strich ich über eine größere Narbe an meinem Nacken, zuckte beinahe unwillkürlich zusammen, als ich sie berührte, als würde ich den Schmerz, der hinter ihr steckte, geradezu spüren.

Sie waren überall. Auf meinem Rücken, meinem Bauch, meinem Nacken.

Wieder blinzelte ich heftiger, als ich sollte, betrachtete die Brandnarbe, die sich zu meinem Bauchnabel hinauf schlängelte.

Neben der Narbe über mein linkes Auge, war sie die älteste.

Ich erinnerte mich noch ganz genau, an jenen schicksalshaften Tag, der so ziemlich alles veränderte. Nach Alecs Auftauchen, versteht sich.

Fast wäre ich versucht, mir die Hände auf die Ohren zu pressen, während dieses verrückte Lachen in meinem Kopf aufkeimte, dass ich damals im Bus zum ersten Mal gehört hatte.

Und jetzt waren wir auf dem Weg zu Ihm.

Wir mussten verrückt sein...

Seufzend sah ich wieder in den Spiegel des kleinen Badezimmers, in dem ich nun stand.

Mein Blick fiel auf das rote Symbol auf meinem Rücken, das so unendlich viel durcheinander brachte.

Das Symbol, das mich zur Roten machte.

Aber was bedeutete das?

Zunächst einmal waren da diese unheimlichen Momente gewesen, in denen ich stärker war, als es jemals möglich zu sein schien, die ich nebenbei strikt verdrängen wollte, weil ich mich danach immer grausam fühlte.

Ich wollte diese Kräfte nicht, wollte nicht grausam sein. Und nebenbei verstand ich sie absolut nicht, aber ich verstand sowieso nicht viel, also...

Manchmal wäre es vielleicht besser, wäre ich einfach als Inbec geboren, hätte meine Inbec Freunde, würde vollkommen unbeschwert und unwissend auf eine Inbec Schule gehen und ein vermutlich mehr oder weniger problemloses Leben führen.

Ich seufzte.

Aber nein, stattdessen stand ich in eben diesem Moment in dem Badezimmer eines leichtsinnigen Automechanikers und betrachtete verbittert mein Spiegelbild.

Super.

Dann war da noch diese Sache mit Aleyna, die ich absolut nicht verstand, die allerdings trotzdem irgendetwas mit diesem Mal zu tun haben schien.

Diese merkwürdigen Andeutungen, diese Verbundenheit, die ich ihr gegenüber fühlte und dann diese vermaledeiten Träume, in der ich irgendeine Braut war, die ich nicht kannte.

Also, irgendwie kannte ich sie, immerhin war ich diese Person und doch kam sie mir trotzdem unbekannt vor.

Oh super...

Das machte doch alles absolut überhaupt keinen Sinn...

Langsam strich ich über die Konstellation der Dreiecke. Das Zeichen der Ven.

Zumindest über die Stellen, an die ich herankam.

Ich verstand es einfach nicht. Warum trug ich das Zeichen der Ven auf dem Rücken? Ich erinnerte mich noch ganz genau an den Moment, in dem ich es herausgefunden hatte. Damals hätte ich Alec beinahe umgebracht.

Naja, mehr oder weniger.

Das Zeichen der Ven... Es machte doch absolut keinen Sinn... Was hatte dieser ganze Schwachsinn zu bedeuten?

Ich kniff die Augen zusammen und betrachtete nachdenklich die roten Linien der drei Dreiecke.

Dann zuckte ich zurück.

Beinahe erschrocken blinzelte ich, es war mir noch niemals auf gefallen.

Wenn man genau hinsah bildeten sie jeder für sich ein V. Drei Vs auf meinem Rücken. V für Ven.

Super...

Seufzend strich ich mein Haar wieder auf den Rücken.

Wenn ich es doch nur schaffen würde, ein zweites Mal mit Aleyna zu reden, ich hatte so unendlich viele Fragen, alles war so unglaublich verwirrend.

Wie sollte ich das bitte überstehen, ohne, dass mein Kopf explodierte?

Aleyna meinte, ich müsste mich erinnern. Aber woran denn?

Generell war es zwar so, dass ich eine sehr vergessliche Person war, besonders Namen und Gesichter waren kritisch, die wichtigsten Sachen allerdings vergaß ich nie.

Was also hatte ich vergessen? Was hatte ich vergessen, wovon sie wusste, dass ich es vergessen hatte? Das machte doch alles absolut keinen Sinn. Erneut.

Ich sollte hinsehen, aber wohin? Warum gab sie mir nicht wenigstens einen Tipp? Ich wusste, wenn ich antworten haben wollte, musste ich schneller rennen, musste ich sie erreichen, aber wie sollte ich das bitte schaffen, wenn meine Beine jedes Mal zu Blei zu werden schienen?

Gott, wieso war mein verdammtes Leben eigentlich so verkorkst?

Wenn das hier alles vorbei war, würde ich definitiv einfach meine Schule abschließen und dann ins Rudelleben einsteigen, ohne jemals wieder irgendetwas mit den Ven oder Hybridenzeugs zu tun zu haben.

Den Gedanken, dass meine Eltern, wenn sie erst erfuhren, dass ich doch noch lebte, immer noch verlangen würden, dass ich Alpha wurde, verdrängte ich einfach.

Meine Eltern...

Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, mussten sie unheimlich enttäuscht von mir gewesen sein. Ich war einfach geflüchtet, diese ganzen Nachrichten hatten mich überfordert.

Und mein erster Instinkt war es gewesen, zu einem Ven zu rennen. Super...

Kurz schloss ich die Augen.

»Keine Sorge, Mum, Dad, bald bin ich wieder da. Alec und ich kriegen das bestimmt wieder hin... Und wenn wir zurück kommen, Beweise für Ihn und die Hybriden haben, kriegen wir es bestimmt hin, mit den Ven klarzukommen... Manche von ihnen sind gar nicht so schlimm, wie wir immer gedacht haben, wisst ihr?«

Ja, jetzt drehte ich wohl völlig durch, fing schon an, Selbstgespräche zu führen...

Nachdenklich rieb ich mir über die Schläfe. Ich konnte es immer noch nicht spüren.

Mein Rudel meine ich.

Vielleicht lag es an Cals Gebräu. Vielleicht lag es daran, dass ich zu weit weg war. Vielleicht lag es daran, dass sie mich für tot erklärt hatten.

Sie fehlten mir.

Und langsam aber sicher bahnte sich dieses unverkennbare Bedürfnis in mir hoch. Meine Sinne schienen von Tag zu Tag empfindlicher, manchmal kribbelten meine Finger, dass es beinahe wehtat, ich hatte Kopfschmerzen, hinter meinen Augen pochte es.

Es war nun fast zwei Monate her.

Und mein Wolf wollte endlich wieder raus. Es schien so unendlich lange her.

Er wollte rennen, springen, zwischen den Bäumen hin und her preschen, Heulen, bis es alle hörten.

Viel zu lange schien es her. Viel zu lange.

Ich vermisste es, den Wind, der mein dichtes Fell durchfuhr, der harte Waldboden unter meinen Pfoten, das gleichmäßige Donnern, wenn ich rannte, die Umgebung, die sich zu einem einzigen Gemisch aus Farben zusammenzufinden zu schien.

Bis jetzt hatte ich das Verlangen immer unterdrücken können, wollte nicht wissen, wie Alec auf meinen Wolf reagieren würde, doch langsam schien es immer unerträglicher.

Und ich wusste, dass ich mich bald verwandeln musste, wenn ich nicht auf einmal in meiner Mischgestalt vor den anderen sitzen wollte und auch dem Jagdtrieb musste ich bald nachgehen.

So sehr es mir auch widerstrebte. Aber das war nun einmal der Fluch eines Lykanthropen.

Seufzend legte ich meine Sachen auf den Wäschekorb ab, sah nicht mehr in den Spiegel - mein Kopf explodierte sowieso schon - zog dann den Vorhang zu der Dusche zur Seite.

Eigentlich war es unvorsichtig von mir, meinen Anhänger in diesem Moment nicht bei mir zu tragen, aber welcher Ven sollte, abgesehen von Alec natürlich, schon in dieser Gegend herumlungern?

Seufzend schaltete ich das Wasser an, sofort klebten mir meine Langen Strähnen nass im Gesicht, ich zuckte zusammen, als es kälter war, als erwartet.

Für einen Moment bewegte ich mich nicht, ein kalter Schauer überkam mich, dann machte ich  mich mit gerümpfter Nase daran, das klebrige Zeug von meinen Beinen zu schrubben.

Mittlerweile war ich zu dem Entschluss gekommen, dass es Harz war.

Nach fünf Minuten war ich dann vollkommen genervt, weil es ungefähr so gut abging, wie Finger auseinandergingen, die man sich mit Sekundenkleber zusammengeklebt hatte.

Nicht, dass ich es schon einmal ausprobiert hätte.

Resigniert zupfte ich ein paar Stücke des Zeugs von meinen Finger, als plötzlich ein lautes Poltern aus dem Flur ertönte.

Ich hielt inne.

Verwirrt runzelte ich die Stirn, sah auf und spähte hinter dem Vorhang hervor, um die dunkelbraune Tür im Blick zu haben.

Nahm Alec gerade den Flur auseinander, oder was sollte das werden?

Wieder ein Geräusch, ich horchte auf, langsam Griff ich hinter mich, um das Wasser auszustellen.

Mit einem leisen Geräusch erstarb es.

Dann gab die Tür des Badezimmers plötzlich ein bedenkliches Knacken von sich.

Was zur...?

Langsam wurde ich misstrauisch.

Mein Herz machte einen kleinen, warnenden Sprung, ich hielt den Atem an.

Mittlerweile zweifelte ich daran, dass das Alec war. Aber ehrlich.

Zittrig griff ich nach einem der grauen Handtücher und wickelte es um meinen Körper.

Okay, bleib ruhig, sei einfach still, beweg dich nicht.

Was war da los?

Und dann krachte es plötzlich, mit einem erschrockenen Aufschrei taumelte ich nach hinten, stieß gegen die Dusche, die Tür krachte aus ihren Angeln und dann stand er plötzlich vor mir, mein Herz machte einen Aussetzer, ich drückte das Handtuch fester an mich und sah ihn mit großen Augen an, verstand es nicht.

Adam.

Und er hatte einen Silberpfeil auf mich gerichtet.

Genau da, wo mein Herz hektisch schlug. Zumindest mehr oder weniger.

Er blinzelte heftig, sah mich beinahe zittrig an, seine Lippe bebte, er war blass, der Bogen in seiner Hand zuckte unkontrolliert nach links und rechts, der kalte Schweiß glänzte auf seiner Stirn, ich stand einfach vollkommen erstarrt da, nicht in der Lage, auch nur irgendetwas zu tun, viel zu überrascht.

»I-Ich weiß was du bist«, keuchte Adam dann plötzlich, der Bogen erzitterte, ich wagte es nicht zu atmen.

»Was?«, hauchte ich vollkommen verwirrt, verstand nicht, was auf einmal los war, Adam blinzelte heftig, seine ganze Haltung schrie Unsicherheit.

Und trotzdem war der Pfeil auf mich gerichtet.

Wo zur Hölle war Alec?

»S-Stell dich nicht dumm!«, zischte er, sah dann auf seinen linken Oberarm hinab, da, wo der Verband war, als würde der ihm irgendwie Mut zusprechen.

Ein ungutes Gefühl überkam mich.

Ganz langsam hob ich meine linke Hand, wollte ihn irgendwie beschwichtigen, während die andere Hand das Handtuch fest an mich drückte, doch das war ein Fehler.

»Nicht bewegen!«, keuchte Adam, ließ dann vor lauter Zittern die Sehne des Bogens los.

Ich keuchte auf, duckte mich, mein Herz explodierte, mein gesamter Körper erbebte, der Pfeil krachte hinter mir in die Wand.

Adam schien vollkommen überfordert, zuckte überrascht zurück, und da rutschte der Verband plötzlich hinab.

Ich kauerte auf dem Boden. Und ich erstarrte.

Drei Striche. Ein Halbkreis. Ein umgedrehtes A in ihm. Das Zeichen der Ami, es erstrahlte vollkommen schwarz auf seiner blassen Haut.

Adam war ein neuer Ven.

Ich blinzelte heftig, wieder richtete der Junge vollkommen zittrig einen Pfeil auf mich.

Deshalb hatte ich ihn nicht gerochen, deshalb hatte mein Amulett nicht reagiert. Er konnte keine drei Tage einer sein.

Aber er konnte mich riechen. Er roch den Wolf in mir, mein Amulett lag bei meiner Kleidung, nicht mehr in der Lage, mich zu beschützen, vollkommen nutzlos.

Für einen Moment kniff ich die Augen zusammen, spürte die Präsenz des Silberpfeils nur all zu deutlich.

Okay Aruna, beruhig dich, du siehst, wie unsicher er ist, er hat bestimmt noch nie jemanden getötet, du musst einfach ganz ruhig bleiben.

Er war wie ein ängstliches Kind, ich musste nur beruhigend auf ihn einreden, dann würden wir beide glimpflig aus dieser Situation herauskommen...

Hoffte ich zumindest.

Denn, auch wenn er den Pfeil auf mich richtete, wollte ich ihn eher ungern verletzen, was Ven und das Urteilen über sie anging, war ich mittlerweile wohl etwas empfindlicher geworden.

Erst fragen, dann schießen, nicht andersrum , wie es sonst immer geschah.

Und da erkannte ich es plötzlich.

Überrascht sah ich auf, der Pfeil richtete sich mittlerweile irgendwo auf die Region meines Ohres, mit dem Bogen konnte er wirklich nicht umgehen.

Deshalb das Training, dachte ich.

Ich räusperte mich und auch wenn er so unendlich unsicher wirkte, raste mein Herz dennoch.

Beruhig dich.

Ablenkung.

Du musst ihn ablenken, bis Alec vielleicht mal auf die grandiose Idee kommt, aufzutauchen.

Wie geriet ich eigentlich immer in diese verdammten Situationen?

»Deshalb hast du Al- Cole die ganze Zeit so angesehen.«

Mit aller Macht unterdrückte ich das Zittern in meiner Stimme, klang eindeutig mutiger, als ich war. Tiefe Furchen bildeten sich auf seiner Stirn, seine Nasenflügel bebten.

»Was?«, keuchte er, seine Hände zuckten nervös.

Okay Aruna, ruhig, ganz ruhig, keine ruckartigen Bewegungen.

Mit einer Hand umklammerte ich das Handtuch, damit es nicht herunterrutschen konnte, die andere Hand hob ich beschwichtigend, diesmal schoss er nicht, Adam starrte sie an, als wäre sie etwas unheimlich giftiges.

Langsam, ganz langsam erhob ich mich wieder, meine Beine zitterten, innerlich kreischte gerade alles in mir panisch auf, ich zwang mich allerdings ruhig zu bleiben, mein Herz raste, sprang, stolperte, ich konnte das Blut in meinen Ohren Rauschen hören.

»Du hast gesehen, dass er der Vic ist, deshalb hast du ihn so angesehen.«

Adam blinzelte heftig, er stand vollkommen falsch da, sein linkes Bein müsste viel weiter nach hinten, wenn er sein Ziel wirklich treffen wollte.

Alec kämpfte gut mit dem Bogen. Unwichtig.

Okay Aruna, ruhig, er ist keine wirkliche Gefahr.

Nicht wirklich... Nur ein bisschen...

Und da verfinsterte sich Adams Gesicht plötzlich. Er blinzelte heftig, sein Mund presste sich zu einem dünnen Strich zusammen.

»Was hast du mit ihm gemacht Wolf?!«, keuchte er.

»Wie hast du ihn überlistet?!«

Der Bogen erzitterte gefährlich, ich machte mich bereit, mich jeden Moment wegzuducken.

»I-Ich«, stammelte ich, wusste nicht, wie ich es ihm erklären solle.

»Er weiß, was ich bin«, erwiderte ich schließlich, versuchte meine Stimme möglichst fest klingen zu lassen, Adam zitterte immer noch, ich überlegte fiebrig, was zur Hölle ich tun sollte, um mich aus dieser Situation zu retten.

»Ja klar«, keuchte der Junge, seine Augen fuhren nervös hin und her, als befürchtete er, hinter mir würde jeden Moment eine Horde Wölfe auftauchen.

Und da hörte ich es plötzlich.

Adam war viel zu nervös, viel zu unsicher, um es überhaupt mitzubekommen.

Schritte.

Oh Gott, bitte, bitte lass es Alec sein.

Okay Aruna, lenk ihn ab! Wie kam einer wie er überhaupt zu den Ven? Konzentration!

»Doch«, sagte ich, bemühte mich, meine Stimme bemüht sanft klingen zu lassen, Adam kämpfte ganz offensichtlich mit sich selbst, wusste nicht, was er tun sollte.

Er wollte mich nicht erschießen. Zumindest hoffte ich, dass es so war.

»Wir...«, begann ich, stockte dann, lauschte kurz auf die leisen Schritte, die immer näher kamen, betete, dass Adam sie nicht hörte.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten, unterdrückte ihr Zittern, mein Haar klebte mir nass im Gesicht, das Handtuch lastete schwer auf meiner Haut.

Ich holte tief Luft, Adam merkte nicht einmal, wie er den Pfeil langsam immer weiter sinken ließ, mittlerweile deutete er irgendwo neben meine Hüfte.

»Du... Es gibt Unterscheidungen«, versuchte ich zu erklären.

»Du musst unterscheiden.«

Adams Lippen erzitterten, der kalte Schweiß stand auf seiner Stirn, er wollte etwas sagen, wollte den Mund öffnen, wollte widersprechen.

Doch er kam nicht dazu.

Es geschah alles viel zu schnell, ich konnte nichts mehr tun, konnte ihn nicht aufhalten.

Eine schnelle Bewegung hinter dem Jungen, dann krachte es, ich keuchte erschrocken auf, taumelte nach hinten, Adams Augen verdrehten sich, er gab ein überraschtes, dumpfes Geräusch von sich, der Bogen fiel ihm aus der Hand.

Dann sackte er einfach in sich zusammen, mit einem erschöpftem Geräusch krachte er auf den Boden und blieb regungslos liegen, ich blinzelte heftig, mein Blick fiel auf die Person hinter ihm, die mich erschrocken ansah, der Schuh, mit dem er Adam ausgeknockt hatte, fiel zu Boden, der Schreck stand in seinen stahlgrauen Augen, sein Atem ging schnell, seine Brust hob und senkte sich hektisch.

Vollkommen ungläubig sah ich ihn an.

»Alec«, keuchte ich entsetzt, blinzelte heftig, sah erschrocken auf Adams bewusstlosen Körper hinab, während Alec sich immer noch nicht rührte.

Wieder sah ich ihn an, meine Augen schreckgeweitet, mein Herz stolperte immer noch.

»Du kannst ihn doch nicht einfach K.O. schlagen«, stotterte ich benommen und da schien Alec aus seiner Starre zu erwachen.

Er ließ die Schultern sinken, atmete tief aus, seufzte und zuckte dann einfach mit den Schultern.

»Siehst du ja.«

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