Aruna - Die Rote Wölfin

By Alounaria

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Aruna wächst behütet im Pacem Pack auf, geschützt durch das Dasein einer Alphatochter. Doch das Mädchen ist... More

Das kleine Handbuch für Inbecillis - Lykanthropen
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Das kleine Handbuch für Inbecillis - Sanguisuga
Arunas Handbuch
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Das Ende - 2. Teil, Danksagung und Meinungen
Bilder & Steckbriefe (Danke ♥ )
Bilder ♥
2. Teil

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By Alounaria

Es war dunkel.

Ich wollte mich bewegen, doch alleine meine rasselnden, schwachen Atemzüge schienen zu schmerzen.

Und dann dieser Schmerz, dieser schreckliche Schmerz an meinem Bauch.

Wo war ich?

Ich wollte meine Augen öffnen, doch sie schienen so unglaublich schwer...

Ein widerwärtiger Geruch stieg mir in die Nase.

Fäkalien, Schmutz, Schimmel... Blut.

Ich keuchte auf, ein schrecklicher Schmerz durchschoss meine Brust, ich wollte meine Arme bewegen und es schien, als würde ich diesen brennenden Schmerz an meinen Handgelenken, an meinen Fußgelenken jetzt erst spüren.

Ich ächzte auf - Fesseln - das Silber brannte sich in meine Haut, ich wollte schreien, der Schmerz schien sich immer weiter aufzubäumen und dann öffneten sich mit einem Ruck meine Augen, ich schmeckte Blut, hatte nicht einmal bemerkt, wie ich mir die Lippe aufgebissen hatte, meine Augen huschten panisch in dem engen Raum herum, keine einzige Beläuchtung, kein Fenster, kalter, verotteter Steinboden, der mich erzittern ließ, sich in meine nackte Haut brannte, von meinem Pullover war kaum etwas übrig geblieben, meine Jeans hing in Fetzen hinab, die dunklen Steinwände wirkten so, als könne man ihnen niemals entfliehen, die schwere Eisentür lachte mich höhnisch an und dann dieses ganze Silber...

Überall Silber, ich konnte es riechen, es machte mich schwindelig...

In den Boden eingelassen, in die Wände, an die Tür, kleine, silberne Hexagon, Herbstzeitlose in sie gegossen und... und da hielt ich es nicht mehr aus.

Die Übelkeit übermannte mich einfach, alles drehte sich, ich krümmte mich keuchend zusammen, das Silber schnitt in meine Haut und dann würgte ich.

Voller Ekel übergab ich mich, die Waffen gegen Lykanthropen ließen alles verschwimmen, ein dunkles Rinnsal aus Blut tropfte aus meinem Mund und ich schaffte es nicht einmal mehr, es wegzuwischen, aus Angst, das Silber würde so nur noch mehr schmerzen.

Dieser Schmerz... dieser unglaubliche Schmerz.

Mein Bauch...

Er schien zu brennen, ich wollte mich zittrig wenigstens etwas aufrichten, doch kaum hatte ich mich bewegt, schrie alles in mir auf, mein Bauch explodierte, nahm mir jeglichen Atem, der Schmerz krachte auf mich ein, wie eine wütende Bestie.

Und das war der Moment, in dem ich zum ersten Mal wirklich schrie.

Ich wusste nicht, woher ich die Kraft nahm, hatte absolut keine Ahnung, doch dieser schrille, zutiefst gequälte Laut schien den ganzen Raum zu erfüllen, schien meinen Schmerz noch mehr anzuheißen, mein Kopf barst, ich spürte die heißen Tränen auf meiner Wange, wie sie in den Schrammen und Schnitten meines Gesichtes brannten, für einen Moment wurde wieder alles schwarz und dann donnerte plötzlich etwas mit voller Wucht gegen die Tür, alles in mir zuckte zusammen, meine Rippen kreischten schmerzhaft auf, ich war mir ziemlich sicher, dass sie gebrochen waren, bei meiner Schwächung nicht wieder zusammenwuchsen.

»Halt dein Scheiß Maul!«

Ich blinzelte heftig, zuckte zusammen, keuchte, mein Atem blieb einfach weg.

Ich kannte die Stimme nicht. Und doch wusste ich, wer - was - da vor der Tür stand.

Und da schien plötzlich alles mit einem mal wieder auf mich einzuprasseln.

Die Erinnerungen kamen. Und es schien, als wollten sie nie wieder gehen.

Die Lichtung, der Hybrid, Alec.

Alec. Wo war er? Ging es ihm gut? War er aufgewacht?

Lebte er?

Und ohne, dass ich es wirklich wollte, fing ich an zu zittern. Denn jetzt wusste ich, wo ich war.

Callahan, Lila, Missy...

Ich war bei den Ven. Ich war bei ihrem Clan. Sie hatten mich gefangen genommen. Weil sie dachten, ich hätte Alec all diese furchtbaren Sachen angetan...

Ich war eine Gefangene. Ich war eine Gefangene der Ven.

Callahan hatte geschossen... hatte einfach geschossen.

Oh Gott, oh mein Gott...

Er hatte... Mein Lehrer hatte...

Mein Bauch zog sich schmerzhaft zusammen, ich atmete schwer, flach, flatternd versuchten ich meine Augen aufzuhalten, mein Blick glitt an mir hinunter, mein Bauch schien vollkommen nackt, entblößt und da wurde mir mit einem Mal wieder so furchtbar schlecht, wie ich es noch nie erlebt hatte, ich krümmte mich zur Seite, ächzte bei jeder kleinen Bewegung, würgte erneut, mein linker, nackter Fuß berührte eines der Hexagon, es zischte, ich wimmerte auf, mein rechter Fuß lag vollkommen regungslos da, ich spürte ihn kaum mehr, ich blinzelte heftig, sah, wie er blau angelaufen war.

Blut... Blut...Blut...

Dort hatte mich Jacob getroffen.

Meine Augen schlossen sich einfach, ein tiefes Gefühl der Einsamkeit legte sich über mich, ein tiefes Gefühl des Verrats, mein Körper erzitterte und obwohl ich komplett unterkühlt war, klebten meine verschmutzten Locken an meiner hitzigen, schweißnassen Stirn, ein unglaublicher Schub der Kälte erfasste mich, ich krümmte mich zusammen, mein Bauch schrie schmerzhaft auf, ich hatte Fieber, ganz sicher.

Mein Bauch...mein Bauch...

Eine tiefe Wunde zog sich unterhalb meines Bauchnabels, das Blut sickerte langsam aus ihr heraus, meine Kräfte versuchten verzweifelt die Wunde zu schließen, die Wunde die Callahan mir zugefügt hatte.

Es war ein grausiges Bild. Sie schloss sich, riss auf, schloss sich, riss...

Ich würgte erneut, ein tiefes Klirren klang in meinem Kopf.

Was hatten sie getan?

Sie hatten mir die Verbindung zu meinem Rudel genommen... da... ich... ich konnte...

Niemand war da...

Ich war alleine.

»Hilfe...« Es war ein kläglicher kleiner Laut, meine Lungen kreischten gequält auf, für einen Moment bekam ich keine Luft mehr, meine Augen verdrehten sich nach hinten.

Sie hatten mich einfach hier angekettet, wie ein wildes Tier, mich vollkommen schutzlos zurückgelassen, verwundet...

Ich würde sterben...

Wenn sie nicht... meine Wunden, ich würde sterben.

Und da kam mir noch ein schrecklicherer Gedanke.

Sie würden mich foltern.

Nein.

Sie würden mich foltern, bis ich brach, bis ich ihnen etwas von meinem Rudel erzählte.

Nein.

Mum, Dad, Lupa, Phelan... Hilfe.

Und dann tauchten sie plötzlich auf. Wie aus dem Nichts. Ich wusste nicht einmal recht, ob ich meine Augen überhaupt geöffnet hatte, alles schien schwarz.

Nur sie nicht. Sie leuchteten in der Dunkelheit auf, als wollen sie mir den Weg weisen, ein Hoffnungsschimmer zwischen Qualen.

Zwei stahlgraue Augen. Sie blickten mich einfach an. Vollkommen ruhig. Ein nachdenklicher Ausdruck in ihnen, etwas Merkwürdiges.

Ich wollte meine Hände nach ihnen austrecken, wollte nach ihnen greifen, wie ein kleines Kind, wollte ihn um Hilfe anflehen und doch schienen meine Arme so unglaublich schwer... so schwer...

Er blinzelte mich an, es war, als wolle er mir irgendetwas sagen, und langsam verblasste das Grau.

Nein...

»Alec...«

Ich ächzte, hauchte verzweifelt seinen Namen, flehte ihn an, mir zu helfen, mein Herz machte einen schmerzhaften Sprung und dann waren sie einfach verschwunden.

Ich glaube, ich war ohnmächtig geworden.

Zumindest konnte ich mich nicht erinnern, Schritte gehört zu haben.

Denn dann klirrte plötzlich etwas an der Tür.

Ich fuhr hoch, mit einem mal kam der Schmerz zurück, mein Bauch kreischte auf und doch schaffte ich es irgendwie, mich ängstlich an die Wand hinter mir zu drücken, die Fesseln brannten sich in meine Haut, ich keuchte, wollte einfach nur rennen und dann schwang die Tür plötzlich auf.

Ich zischte auf, verbarg meinen Kopf hinter meiner Armbeuge wie ein verängstigtes Tier, das Licht traf mich so plötzlich, dass es in meinen Augen brannte, mein ganzer Körper erbebte.

Und dann traten sie plötzlich ein.

Drei Personen.

Ich drückte mich an die Wand, blinzelte verängstigt zu ihnen hinauf und hasste mich im gleichen Moment für diese Angst, diese Schwäche.

Aber in diesem Moment war ich nicht der Lykanthrop, der ich einmal gewesen war. Ich war eine verängstigte Gefangene.

»Das ist sie?«

Bei der Kälte in der Stimme der Frau erschauderte ich, diese Verachtung, diese Geringschätzung, die sie mir entgegenbrachte.

Und dann trat plötzlich eine der drei Gestalten hervor.

Mein Blick traf sie, ich erstarrte.

Ich kannte diese Person.

Stahlgraue Augen, die mich nun voller Verachtung anstarrten, die große Gestalt, das schwarze Haar, die einprägsamen Gesichtszüge.

Alec.

Alec?!

Nein. Nein.

Ich blinzelte, sah verzweifelt zu ihm auf, flehte ihn an.

Warum?  Warum tust du mir das an?

Aber nein.

Nein!

Das war nicht Alec!

Mein Herz machte einen Sprung, der Mann schien zu alt, die Haare waren kürzer als Alecs, sie hingen ihm nicht im Gesicht und im nächsten Moment fragte ich mich, wie ich ihn jemals für Alec hatte halten können.

Und er hatte die römische eins am Hals.

Meine Kehle schien vollkommen ausgetrocknet, ich erstarrte, der Schmerz raubte mir jeglichen Atem.

Der Duc - ihr Alpha.

Alecs Vater.

Langsam kniete er sich zu mir hinab, ich wimmerte auf, wich weiter zurück, seine Augen durchbohrten mich und ich hatte mich geirrt.

Sie könnten niemals wie Alecs Augen sein.

Der Sturm fehlte, die etlichen Gefühle, die da waren und dann doch wieder nicht.

Kälte. Grausame Berechnung. Nicht mehr.

Das einzige, was in seinen Augen funkelte, war Hass.

Die anderen beiden Ven beobachteten ihren Anführer gespannt, freudige Erregung lag in der Luft und ich war mir sicher, niemals hatte ich einen Mann mit solch einer grauenhaften Ausstrahlung getroffen.

Alec... hilfe...

Und dann hob er plötzlich eine Hand, sah mich einfach an, ich hielt die Luft an, wusste nicht, was er tun würde, beobachtete ihn mit großen Augen, war versucht, den Kopf zu schütteln.

Und dann geschah alles ganz schnell.

Er holte aus, seine Faust donnerte nach vorne, ich schrie auf, ein grässliches Knacken erfüllte den Raum, mein Kopf wurde nach hinten geschleudert, donnerte mit voller Wucht gegen die Wand, seine Berührung verbrannte meine Haut, mir wurde schwindelig, ich sackte in mich zusammen, spürte das Blut, welches ungehalten aus meiner Nase rann, meine Augen verdrehten sich, für einen Moment kämpfte ich mit der Ohnmacht, mein Körper schrie auf, die Überraschung, die Willkür seiner Gewalt lähmte mich und dann erhob er sich einfach, ich versuchte angestrengt, zuzuhören, was er sagte, doch in meinem Kopf klirrte es, mein Kopf tat so schrecklich weh, in sekundenschnelle verklebte das Blut meinen Hinterkopf, mir wurde schlecht, ich fühlte mich bloßgestellt, klein und erbärmlich, wollte meine Arme um meinen Körper schlingen, wollte mich vor ihren Blicken schützen, mir war so unendlich kalt...

»Binde sie an den Stuhl Calamitas und guck, dass du das Mädchen zum reden bringst.«

Nein.

Nein.

Sie wollten mich foltern.

Nein!

Der Duc wollte gerade gehen, meine Augen flatterten auf, mein Herz schlug panisch. Und entweder tat ich in diesem Moment das Schlauste, oder das Dümmste, was ich jemals getan hatte.

»Alec...«

Noch nie hatte sich meine Stimme so schwach angehört, durch meine gebrochene Nase, die sich aus irgendeinem Grund einfach nicht mehr heilte, klang sie stumpf und doch erstarrte der Duc.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten, alles an ihm spannte sich an und dann wirbelte er plötzlich herum, sein brennender Blick traf mich, ich wollte zurückweichen, zwang mich aber, genau da sitzen zu bleiben, wo ich war, wollte ihm zeigen, dass ich kein kleines, ängstliches Mädchen war.

Und dann trat er plötzlich zu, traf meine Rippen, ich schrie erneut auf, drohte zur Seite zu kippen, der brennende Schmerz durchzuckte mich, ich wimmerte auf, schüttelte heftig den Kopf.

»Nein...nein... ist er aufgewacht? Er kann es euch erklären... bitte

Und wieder trat er zu, ich wollte ausweichen, natürlich brachte es nichts, jegliche Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, ich ächzte und dann ertönte plötzlich seine Stimme, ließ mich komplett erstarren, alles in mir erfrieren.

»Wag es dich nicht, ja wieder seinen Namen in deinen dreckigen kleinen Mund zu nehmen! Und hör endlich auf mit deiner verquerten kleinen Show, Hund. Mein Sohn ist aufgewacht, ganz zu deinem Pech, wo du ihn doch umbringen wolltest. Und er hat absolut keine Ahnung, wer du bist.«

Nein.

Nein.

Alles in mir schien zu erschlaffen.

Mein Herz wollte einfach aufhören zu schlagen, es war, als würde jegliche Hoffnung aus mir gesaugt werden.

Er hat keine Ahnung, wer du bist. Er hat keine Ahnung, wer du bist.

Dieser eine Satz hallte in meinem Kopf wieder, wieder und wieder, ich sackte vollkommen zusammen, die Genugtuung, mit der mich der Duc musterte, ließ mich vollkommen untergehen, das kleine, hoffnungsvolle Mädchen in mir starb.

Genau in diesem Moment starb es.

Er... er musste lügen... Alec... wieso... wieso, er musste doch von mir wissen...

Warum wusste er nichts von mir?!

Alec... bitte... ich bin doch... ich bin doch Aruna.

Ich bin doch Aruna, das nervigste und anstrengenste Mädchen, das du jemals kennengelernt hast... bitte.

»Los, bekommt gefälligst etwas aus ihr heraus!«

Und dann war der Duc einfach verschwunden.

Ich wusste nicht, was in diesem Moment mit mir los war. Es war einfach, als hätte alles in mir aufgegeben...

Als hätte alles in mir aufhehört zu atmen...

Alec... er musste doch...

Lüge! Lüge! Es musste eine Lüge sein...

Und dann wurde plötzlich an meinen Fesseln gezogen, ich ächzte gequält auf, meine Augen verdrehten sich nach hinten, als ich ruckartig nach oben gezogen wurde, ich hing vollkommen kraftlos hinab, erzitterte, mein Bauch zog sich zusammen, der Schmerz durchfuhr mich, mein Kopf fiel nach vorne, ich hatte nicht einmal mehr die Kraft zu schreien, einzige, erschöpfte laute verließen meinen Mund und dann packte mich der letzte, Hulkartige Mann plötzlich.

Gepeinigt warf ich den Kopf nach hinten, sein Gift rann durch meine Haut, ich wimmerte, die Frau blieb vollkommen regungslos neben uns stehen, meine Fesseln wurden gelöst und trotzdem hörte es nicht auf.

Ich ächzte, der Mann packte unbarmherzig meine Arme, meine Haut verätzte, der Geruch von verbranntem Fleisch stieg mir in die Nase, ich würgte, mein Körper krachte auf den Boden, gab ein dumpfes Geräusch von sich, als er mich einfach an den Handgelenken packte, mich unbarmherzig hinter sich herschleifte, sein großes, hässliches, narbiges Gesicht vollkommen grausam, meine Rippen schrien auf, die Wunde an meinem Bauch schien einfach weiter zu reißen, weiter und weiter und weiter, mein Körper scheuerte über den Boden, ich schafft es nicht, meinen Kopf aufrecht zu halten, er fiel einfach hinab, die Frau folgte uns angeekelt in einiger Entfernung, ich wimmerte, wollte schreien, der Schmerz nahm mich vollkommen ein, für einen Moment wurde alles schwarz, es war, als würden mir in eben diesem Moment die Hände abgerissen werden, der scharfe Geruch von Blut, von Tod, stieg mir in die Nase, der Flur, auf den er mich zerrte, schien so unendlich kalt, ich fühlte mich nackt, spürte verachtende Blicke auf mir, sah die Ven nicht, hörte sie nicht und wusste trotzdem, dass sie da waren, ich wollte mich winden und doch konnte ich mich nicht bewegen, spürte mein rechtes Bein kaum noch und knallte dann mit meinem Kopf plötzlich mit voller Wucht gegen einen weiteren Türrahmen, Gelächter, höhnische Rufe, dann wurde alles schwarz.

Ein lautes, schepperndes Geräusch.

Das war das nächste, an das ich mich erinnern konnte.

Ein later Knall.

Gefolgt von einem quälenden Schmerz, der alle meine Sinne zurückbringen zu schien.

»Sie wacht auf.«

Die kalte Stimme der Frau.

Nein...

Es war kein Traum gewesen...

Und dann kam plötzlich mit voller Wucht der gesamte Schmerz zurück.

Ich keuchte auf, wimmerte, wollte meine Augen nicht öffnen, meine Handgelenke brannten und dann waren da wieder diese furchtbare Silberfesseln, sie rieben über meine verätzte Haut, meine Knöchel schrien auf, der kalte Eisenstuhl brannte sich in meine nackte Haut, ich erbebte und dann war da plötzlich ein nächster, heftiger Schlag, es knackte, ein Schwall Blut kam aus meiner Nase, ich ächzte gequält, mein Kopf fiel hinab.

»Öffne gefälligst deine Augen!«

Die brennende Stimme der Frau ließ meinen gesamten Körper entflammen, als würde sie allein mir schmerzen bereiten, ich spürte, wie mein linkes Auge langsam anschwoll und dann öffnete ich flatternd die Lieder, mein Herz schien nicht in der Lage, regelmäßig zu schlagen, mein Atem ging flach, rasselnd, ich fühlte mich wie ein verängstigter, gefangener kleiner Vogel.

Mein Blick fiel auf die Frau, verachtend sah sie mich an, musterte mich geringschätzig, das schwarze Haar war streng nach hinten gebunden, ihre Praes schmückten ihre blasse Haut wie ein Kunstwerk, die giftgrünen Augen blitzten mich hassvoll an.

»Schlag sie noch mal Cal«, meinte sie schließlich trocken, als sie mit ihrer Begutachtung fertig war, ich riss erschrocken die Augen auf, wollte zurückweichen, doch die Faust des großen, hünenhaften Vens mit der grausigen Maske traf mich einfach vollkommen ungehalten im Gesicht, mein Kopf schnellte zurück, krachte gegen die Lehne des Stuhles, ein schmerzhafter Schlag durchfuhr mich, als ich ein weiteres Hexagon mit Herbstzeitlosen berührte, mein Kopf fiel wieder vollkommen kraftlos hinab, mein Körper schien vollkommen erschlafft, nur gehalten von den silbernen Fesseln, die mich beinahe wieder in die Ohnmacht trieben, wie sie über das offene Fleisch scheuerten...

Mir wurde schlecht, ich wollte würgen, Blut floss aus meinem Mund, meine Haare schienen vollkommen wirr und dann trat die Frau plötzlich vor, ich war nicht einmal wirklich in der Lage, mich in dem Raum umzusehen, mein Kopf schien viel zu schwach, ich wusste nur, dass da diese Glaswand hinter der Frau war, der Stuhl, der mitten im Raum stand, doch mehr schien ich einfach nicht in der Lage, aufzunehmen.

»Also«, begann die Ven, ihre Arme verschränkten sich hinter ihrem Rücken, sie schritt um mich herum wie ein hungriges Raubtier um seine Beute, Cal grinste grausam, dümmlich, sie bohrte ihren Blick in mich, ich wollte sie ansehen, unter keinen Umständen aus den Augen lassen, doch dafür schien ich einfach nicht in der Lage zu sein.

Ich wollte meinen Kopf heben, schaffte es einfach nicht...

Und da war plötzlich dieser beißende Schmerz an meiner Kopfhaut, mit einem Ruck zog die Ven an meinen Haaren, ich wimmerte auf, sie zog meinen Kopf hoch, mein Schädel schrie auf, das Klirren wurde lauter und lauter, ich wollte schreien, war gezwungen in ihre vollkommen kalten, giftgrünen Augen zu sehen, sie musterte mich verachtend und für einen Moment dachte ich, sie wolle mir geradewegs ins Gesicht spucken, mein Herz flatterte angstvoll, meine Lieder wollten zufallen, doch ich hielt sie zwangshaft, beinahe verzweifelt auf, wollte keinen weiteren Schlag riskieren, wo meine Nase doch so unheimlich schmerzhaft wummerte.

»Wie hast du es gemacht hm?! Wie hat so ein kleines Mädchen unseren Vic verletzten können? Oder hattest du etwa kleine Hundefreunde?«

Ich hatte das Bedürfnis zu knurren, konnte einfach nicht glauben, wie unheimlich dumm sie waren, konnte nicht glauben, dass mein Versuch, ihren Vic zu retten, mir nun mein Leben kosten würde...

Und trotzdem holte ich langsam, tief Luft, sah sie an, versuchte meinen Blick nicht abzuwenden, hoffte, es würde sie nicht noch wütender machen.

Sie mussten mir doch glauben...

Ich öffnte meinen Mund, kein einziges Wort verließ ihn, ein schwaches Krächzen und dann zog die Ven plötzlich so unendlich ruckartig an meinen Haaren, dass die schwarzen Punkte für einen Moment vor meinem Augen tanzten, ich keuchte auf, mein Mund riss auf, ich wollte sie anschreien, mein Herz flatterte, dann riss ich mich zusammen.

»Ich...«, für einen Moment brach meine Stimme.

»...habe nicht... ich wollte ihn retten... Alec...«

Meine Stimme klang erbärmlich. Sie klang schwach.

Die Ven funkelte wütend auf mich hinab und dann schlich sich plötzlich ein grausames Lächeln auf ihr Gesicht.

Nein...nein... Bitte nicht...

»Natürlich. Cal? Wie wär's, zeig unserem kleinen Gast doch einmal, wie wir hier mit Lügnern umgehen.«

Sie trat zurück, mit angstvoll geweiteten Augen sah ich Cal an, er hielt irgendetwas in der Hand, es glühte.

Siedend heißes Silber.

Panisch schüttelte ich den Kopf, wimmerte auf, sah die Frau an, hasste mich für mein Flehen und doch tat ich es. Wie ein Feigling.

»Nein... bitte... ich...«

Und dann stach Cal zu. Und ich war mir sicher, jeder konnte mich hören, den Schrei, den markerschütternden, gequälten, vollkommen verängstigten, schmerzvollen Schrei.

Das Silber drückte sich in die Haut meines Bauches, ich schrie und schrie, verbrannte Haut, schrie, wimmerte, wand mich, wollte weg kommen, alles drehte sich, ich warf meinen Kopf in den Nacken, Cals grausame Miene blitzte höhnisch auf, mein gesamter Körper stand in Flammen, es quälte mich, es verhöhnte mich, ich konnte nichts mehr sehen und dann war es plötzlich vorbei.

Vollkommen erschlafft sackte ich in dem Stuhl zusammen, mein Kopf fiel hinab und doch wimmerte ich weiter und weiter, keuchte, wollte mich vor ihren Blicken schützen, denn der Schmerz, dieser siedend heiße Schmerz wollte einfach nicht aufhören, mein gesamter Körper bebte, die Ohnmacht wollte nach mir greifen, meine Augen verdrehten sich nach hinten, als sie plötzlich erneut meinen Schopf packte, ihn unachtsam hochriss, ich ächzte, gab ein flehendes Geräusch von mir, sie sah mich verachtend an, meine Augen wollten zufallen.

»Und?!«, knurrte sie.

»Willst du jetzt die Wahrheit sagen!?«

Angstvoll wollte ich den Kopf schütteln, doch es war einfach so... so unfair... so verdammt unfair.

Es gab keinen Ausweg...

Würde ich die Wahrheit sagen, würde ich sterben, würde ich Lügen, würde ich sterben...

Und trotzdem war ich Aruna. Trotzdem war ich diese verdammte, diese furchtbar stolze Aruna.

Also ruckte ich unbeholfen mit dem Kopf.

»Nein... ich... ich habe nicht...«

Meine Stimme klang so unheimlich verzerrt, ich konnte nicht richtig reden und da ließ die Ven meinen Kopf einfach wieder unachtsam sinken, ich sackte in mich zusammen.

»Cal«, meinte sie einfach so unheimlich kalt, so unheimlich gleichgültig, wie ich es niemals gehört hatte.

Und dann schrie ich.

Ich schrie und schrie und schrie und schrie, das Silber bohrte sich tief in meine Haut, ich wimmerte, ich schrie, ich wollte rennen, bekam keine Luft, warf meinen Kopf in die Höhe, flehte sie an, rief beinahe aus Instinkt seinen nahmen.

Und ich glaubte, irgendwann war ich ohnmächtig geworden.

Denn ich bekam einfach nichts mehr mit...

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