Soulmate Voices

Bởi RavenLaurie

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>Vielleicht hat das Universum versucht sicherzustellen, dass wir einander finden.< Will und Dean sind s... Xem Thêm

Kapitel 1 - Will
Kapitel 2 - Dean
Kapitel 3 - Will
Kapitel 4 - Dean
Kapitel 5 - Will
Kapitel 6 - Dean
Kapitel 7 - Will
Kapitel 8 - Dean
Kapitel 9 - Will
Kapitel 10 - Dean
Kapitel 11 - Will
Kapitel 12 - Dean
Kapitel 13 - Will
Kapitel 15 - Will
Kapitel 16 - Dean
Kapitel 17 - Will
Kapitel 18 - Dean
Kapitel 19 - Will
Kapitel 20 - Dean
Kapitel 21 - Will
Epilog

Kapitel 14 - Dean

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Bởi RavenLaurie

Will hatte sich mit seinem Geschenk Zeit gelassen. Es kam erst kurz vor Weihnachten an, als Dean seins schon lange verschickt hatte. Vielleicht war das auch gut so, denn wann immer er es im Wohnzimmer unter dem kümmerlichen Weihnachtsbaum sah, war die Vorfreude so groß, dass es ihn echte Überwindung kostete, es nicht sofort aufzumachen. Zu allem Überfluss hielt Deans Familie es mit den Geschenken eher traditionell: Am vierundzwanzigsten würden sie zusammen essen - seine Mum, Oliver und er selbst - und erst am fünfundzwanzigsten nach dem Frühstück die Geschenke auspacken. Wills Familie sah das lockerer, aber Will hatte ihm versprochen zu warten, damit sie ihre Geschenke zusammen auspacken konnten.

Wäre Oliver nicht gewesen, hätte Dean Weihnachten geliebt. Wenn seine Mum endlich einmal nicht arbeiten musste und zuhause war und kochte. Sie kochte zwar nicht besonders gut, aber darüber sah Dean nur allzu gern hinweg. Früher, vor Oliver, hatten Dean und sein Bruder Cam die Ferien immer dazu genutzt, um alle möglichen Dinge zu tun. Schneeballschlachten mit Kindern aus der Nachbarschaft, gefolgt von heißer Schokolade mit Marshmallows vor dem Fernseher, mit feuchten Haaren, roten Ohren und strahlenden Augen. Sie hatten mit ihren Weihnachtsgeschenken gespielt und sich Märchen von ihrer Mutter vorlesen lassen. Das war schon sehr lange her, aber Dean klammerte sich an diese Erinnerungen wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring. Nach dem Desaster an Thanksgiving brauchte Dean natürlich gar nicht erst damit rechnen, Cam nach knapp einem Monat bereits wiederzusehen. Viel wahrscheinlicher war es, dass Cam dieses Haus nie wieder betreten würde. Dean vertrieb die aufsteigende Resignation und die Traurigkeit jedes Mal mit dem Gedanken an das Geschenk von Will. Zweifellos würde er ihn auch dieses Mal aufheitern, wie er es zu Thanksgiving auch schon getan hatte.

Freu dich nicht zu früh, es ist wirklich nicht so bemerkenswert, warnte Will ihn mehrmals im Voraus.

Dean glaubte ihm kein Wort. Er hätte sich auch über ein paar hässlicher Wollsocken gefreut, solange sie von Will kamen.

Am letzten Schultag wurde er von Kyara in eine knochenbrechende Umarmung gezogen. Sie fuhr über Weihnachten mit ihrer Familie zum Skifahren nach Aspen und es war jedes Jahr aufs Neue ein Weltuntergang für sie, ihre Freunde eine Woche lang nicht zu Gesicht zu bekommen.

„Ich werde vergessen, wie ihr ausseht!", rief sie dramatisch und machte eine Show daraus, Lemon anzustarren als wolle sie sich jede Kleinigkeit seines Gesichts einprägen.

Lemon grinste sie schräg an. „Und dann eine Woche lang in einer Hütte mit deinen Schwestern", ergänzte er schadenfroh.

„Ach, hör auf, es wird der Horror!" Sie übertrieb gewaltig. Dean wusste sehr genau, Kyara hätte mehrere Morde begangen, für jede ihrer Schwestern. Außerdem lud Kyara jedes Jahr ein Fotoalbum von der Zeit aus Aspen bei Facebook hoch und wer auch immer diese Fotos schoss, war ein Genie. Dean würde sich nie über etwas beschweren, bei dem derart geniale Bilder von ihm entstanden.

Kyara warf einen Arm um Alessandros Schultern, der gerade auf dem Weg nach draußen zum Parkplatz war und hielt ihn auf. „Und dich werde ich auch vermissen."

Alessandro wurde rot. „Äh, danke?"

„Das heißt 'ich werde dich auch vermissen', du Blödmann." Sie stieß ihn grinsend mit ihrer Hüfte an, ehe sie ihn losließ. Mit hochrotem Gesicht blieb er stehen und sah aus, als wollte er etwas sagen, ehe er leicht den Kopf schüttelte und sich mit einem halbherzigen Winken aus dem Staub machte.

„Foltere den Armen doch nicht so", beschwerte sich Lemon, ebenfalls kopfschüttelnd. „Frag ihn einfach, ob er mit dir ausgeht, da hast du doch sonst keine Hemmungen."

Kyara machte ein abfälliges Geräusch und überreichte Lemon ein Päckchen statt einer Antwort. „Erst an Weihnachten aufmachen."

„Verklag mich doch", entgegnete Lemon und riss das Geschenkpapier ab. Zum Vorschein kam eine hellgelbe Tasse mit einer Abbildung von Grumpy Cat und dem passenden Schriftzug „no" auf der gegenüberliegenden Seite.

So ähnlich Lemon Grumpy Cat auch meistens war, er hatte kein Problem damit, Dankbarkeit zu zeigen. „Es ist perfekt", sagte er und hielt erst grinsend, dann böse guckend die Tasse hoch, damit Kyara Fotos von ihm machen konnte.

„Für dich hab ich auch was." Kyara griff in ihre Tasche und beförderte ein längliches Päckchen für Dean hervor. Er gab sich Mühe, das Papier beim Auspacken nicht zu zerreißen. Kyara verschenkte wohl dieses Jahr Tassen - oder eher Gefäße, eigentlich. Dean bekam von ihr seinen eigenen Starbucks-Becher, den er sich dort befüllen lassen konnte. Es war eine kleine Pride-Flagge unter dem Logo, ansonsten war der Becher aus glänzend weißem Plastik.

Lemon und Dean hatten zusammengelegt für Kyaras Geschenk; eine silberne Kette mit einem kleinen Vogel als Anhänger. Sie fiel beiden gleichzeitig um den Hals, nachdem sie sie angelegt hatte.

Von Lemon bekam er ein unerwartet gefühlvolles Geschenk: einen kleinen Teddybären. „Damit du nicht nachts zu mir fahren musst, wenn du Liebeskummer hast."

Dean wusste sehr genau, dass er jederzeit unangemeldet bei Lemon auftauchen durfte, ob es am Liebeskummer lag oder an Stress zuhause oder einfach zum Spaß. Lemons Tür stand für ihn immer offen, aber den Bären fand Dean trotzdem süß. Er hätte Lemon umarmt, wüsste er nicht, dass Lemons Kapazität für Umarmungen durch Kyara schon so ziemlich ihr Limit erreicht hatte.

Dean hatte für Lemons Geschenk alle Register gezogen und einen mit Zitrone und Rosmarin aufgegossenen Whisky aus einer örtlichen Brennerei gekauft. Lemon trank gerne Whisky, hatte er wohl von seinem Dad übernommen. Dean hatte extra einen Kumpel vom Community College gebeten, ihm das Zeug zu beschaffen, weil er es mit seinen sechzehn Jahren natürlich nicht kaufen dufte.

„Falls ich doch mal wieder mit Liebeskummer zu dir fahre und du kompensieren musst", erklärte Dean, als Lemon anerkennend die Flasche beäugte. In der bernsteinfarbenen Flüssigkeit schwammen Rosmarinnadeln und kleine Spiralen aus Zitronenschale.

Lemon ließ es zu, dass Dean einen Arm um seine Schultern legte, als sie zusammen zu Lemons Auto durch den Schnee stiefelten. Er setzte Dean bei sich zuhause ab und lächelte sogar, als er weiterfuhr. Wer hätte gedacht, dass gerade Lemon ein Fan von Weihnachten war?

Also, wie sehen deine Pläne für die Ferien aus?, fragte Dean Will am Morgen des vierundzwanzigsten Dezember, als er noch warm und eingekuschelt in zwei Decken in seinem Bett lag. Durch seine Jalousie fiel ein Streifen wechselnden weißen Lichts auf sein Bett, draußen schneite es dicke Flocken, typisch in Minnesota.

Wir fahren zwischen Weihnachten und Neujahr nach Boston. Museen angucken und so Zeug.

Und freust du dich darauf? Oder findest du das langweilig, wie jeder normale Mensch auch?

Will lachte. Ich find's unglaublich langweilig, wenn ich ehrlich bin.

Dean biss sich leicht auf die Lippe. Vielleicht ... kann ich dich ja mal ablenken.

Irrte er sich oder klang Wills Ganz sicher ein bisschen atemlos und erwartungsvoll?

***

Der Geruch nach Braten und Kartoffelbrei hing in der Luft, als es an der Tür klingelte. Dean half gerade seiner Mum dabei, den Tisch zu decken und ging auf ihr Zeichen hin zur Haustür, um nachzusehen. Er ließ den Nachtischlöffel fallen, den er in der Hand gehabt hatte, als er seinen Bruder vor der Tür stehen sah. Cam - mit rotblonden Locken, grünen Augen und Sommersprossen, selbst im Winter.

„Hey, Kleiner", begrüßte Cam ihn, als sähen sie sich jeden Tag. Er wuschelte Dean durch die Haare, ehe er sich an ihm vorbei durch die Tür drängte, um ihre Mum zu begrüßen.

„Na sieh mal an, was die Katze aus der Gosse geschleppt hat", grummelte Oliver feinselig von seinem Fernsehsessel aus.

Cam, der gerade ihre Mum umarmte, machte sich los. „Auch wie immer eine Freude, dich zu sehen, Oliver."

Cam schien in halbwegs versöhnlicher Stimmung zu sein, das war gut. Vielleicht würde das Abendessen dann doch keine Katastrophe werden.

Ehe sie sich an den Tisch setzten, legte Cam zwei Geschenke unter den Baum und zwinkerte verschmitzt.

Virginia Sawyer tat ihren beiden Söhnen Bohnen auf, als ihr Mann bereits anfing, den Frieden zu sabotieren.

„Hast du inzwischen mal einen Job?", fragte er ruppig und schaute Cam mit zu Schlitzen verengten Augen an.

Cam nahm einen Schluck Wein aus seinem Glas und erwiderte den Blick ungerührt. „Ich arbeite ein paarmal pro Woche bei einem Radiosender. Das hab ich dir aber auch an Thanksgiving schon erzählt."

Dean sah die Hände seiner Mum verräterisch zittern, als sie jedem etwas von dem Braten auffüllte.

„Ich meinte einen richtigen Job", entgegnete Oliver spöttisch.

„Ich habe keine Zeit für einen richtigen Job. Ich gehe aufs College."

Oliver lachte eisig, während Virginias Gabel geräuschvoll gegen den Tellerrand schlug. „Du gehst aufs College?"

„Na ja." Cam lächelte verlegen. „Community College. Ich dachte, vielleicht kann ich Sportlehrer werden oder so."

Dean strahlte seinen Bruder an und war auf einmal sehr stolz auf ihn. Cam war bisher immer irgendwie wie ein Blatt im Wind umhergetrieben und jetzt hatte er etwas zum Festhalten gefunden. Aber auch ein zielloses Dasein weit weg war an manchen Tagen besser, als mit Oliver unter einem Dach zu leben. Natürlich versuchte Oliver, das ins Lächerliche zu ziehen und schlechtzureden, aber abgesehen von ein paar angespannten Muskeln in Cams Kiefer, bekam er keine Antwort.

Das Dinner verlief auch weiterhin angespannt. Cam gab sich redlich Mühe, die hasserfüllten Blicke von Oliver zu ignorieren und fragte Dean zu seinem Alltag aus und wie es mit dem Staffellaufteam so voranging. Ein paar Mal war Dean kurz davor, ihm von Will zu erzählen, entschied sich dann aber jedes Mal dagegen. Will war kein Thema, das man bei einem Familienessen der unangenehmsten Sorte ansprechen sollte. Außerdem war Dean innerlich zu sehr in Lauerstellung, als sich passende Lügen ausdenken zu können. Und wenn Oliver eine abfällige Bemerkung über Will machen würde, könnte Dean ohnehin für nichts garantieren.

Oliver ließ seine Frau ihm gerade einen Nachschlag auffüllen, als er auch mit seinen Sticheleien in die zweite Runde ging. „War ja klar, das faule Pack kommt zu Weihnachten wieder an und schnorrt sich unser hart verdientes Essen." Er schnaubte. „Hab ich nicht anders erwartet."

Der Gesichtsausdruck seiner Mutter verhärtete sich und die Hand, die Olivers Teller hielt, zitterte kurz, dann gewann sie die Kontrolle zurück. „Ich freue mich sehr, dass Cameron hier ist", sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln in Cams Richtung.

„Danke, Mum. Ich wollte dir wirklich nicht dein hart verdientes Essen wegessen." Cam bemühte sich ebenfalls um ein Lächeln, aber seine Stimme war voller Gift. Er machte mit seinem Satz sehr deutlich, dass er genau wusste, wer hier den Löwenanteil der Rechnungen bezahlte und das war nicht Oliver.

„Gin, du wirst einfach ausgenutzt, das sag ich dir immer wieder." Oliver nahm den Teller von ihr entgegen und schob sich eine Gabel grüne Bohnen in den Mund. Er fuhr kauend fort. „Das merken alle, nur du bist zu blind, um es zu sehen."

„Zu Weihnachten seine Familie zu besuchen, hat ja wohl nichts mit ausnutzen zu tun", meldete sich Dean zu Wort, der sich bisher unter qualvollen Anstrengungen zurückgehalten hatte.

Dean hätte sich eigentlich denken können, dass er damit Olivers Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. „Dein Rumtreiber von einem Sohn ist sogar noch unnützer als diese Schwuchtel da drüben." Er zeigte mit dem Messer auf Dean, was passend war, weil die Worte ihm tatsächlich einen Stich versetzten, egal wie oft Oliver ihn schon so genannt hatte.

„Okay, das reicht jetzt." Cams Besteck landete klirrend auf seinem Teller. „Du kannst nicht einfach -"

Cam brach ab, als er Deans flehenden Blick bemerkte. Alles, was er wollte war ein normales Weihnachtsfest mit seinem großen Bruder, und wenn es ihm noch so viel abverlangte.

„Vergiss es", sagte Cam verächtlich.

Oliver war für eine Weile still und sie schafften es ohne weitere Zwischenfälle bis zum Nachtisch. Möglicherweise hatte Oliver so lange gebraucht, um nach einer Beleidigung zu suchen, die sie beide richtig treffen würde.

„Es ist ja auch eigentlich kein Wunder", sagte er, bemüht nachdenklich, „bei dem Vater. Der war sicher auch nicht besser. Taugenichts, dreckiger. Irgendwo müssen sie das ja herhaben."

Und das wars dann. Deans Mum versuchte die Fassung zu bewahren, aber Tränen liefen ihr über die Wangen, Cam und Dean waren beide aufgesprungen und brüllten Oliver an, der das nicht auf sich sitzen ließ und zurückbrüllte. Irgendwann warf Cam seinen Stuhl um und verließ mit großen Schritten das Zimmer.

Dean wischte sich eine verirrte Träne aus dem Augenwinkel und folgte ihm so schnell er konnte. Cam riss gerade seinen Mantel von der Garderobe und zog ihn mit ruckartigen Bewegungen an.

„Cam! Bitte, bleib hier, bitte lass mich nicht -"

„Sorry, Kleiner." Cam legte beide Hände auf Deans Schultern und sah ihn an. „Ich kann einfach nicht."

Mit diesen Worten drehte er sich um und verschwand nach draußen in den eisigen Weihnachtsabend.

Dean schniefte kurz, dann beschloss er sich in seinem Zimmer zu verkriechen. Ohne das Licht anzumachen setzte er sich auf den Boden und lehnte sich an seinem Bett an. Den Kopf in den Nacken gelegt kamen die Tränen und liefen in seine Haare.

Er hat mich schon wieder allein gelassen.

Es war absolut unverzeihlich Wills Abend auch noch kaputtzumachen, aber er hielt es gerade ohne ihn einfach nicht aus.

Erzähl mir, was passiert ist.

Will antwortete sofort. Dean musste erst seine Gedanken sortieren und wurde dabei von heftigen Schluchzern geschüttelt. Du hast sicher Besseres zu tun, ich will dir Weihnachten nicht verderben.

Wills Liebe erfüllte die Verbindung wie ein helles Licht. Wenn du denkst, dass ich dich jetzt allein lasse, hast du dich aber gewaltig geirrt.

Dean streckte sich nach den Taschentüchern auf seinem Nachttisch und putzte sich geräuschvoll die Nase. Dann erzählte er Will von dem katastrophalen Familiendinner. Will hörte ihm zu und versuchte ihn nach Möglichkeit zu trösten und er gab sich auch wirklich Mühe - die Verbindung verriet Dean allerdings, dass Will sauer war.

Jetzt hab ich dir doch den Abend verdorben. Dean versuchte wirklich nicht zu jammern, aber es ging einfach nicht.

Du doch nicht, Dean. Ich höre mir tausendmal lieber deinen beschissenen Abend an, als dass du das Gefühl hast, du kannst nicht mit mir reden.

Danke, Will. Aber da war noch irgendetwas anderes, das Will ihm nicht erzählen wollte. Dean hatte sowieso nichts Besseres zu tun, als nachzubohren. Irgendwann riss Will dann ganz einfach der Geduldsfaden.

Es war nett von Cam, herzukommen um dich zu sehen, aber er hätte sich wirklich mehr anstrengen können. Dich schon wieder da zurückzulassen und einfach mir nichts dir nichts abzuhauen, ist so ... so leicht! Du hättest das nie gemacht.

Ein warmes Gefühl breitete sich Deans Brust aus. Hatte Will etwa seinen eigenen Beschützerinstinkt entwickelt?

Du wolltest nichts Schlechtes über Cam sagen, stellte er fest und Dankbarkeit erfasste ihn.

Ich weiß, wie sehr du ihn liebst. Aber er ist schon ein ziemlicher Blödmann.

Dean konnte nicht anders, er musste seinen großen Bruder verteidigen. Du hast Oliver nicht gehört, sagte er.

Und trotzdem weiß ich, dass du nie einfach weggegangen wärst und deinen kleinen Bruder in der Situation zurückgelassen hättest. Du würdest nie jemanden zurücklassen.

Vielleicht wäre Dean wütend geworden, hätte er nicht genau Wills Entrüstung durch die Verbindung gespürt.

Lass uns nicht mehr darüber reden. Ich liebe dich, Will.

Will antwortete nicht sofort, vielleicht musste er die Gedanken, die er gerne noch geäußert hätte, erst aus seinem Kopf schieben. Ich liebe dich auch, sagte er.

Stunden später, Dean hatte in der Zwischenzeit nicht viel mehr gemacht als leise Musik zu hören und seinen Gedanken nachzuhängen, meldete Will sich wieder bei ihm. Es hatte Dean einiges gekostet, Will nicht die ganze Zeit zu nerven, aber er wollte wirklich, dass zumindest einer von ihnen einen schönen Abend hatte.

Bist du noch wach?

Hmhm, summte Dean zustimmend.

Leiser Schalk und Ausgelassenheit schwappten durch die Verbindung und brachten Dean direkt wieder auf völlig falsche Gedanken.

Wenn du willst, könnten wir jetzt unsere Geschenke aufmachen, schlug Will vor.

Kannst du es nicht mehr erwarten?, stichelte Dean grinsend.

Will machte ein empörtes Geräusch. Ich dachte nur, es würde dich aufmuntern.

... und?

... und ich bin total gespannt und mag nicht bis morgen warten. Will klang wie ein Kind und er stimmte in Deans Lachen ein. Wenig später kam Dean mit dem Geschenk von Cam und dem von Will zurück in sein Zimmer geschlichen. Es war inzwischen spät und das Haus lag still in der Dunkelheit, die Nacht hatte sich bereits in den Ecken eingenistet.

Das hier war Wills Vorschlag gewesen, also sollte er zuerst auspacken, fand Dean. Dass Will nicht widersprach und ihm den Vortritt lassen wollte, zeigte Dean ziemlich deutlich, wie gespannt Will tatsächlich auf das Geschenk war.

Ein Notizbuch, verkündete Will. Mit einer Zeile aus Annabel Lee vorne drin. Hast du das reingeschrieben?

Dean bejahte. Schlag es mal in der Mitte auf. In die Mitte hatte Dean nämlich einen kleinen Strauß blaue Flachsblumen gepresst. In der Sprache der Blumen drückten sie Wertschätzung für die Güte des anderen aus. Dean hatte sie schon getrocknet, bevor er Will seine Liebe gestanden hatte.

Die sind wirklich hübsch, Dean. Wie lange hattest du das geplant?

Dean grinste schuldbewusst. Vielleicht schon ein bisschen länger.

Aber das war noch nicht alles. Denn unter dem Notizbuch befand sich - Eine Mütze?

Dean musste lachen. Eine hellblaue Mütze. Erstens passt sie zu deinen Augen, zweitens kann ich dich damit unmöglich jemals wieder übersehen.

Auch Will lachte und Dean bekam wenig später ein Selfie von Will geschickt, auf dem er die Mütze trug und in die Kamera grinste. Seine Augen wirkten durch das kräftige Blau der Wolle sogar noch ein bisschen intensiver. Niemandem sollte es erlaubt sein so fesselnde Augen zu haben, das war einfach nicht fair.

Jetzt mach deins auf! Wills freudige Erwartung brachte die Verbindung zum Vibrieren, aber Dean ließ sich Zeit. Ließ seine Hände über das cremefarbene Papier wandern, löste die rote Schleife langsam. Es trieb Will in den Wahnsinn, das war das Beste daran.

Dann schlug er das Papier zurück und nahm den Deckel der Schachtel ab, die es verborgen hatte. Ganz obenauf lag eine Tüte mit selbstgebackenen Keksen.

Die sehen köstlich aus, Will!

Probier mal einen.

Das ließ sich Dean nicht zweimal sagen. Und die Kekse waren nicht nur köstlich, sondern der Geschmack versetzte ihn direkt in sein Lieblingsdiner. Banane und Caramel.

Mein Lieblingsmilchshake als Keks?

Genau.

Dean kaute genießerisch und nahm das nächste Objekt aus der Schachtel. Es war eine kleine Schmuckschatulle, die seinen Puls sofort beschleunigte. Es befand sich allerdings - selbstverständlich, natürlich - kein Ring darin, sondern eine elegante silberne Kette mit einem flachen runden Anhänger, der wie ein kleiner Kompass aussah. Auf der Rückseite war ein einziges Wort eingraviert: Gefunden. Und darunter ein Datum, bei dem Dean zweimal hinschauen musste. Es war nicht das Datum, an dem sie offiziell zusammengekommen waren, sondern das des ersten Schultages nach den Sommerferien.

An dem Tag hab ich deine Stimme zum ersten Mal gehört, erklärte Will warm.

Dean kamen beinahe wieder die Tränen. Er legte sich die Kette um den Hals, fummelte ein bisschen am Verschluss herum und ließ dann das kühle Silber des Anhängers gegen seine Haut fallen. So konnte er Will auch nach außen mit sich herumtragen, etwas zumindest.

Bei der letzten Sache bin ich mir nicht sicher, ob sie dir gefällt, sagte Will, als könnte er es nicht für sich behalten.

Bei Wills letztem Geschenk handelte es sich offenbar um ein Kleidungsstück, das separat in einem Zip-Beutel verpackt war. Dean holte es heraus und hielt es hoch. Es war ein schlichtes, schwarzes T-Shirt, es schien sogar schon getragen worden zu sein und wirkte um den Kragen herum ausgeleiert.

Ein T-Shirt?, fragte Dean verwirrt.

Mein T-Shirt, korrigierte Will mit einem Schub seiner typischen Unsicherheit. Ich hab im Sommer meistens darin geschlafen. Es ist nicht mal gewaschen.

Deans Herz setzte ein paar Schläge lang aus. Seine Finger hörten auf, den Stoff festzuhalten, stattdessen wurde ihr Griff leichter, als hielte er etwas unbezahlbar Wertvolles in den Händen. Ganz langsam hob er es hoch und vergrub sein Gesicht darin.
So duftete Will.
Sein Will.

Er konnte den Duft nicht einmal richtig beschreiben, er war süß und gleichzeitig ein bisschen herb und ein bisschen nach Schweiß. Dean atmete tief ein, auch wenn das vermutlich absolut gruselig rüberkommen würde. Der Duft würde verfliegen, ihm blieb nicht viel Zeit.

Ich liebe es, Will. Das ist das beste Geschenk, das ich je bekommen habe.

Dean zog sich seinen Pulli über den Kopf und schlüpfte stattdessen in Wills Shirt. Es war ihm etwas eng um Brust und Schultern und es war praktisch bauchfrei, aber er liebte es bereits jetzt inniger als alle seine anderen Klamotten und wollte es nie wieder ablegen.

Das sagst du nicht nur so?

Natürlich nicht, du Dummerchen. Ich kann's nicht erwarten, das irgendwann in Live zu haben.

Mit 'das' meinte Dean Wills Duft und auch den ganzen Rest von ihm, aber er hatte gerade leichte Wortfindungsstörungen.

Will zögerte für den Bruchteil einer Sekunde. Ich kann's auch nicht erwarten.

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Ich hoffe, es hat euch gefallen :) Was haltet ihr von den Geschenken? Hättet ihr euch gefreut? HABT ihr euch gefreut? :D

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