Lulu (Harry Potter FF, Rumtre...

By Mondschimmer

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Erste, unbearbeitet Fassung der Rumtreiber-Fanfiktion "Lerne Fliegen". Die überarbeitete Version gibt es auf... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66

Kapitel 49

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By Mondschimmer

Kapitel 49

-Sorrow (noun)

1. the feeling of sadness, grief, or regret associated with loss, bereavement, sympathy for another's suffering [...]

3. Also called: sorrowing the outward expression of grief or sadness

"You never knew the last time you were seeing someone. You didn't know when the last argument happened [...], or the last time you looked into their eyes and thanked God they were in your life."

-J.R. Ward, Lover Mine

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Sorrow

Die Huffelpuff Hüterin schwebte mit konzentrierten Gesichtsausdruck und erhoben Händen vor den golden Ringen und ihre Augen folgten meinen Bewegungen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung sah und nach unten wegtauchte. Der Jäger griff über mir ins Leere und ich warf den roten Lederball zu meiner Linken. Timothy, nur ein Schimmer aus Gold und Rot, raste mit dem Quaffel auf die Torringe zu, und bevor die Hüterin reagieren konnte, war der Ball schon durch den Mittelring gegangen.

"Und ein weiteres Tor für Gryffindor, die nun mit 180 zu 20 führen." Der Kommentator klang nicht besonders enthusiastisch und von den Rängen kam nur verhaltener Applaus.

Ich tauschte einen Blick mit Timothy, dem sichtlich anzusehen war was er von diesem Spiel hielt. Er drehte sich zu seiner Zwillingsschwester, die sich den Schweiss von der Stirn wischte, "Tut mir leid, Milli."

Die Hüterin schnaubte nur und positionierte sich wieder vor den Ringen.

"Ich hasse es." Ruby flog neben mich, während der Huffelpuff Kapitän mit Mr Scott sprach. "Ihnen fehlt die halbe Mannschaft und die Ersatzleute können sich kaum auf den Besen halten. Die Huffelpuff haben bei diesem bescheuerten Angriff am meisten Leute verloren, das Spiel hätte nicht stattfinden sollen." Sie ließ sich nach vorne auf ihren Besen fallen und zog die Nase kraus.

Ich seufzte und antwortete, "Du weißt, dass der Kapitän sich geweigert hat, James konnte es ihm noch so oft vorschlagen. Irgendwie schon bewundernswert."

"Trotzdem." Ruby richtete sich wieder auf. "Dass wir sie jetzt fertig machen ist nicht in Ordnung. James sollte den Schnatz fangen oder wir lassen sie ein paar Tore machen."

"Da kennst du die Huffelpuff schlecht." Timothy schaffte es zu lachen und ich seufzte erneut, als auf Mr Scotts Pfiff hin das Spiel weiter ging und wie bereits vorher merkte man deutlich, dass alle nur ein Ende herbeisehnten.

Die Huffelpuff versuchten uns mit verbissen Gesichtern die Quaffel abzunehmen, aber sie waren kaum trainiert und die von Sirius und Fabian geschickten Klatscher wirbelten sie beinah regelmäßig von den Besen.

Erst nach einem weiteren Tor stürzte James nach vorne und richtete sich dann mit dem kleinen, goldenen Ball wieder auf.

Es gab verhaltenen Applaus und die Schüler erhoben sich von den Sitzen und machten sich auf den Rückweg ins Schloss, während wir Spieler zu Boden sanken.

Der Kapitän der Huffelpuff von dem ich wusste, dass er seine kleine Schwester beim Angriff verloren hatte, trat auf James zu und reichte ihm die Hand. "Es war uns eine Freude gegen euch zu spielen."

James war anzusehen, wie unwohl er sich fühlte, als er antwortete, "Das war kein faires Spiel."

Ein bitteres Lächeln erschien auf dem Gesicht des Kapitäns, "Das Leben ist nicht fair." James senkte den Blick und mit einem letzte Nicken folgte der Kapitän seiner Mannschaft zu den Umkleiden.

"Hey." Remus und Peter kamen auf das Spielfeld und hinter ihnen sah ich Lily, auf deren Arm sich Melody stützte. "Ihr habt gewonnen!" Peter versuchte ein Grinsen, aber beim Anblick von James Gesicht verschwand es wieder.

"Jaja." James fuhr sich über's Gesicht und schulterte seinen Besen. "Wie geht es dir, Mel?"

Melody, die beunruhigend blass war, hustete kurz, bevor sie antwortete, "Ganz gut, keine Sorge."

"Du hättest nicht mitkommen sollen." Mit verschränkten Armen sah Remus an seiner Freundin vorbei. "Madam Pomfrey hat gesagt..."

"Ich weiß was sie gesagt hat." Melodys Stimme klang überraschend scharf und sie nahm die Hand von Lilys Arm. "Und jetzt ist wohl kaum der richtige Moment um wieder davon anzufangen, Remus." Sie wandte sich hustend ab.

"Wir sollten uns umziehen." James sah besorgt von Melody zu Remus, dessen Gesicht wirkte als hätte er Schmerzen. "Sonst können wir hinterer im Dunkeln zum Schloss laufen."

Wir murmelten zustimmend und mit geschultertem Besen lief ich neben Nick und Timothy, die sich über das Spiel unterhielten.

Sobald wir in der Mädchen Umkleide waren und ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, begann Ruby sich aus ihren Klamotten zu schälen. "Merlin, ich brauch dringend eine Dusche."

"Wehe du brauchst wieder das ganze warme Wasser auf." Ich zog meine Quidditch Jacke aus und schmiss sie auf eine Bank.

"Würde ich nie, liebste Luné." Ruby wühlte grinsend in ihrem Spind, bevor sie auch schon mit einem Handtuch unterm Arm im Badezimmer verschwand.

Lächelnd ließ ich mich gegenüber von Lily und Melody neben meine Jacke fallen. Lily wühlte in ihrer Tasche, während Melody an die Decke starrte. Selbst von meinem Platz aus sah ich den Schweiß auf ihrer Stirn. Mir entglitt das Lächeln und seufzend sagte ich, "Dir geht es nicht gut, Mel."

"Der Tag war nur anstrengend." Sie hustete leise.

"Du sollst dich ja auch schonen, Liebes." Lily zog aus ihrer Tasche eine Flasche mit Wasser und drückte sie Melody in die Hand.

"Ich kann den Krankenflügel aber nicht mehr sehen." Melody kniff die Augen zusammen und trank die Flasche, unterbrochen von kurzem Husten, aus. Ihre Bewegungen waren langsam und müde sah sie mir in die Augen. "Ich habe mich die letzten Wochen ja wohl genug ausgeruht."

"Du warst zwei Wochen im Koma." Erst als Melody den Blick abwandte, wurde mir klar, wie anklagend ich geklungen hatte. "Tut mir leid." Ich stand auf und trat auf sie zu. "Ich meine nur, dass wir es dir nicht übel nehmen, wenn du zu irgendwelchen sinnlosen Quidditch Spielen nicht kommst. Du hast jedes Recht erst an dich zu denken."

"Aber ich will ja nicht nur an mich denken." Sie ließ sich von mir umarmen. "Ihr habt euch so viel Sorgen um mich gemacht."

"Ach Mel." Ich setzte mich neben sie. Zwei Woche war es nun her, dass sie plötzlich die Augen aufgeschlagen hatte und in Tränen ausgebrochen war. Seitdem gab sie sich alle Mühe schnell wieder zu Kräften zu kommen, aber seit Madam Pomfrey ihr erlaubt hatte für ein paar Stunden pro Tag das Bett zu verlassen, schien sie mit jedem Tag weniger zu werden. Ihre Haut war durchscheinend geworden und sie war immer müde. Vor ein paar Tagen hatten wir Melody weinend in unserem Schlafsaal gefunden und wir hatten gedacht, es läge an ihren Problemen mit Remus.

Erst Jahre später erfuhr ich, dass Melody schon damals gewusst hatte, dass sie nie wieder ganz gesund werden würde.

"Hey, was sollen die langen Gesichter?" Ruby kam, in ein Handtuch gewickelt, in die Umkleide und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen war ihre schlechte Laune im Abfluss der Dusche verschwunden.

"Alles super." Ich stand auf und begann meine Duschsachen zusammen zu suchen.

"Habt ihr eigentlich auch bemerkt, dass Nick und Timothy Händchen gehalten haben?"

"Was? Wann?!" Ich richtete mich so schnell in meinem Spind auf, dass ich mir den Kopf stieß.

"Vor dem Spiel, im Gemeinschaftsraum." Ruby schien sichtlich stolz über ihre Beobachtung zu sein.

"Na das wurde aber auch Zeit." Lily lächelte und legte einen Arm um Melody, die sich an sie lehnte.

"Was weißt du denn bitte darüber?" Ruby und ich starrten sie verblüfft an.

"Seine Zwillingsschwester macht schon seit Wochen Witze während der Vertrauensschüler Treffen." Sie zuckte mit den Schultern."Und außerdem hab ich sie einmal in einem leeren Klassenzimmer gefunden."

"Krass." Ruby ließ sich auf eine Bank fallen. Sie schien sichtlich geschockt darüber, dass jemand mehr über die Vorgänge im Schloss als sie wusste.

"Tja, ich glaube nun gibt es eine neue Klatschkönigin in..." Ich wurde von James unterbrochen, der die Tür zu unserer Umkleide aufriss.

"Hey! Habt ihr noch Handtücher?" Er trug kein T-Shirt und auf den ersten Blick schien er ein Bad im See genommen zu haben. Hinter ihm konnte ich einen ebenso nassen Nick sehen, der vor Timothy davon lief.

"Was bei Merlins..."

"Ich schwöre, das ist alles Peters Schuld." James fuhr sich durch die Haare und versuchte anscheinend möglichst unschuldig und hilfsbedürftig auszusehen. Hinter mir hört ich ersticktes Lachen und als ich mich umdrehte, sah ich das Ruby Lily beobachtete und sich dabei vor unterdrücktem Lachen schüttelte.

"Also..." Ich wurde erneut unterbrochen, dieses Mal von Fabian Prewett, der sich neben James in den Türrahmen quetschte.

"Kann ich mich hier verstecken? Ich glaube Timothy hat gerade Peter in der Dusche ertränkt." Fabians Blick glitt zu Ruby, die immer noch nur ein Handtuch trug, und ein Grinsen tauchte auf seinem Gesicht auf. "Hey."

"Kann ich dir irgendwie helfen?" Ruby sah ihm herausfordernd ins Gesicht, worauf Fabians Grinsen nur noch breiter wurde.

Mit einem Augenverdrehen wandte ich mich an James, "Wir haben noch Handtücher, aber du weißt schon, dass ihr euch auch einfach trocken zaubern könnt?"

"Naaaa, wenn doch alles so einfach wäre, Lulu." James grinste. "Aber Moony hat uns die Zauberstäbe abgenommen, nur weil er meint wir würden sonst noch etwas dummes tun."

"Was ihr nie tun würdet."

"Genau."

Aus den Duschräumen der Jungenumkleide erklang lautes Plätschern und ein klitschnasser Remus kam herausgestolpert, gefolgt von einem ebenso nassen und lachenden Peter. Gerade als James sich auf seinen keuchenden Freund stürzen wollte, um ihm die Zauberstäbe abzunehmen, klopfte es laut an der Tür zum Quidditch Feld und verwirrt erstarrte er.

"Ja?" James trat zur Tür und öffnete sie und zu unserer, und seiner, Überraschung stand dort Professor McGonagall, gemeinsam mit einem bärtigen Mann, den ich nach ein paar Augenblicken erkannte. Es war der Auror, der uns in Hogsmead nach Cathys Tod gefunden hatte.

"Guten Abend, Professor."

"Potter." Unsere Hauslehrerin klang überraschend sanft. "Ich muss Sie bitten mit mir ins Schloss zu kommen."

"Warum?" James machte einen Schritt nach hinten und ich trat aus der Mädchenumkleide heraus. Mir gefiel der Ausdruck auf dem Gesicht des Auroren nicht.

"Was ist passiert?" Remus und Peter, immer noch triefend nass, traten hinter James und Sirius, der sich von einer Bank erhoben hatte, folgte ihnen.

McGonangall betrachtete ihre Schüler mitleidig, "Vielleicht sollten sie alle mit in mein Büro kommen."

"Professor..."

"Bitte...James" James erstarrte, als sie ihn beim Vornamen nannte und eine Vorahnung machte sich in meinem Magen breit. Irgendetwas musste geschehen sein. Irgendetwas schreckliches.

Remus war der Erste der handelte, indem er sie alle trocken zauberte und James dann ein trocknes T-Shirt zuwarf und plötzlich waren die Rumtreiber verschwunden und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Schweigend starrte ich auf das Holz, bevor Ruby mich wieder in die Umkleide zog.

"Komm. Sie werden uns schon erzählen was McGonagall wollte."

Seufzend gab ich ihr recht und machte mich ins Badezimmer auf. Unter dem heißen Wasser gelang es mir beinah das Auftauchen unserer Hauslehrerin zu vergessen und entspannter kam ich wieder in die Umkleide, in der Ruby, nun angezogen, gerade ein Stirnband aus ihrer Tasche zog.

"Hey."

"Hey." Sie lächelte mir in einem der Spiegel zu. "Lily und Melody sind schon mal hoch ins Schloss gegangen."

"In Ordnung." Ich zog mich an und trocknete dann meine Haare mit einem Zauberspruch. Währenddessen hatte Ruby bereits für uns beide aufgeräumt und mit einem zufriedenen Grinsen drückte sie mir meine Tasche in die Hand.

"Bitte."

"Danke, Rubs."

Die Jungenumkleide war bereits leer und wir löschten alle Lichter und schlossen dann die Tür hinter uns ab. Schweigend liefen über das leeren Feld, aus dem Stadion und die Hänge zum Schloss herauf. Es war ein warmer Abend und die Sonne war gerade erst untergegangen. Aus den Bäumen des verbotenen Waldes wehte Vogelgesang hinüber und ich war mir sicher über unseren Köpfen Fledermäuse durch die Luft schneiden zu sehen.

Mit einem Lächeln drehte ich mich zu Rubina, "Es ist endlich Sommer!"

Meine Worten schienen sie aus ihren Gedanken gerissen zu haben und mit verwundertem Gesichtsausdruck sah sie sich um. "Du hast recht."

"Natürlich hab ich recht." Ich grinste, als Ruby mich kurz umarmte.

"Ach Lulu, wir sehen uns in letzter Zeit kaum noch." Sie tätschelte meinen Kopf und lachend schob ich ihre Hand weg.

"Wir hatten ja auch viel zu tun."

"Stimmt." Sie zog die Nase kraus und seufzte. "Apropos beschäftigt, wie läuft es eigentlich mit Alec?"

Ich sah sie verwundert an. "Wir sehen uns auch nicht wirklich oft. Warum?"

"Den Eindruck hatte ich auch." Sie wich meinem Blick aus.

"Na ja Sam, sein bester Freund, ist Tod und als Vertrauensschüler hat er natürlich auch viel zu tun. Und dann muss er auch noch einen Ersatz im Quidditch Team für Lin finden und..."

"Sie und ihre Schwester sind also tatsächlich nach Amerika gegangen?"

Ich nickte, "Sie sind zu ihrem Vater gezogen, Lin und Jacko haben vorher noch mit mir geredet, weil ich ja als Letztes mit Curi zusammen war, bevor...du weißt schon." Bei der Erinnerung an das Gespräch pochte meine Schläfe schmerzhaft.

"Hast du mit Alec seit dem Angriff überhaupt geredet?" Ruby trat einen kleinen Stein vor sich her und ich mochte die Richtung nicht, die dieses Gespräch nahm.

"Nun ja." Ich massierte meine Schläfe. "Wir haben uns immer mal wieder kurz gesehen, aber nie allein. Keine Ahnung, was mit uns los ist."

Ruby sah vom Boden auf und ich war mir sicher, dass sie meine Reaktion auf ihre Worte genau beobachtete, "Glaubst du es hat sich wegen der...du weißt schon...Sache zwischen dir und Sirius etwas verändert?"

"Merlin, nein." Ich strich mir die Locken aus dem Gesicht und sah zu dem hellerleuchteten Schloss auf. "Alec weiß nichts davon und das ist auch gut so. Wir haben uns alle verändert...und ich mache mir Sorgen um Sirius. Er scheint es von uns allen am wenigstens zu verkraften."

"Stimmt." Wir liefen an den Gewächshäusern vorbei und im Licht der Gaslampen hatte Rubys Gesicht einen sanften Ausdruck angenommen. "Ich glaube er ist krank." Sie seufzte. "Also nicht körperlich, sondern in der Seele. Meine Cousine hat damit auch mal gekämpft, bis ein Muggelarzt ihr helfen konnte. Sirius isst nicht, er schläft nicht und er weicht uns allen aus."

"Das ist ja genau was ich meine. Ich verstehe nur nicht komplett warum. Selbst James scheint es besser zu gehen und wenn ich versuche mit Sirius zu sprechen, dann sieht er mich immer nur mit diesem traurigen Blick an, so als müsste ich es selbst wissen. Merlin, er macht mich damit fertig."

"Aber eigentlich musst du es doch auch wissen." Wir traten in die Eingangshalle und Ruby verschränkte im Gehen die Arme. "Ihn macht das fertig, was mich auch Tag und Nacht beschäftigt und was jedem in dieser Schule klar ist."

"Wovon sprichst du?"

"Davon, dass unsere eigenen Familien die Schuldigen sind. Wir sind Blacks und Lestranges und Rosendorn und wir können unser Blut nicht leugnen. Unsere Geschwister, unserer Brüder, sind Todesser." Mit einem Blick zu mir murmelte sie, "Oder waren es."

"Ja, aber-" Ich hielt einen Wandteppich für Rubina zur Seite. "-Wir sind Gryffindor, das allein zeigt doch schon, dass wir nicht wie unsere Familien sind."

"Dass wir in Gryffindor und nicht Slytherin sind, ist nur die Entscheidung eines alten Hutes. Glaubst du wirklich, das spricht uns von allem frei, wofür unsere Familien stehen?"

"Was denn sonst? Es zeigt doch, dass wir nicht wie sie sind."

"Gott, Luné. Sei doch nicht so naiv." Im Halbdunkeln des Geheimgangs sah ich nur ihre Umrisse, als sie stehen blieb und sich zu mir drehte. "Es sind nur Häuser. Das müsstest du doch gerade wissen. Es gibt in Slytherin auch gute Menschen, genauso wie Gryffindor auch Todesser und Verräter hervorbringen kann. Ich will nicht wie meine Familie sein, aber wer kann mir sagen, dass ich es nicht bin? Dass nicht alles wofür die Lestranges stehen zu tief in mir verwurzelt ist, als das ich meinen Namen jemals hinter mir lassen könnte? Aber ich hätte eigentlich wissen sollen, dass du mich nicht verstehst."

"Was willst du damit sagen?"

"Du willst doch gar nicht anders sein, oder? Klar, du bist nicht so grausam wie die anderen Rosendorn, aber letztendlich wirst du sie nie verlassen. Du bist ein Reinblut, durch und durch, egal was du dir selbst erzählst. Die Meinung eines zerfledderten Hutes kann daran nichts ändern."

"Merlin, ja und?" Ich hob die Hände. "Dann bin ich halt ein Reinblut und du bist eins und Sirius und James und alle Slyhterins dieser Welt. Du kannst dein Blut nicht ändern, Ruby. Du kannst deinen Namen ändern, aber letztendlich bist du eine Lestrange. Wir können nichts daran ändern, aber wir müssen damit leben. Verstehst du denn nicht, dass ich genauso wie du mit dem Wissen leben muss, dass mein Bruder ein Todesser war und alle mit denen ich aufgewachsen bin nun auch dazugehören? Aber ich habe mich dagegen entschieden so wie sie zu sein, ist es nicht das was zählt?"

"Du hast dich nicht dagegen entschieden, Luné-Marie." Ihre Stimme war kalt. "Du wirst deine Familie nie verlassen, du wirst ihr nicht den Rücken kehren. Nach allem was sie mit dir gemacht haben, bleibst du immer noch bei ihnen..."

"Was verlangst du von mir? Sie sind alles was ich habe, verdammt noch mal. Ich bin die Erbin, ich werde das Oberhaupt der mächtigsten Familie! Deshalb gibt es mich doch nur, darauf wurde ich mein ganzes Leben vorbereitet. Ich kann nicht nur für mich denken, ich kann nicht so egoistisch wie du oder Sirius sein. Du vergisst, dass dir deine Brüder etwas bedeuten, oder wenigstens haben sie es, genauso wie deine Mutter. Du konntest sie zurücklassen, aber ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht."

"Du hast Freunde, denen du etwas bedeutest. Deine Familie ist nicht alles, ich würde dich jederzeit aufnehmen, Lu. Warum vergisst du immer so leicht, dass du nicht allein bist?"

Ich drehte mich weg, damit Ruby trotz der Dunkelheit mein Gesicht nicht sah. "Ich werde nicht davonlaufen, nicht dieses Mal. Ich werde das Schicksal meiner Familie nicht in die Hände anderer geben. Solange ich noch Macht habe, muss ich auch die Verantwortung dafür übernehmen. Es tut mir leid, Ruby, wirklich."

"Das ist also dein Plan." Ich konnte die Bestürzung in ihrer Stimme hören. "Du willst dich gegen den dunklen Lord stellen. Du willst die Heldin in diesem Krieg spielen."

"Ich will meine Familie retten. Wenn das heißt mich gegen ihn zu stellen, dann werde ich es tun."

"Das kannst du nicht machen! Er wird dich jagen und..."

"Und was? Er kann mich foltern und mich töten. Was kümmert mich mein eigenes Leben, wenn er jederzeit die Menschen, die ich liebe, von mir reißen kann. Ich bin nicht mehr allein, Rubs, das ist doch gerade mein Problem. Ich liebe euch so sehr und jedes Mal wenn ich euch ansehe, denke ich daran wie knapp wir in Hogsmead dem Tod entkommen sind. Wenn euch etwas passiert...das überlebe ich nicht. Deshalb kehre ich dem Krieg nicht einfach den Rücken und laufe davon. Ich muss versuchen etwas gegen ihn zu machen, ich muss versuchen euch zu beschützen."

Als ich mich zu Ruby drehte, wusste ich, dass sie weinte. Sie ließ sich an der Mauer des Ganges auf den Boden gleiten und mit einem Seufzen setzte ich mich zu ihr.

"Was ist los, Rubs? Warum das alles? Was ist passiert?"

"Ich habe meine Mutter wieder gesehen." Sie legte ihren Kopf auf meine Schulter und ich tastete nach ihrer Hand und drückte sie.

"Wann?"

"Bei der Trauerfeier, sie war zusammen mit meinem Vater da. Rabstan und Rodulpus werden offiziell als Todesser gesucht, aber die Lestranges waren trotzdem eingeladen. Das letzte Mal habe ich sie gesehen, als sie mich vor 6 Jahren zum Gleis gebracht haben."

"Du hast sie seit deinem ersten Jahr nicht mehr gesehen?"

"Damals habe ich gehofft wenigstens meine Mutter noch einmal wiederzusehen. Niemals wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass es so viele Jahre dauert...oder das sie mich dann nicht mehr erkennen würde." Ihre Stimme brach weg und für mich machte ihr Verhalten auf der Trauerfeier plötzlich viel mehr und gleichzeitig auch viel weniger Sinn.

"Vielleicht stand sie unter dem Imperius." Ich strich Ruby über den Kopf und wünschte mir ihr eine bessere Erklärung geben zu können.

"Ja, vielleicht."

Wir schwiegen beide und ich bemerkte erst, dass wir nicht mehr allein im Geheimgang waren, als die Person über meine Beine stolperte. Erschrocken sprang ich auf und kurz streifte Stoff mein Gesicht, bevor ich einen Fluch hörte und plötzlich vollkommen die Orientierung verlor, als eine Hand sich um meinen Arm schloss und ich beinah mit zu Boden gerissen wurde.

"Was zur Hölle? Lumos!" Ich streckte meine Hand aus und von der Lichtkugel in ihr geblendet musste ich kurz die Augen schließen.

Als ich sie wieder öffnete, fand ich zu meiner Verwunderung Lucius Malfoy am Boden, der halb auf Rubina lag, die wütend auf seinen Arm einschlug. "Kann ich euch irgendwie helfen?"

"Luné?" Lucius hob verwundert den Kopf und vergaß dabei vollkommen Rubys Schläge abzuwehren. "Aua." Sie schlug nun auf seine Brust ein und mit einem Stöhnen rollte er sich zur Seite. Irgendwie schafften sie es die Unordnung aus Armen und Beiden auseinander zu bekommen und Lucius war als erster wieder auf den Beinen. Als er Ruby seine Hand anbot, schlug sie diese aus.

"Was macht ihr hier?" Er sah von Ruby zu mir und ich konnte den Blick aus seinen hellen Augen nicht wirklich deuten. Eine Mischung aus Sorge, Scham und...Schuld. Selbst wenn er versucht hätte mir seine kalte, arrogante Seite zu zeigen, es war zu viel geschehen. Unsere gemeinsamen Erfahrungen gingen zu tief, unserer gegenseitiger Verrat war zu groß, als das noch Raum für falsche Spiele war.

"Wir kommen vom Spiel. Und du?"

"Ich komme von einer Besprechung." Er glättete seine platinblonden Haare und fuhr sich über's Gesicht, bevor er mich wieder ansah. "Ich dachte eigentlich ihr wärt bei Potter."

Überrascht sah ich zum ihm auf, "Warum das? Ist etwas passiert?"

"Du weißt nichts davon? Es spricht sich bereits im ganzen Schloss herum...immerhin...na ja-"

Ruby unterbrach ihn. "-wovon zur Hölle sprichst du?"

Er drehte sich kurz zu ihr, bevor er wieder zu mir sah. "Ich schwöre, Lu, ich hatte keine Ahnung von ihrem Plan...aber sie waren mächtige Auroren...es musste früher oder später passieren."

Ich griff nach seinem Arm, "Was ist passiert?"

"Die Potters. Letzte Nacht haben sie Potter Manor angegriffen."

"Oh mein Gott." Ich hörte Ruby aufkeuchen und meine Hand glitt von Lucius Arm, während ich versuchte seine Worte zu begreifen, aber mein Verstand weigerte sich schlicht.

Das konnte nicht sein. Nicht James Eltern.

"Nein." Ich schüttelte den Kopf und sah zu Ruby. "Es kann nicht stimmen."

"Lulu." Ihre Augen waren weit aufgerissen. "Wir müssen zu ihm."

"Ja." Ich ließ die Lichtkugel in meiner Hand erlöschen. Lucius Blick war mehr als ich ertragen konnte. "Ja, das müssen wir."

Rubys stolpernde Schritte entfernten sich von mir und ich wollte ihr folgen, als sich Lucius kalte Hand um meine schloss. "Lu."

"Was?" Meine Stimme war nur ein Zischen und mit Schrecken stellte ich fest, dass ich bereit war ihn zu verfluchen, falls er versuchen würde mich aufzuhalten. So weit war es also schon gekommen.

"Warum hast du mich nach dem Angriff nicht verraten? Ihr habt dem Minesterium beinah alle Namen genannt, selbst Rubina hat ihre Brüder verraten. Aber meiner ist auf keiner der Listen aufgetaucht. Warum?"

"Wissen Rudolpus und Rabastan das sie es war?"

"Ich habe es ihnen noch nicht gesagt."

"Und das wirst du auch nicht tun." Mit einem Ruck zog ich meine Hand aus seiner. "Ich weiß nicht wer von euch beiden es war, Regulus oder du, aber du solltest dir bewusst sein, dass du mit jeder Information die du dem dunklen Lord über mich gibts mein Todesurteil, oder das meiner Freunde, unterschreibst. Meinen Bruder habt ihr schon getötet. Du hast meine Gnade nicht verdient, Lucius, und du solltest mich besser nicht dazu bringen meine Entscheidung zu bereuen."

Ich folgte Rubina und sobald ich aus dem Geheimgang heraus war, nahm ich immer zwei Stufen gleichzeitig. Mein keuchender Atem vermischte sich mit dem Gedanken an Regulus und Lucius, bei dem ich mich fühlte, als hätte ich einen Teil von mir selbst in Flammen aufgehen lassen.

Erst vor dem Bild der fetten Dame kam ich zum Stehen. Sie schwang gerade hinter Rubina in ihre Position zurück.

"Passwort?"

"Phönixasche?"

"Das Passwort wurde geändert." Erst da schien sie mich wirklich anzusehen. "Oh. Du gehörst vermutlich auch zu ihnen?"

Sie wartete nicht auf meine Antwort, sondern gab den Weg zum Gemeinschaftsraum frei. Ich schaffte ein "Danke", bevor ich in den Raum stürzte und dann ohne Zögern die Treppe zu den Schlafsälen der Jungen hinaufhastete.

Auf halben Weg kam mir Timothy entgegen, der versuchte mit mir zu reden, aber ich drückte mich an ihm vorbei. Die Worte meines Bruders wollten nicht aus meinem Kopf verschwinden, zusammen mit dem Blick aus seinen kalten, blauen Augen, damals am See.

"Warum wird eine vorbildliche Reinblut Familie wie die Potters plötzlich so... dumm und nimmt einen Blutsverräter bei sich auf? Und ganz besonders warum tun sie so etwas, wenn sie dem mächtigsten Magier schon lange ein Dorn im Auge sind? Man könnte beinah meinen sie würden geradezu um Bestrafung betteln- Weißt du, es wäre so leicht einfach kurz bei den Potters anzuklopfen und mit ihnen zu...reden."

Er hatte mir damals gedroht und bereits da hatte nicht gezweifelt, dass er den Potters etwas antun würde, falls ich mich nicht von Sirius fernhielt. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Mit einer Schule voller Todesser und zwei Kindheitsfreunden, die alles über mich an den dunklen Lord weitertrugen...was hatte ich nur getan?

Ich hörte das Weinen bereits bevor ich den Schlafsaal der Rumtreiber betrat und jeder Rest Hoffnung in mir verschwand. Zuerst sah ich Melody und Lily auf einem der Betten. Melody hatte ihren Kopf in Lilys Schoss vergraben und Lily strich ihr über die zuckenden Schultern, während sie mich aus geröteten Augen ansah. Sie schien etwas sagen zu wollen, aber dann schüttelte sie schwach den Kopf und senkte den Blick.

"James...bitte." Vor der Tür zum Badezimmer kniete Remus und neben ihm war Peter, der hemmungslos weinte. Durch die Tür drang Schluchzen und es klang wie ein verwundetes Tier. Es war so viel Schmerz darin, das es schon nicht mehr menschlich klang.

Ich stolperte zurück und tastete hinter mir nach Halt. Aus dem Bad erklang ein Schrei und Remus schlug gegen die Tür, bevor auch seine Augen überliefen.

So viel Schmerz. So viel Leid.

Ich wandte die Augen von den Jungen ab, die gemeinsam mit ihrem Bruder litten. Mein Blick traf Rubys, die am Fenster stand und stumm weinte. Und plötzlich fühlte es sich falsch an, dass ich bei ihnen war. Ich konnte ihren Schmerz nicht lindern, denn ich war erst der Grund dafür. Wäre ich nicht in ihr Leben getreten...

Aber nun war es zu spät. Ich formte mit den Lippen Sirius Namen und Ruby verzog das Gesicht und zuckte hilflos mit den Schultern. Kurz schloss ich die Augen, dann sah ich noch einmal zu Lily, welche stumm nickte und mir dann bedeutete zu gehen.

Dankbar drehte ich mich herum und eilte wieder die Treppe hinab. Es war gut zu wissen, dass Lily verstand warum ich Sirius finden musste.

Im Gemeinschaftsraum schob ich mich zwischen den Schülern hindurch und mit hämmernden Herzen rannte ich durch Geheimgänge und sprang Treppen hinunter. Ich versuchte mir vorzustellen, was das alles bedeutete. Was es hieß, dass diese zwei Leben aufgehört hatten.

James Eltern waren Tod und ich konnte vermutlich nicht mal erahnen was er durchmachte.

Über den Ländereien war die Nacht hereingebrochen und eine Eule flatterte an mir vorbei, während ich die Hänge zum verboten Wald hinab schlitterte. In Hagrids Hütte brannte Licht, aber ich hielt nicht an. Mir fiel nur Ort ein, an den Sirius geflohen sein konnte und ich betete zu Merlin, dass ich mich nicht irrte.

Zwischen den Bäumen musste ich meine Schritte verlangsamen, um nicht im Dunkeln in irgendeine Grube zu fallen, und ich nutze dies um wieder zu Atem zu kommen. Mein Herz beruhigte sich trotzdem nicht.

Ich dachte ich hätte verstanden, was es hieß zu verlieren. Doch egal wie sehr ich versuchte mich daran zu erinnern, dass ich selbst den Tod meines Bruders überlebt hatte, es half nichts. Meine Freunde litten und ich litt mit ihnen.

Damals waren sie für mich da gewesen.

Auf der Lichtung erhob sich der Stall über mir und ich schob die schwere Tür auf und tastete mich im Dunkeln vor, bis ich eine Gaslaterne fand und sie entzündete.

Die Boxen erstreckten sich im flackernden Licht vor mir und ich ging sie ab, bis ich endlich vor Seidenschnabels vertrauter Box stand.

In ihr erklang Rascheln und unser Schützling streckte seinen grau gefiederten Kopf über die Tür. Inzwischen war er groß genug dafür und ich verbeugte mich rasch vor ihm, bevor ich ihm über den Schnabel strich. Der junge Hippogreif schloss die Augen und ich beugte mich über ihn, um in die Box zu schauen.

Ich brauchte einen Augenblick um zu erkennen, dass sie bis auf Seidenschnabel und seinem Wassereimer leer war. Enttäuscht richtete ich mich wieder auf.

Wo konnte er nur sein? Der Stall war sonst immer der Ort gewesen, an dem ich Sirius gefunden hatte, wenn irgendetwas falsch gelaufen war.

"Wo bist du nur?" Mein Flüstern hallte im Stall wieder und ein Pegasus streckte am Ende des Ganges seinen großen Kopf aus der Box. Unschlüssig streichelte ich weiter Seidenschnabel, während ich in meinem Kopf die Möglichkeiten durchging. Die Eulerei? Vielleicht ein leerer Klassenraum? Bei Cindy? Irgendwo anders im Wald? Am See? Doch bei Hagrid?

Ich schüttelte den Kopf über meine Gedanken. Sirius war nicht der Typ, der von sich aus klug genug war um in so einer Situation die Gesellschaft und Hilfe anderer zu suchen. Darin waren wir uns ziemlich ähnlich.

Wieder streifte mein Blick die Leiter, die hinauf zum Heuboden führte. "Was hab ich schon zu verlieren, oder?" Ich sah Seidenschnabel fragend an, der meinen Blick aus seinen großen Augen ruhig erwiderte. Vermutlich fragte er sich, warum ich Selbstgespräche führte.

Mit einem Seufzen strich ich dem Hippogreif ein letztes Mal über den Kopf, bevor ich die Laterne fester faste und mich zur Leiter begab. Bisher war ich nur ein paar Mal dort oben gewesen, meistens reichte ein Aufrufzauber um an das Heu zu kommen.

"Merlin, gut, dass ich keine Höhenangst habe, richtig?" Ich vermied den Blick nach unten und versuchte gleichzeitig die Laterne aufrecht zu halten und einarmig hochzuklettern.

Als ich beinah oben war, schob ich zuerst die Laterne durch das Loch und danach meinen Kopf. Ich krabbelte auf allen Vieren auf die staubigen Holzlatten und zuerst sah ich im Lichtschein nur viel Staub und Heu. Irgendwo erklang das Trappeln kleiner Füße und der Wind pfiff zwischen den hohen Stapeln aus Heu- und Strohballen hindurch und fuhr mir durch die dünne Kleidung. Ich hob die Laterne wieder auf und versuchte in dem Labyrinth um mich herum etwas zu erkennen.

Professor Kesselbrand hatte uns mehr als einmal ermahnt nicht alleine auf den Heuboden zu gehen, weil es viel zu leicht war sich zu verlaufen und er außerdem, wie eigentlich alles in Hogwarts, nicht ganz unmagisch war.

Vorsichtig schob ich mich an den Türmen aus Ballen vorbei und leuchtete in jeden Gang hinein. Eine Mischung aus Angst und Hoffnung stieg jedes Mal in mir auf, wenn ich dachte, dass einer der Schatten vielleicht Sirius war.

Schließlich kam ich an einer der Außenwände an und ratlos schwenkte ich die Laterne nach rechts und links. Von Links schien der Wind zu kommen, allerdings kam mir das Trappeln dort auch lauter vor.

"Merlin." Mein Flüstern wurde sofort von der Stille, die keine war, verschluckt und ich tastete mich an den Heuballen nach Links. Alles in mir sträubte sich dagegen weiter in dieses Labyrinth einzutauchen, aber ein Teil von mir weigerte sich auch wieder zurück zur Leiter zu gehen. Wenn Sirius hier war, dann musste ich ihn finden. Ich konnte ihn nicht allein lassen.

Ich hielt die Laterne so weit es ging vor mich und der Wind wurde stärker und wirbelte meine Haare durcheinander. Gerade als ich überlegte wieder umzukehren, sah ich nicht weit vor mir ein Viereck aus Licht und ich eilte darauf zu, bis ich erkannte, dass es sich um eine der großen Schiebetüren handelte, durch die das Hau hinauf gebracht wurde.

Mein Herz setzte beinah aus, als ich im Licht des Mondes einen Schatten entdeckte.

"Sirius?" Meine Stimme war nur ein Wispern, aber er drehte sich trotzdem um.

"Luné." Er betrachtete mich ruhig, während seine dunklen Haare um seinen Kopf wirbelten. Vorsichtig kam ich mit erhobener Laterne näher, getäuscht von seinem ausdruckslosen Gesicht. Doch als das Licht seine Augen streifte, trat ich beinah wieder zurück. Sie waren dunkel und in ihnen tobte ein Sturm. Er hielt sich mit Mühe unter Kontrolle und ich konnte den Abgrund geradezu sehen, vor dem er stand.

Mir war nicht klar was ich erwartet hatte, aber an meiner Entscheidung ihn nicht allein zu lassen hatte sich nichts geändert.

Er machte keine Anstalten mehr zu sagen, weshalb ich vorsichtig sagte, "Es tut mir leid."

"Was meinst du?" An seiner Mine änderte sich nichts, aber ich sah wie sich seine Kiefer anspannten.

"Es ist meine Schuld." Sirius betrachtete mich weiter stumm und die Worte fielen geradezu aus meinem Mund und vor seine Füße. "James' Eltern hätten nicht sterben müssen und es tut mir so unsagbar leid. Mein Bruder hat mir gedroht, dass ihnen etwas passieren würde, wenn ich mich nicht von dir fernhalte, aber als Leo Tod war...ich dachte es wäre nicht mehr wichtig oder ich habe es einfach verdrängt- ich weiß es nicht mehr. Aber ich war so ein Idiot, nur weil ich dich gebraucht habe, war es mir plötzlich egal, dass alles was ich tue sofort zum dunklen Lord kommt. Es hätte mir eigentlich klar sein sollen, dass selbst Regulus und Lucius mich verraten würden. Ich war so dumm, ich habe nicht geahnt, dass es so weit kommen würde-"

Sirius fiel mir ins Wort und sofort verstummte ich, "Es ist vollkommen gleichgültig, Luné. Sie sind Tod. Es ist zu spät." Er zuckte mit den Schultern und kam näher. Ich wollte nicht zurückweichen, aber der Griff der Laterne entglitt meinen tauben Fingern und mit einem Knall landete sie auf dem Boden und erlosch. Ich zuckte zusammen und Sirius Hände schlossen sich um meine Schultern. Der Blick, mit dem er auf mich hinabsah, war beängstigend. "Sie sind Tod. Verstehst du? Sie kommen nicht mehr wieder, es ist zu spät, ihr Leben ist vorbei." Sein Griff wurde schmerzhaft. "Tod. Beendet. Verloren. Vergangen. Zu Spät. Für immer zu spät." Er schüttelte mich und ich schrie auf, doch er schien es gar nicht wahrzunehmen. "Das ist nicht in Ordnung! Verstehst du das? Verstehst du es?!" Ich schaffte als Antwort nur ein Wimmern und plötzlich stieß er mich von sich und ich prallte auf die Heuballen in meinem Rücken. Zitternd hielt ich mich an ihnen aufrecht.

"Das ist nicht fair!" Er brüllte es in die Nacht und tigerte vor mir auf und ab. "Nicht in Ordnung, verdammt. So sollte ihr Ende nicht aussehen. Das ist nicht was sie verdienen!" Er fuhr sich durch die Haare und auf einmal drehte er sich wieder zu mir und starrte mich an. "Das ist nicht was sie verdienen! Verstehst du?! Sie sollten auf einer verdammten Bank vor ihrem verdammten Haus alt werden und friedlich einschlafen und nicht so ein beschissenes Ende bekommen! Das ist nicht was solche Menschen verdienen. Sie sind so verdammt gute Menschen und das ist nicht in Ordnung! Verstehst du? Das ist nicht fair!" Er drehte sich wieder herum und mit geballten Fäusten stand er vor dem offenen Tor. "Warum wird mir immer alles genommen?" Seine Schultern zuckten. "Seit ich sie kenne habe ich mir jeden Tag gewünscht sie wären meine Eltern, anstelle dieser Menschen, die mich hassen. Ich habe mir so sehr gewünscht in meinen Adern wäre das gleiche Blut. James ist mein Bruder und ich habe so sehr gewollt, dass diese Menschen, die mich aufgenommen haben ohne Fragen zu stellen, die für mich da waren und die mir so viel gegeben haben, meine Eltern wären. Ich konnte ihnen das alles nie zurück zahlen und nun werde ich es auch nicht mehr können." Seine Faust schnellte vor und traf das Holz der Wand. "Nicht fair!" Er schlug erneut zu. "Tod. Verloren. Zu Spät." Mit all seiner Wut schlug er auf das Holz ein und ich wusste nicht ob das Holz oder seine Knochen knirschten.

"Aber sie waren deine Familie und das ist es was zählt." Ich taumelte auf ihn zu. Meine Worte schienen ihn nicht zu erreichen. "Und du warst ihr Sohn und das kann dir niemand nehmen."

Im Mondlicht sah ich sein Blut auf der Wand und bevor ich nachdachte, trat ich vor und schlang von hinten meine Arme um ihn und hielt seine Hände fest. Ich rechnete mit Widerstand, doch alle Kraft schien aus Sirius Körper zu verschwinden und seine Schultern zuckten, während ich ihn festhielt.

Gemeinsam fielen wir auf den strohbedeckten, staubigen Boden.

"Ich bin hier, Sirius, ich bin hier." Ich strich ihm über die wirren, verschwitzen Haare und hielt ihn so fest es ging.

Sein ganzer Körper zitterte, als er, "Bitte verlass mich nicht." murmelte.

Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und sah ihm in die grauen Augen, die jetzt nur noch voller Schmerz waren. "Ich bin hier und ich bleibe hier. Ich bin für dich da, versprochen."

Sein Gesicht verzog sich und er vergrub seinen Kopf in meinen Haaren und ich zog ihn fest an mich.

Wie viel mussten wir noch verlieren?

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