PURPLE RAIN

By agustofwind

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❝And baby, for you, I would fall from grace, just to touch your face❞ Jimin würde alles dafür tun, die verlor... More

foreword - all we have is now
chapter one - (don't fear) the reaper
chapter two - i want to break free
chapter three - crime of the century
chapter four - surrender
chapter five - comfortably numb
chapter six - fox on the run
chapter seven - yesterday
chapter nine - breakfast in america
chapter ten - stairway to heaven
chapter eleven - burnin' for you
chapter twelve - hotel california
chapter thirteen - somebody to love
chapter fourteen - lucky man
chapter fifteen - a whiter shade of pale
chapter sixteen - everybody knows
chapter seventeen - this town ain't big enough for the both of us
chapter eighteen - bye bye baby
chapter nineteen - both sides now
chapter twenty - heroes
chapter twenty-one - lake shore drive
chapter twenty-two - rhiannon
chapter twenty-three - california dreamin'
chapter twenty-four - enjoy the silence
chapter twenty-five - when i was young
chapter twenty-six - when doves cry
chapter twenty-seven - don't give up
chapter twenty-eight - oh! you pretty things
chapter twenty-nine - paint it black
chapter thirty - nowhere man
chapter thirty-one - hallelujah
chapter thirty-two - purple rain
epilogue - two years later
acknowledgement

chapter eight - piano man

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By agustofwind




track no. 8 ♫
piano man;
by billy joel


- — -

DIE WOHL FUNDAMENTALE WAHRHEIT, dass Engel nach blumigen Weichspüler rochen, wurde Jimin erst bewusst, als er von einem dieser Sorte aus der eiskalten Zelle, durch das Verließ und die Treppe hinaufgetragen wurde; sein Gesicht tief im weichen Stoff seines Pullovers vergraben.

„...und mehrere Wärmflaschen", hörte Jimin besagten Engel wie durch tausend Schichten Watte befehlen. Seine Stimme klang dabei seltsam fern und ungerichtet, als ob er seinen Kopf gewandt hatte, um mit einer Person ein paar Schritte hinter ihm zu sprechen. „Ich bewahre sie im oberen Küchenschrank auf; lass dir notfalls von Hoseok helfen, sie mit Wasser zu füllen. Kochend heiß, hast du verstanden? Nicht einfach unter den Wasserhahn halten."

„Ja, Seokjin", erklang eine andere, vertraute Stimme, die Jimin nach ein paar lähmenden Sekunden der absoluten Besinnungslosigkeit schließlich als Taehyungs erkannte. „Und wenn Yoongi oder Jeongguk—"

„Dann schick sie zu mir. Mit den beiden habe ich ohnehin ein ernstes Wort zu reden." Die fremde Stimme, die wohl zu dem Engel namens Seokjin gehören musste, verharrte kurz nachdenklich, und Jimin vermutete fast, dass er ihn besorgt musterte, aber er war zu kraftlos, um sich dessen zu versichern. „Du warst wirklich schlau, mich gleich zu alarmieren. Ich kann ernsthaft nicht glauben, dass Joonie sich von dieser Dummheit mitreißen hat lassen."

„Du weißt doch, dass er Yoon nicht widersprechen kann." Taehyung versuchte wohl halbherzig, den Hausfrieden zu wahren, aber Seokjin ließ nicht mit sich reden. Er schien aus irgendeinem Grund vollkommen entrüstet über das zu sein, dass hier geschehen war—und Jimin fragte sich unwillkürlich, warum es ihn so kümmerte.

„Mein Freund ist ein unvorsichtiger Vollidiot, der beinahe den Tod eines Unschuldigen zu verantworten hat. Ich hätte es wohl wirklich besser wissen müssen, als mich auf einen Kkangpae einzulassen."

„Das meinst du nicht so", vernahm Jimin den anderen erneut und diesmal schwang eine Spur der Kränkung in Taehyungs tiefer Stimme mit.

„Nein, natürlich nicht. Nachdenken würde euch trotzdem hin- und wieder äußerst dienlich sein."

„Das übernimmt Yoon für uns alle."

„Offensichtlich nicht sehr erfolgreich."

Seokjin vollführte eine abrupte Wendung nach rechts und Jimins Kopf fiel über Seokjins vorsichtig im Nacken platzierten Arm nach hinten, sodass er durch den plötzlichen Schub seine Augen erschrocken aufreißen musste. Dabei bekam er die getünchte Mauer des Lofts zu sehen; offensichtlich hatte Seokjin ihn ohne gröbere Schwierigkeiten die gesamte lange Treppe aus dem Keller hinaufgetragen, ohne auch nur eine Spur außer Atem zu sein.

„Ich bring' ihn in dein Zimmer, ja, Tae?"

Der andere gab ein zustimmendes Summen von sich, während er sich von seinem Träger entfernte und dabei offenbar auf die Küche zuhielt, in die Seokjin ihn nur Sekunden zuvor beordert hatte. Außer den beiden war niemand sonst im Loft zu erkennen, als Jimin einen vorsichtigen, beinahe blinden Blick über die Innenansicht des Hauptraums schweifen ließ—aber durch die Fenster an der äußeren Wand drang ein heller, goldener Lichtschimmer.

Das Entsetzen durchfuhr ihn wie ein Blitz, während seine schmerzenden Augen die Helligkeit kaum zu verarbeiten wusste und er gezwungen war, seine Lider wieder zu schließen. Der Tag war tatsächlich bereits angebrochen—und das bedeutete, dass er die Spanne einer gesamten Nacht in der Eiseskälte verbracht hatte.

Jimin spürte, wie seine Augen erneut zufielen und sein Kopf sanft gegen die Schulter des anderen schlug; und so erhaschte er keinen Blick mehr auf die breite Tür, durch die Seokjin ihn mit unermüdlicher Beständigkeit trug. Keine Sekunde später wurde er auf einer weichen Unterlage verladen; und ein herber, männlicher Geruch umfing ihn beinahe unmittelbar und in voller Gänze. Etwas Weiches, dennoch unleugbar Schweres wurde über die gesamte Länge seines Körpers geworfen und er spürte, wie das Gewicht der Decke ihn so tief hinab drückte, dass es kaum zwei Sekunden dauerte, bis ihm das Bewusstsein restlos entschlüpfte.

Er träumte. Böse Fieberträume, wie ihm mit einer für ihn untypischen Selbsteinschätzung nach nur wenigen Takten innerhalb der verzerrten, trügerischen Traumwelt bewusst wurde. Jisoo saß an der Theke im Namusairo und unterhielt sich lebhaft mit Seojoon, der ihr mit einer Sprühflasche, so groß wie ein Sauerstofftank, Schlagsahne auf einen Teller spritzte.

Seojoon ist kein Spielverderber", sagte Traum-Jisoo, ihre Augen kalt und herablassend, während sie ihren Finger in die Sahne tauchte und ihn empathielos anblickte. „Um genau zu sein, ist er auch ein besserer Bruder als du—nimm's mir also nicht übel, wenn ich das Rattenloch in Sillim-Dong gegen ein geräumiges Zimmer in der Lee-Villa tausche."

Traum-Seojoon hob spöttisch die Augenbrauen, während er von dem Barhocker rutschte und Jimin eine Kusshand zuwarf. „Mach's gut, Baby. Wirklich schade, dass ich deine Gefühle nie erwidern konnte, aber ich bin einfach kein Homo."

Ich habe dich einmal geküsst", zischte Jimin zurück, oder zumindest versuchte er es, denn er war sich nicht einmal sicher, ob die Worte seine Lippen tatsächlich verließen. „Und das ist passiert, weil ich unter dem Einfluss von Drogen war."

Baby, du warst in mich verliebt." Er gab ein bösartiges Gackern von sich, bei dem es Jimin alle Nackenhaare aufstellte. Der Fiebertraum verhöhnte Jimin auf eine so grausame Art und Weise, dass er Seojoon in demjenigen Aufzug darstellte, in dem Jimin ihn damals, im Alter von siebzehn gegen die Wand gepresst hatte und ihn bis zur Besinnungslosigkeit geküsst hatte; Blut und Kokain auf seinen Lippen und Zähnen und Zunge.

Seojoon lehnte sich vor und ein herausforderndes Glimmen machte sich in seinen Augen breit. „Wie wär's mit 'nem Abschiedskuss? Ist das nicht das, was du dir all die Jahre gewünscht hast? Dass ich deine Fantasien erwidere?"

Ich würde dich nicht küssen, wenn man mir die Wahl zwischen dir und einem madenzerfressenen Schweinekopf lassen würde."

Seojoon lachte schallend auf, als würden ihn Jimins hasserfüllte Worte lediglich amüsieren. Er schüttelte den Kopf, sodass seine Gesichtszüge zu einem kühlen Schimmer verliefen und sein schwarzes Haar innerhalb von Sekundenbruchteilen eine hellgelbe, fast weiße Färbung annahm.

Und was ist mit mir?", fragte Yoongi geradezu katzenhaft, der plötzlich an Seojoons Stelle stand. Der Gastraum des Namusairo war verschwunden, stattdessen erkannte Jimin sich im Innenraum des Lamborghini wieder; er im Beifahrersitz und der Clanführer in seiner Position auf dem Fahrersitz. Traum-Yoongi war von einer wahrlich verlockenden Attraktivität; gerötete Wangen, die beinahe fiebrig erschienen, ein gieriger Ausdruck in seinen schwarzen Augen, die sein Gesicht und seinen Oberkörper entlang wanderten—und Jimin spürte, wie sich seine Kehle verengte.

Der Clanführer legte den Kopf schief. „Du fühlst es auch, oder?"

W-was soll ich fühlen?" Jimin war sich nicht sicher, ob seiner Kehle überhaupt ein begreifbares Wort entschlüpfen konnte, aber Yoongi schien ihn dennoch mühelos zu verstehen. Er öffnete seine hübschen, erstaunlich rosigen Lippen einen winzigen Spalt und Jimin ertappte sich dabei, wie er darauf zu starren kam, als handele es sich dabei um die größte Enthüllung der Neuzeit.

Das hier", gab der andere zurück, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch, während Jimin sich mit einem schwachen Anfall der Rationalität darauf zu berufen versuchte, dass Yoongi niemals so klingen könnte. So roh, unkontrolliert, beinahe verletzlich. „Du, ich, das Auto. Komm schon, es schwebt in deinen Gedanken, seit wir uns hier drin begegnet sind."

I-ich..."

Du bist so vorlaut, Park Jimin. Ich könnte dich wirklich eigenhändig ermorden, wenn du mir mit dieser Respektlosigkeit entgegentrittst." Yoongi lehnte sich vor, sodass sein Gesicht plötzlich in einem Halbschatten lag. „Aber, fuck, ich meine, sieh' dich an." Er lachte rau auf und Jimin räsonierte schwach, wie erschreckend authentisch dieses Geräusch für einen Traum klang. „Oh, you pretty thing."

Mit jedem schwachen Atemzug, den Jimin zu tun wagte, näherte sich Yoongis Gesicht seinem eigenen an und er bemerkte, wie sehr er den Augenblick antizipierte, in dem der letzte Abstand zwischen ihnen endgültig überwunden sein würde; er spürte, wie er sich in seinem Sitz nach vorne lehnte und den Atem anhielt. Als Yoongi seine Bereitschaft bemerkte, grub sich ein Lächeln in seine Mundwinkel ein und seine schlanken, fragilen Finger legten sich unter sein Kinn, hoben es so weit an, dass er mit seinem Daumen über seine Lippen fahren konnte.

Doch noch bevor einer von ihnen die letzten Millimeter tatsächlich überwinden konnte; bevor die zweifellos immens einnehmenden Lippen des Älteren mit seinen kollidieren konnten, riss ihn ein klatschendes, lautstarkes Geräusch aus seiner Starre und sofort wandte Jimin den Kopf erschrocken herum, nur, um einen violetten Regentropfen auf der getönten Windschutzscheibe des Lamborghini aufkommen zu sehen. Ja, tatsächlich, seine Augen spielten ihm keinen Streich—weder der Lichteinfall, noch die verdunkelten Scheiben waren zu solch einer Illusion fähig, die von der intensiven dunkelvioletten Färbung des Wassertropfens auf dem Fenster herrührte. Jimin spürte, wie sein Puls in die Höhe jagte und als er sich nach vorne lehnte, um in den Himmel zu blicken, brach über dem Dach des Lamborghini ein Monsun los. Tausende, klopfende, herrische, unnachgiebige Tropfen schlugen gegen die Scheibe, gegen die anliegenden Häuser, den Asphalt der Straße; bahnten sich dort nach wenigen Sekunden in einer sintflutartigen Überschwemmung den Weg über die Gehwege und den Beton. Sie fielen genauso sehr auf das Auto, und als er den Blick nach links wandte, bemerkte er, dass Yoongi seine Finger um das Lenkrad geschlungen hatte und den Wagen mit nachdenklichem, vielmehr in sich gekehrten Gesichtsausdruck über eine breite Landstraße jagte, die sich plötzlich vor ihnen auftat, während er selbst auf dem Beifahrersitz saß und ihn lediglich anblickte.

Schlaf, Jimin", murmelte Yoongi, als er seinen Blick bemerkte. Das rhythmische Pochen des Scheibenwischers stellte das einzige Geräusch in dem Auto und zwischen ihnen dar, während sie in vollkommener Dunkelheit über die Straße dahinflogen. „Schlaf, Pretty Thing."

Und Jimin schloss die Augen, spürte, wie ihn die Dunkelheit umspülte wie eine Salzsole, und es ihm beinahe unmöglich machte, sich zu rühren; etwas anderes zu tun, als in vollkommener Bewegungslosigkeit durch den Raum zu schweben, als wäre er in zähem Gummi eingeschlossen.

Unter Aufbietung seiner gesamten Kraft versuchte Jimin, Luft zu holen, aber seine Lungen wollten unter dem Druck der zähflüssigen Masse bersten—und so blieb ihm nichts anderes übrig, als völlig erstarrt liegen zu bleiben; sein Herz ein rasendes, wild pochendes Etwas in seiner Brust.

Irgendwann war da eine Stimme; einlullend tief und wohl klingend—und obwohl Jimin nicht verstand, was sie sagte, hielt er sich an der Art und Weise fest, wie sie die Vokale formte, wie sie melodiös und unleugbar aufgebracht durch die Dunkelheit waberte und ihn umhüllte, wie eine schützende Decke der Geborgenheit.

Seine Augenlider öffneten sich flatternd.

Die Helligkeit schlug ihm ins Gesicht wie eine Faust und als er in blinder Panik versuchte, auf die Beine zu kommen, Hände in den weichen Stoff unter seinem Rücken presste, um sich selbst Halt zu sichern, gab ihm jemand einen sanften, aber bestimmten Schubs vor die Brust, sodass er in die allumfassende Weichheit zurückgeworfen wurde.

„Ruh dich aus", befahl die Stimme streng. „Beweg dich nicht, verstanden?"

„T-Taehyung?", versuchten Jimins Lippen den erstbesten Namen zu formen, der ihm in den Sinn kam.

„Das also ist der Dank dafür, dass ich die letzten zwei Tage jede Sekunde damit verbracht habe, dich aufopferungsvoll gesund zu pflegen? Dass ich für diesen nutzlosen Idioten gehalten werde, der nicht einmal Wasser kochen kann?", echauffierte sich dieselbe Stimme und Jimin wagte es nun doch, die Augen zu öffnen; vorsichtiger diesmal—Millimeter für Millimeter, bis er sich Auge um Auge mit dem breitschultrigen Nicht-Kkangpae aus dem Verlies gegenübersah. Seokjin stand über ihm, neben dem großen Bett, auf das man ihn offensichtlich gelegt hatte, und blickte auf ihn herunter. Er wirkte müde; schwarze Ringe zeichneten sich unter seinen sanftmütig geformten Augen ab—und Jimin wurde bewusst, dass Seokjin wohl das hübscheste Wesen war, das er jemals erblicken hatte dürfen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund wusste er seinen breitschultrigen, muskulösen Körperbau mit dem weichsten, freundlichsten Gesicht aller Zeiten zu vereinigen—und wenn Jimin sich des Brennens in seinem Brustkorb nicht so sicher gewesen wäre, dann hätte er vermutlich fest angenommen, selbst als der überzeugte Atheist, der er war, in den Himmel aufgestiegen zu sein.

„Z-zwei Tage?", fragte er schwach und versuchte erneut, seinen Kopf aus den Kissen zu heben—nur um prompt von Seokjin zurück ins Bett gedrückt zu werden.

„Hattest dir offensichtlich 'nen Virus eingefangen, der durch die ewige Nässe und Kälte, der du ausgesetzt warst, hübsch nach wenigen Stunden Inkubationszeit ausgebrochen ist." Seokjin schüttelte missbilligend den Kopf, als sei es ganz besonders fahrlässig von ihm, diesen kleinen Virus in seinen Körper einzuladen und das parasitäre Fremderbgut an seinem Energiehaushalt speisen zu lassen. „Du hast echt Glück, dass es keine Lungenentzündung geworden ist."

Glück", wiederholte Jimin ungläubig und starrte Seokjin an. Dieser wand sich verlegen unter seinem durchdringenden Blick und vergrub seine Zähne in seiner Unterlippe.

„Relativ gesehen. Tatsächlich hast du—" Viel weiter kam er nicht, denn:

Chim!"

Durch die geöffnete Tür, die ein paar Meter hinter Seokjins Rücken verlief, brach eine hohe Gestalt mit goldenen Locken und einem ängstlich-besorgten Ausdruck auf seinen unmenschlich schönen Zügen. Spätestens jetzt hätte Jimin sich—wenn er nicht ein so schmerzhaft rationaler Mensch wäre—der Illusion hingegeben, in den Himmel aufgestiegen zu sein.

„Du siehst aus wie Scheiße!", rief Taehyung lauthals und anklagend und bahnte sich an Seokjin vorbei den Weg zu ihm, bevor er unmittelbar vor ihm stehen blieb und offensichtlich erwog, sich auf ihn zu werfen, und ihm die verbliebene Luft aus der Lunge zu pressen.

Danke, Taehyung", gab er säuerlich zurück und wurde prompt von einem Hustenanfall erschüttert, der sich aus seiner Kehle bahnte, und ihn überhaupt nicht mehr loslassen wollte.

„Himmels Willen, Tae. Hör' auf den Jungen zu reizen, er hustet sich sonst noch in den Tod." Seokjin packte den anderen an der Schulter und zog ihn von Jimin weg, ehe er selbst einen routinierten Blick über ihn wandern ließ. Jimin war inzwischen gut darin, anderer Leute Blicke zu lesen, die ihm erübrigt wurden; vor allem Sorge erkannte er einwandfrei. Seokjin schien nicht zwingend besorgt zu sein, vielmehr erleichtert, dass er wieder zu sich gekommen war, sowie... nachdenklich—als gäbe es etwas an ihm, das er nicht verstand.

„Wie lange ist er schon wach?", platzte Taehyung verärgert heraus. „Und warum hast du mich nicht geholt?"

„Er ist buchstäblich aus dem Schlaf aufgeschreckt, eine halbe Minute, bevor du hier hineingewalzt bist." Seokjin verdrehte die Augen, ehe er sich Jimin respektvoll annäherte. „Darf ich?"

Offensichtlich schien er etwas an einem Hals fühlen zu wollen, und Jimin nickte, sodass Seokjin seine Hände an seine Mandeln legen konnte und sie vorsichtig abtastete. „Du bist immer noch geschwollen, aber die Entzündung geht langsam zurück. Dein Körper ist... beeindruckend. Hat irre Immunpraktiken. Dass du einfach zwei Tage in einen winterschlafähnlichen Zustand verfallen bist, nur, um eine Lungenentzündung abzuwenden."

Jimin merkte, wie ein schmales Lächeln auf seine Lippen rutschen wollte. „Das ist 'ne Park-Sache. Mein kleiner Bruder hat einmal einen Armbruch allein durch Dickköpfigkeit auskuriert." Jihyun war im Alter von zehn Jahren beim Baseballspielen auf dem nassen Gras ausgerutscht und hatte sich einen Knochenriss zugezogen—zumindest war so der allgemeine, gegenwärtige Konsens—denn er hatte niemanden auch nur ansatzweise an ihn herangelassen; nicht ihre Eltern, nicht ihn, Jisoo oder einen der Ärzte, die sein Vater zur Konsultation herangezogen haben. Park Dongsun hatte Jihyun schließlich seinem eigenen Unglück überlassen, weil er meinte, dass er niemanden helfen konnte, dem nicht geholfen werden wollte—aber zu ihrer aller Überraschung war Jihyun bereits zwei Wochen später wieder über das Baseballfeld gelaufen und hatte sich im Outfield betätigt, wie das seine Rolle im Schulteam gewesen war.

„Klingt nach einer medizinischen Wunderfamilie", meinte Seokjin lächelnd und nahm seine Hände von Jimins Mandeln und drückte ihn vorsichtig in die Kissen zurück. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er sich schon wieder aufgesetzt hatte. „Aber du bist unglaublich schwach, weil du die letzten Tage weder essen noch trinken konntest. Erst einmal kommst du mir wieder auf die Beine, und dann sehen wir weiter." Er winkte Taehyung heran, der sofort zur Stelle sprang wie ein übereifriger Begleitarzt und Jimin mit einer Mischung aus Respekt und Sorge musterte. „Tae, der Junge obliegt ab jetzt deiner Verantwortung. Pass auf, dass er am Tag mindestens vier Liter Tee und Suppe trinkt und sobald er wieder Appetit bekommt, ruf mich auf den Plan. Hast du verstanden?"

„Ja, Seokjin." Taehyung nickte beflissen und der andere machte einen Schritt von Jimin weg, ehe er sich müde über das Gesicht rieb; ein erschöpfter Ausdruck überall, jenseits seiner Lippen.

„Ich geh schlafen", gähnte er und fuhr sich durch das zerzauste, hellbraune Haar. An der Tür wandte er sich noch einmal zu Jimin um, ein aufmunterndes Lächeln auf seinen Lippen, das sich so fest in seine Netzhaut einbrannte, dass er die Güte darin wohl nie wieder vergessen würde.

Kaum, dass Seokjin durch die Tür verschwunden war, warf Taehyung sich auf das Bett unmittelbar neben ihn und schlang seine Arme so fest um seinen Oberkörper, dass er zu ersticken meinte.

„Chim", murmelte er anklagend, sein Atem dicht über Jimins Ohren. „Mach so was nie wieder. Ich hab' dir auch noch gesagt, dass du nicht einschlafen sollst."

Eigenartigerweise war Taehyungs körperliche Nähe längst nicht so unangenehm, wie er sich im ersten Moment erwartet hatte; vielmehr schien mehr als nur Kontaktwärme von ihm überzulaufen und Jimin fragte sich zum hundertsten Male, wie er nur dazu gekommen war, dass Seouls berüchtigtster Assassine, der Bowiemesser-schwingende Victory, sich an ihm festhielt wie ein liebesbedürftiges kleines Hündchen.

„Du warst zu lange weg, Tae. Ich wollte wach bleiben, wirklich."

Der andere hob den Blick und ihre Gesichter waren nur schmale Winzigkeiten voneinander entfernt, vielleicht zwei Fingerbreit, aber zu Jimins heilloser Verwunderung störte ihn die Nähe kein bisschen. Vielmehr war er eine Spur verdrossen darüber, dass Taehyung aus der Nähe zu allem reizenden Überfluss winzige Sommersprossen auf seiner Nase und den Wangen verteilt trug. „Ich... wollte sofort wieder runterkommen, aber Jeongguk hat mich erwischt und als er mich an Yoongi verpetzen wollte, hab ich ihn geschlagen."

Er reckte den Hals in die andere Richtung, sodass Jimin mehrere langsam abheilende Kratzer auf seiner anderweitig makellosen Haut ausmachen konnte—und ohne zu wissen, was er tat, strich er vorsichtig mit seinem Finger darüber. In diesen schmalen Streifen abgeriebener Haut lag so viel mehr, als eine oberflächliche Verletzung—er erkannte darin die Bereitschaft des Assassinen seine inhärente Herzensgüte nicht völlig vergebens verstreichen zu lassen. „Taehyung", murmelte er schließlich verlegen. „Du solltest nicht... du solltest dich nicht wegen mir mit deinen Freunden aneinandergeraten."

Der andere gab nur ein unwilliges Schnauben von sich. „Mach dir um mich bloß keine Sorgen, Chim. Jeongguk hat ein blaues Auge davongetragen, er sieht viel schlimmer aus."

„Tae..."

„Chim, heiliger Himmel." Er brachte ein Lächeln zustande, dass sich auf seinen Lippen über sein gesamtes Gesicht ausbreitete. „Jeongguk ist wie ein kleiner Bruder für mich. Wir streiten, wir prügeln uns und am nächsten Tag sitzen wir wieder zusammen auf dem Sofa und zocken."

Jimin ließ sich mit seiner Antwort Zeit und stattdessen unterzog er den Raum, in dem er die letzten zwei Tage vollkommen besinnungslos verbracht hatte, einer ausführlichen Untersuchung. „Ist das dein Zimmer?", fragte er neugierig und Taehyung nickte.

In gewisser Weise passte der längliche, hochgewölbte Raum makellos zu Taehyung; obgleich dieser auf den ersten Blick tatsächlich mehr den Eindruck eines Künstleratelier erweckte. Auf der rechten Seite war ein rundes Kristallfenster in die Backsteinmauer eingelassen, durch das goldenes, reines Sonnenlicht fiel und das Zimmer trotz seiner geringen Größe in einen warmen, ätherischen Glanz hüllte. Man konnte nicht behaupten, dass Taehyung Ordnung hielt—gut ein Dutzend identisch aussehende, tiefschwarze Hoodies waren quer auf dem Boden verteilt, und dazwischen lagen weiße Papierblätter, manche zerknittert und zerknüllt, andere wellten sich, als hätte jemand in einem wütenden Anfall der Unzufriedenheit Wasser darüber gegossen.

Nur eine Sekunde später erkannte Jimin den Ursprung der Blätter; auf einem Metalltisch am anderen Ende des Zimmers türmten sich allerlei Malutensilien, geöffnete, halb vertrocknete Farbtuben, deren Deckel wild durcheinander am Boden herumlagen, weiße Blätter, Skizzenpapier, Kohlestifte und mehrere Farbpaletten, die offenbar überhaupt nie ausgewaschen wurden. Ein großes Einmachglas hielt gut zwanzig verschiedene Pinsel zusammen, an deren Borsten ebenfalls Farbreste klebten. Die gesamte Wand dahinter war den Papierschnipseln gewidmet, die dort in scheinbar zufälliger Reihenfolge an der Mauer klebten und offensichtlich Fragmente aus Taehyungs Gedanken abbildeten. Jimin erkannte aus der Ferne kaum mehr als wolkenverhangene Himmel, sternenklare Nächte und—war das der Ozean?

Er spürte, dass Taehyung seinem Blick gefolgt war.

„Ich... male", erklärte er überflüssigerweise.

Die Papierschnipsel waren so über die Mauer verteilt, dass es so erschien, als werfe das Licht durch das Fenster goldene Schlieren auf das Palimpsest der Fragmente—am äußersten Rand machte Jimin ein schwarzes, fein verästeltes Netz aus; vorsichtig und fragil gemalte Zweige, wie er plötzlich erkannte, die vollkommen blattlos über die zusammengefügte Leinwand ragten und sich beinahe bis zum Ozean auf der anderen Seite des Bildes durchzogen.

Unmittelbar machte sich eine Enge in seiner Kehle breit, als er die scheinbar zusammenhangslosen blauen Farbfelder ins Auge fasste, die sich übereinander lagerten—nichts deutete im Ansatz darauf hin, dass es die See sein sollte, aber Jimin meinte plötzlich beinahe, auf der Hafenmole von Busan zu stehen und die Möwen dabei zu beobachten, wie sich vor den angelegten Fischerbooten um die Reste des Ertrags stritten. Er roch das Salz, das rostige Metall der Querstäben, die aus der Betonmauer ragten; spürte die Wärme der Sonne auf seiner Haut—dieser einzigartigen Busan-Sonne, die sich allzeit mit dem Dunst des Meeres vermengte und deshalb kaum brannte—schmeckte auf seinen Lippen den Zimt der Hotteoks, die er mit seinem Vater am glücklichsten Tag seines Lebens auf der Hafenmauer gegessen hatte.

Ich will mit Jisoo dorthin zurückkehren, formten sich seine Gedanken ganz eigenständig. Und mit Jihyun. Ich will mit ihnen Hotteoks am Meer essen und zusehen, wie Jisoo mehr schafft, als wir beide zusammen.

Taehyung hatte den Blick von den Malereien abgewandt und fixierte stattdessen Jimin, der nach wie vor mit gelähmter Miene darauf starrte, während sein Blickfeld an den Seiten verlief. Seine Hand berührte ihn vorsichtig am Arm. „Ist alles in Ordnung?"

„M-meine Schwester. I-ich... ich muss..." Seine Stimme brach, aber Taehyung schien zu verstehen, denn ein sanftmütiges Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit.

„Es geht ihr gut, Jimin. Ich war bei euch. Gestern. Ich habe ihr gesagt, dass du noch etwas tun musst. Dass du bald zurück bist." Er gab ein kleines, beinahe bewunderndes Lachen von sich, während er Jimin vorsichtig in die Kissen zurückdrückte. „Sie ist wirklich... furchtlos."

„Das ist sie."

„Sie hat mich doch tatsächlich mit einem Küchenmesser bedroht. Schien sofort verstanden zu haben, dass ich einer der Sorte bin, denen nicht über den Weg zu trauen ist." Taehyungs Augen glommen bei der Erinnerung belustigt und Jimin spürte, wie sein Herz vor Stolz auf die Unabrückbarkeit seiner kleinen Schwester anschwoll. „Du kannst dir nicht vorstellen, mit wie vielen Fragen sie mich gelöchert hat. Warum du nicht selbst vorbeikommst, wenn du doch angeblich wohlauf bist. Wieso ich nicht wie die Art von Mensch bin, der üblicherweise für Botengänge eingeteilt wird. Ich schwöre dir, Chim, sie war so kurz davor, die Wahrheit herauszufinden." Er schüttelte lachend den Kopf und setzte sich auf dem Bett auf. „Dein Bruder wollte die Polizei rufen, aber sie hat ihn davon abgehalten und gesagt, dass sie mir vertrauen können. Ich war ehrlich gesagt überrascht von ihrer plötzlichen Einsicht, bis mir bewusst geworden ist, dass ich dich aus Versehen Chim genannt habe. Das hat sie vollends überzeugt."

„Tatsächlich?"

„Sie meinte: Mein Bruder würde sich nicht von jemanden einen Spitznamen geben lassen, dem er nicht sein Leben anvertrauen würde." Taehyung blickte ihn geradezu nervös an, und ein vorsichtiges Lächeln grub sich in seine Züge ein. „Stimmt das?"

„Sie hat Recht. Ich bin wirklich kein Freund von Spitznamen oder pseudo-niedlichen Bezeichnungen." Er schenkte dem Assassinen ein breites Lächeln, das nun, da er wusste, dass Jisoo wohlauf war, von seiner unbändigen Erleichterung gespeist war. „Aber ich mag Chim."

Ein nicht unbedingt unangenehmes Schweigen machte sich zwischen ihnen breit, und es dehnte sich so weit aus, dass Jimin Zeit hatte, seine Gedanken ein wenig zu ordnen.

Taehyung hatte Jisoo (und damit als Konsequenz seinen Bruder und seine Mutter) aufgesucht und ihnen versichert, dass er noch nicht im nächsten Straßengraben vor sich hin rottete—und er dafür hätte dem anderen nicht dankbarer sein können. Dass er seit zwei Tagen und vermutlich auch darüber hinaus hier festgehalten wurde, änderte trotzdem nichts an der Tatsache, dass er im Augenblick der einzige war, der seine Familie in irgendeiner Weise über Wasser hielt. Er hoffte mit jeder Faser seines Herzens darauf, dass es Jihyun gelingen würde, ihre Mutter aus ihrem Selbstmitleid zu schütteln und sie dazu zu zwingen, einen Brief an ihre entfremdete Tante aufzusetzen. Er hatte lange mit sich gehadert, Eun Ae der Schmach hingeben zu müssen, ihren verhassten Verwandten zu schreiben—aber vermutlich würde ihnen bald nichts mehr anderes übrig bleiben.

„Tee?", fragte Taehyung und versuchte sich an einem unbekümmerten Grinsen. „Diesmal auch mit Teebeutel darin. Ich verspreche es."

Jimin merkte, wie ausgedörrt seine Kehle tatsächlich war und er konnte nicht umhin, als einen dankbaren Blick auf den anderen abzuschießen. „Dieses verlockende Angebot kann ich fürwahr nicht ausschlagen."

Der andere ließ sich das nicht zwei Mal sagen und sprang munter auf die Beine, nach nur zwei Sekunden hatte er den halben Raum durchquert und eilte beschwingten Schrittes durch den Türbogen. „Ich bin in zwei Minuten wieder da. Vielleicht finde ich 'nen Anstandswauwau, der solange auf dich Acht geben kann."

Jimin wollte protestieren, behaupten, dass er in diesen zwei Minuten wohl kaum einer plötzlichen Lungenentzündung erliegen wurde, aber erst als Taehyung in einem Schimmer von goldenen Haar und summender Unbekümmertheit verschwunden war, wurde ihm bewusst, dass mindestens drei Bewohner dieses Lofts nichts dringender wollten, als ihn in einem dunklen Kellerloch verrecken zu sehen.

Jimin lehnte sich in die Kissen zurück und fragte sich zum wiederholte Male, womit er diesen unbändigen Hass nur verdient hatte. Als seine Gedanken auf den Clanführer zurückkamen, zuckte er bei der Erinnerung an den Verlauf seines ungerichteten Fiebertraum merklich zusammen und fixierte die glatt verputzte Decke mit einem starren, geradezu überängstlichen Blick. Was in aller Welt hatte ihn nur dazu bewogen, von Yoongi zu träumen?

Dass Purple Rain in seinem Fiebertraum auftauchte, sollte eigentlich keine große Überraschung für ihn darstellen; immerhin einigte sich in seiner Gestalt all das, das Jimin in den letzten Wochen allergrößtes Kopfzerbrechen bereitet hatte—die anhaltenden Fragen über die Schuld seines Vaters, die Gewissheit, dass es darum nicht allzu gut bestellt sein konnte und die drohende Präsenz dieser zweiten Welt, in die er unfreiwillig gestolpert war.

Nein, die Tatsache, dass Jimin von ihm geträumt hatte, in diesem verletzlichen und verwirrten Zustand vollkommener Hilflosigkeit, in dem er sich befunden hatte, sollte ihn nicht irritieren. Vielmehr aber der Umstand, inwieweit der andere darin willig gewesen war, sich so weit vorzulehnen, dass ihre Lippen sich mühelos berühren konnten, dass—und Jimins Herz setzte bei der Erinnerung ein paar Schläge aus—Yoongi ihn angesehen hatte, als wäre er einer von ihnen; ein Kkangpae, auf den es seinen Schutz auszuweiten galt. Er erinnerte sich an den Blick in seinen Augen, als hätte sich die Szene im Auto tatsächlich so zugetragen; die verletzliche, beinahe ängstliche Sorge in Yoongis eigentlich eiskalten schwarzen Augen, die ihn so unleugbar eingeschlossen hatte, dass ihm selbst bei der Erinnerung der Mund austrocknen wollte. Beinahe meinte er sich wieder in der allumfassenden Dunkelheit des Autos zu befinden, sein Kopf gegen das Fenster gelehnt und Yoongis Blick in dieser Intensität auf sich.

„Na, Prinzessin", erklang eine ironische Stimme von der Tür her und Jimin erkannte Hoseoks Gwangju-Akzent, noch bevor er den schlaksigen Mechaniker im Türrahmen ausmachen konnte. Er trug wieder nur ein weißes T-Shirt, diesmal war es allerdings frei von Schmierölflecken und sein Haar fiel fransig über seine hohe, elegante Stirn. „Bist du aus einem Dornröschenschlaf erwacht?"

Jimin schlang seine Arme über die Decke um seine Beine und blickte den Neuankömmling vorwurfsvoll an. „Darf ich daran erinnern, dass nichts davon streng genommen meine Schuld ist?"

„Meine auch nicht, Kleiner. Und trotzdem habe ich die letzten zwei Tage einen entschieden zu großen Anteil meiner Zeit darauf verwendet, vor Taehyungs Tür Wache zu stehen und Jeon Jeongguk mit 'ner Metallzange zu vertreiben." Hoseok fuhr sich durch das Haar und erübrigte Jimin einen übellaunigen Blick, der jedoch von seinen belustigt verzogenen Lippen als ein Scherz enttarnt wurde.

„Ich hoffe, du hast sie anwenden können."

„Oh, nein. Er hatte die Metallzange."

„Wenn er in der Realität eine so gute Zielsicherheit wie in Call of Duty hat, dann bist du sicherlich ohne Wunden aus der Sache herausgegangen." Jimin konnte sich die kleine Spitze gegen den jüngsten Kkangpae nicht verkneifen. Er hätte wirklich nicht sagen können , was es war, dass Jeongguk so unausstehlich machte—die Tatsache, dass er ihn mit vergnügter Bereitschaft in den Keller gesperrt hatte, verkörperte aber vermutlich einen Großteil seiner gebündelten Abneigung.

„Sagen wir so; ich werde es überleben."

Jimin räusperte sich verlegen. „Ähm... danke, Hoseok."

„Ich habe es nicht für dich getan."

Ein schmales Lächeln grub sich in Jimins Mundwinkel ein, als er den hochgewachsenen Mechaniker dabei ins Auge fasste, wie er im Türrahmen zu Taehyungs Zimmer lehnte und seinen Blick zaghaft durch den Raum schweifen ließ, als wollte er nicht zu viel von seinem Besitzer in Erfahrung bringen, solange dieser es ihm nicht ausdrücklich erlaubte. Hoseoks sinnliche, braune Augen blieben an dem Durcheinander auf dem Boden und dem Tisch hängen und ein geradezu schmerzerfüllter Ausdruck flackerte über sein schmales Gesicht—und Jimin verstand.

Er verstand jede Unze der Verletzlichkeit in den Zügen des Älteren, plötzlich begriff er die ängstliche Zurückweisung, die er Taehyungs überschwänglicher Anhänglichkeit entgegenbrachte; sie war nicht aus Abscheu oder Verdruss geboren, sondern aus dem diametralen Gegenteil. Und natürlich der lähmenden Angst, mit unvorsichtigen Worten oder Gesten etwas so unwiderruflich zu zerstören, dass es niemals wieder zum Alten zurückkehren könnte. Jimin kannte dieses Gefühl; es hatte eine nicht unerlässliche Zeitspanne gegeben, in der er Seojoon mit Samthandschuhen angefasst hatte, wochenlang auf Abstand gegangen war, einfach, weil er eine so erschütternde Furcht vor dem eigenartigen Gefühl in seiner Magengegend gehegt hatte. Und als er sich einmal nicht unter genau austarierter, vorsichtig abgesteckter Kontrolle gehabt hatte, war es aus ihm herausgebrochen, auf die wohl verhängnisvollste und schonungsloseste Art und Weise, die seinem Unterbewusstsein hatte einfallen können.

Allein um Hoseoks Willen hoffte er, dass der Mechaniker eine bessere Selbstkontrolle besaß, als er—und dass Taehyung im Falle einer unfreiwilligen Offenbarung ein wenig... verständnisvoller reagieren würde.

„Verdammt noch mal ziemlich erbärmlich, nicht wahr?", schnaubte Hoseok uncharakteristisch selbstironisch und wirkte in diesem kurzen Augenblick wie der personifizierte Eigenhass.

„N-nein", beeilte Jimin sich zu sagen und der Blick des Mechanikers wanderte langsam zu ihm, als könnte er sich nur schwer von dem Anblick des lebensechten Durcheinander in Taehyungs Zimmer lösen. „Ich war jahrelang in meinen besten Freund verliebt, glaub' mir, ich weiß, wovon du sprichst."

„Du siehst nicht gerade aus wie jemand, der allzu lange unerwiderte Gefühle mit sich herumschleppt", meinte Hoseok zweifelnd, aber Jimin erkannte, dass er sich ihm beinahe unmerklich zugewandt hatte.

„Das bin ich fürwahr nicht. Ist deshalb auch in einem Desaster geendet. Ich konnte die Freundschaft nur noch retten, weil ich es auf... Einflüsse fremder Substanzen geschoben habe."

Hoseok nickte langsam, als habe er nichts anderes erwartet. „Das ist der Grund, warum er nicht davon erfahren darf. Niemals, unter keinen Umständen, hast du verstanden?"

„Warum hast du es mir dann erzählt?"

„Wenn es Min Yoongi kaum gelingt, Geheimnisse vor dir zu bewahren, bin ich wohl nicht mit sehr viel mehr Glück gesegnet."

Bei der Erwähnung des Clanführers, der Jimin die schlimmsten Stunden seines Lebens beschert hatte (abseits der unzeremoniellen Zeit in der Entzugsklinik, natürlich), fuhr ein Schauder durch seine die gesamte Länge seiner Wirbelsäule, der Hoseok nicht entging.

„Er ist kein Monster, weißt du?"

„Er hat mir bisher keinen Anlass gegeben, etwas anderes in ihm zu sehen."

„Du hast ihm bisher keine Möglichkeit eröffnet."

Jimin hob überrascht die Augenbrauen und starrte Hoseok mit einem ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht an. „Ich soll ihm keine Möglichkeit gegeben zu haben, sich wie ein anständiger Mensch zu benehmen? Oh, heilige Scheiße, ich wusste nicht, dass das mein Job ist."

„Fluchst du jetzt auch schon? Was ist denn das für eine Unart!", ertönte eine vorwurfsvolle, unmenschlich tiefe Stimme hinter Hoseok und dieser wirbelte erschrocken herum, wobei er sich den Ellbogen am Türrahmen anstieß. Ein roter Schimmer kroch sofort über seine Wangen, als Taehyung sich mit einem vollbeladenen Tablett an ihm vorbeischob.

„Ich habe schon immer geflucht, Taehyung", erwiderte Jimin mit einem leichten Grinsen, während er den Assassinen dabei beobachtete, wie er einen schmalen Beistelltisch mit den Füßen ans Bett trat, sodass er das Tablett dort abstellen konnte. „Seegrassuppe? Taehyung, nicht schlecht."

„Die hat Seokjin mir zubereitet", gab der andere kleinlaut zu, während er sich zu Hoseok umdrehte, der in einer eigenartigen Hybridposition in der Türe verharrte, als wusste er nicht so recht, ob er das Zimmer verlassen sollte oder nicht. „Hyung schreit Namjoonie in der Küche übrigens gerade zusammen; ich würde da nicht hineingehen, wenn du dein inneres Feng Shui für die nächsten Monate nicht vollkommen auf den Kopf stellen willst."

Hoseok verzog mitleidig das Gesicht. „Oh, ein Totengebet für unseren gefallenen Bruder."

„Er verdient es nicht anders." Taehyung stellte das Tablett auf dem Tisch ab und rückte es an den Ecken gerade, sodass es mit den Kanten des Tischchens übereinstimmte—ein sehr zwangsneurotischer Zug, der überhaupt nicht zu dem unordentlichen Künstler-Typen passen wollte. „Namjoonie ist der einzige, der etwas gegen Yoon ausrichten kann. Er hätte sich dieser absoluten Dummheit, die übrigens garantiert aus verletzten Stolz geboren ist, nicht verschreiben sollen."

Der Mechaniker gab ein humorloses Schnauben von sich. „Sagst gerade du, Kim Taehyung, für den Yoongi ohne zu zögern einen Krieg beginnen würde."

„Er würde keinen Krieg für mich beginnen", stritt Taehyung vehement ab, aber ein diebisches Grinsen zuckte um seine Lippen, während er den Deckel einer der Schälchen anhob. „Vielleicht einen kleinen Aufstand. Eine Sonntagsrebellion."

„Oh, fick dich", sagte Hoseok, aber es klang so ungemein affektioniert und fern seiner üblichen Ironie, dass Jimin es sich verkneifen musste, nicht suggestiv seine Augenbraue zu heben. Taehyung schien davon nichts zu bemerken, als er sich neben Jimin auf das breite Bett sinken ließ und sich alle Mühe gab, einen dünnen, dampfenden Strahl Tee in eine der Tassen zu füllen.

Während Jimin ihm abwesend dabei zusah—Taehyung verbrühte sich tatsächlich die Hand, als er die Intensität des Schubs misskalkulierte, mit dem der Tee aus der Mündung schoss—musste er bemerken, wie seine Gedanken um die Worte kreisten, die Hoseok gerade noch so beiläufig geäußert hatte. Taehyung stellte in jeder Hinsicht das Epitom an Charisma und allgemeiner Makellosigkeit dar; und er musste zugeben, dass er schon so gedacht hatte, bevor Taehyung auch nur eine Spur seiner Herzensgüte durchscheinen hatte lassen. Wenn er selbst, Park Jimin, Meister des Argwohns und Empathielosigkeit, entschieden hatte, dass Taehyung es wert war, sich mit einem Spitznamen betiteln zu lassen—dann war es nur eine natürliche Folgerung, dass auch Yoongi eine Weichheit im Herzen trug; manifestierte sie sich auch nur in dem blonden Assassinen.

Taehyung drückte ihm eine Tasse ihn die Hand, bedachte ihn mit einem warmen, vorsichtigen Lächeln, das sich seines Grades der Behaglichkeit versicherte—und Jimin schmolz. Vielleicht aus dem einfachen Grund, dass in seinem Herz nach Seojoons unwiderruflichen Abzug ein Platz frei geworden war, den er unbedingt besetzen wollte; weil er unter einem besonders akuten Fall von Horror Vacui litt, oder ganz einfach, weil er Taehyung nicht angelogen hatte; er vertraute ihm, seinem breiten, strahlenden Lächeln, der Selbstlosigkeit seiner Auftretens, seinen warmen, von östlichen Akzent versetzten Worten, die sich immer zuerst an andere richteten. Ein selbstloser Massenmörder—was für ein riesiges Paradoxon.

„Ich habe überlegt, dass wir gemeinsam Sims spielen können, bis du einschläfst", begann Taehyung hoffnungsvoll und Jimin bemerkte, wie er ganz von selbst ein enthusiastisches Nicken von sich gab—der andere hätte ihm auch vorschlagen können, eine spontane Kernspaltung im Keller vorzunehmen, und Jimin hätte vermutlich zugestimmt. Taehyung wandte seinen Blick zu Hoseok, der noch immer in der Tür stand, sein Augenmerk so unleugbar auf dem Assassinen, dass Jimin beinahe Mitleid mit ihm bekam. „Hobie, willst du dich uns anschließen? Wir könnten eine glückliche Großfamilie gründen und in einem dieser spießigen Vorstadthäuser wohnen. Hey, wir könnten einen Hund adoptieren, wo wir schon dabei sein. Einen dieser haarigen, übermäßig tollpatschigen Labradore, die—"

Wenn Jimin sich nicht so sehr mit Hoseoks Situation identifizieren würde, fände er es vermutlich lustig, wie schnell dieser sich aus dem Türrahmen löste und einige Schritte zurück stolperte, als könnte er überhaupt nicht schnell genug von Taehyung fortkommen. „Ich hab' noch zu tun", sagte er so hastig, dass er über seine eigene Zunge stolperte. „Ich muss Yoongis Lambo fertig richten. Ein andermal vielleicht."

„Hobie...", brachte Taehyung noch unglücklich hervor, aber da war der Mechaniker schon unlängst im angeschlossenen Flur verschwunden und der Assassine biss sich so gedankenverloren auf die Unterlippe, dass Jimin beim bloßen Gedanken ein Phantomschmerz durchschoss. „Was habe ich ihm nur angetan?"

Die Frage war an niemand Bestimmtes gerichtet, aber Jimin sah sich dennoch verpflichtet, sie zu beantworten; er hätte es nicht ertragen, der untröstlichen Stimmung seines neuen Freundes keine Abhilfe zu leisten. „Nicht jeder mag Sims, Taehyung."

Oder dir dabei zuhören, wie du darüber redest, eine virtuelle Familie zu gründen, wenn die Realität so... bitter aussieht.

„Entsetzliche Blasphemie", konstatierte Taehyung und wandte sich auf dem Bett um, sodass er seinen Nachttisch erreichen konnte, der mit schweren Büchern zugestellt war, und nur Ausnahme für ein schmales Tablet bot, das er unter dem Gerümpel hervortat. Dann zog er mehrere Kissen vom Fußende heran und platzierte sie in seinem Rücken, sodass Jimin in aufrechter Position neben ihm sitzen konnte, während er den heißen Tee in kleinen, vorsichtigen Schlucken trank. Das Gebräu schmeckte würzig, und ein wenig scharf; beinahe so, als wären darin mehr Gewürze gelöst, als er es für möglich gehalten hatte.

„Kim Seokjins Eigenkreation", erklärte Taehyung, während er die Rückenlehne des Bettes ausreichend auspolsterte. „Hilft anscheinend gegen alles. Sogar Despotie. Aber Yoongi trinkt leider keinen Tee."

Jimin gab ein schnaubendes Lachen von sich, das Taehyung ein winziges, beinahe unmerkliches Lächeln entlockte.

„Du kannst deinen Kopf ruhig gegen meine Schulter lehnen, wenn es dir zu anstrengend wird, ihn aufrecht zu halten." Taehyung klopfte einladend auf den Stoff seines schwarzen Hoodies und Jimin zögerte einen Sekundenbruchteil, ehe er seinen Kopf auf Taehyungs knochige Schulter sinken ließ. Die Härte seiner Schulter bäumte sich gegen seine Wange auf, aber aus einem unerfindlichen Grund fand er es kaum unangenehm, sondern bemerkte, wie er sich vom schweren, allumfassenden Geruch des Assassinen langsam einhüllen ließ.

Dieser hatte indes das Menü des Simulators aufgerufen, wobei er sich durch die verschiedenen Optionen mit der Expertise eines notorischen Spielers klickte.

„Willst du einen Hund?", fragte er Jimin plötzlich, sein Finger über der korrespondierenden Taste.

„Ich mag keine Tiere", gab der andere schläfrig zurück und schmiegte sich enger an Taehyung; einfach, weil der Geruch des anderen so einnehmend war, dass er in seinem gesamten Leben nichts anderes mehr riechen wollte.

Taehyung wandte sich entsetzt zu ihm um. „Chim!"

„Was?", gab er nicht halb so vehement zurück, wie er intendiert hatte, seine Worte dabei Opfer der Trägheit seiner Zunge. „Sie machen nur Dreck und Lärm, und s-sind allgemein eine g-ganz hinterhältige Erfindung der Tierfutterindustrie—"

„Du klingst wie Yoon."

„Das hoffe ich doch nicht."

„Doch. Total." Taehyung kicherte (durch den Tenor seiner Stimme klang das Geräusch tief und angenehm) und wandte den Kopf so, dass er Jimins müden Blick kreuzen konnte. „Ich frage mich, ob er das zu seinem Mantra gemacht hat: Ich bin Min Yoongi und ich habe kein Herz, ich hasse alles, was weich und flauschig ist, ich bin nur interessiert an Chromfelgen und Ledersitzen und dem Erlernen der hundertsten Fremdsprache. Wäh—ich brauche keine Liebe und Zuneigung."

„Das k-klingt erschreckend wie ich", murmelte Jimin, die Müdigkeit vernebelte seine Sinne so weit, dass er nicht mehr wirklich wusste, was er in seinem Delirium von sich gab. „Aber ich habe J-Jisoo."

„Und er hat uns, Chim."

„Hmm."

„Er ist nicht so hartherzig, wie er dir erscheinen muss."

„Sag das meiner Lungenentzündung."

Eine quirlig-fröhliche Melodie bahnte ihren Weg aus den blechernen Lautsprechern des Tabletts, als Taehyung begann, Jimins virtuelles Pendant zu entwerfen. „Du unausstehlicher Hypochonder", grinste er und stieß ihn liebevoll gegen die Schulter.

„J-jeder sagt mir, dass er nicht so schlimm ist", murmelte Jimin nachdenklich, während Taehyung ihm auf dem Bildschirm eine grauenvolle Schmalztolle verpasste, die dem Sims-Jimin jedoch so gut zu gefallen schien, dass er sich selbstverliebt vor dem Spiegel drehte. „Ich weiß, dass ihr ihn wohl auf die ein oder andere Art lieben müsst, a-aber ich sehe es nicht. Ehrlich nicht."

„Vielleicht musst du das gar nicht." Taehyung nahm eine von Jimins Haarsträhnen zwischen die Finger, als wollte er ihre Farbe und Konsistenz genauestens unter die Lupe nehmen. „Er wird dich in Ruhe lassen, sobald du ihm gesagt hast, was er hören will. Ich verspreche es."

„Tae..."

„Ich glaube dir, wenn du sagst, dass du keine Ahnung von der ganzen Sache hast, Chim." Er löste die Augen nicht von dem Bildschirm, während er sich nach einer kurzen Überlegungsphase für einen grässlichen blauen Overall entschied, den Jimin in der Realität nur mit einer Kneifzange angefasst hätte. „Aber ich glaube auch, dass Yoongi sich nicht irrt. Das tut er nie. Wir werden schon einen Kompromiss finden."

„Und wenn nicht?"

„Dann werde ich dich in einen Hasenstall einsperren, und dich den gesamten Tag mit Löwenzahn füttern."

„Ich sehe nicht, inwiefern das zur Besserung der Umstände beiträgt."

Taehyung blickte auf die geleerte Tasse zwischen Jimins Finger und pflückte ihm das Porzellanbehältnis aus der Hand, ehe er es auf das Tablett abstellte und eine der Schalen in die Hand nahm, in der sich die dampfende Algensuppe befand. „Trink die aus. Sonst köpft Seokjin mich."

„Als ob du dich vor irgendjemanden fürchten musst." Dennoch nahm er die Suppe gehorsam in beide Hände und nahm einen Schluck von dem duftenden, dampfenden Gebräu, das von grünen Seegras durchwirkt war. Sie schmeckte tatsächlich exquisit, mit der perfekten Dosierung des gewürfelten Ingwers und in feine Scheiben geschnittenen Rindfleischs.

„Seokjin ist furchterregend! Namjoonie steht total unter seiner Pantoffel, es ist einfach tragisch-komisch."

„Sind sie... zusammen?"

„Sie sind in einer Beziehung, falls du das meinst." Taehyung summte sorglos vor sich hin und Jimin spürte, wie seine Lippen sich zu einem unfreiwilligen Lächeln verzogen. Er hätte sich den riesigen, beinahe unbeholfenen Namjoon kaum mit einem engelhaften Wesen wie Seokjin vorstellen können, aber jetzt, da Taehyung die Differenzierung vornahm, erschien es ihm wie eine weitere fundamentale Wahrheit, die er noch zu erfassen hatte. „Seokjin ist Yoongis einziger Hyung—ich will nicht behaupten, dass er ihn vollständig unter Kontrolle hat, aber... Bändigungsversuche wurden durchaus vorgenommen."

„Wie kommt es, dass er kein Kkangpae ist?"

„Ach, lass dich von seiner moralischen Überheblichkeit nicht täuschen. Er ist so was von einer von uns. Allein die Male, die er uns schon zusammengeflickt hat."

„Ist er Arzt?"

Taehyung lachte glockenhell auf und Jimin blickte ihn fragend an, nicht ganz sicher, was an seiner Frage so lustig war. „Nein, Chim, nein, nein." Er schüttelte den Kopf. „Seokjin studiert Kunstgeschichte an der Yonsei."

„A-aber..."

„Er hat zwei Semester Medizin gemacht, bevor er das Studium geschmissen hat. Das war weit, bevor er Namjoon kennengelernt hat; aber wir profitieren bis heute von den zwei Semestern, die er sich damals angetan hat."

„Und wieso ist er kein Kkangpae?"

„Wir würden ihn nicht mit der Frage beleidigen, ob er einer von uns werden will. Seokjin hat... Wertvorstellungen."

„Wie s-skandalös", gähnte Jimin in Taehyungs Armbeuge hinein. Ihm war überhaupt nicht bewusst gewesen, dass er im Laufe ihres Gesprächs immer tiefer hinabgesunken war.

„Du bist ein sarkastisches Stück Arbeit, Chim." Taehyung löste die geleerte Suppenschale aus seiner Hand und stellte sie auf dem Tischchen ab. „Das erinnert mich an Yoon."

Jimin war zu müde, um ordnungsgemäß Einspruch zu erheben und so gab er nur ein schlaftrunkenes Grummeln von sich, das Taehyung ein protestierendes Geräusch entlockte. „Du kannst doch noch nicht schlafen gehen, wir haben noch nicht einmal entschieden, in welche Art von Haus wir ziehen wollen."

Aber Jimin rutschte tiefer in die Kissen hinab, bis sein Gesicht sich unmittelbar in Taehyungs Seite presste, sodass dieser ein resigniertes Seufzen von sich gab und den Ton des Tablets ausschaltete, bis Jimin nichts anderes mehr hörte, als die Kakophonie entfernter, wütender Stimmen—und seine Augenlider wurden so schwer, dass er innerhalb von wenigen Sekunden auf besten Weg in den Tiefschlaf war.

Als er nichts mehr hörte als seinen eigenen Atem jedoch, brach durch den Rand seines Bewusstseins, des letzten auditiven Kanals, den er seiner körperlichen Schwäche erübrigen konnte, das Epitom desjenigen Geräusches, das an einem Ort wie diesem wie ein Fremdkörper wirkte.

Es war das schwermütige Lied eines Klaviers, dessen Töne sich wie träge, schimmernde Perlen aneinanderreihten und durch die massive Mauer zu ihm durchdrangen—im Klangteppich einer Melodie, die Jimin nicht kannte. Die Töne schwollen zu einem reichhaltigen, pointierten Crescendo an, während er an seinem Wachzustand festzuhalten versuchte; um sich lediglich zu versichern, dass ihm keine Note entwischen würde.

„Wer... wer ist das?", nuschelte er in einem letzten Versuch, Artikulation walten zu lassen. Auch, wenn er Taehyungs Antwort nicht mehr hörte, umspülte ihn die entfernte Gewissheit in aller Vollkommenheit, dass eine Seele ungetrübt und rein sein musste, um zu solch einer Expression fähig zu sein.

- — -

( author's note )

woah das war ja mal ein handlungsintensives Kapitel. haha, nein, aber so was ist wichtig. Immerhin brauchen wir alle manchmal 7500 Wörter, die einzig Kim Taehyung anhimmeln.

vmin ist ohnehin meine allerliebste bts Freundschaft (neben Taegi, Yoonseok, yoonjin und sugamon vielleicht. (Ok i just love yoongi's friendships, sue me)).

aaah und unsere Babies waren an den AMAs und haben der ganzen Welt gezeigt, wovon wir eigentlich den lieben langen Tag reden. ich bin so so stolz auf sie.

RANDOM QUESTION OF THE DAY:
wenn die einzelnen bts Members eine Pizza wären, welche würde das sein?
(wow i'm really NOT good at these)

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