The Queen of Secrets

By Fantastical-Ink

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*WATTYS SHORTLIST 2019* Zu ihrem neunzehnten Geburtstag muss Kalia letztendlich eingestehen, dass sie nicht... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Epilog
Coverbuch

Kapitel 12

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By Fantastical-Ink

Letzte Nacht war ich kaum in der Lage meine Augen zu schließen. Meine Gedanken kehrten immer wieder zur Bibliothek zurück. Mehrmals musste ich meine Fähigkeit testen um sicherzugehen, dass es auch wirklich passiert ist. Meistens wurde mein Polster zu meinem Opfer auserwählt. Immer wieder befahl ich meinem seidigen Polster sich umzudrehen und jedes Mal funktionierte es. Was einerseits ein freudiges Kribbeln in meinem Bauch auslöste, aber andererseits auch panisches Herzrasen verursachte. Nach etlichen Stunden bin ich dann doch schließlich eingeschlafen.
Sehr erholt bin ich nun aber trotzdem nicht und kann mir nur schwer ein Gähnen verkneifen.

„Schlecht Geschlafen?", fragt mich Valaia. „Mhm", stimme ich ihr murmelnd zu während ich mir wieder ein Gähnen verkneifen.
Wie jeden Morgen bin ich gerade dabei die Haare der Prinzessin zu frisieren. Momentan bin ich noch nicht so gesprächig, mein Gehirn braucht noch etwas länger um normal funktionieren zu können.
Um meine verschlafene Stimme zum Sprechen vorzubereiten, räuspere ich mich kurz. „Valaia, Ich wollte mich noch bei dir bedanken", sage ich mit rauer Stimme.
Auf ihre Stirn bilden sich Falten als sie durch den Spiegel zu mir nach oben blickt. „Bedanken?", fragt sie verwundert.
„Naja, du weißt schon. Dafür, dass du deine Mutter davon überzeugt hast, mich hier auszubilden, damit ich nicht nach Paaralan gehen muss.
„Da hast du dich, glaub ich, verhört", teilt sie mir mit, „das war die Idee meiner Mutter, dich hier zu lassen. Sie meinte es wäre unpraktisch schon wieder eine neue Zofe zu suchen, da es ja letztes Mal so lange gedauert hat."
Dies verschlägt mir erstmal die Sprache. Ich bin mir ziemlich sicher, sie meinte, dass ihre Tochter sie dazu überredet hatte, weil sie mich bereits ins Herz geschlossen hatte, oder nicht? Welchen anderen Grund könnte sie haben mich nicht nach Paaralan zu schicken?

Den Rest des Morgens schweige ich größtenteils, viel zu Beschäftigt mit meinen eigenen Gedanken um mich auf fröhliches Plaudern einzulassen. Abgelenkt verabschiede ich mich von Valaia und mache mich auf dem Weg in den Trainingsraum. Bis jetzt hatte ich nur die Tür davon gesehen, mir war es nie erlaubt die Prinzessin zu ihren Trainingsstunden zu begleiten.
Langsam baut sich die Anspannung in meinem Körper auf. Ich muss meine Beine förmlich dazu zwingen sich zu bewegen. Wie ein Roboter wandere ich durch die Gänge. Schon wieder muss ich an das dubiose Gespräch mit der Königin denken.
Irgendwas hat die Königin mit mir geplant. Wieso sonst, würde sich mich unbedingt hierbehalten wollen. Wahrscheinlich will sie mich lediglich im Auge behalten. Aber wozu? Ich bin doch nur ein gewöhnliches Mädchen.

Plötzlich finde ich mich auch schon vor der Tür, die in den Trainingsraum führen. Das Kribbeln in meinem Bauch wird noch intensiver, als würden hunderte von Schmetterlingen verzweifelt einen Weg nach draußen suchen. Ich atme tief ein und aus und Klopfe auf die graue Metalltür. Wieso genau hier die Tür aus Metall und nicht aus Holz ist, weiß ich nicht. Vielleicht dient sie zur Sicherheit. Aber keine der Fähigkeiten ist gefährlich genug um eine Metalltür zu benötigen.

Ein gedampftes „Herein" erklingt von der anderen Seite, also öffne ich die schwere Tür. Am liebsten würde ich mich vor Nervosität verstecken, oder mich übergeben. Vielleicht auch beides, da bin ich mir noch nicht ganz sicher.

Hinter der Tür befindet sich ein riesiger Raum, oder eher schon Halle, ausgestattet mit einem dunklen Holzboden. Etlicher Fenster, mit Blick auf den grünen Garten, verzieren die hohen Wände des Zimmers. Ich fixiere meinen Blick in die Mitte der Halle. Dort sitz ein weißhaariger alter Mann mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf einem flauschigen Teppich. Als ich mich nähere, öffnet er seine Augen und beobachtet mich genau.
„Kalia, ich habe dich bereits erwartet. Komm setzt dich zu mir", sagt er mit einem freundlichen Lächeln und winkt mich zu sich rüber. Zögerlich setzte ich mich gegenüber von ihm ebenfalls im Schneidersitz auf den Teppich. Als ich sein freundliches Gesicht inspiziere, verfliegt meine Nervosität sofort, stattdessen breitet sich ein wohlig warmes Gefühl in meinem Bauch aus.

Nach genauerer Beobachtung ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und stelle fest, dass er mir bekannt vorkommt. Vergeblich versuche ich mich an seinen Namen zu erinnern.
Als hätte er meine Gedanken gehört, beantwortet er meine ungestellte Frage. „Mein Name ist Kelfred. Vielleicht erinnerst du dich noch an mich."
Ach ja. Er war der alte Mann, welcher an meinen ersten Tag schweigend mit uns gegessen hatte. Kelfred.
Anscheinend gibt ihm mein Gesichtsausdruck ausreichend Auskunft über meinen Gedankengang, denn er fängt an zu lachen.
„Nun ja, falls du noch nicht Bescheid weißt, ich werde ab sofort dein Lehrer sein und dich ausbilden. Ich bin ebenfalls ein Animator und habe schon viele andere trainiert. Ich unterrichte Prinzessin Valaia schon seit ihrem neunzehnten Geburtstag und hoffe natürlich, dass du ebenso erfolgreich wirst wie sie", erklärt er mir. „Hast du bereits Fragen über deine Ausbildung?"
Da ich relativ Ahnungslos bin, würde ich es wahrscheinlich nicht einmal wissen, falls ich Fragen hätte, also schüttle ich meinen Kopf.

„Dann können wir beginnen", teilt er mir fröhlich mit. „Bestimmt hast du deine Fähigkeit schon ausprobiert, nicht wahr?" Er wartet nicht mal eine Antwort ab, sondern spricht sofort weiter. „Was hast du denn schon alles versucht zu animieren?", will er von mir wissen.
„Nicht viel. Nur ein paar Bücher, Türen, und mein Kissen." Im Vergleich zu dem, was er sicherlich machen kann, ist das wahrscheinlich nichts, aber jeder muss einmal wo anfangen.

„Sehr gut, sehr gut. Also weißt du schon wie du deine Fähigkeit aufrufst", sagt er und nickt zu sich selbst.
„Dann fangen wir am besten gleich an." Er dreht sich zu einer hölzernen Kiste, welche ich erst jetzt bemerke. Aus dieser holt er diverse Gegenstände und breitet sie vor sich aus. Er zeigt auf eine hellblaue Feder. „Versuche sie in die Luft zu heben."
Ich schlucke den Kloß im Hals und konzentriere mich auf die Feder. Ich stelle mir bildlich vor, was ich von der Feder will und sofort formt sich ein Bild vor meinen Augen, in dem die Feder langsam vom Boden abhebt. Bevor ich es weiß, fängt die echte Feder an sich etwas ruckartig zu bewegen und hebt träge vom Boden ab. Zufrieden mit mir selbst, fange ich an zu grinsen.
„Sehr gut", lobt mich Kelfred und zieht meine Konzentration dabei auf sich. Die Feder fällt wieder auf den Teppich.

Der alte Mann zeigt auf den nächsten Gegenstand. Eine Holzpuppe. Vor Schreck werden meine Augen groß. Ich kann doch keine Puppe zum Leben erwecken.
„Keine Sorge, es ist nicht so schwer, wie du denkst. Versuche, wenn du die Puppe erfolgreich animiert hast, dich gleichzeitig auf meine Worte zu konzentrieren."
Ich atme tief ein und fokussiere mich auf die hölzerne Puppe. Langsam rappelt sie sich vom Boden auf, was mich wieder zum Lächeln bringt. Vielleicht ist das alles doch nicht so kompliziert.
„Perfekt", erklingt Kelfreds Stimme. „Nun lass die Puppe die Arme heben." Ich befolge seine Anweisungen und schon hebt die kleine Puppe ihre dünnen Arme.

Den Rest der Stunde verbringen wir mit ähnlichen Übungen und schon kurze Zeit später habe ich kaum Probleme dabei, seinen Anweisungen zu folgen und erledige die Meisten mit Leichtigkeit.
„Deine Kräfte sind durchaus beeindruckend. Ich sehe schon, dass du sehr begabt bist", lobt mich Kelfred mit einem stolzen Lächeln. Ich erwidere ihm ein breites Grinsen und bedanke mich für das Training.

Auf dem Weg in mein Zimmer spiele ich mit der kleinen Holzpuppe, die mir Kelfred zum Üben mitgegeben hat. Erfreut lasse ich die Puppe auf meine Handfläche tanzen. Zu aufgeregt über meine neue Fähigkeit ignoriere ich meine Umgebung. Wahrscheinlich sollte ich besser aufpassen, aber egal.

Als ich um die Ecke biege, laufe ich, wie zu erwarten, in eine Person hinein. War ja klar. Dabei fällt mir die tanzende Holzpuppe aus der Hand. Doch bevor sie den Boden berührt, befindet sie sich plötzlich in einer Hand vor mir. Verwirrt hebe ich meinen Blick. Rohan. „Eure Hoheit." Verlegen senke ich meinen Kopf und nehme die Puppe aus der ausgestreckten Hand.
„Rohan. Bitte nenn mich nicht 'eure Hoheit'", fordert er mich auf.
„Wie konntest du sie rechtzeitig fangen? Sie war doch schon fast am Boden und auf einmal hast du sie in deiner Hand."
„Ich bin ein Chronos, schon vergessen? Ich kann die Zeit stoppen", sagt er und grinst auf mich herab.
„Ach ja. Nun, danke fürs fangen, Rohan, aber ich muss mich beeilen", sage ich um ihm zu entkommen. Schon allein seine Blicke machen mich nervös, wie soll ich da alleine mit ihm reden können. Ich bewege mich um ihn herum und gehe schnell an ihm vorbei.

Mit Leichtigkeit holt er meine schnellen Schritte ein. Darauf fokussiert nichts Peinliches zu machen, schweige ich lieber vor mich hin und beobachte fasziniert den Steinboden vor mir. Jedoch spüre ich seinen intensiven Augen auf mir.
„Du gehörst also doch zu den fünf Klassen?"
„Mhm", antworte ich ihm knapp.
„Freust du dich nicht darüber? Ist doch gut, oder nicht?"
„Doch denke schon, dass ich mich freue."
„Nicht gleich so enthusiastisch", sagt er sarkastisch. „Also ich finde es gut" teilt er mir mit.
„Wieso würde es dich interessieren, ob ich zu den fünf Klassen gehöre?", frage ich verwirrt.

„Die königliche Familie sollte nur Angehörige der Klassen heiraten, damit die Nachfolger hoffentlich auch das Gen in sich tragen. Da du jetzt auch eine Fähigkeit besitzt, bist du offiziell eine Kandidatin", sagt er viel zu beiläufig nach meinem Geschmack.
Ich bleibe abrupt stehen. Zum Glück ist er kein Mentalist, sonst könnte er jetzt problemlos meine Gedanken lesen.
Überfordert suche ich verzweifelt nach einer passenden Antwort. Er kann doch nicht ernsthaft an mir interessiert sein. Ich bin ein Niemand.
„Ich befürchte, ich weiß nicht ganz, was du damit sagen willst", sage ich schließlich. Mittlerweile hat sich Rohan bereits umgedreht und nähert sich mir mit langsamen Schritten.

„Ist das nicht eindeutig?", fragt er mich. Schüchtern schüttle ich meinen Kopf. Er hält viel zu knapp vor mir an. Die Schmetterlinge in meinem Bauch spielen langsam verrückt. Wenn er noch näherkommt, kann ich nichts mehr versprechen.

Zu ängstlich um ihm direkt in die Augen zu blicken starre ich ihm stur auf die Brust. „Dann muss ich es dir wohl besser erklären", flüstert er mit seiner tiefen Stimme. Er kommt mir noch näher. Mein Atem verschnellert sich und das Blut schießt mir in die Wangen. Ich sammle meinen ganzen Mut und hebe langsam meinen Kopf. Sein Gesicht ist nur mehr wenige Zentimeter von meinem entfernt. Meine Augen finden seine strahlenden türkisen Augen. In seiner Gegenwart fühle ich mich komplett hilflos, ich besitze keine Willensstärke mehr. Mein Körper hat mittlerweile hoffnungslos die Kontrolle verloren.

„Weißt du noch immer nicht, was ich damit sagen will?", flüstert er mir zu. Sein feuchter Atem streift dabei mein Gesicht und vertreibt damit jeden klaren Gedanken aus meinem Kopf. Abermals schüttle ich meinen Kopf.
„Dann bleibt mir keine Wahl."
Er hebt seine Hand und streicht mir eine meiner erdbeerblonden Strähne aus dem Gesicht und befestigt sie hinter meinem Ohr. Seine Hand bleibt jedoch neben meinem Gesicht hängen und gleitet vorsichtig über meine Wange.
„Am liebsten würde ich die Zeit in diesem Augenblick für immer anhalten."
Seine Aussage entlockt mir ein kleines Lächeln, was ihn auch zum Lächeln veranlasst. Er überquert die letzten Zentimeter zwischen uns, sodass wir nun Körper an Körper stehen. Seine zweite Hand findet meine Taille und zieht mich noch naher zu ihm. Langsam senkt er seinen Kopf. 'Ich könnte sterben, er will mich jetzt wirklich küssen!' Schreit mein Gehirn.
Ich schließe meine Augen und fange an meinen Kopf zu heben.

„Rohan",unterbricht uns plötzlich eine Stimme von hinter mir.

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