「 devil 」 - yoonmin

By mindyoongi

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[GER] ᴛʀɪɢɢᴇʀ ᴡᴀʀɴɪɴɢ ° ✦ fortsetzung zu angel ✦ ° ❝ My marks are on your heart, I had you from the start ❞... More

special: questions
special: answers
#1 Ripped gloves, raincoat
#3 Blood is thicker than water
#4 You're strong, my angel
#5 Like you wanna be loved
#6 Chapters 'n shadows
#7 Devilish hands
#8 Hell is where I dreamt of you
#9 And woke up alone
#10 Talking to the moon
#11 Boy meets evil
#12 The demons
#13 When it all comes back
#14 He left, but still haunts me every night
#15 Please take me far away
#16 Fading vision
#17 Bittersweet
#18 My safe place
#19 Big brother's arms
#20 Hey stepsister
#21 Therapy session
#22 My neighbor's worries
#23 How to value a beautiful body
#24 Cropped wings
#25 It's pathetic
#26 Pity the devil
#27 All he saw were pieces
#28 It's too cold outside
#29 The story no one dares to tell
#30 To break my own heart
#31 Home is where your heart choses to stay
#32 Deals with the devil
#33 The numbness of your lost touch
#34 The universe's balance
#35 You on my mind, me in your heart
#36 Take my heart and make it your own
#37 Love's revival
#38 Comfort of the devilish
#39 A morning in another life
#40 Taking things slow
#41 An upset stomach
#42 Losing him was my greatest fear
#43 My heart moved in again
#44 Choose dancing over flying
#45 A solution for everything
#46 Falling right back
#47 One shattered, one saved
#48 One hell of a mind
#49 Appearances are deceiving
#50 He's still swallowing his fear
#51 Just a little more
#52 Midnight realizations
#53 Listen to my silence
#54 Parallel lines
#55 Hurt people
#56 It's got to get worse
#57 Before it gets better
#58 Trust

#2 Tried to swim and stay afloat

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By mindyoongi

Pov Jimin

Ich stieß ein drittes mal gegen die Klingel an Jins Tür, bevor ich mich bereit machte, dagegen zu treten. Jedoch öffnete man mir netter Weise in genau diesem Moment.
"Bist du von allen guten Geistern verlassen?", fragte mich der älteste empört, als Antwort auf mein Sturmklingeln.
"Bist du denn taub?", entgegnete ich im selben Ton, während ich mich an ihm vorbei drückte. Ich ließ meinen Ballast keuchend auf der Küchentheke ab, richtete mich dann wieder zu Jin, der sich bereits daran machte, den Korb auszuräumen. Ich grüßte Namjoon, der sich gerade das Hemd zuknöpfte und sich auf den Weg zur Tür machte, da es wieder klingelte. Er sah aus, als würde er gerade erst aufgewacht sein, sein Haar war zerzaust und er wirkte müde und lethargisch, obwohl es später Nachmittag war.

"Ich soll dich von Yu grüßen", teilte ich Jin mit.
"Danke." Der braunhaarige lächelte.

"Hyung!" Jungkook kam auf mich zu, machte vor mir halt, zögerte und umarmte mich schließlich. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag." Ich drückte ihn vorsichtig von mir und bedankte mich.
Mir war es immer noch unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen. Mein Geburtstag war wie immer ein Tag, den ich versuchte, so schnell wie möglich rumzukriegen. Ich bat meine Mitmenschen von Anfang an, mir nichts zu schenken, unter anderem auch aus dem Grund, weil ich mich dadurch schuldig fühlte, wenn ich ihnen nicht etwas mindestens genauso gutes schenken konnte. Außerdem war mir tägliche Liebe mehr wert, als ein aufgesetztes Lächeln und erzwungene Glückwünsche an einem bestimmten Tag.
Jin sah trotzdem nicht davon ab, es wenigstens ein wenig zu feiern. Er backte Kuchen und kochte Abends.

"Jimin, ich weiß, dass du deiner Mutter gesagt hast, sie soll nicht kommen", erzählte Jin, "aber sie hat mir auch nochmal geschrieben, ob sie es nicht doch tun solle, so als Überraschung." Man konnte in seiner Stimme eine gewisse Anspannung erkennen, er schien gestresst, obwohl er es sehr gut überspielte.
"Nein, sag ihr bitte, dass sie es nicht soll. Und erwähn, dass es nichts persönliches ist und wir so auch nichts großes unternehmen", bat ich ihn. Auf meine Mutter hatte ich am wenigsten Lust. Sie würde mich nur nach meinem Beziehungsstatus fragen und versuchen, Kontrolle über mein Leben zu erlangen.

Der älteste seufzte, "Gut."
"Hyung, Kookie ich haben Kerzen besorgt, aber keinen Kuchen", beichtete Taehyung und hielt mir besagte Packung vor's Gesicht. "J-ja, schon gut, meine Chefin hat mir einen gebacken, nehmt den." Ich zeigte auf den Karton, aus dem Tae im nächsten Moment den Kuchen hob. Als er zum Esstisch ging, bemerkte ich seine Hand, die Jungkooks hielt und ihn mit sich zog. Und ich musste lächeln, drei Jahre waren sie nun schon zusammen.

"Jimin-ah."
"Mein Gott, heute liebt ihr meinen Namen, oder?" Ich drehte mich zu Namjoon, der mich verwirrt ansah und mein Geschenk von Yu und Soomin in der Hand hielt. "Was ist das? Darf man es anfassen?", fragte er.
"Ah! Kannst du kurz ein Bild von mir machen?" Ich grinste, ging vor und nahm das schwarze T-Shirt aus der Schachtel.
"Ein Foto..?", fragte Namjoon, der in diesem Moment gar nichts verstand.
"Meine Chefin will mich in dem Shirt sehen und wissen, ob es passt. Aber ich kann es nicht auf der Arbeit tragen, deswegen musst du jetzt ein Bild von mir machen, dass ich an sie schicke." Ich sah ihn abwartend an. "Verstanden?"
Er verstand es scheinbar nur teilweise, nickte aber zustimmend und ließ mich ihn zum Bad ziehen.

Dort zog ich meinen Pullover aus und streifte mir das Shirt über.
"Aber warum kannst du es nicht auf der Arbeit tragen?" Hyung stand ratlos in der Tür, hielt immer noch den Karton in den Händen und sah recht hilflos aus.
Ich betrachtete mich im Spiegel und sah zu meinen Armen hinab, dann drehte ich mich zu ihm und deutete auf sie.

Sein Blick fiel auf meine Arme und jegliche Ahnungslosigkeit wich aus seiner Mimik. Man sah, wie er begreifend ausatmete und sein Körper an Haltung verlor. "Achso", gab er leise und leer von sich und er räusperte sich. Ich zückte mein Handy aus meiner Tasche und übergab es dem älteren, der endlich den Karton abstellte.
"Wie soll ich mich jetzt hinstellen, sodass man meine Arme nicht sieht?", fragte ich.
"Hinter den Rücken", sagte der ältere, "so, wie die höflichen Schulkinder immer."

"Du siehst niedlich aus." Er lächelte, als er mir mein Handy wiedergab.
"Bin ich nicht, aber danke." Antwortete ich. Ich betrachtete das Bild. Es war nichts besonderes, aber ich bemerkte, wie sehr ich mich verändert hatte. Ich schien in den letzten Jahren gewachsen zu sein, nicht körperlich, mehr mental. Dann fiel mein Blick auf meine Unterarme neben meinem Handy. Die Narben darauf waren noch sichtbar, dennoch blasser. Sie ähnelten dem Gefühl der Sehnsucht nach jemand bestimmtem: Mit der Zeit verblassten sie, doch ganz verschwinden würden sie wohl nie.

Namjoon legte mir eine Hand auf die Schulter. "Wie geht es dir?", fragte er und ich bemerkte, dass es nicht die alltägliche, höfliche Frage sein sollte. Er fragte nach mehr, wie es mir erging, wie ich mein Leben gerade handhabte und ob ich klarkam, bezogen auf das, was hinter uns lag. Ich atmete auf und löste meinen Blick, schickte das Bild ab und ließ mein Telefon wieder in meiner Hosentasche verschwinden. Dann machte ich mich daran, mich wieder umzuziehen. Während ich dabei war, mir meinen Pullover wieder überzuziehen, stoppte ich jedoch. Ich wusste, dass Namjoons Blick immer noch auf mir lag, auf meinem Rücken, da meine Arme nicht die einzigen Körperstellen waren, die Narben trugen.

"Ganz gut, denke ich", antwortete ich ihm dann endlich, wodurch ich sein Starren unterband. "Wie man sieht, komme ich alleine klar. Und hey, ich habe Geburstag, ich sollte mir heute keine negativen Gedanken erlauben." Ich setzte ein Lächeln auf, wobei ich nicht wusste, ob es den älteren oder mich überzeugen sollte.

Zusammen gingen wir zum Esstisch, wo man bereits auf uns wartete. Als ich sie sah, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Jungkook, Taehyung und Jin saßen dort. Mir wurde wieder bewusst, wie wichtig sie mir waren. Ohne ihre Unterstützung und Liebe hätte ich die letzten Jahre wohl kaum überlebt. Ich will ehrlich sein, ich hätte wohl wieder den Glauben an mich selbst verloren und noch einmal versucht, was ich vor drei Jahren schon einmal versucht hatte. Aber Jin hatte mich gehalten, wenn ich die Kontrolle über mich selbst verloren hatte, er hatte sich wie eine Mutter um mich gekümmert. Namjoon hatte immer ein offenes Ohr für mich und Ratschläge parat gehabt, er hatte mich Sachen loswerden lassen, bei denen Jin mich korrigiert hätte, weil bei ihm mehr der Sinn durchkam, mich mit zu erziehen. Jungkook und Taehyung hatten mit mir jeden Mist durchgemacht, sie hatten mich aufgebaut, von meinen Sorgen abgelenkt und mir gezeigt, was man machen konnte, damit die Welt weniger farblos schien.
Und so waren sie zu einer Familie geworden. Eine Familie, die ich mir ausgesucht hatte. Meine Familie.

"Ich muss die Kerzen auspusten und mir dabei etwas wünschen, richtig?" Ich lachte, als ich mich setzte und man mir den Kuchen vorschob. Ihn zierten nun wieder kleine, bunte Kerzen, dessen Flammen mich auf irgendeine Weise faszinierten.
"Wenn du einen Wunsch hast, ja", antwortete Jin ruhig und lächelte sanft.
Ich lächelte beschämt, "Ja.. und- ja, ich denke.. ich habe einen Wunsch." Ich stotterte etwas, warum wusste ich selbst nicht. Warum wurde ich bei diesem Gedanken so aufgeregt?

Nachdem ich dieses Ritual ein zweites mal hinter mir hatte, stand Jin auf. "Ich weiß, du wolltest keine Geschenke", fing er an und ich unterbrach ihn. "Ich hatte es euch verboten und ich würde es echt toll finden, wenn man das beachten- warte, ist das Eiscreme?"
Der älteste kam wieder zu uns und schob eine Schachtel des kalten Desserts zu mir über den Tisch, sein Lächeln war siegessicher. "Ja", entgegnete er, "ich dachte mir, das Nahrungsmittel nicht wirklich zu Geschenken gehören und da ich sowieso schon immer abbekomme, dass ich dich oder euch mit meinen Mahlzeiten nur dick machen will, schadet das meinem Ruf ja nicht sonderlich." Er lachte auf.
"Naja, sagen wir es so: den Hungertod muss man nicht fürchten, wenn man dich an seiner Seite hat", verteidigte Namjoon die Gruppe. Ich hatte weniger Ohren für die anderen und mehr Augen für den kleinen Schatz, der sich in meinen Händen befand. "Und es ist sogar Schokolade", flüsterte ich.

"Gut, damit hätten wir Jimin-Hyungs Beziehungsstatus auch geklärt. Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Eiscreme, sie dürfen die Kostbarkeit nun essen", witzelte Jungkook und die Runde fiel in Gelächter. "Für's Protokoll müssten wir nur wissen, welches Geschlecht sein neuer Lebenspartner hat." Taehyung stieg mit ein.
"Das ist doch einfach", sagte Kookie wieder, "Die Eiscreme."
"Aber das Eis."
"Und der Eisbecher", warf nun auch Namjoon ein.
"Eine Dreiecksbeziehung?" Jungkook riss die Augen auf.

"Könntet ihr vielleicht nicht über das Geschlecht meiner neuen Liebe diskutierten?", unterbrach ich schüchtern und man sah mich an, als wäre ich der Spielverderber. "Ich meine, ich weiß nicht ob das unter Rassismus oder Sexismus fällt und sie steht immer noch am selben Tisch."
"Auf", korrigierte Jin mich gespielt genervt, "Sie steht auf meinem Tisch."
"Unser Tisch. Er gehört mir auch", berichtigte ihn dann Namjoon.
"Also doch sie?", fragte Jungkook hoffnungsvoll und jeder lachte wieder.

Zu lachen fühlte sich gut an.
Und ich konnte sagen, zu diesem Zeitpunkt war ich glücklich.

-

Pov Jin

Vorsichtig klopfte ich an Jimins Tür, es war nach elf Uhr am Abend, ich wusste nicht, ob er schon schlief. Normalerweise würde man erwarten, dass ein Junge oder Mann in seinem Alter eher spät ins Bett ging. Jimin ging jedoch recht früh schlafen, früher als wir alle.

"Ich habe keine Lust aufzustehen", hörte ich leise aus seiner Wohnung und ich seufzte, bückte mich und kramte den Notfallschlüssel unter der Fußmatte hervor. Dafür, dass dieser Schlüssel eigentlich nur für Notfälle gedacht war, wurde er viel zu oft aus Faulheit genutzt.
Bevor ich eintrat, versteckte ich ihn wieder unter der braunen Matte.

Jimins Wohnung war offener gehalten, als die zwei anderen. Vom Flur gelang man direkt ins Wohnzimmer, es war quasi ein Raum. Auf dem Weg zum Sofa ging man an der kleinen Küche und dem Bad vorbei, in einer Ecke des Wohnzimmers befand sich die Tür zu seinem Schlafzimmer.

Und da saß er. Heute fünfundzwanzig geworden und nichts hatte sich verändert, wie erwartet. In eine Decke eingewickelt hatte er sich in eine Couchecke gekuschelt, die Beine an den Körper gezogen und löffelte seinen Nachtisch. Er sah müde aus, erschöpft. Sein Haar war zerzaust und als er mich erwartungsvoll anschaute, wollte man gar nicht wahrhaben, dass ein so unschuldig aussehender Junge wie er eine so qualvolle Vergangenheit hatte.

"Du vernaschst deinen neuen Lebensgefährten jetzt schon?", fragte ich lächelnd und trat mehr in den Raum. Der Fernseher lief und da dieser der einzige war, der der Wohnung Licht spendete, schaltete ich die kleine Lampe im Flur ein.
"Können wir bitte damit aufhören?", klagte er lachend, "Ich wollte mein Eis genießen, aber jetzt frage ich mich immer, welches Geschlecht es hat und du weißt nicht, wie das einem den Appetit verdirbt."
"Weil du nichts weibliches, männliches oder neutrales essen willst?"
"Weil ich Mitleid habe! Wie würdest du dich fühlen, wenn du nicht weißt, welches Geschlecht du hast?" Traurig nahm er einen weiteren Löffel.

Ich musste lächeln, er war so pur. Ein Mensch, der wirklich einem Engel glich.

Ich ging vor und setzte mich neben Jimin auf die Couch und er wurde stiller, schien nachzudenken.

"Das ist mein dritter Geburtstag ohne ihn", sagte er dann nach einer Weile. Seine Stimme trug ein Bedauern mit sich. Wie eine Wunde, welche nie behandelt, sondern von der erwartet wurde, dass sie alleine heilen würde.
Ich atmete beschwert aus, er schnitt ein Thema an, das bislang immer totgeschwiegen wurde.
"Jimin-"
"Ich weiß, du hast ja recht. Wenn wir für einander bestimmt wären, würden wir jetzt zusammen sein." Er schniefte einmal und wandte sich wieder seinem Eis zu.

Dass dies nicht nur etwas war, dass ihm gerade zufällig in diesem Moment einfiel, bemerkte ich daran, dass die Luft binnen Sekunden eine Spannung aufgenommen hatte. Er schaffte es, der Konversation mit nur einem einzigen Satz solch eine Tiefe zu geben, dass ich meine Antwort mehrmals überdachte. Jedes einzelne Wort könnte den bisherigen Heilungsprozess vernichten, ihn verletzen oder auf ganz andere Gedanken bringen.

Jimin schaute sich um, bis sein Blick an der Balkontür hängen blieb. Ich sah in seine Blickrichtung und betrachtete den klaren, dunklen Nachthimmel. "Wie es ihm wohl geht?", hörte ich ihn traurig murmeln.

Drei Jahre. Drei verdammte Jahre waren nun seit seinem Gehen vergangen. Seinen Namen sprach man nur ungern aus, eigentlich gar nicht. Es war, als wäre er vor drei Jahren gestorben und an seinem Todestag ließ man seinen verlassenen Freund in Ruhe. Wir redeten normal mit ihm, doch wussten, dass ihn wirklich jedes Gespräch wieder in die Vergangenheit führen würde, da er sich dieses Datum in den Kopf gebrannt hatte.
Jimin war wie ein zerbrochener Spiegel und wir hielten bettelnd an den Worten fest, dass Scherben Glück brachten.

Ich ließ ihn reden, wollte ihm nicht wieder den Mund verbieten. Es würde immerhin sein Denken nicht stoppen. Dass er nicht darüber redete, hieß nicht, dass wir wussten, worüber sein Innerstes sprach.

"Wo er wohl gerade ist?" Leise verließen die Fragen seine zarten Lippen. "Wer weiß, ob er überhaupt noch lebt? Vielleicht hat er das ganze auch schon beendet..." Ich schaute wieder zu ihm. Man konnte sehen, wie sich Bilder des Erlebten vor seinen Augen abspielten. Er erinnerte sich an eine Beziehung, dessen Dauer kürzer war, als die Zeit, die vergangen war.

"Zum Glück hast du es nicht beendet", war das einzige, was ich hervorbringen konnte.
"Wie denn auch? Ihr habt mir ein Jahr lang nicht mal mehr ein Messer am Esstisch anvertraut", stieß er als Vorwurf aus. Ich sollte wohl, doch ich fühlte mich nicht schlecht. Ich hatte solch eine Angst gehabt, dass er sich etwas antun würde, dass ich ihm alles dazu entzogen hatte. Zumindest in seiner Wohnung hatte sich nichts befunden, was ihm hätte den Tod bringen oder ihn hätte verletzen können. Vielleicht hatte ich überreagiert, mochte sein, aber wer diesen Jungen kannte, wusste, dass der Teufel, sein früherer Begleiter, der einzige war, der ihn am Leben gehalten hatte. Und als Jimin komplett leblos wurde, nachdem er zwei Wochen nicht mal daran gedacht hatte, mit dem Weinen aufzuhören, ging ich kein Risiko mehr ein. Solange dieser Junge unter meiner Verantwortung stand, würde ich mich mit allem was ich ihm bieten konnte, um ihn kümmern. Ich ließ ihn nicht einfach verrotten.

"Hyung?", kam es kläglich von ihm, als würde er sich gar nicht erst trauen, zu fragen. Ich guckte ihn an, versuchte liebevoller als sonst zu wirken. Und schließlich sah er mir auch in die Augen, sie funkelten verängstigt. Seine Stimme zitterte etwas, als er im Flüsterton aussprach:

"Ich vermisse ihn immer noch. Und ich habe Angst, dass ich zu nichts anderes je fähig sein werde."

Das war die Wahrheit. Das, was in seinem Kopf für Chaos sorgte und seine Seele nicht ruhen ließ. Wir machten es nicht besser, indem wir ihm einredeten, dass er einem Feigling hinterherschaute, obwohl dieser schon außer Sichtweite war. Und ich konnte nicht verdrängen, dass mich diese Angst auch plagte. Ich befürchtete, dass Jimin nie über ihn hinweg kommen würde.
Ich breitete meine Arme aus und forderte ihn auf, zu mir zu kommen. "Willst du darüber reden?", fragte ich ruhig, als er meinem Angebot nachkam und zu mir krabbelte. "Darf ich?", fragte er dann und ich nickte, es tat weh, dass er es als Verbot aufgenommen hatte. "Aber keine Tränen, es ist dein Geburtstag." Ich strich durch sein Haar, nachdem er seinen Kopf auf meinen Schoß gebettet hatte und mit den Augen den Film verfolgte, den er schon längst leiser gestellt hatte.

"Ich habe Tage, wie heute. Ich bemerke, wie schön mein Leben eigentlich ist, wie viele Freunde und nette Menschen ich um mich herum habe und wie glücklich ich mich eigentlich schätzen kann, ich meine, ich habe eine eigene Wohnung. Aber ich erwische mich dabei, wie ich in diesem Leben trotzdem nach ihm suche. Ich will, dass er sieht, dass es mir gut geht, ich will ihm zeigen, dass ich davon überzeugt bin, dass ich Menschen interessiere und dass sich Leute um mich kümmern. Diese Wohnung ist toll, aber anstatt froh über die Privatsphäre zu sein, wünsche ich mir, hier mit ihm zu sein. Ich vermisse alles an ihm. Dass er zu faul ist, um aufzustehen. Dass er "Ist essbar" sagt, anstatt zuzugeben, dass es ihm wirklich gut schmeckt.
Aber am meisten vermisse ich wohl sein Lachen. Und seine Lügen. Manchmal erinnere ich mich an die Momente, in denen ich etwas total dummes getan habe und er gelacht hat. Wie es mir peinlich war und ich mich geschämt habe und er deswegen zu mir gekommen ist und..." Er fühlte mit einem Finger über seine Lippen.

"Inwiefern vermisst du seine Lügen?", fragte ich vorsichtig und einfühlsam.
Ich bemerkte, wie sein Atem kurz stoppte und seine Mimik trauriger wurde. "Er hat mir immer gesagt, ich würde ihn nie losbekommen, er würde für immer bei mir bleiben. Und ich habe ihm geglaubt, habe einfach blind vertraut, weil ich dachte, er wäre alles, was ich brauche. Dabei habe ich nicht drüber nachgedacht, ob ich auch alles war, was er brauchte. Ich habe ihm geglaubt, wenn er gesagt hat, dass er mich liebt und... manchmal höre ich es noch. Und dann fange ich an zu weinen..." Seine Stimme verlor an Ton und mein Herz durchfuhr ein kleiner Stich. Ich hatte nicht gewusst, dass er weinte.

"Ich weiß, es ist verwerflich, immer noch darüber nachzudenken und es schön zu finden. Aber ich vermisse sein Lächeln. Ich vermisse seine Stimme und wie er mir sagt, dass alles gut wird. Wie er meinen Namen ausgesprochen und mich behandelt hat."
"Er hat dich schlecht behandelt, das kannst du nicht bestreiten."
"Aber er hat mich geliebt. Bestreitest du das?"
"...Nein."

Er hatte Jimin geliebt. Mit allem was er war und hatte. Dies wagte man nicht zu bezweifeln und genau deswegen fiel es mir so schwer darüber zu sprechen. Jimin verstand es nicht und ich konnte und durfte es ihm nicht erklären. Jeder andere würde sich betrogen fühlen, ihn beleidigen und sich dafür schämen, ihm je vertraut zu haben, aber Jimin zog nicht einmal in Betracht, dass es damals einen Grund gehabt hatte, dass er ihm fremdgegangen war. Er stieß jede Begründung weg, beharrte darauf, dass er es nicht verstand. Er wollte es nicht verstehen, da ihm jeder Grund nur Schmerzen bereiten würde.

"Ich vermisse ihn, Hyung", sagte er, "Ich vermisse seine Umarmungen", er sah zur Decke hinauf, "Bei ihm hat sich die Hölle wie ein Zuhause angefühlt."

Es waren nun Jahre vergangen und er sprach immer noch von ihm, als wäre er der einzige Stern am Himmelszelt, der ihm den Weg nach Hause zeigen konnte. Er hatte ihn wirklich geliebt.

"Aber jetzt ist das hier dein Zuhause. Und irgendwann wird sich das alles legen und du wirst bemerken, dass du auch ohne ihn Leben kannst. Da bin ich mir sicher", sprach ich ruhig und entdeckte die kleine Kette an seinem Hals. Ich strich mit einem Finger darüber, er trug sie immer noch.
Jimin stieß ein leises, von Ironie erfülltes Lachen aus, "Ich weiß, dass ich ohne ihn Leben kann, ich will es nur nicht." Seine nostalgische Stimmung wurde von einem ironischen Lächeln überdeckt. "Er hat mein Herz immer noch. Es ist irgendwo da draussen, verbunden mit seinem. Wie denkst du, soll ich mich hier niederlassen, wenn mein Herz mich nicht begleitet?"

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So
Damit wohl herzlich willkommen zur Fortsetzung von Angel :)
Ich denke Updates werden entweder wöchentlich oder jede zweite Woche kommen, demnach am Wochende
Und Ich glaube solange sich die Sicht nicht ändert, werde ich auch nicht jedes mal Pov Jimin drüber schreiben :]
Hope you like it~

Frohes neues Jahr btw
Habt einen schönen Tag und eine schöne Woche♡

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