Love Rebel 2.0 (Harry Styles...

By fakedemon

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Harry ist alles, was Kris weder will, noch braucht und trotzdem schafft es der beste Freund ihres wahrscheinl... More

Disclaimer
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15

Kapitel 12

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By fakedemon

--- hi peeps,
ich war Abwesend, oops. hoffe, dass ich das alles schnell wieder auf die Kette bekomme 
xx kat ---


Kristina Carter

Kapitel 12


Lockere Nachmittage an denen ich alleine auf unserer Couch liegen konnte, waren heilig für mich, da ich selten in den Genuss dieser Entspannung kam, doch nun hatte ich meine Ruhe und konnte mich endlich in die weichen Federn sinken lassen.

Doch Ruhe und Entspannung überkamen mich heute nicht. Alles was mich umgab waren unangenehme Stille und Existenzängste.

Die Boulevard Seiten waren schnell darin gewesen, die Fotos von Zayn und mir zu kaufen und zu veröffentlichen. Mein Gesicht sprang mich überall an; gekoppelt mit der Frage "Wer ist sie?"

Ich wusste nicht, wie ich mich diesbezüglich fühlen sollte. Am Anfang hatte ich Angst und ich fühlte mich noch immer beobachtet. Ich war alleine, das wusste ich und trotzdem musste ich mich alle paar Minuten vergewissern, dass kein Paar neugieriger Augen in den Loft starrte.

Nikki war noch schlimmer dran als ich. Es hatte den Anschein, als hätte sie ihr Leben in dem Moment an sich vorbeilaufen gesehen, als Zayn und ich zum Van sprinteten.

Louis und Zayn waren wütend - sie schimpften über Gott und die Welt. Louis, weil er wusste, dass seine und Nikkis Liaison nicht mehr lange vor der Öffentlichkeit verborgen werden könne und Zayn, weil er wusste, er hatte es verbockt.

Niall war es egal, alles was er dazu zu sagen hatte war "Es musste ja irgendwann so kommen", wofür er von Louis einen kassierte, als wir den Van verließen.

Liam, der mit Harry in der Villa geblieben war, wusste sofort Bescheid, was passiert war, als wir ankamen und hing schon mit dem Management der Jungs am Telefon.

Harry hingegen war der einzige, dessen Reaktion ich nicht verstand. Er wirkte besorgt - nicht so wie Louis oder Liam - und trotzdem spielte er es mit einem undeutlichen Grinsen herunter. "Mich betrifft es nicht wirklich.", sagte er bloß schulterzuckend als Louis ihn damit konfrontierte, dass die Situation heikel war. Das verwirrendste war, dass er mich die ganze Zeit nachdenklich ansah.

Er hatte Recht, was betraf es ihn schon, dass mein Privatleben bald nicht mehr so privat sein würde, wie bisher.

Unverhofft zuckte ich zusammen, als mein Handy vibrierte und unseren Couchtisch zum wackeln brachte. Jeans Name sprang mich auf dem Bildschirm an und ich wusste sofort, dass das nichts gutes heißen konnte.

Ich blieb stumm, als ich den Hörer abnahm, während ein gellender Schrei vom anderen Ende der Leitung in meinen Ohren schmerzte.

"Wie konntest du mir das bitte verschweigen! Du hinterhältiges kleines Miststück!" Jean gab ein nahezu animalisches Geräusch von sich und stöhnte anschließend genervt aus. "Du mürrisches, hinterhältiges, listiges, falsches Stück Dreck!"

Ich zog anmaßend meine Augenbrauen in die Höhe. Autsch, das saß.

"Ich kann auch auflegen." Ich lehnte mich zurück und ließ mich in den Sofakissen versinken. Wenn ich schon nicht in einem Loch im Erdboden verschwinden konnte, dann konnte ich mich wenigstens für einen Moment in einem Kissen-Fort vor der Welt und ihren alles-sehenden Augen verstecken.

"Werd nicht frech. Du hast mir noch einiges zu erklären." Sie brummte wütend in den Hörer. "Außerdem, hab ich einen Schlüssel zu eurer Wohnung, denk also nicht einmal darüber nach, deinen hinterlistigen Finger auch nur über dieser kleinen Roten Schaltfläche schweben zu lassen."

Ich rollte mit den Augen und seufzte. "Okay, Mum." Ich wandte meinen Blick meinen nicht mehr ganz so frisch manikürten Fingernägeln zu, während ich darauf wartete, dass Jean mir noch mehr Adjektive an den Kopf knallte, die mehr oder weniger charmant umschrieben, dass ich ihr meine Verbindung zu One Direction verschwiegen habe.

"Sprich! Du musst mir alles erzählen, sonst fahr ich jetzt sofort zu dir. Wieso hängst du mit Zayn Malik und One Direction herum?" Sie machte eine Pause. "Und von wem ist dieses scheußliche Hemd?"

"Also," begann ich bedächtig und atmete schwer.

Ich konnte Jean nicht sagen, was Sache war, aber wie sollte ich ihr sonst bitte erklären, dass ich die letzten vierundzwanzig Stunden mit ihrer Lieblingsband verbracht hatte? Über die Verbreitung der Wahrheit hatte ich nicht zu entscheiden und die "Das war reiner Zufall"-Karte würde bei ihr nicht ziehen, doch mir fiel keine Lüge ein. Zumindest keine gute, die sie mir glauben würde.

"Ich weiß, dass das ganze etwas überwältigend ist - glaub mir, mich flasht das ganze auch." Nur auf einer anderen Ebene; Jean war voller Euphorie und ich - ich wünschte mir, dass der letzte Tag nie passiert sei. "Ich kann dir trotzdem keine gute Erklärung bieten." Ich verzog das Gesicht.

Warum konnte es Nikki und meinem hoffentlich-niemals-Schwager nicht kalt lassen, was die Öffentlichkeit zu ihrer Liebe zu sagen hatte? Und warum wurde ich - ich, die niemals etwas mit alle dem, was passiert war und passieren würde, zu tun haben wollte - zum Protagonisten eines Medien-Troubles, der keine Grenzen zu haben schien?

"Gott Kris! Ich bin deine beste Freundin - sag's mir einfach! Es ist schon schlimm genug, dass ich von dem hier durch den Daily Boulevard erfahren musste. Ich dachte wirklich, dass ich dir wichtig sei, doch wie es scheint, stehe ich mittlerweile nicht mehr im oberen Teil deiner Prioritäten."

Ich sah meine beste Freundin genau vor mir, wie sie schmollend und mit den Augen rollend im Schneidersitz auf ihrem Bett saß während sie ihr Handy an ihr Ohr klemmte, um sich ein Glas Rotwein einzuschütten.

"Red' keinen Scheiß, du weißt, wie wichtig du mir bist." Ich kreuzte meine Beine übereinander und starrte an die Decke." Ich legte eine kleine Pause ein und kaute auf meiner Oberlippe herum. "Dass ich dich manchmal ignoriere und nicht auf dem neusten Stand halte, ist ein Zeichen meiner Liebe zu dir!"

"Red' keinen Scheiß!", äffte Jean mich mit arroganter Stimme nach und ich unterdrückte das barbarische Bedürfnis mir mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen.

"Ich wünschte wirklich, dass ich dir die Situation erklären könnte - wirklich - aber ich weiß nicht wie. Noch nicht." Ich seufzte und versuchte noch tiefer in den Sofakissen zu versinken.

Es war als glaubte ich, dass mich das bisschen Baumwolle und Watte vor Jeans Wut beschützen könnten, doch nichts von Menschenhand geschaffene war dieser Aufgabe würdig.

"Reduzier' die Geschichte auf das fundamentale. Ich brauche keine Details. Ich muss einfach wissen, warum du auf einmal ein Groupie bist. Bitte. "Sie zog das i extra lang, doch darauf konnte ich nicht achten, zu sehr verletzte es mich, dass sie mich als Groupie bezeichnete.

"Ich bin kein Groupie! Was zur Hölle denkst du bitte von mir? Hast du schon wieder zu viel Bleiche geschnüffelt?"

"Du weißt was ich meine! Spill the tea!" Ich wusste, dass sie mit den Augen rollte, genau wie ich es in dem Moment tat, wo sie wieder zu sprechen begann.

Ich seufzte leise. "Sagen wir, ich kenne jemanden, der mich dazu gezwungen hat einen Abend mit One Direction zu verbringen? Den Rest kennst du ja."

"Gah, Kristina! Zu so was muss man nicht gezwungen werden! Denk doch bitte einmal, wie ein normaler Mensch!" Sie kreischte die Worte fast in den Hörer und ich war gezwungen, mein Handy weiter von meinem Ohr wegzuhalten, als zuvor, wenn mein Trommelfell Bedeutung für mich hatte und ich es behalten wollte.

"Muss ich dir jetzt wirklich erklären, wo für mich-"

Ich wurde jäh von einem freudigen Ausruf unterbrochen. "Harry!", rief Jean bloß und etwas zog sich in mir zusammen. Ich sollte für jedes Mal, an dem dieser Name gegen meinen Willen ausgesprochen wurde fünf Pfund bekommen - ich könnte innerhalb von einer Woche so viel Geld sammeln um für zehn Generationen auszusorgen. Wie schön das Leben doch sein könnte.

Gerade wollte ich das kreischende Etwas am anderen Ende der Leitung fragen, was es mit diesem psychopathisch wirkenden Verhalten auf sich hatte, da blubberte Jean auch schon weiter.

"Das Hemd! Das Hemd ist von Harry!" Sie verfiel in Schnappatmung! "Harry Styles - du trägst Harry Styles' Hemd! Ich kann das nicht glauben!"

"Ach, das..." Ich verzog mein Gesicht. "Ich will das gar nicht glauben.", murrte ich leise und blickte an mir herunter; ich war noch immer in diesem blauen, von weißen Herzchen überzogenem Gefängnis eingesperrt und da es mir wieder auffiel, störte es mich auf ein Neues. Der Geruch eines scharfen Aftershave stieg mir wieder in die Nase. "Danke, dass du mich dran erinnert hast. Ich muss echt-"

"Du darfst nie wieder duschen gehen! Du musst das Teil rahmen!" Jean blubberte fröhlich weiter, unbeirrt davon, dass ich versuchte ihr mitzuteilen, dass dieses Hemd - oder allein der Gedanke daran - mich nicht mit Freude erfüllte, wie es bei ihr der Fall war. "Wonach riecht es?" Sie machte eine Atempause. "Kann ich es haben?"

"Es riecht..." ich machte eine Pause. Gut, wenn nicht sogar umwerfend - auf die positivste Weise, so ungern ich mir das auch eingestehen wollte. Es roch männlich: nach verbranntem Holz und dunklen Blumen mit einem Hauch Minze. „Nach Mann?", beendete ich meinen Satz. „Da gibt es nicht viel zu zu sagen. Es riecht halt einfach nach Herrenparfüm.", setzte ich schnell noch an als Jean nichts sagte.

„Ich glaube dir nicht. Der kann nicht nach 0-8-15  Parfüm riechen.Guck ihn dir doch an!"

Ich rollte mit den Augen. „Ich hab ihn mir angeguckt. Mehr als genug." Meine Zähne umklammerten meine Unterlippe wieder, während Jean einverheißungsvolles „Ulala!" von sich gab.

Von einem distanzierten Standpunk aus betrachtet, sah Harry gut aus. Er war groß, hatte gelockte lange Haare, moosgrüne grüne Augen, Grübchen, breite Schultern und ein verführerisches Lächeln. Ein strahlendes Äußeres, stand also im Konflikt mir einer verdorbenen, unschönen Persönlichkeit. Seine Art und sein Auftreten ruinierten ihn.

Also ja, ich hatte ihn mir angesehen. Und was ich sah gefiel mir, doch alles weitere, schubste mich von ihm weg.

„Dann ist da also doch mehr, na los! Erzähl schon!"

„Warum sollte da mehr sein? Wenn man mehrere Stunden zusammen mit anderen in einem Raum sitzt guckt man sich um. Du musst nicht immer in alles mehr interpretieren, als nötig." Meine Antwort war zickig. Jean konnte genau hören, dass sie einen Nerv getroffen hatte, das wusste ich.

Egal was war, Harry war mir nicht geheuer; er strahlte etwas aus, das ich nicht entziffern konnte und wenn ich zu ihm blickte, überfiel mich stets dieses Gefühl, das versuchte mir mitzuteilen, dass ich ihn kannte.

„Kriiis." Jeans mahnende Stimme zog meinen Namen länger als nötig. „Könnte es sein, dass du Gefallen an dem grünäugigen Schönling gefunden hast?" Man musste keine Experte auf der Jean-Ebene sein, um zu wissen, dass sie ihre Augenbrauen verheißungsvoll in die Höhe zog, während sie sprach.

Ich schnaubte verächtlich. Er sah gut aus, aber gefiel mir das gesamte Bild? „Ich bitte dich. Er ist nicht mein Typ."

Sie seufzte. „Er ist halt kein Surfer Sunnyboy mit schlecht blondierten Haaren."

Ihre Äußerung brachte mich dazu meinen Kiefer zu verhärten. Ich wusste, worauf sie anspielte und sie wusste, dass sie gefährliches Terrain betrat. „Du bewegst dich auf Glatteis. Du weißt, dass das nicht mein Typ ist."

„Dann gib einfach zu, dass du auf Harry abfährst! Keiner wird dich verurteilen, bloß weil, du aus deinen eiskalten, desinteressierten Gewohnheiten ausbrichst! Du kannst nicht abstreiten, dass er gut aussieht – ich will ja nicht, dass du sagst, dass du ihn heiraten willst!" Ihre Stimme klang wütend und sie atmete angestrengt. Das Mädchen sollte besser mal auf ihren Blutdruck achten anstatt mich so anzufahren.

„Fein! Er sieht gut aus – sehr gut sogar! Bist du jetzt zufrieden?" Wütend blickte ich an die Decke.

„Ja, verdammt nochmal!" Jeans Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.

Dieses Mädchen trieb mich noch in die Verzweiflung. „Können wir jetzt das Thema wechseln?" Ich schloss die Augen und massierte meinen Nasenrücken.

Ein zustimmendes Geräusch ertönte am anderen Ende der Leitung und plötzlich lachte Jean.

„Was ist jetzt wieder? Ich bin echt nicht in der Stimmung für Drama."

„Reg' dich ab. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich gerade mit dir über Harry Styles' Aussehen diskutiere. Das und ich kann einfach nicht glauben, dass du ihn in Natura gesehen hast. Und du hattest ein Oberteil von ihm an!" Wieder kam ein kleines Kreischen durch den Hörer.

R.I.P. an mein Trommelfell.

„Du kennst One Direction! Man Kris, ich würde dich dafür töten an deiner Stelle sein zu können!" Der Ernst in ihrer Stimme beunruhigte mich.

„So viel bin ich dir also wert? Wow, gut zu wissen."

„Wir können im Jenseits weiter befreundet sein." Sie lachte leise. „Nein, Spaß beiseite." Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen. „Ich würde übrigens an deiner Stelle deinen Twitter Account auf privat stellen."

Ich legte meine Stirn verdutzt in Falten. „Wieso das?"

„Na ja, ich schätze es ist nur eine Frage der Zeit bis die Presse dich findet. Die müssen nur durch die Follow-Listen der Jungs gehen und schon haben sie dich."

„Das ist gute Werbung für mich und meine Marke, ich sehe da kein Problem drin."

Um ehrlich zu sein, war es meine kleinste Sorge, dass die Presse meine sozialen Medien durchforstete. Viel mehr ängstigte mich hingegen der Gedanke, dass sie mich finden könnten. Einen Account kann man kontrollieren, seine Privatsphäre im echten Leben hingegen nicht.

„Dann mach' dich auf einen Shitstorm ungekannten Ausmaßes gefasst." Sie räusperte sich. „Die Fans können dich nicht Leiden, denn bis zu Zayns Statement vor einer halben Stunde galtest du noch als seine Affäre und jetzt... bist du Harrys Groupie."

Das Geräusch von Jeans Fingern, wie sie über ihre Tastatur flogen begleitete das Tosen, was in meinen Ohren entstand.

Großartig, die Welt dachte, dass ich – ein Niemand aus London, der OneDirection nicht einmal leiden kann – was mit Harry Styles am laufen hatte. Einfach nur großartig.

„Maus, kannst du bitte dafür sorgen, dass dieses Wochenende nie passiert ist?" Ich schmollte die Decke an. Die Jungs mussten das klarstellen.

Jean lachte. „Wo ist die Kris von vor zwei Minuten hin? Die, die ihren Vorteil aus der Situation ziehen wollte?"

„Sie kann Harry einfach nicht leiden und will nicht, dass ein falsches Bild von ihr in die Öffentlichkeit getragen wird."

„Wirklich nicht? Aber wir haben uns doch darauf geeinigt, dass er ein Leckerbissen ist!", stieß Jean trotzig hervor.

„Jetzt geht es aber um seine Persönlichkeit." Ich seufzte. „Ich kann ihn nicht ab. Er ist überheblich, eingebildet und ein Prolet, wie er nur im Bilderbuch steht. Und ich kenne ihn gerade mal seit einem Tag." Ich stöhnte genervt auf. „Ich finde, dass das alles für sich spricht."

„Das kann ich dir nicht glauben, Schätzchen." Jean ließ eine leise Kette von tz's vernehmen. „Harry Styles ist nie und nimmer so, wie du ihn beschreibst. Er ist eine Zuckerschnecke, ein wahres Goldstück!"

Ich prustete laut los. „Glaub mir, das ist er nicht. Sein Ego steckt irgendwo in den Wolken, was zwar bewundernswert ist, aber nur vom unteren Ende der Skala."

Jean lachte wieder auf. „Die ewig verbitterte, männerhassende Kris; wie ich sie vermisst habe." Ihre Worte trafen in einem leisen, einem Singsang gleichenden Säuseln auf meine Ohren. Als Reaktion darauf, verschwanden meine Augen in ihren Höhlen.

„Und das war mein Stichwort, mich von dir zu verabschieden. Es war schön mit dir, ich melde mich nie wieder."

Jean kicherte. „Oh, boo-hoo, tut dir Wahrheit so weh? Ich bitte dich Kris, spring über deinen Schatten – versuch Spaß an der Welt zu-"

„Danke Jean, dein Rat gehört auf die Seiten eines Seelsorge-Magazins für traurige Singles, aber nicht in meine Ohren. Man hört sich!"

Schnell legte ich auf. Es war immer wieder aufs neue faszinierend, zu sehen, wie Jean ihre Grenzen austastete, sie sah - und vollkommen über sie hinweg trampelte. Es war ein Talent, mit dem glücklicherweise nur wenige Menschen glänzen konnten.

Mein Handy fand schnell wieder seinen Weg auf den Couchtisch zurück und ich kuschelte mich wieder in die übergroße Wolldecke ein, in der ich mich vor der Welt versteckte.

Ich war vollkommen übermüdet und vom Tag mit genommen, doch als ich meine Augen schloss wurde ich nicht, wie erwartet, in Schwärze gehüllt; stattdessen blitzten die Lichter tausender Kameras vor meinen Augen auf und ich setzte mich wieder aufrecht hin.

Wie hielten die Jungs das aus? Ich mochte mein verstecktes, nur teilweise öffentliches Leben viel zu sehr, um diese schiere Verfolgung gutheißen zu können.

Ich schaltete den Fernseher an und wählte den nächstbesten Sender aus, auf dem eine Tratsch-Sendung lief.

Wieder einmal bewies es sich, dass die Welt ein winziger Ort war, denn alles worüber in der Welt der Stars und Kameras berichtet wurde, war die Sensation, dass die Mitglieder der  Boyband mit unbekannten Normalos verkehrten.

„Laut neusten Erkenntnissen scheint Harry Styles vorerst vom Markt zu sein." Die nasale Stimme einer großbusigen Blondine drang an meine Ohren. Sie verzog ihr Gesicht und spitze ihre Lippen höhnisch. „Bisher ist das alles jedoch nur Spekulation."

Ich weitete die Augen. Harry ist also vom Markt, weil jemand seine Klamotten trägt? Dann sind Jean und ich wohl schon verheiratet, denn ungefähr die Hälfte der Sachen in meinem Kleiderschrank gehörte ihr.

„Und bis zum Interview der Jungs bei Jordan in New York nächste Woche, können wir nur warten, denn Harry, hat sich noch zu nichts geäußert." Sie grinste falsch. „Wie sagt man so schön, ein Gentleman schweigt und geniest." Sie zwinkerte mit einem blauen Auge der Kamera zu. „Vorerst müssen wir uns also an Nialls und Louis' Fersen heften." Ein künstliches, nasales Kichern kam aus den Boxen unseres Fernsehers geschossen. „Happy Hunger Games, Ladies!"

Ich unterdrückte ein Würgen und änderte schnell den Sender. Jetzt wusste ich, warum alle meiner Freundinnen diese Cassandra verachteten; sie war nicht für das Rampenlicht geboren und sollte sich von allem, was daran angrenzt strengstens fern halten.

„Wenn die Tusse nur wüsste, was sie da für einen Mist redet."

Mein Herz sank mir in die Hose und ich sprang beim Klang von Nikkis Stimme auf.

Nicht die auch noch.

Desinteressiert wandte ich meine Augen dem Fernsehbildschirm zu, auf welchem ein Actionfilm flimmerte und dröhnte.

„Macht es Publik und räumt euren Mist selber auf. Problem gelöst." Anmaßend hob ich die Augenbrauen, während ich mit gedämpfter Stimme sprach.

Das Polster der Couch senkte sich neben mir und ich konnte dem Drang nicht widerstehen, ein Stück weiter in Richtung der Armlehne zu rutschen.

„Du weißt, wie man die richtigen Worte findet." Nikki schien verzweifelt zu versuchen, spöttisch zu klingen, doch stattdessen wirkte sie nur weinerlich.

Sie lehnte sich urplötzlich an meine Schulter und schielte zu mir auf. „Es tut mir leid."

Ich schnaubte. Dachte sie wirklich, dass das reichte, um mich von meinem Hass auf sie abzulenken? Da musste sie sich schon ein wenig mehr anstrengen.

„Du kannst nicht ewig so tun, als wäre ich der Teufel."

„Ist das eine Herausforderung?" Ich hob meine rechte Augenbraue in die Höhe und sah zu ihr.

Sie grinste mich breit an und ließ ein leises Lachen ertönen. „Versuch's doch." Sie knuffte mich in die Seite und ich unterdrückte das Kichern, das ich hervorstoßen wollte, weil es so sehr kitzelte.

Meine Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Fernsehbild zu und Nikki seufzte leise.

„Ich kann dich verstehen okay?" Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Und es tut mir wirklich leid, dass du an meiner Stelle in diesen Mist herein geraten bist," sie atmete tief durch. „Ich verspreche dir, die Sache wird sich klären." Ihre Stimme bebte und ich blickte entnervt zu ihr.

„Du fängst jetzt nicht an zu heulen." Ich legte meinen Arm um sie.

Natürlich, war ich es wieder, die ein Paradebeispiel der Vergebung an den Tag legte. Wo war mein Schrein?

„Das ist nicht deine Schuld. Zumindest nicht komplett." Ich rümpfte die Nase. „Auch wenn du mir vielleicht ein Shirt hättest mitbringen können, wenn du dich schon dafür entscheidest mich gegen meinen Willen bei denen festzuhalten."

Sie grinste müde.

„Ich hoffe wirklich, dass die Situation sich klärt, denn ich will wirklich nicht, dass ich für die Öffentlichkeit Harry Styles' Groupie bin. Nicht cool."

„Oh glaub mir," Sie rollte mit ihren Augen. „Das will ich auch nicht."

„Nein? Was ist aus der Nikki geworden, die mich um jeden Preis mit denen verkuppeln wollte?" Ich machte eine bedächtige Pause. „Nicht, dass mich das stört – ich bin bloß neugierig."

Sie lachte leise und schielte grinsend zu mir. „Harry ist kein Typ für Groupies. Wenn, dann sollte das was Ernstes sein."

Ich schob sie unsanft von mir weg. „Okay, ich nehme das zurück, scheiß auf meine Neugier – ich will dieses Gespräch nicht weiter führen."

Sie kicherte und legte sich ans andere Ende der Couch. „Entspann dich." Sie rollte mit den Augen. „Ich sag ja nicht, dass ihr heiraten sollt. Lern' ihn erstmal kennen, dann können wir darüber sprechen."

Urplötzlich täuschte ich ein Würgegeräusch vor. „Bitte hör auf."

Sie rollte irritiert mit den Augen. „Drama Queen."

„Hey," Ich hob anmaßend meinen Zeigefinger. „Diese Drama Queen hasst dich immer noch ein Bisschen und könnte sich diese Wohnung locker alleine leisten." Ich funkelte sie wütend an, doch sie grinste bloß wissend und verschränkte ihre Arme.

Ihre Augen wanderten an die Decke und sie ließ ihren Blick über die hellen, hoch gelegenen Paneele schweifen. „Dann muss ich mir wohl eine andere Mitbewohnerin suchen, die mit mir nächste Woche nach New York fliegt." Sie zuckte lässig mit ihren Schultern.

„Ja, das-" Ich machte eine kurze Pause.

Was hatte sie da gerade gesagt? New York? Fliegen? Nächste Woche? Was?

„Sag das noch einmal."

Sie stöhnte genervt auf. „Dann muss ich-"

Ich rollte mit den Augen und trat in ihre Richtung, erwischte ihr Schienenbein jedoch nur knapp mit meinem Fuß.

„Ach das..." Sie löste ihre Arme aus ihrer verschränkten Haltung und betrachtete sie gespielt gelangweilt. „Ich fliege nächste Woche nach New York und wollte dich fragen ob du mitkommst, aber du willst mich ja-"

Ich ließ ihr keine Chance den Rest des Satzes auszusprechen und schnellte sofort zu ihr hervor um meine Arme um ihren Hals zuschließen. „Ich liebe dich, du bist meine liebste große Schwester, danke, danke, danke!"

Ich spürte das Vibrieren ihrer Brust unter meinem Körper als sie lachte und versuchte mich von sich wegzustoßen. „Du bist so verdammt einfach rumzukriegen, es ist fast schon gefährlich."

Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und sah sie ernst an. „New York. Wir sprechen hier von einem gratis Trip nach New fucking York, Baby, da stelle ich keine Fragen!"

Ich hätte Fragen stellen sollen, doch für einen kurzen Moment konnte ich nicht anders als mich der Euphorie hinzugeben, die meinen Körper überfiel als ich daran dachte nach New York zu fliegen – in die Stadt der Träume und endlosen Möglichkeiten.

Ich hätte Fragen stellen sollen, denn jedes Hoch hat ein Tief und mein Tief war es, dass ich mich selbst dazu verdammt hatte eine Woche mit One Direction in New York verbringen zu müssen. Und darüber wurde ich mir erst klar, als ich fünf Tage später am Morgen des Flugs von einem Alptraum begrüßt wurde, der mich mit grünen Augen und schief grinsenden Grübchen in meiner eigenen Hölle willkommen hieß.



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