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By love_shelly

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«Die Groupies warten normalerweise vor den Umkleidekabinen», riss mich eine dunkle Stimme aus der Trance. Ic... More

Prolog
Kapitel 1 -Achterbahn der Gefühle
Kapitel 2 - Fluchtpläne
Kapitel 3 - Belästigungen
Kapitel 4 - Gang zur Hölle
Kapitel 5 - Lunchdate
Kapitel 6 - zerplatze Seifenblasen
Kapitel 7 - Kinderarbeit
Kapitel 8 - schuldig im Sinne der Anklage
Kapitel 9 - sieben Sekunden
Kapitel 10 - Blicke sagen mehr als Worte
Kapitel 11 - Prinzipien
Kapitel 12 - Geschwisterliebe
Kapitel 13 - metaphorisches Sahnehäubchen
Kapitel 14 - Schnapsleiche
Kapitel 15 - Rache ist Blutwurst
Kapitel 16 - täglich grüßt das Murmeltier
Kapitel 17 - De nada
Kapitel 18 - ein Meer aus Ponpons
Kapitel 20 - Zuckerbonbons
Kapitel 21 - soziale Schmach
Kapitel 22 - Candlelightdinner
Kapitel 23 - nach mir die Sintflut
Kapitel 24 - aufgeblasene Gummiente
Kapitel 25 - Käsefüße
Kapitel 26 - Offenbarungen
Kapitel 27 - Enttäuschungen
Kapitel 28 - die falsche Seite
Kapitel 29 - nichts als die Wahrheit
Kapitel 30 - eine Strafe kommt selten allein
Kapitel 31 - ein Ass im Ärmel
Danksagung

Kapitel 19 - eins, zwei, Kuss

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By love_shelly

Angelehnt an der unscheinbaren, grauen Wand des Toilettenhäuschens, beobachtete ich still die wachsende Menschenschlange vor den Türen.

Hoffentlich hockt meine Schwester nicht wieder kotzend vor der Schüssel und blockiert stundenlang eine Kabine, dachte ich noch, während ich zusah, wie zwei etwas jüngere Mädchen sich sichtlich über die Wartezeit aufregten.

«Wir haben dich schon überall gesucht», sprach eine dunkle Stimme, die ich erst falsch zuordnete. Ich riss mich von dem Anblick dreier betrunkener Typen, die mich ungeniert angafften, los. Langsam drehte ich mich herum und verfluchte innerlich meine unbegründeten Hoffnungen.

Samantha lächelte mich an, als wäre nichts geschehen und ließ sich gegen die flache Brust des rotblonden Jungens neben ihr fallen. «Bist du diese Nervensäge endlich losgeworden?» Ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem breiteren, echter wirkenden Grinsen. Sie wartete meine Antwort garnicht erst ab, sondern zog mich einfach an meinem ausgeleierten Ärmel zu sich. «Super. Dann können wir ja endlich gehen», bestimmte sie und fuhr sich mit einer Hand durch das widerspenstige Haar.

«Aber das Spiel ist doch noch nicht vorbei...oder?» Meine Aussage war in einer unsicheren Frage ausgeatet. Trotzdem folgte ich den Beiden wie ein herrenloses Hündchen zum Ausgang.

«Stimmt schon, aber ist dir das so wichtig? Du kannst auch wieder zurückgehen, wenn du unbedingt möchtest.» Der rotblonde Fremde tat so, als hätte ich eine Wahl.
Kathlyn, die inzwischen dabei sein müsste, ihre Hände zu waschen, hatte ich einfach sitzen gelassen und außer ihr kannte ich niemanden, zu dem ich gehen könnte.

«Abgesehen davon verstehst du doch sowieso nichts vom Rugbyspielen, oder, Blondie?» Sam harkte sich lachend bei mir unter und der Unbekannte stimmte mit ein, einen Arm besitzergreifend um Samanthas Hüfte geschlungen.

Ich spielte die Unnahbare. «Nein, ihr habt Recht, passt schon.»

Am Tor angelangt, verschwand die Ausgelassenheit der Latina wie auf Knopfdruck und eine nicht erklärbare Anspannung legte sich um ihre reinen Gesichtszüge. Ungläubig beobachtete ich das Geschehen, während sie sich aus der Umarmung des Types wandte, die sie bis dato eigentlich genossen zu haben schien. «David», zischte sie warnend.
Doch bevor ich mich nach dem Grund ihres raschen Stimmungswechsels erkunden konnte, wurden wir von einer Horde misstrauisch dreinschauender Lehrern in Empfang genommen. Oh nein.

Die Erwachsenen umlagerten uns und ich unterdrückte den seltsamen Drang, wie bei einer Festnahme die Arme zu heben.
«Guten Abend, allerseits», pfiff Samantha locker, doch ihre Farce war leicht zu durchschauen. «Mrs Dallas.» Es hätte nur noch ein Knicks gefehlt.

«Guten Abend Samantha, hallo David», begrüßte unsere Direktorin meine Freunde und umschloss mit den Hände ihren schicken royalblauen Seidenschal, den sie sich kunstvoll um die Schultern drapiert hatte. «Ich hoffe ihr genießt das Spiel.» Dann bedachte sie mich mit einem müden Lächeln. «Fiona, es freut mich, dich hier anzutreffen und hoffe, du hast dich gut eingelebt.» Ihre mandelförmigen, weisen Augen wanderten vielsagend zurück zu meiner Begleitung.

Ich nickte abgehackt, vermochte die seltsame Stimmung nicht einzuordnen.

«Natürlich wollten wir unsere Schule tatkräftig unterstützen, aber», Samantha schenkte mir einen messerscharfen Blick. «leider hab ich Dummerchen meinen Pullover in Davids Auto liegen lassen.» Wie zur Verdeutlichung rieb sie sich fröstelnd über die nackten Arme. «Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn die beiden mich begleiten.» Als wolle sie Mrs Dallas in ein gutgehütetes Geheimnis einweihen, neigte sie sich vor. «Schließlich bin ich ein hilfloses Mädchen und wir wissen ja beide, dass manche hier verbotenerweise das eine oder andere alkoholische Getränk zu sich nehmen.» Wüsste ich es nicht besser, hätte sogar ich ihr diese Show abgekauft.

Plötzlich meldete sich ein französischer Akzent zu Wort. «Mrs Dallas, mit Verlaub, aber ich glaube diese Kinder führen etwas im Schilde.» Meine kleingewachsene Biologielehrerin kräuselte ihre spitze Nase, als rieche sie Verrat. «Fiona Dyson», begann sie und erzeugte eine bedeutungsschwangeren Moment der Stille. «hat in meinem Klassenzimmer keine Sekunde verschwendet, um meinen Unterricht gezielt zu sabotieren.»

Reflexartig verformten sich meine Augen zu schmalen Schlitzen. «Ich verhalte mich genau so, wie es die Kompetenz der Lehrperson es zulässt.» Der schippige Unterton schien keinem der Erwachsenen zu gefallen, nur Samantha zwinkerte mir unterstützend zu.

Mrs Dallas öffnete entsetzt den Mund, um mir einen Vortrag zu halten oder eine Sanktion zu bestimmen, aber meine Freundin eilte mir zur Rettung.

«Sie können David und mich gerne kontrollieren, Mrs Debois.» Samantha vergrub lächelnd die Finger in den Hosentaschen. «Das ist doch der Grund für dieses Gespräch, oder?»
Das Tempo meines Herzschlages verdoppelte sich.

Dieses Angebot ließ sich die Biologieziege natürlich nicht durch die Lappen gehen. Mit klackerndem Absatz trat sie hervor, strich sich ihre lavendelfabende Tunika und das graumelierte Haar glatt.
«Und als Direktorin wissen Sie genauso gut wie ich, dass Mrs Fairbanks Schulakte bereits reichlich mit Fehltritten bestückt ist», beteuerte sie scheinheilig.
Es wunderte mich, dass sie keine durchsichtigen Plastikhandschuhe trug, als sie mit offenkundigem Abscheu meine Freunde abtastete und Davids Tasche durchsuchte.
Ohne Erfolg. «Die Kinder sind sauber», bestätigte sie. Der enttäuschte Unterton war kaum zu überhören.

Erleichtert atmete ich aus, ohne bemerkt zu haben, dass ich die Luft angehalten hatte.

«Das grenzte ja an sexueller Belästigung», scherzte David später.

«Gibs doch zu, du stehst drauf», feixte Samantha. «Oh Madame, Oh Madame Debois, genau da!» Viel lauter und theatralischer als eigentlich notwendig, stöhnte sie mit übertriebenen französischen Akzent.

Unser kindisches Kichern war das Einzige, was außer der leiser werdenden Geräuschkulisse, die vom Sportplatz aus zu uns rüberdrang, durch die einsame Natur schallte.
Gemächlich wirbelten unsere Füße den rostbraunen Schmutz auf und der graugrüne Kies knirschte lautstark unter den Sohlen, während wir den dunklen Weg zum Parkplatz entlangschlenderten.

«Samantha, warum hab ich dich eigentlich die ganze Woche nicht in der Schule gesehen?», platzte es irgendwann aus mir heraus. «Ich hätte deine moralische Unterstützung sehr gut gebrauchen können.»
Wie von selbst gedachte ich dieser einen verhängnisvollen und ebenso ungewollten Spanischstunde.

Meine so scheinbar simple Frage entlockte David prompt ein ansteckendes und kehliges Lachen, das er mit einer Hand zu verstecken versuchte.
Ungläubig zog ich eine Augenbraue hoch, mit dieser Reaktion hatte ich nicht gerechnet.
Samantha hingegen verdrehte nur die Augen, die in der Dunkelheit wie die einer diebischen Elster glänzten. «Jaja, David. Mach dich ruhig lustig.» Sie schlug spielerisch nach ihm. «Ich wurde Dienstag für die restliche Woche suspendiert», erklärte sie schließlich seufzend, als hätte sie diese Story schon hunderte Male zum Besten gegeben.

«Das war also das, was Mrs Debois gemeint hatte», schlussfolgerte ich leise. Da ich keine Antwort erhielt, wusste ich, dass es stimmte.

Erst als wir knapp siebenhundert Meter weiter die Kofferraumklappe des verbeulten Fiats öffneten und ich die durchsichtigen, munter vor sich hingluckernden Flaschen voller hochprozentigem Alkohol vorfand, fiel mir siedenheiß ein, was ich die ganze Zeit naiverweise mit mir herumgetragen hatte.
«Oh mein Gott!», platzte es aus mir heraus. Wie angewurzelt stierte ich die kleinen Tütchen mit undefinierbaren, bunten Pillen und Grünzeug an, die David aus dem Handschuhfach hervorkramte.

«Was ist?» David ließ die Drogen in seiner schwarzen Bauchtasche verschwinden, als handelte es sich um Gummibärchen.

Wortlos zog ich den Flachmann aus meiner warmen Pullovertasche hervor und hielt ihn gegen das schwache Licht der Straßenlaterne, sodass er verheißungsvoll glänzte.

Samantha hatte mich schamlos ausgenutzt und ich hatte es einfach hingenommen.
Wäre ich erwischt worden..
Ich traute mich kaum, meine Gedanken fortzuführen.

Samantha lachte, lachte mich aus. Dieses Mädchen war alles andere als hilflos, dachte ich und sah meinen Freunden beim Schenkelklopfen zu. «Hab dich nicht so», spottete die temperamentvolle Latina, ohne eine Miene zu verziehen. «David, Baby, guck mal.»

Besagtes Kleinkind hielt inne, sein Depot an Alkohol in seinem camouflagefarbenden Rucksack zu verstauen. «Oh. Das war knapp.» Er grinste dreckig und gab mir im Vorbeigehen einen festen Klaps auf den Hintern. «Gut gemacht, Neuling.»

«Fiona», fauchte ich korrigierend und hätte ihm am Liebsten alle Finger einzelnd gebrochen. «Das ist überhaupt nicht witzig!»

Doch bevor ich handgreiflich werden konnte, schnellte eine andere Hand hervor. Samantha stellte sich beschützend vor ihren sexistischen Freund und verstärkte ihren Griff um mein Handgelenk, bis es kribbelte und ich mich ein wenig entspannte. «Er ist es nicht wert, Dyson.»

Und dann, ehe ich mich versah, lehnte sie sich vor und presste ihre vollen Lippen auf meine.

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