𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖

By DasLebenLesen

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Luxe Warner, frische 17 Jahre alt, verliert bei einem Unfall seine Eltern, weitere Verwandte hat er keine. Ka... More

Prolog
Wut
Überraschung
Hinterlist
Neugier
Frustration
Langweile
Freude
Schock
Zufriedenheit
Hass
Mordlust
Angst
Hoffnung
Zärtlichkeit
Nouveau Emotion
Melancholie
Glücklich
Genervt
Lesenacht Teil 1
Lesenacht Teil 2
Lesenacht Teil 3
Lesenacht Teil 4
Lesenacht Teil 5
Aufregung
Nachdenklichkeit
Erinnerungen
Unruhe
Trauer
Heimat
Verbundenheit
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Euphorie
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Verzweiflung

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By DasLebenLesen

Luxe

Mit einem genervten Grummeln rollte ich mich auf die andere Seite des bequemen Bettes und wedelte mit einer Hand. Irgendetwas war da, etwas was kitzelte und mich einfach nur aufregte.

Erst ein leiser, schmerzerfüllter Aufschrei ließ mich die Augen öffnen und nach dem Störenfried Ausschau halten. Sobald ich meine Augen komplett geöffnet hatte merkte ich, dass ich nicht in meinem gewohnten Zimmer in diesem Bonzenhaus der Familie Peterson lag, sondern in einem türkisfarben gestrichenen.

Langsam kamen die Erinnerungen an die letzte Nacht wieder und schlagartig wurde mir klar, wer eben geschrien hatte. Sofort ließ ich meinen Blick über das Kissengewühl gleiten und entdeckte die Quelle des Rufs direkt neben mir.

„Alles klar?", wollte ich mit vom Schlaf noch rauer Stimme wissen und blickte fast schon desinteressiert zu meiner Freundin, Leyla.

Sie war mit ihren dunklen Haaren und Augen schon ein Blickfang und nebenbei mit dem schlanken, großen Körper eines der begehrtesten Mädchen der Schule, doch mir bedeutete sie nicht viel mehr als eine meiner anderen Freundinnen, von denen ich in den letzten Monaten schon mehr als genug gehabt hatte.

„Nein, du hast mich geschlagen", riss sie mich aus meinen Gedanken.

Überrascht sah ich das schmollende Mädchen an. Dann kam mir die Situation vom Anfang meines bewussten Denkens wieder in den Sinn und ich zog Leyla seufzend an mich.

„Ich wollte dich doch gar nicht schlagen. Deine Haare haben mich nur gekitzelt."

Schlagartig änderte sich ihre Miene und meine Freundin grinste mich leicht zweideutig an.

Leyla fuhr mit einem Finger meine Tattoos nach und meinte leise und mit, wie sie wohl fand, sexy Stimme: „Du könntest es ja wieder gut machen..."

Dabei wanderte ihre Hand zielsicher in südlichere Gefilde. Ich jedoch blickte nur gelangweilt zu ihrem Wecker. 11:25 Uhr. Shit. Ich hätte schon vor 25 Minuten bei den Petersons sein müssen, um zu Familie Nummer 4 zu kommen.

„Sorry, ich muss mich beeilen. Bin schon echt spät dran", teilte ich meiner Freundin mit.

Ich schob mich aus dem Bett, zog dabei fast die Hälfte der hier versammelten Kissen aus dem Bett und landete schlussendlich nach einer grazilen Rolle auf beiden Füßen.

Ohne Leylas lüsternen Blick zu beachten, zog ich mich an und verschwand nach einem kurzen Kuss. Schlecht gelaunt marschierte ich die Treppe des Normalverdienerhauses herunter und rannte dabei Leon, Leylas älteren Bruder, fast um.

Leon sah Leyla echt ähnlich, nur war er noch größer, breit wie ein Schrank und wirkte doch recht angsteinflößend. Mit dem Typen wollte man sich echt nicht anlegen.

Doch ich verzog keine Miene und marschierte nach einem kurzen Nicken aus dem Haus heraus. Den Fußmarsch von etwa zwei Kilometer lief ich zügig, hörte Musik und ließ meine Gedanken etwas schweifen.

Ich sollte es ihr echt sagen, schoss es mir unvermittelt durch den Kopf. Leyla wusste nicht, dass ich fast 400 km weit weg ziehen würde und wenn es nach mir ginge müsste sie es nie erfahren, aber da sie meine Freundin war musste das wohl oder übel passieren.

Und ich sollte mit ihr Schluss machen, eine Fernbeziehung wollte ich nicht haben und Leyla bedeutete mir einfach nicht genug. Kein Mädchen hatte mir bisher viel bedeutet und auch kein Mädchen würde mir jetzt viel bedeuten.

Ich zuckte bei dem verräterischen Gedanken zusammen und presste meine Lippen zusammen. Shit, das Thema sollte eigentlich schon längst vom Tisch sein. Ich stand nicht auf Typen, auch wenn mein Körper und meine Ex-Freundinnen das anders sahen. Verräter, allesamt.

Indem ich mein Handy aus meiner Hosentasche zog, unterbrach ich meine teils wütenden, teils besorgten Gedanken und konzentrierte mich auf die Uhrzeit. 11:50 Uhr. In etwa 15 Minuten würde ich ankommen und wahrscheinlich direkt verschwinden, also sollte ich lieber jetzt Leyla anrufen und nicht erst, wenn alle das Gespräch mitbekommen würden.

Seufzend wählte ich die Nummer meiner Freundin und wartete darauf, dass sie endlich abnahm.

„Hey Babe, warum rufst du an?"

Ich hasste es, wenn sie mich Babe nannte. Und das hatte ich auch schon oft genug gesagt.

„Ich muss dir was sagen. Ich ziehe weg."

„Wie bitte? Warum hast du mir das nicht schon längst gesagt?"

Ich verzog aufgrund ihrer geheuchelt hysterischen Worte das Gesicht.

„Weil ich es nicht für nötig gehalten habe. Und kommen wir zu dem eigentlichen Grund meines Anrufs zurück: Ich sehe keinen Sinn in einer Fernbeziehung."

Kurze Stille auf der anderen Seite des Hörers.

„Was willst du mir damit sagen?"

„Ich mache Schluss."

„Wie bitte?"

War das Mädchen wirklich so schwerhörig?

„Ich mache Schluss, Leyla. S-C-H-L-U-S-S."

„Und das sagst du mir über das Telefon? Du bist so ein Feigling, Luxe."

Ich zuckte mit den Schultern, dann fiel mir auf, dass sie das am anderen Ende der Leitung ja gar nicht sehen konnte.

„Mag sein, aber ich hatte wirklich keinen Bock auf eine Prügelei mit Leon."

Damit legte ich auf, stellte mein Handy auf lautlos und schob es zurück in meine Hosentasche. Dann sah ich mich um. Die Häuser um mich herum wurden langsam immer größer, die Gärten gepflegter und die Autos teurer.

Ich schnaubte nur leise und blendete die reichen Schnösel aus, welche mich entweder seltsam von der Seite ansahen oder mit falschem Lächeln grüßten. Wie ich es hier hasste.

Da konnte ich nur hoffen, dass meine neuen Pflegeeltern etwas normaler lebten, auch wenn es im Endeffekt sowieso egal war. Ich würde sie genauso von mir stoßen und zur Verzweiflung treiben, wie alle anderen auch.

Kaum hatte ich diesen offensichtlichen Entschluss gefasst, da sah ich auch schon das riesige Haus am Ende der Straße, welches von einem hohen Zaun und einem schon etwas älteren Eisentor von der Außenwelt getrennt wurde.

Ich hasste die ältere Villa, sie wirkte von außen und inne einfach viel zu sauber, alles war zu gepflegt, selbst die Baumgruppe am hinteren Ende des Grundstücks war perfekt getrimmt.

Und sonst war alles ziemlich alt. So musste ich jetzt einen rostenden Schlüssel in das Schloss stecken und herum drehen. Erst dann öffnete das antike Tor die Pforten zur Hölle. Mit einem angestrengten Schnauben ließ ich das Tor mit einem lauten Scheppern zufallen, machte mir nicht die Mühe es wieder abzuschließen und schlurfte auf das Haus zu.

Auf dem Vorplatz der Villa erkannte ich sofort zwei Autos, welche eigentlich nicht hierhin gehörten. Das eine kannte ich, das gehörte meiner zuständigen Jugendbetreuerin. Sie war recht nett, aber eindeutig überarbeitet.

Das andere Auto war eine G-Klasse in mattschwarz und machte mir sofort klar, dass ich es wieder mit einer Familie zu viel arbeitender Eltern und zu schlecht erzogener Kinder zu tun haben würde.

Manchmal fragte ich mich echt, ob ich vielleicht eine Strafe für das arrogante Benehmen der Familien sein sollte oder ob sie die Strafe für mein respektloses Verhalten waren. Beides war absolut denkbar.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als die Tür aufgerissen wurde und Herr Peterson, von mir auch Schnösel 1 genannt, auf mich zu kam. Schon über die wenigen Meter, die uns trennten, erkannte ich die Wut des etwas zu dick geratenen Mannes.

Während ich mich noch fragte, ob der Mann mich mit dem Tempo vielleicht umrennen und zu Boden walzen wollte, blieb er vor mir stehen. Er stank nach Schweiß und unter seinen Armen, die er jetzt in die Höhe riss, erkannte ich dunkle Flecken. Igitt.

„Luxe, wo warst du? Ich habe dir doch gesagt, dass du da bleiben sollst, da die McLaneys schon recht früh kommen. Aber nein, der Herr musste ja feiern gehen. Du stinkst nach Alkohol, da wird einem zum Kotzen zumute.

Hast du überhaupt eine Ahnung, wie wir jetzt auf das Amt wirken?..."

Der Mann sprach ohne Punkt und Komma, warf mit Worten nur so um sich und sprang ohne ersichtliches Schema von einem Thema zum nächsten. Seufzend klinkte ich mich aus und sah mir stattdessen den Boden an.

Er war hässlich, dunkles Flaster, helles Flaster, wieder dunkles Flaster, helles...

"Hörst du mir überhaupt zu Luxe?", riss Schnösel 1 mich aus meinen Gedanken.

Ich schüttelte den Kopf verneinend und begab mich, ohne auf seinen entgeisterten Blick zu achten, an ihm vorbei ins Haus.

Dort folgte ich nach einigem Zögern den Stimmen und landete schließlich im Wohnzimmer. Der Raum war groß, holzvertäfelt und mit hässlichen Möbeln vollgestopft. Auf einem der nicht zusammen passenden Sofas erkannte ich Marie, meine Betreuerin.

Auf einem anderen thronte Frau Peterson, Schnösel 2, und trank aus einer für ihre Hände viel zu großen Tasse etwas Tee. Neben ihr saßen ihre Kinder Lili (Schnösel 3) und Leo (Schnösel 4). Die beiden Monster sahen mich natürlich sofort.

Schnösel 3 deutete mit einem ihrer schlecht lackierten Finger auf mich und meinte dann gehässig: „Das Vögelchen hat das Nest betreten und ist bereit, direkt wieder zu verschwinden."

Sofort drehte sich die kleine Ansammlung merkwürdiger Gestalten zu mir um und ich konnte in aller Ruhe die beiden Personen mustern, die bisher von mir abgewandt auf zwei Sesseln gesessen hatten und sich mir natürlich auch zugewandt hatten.

Sie, Lina McLaney wenn ich mich richtig erinnerte, war blond, dunkeläugig, hatte eine helle Haut und ein noch junges Gesicht, auch wenn man die Spuren ihres Lebens auf den Zügen erkennen konnte. Alles in allem wirkte sie freundlich. Ihr Problem.

Ihr Mann, Tom McLaney, hatte dunkle Haare und Augen, seine Haut hatte eine angenehme Bräune und sein Lächeln war warm. Auch sein Problem.

„Das einzige Vögelchen hier sitzt in deinem Kopf und plant wahrscheinlich gerade seinen Suizid", stellte ich ruhig klar und bekam dafür mehrere schockierte Blicke ab.

Was denn? War doch nur die Wahrheit. Ich konnte ja nichts dafür, dass es dem Vogel nicht gut ging.

„Luxe, schön das du da bist", unterbrach Marie schließlich die unangenehme Stille und bemühte sich um ein Lächeln. Wie süß.

„Hallo Luxe, ich bin Tom und das ist meine Frau, Lina. Ich hoffe, dass wir uns in den nächsten Monaten verstehen werden."

Ich verzog meine Lippen zu einem hinterhältigen Lächeln und meinte dann an den Mann gewandt, der mich aufmerksam musterte: „Wir werden sehen, Tom."

Tom versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch ich erkannte sofort die Anspannung in seinem Blick.

Marie versuchte wieder die Stimmung zu lockern und sagte gespielt fröhlich: „Na dann, ihr habt euch ja jetzt vorgestellt. Wenn alles gepackt ist, könntet ihr los."

Tom und Lina nickten, erhoben sich und liefen an mir vorbei. Ich folgte dem immer noch lächelnden Paar in den Flur, in dem schon meine gepackten Koffer standen und half ihnen sogar dabei, diese in ihren Wagen zu schaffen.

Die lästernde Schnöselfamilie ignorierte ich einfach und verabschiedete mich mit einem flüchtigen Händedruck von Marie. Dann stieg ich in den Wagen ein, ignorierte meine zitternden Finger und das zu schnell schlagende Herz und schnallte mich an.

Während ich meine Kopfhörer aufsetzte und Musik anmachte, warf ich einen letzten Blick zu den Petersons. Die würde ich ganz sicher nicht vermissen.

§§§§§§§§§§§§§§§§§§§§

Hier ist es, dass erste Kapitel. Ich kann nicht garantieren, dass die nächsten auch so lange werden.

Naja, hoffe es gefällt euch. Wenn ja würde ich mich über Votes und Kommentare freuen. Wenn es etwas zu verbessern gibt könnt ihr mir das auch gerne in die Kommis schreiben, bin für konstruktive Kritik immer zu haben.

Over and Out, _Amnesia_Malum_

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