Ich legte mich in mein super bequemes Bett, und schaute auf die Uhr. 21:34 Uhr. Ich rückte mein Kissen ein wenig besser zurecht und schloss die Augen. Ich gähnte einmal, und genoss meine Einsamkeit. Es war so angenehm ruhig ohne Taylor.
Auf einmal, klopfte es an der Tür. Wer war das denn jetzt schon wieder? Ich überlegte, ob ich die Tür öffnen sollte, oder einfach so tun sollte, als ob niemand da wäre.
Doch bevor ich mich entscheiden konnte, wurde die Tür auch schon geöffnet. Schnell zog ich mein Kissen über den Kopf, und versuchte mich somit zu verstecken. Was eine ziemlich dumme Idee war, da wahrscheinlich jeder gesehen hat, dass ich hier lag.
Aber vielleicht ging die Person ja, und war kompetent genug, um zu wissen, dass sie unerwünscht war.
Das glaubst du doch selber nicht, oder? meinte meine innere Stimme.
Dieses Mal musste ich ihr recht geben, und sie hatte nie Recht! An diesem Internat, sind wahrscheinlich alle komplett inkompetent, aber ich hatte trotzdem Hoffnungen in diese Person.
Ich habe immer Recht!
Nein.
Doch.
Nein.
Doch.
Nein.
Doch.
Nein.
Ein Lachen riss mich aus dem Kampf mit mir selbst. Aber es war nicht das unnatürlich hohe und nervtötende Lachen von Taylor. Nein, dieses Lachen war deutlich tiefer, und angenehmer für meine Ohren. Ich kannte dieses Lachen. Es war wunderschön, auch wenn die Person die dahintersteckte es nicht war.
Den hast du aber gedisst! lachte meine innere Stimme ironisch, doch ich ignorierte sie einfach.
Du kannst mich nicht ignorieren, Schätzchen, denn ich bin du. Muhaha. Ich kann dich auch die ganze Zeit voll labern!
"Du brauchst dich nicht vor mir zu verstecken, Prinzessin. Ich sehe dich trotzdem." Ich stöhnte genervt auf, hob meinen rechten Arm, und zeigte Kyran meinen Lieblings-Mittelfinger. Der kann mich mal.
Er lachte nur wieder, und murmelte irgendwas unverständliches, was ich einfach ganz gekonnt ignoriert und meinen Arm wieder sinken ließ.
Ich vergrub mein Gesicht in der Matratze, und hielt das Kissen über meinem Kopf fest, und betete innerlich, dass Kyran verschwinden würde.
Wird er eh nicht, Skye-Schätzchen.
Dann hörte ich Schritte die auf mich zu kamen, und hielt das Kissen über meinem Kopf unwillkürlich noch ein bisschen fester. Das brachte leider nichts, da es mir in der nächsten Sekunde auch schon brutal weggerissen wurde.
"Ey!" meckerte ich. Doch Kyran lachte nur.
"Aufstehen, Prinzessin!" lachte er.
"Warum sollte ich?" fragte ich genervt. "Weil wir sonst zu spät kommen!" antwortet Kyran immer noch lachend. Wohin zu spät?
Naja, es konnte auf jeden Fall nichts wichtiges sein, wenn Kyran mit dabei war, also machte ich keine Anstalten aufzustehen.
"Nagut, wenn du nicht willst, muss ich dich wohl gewaltsam aus dem Bett holen" lachte Kyran. Och nö...
Och doch!
Und in der nächsten Sekunde wurde ich auch schon gewaltsam aus dem Bett gehoben. Da ich mein Gleichgewicht noch nicht gefunden hatte, fiel ich volle Kanne auf die Fresse. Nun hörte Kyran gar nicht mehr auf zu Lachen. Ich wette das der vor Lachen schon heult, und halb am verrecken ist.
Ich würde dich auch auslachen.
Ich knurrte einmal wütend, und stand dann auf, um Kyran ins Gesicht zu schauen. Jetzt lachte er noch mehr, und schmiss sich auf den Boden. Das war die Gelegenheit! Ich trat auf ihn ein so doll ich konnte, doch er lachte immernoch und packte mich am Bein, weshalb ich wieder direkt auf die Fresse flog.
"Du siehst echt scheiße aus, Prinzessin" brachte er lachend heraus. Ich knurrte, stand auf und rannte ins Bad.
Er hatte Recht. Ich sah echt scheiße aus. Schnell kämmte ich meine Haare, und band sie zu einem Dutt noch oben. Dann nahm ich mir einen kleinen Becher und füllte ihn mit Wasser. Rache ist süß Kyrileinchen, dachte ich, und konnte mir ein mieses Grinsen nicht unterdrücken.
Ich öffnete die Tür einen Spalt, und konnte sehen, dass Kyran mit dem Rücken zu mir stand.
Perfekt, perfekt, perfekt.
Schnell sprintete ich zu ihm, und schüttet das Glas direkt über seinem Kopf aus. Jetzt war ich diejenige, die lachte. Er drehte sich zu mir um, und sein dummer Gesichtsausdruck, der wahrscheinlich bedrohlich wirken sollte, brachte mich nur noch mehr zum Lachen.
Er sah mich immer noch schockiert an, und ich stellte das Glas ab, um mich an der Kommode festzuhalten, damit ich vor Lachen nich umfiel.
"Das wirst du noch bereuen..." murmelte Kyran, so leise, dass ich mir nicht sicher war, ob er es wirklich gesagt hatte, oder ob ich es mir nur eingebildet habe.
Ich lächelte immer noch, und Kyran wand sich wieder zur Tür. "Ich zieh mir was trockenes an und komme dann wieder. Ich hoffe, dass du dann auch ein tolles Party-Outfit anhast, ansonsten, muss ich dich wohl so mitnehmen" er grinste breiter als die Grinsekatze von 'Alice im Wunderland', und zwinkert mir zu, bevor er aus der Tür verschwand.
Was hat der denn jetzt?
Das frage ich mich auch. Ich beschloss mich wirklich fertig zu machen. Ich ließ meine Haare offen über meine Schultern fallen, zog mir eine dünne Strumpfhose und ein langes T-Shirt an. (Siehe Bild)
Dann begab ich mich wieder zu meinem Bett, und widmete mich meinem Handy. Ich schaute auf die Uhr. 21:52 Uhr. Ich spürte, wie die verräterische Müdigkeit mich wieder überkam. Doch ich versuchte wach zu bleiben.
Nach einigen Minuten, klopfte es dann auch schon an der Tür. Ich schlenderte fröhlich dahin, und öffnete sie mit einem breiten Grinsen, als ich Kyran vor ihr stehen sah.
"Wohin gehen wir eigentlich?" fragte ich. Und auf dem Gesicht von Kyran, breitete sich wieder diese 'Grinsekatze-Lächeln' aus.
"Das wirst du schon noch sehen, Prinzessin" antwortete er, und grinst nun noch mehr. Ok, das sah mehr als gruselig aus.
"Ich werde mit dir nirgendwo hingehen. Vor allem nicht, wenn ich nicht weiß wohin" zickte ich.
Für eine Millisekunde verblasste sein Lächeln, aber nur für so kurze Zeit, dass man meinen könnte ich habe es mir eingebildet. Sein 'Grinsekatze-Lächeln' verwandelte sich nun in ein böses Lächeln, und ich trat unwillkürlich einen Schritt zurück, da er aussah, als wäre er ein Psychopath.
Er kam immer näher auf mich zu. Als ich dachte, er könnte nicht näher kommen, packte er mich an der Hüfte, und schmiss mich über seine Schulter.
"Lass mich runter, du Vollspast" fauchte ich ihn an, doch er fing nur an zu lachen und machte ein paar Schritte nach vorne.
"Ich meine es ernst, Kyran. Nimm deine Pfoten von mir, oder ich hacke sie ab!" meckerte ich, und schlug mit meinen Fäusten auf seinen Rücken ein. Er lachte nur noch kräftiger, weshalb er so doll wackelte, dass ich dachte, dass ich gleich volle Kanne von ihm runterfalle, und auf meiner wunderschönen Fresse lande. Um das zu verhindern, klammerte ich mich noch mehr an ihm fest.
"Lass mich runter, Kyran!" immer noch lachend lief er weiter, und machte keine Anstalten mich runterzulassen. Schließlich, ließ ich mir es einfach gefallen, da ich erkannt hatte, dass ich eh keine Chance hatte. Er war echt ein prima Bus, auch wenn ich nicht wusste wo es hinging.
Wir erhielten immer wieder ein paar Blicke von den anderen Schülern, die ich einfach nur versuchte giftig in Grund und Boden zu starren. Was mir auch meistens gelang, da fast alle beschämt ihren Kopf zur Seite drehten. Besser so.
Glotzen an dieser Schule eigentlich alle so? Das war ja mal mehr als nervig. Sollen die sich doch um ihren eigenen Kram kümmern. Ich bezweifle ja, dass mein Leben für die interessanter war als ihr eigenes, als sollten sie gefälligst auch woanders hinstarren.
Vielleicht starren sie ja auch Kyran, und nicht dich an...
Bemerkte meine innere Stimme. Aber jetzt mal ernsthaft. Wer zum Teufel, hat nichts besseres zu tun, als Kyran anzustarren. Da war ich definitiv interessanter. Sogar die ganzen Tussen, die auf Kyran standen, glotzten mich an, und versuchten mich mit ihren Blicken zu töten. Ich steckte ihnen nur die Zunge raus, und ding an sie auszulachen. Wie schon so oft gesagt, wütende Bitches, sind einfach nur zu lustig.
Auf einmal bemerkte ich den Blick eines Jungen, der angeekelt zu uns sah. "Was hast du grade Einhornkacke verschluckt, oder warum guckst du so behindert?" meckerte ich ihn an, und spürte wie Kyran lachte. Der Typ wurde knallrot wie eine Tomate und drehte sich weg. Besser so, soll er jemanden anders anstarrten.
Wir liefen gerade durch die Tür raus, als mir einfiel, dass wir ja ab 22:00 Uhr Ausgangssperre hatten, doch dass schien Kyran nicht zu interessieren. Mich auch nicht.
Draußen setzte er mich sanft ab, und grinste breit. "Na endlich" quengelte ich gespielt genervt.
"Sag nicht, dir gefällt es nicht wenn ich dich trage, denn das werde ich dir nicht glauben" lachte Kyran. Und er hatte recht. Ich hatte es genossen von ihm getragen zu werde. Immerhin musste ich dann nicht laufen. Ich lächelte auch, und streckte mich einmal.
"Wohin geht's jetzt?" fragte ich aufgeregt, und klatschte mir fröhlich in die Hände. "Da lang" sagte er schlicht, und deutete nach rechts. Ich lächelte noch breiter, und hüpfte überglücklich in die Richtung, die Kyran mir angewiesen hat. Der jedoch, begutachtete mich nur mit einem Kopfschütteln und einem breiten Lächeln.
Als wir das Schulgelände verlassen wollten, blieb ich abrupt stehen. "Verräts du mir jetzt wo wir hingehen, Kyran?" bettelte ich, und setzte meinen Hundeblick auf. Sein sowieso schon unnatürlich breites Grinsen wurde noch breiter, und er antwortete mit einem simplen "Nö" und ging dann an mir vorbei, runter vom Gelände.
Ich folgte ihm zögernd, da ich immer noch nicht wusste wohin wir gehen, aber den Weg in mein Zimmer eh nie wieder finden würde. Also musste ich ihm wohl vertrauen. Mist. Vielleicht war er ja wirklich ein Psychopath, und will mich jetzt irgendwo in einem Wald umbringen. So unwahrscheinlich war das gar nicht.
Wir liefen noch eine Weile schweigend neben einander her. Vor einem großen Haus, aus dem laute Musik strömte, hielt er dann an.
"Heute ist Derek's achtzehnter Geburtstag. Ich bin eingeladen, und hatte keinen Bock alleine dahin zu geh'n. Also bist nun meine Partybegleitung, Skye" sagte er und lächelte mich verschmitzt an.
Derek, Derek, Deerrrekk? Wer war das noch gleich? Den Namen hatte ich schonmal gehört. Naja, vielleicht kenne ich auch irgendwen anders, der Derek heißt, das war wahrscheinlich kein seltener Name.
Dann machte es Klick. Taylor wollte auf die Party von irgendeinem Derek. Hoffentlich war es ein Anderer, oder ich muss sie zumindest nich sehen. Oder hören!