Mein neues Ich

By Cherrydream_2201

1.8M 112K 33.6K

"Was ist hier los?" rief ich und ignorierte die ängstlichen Stimmen der Anderen. Lens Kehle verließ nur ein... More

Eine Katze bricht bei mir ein
Die spinnen doch alle
Die Entscheidung fällt
Aufbruch
Ich frage Tyler Löcher in den Bauch
Mr. Schlafmütze und seine Kumpanen
Meine Rettung
Ich werde zur Nervensäge
Notiz an mich: Feststellen ob ich träume
Essen, schlafen und schon wieder essen
Ich, der Stalker
Alle haben's drauf, nur ich nicht
Im Kampf des Löwen
Der Befehl des Alphas
Himmel oder...
Hölle
Ich mu(T)ier(e)
Vertrauen
Zu viel Adrenalin
Lektion eins
Luxus
Das Geheimnis
Ich attackiere meine Direktorin
Zwischen Staub und toten Fliegen
Eine interessante Entdeckung, wenn du verstehst, was ich meine
Ich werde zur Spionin
Emotionale Ausbrüche
Ich falle durch ein Bücherregal
Len durchbricht eine Wand
Endgültige Erkenntnis
Blondi und ich bilden ein Team
Man rettet mir den Allerwertesten
Immer eine Frage der Perspektive
Ich, die (mal mehr oder weniger) kreative Person
Die Künste eines Mädchens
Überraschende Wendungen
Eine Zeitreise ist lustig, eine Zeitreise ist schön
Wenn man einfach mal eine Zuflucht braucht
("Mädchen-")Gespräche
Wenn die eigene Mutter zum Fangirl mutiert
Frohe Weihnachten, Sarina
Wieder "richtig" zu Hause?
Die Geschichte der magischen Welt für Ahnungslose, bitte.
Waschechte Männergespräche!
Von Glitzervampiren und rücksichtslosen Chefs
Zweisamkeit
Kuchen und Küsse
Neunzehn
Vergangenheit um Vergangenheit
Überraschungen soweit das Auge reicht
Fragen über Fragen
Lasst das Spiel beginnen
Wahrheiten
Päckchen und Kindergartenkinder
Wenn man vor Emotionen fast verrückt wird
Erinnere dich!
Klarheit
Des Mondes Kind
Wie in Trance
Ein sehr . . . außergewöhnlicher Morgen
Geständnisse
Und die Vorbereitungen beginnen
Mein erster Ball . . .
. . . endet in einem Desaster
Der Beginn
Tag eins -Verborgen in der Dunkelheit
Tag eins -Die Suche ins Nichts?
Tag eins -Der gesuchte Fund
Tag zwei -Erwachen
Tag zwei -Macht
Tag zwei -Der nächste Schritt
Tag drei -Ein kleiner Funke Hoffnung
Tag drei -Maulwurf
Tag drei - Finale Planungen
Die Sonnenquelle
Es ist Krieg
So nah und doch so fern
Trancengleichheit
Wiedersehensfurcht
Wie man richtig wütend wird:
Das letzte Gefecht
Unerwartete Hilfe
Unerwartetere Hilfe
In Finsternis
Von Krankenstationen und Liebesbekundungen
Hoffnungsvolle Versprechen
Epilog -Mein neues Ich
Ritter des Lichts (Ruby x Cody)
Charakterverzeichnis
Q&A

Wenn die eigene Lebensdauer gefährdet ist

26.3K 1.4K 210
By Cherrydream_2201

Mit langen Schritten eilte ich Len hinterher, der mit eingezogenem Kopf und in den Taschen vergrabenen Händen vorangelaufen war.

"Also," begann ich, als ich mit ihm auf einer Höhe lief "was erzählen wir?"

"Ich würde sagen, alles." antwortete Len ohne mich anzusehen. "Sie wird von uns verlangen alles zu berichten. Ich meine, wir haben die Überwachungskameras ausgeschaltet, Geländewagen geklaut-"

"Ausgeliehen." verbesserte ich und der Alpha schnaubte amüsiert.

"ausgeliehen, eine Lösung zur Sichtbarkeit eines auferlegten Zaubers gebraut, einen Werwolf getötet, einen unschuldigen Jungen niedergeschlagen und sind in einen Pub eingebrochen."
"Wenn du das so sagst, klingt das natürlich gleich anders." murmelte ich zerknirscht und Len seufzte.

"Ich denke, es ist besser so."

"Warum habe ich nur das Gefühl, dass diese Worte mich beruhigen sollten, aber diesen Zweck überhaupt nicht erfüllen?" grummelte ich leise. Dabei war ich mir nicht ganz sicher, ob Len mich verstanden hatte, oder den Kommentar schlichtweg ignorierte.

Der Campus war wie leergefegt, als wir über den nassen Rasen liefen. Kein einziger Schüler war zu sehen und ich fragte mich, ob das langsam zur Gewohnheit wurde.

Ich legte den Kopf in den Nacken und wanderte mit meinen Blicken an den weißen Wänden des Gebäudes entlang. Ich entdeckte hinter den Fenstern, die zur Bibliothek gehörten, einladende, leicht flackernde Lichter. Ein paar Leute hatten es sich auf den gepolsterten Fensterbrettern gemütlich gemacht und waren vertieft in ihre Bücher.
Was würde ich jetzt dafür geben.

Ganz in Gedanken versunken setzte ich den Fuß auf die erste Stufe. Die Feuchtigkeit des Regens verwandelte die glatt polierte Oberfläche in eine gefährliche Stolperfalle. Mit Mühe und Not konnte mich noch am Geländer festklammern, bevor mein Hosenboden eine Bekanntschaft mit dem harten Gestein schloss.

Len stieß ein leises Prusten aus, was er aber sofort als Husten tarnte, als er meinen vernichtenden Blick bemerkte. Ich kam noch einige Male ins Rutschen, als wir den Rest der glatten Steintreppen erklommen, doch letztendlich überstand ich die Tortur ohne irgendwelche bösartigen Zwischenfälle.

Angewidert schüttelte ich mich, als wir die hohe Holztür hinter uns schlossen und in den warmen Eingangsbereich traten.

"Ich hasse dieses Wetter!" schimpfte ich und öffnete meine Jacke. "Und bald ist auch noch Winteranfang."

"Das habe ich bereits registriert." brummte Len. "Ich kann das ebenso wenig leiden. "

"Tja," seufzte ich in einem alles erklärenden Ton und steuerte in Richtung Büro "wir sind eben Katzen."

Lens darauffolgendes Augendrehen beachtete ich nicht weiter.

Das erste Mal, als Len mich zu seiner Tante begleitet hatte, war mir der Weg unfassbar lang vorgekommen. Bei den ganzen Treppen, Gängen und Türen verlor man schnell den Überblick, doch in Zwischenzeit war ich schon sooft hier gewesen, dass ich den Weg wahrscheinlich auch im Schlaf finden würde.

Die kastanienfarbene Tür erschien vor uns. Skeptisch musterte ich das Holz und fragte mich, ob ich den Raum dahinter je wieder verlassen würde. Als hätte mein Artgenosse meine Gedanken gelesen, sagte er: "Keine Sorge, sie wird uns schon nicht umbringen." Eine kurze Pause entstand. "Hoffe ich."

Ich schnalzte mit der Zunge. "Das hilft mir ungemein."

Len seufzte. "Na los, bringen wir's hinter uns."

Ich klopfte zögernd und ein scharfes Herein ertönte. Mein Körper verkrampfte sich und ich warf dem Alpha noch einen letzten panischen Blick zu, bevor ich die Tür öffnete und sie den Blick auf Mrs. Roberts freigab.

Sie hatte sich mit dem Gesicht zum Fenster gedreht. Das Kinn erhoben, den Körper so steif wie ein Brett und die Hände vor dem Bauch gefaltet. Ihre gesamte Körperhaltung strahlte ungeheure Kraft, Wut und Stärke aus.

Erst nachdem die schwere Holztür hinter uns in Schloss fiel, drehte sie sich um. Das klackende Geräusch beim Einhaken des Riegels ließ mich zusammenzucken.

Ein harter Zug umspielte die Lippen meiner Direktorin. Die ausdrucksstarken Augen blickten uns kalt an, während helle Flammen der Wut unter ihnen brodelten. Ich meinte auch so etwas wie Enttäuschung in ihrem Blick zu sehen.

"Setzt euch." befahl sie harsch und wir gehorchten eilig. Sie selbst blieb aufrecht stehen. "Zuallererst möchte ich, dass ihr mir alles erzählt. Von Beginn bis Ende. Jedes kleinste Detail. Danach redet ihr nur, wenn ich euch dazu auffordere. Sonst nicht, verstanden? Ich stelle die Fragen und einer von euch muss antworten."

Der stählerne Ton ihrer Stimme veranlasste mich dazu, tiefer in meinen Stuhl zu rutschen, wodurch ich immer kleiner wurde. Wir nickten betreten.

"Gut. Sarina, fang an. Tyler sagte, dass bei dir der Anfang der ganzen Sache liegt."

Also richtete ich mich wieder verlegen zu meiner eigentlichen Größe auf und begann zu erzählen.

Angefangen bei den Haaren am Ast, über das Archiv unter der Bibliothek (wobei mich Mrs. Roberts für einen Moment etwas lang verbissen ansah), bis hin zu meinem Traum.
Wir wandelten nur im Fall Eisauge ein kleines bisschen die Story ab, da wir keine Lust hatten, auch noch wegen Körperverletzung eines Menschen inhaftiert zu werden. Stattdessen hatte wir uns eine Notlüge überlegt, in der wir den Schlüssel vom Brett hinter der Theke gestohlen hatten, um dann Ruby befreien zu können.

Zwischendurch unterbrach mich Len, um etwas hinzuzufügen.

Anschließend fuhr er fort.

Als wir fertig waren, herrschte für ein paar Augenblicke bedrücktes Schweigen.

Doch dann ging das Donnerwetter los: "Euch ist klar, dass das Konsequenzen hat? Für jeden von euch!" Die Bernsteinaugen sprühten vor Wut und fixierten den armen Len. "Ich glaube, ich war noch nie so enttäuscht von dir, Len Dawson! Ihr hättet umkommen können!"
Len zuckte zusammen.

Ja, das war uns auch schon bewusst.

"Das du so etwas überhaupt unterstützt hast! Ich hätte wirklich mehr von dir erwartet." Über den Protest, er wusste ja vorher auch nicht, worauf er sich da einließ, wurde gekonnt hinweggesehen.

"Gerade du solltest wissen, in welcher Situation man sich lieber Hilfe holt, und wann man es allein regeln kann! Doch es scheint so, als müsste ich das mit dir erneut besprechen."
Ich wusste nicht warum, aber sie schien einen wunden Punkt getroffen zu haben, da Len in sich zusammensackte.

Schlechtes Gewissen blitzte in ihren Augen auf und für einen Moment stockte die Direktorin, bevor sie ihn in einem barschen Tonfall anherrschte: "Wir reden später noch darüber!" Dann wandte sie sich an mich. "Und nun zu Ihnen, Miss McAllen!"

Meine Maske saß einwandfrei und ich rüstete mich innerlich auf den Sturm, der gleich über mir einbrechen würde. "Wie konnten Sie nur so leichtsinnig sein und blindlings auf ihre Träume vertrauen? Sie sind keine Hexe, die mit Sicherheit sagen kann, dass ihre Träume etwas zu bedeuten haben. Ich muss Sie enttäuschen, wenn Sie dachten, dass Wahrsagen hier an der Akademie unterrichtet wird!" Autsch, das hatte gesessen. " Außerdem dachte ich, dass sie ein wenig umsichtiger wären und Ihnen die Leben Ihrer restlichen Freunde auch etwas bedeuten würden. Ich hoffe Ihnen ist klar, dass ich umgehen Ihre Eltern verständigen muss?"

Ich nickte schwach.

"Was den Rest Ihrer Truppe angeht... Deren Eltern muss ich wohl auch benachrichtigen. Ganz zu Schweigen von Rubys Familie. Ich bin sicher, sie wollen ihre Tochter besuchen kommen." Ihre Stimme wurde immer leiser und die Augen leicht glasig, als sie den Berg von Aufgaben und Schwierigkeiten vor sich wachsen sah. Mit einem Mal wurde mir klar, was ich hätte anrichten können. Oder, schon angerichtet hatte...

"Es tut mir leid." sagte ich in die plötzlich entstandene Stille hinein. Wahrscheinlich war Lens Tante die Puste ausgegangen. Oder sie wollte sich nicht weiter damit beschäftigen, uns Standpauken zu halten, da wir Beide schon so eingeschüchtert in die Kissen gerutscht waren, dass sie fürchtete, wir könnten zu zwei Häufchen Elend mutieren. Mrs. Roberts schüttelte den Kopf und seufzte.

"Ist euch denn nicht wenigstens in den Sinn gekommen, einen Erwachsenen zu wecken?"

"Doch, aber das hätte zu lang gedauert. Außerdem war es mitten in der Nacht." murmelte ich leise.

"Aber doch genau deswegen!" rief Mrs. Roberts aus und schmiss die Hände in die Luft. "Es war viel zu gefährlich! Wir hätten die Lage ruhig überdenken können und-"

"Sie hätten mir nicht geglaubt." unterbrach ich sie überrascht und blickte zum ersten Mal seit den vergangenen zehn Minuten von meinen Händen auf, als ich mir ihre Worte noch einmal stumm ins Gedächtnis rief. "Sie wären von einem Albtraum ausgegangen, den ich aufgrund meines Schocks wiederholt bekam. Die Handlung von Ruby hätten sie so erklärt, dass sie meine beste Freundin ist und viel an sie gedacht hatte. Auch unbewusst."

Die Schulleiterin sah mich reumütig an.

"Das ist nicht wahr..." druckste sie herum, doch ich hatte sie durchschaut. Mit einem Mal war ich froh, dass ich meinen Weg gegangen war und nicht den, den die Direktorin gerade vorgeschlagen hatte.

"Könnten wir uns jetzt bitte auf die Fakten konzentrieren?" meldete sich Len wieder zu Wort. Sein Gesicht war ausdruckslos, doch als ich ihm in die Augen sah, konnte ich in den Tiefen der Smaragde einen starken, flackernden Schmerz erkennen, gemischt mit leichter Trauer. Ich fragte mich, ob seine Tante ihn durch ihre Worte verletzt hatte. Aber ich konnte mir auf die, für mich eigentlich ziemlich harmlosen Worte, keinen Reim machen.

"Was hat Rubys Entführung zu bedeuten? Hast du mit ihr geredet?" Er beugte sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Tischplatte.

"Habe ich bereits." teilte Mrs. Roberts uns mit und weckte so meine Neugier.

"Was hat sie gesagt?" fragte ich gespannt. Meine Schulleiterin runzelte die Stirn.

"Sie meinte, einen Zettel beim Aufräumen in der Krankenstation gefunden zu haben. Er lag auf einem der Nachttische. Darauf stand, dass ein verletztes Tier an der Grenze des Geländes gesichtet wurde. Unterzeichnet war er mit Mr. Masons Unterschrift, daher hatte sie kein Misstrauen, als sie sich auf den Weg dorthin machte."

"War es Mr. Mason?" fragte ich.

"Nein, Ruby gab mir den Brief und ich zeigte ihn ihm. Es war nicht seine Handschrift und von einem verletzten Tier hatte er ebenso wenig gehört."

Sie setzte sich uns gegenüber.

"Als deine Freundin ankam, sah sie einen Fuchs. An seinem Vorderbein klaffte eine Fleischwunde und natürlich ist sie sofort durch das Tor, um das Tier zu verbinden. Doch dann wurde ihr ein Schlag verpasst und sie wurde ohnmächtig. Als sie wieder zu sich kam, war sie in dem Keller, wo ihr sie gefunden habt."

"Das würde auch erklären, warum wir ihre kleine Tasche mit Verbandszeug gefunden haben." warf Len ein und ich nickte.

"Was ist dann passiert?"

"Das weiß ich nicht." gestand Mrs. Roberts. "Ruby hat angefangen zu stammeln und ist in Tränen ausgebrochen. Ich hielt es für besser, sie später noch einmal zu fragen."

Ich zog besorgt die Augenbrauen zusammen. Was immer auch passiert war, es war wichtig, dass wir es erfuhren. Doch ich machte mir auch Gedanken wegen Rubys psychischen Zustands...

"Hat man den Brief nach Fingerabdrücken abgesucht? Oder irgendwelche anderen Hinweise?" fragte Len.

"Ja, ich habe ihn in eines der Labore im Südturm gebracht. Einer der Magier untersucht ihn gerade. Er hat für ein paar Jahre als Kriminalpolizist in der Menschenwelt gearbeitet und kennt sich dementsprechend gut damit aus."

"Okay." sagte Len kurzangebunden. "Was werden wir als nächstes unternehmen?"

"Ganz ehrlich? Nichts. Ich werde zwar noch zusätzliche Wachen aufstellen, genauso die Ausgangssperre verschärfen und das Eingangstor verschließen müssen, aber selbst ich kann nicht alles verhindern." Das folgende schwache Lächeln erreichte nicht ihre Augen.

"Aber es muss doch eine-"

"Nein." unterbrach die Direktorin mich. "Ich weiß, ich sage sonst immer, dass man eigentlich immer irgendetwas tun kann. Doch in dieser Situation geht es nicht. Ich wüsste nicht, was ich versuchen sollte zu verhindern. Wir werden uns jetzt hauptsächlich darauf konzentrieren, dass unter den Schülern keine Panik ausbricht und das Ganze nicht an die Öffentlichkeit gerät. Ich werde mit den Lehrern eine Versammlung einberufen, in der wir alles weitere klären."

Sie seufzte.

"Ich werde nachher eine Ansprache im Speisesaal halten und alle auf neue Sicherheitsregeln hinweisen. Außerdem habe ich noch einige größere Projekte in Planung und ich bin nicht gewillt, sie abzusagen. Der Winterball ist eine Sache davon." Sie sah nun Len an. "Diesmal findet er bei uns statt und ich möchte nicht, dass er durch irgendwelche unangenehmen Zwischenfälle unterbrochen wird. So wie letztes Mal."

Der Alpha grinste zerknirscht. Ich schaute ihn fragend an und er erklärte mir, dass David im letzten Jahr eine Prügelei angezettelt hatte. Der Ball musste abgebrochen werden und die halbe Schülerschaft der Jungen verbrachte die Nacht im Krankenflügel.

Während er das erzählte, hatte sich Mrs. Roberts eine Tasse Kaffee gemacht und nippte nun an ihrer Tasse. "Wie gesagt," seufzte sie "ich möchte ihn in diesem Winter bis zum Ende genießen, ohne, dass Schüler verschellen oder sich gegenseitig verprügeln... Aber um wieder auf das Thema zurückzukommen, ich werde mir eine Geschichte ausdenken müssen, wie Ruby plötzlich wieder aufgetaucht ist."

"Wie wäre es mit einer Alien-Verschwörung?" schlug Len unschuldig vor und ich kicherte leise. Den Blick, den er dafür von seiner Tante kassierte, war so tödlich, dass selbst ich ein mulmiges Gefühl verspürte, obwohl ich überhaupt nichts gesagt hatte. Doch er zuckte nur mit den Schultern.

„Len," sagte Mrs. Roberts überaus freundlich „das war eigentlich erst einmal alles, was ich mit dir besprechen wollte. Ich bin mir sicher, du hast noch andere wichtige Sachen zu tun." Damit deutete sie deutlich mit dem Kinn Richtung Tür. „Lässt du mich bitte noch ein paar Minuten mit Sarina allein?"

Verblüfft starrte ihr Neffe sie sprachlos an und ich fragte mich, was wohl so wichtig sei, dass die Direktorin es mit mir besprechen wollte, ohne, dass Len dabei war.

„Ist das dein Ernst?" Dabei sah er mich hilfesuchend an. Ich zuckte nur grinsend mit den Achseln.

Mrs. Roberts nickte zuckersüß.

Grummelnd erhob er sich und schlurfte zum Ausgang.

„Ich gehe schon mal runter in die Küche." richtete er das Wort an mich und beachtete seine Tante nicht. Ich schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln, das er halbherzig erwiderte. Dann schlüpfte er durch die Tür und ließ mich mit Mrs. Roberts zurück.

„Ihr versteht euch gut." teilte mir meine Schulleiterin beiläufig mit und schon wusste ich, worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde.

„Hmpf." machte ich.

"Bitte versteh mich nicht falsch, aber seit du mit Len zusammen lebst, scheint er viel gelöster." Sie stellte leicht lächelnd ihre Kaffetasse ab. "Ich denke, dass du ihm guttust."

"Inwiefern?" fragte ich vorsichtig nach und sie seufzte.

"Früher war er ziemlich versteift auf seine drei Freunde. Ich will damit nicht sagen, dass David, Seth und Cody keine anständigen Jungs sind, aber seit du da bist, unternimmt er auch mehr mit Anderen. Sein Freundeskreis hat sich enorm erweitert." Mrs. Roberts sah mich nachdenklich an.

"Du bedeutest ihm sehr viel, weißt du das? Du kannst mir glauben, wenn ich sage, dass er sich früher kaum auf neue Leute eingelassen hat. Seine Kindheit war nicht die Einfachste und er hat gelernt, sich nur mit den Menschen abzugeben, denen er zu hundert Prozent vertrauen kann. Doch wie ich sehe, hat sich das gebessert. Dass er sich auf dich eingelassen hat, scheint ihn einen Schritt vorangebracht zu haben."

Meine Ohren glühten, da ich nicht mit so viel Lob gerechnet hatte und murmelte stattdessen: "Ich denke nicht, dass er sich großartig verändert hat. Wenn man zusammen unter einem Dach lebt, ist es eigentlich unausweichlich, sich näher kennenzulernen."

"Sicherlich." stimmte die Direktorin mir zu. "Aber nur, wenn man sich auch aufeinander einlässt."

Darauf wusste ich keine Erwiderung.

"Na gut, ich hoffe nur, ihr enttäuscht euch nicht gegenseitig. Auch wenn mein Neffe sich manchmal etwas teilnahmslos und gefühlskalt verhält, ist er einer der feinfühligsten Personen, die ich kenne."

Ich nickte.

"Ich weiß, das Ganze hier ähnelt einem Mutter-redet-mit-fester-Freundin-Gespräch, doch ich muss dich warnen." Eindringlich sah sie mich mit ihren Bernsteinaugen an. "Pass auf dein Herz auf, Sarina. Ich weiß nicht genau, was in den letzten Wochen zwischen euch vorgefallen ist, aber irgendetwas sagt mir, dass ihr aufpassen solltet, worauf das hinausläuft. Bleib deiner Gefühle treu und handle nicht überstürzt. Das könnte nicht nur dich, sondern auch Len verletzen."

Ich starrte sie nur sprachlos an. Mein Strudel aus Gedanken ließ sich nicht stoppen und so blinzelte ich nur ein paar Mal benommen.

"So," Mrs. Roberts grinste mich verschmitzt an. "du magst es nicht glauben, aber jetzt kommen wir zu einem weniger ernsten Teil. Unsere Schule nimmt in diesem Jahr an einem Schüleraustausch teil, doch bis jetzt haben sich nur zwei Leute gemeldet und der Eine ist krank geworden. Somit bleibt nur noch der Junge." Sie warf einen Blick auf ihren Computerbildschirm. "Er heißt Nevis und ist neunzehn Jahre alt. Er lebte für ein paar Jahre in Schweden und kam jetzt mit seinem Onkel wieder zurück in seine Heimat." Als sie den Onkel erwähnte, zuckte kurz Wehmut über ihr Gesicht und ich fragte mich, ob sie diesen Mann kannte. "Es gibt dabei nur ein Problem..."
Sie zögerte kurz und ich wartete höflich.
"Trotz seines Alters hat er sich noch nie verwandelt und kann deswegen in kein Haus eingeteilt werden. Ich wollte ihn auch nicht in das Häuschen der Nichtentschiedenen stecken, da ja eigentlich das Ziel ist, neue Kontakte zu knüpfen und sich anzufreunden."
Dann ließ sie die Bombe platzen.

"Also möchte ich, dass ihr beiden Alphas den Jungen bei euch aufnehmt."
Ich keuchte erstaunt.
"Warum erzählen Sie mir das denn? "
"Weil Len seine Zustimmung nicht geben würde." erwiderte meine Schulleiterin achselzuckend. "Wahrscheinlich würde er sonst was mit dem armen Kerl anstellen. Doch da ich nicht wollte, dass ihr beide unwissend bleibt, dachte ich mir, dass du am ehesten Verständis dafür aufbringen würdest."

Ich stöhnte. "Ihnen ist klar, dass Len unheimlich sauer auf mich sein wird, wenn er erfährt, dass ich davon wusste?"
"Jaja." winkte sie ab und mich störte es, dass sie nicht ein wenig besorgter um meine Lebensdauer war.
"Vermeide einfach daran zu denken, wenn ihr euch in eurer animalischen Gestalt befindet."
"Na gut." murmelte ich nicht wirklich überzeugt. Ich wollte einfach nur noch hier raus. "Darf ich gehen?"
"Ja." sagte sie sanft "Ruh dich noch ein bisschen aus und besuche Ruby mal bei Gelegenheit."
"Mach ich."
Damit erhob ich mich.
"McAllen!" rief mich Mrs. Roberts noch eimal, als ich auf den Flur trat. Ich drehte mich erwartungsvoll um. "Denk über meine Worte nach."
Somit riss sie mir mit einem Fingerschnipsen die Tür aus den Händen und ließ mich nachdenklich stehen.

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

"Was hat sie gesagt?" fragte mich Len, als ich ihn später in der Eingangshalle wieder traf. Er hatte einen Zettel in den Händen, wo anscheinend die Abrechnung der Lebensmittel für uns aufgeführt war.
"Ach, so dies und das." wich ich aus und zuckte mit den Schultern.
Er verdrehte die Augen.
"Geht das auch konkreter?"

Ich antworte nicht.
"Meinetwegen." murmelte er eingeschnappt und lief vorraus, während ich noch unsicher auf der Stelle stehen blieb.
"Hey, ahm.. macht es dir was aus, allein zurückzugehen? Ich wollte noch Ruby besuchen." erkundigte ich mich und gab mir Mühe, dabei nicht all zu laut zu schreien, da im Moment Hochbetrieb im Schulhaus herrschte.

Ich sah wie er seufzte und dabei die Schultern nach unten sackten.
"Ja... geh ruhig. Dann seh' ich mal nach dem Rest unserer Truppe."
Die Worte waren schleppend und ich hatte Mühe, sie durch den Lautstärkepegel richtig zu verstehen.
Ich nickte Len dankend zu und hob die Hand zum Gruß, bevor ich mich umdrehte und mich auf den Weg zur Krankenstation machte.

_____________________________
Hey Leute!

Da bin ich wieder.
Die erste Woche Schule nach den Ferien habe ich einigermaßen gut überstanden.... denke ich
Die Leher haben uns bereits mit Hausaufgaben eingedeckt, so, dass wir JA keine Langeweile über das Wochenende haben.

Aber egal.

Dieses Kapitel hat mich einige Nerven gekostet, da Mrs. Roberts einen auf extra weise und philosophisch machen musste.^^'
Naja, ich hoffe, ihr mochtet das Kapitel.

Kritik, Meinungen etc. sind wie immer erwünscht.

Euch noch ein schönes sonniges Wochenende :)

LG
Eure Cherry

Continue Reading

You'll Also Like

3.2M 119K 30
Eine Welt in der Werwölfe von Menschen verachtet werden. Nicht, weil sie selber je einen gesehen haben, sondern eher, weil die Menschen von dem, was...
945K 55.9K 108
Blake lebt ihr Leben so normal, wie es halt mit ihrer, nicht ganz gewöhnlichen, Vorgeschichte und ihren ebenso besonderen Fähigkeiten ging. Bis jeman...
2.3M 77.1K 82
Ein lautes Knallen, das scharfe Luft einziehen meines Freundes und ein tiefes Knurren, welches direkt hinter mir immer lauter wurde. Zwei starke Arme...
2.9M 106K 66
Dein Gefährte Dein Seelenverwandter Deine große Liebe Derjenige, der dich vervollständigt und dein Leben lebenswert macht...doch er kann auch der Gru...