Lieber Niall,
das ist nun schon mein zweiter Brief an dich. Den davor habe ich direkt auf ein weißes Blatt Papier geschrieben, diesen schreibe ich aus meinen Notizen vom Handy ab.
Ich liege im Bett und frage mich, was ich tun würde, wenn einer von euch vier sterben würde. Auch, was ich tun würde, wenn Zayn tot wäre. Würde es mir auch irgendwie nahe gehen? Ich denke nicht. Aber wenn Harry, Louis, Liam oder du sterben würde, wäre das für mich das Ende. Dann wüsste ich wirklich nicht mehr, was mich noch auf dieser Welt halten soll. Eine unmenschliche Welt, findest du nicht auch? Eine Welt voller Kriege, Intrigen, Hass und Enttäuschungen. Und doch gleicht keine einzige, kleine, erträumte Welt einer anderen. Manchmal habe ich das Gefühl, in meiner Welt dreht sich alles um die Psyche. Jeder erwartet meine Hilfe (ich muss zugeben, ich bin auch so dumm und biete sie jedem an, weil ich dafür einfach zu selbstlos bin) und ich springe immer, egal bei wem und wann. Ich glaube, mittlerweile kenne ich kaum noch Leute, die nicht irgendeine psychische Erkrankung haben. Keine Frage, ich finde das sehr schlimm, aber wer von diesen Menschen sieht in mir noch das Mädchen Amber? Das Mädchen, das vielleicht selber mal eine Schulter zum Anlehnen bräuchte! Aber nein, sie denken nur an sich. Ich liebe es, für diese Menschen da zu sein und ihnen zu helfen. Es gibt mir ein besseres Gefühl. Es gibt mir das Gefühl, dass nicht alles an mir schlecht sein kann, wenn diese Menschen mir doch allesamt vertrauen.
Mir fallen gleich die Augen zu. Ich will morgen früh nicht raus. Ich will nicht in die Schule. Ich habe heute wenig gelernt, weshalb ich mir Vorwürfe mache. Ich will gute Noten in der Schule. Ich will niemanden enttäuschen, sondern meinem Niveau gerecht werden. Ich will nicht auch noch in der Schule eine Versagerin sein. Ich will so vieles, Niall.
In 9 Minuten ist Mitternacht.
Träum schön, Niall. Ich hoffe, dir geht es um einiges besser als mir.
In Liebe
Amber
7th March 2016