Grace Notes (Felix Lobrecht F...

By Muspilli

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...und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende. Na ja, ihr wisst schon. Felix und Marie, das große Happy (... More

1. Sonne
2. Bauchgefühl
3. Sommertag
4. Geister
5. Kassiopeia
6. Hoch hinaus
7. Stolz
8. Kreuzberg
9. Deal
10. Wahnsinn
11. Drache
12. Naiv
13. Verfickt verliebt
14. Möglichkeiten
15. Shopping
16. Klassische Seegurke
17. Banane
18. Fuck
19. Hammerhai
20. Romantik
21. Analyse
22. Bemuttert
23. Säbelzahnkaninchen
24. Geruch
25. Demotivierend
26. Aufgelauert
27. Mission
28. Vergessen
29. Funkenflug
30. Zufall
31. Wirkung
32. Entladung
33. Verklemmt
34. Die Aufklärung
35. Weihnachtszirkus
36. Tradition
37. Test
38. Schmusig
39. Notfall
40. Glückwunsch
41. Bescherung
42. Familie
43. Auszeit
44. Live Hack
45. Die Frage
46. Verlobt
47. Böller
48. Hochzeitspläne
49. Location
50. Herzklopfen
51. Panik
52. Brief
53. Spontaneität
54. Dankbar
55. Rockbar
56. Amtlich
57. Souverän
58. Zu spät
59. Real
60. Steuermann
61. Flau
62. Geheimnis
63. Verblassen
64. Ultra
65. Phantom
66. Wunderschön
68. Kaleidoskop
69. Kackdreist
70. Beschützerinstinkt
71. Hitze
72. Abwärts
73. Offensichtlich
74. Hundeblick
75. Picknick

67. Für immer

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By Muspilli

Für immer

„Wie? Die kommt nich?" Felix' Gesicht war rot geworden. Marie hatte das bei ihm bisher selten gesehen. Sein Unterkiefer war angespannt und da war eine Ader links an seinem Hals, die normalerweise nicht so deutlich hervortrat. Zugegebenermaßen verstand Marie, dass er außer sich war. Sie waren eben an der Location angekommen, waren in das Gebäude, eine alte Orangerie, gegangen und wollten hier eigentlich nur noch mal kurz durchatmen, ehe am Seeufer die Trauung stattfinden sollte. Aber dann hatten sie gerade erfahren, dass ihre Traurednerin, die durch die Zeremonie führen sollte, nicht da war.

„Was ist denn passiert?", fragte Marie und legte dabei ganz vorsichtig probehalber eine Hand auf Felix Unterarm, um zu testen, ob das ihn eher beruhigen würde oder ob er jetzt Abstand brauchte.

„Wenn die nicht wenigstens keene Beene mehr hat jetze!", stieß Felix hervor, offenbar noch immer auf mindestens hundertachtzig. Aber er sah Marie nun an, atmete durch, nickte kurz. „Na immerhin du bleibst ruhig."

„Die hatte wohl wirklich einen ... ähm... medizinischen Notfall gestern", erklärte Lucia mit einem schiefen Lächeln.

„Oh." Felix hatte die Augen aufgerissen und strich sich nun über die Stirn. „Sorry, dann...also tut mir leid, klar. Aber was machen wir denn jetzt und... die hat jetzt aber nicht wirklich die Beene verloren, oder?"

„Nein. Aber sie ist wohl im Krankenhaus. Die von der Agentur meinten, sie wird aber wieder. Und sie haben ja Ersatz geschickt", sagte Julian.

„Ersatz?", wiederholte Felix und war offenbar schon wieder dabei die Fassung zu verlieren. „Ersatz? Die hatte doch allet mit uns besprochen. Die war so professionell und lustig und hat einfach perfekt gepasst. Und jetze?"

„Ja, ganz ruhig. Wir sorgen schon dafür, dass alles gut läuft", sagte Lucia.

„Warum habt ihr uns das nicht schon vorhin gesagt? Was habt ihr vor?", hakte Marie nach, der irgendwas an Lucias Art verdächtig vorkam.

„Rie-Rie, das wird schon. Wir waren ja eh involviert in das ganze Ding hier, Julian, Hanna, Felix' Jungs, Tommi, ich. Wir haben uns die Nacht über was überlegt. Mit Hilfe der Agentur. Keine Angst. Das wird so laufen, wie ihr euch das gewünscht habt. Oder sogar noch besser." Sie lächelte jetzt.

„Oh Mann", murmelte Marie.

„Vertraut ihr uns?" Lucia sah sie beide abwechselnd an.

Marie wollte all die Zweifel anbringen, die sie mit einem Mal überschwemmten. Was, wenn das Felix und sie total aus dem Konzept bringen würde? Was, wenn es lächerlich werden würde? Was, wenn sie einen wichtigen Teil vergessen würden? Sie sah Felix an, der ebenfalls zu ihr schaute. Sie war sich sicher, dass er ihre Gedanken teilte. Aber es beruhigte sie, ihn anzusehen. Und er hatte sich offenbar ebenfalls beruhigt. Er nickte langsam, während er ihre Hand griff. „Wir beide", sagte er und es war, als wäre außer ihnen gerade niemand in der Orangerie. „Wir sind doch schon verheiratet. Das heute ist ein Fest. Für uns, für unsere Familie, für unsere Freunde. Wir wollten dit allet locker haben. Solange die nich noch die Ringe vergessen ham jetzt, wird dit schon." Er lächelte.

Marie lächelte ebenfalls und nickte dann, ehe sie sich wieder an Lucia und Julian wandte, die vor ihnen standen, als würden sie auf Abbitte warten. „Ihr macht das schon", sagte sie.

„Gut." Lucia wirkte erleichtert.

„Jut", sagte auch Julian. „Und die Ringe hast du doch, oder?" Er sah seinen Bruder abwartend an.

Felix atmete tief ein. „Dicker! Mach jetzt keene blöden Scherze mehr, ja? Mein Scherzbedarf ist für heute gedeckt. Ist dit klar?" Als Julian nicht sofort reagierte, schob Felix deutlich hinterher: „Ob dit klar is?"

Julian lachte. „Ja, schon gut. Sorry dafür. Und natürlich hamwa die Ringe. Dit wird jut."


Ein paar Minuten später waren Felix und Marie alleine in dem Gebäude zurückgeblieben. „Warum genau machen wir das hier noch mal?", fragte Marie und grinste dann unbeholfen. „Keine Kirche, klar, aber... ey, wenn du nicht bei mir wärst..."

„Bin ick aber. Wäre ja echt seltsam, wenn du hier alleene wärst jetze." Felix legte beide Hände an ihre Wangen und gab Marie einen Kuss. „Bin och nervös. Aber is eben ein großer Tag."

„Ja." Marie nickte, löste die Umarmung auf, nur um dann nach Felix' Hand zu greifen. „Okay. Ich wäre dann so weit. Du auch?" Sie sah ihn an.

„Ja." Sie gingen durch den Vorraum und durch eine Tür in den Hauptraum der Orangerie. Durch die bodentiefen Fenster konnten sie nun in den dahinter liegenden Garten schauen. Durch die alten Scheiben etwas verschwommen waren Menschen zu erkennen. Helle, bunte Farben dominierten die Kleidung. An der Tür standen René und Sophie, die die Flügel aufhielten, sobald sie Felix und Marie sahen. Bei Marie setzte wieder das beinahe schon unnormale Lächeln ein. Aber sie hatte es nicht nur selbst, sie sah es bei allen Menschen, deren Blick sie nun begegnete. Und natürlich auch bei Felix, wenn sie ihn hin und wieder von der Seite ansah.

Auf der Wiese standen ein paar Stühle und Bänke, gedacht vor allem für die eher älteren Familienmitglieder. Die meisten Leute hatten sich an die Stehtische und dazwischen zu kleinen Grüppchen zusammengetan, tranken und lachten. Am See, unter einer Silberweide, warteten, in einem Halbkreis stehend, ein paar der engsten Verwandten und Freunde. Es gab keinen geraden Gang. Keinen Spießrutenlauf, wie Marie es scherzhaft genannt hatte. Felix und sie liefen mäandernd an den Leuten vorbei, wurden begrüßt, angelächelt, kurz umarmt. Das vorher noch wahrzunehmende Stimmengewirr wurde nach und nach leiser und verschwand, als Felix und Marie vorne angekommen waren, schließlich ganz. Nur noch die Vögel waren zu hören.

Sie drehten sich um, so dass sie den Großteil der Gäste sehen konnten. Felix hielt wieder Maries Hand, als er das Wort ergriff: „Eigentlich bin ick dit ja so gewohnt, dass die Leute klatschen, wenn ick auf die Bühne komme." Irgendwo waren tatsächlich ein paar Klatscher zu hören. Marie musste grinsen, als sie einige von Felix' Freunden entdeckte, die über Felix' Opener lachten. Er konnte nicht anders, das war ihnen allen klar gewesen. „Ich, nein wir", er schaute Marie an, „wir freuen uns, dass ihr heute alle hier seid." Marie nickte zustimmend. „Jut", sagte Felix dann und räusperte sich. „Dann lass mal anfangen, wa?"

Sie drehten sich, so, dass sie sich gegenüberstanden. Ihre Hände verloren den Kontakt, aber ihre Blicke hielten ihn dafür. Kurz überkam Marie ein flaues Gefühl. Zu viele Leute, die sie jetzt anschauten. Einatmen, ausatmen. Sie sah Felix an. Alles war gut.

„Liebe Marie, lieber Felix, liebe Verwandte, Freunde, Gäste", begann eine fremde Stimme neben ihnen. Felix und Marie wandten die Köpfe. Es war seltsam, dass es nicht die Traurednerin war, mit der sie alles besprochen hatten. Die zierliche, bereits ergraute Frau wirkte freundlich und lächelte, ehe sie fortfuhr: „Dieser Tag ist etwas Besonderes. Und an einem so besonderen Tag kann man die Zusprache, die Unterstützung, die Liebe und Freundschaft der einem nahe stehenden Menschen besonders brauchen. Daher haben Ihre Lieben beschlossen, die Zeremonie gemeinsam mit Ihnen durchzuführen."

Marie versuchte die Worte zu verstehen. Ja, das war ihr Plan gewesen, von Anfang an. Es sollte keine sterile Trauung sein – Felix und sie mit der Traurednerin hier, der Rest der Gesellschaft zuhörend und wartend da. Aber gerade war sie argwöhnisch, was nun aus diesem Plan geworden war. Vertrauen, Marie, Vertrauen. Zu ihren Freunden und vor allem zu Felix. Er hatte doch recht: Sie waren schon verheiratet. Das heute war eine Feier.

Die Frau trat zurück. Dafür traten Julian, Sophie und Hanna jetzt zu dem Brautpaar, wandten sich an die beiden und die Gäste. „Liebe Marie", sagte Julian.

„Lieber Felix", sagte Hanna.

„Unsere Familie wird heute größer", sagte Julian. „Und dit is ne ziemlich coole Sache."

„Es passt", sagte Hanna. „Und vor allem passt es zwischen euch, was ja nun mal das Wichtigste ist."

Susanne und Frank lösten die drei ab. „Liebe Marie, ick könnte mir echt keine bessere Partnerin für meinen Großen hier wünschen."

„Lieber Felix." Susannes Stimme war zu leise. Sie räusperte sich, fuhr sich über die Wange, so als fürchtete sie, schon wieder zu weinen, ehe sie erneut ansetzte: „Lieber Felix, ich bin froh, dass ihr beide euch gefunden habt."

Als nächstes traten Lucia und Tommi neben die beiden. Lucia lächelte. „Und jetzt kommt die winzige Planänderung", sagte sie leise und verschwörerisch. „Tommi ist ja nun mal nachgewiesen Moderator und ich hab nachgewiesenermaßen eine große Klappe. Also werden wir euch jetzt trauen."

Marie musste lachen und riss die Augen auf. „Lux!" Sie schüttelte den Kopf, freute sich aber. Dass Lucia keinen Zweifel an ihrer eigenen Eignung hatte, war offensichtlich.

„Tommi", sagte Felix und er wirkte ein wenig skeptischer.

„Dreht euch mal um", sagte der und wies irgendwo in Richtung Orangerie. „Wird alles aufgezeichnet."

„Versteckte Kamera?", vermutete Marie.

„Nee, ZDFneo. Is nich schlimm, dit sieht nachher eh keiner", sagte Felix und musste nun selbst lachen. „Okay", sagte er dann und machte eine herbeiwinkende Bewegung zu Tommi. „Ick weeß, dass du dit nich versaust, weil ick sonst kein Wort mehr mit dir reden werde. Und dit wäre verdammt scheiße für den Podcast, dem du deinen gesamten Ruhm und Lebensunterhalt verdankst."

„Ach ja", seufzte Tommi. „Dafür lieb ich Felix: Bescheidenheit ist einfach sein Ding."

Lucia räusperte sich. „Wir sollten jetzt mal wirklich", sagte sie und redete lauter weiter. „Ich muss euch nicht erklären, warum wir alle heute hier sind." Sie wandte sich sowohl an Felix und Marie als auch an die Gäste. „Diese beiden hier heiraten und wollen das feiern mit uns."

„Das finde ich eine sehr gute Idee", erklärte Tommi. „Beides. Als ich Felix kennengelernt habe, hätte ich gar nicht gedacht, dass er der Typ fürs Heiraten ist. Ehrlich gesagt hätte ich jedenfalls immer gedacht, dass von uns beiden ich derjenige bin, der mal diesen – nicht böse gemeint – eher klassischen Weg einschlagen würde. Aber als ich ihn zum ersten Mal von dieser Nachbarin habe reden hören und dabei die kleinen Sternchen in seinen Augen erkannt habe – gut, das kann auch eine Störung aufgrund der schlechten Übertragung via FaceTime gewesen sein – also jedenfalls hab ich da schon so etwas geahnt. Und bald hab ich dann erstmals einen eindeutig verliebten Felix kennengelernt. Was so ziemlich der faszinierendste Aggregatzustand ist, den ein Felix Lobrecht offenbar annehmen kann. Ihr habt euch vielleicht nicht gesucht, aber gefunden. Und das sind wohl die besten Liebesgeschichten, die es gibt – die, die von Zufall geprägt sind, die, in denen beide Hürden und Hindernisse überwinden müssen. Die, in denen beide zusammen wachsen und zusammenwachsen." Tommi lächelte und nickte dann Lucia zu.

„Als Marie mir das erste Mal von Felix erzählte, war ich gar nicht so begeistert. Man könnte sagen, dass es da am Anfang ein paar doch recht merkwürdige, ungünstige Begegnungen gab." Sie sah Felix an und sagte dann leise zu ihm: „Die Nummer nachts im Treppenhaus hättest du dir aber auch sparen können, oder?" Lauter fuhr sie fort: „Aber auch mir war ziemlich schnell klar, dass da etwas Besonderes passierte zwischen diesem Felix und meiner Marie. Ich musste dann glatt meine Zelte in Brasilien abbrechen und mir selbst ein Bild davon machen, was da ablief." Sie grinste breit. „Das mit euch beiden hat mich überzeugt. Und ja, es gab da immer wieder ein paar Probleme, die ihr aber gemeinsam überwinden konntet. Und das macht auch eine gute Beziehung aus: Sich finden, auch wenn man sich zwischendurch mal verloren hatte. Und ihr habt euch so was von gefunden."

Tommi übernahm wieder: „Wenn man den Einen oder die Eine gefunden hat, diese Person, die das Leben erleichtert und bereichert, mit der man streiten und sich wieder versöhnen kann, die Person, die einem einfach die Welt bedeutet, dann möchte man diese Person festhalten. Und traditionell macht man das eben noch immer am besten, indem man sie heiratet." Er zögerte und fügte dann sehr, sehr leise hinzu. „In Österreich gibt es da noch andere Methoden, aber wir sind ja hier immer noch in Deutschland." Er war offensichtlich zufrieden, dass er Felix ein breites Grinsen abgerungen hatte und fuhr in normaler Lautstärke fort: „Und deshalb sind wir heute hier: Weil die beiden hier, weil Marie und Felix beschlossen haben: Ja, wir wollen unser Leben zusammen verbringen. Und zwar richtig. Offiziell, mit Standesamt, mit Feier, mit Ringen, mit Brautkleid und... Versace?" Er sah Felix fragend an und musterte dessen Hemd.

„Versace", bestätigte Felix.

„Versace", wiederholte Tommi. „Eben alles, was so zu einer normalen Hochzeit dazu gehört. Und ja, deswegen sind wir heute hier: Um diese beiden und ihre Liebe zu feiern."

„Marie, Felix." Lucia sah die beiden nacheinander an. „Wollt ihr dazu noch was sagen?"

Felix nickte und wandte sich wieder völlig Marie zu. Sie nahmen sich an den Händen. „Marie. Ich sage dir oft, dass ich dich liebe. Weil es stimmt. Weil ich weiß, dass es dir gut tut. Und weil ich weiß, dass es mir gut tut. Es zu sagen. Und dich zu haben. Du machst alles besser für mich. Du bringst mich runter auf ne gesunde Ebene, wenn ick drüber bin. Du bringst mich hoch, wenn ick down bin. Und das, obwohl oder gerade weil du akzeptierst, wie ick bin. Du kommst mit meiner Art klar, mit meinen Macken. Du willst mich nicht ändern. Aber du änderst mich. Du hast mein Leben verändert. Und zwar auf die beste Art. Ich hab mir nie vorstellen können, an dem Punkt zu stehen, an dem wir beide gerade stehen. Aber ich tu's. Wir tun's. Und das ist das beste Gefühl, das ich je hatte. Ich liebe dich. Und ich verspreche dir: Ich werde immer für dich da sein."

Marie musste blinzeln. Sie war gerührt. Und die leisen Ohs aus den Reihen der Gäste halfen nicht gerade dagegen. Und dass Felix selbst ganz offensichtlich Tränen in den Augen hatte und nur noch halb so gefährlich starren konnte, half auch nicht. Sie sah ihn an, lächelte und atmete ein, atmete aus. „Felix", sagte sie, vielleicht zu leise. „Dir zu begegnen hat... mein Leben auf den Kopf gestellt. Auf die beste Art und Weise. Die Liebe zu dir hat mich nicht überrannt, und selbst als sie da war, hab ich sie erst nicht wahrhaben wollen. Weil es einfach zu schön war, um wahr zu sein. Und jetzt? Ich kann und will mir gar nicht mehr vorstellen, wie es war, dich nicht zu lieben. Du hast mein Leben auch verändert. Ganz praktisch, weil ich heute anders lebe, woanders lebe als damals. Aber auch in mir hat sich was geändert. Zum Besseren, in jeder Hinsicht. Es hat öfter mal Klick gemacht, seit ich dich kenne. Du hattest so viel Geduld mit mir. Du hast wohl viel früher als ich gesehen, was das mit uns beiden sein könnte: die große Liebe. Und ja, die ist es, davon bin ich überzeugt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich dir das sagen konnte. Aber jetzt ist es das Natürlichste und Wahrste, was ich dir jeden Tag sagen will: Ich liebe dich. Und ich verspreche dir: Ich werde immer für dich da sein."

Felix und Marie sahen sich an, sahen nur sich, obwohl alle drumherum an ihrer Liebe teilnahmen in diesem Moment. Die Worte waren keine leeren Worte gewesen, das sahen sie in den Augen des jeweils anderen.

Schließlich ergriff Lucia wieder das Wort: „Um diese Liebe noch offensichtlicher zu machen, als sie es ohnehin schon war, sind wir heute hier. Ihr habt es schon vor ein paar Monaten offiziell gemacht, aber etwas fehlte noch: die Ringe."

Marie und Felix lösten ihre Hände, so dass sie sich umsehen konnten nach dem Ringträger. René kam und leitete Mika vor sich her in Richtung der beiden. Marie musste lächeln. Sie hatte gewusst, dass ihr Patenkind die Ringe überbringen sollte. Aber sie hatte nicht gewusst, ob ihre kleine Überraschung gelingen würde. Mika trug ein blaues Shirt mit einem gezeichneten Tier darauf, das beinahe gefährlich wirkend mit seiner gespaltenen Zunge züngelte.

Felix lachte auf. „Ey! Ick hatte mir doch gewünscht, dass ein Waran die Ringe bringt."

Marie sah ihn grinsend an. „Einen echten zu beschaffen wäre teuer oder illegal oder beides gewesen. Aber so geht ja auch."

„Hey!" Felix ging in die Hocke, als Mika vor ihnen stehen geblieben war. „Starkes Shirt hast du da. Und du bringst uns was, ja?"

Mika nickte nur und streckte Felix das Kissen mit den Ringen entgegen. Der nahm den kleineren der beiden und stand dann auf. Marie hockte sich nun zu ihrem Patensohn, umarmte ihn kurz und flüsterte ein „Danke!" in sein Ohr, ehe sie den zweiten Ring nahm.

Mika grinste jetzt breit und lief zurück zu seinem Vater, der ihn an die Hand nahm und zur Seite führte.

Marie stand wieder vor Felix. Sie war sich nicht mehr sicher, wie genau das hier ablaufen sollte. Ihr Kopf war seltsam leer. Felix nahm ihre Hand und steckte ihr den Ring an. „Meine Frau", sagte er leise.

Marie machte es ihm nach, steckte ihm zitternd den goldenen Ring an den Finger und lächelte Felix dann an. „Mein Mann."

Felix griff mit einer Hand ihre Hand und legte die andere an ihre Wange. Sie schauten sich an, lächelten. Marie spürte die elektrisierende Spannung zwischen ihnen beiden, die beinahe magnetisch wirkende Anziehungskraft, die sie dazu trieb, sich immer weiter anzunähern, chancenlos, dem auszuweichen. Aber das wollten sie auch nicht, natürlich nicht. Sie küssten sich, zart und leise, während um sie herum eine Geräuschkulisse aufbrandete. Marie kam es vor wie Waldrauschen, Meeresrauschen, das durch Windböen untermalt wurde. Erst als Felix und sie sich voneinander lösten, wurde ihr bewusst, dass es Menschenstimmen waren. Menschenstimmen und Applaus. Sie feierten sie. Sie feierten Felix und sie und ihre Liebe. Marie spürte regelrecht die Freude, die um sie herum ausbrach. Aber sie sah weiterhin nur Felix, sah dieses Lächeln und spürte ihr eigenes. „Ich liebe dich", sagte sie. „Für immer."

Felix lächelte, küsste sie erneut und nahm sie danach fest in die Arme, streichelte sie. Auch Marie hielt ihn fest und hörte, durch das Rauschen hindurch seine Stimme ganz nah an ihrem Ohr: „Ich liebe dich auch. Für immer."





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